Gelungene Flucht mit einem LKW am Grenzübergang „Checkpoint Charlie"

Gelungene Flucht mit einem LKW am Grenzübergang „Checkpoint Charlie"

Beitragvon Interessierter » 18. Oktober 2017, 10:26

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Zollkontrollbereich mit hoher Geschwindigkeit passiert: Gelungene Flucht mit einem LKW am Grenzübergang „Checkpoint Charlie“, 29. August 1986 (Foto: BStU, MfS, HA I Nr. 14442, Bd. 2)

Mit einem mit fünf Tonnen Kies beladenen Lastwagen und einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde durchbricht der 32-jährige Berufskraftfahrer Hans-Joachim Pofahl mit seiner 26-jährigen Lebensgefährtin und ihrem acht Monate jungen Baby die Sperranlagen am Grenzübergang Friedrich-/Zimmerstraße („Checkpoint Charlie“).

Die beiden haben sich während der Fahrt auf dem mit einem Stahlboden ausgebauten Führerhaus auf Kissen und Decken niedergekauert. Der LKW durchbricht die Schranken, eine Alarmsirene ertönt.

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Schranke im Zollbereich durchbrochen: Gelungene Flucht mit einem LKW am Grenzübergang „Checkpoint Charlie“, 29. August 1986, Quelle: BStU, MfS, HA I Nr. 14442, Bd. 2

Die Grenzposten schießen nicht, sondern verlassen sich auf die Wirksamkeit der technischen Sperranlagen. Doch die automatische Anlage zur Verriegelung des Sperrschlagbaumes benötigt exakt 13 Sekunden – und schließt erst unmittelbar nach Passieren des LKW. Die Windschutzscheibe fliegt während der Flucht heraus, die Scheinwerfer gehen zu Bruch und Teile der Vorderfront werden beschädigt. Doch die waghalsige Flucht findet ein glückliches Ende in West-Berlin.

„Ich hoffte, dass die Grenzsoldaten hier nicht so scharf vorgehen würden, weil der Übergang hauptsächlich von Diplomaten und Ausländern benutzt wird“, zitiert die West-Berliner Presse Hans-Joachim Pofahl. 1985 habe er aus politischen und beruflichen Gründen einen Ausreiseantrag gestellt.

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Das letzte Hindernis niedergewalzt: Gelungene Flucht mit einem LKW am Grenzübergang „Checkpoint Charlie“, 29. August 1986, Quelle: BStU, MfS, HA I Nr. 14442, Bd. 2

Pofahl: „Wir sagten uns: Lieber fünf Minuten Angst als vier Jahre lang Warten auf die Genehmigung unserer Ausreise.“


Im Abschlussbericht der Stasi über den „gewaltsamen Grenzdurchbruch“ heißt es, in Abstimmung mit den Grenztruppen werde die Möglichkeit einer sicherheitstechnischen Verbesserung „durch den Einbau von Slalomelementen und Sichtblenden bzw. Passagentoren geprüft“.

http://www.chronik-der-mauer.de/fluchte ... ugust-1986
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Re: Gelungene Flucht mit einem LKW am Grenzübergang „Checkpoint Charlie"

Beitragvon Interessierter » 20. Oktober 2017, 09:44

Gelungene Flucht über den Teltowkanal nach Berlin-Zehlendorf

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Grenzsoldat rutscht aus und verliert das Magazin seiner Maschinenpistole: Gelungene Flucht von drei Jugendlichen über den Teltowkanal nach Berlin-Zehlendorf, 24. September 1986 (Foto: BStU, MfS, HA I Nr. 14442, Bd. 2)

Drei Jugendlichen gelingt am 24. September 1986 kurz nach 2.00 Uhr die Flucht in den West-Berliner Bezirk Zehlendorf.


Von Teltow kommend überwinden sie die in Plattenbauweise errichtete, drei Meter hohe Hinterlandmauer, den Grenzsignalzaun und das letzte Sperrelement – einen drei Meter hohen Streckmetallgitterzaun – mithilfe einer Holzleiter. Die eigentliche Grenze verläuft an dieser Stelle in der Mitte des 40 Meter breiten Teltowkanals, den alle drei unversehrt durchschwimmen.

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Grenzsoldaten nehmen Verfolgungsjagd zu spät auf: Gelungene Flucht von drei Jugendlichen über den Teltowkanal nach Berlin-Zehlendorf mithilfe einer Leiter, 24. September 1986 (Foto: BStU, MfS, HA I Nr. 14442, Bd. 2)

Viel Glück ist mit im Spiel: Grenzsoldaten haben die Flüchtlinge schon auf der Hinterlandmauer bemerkt, doch beim Absteigen aus ihrem Wachturm rutscht einer der Verfolger in dem unbeleuchteten Inneren des Turmes aus und verliert dabei das Magazin seiner Maschinenpistole. Die Suche im Dunkeln kostet Zeit. Als die Grenzposten die Munition schließlich gefunden haben und den Turm verlassen, um die Verfolgungsjagd aufzunehmen, sind die Flüchtlinge bereits verschwunden.

http://www.chronik-der-mauer.de/fluchte ... ember-1986
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Re: Gelungene Flucht mit einem LKW am Grenzübergang „Checkpoint Charlie"

Beitragvon augenzeuge » 20. Oktober 2017, 12:31

Interessierter hat geschrieben:Mit einem mit fünf Tonnen Kies beladenen Lastwagen und einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde durchbricht der 32-jährige Berufskraftfahrer Hans-Joachim Pofahl mit seiner 26-jährigen Lebensgefährtin und ihrem acht Monate jungen Baby die Sperranlagen am Grenzübergang Friedrich-/Zimmerstraße („Checkpoint Charlie“).



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Die Geschichte, wie es dazu überhaupt kam, aus einem Buch im Detail (leider fehlen bestimmte Seiten):
https://books.google.de/books?id=7t5nAg ... hl&f=false

AZ
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Re: Gelungene Flucht mit einem LKW am Grenzübergang „Checkpoint Charlie"

Beitragvon Volker Zottmann » 20. Oktober 2017, 14:33

Toll und danke Jörg.
Die nächste im Buch beschriebene Flucht über die Ostsee ist ebenso spannend und obendrein schön, weil es beide Surfer schafften.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 


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