Dachdeckerflucht von Klein Glienicke nach Zehlendorf

Dachdeckerflucht von Klein Glienicke nach Zehlendorf

Beitragvon Interessierter » 8. Oktober 2017, 09:51

Im Mai 1965 sind Reparaturarbeiten am Dach der Kapelle und des Pfarrhauses von Klein Glienicke fällig. Drei Arbeiter erhalten Passierscheine, mit denen sie das Grenzgebiet betreten dürfen. Während der Dacharbeiten werden sie ständig von zwei Grenzsoldaten bewacht. Als sich am 7. Mai 1965 ein Grenzposten unerlaubt entfernt, erkennen zwei der Dachdecker ihre Chance. Einer der beiden entwaffnet den verbliebenen Posten, während der zweite mit einer Leiter in Richtung Mauer vorrennt. Mit Warnschüssen wird der Grenzsoldat von einer Verfolgung abgehalten. Die Flucht der beiden gelingt.

Bild
Fluchtskizze der Stasi: Dachdecker-Flucht von Klein Glienicke in den West-Berliner Bezirk Zehlendorf, 7. Mai 1965 (Quelle: BStU, Ast. Potsdam, AOP 3043/66)

Der dritte Dachdecker bleibt auf der Baustelle zurück; er will seine junge Familie nicht verlassen. Trotzdem wird er von der Stasi im Untersuchungsgefängnis in der Potsdamer Lindenstraße inhaftiert. Dort gesteht er nach vielen Vernehmungen unter Druck, von den Fluchtabsichten seiner Kollegen gewusst und ihnen die Funktionsweise einer Waffe ausführlich erklärt zu haben. Er wird im Juli 1965 zu einem Jahr und neun Monaten Zuchthaus verurteilt.

Die Potsdamer Staatsanwaltschaft findet das Urteil zu milde und legt Berufung ein. Unter dem Vorsitz des Oberrichters Wohlgethan erhöht das Bezirksgericht Potsdam im November 1965 die Strafe auf zwei Jahre Zuchthaus – wegen „gemeinschaftlich begangenen, staatsgefährdenden Gewaltakts" (§ 17 StEG, § 47 StGB).

Die beiden Grenzsoldaten werden beschuldigt, durch ihr „Fehlverhalten" die Flucht der Dachdecker überhaupt erst ermöglicht zu haben. Das Militärgericht Potsdam verurteilt sie zu zwei Jahren bzw. sechs Monaten Gefängnis.

http://www.chronik-der-mauer.de/fluchte ... 7-mai-1965
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Re: Dachdeckerflucht von Klein Glienicke nach Zehlendorf

Beitragvon augenzeuge » 8. Oktober 2017, 10:04

Die beiden Grenzsoldaten werden beschuldigt, durch ihr „Fehlverhalten" die Flucht der Dachdecker überhaupt erst ermöglicht zu haben. Das Militärgericht Potsdam verurteilt sie zu zwei Jahren bzw. sechs Monaten Gefängnis.


Wunderbare Basis für zukünftige politische Unterweisungen junger Soldaten. Ergo: Erschießt sie lieber, dann passiert euch das nicht. [angst]

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Re: Dachdeckerflucht von Klein Glienicke nach Zehlendorf

Beitragvon karnak » 8. Oktober 2017, 10:14

Nur mal so , fernab vom Thema, Grenzregime der DDR und deren zweifelsfreier Fragwürdigkeit. Die Sache Soldatsein runtergerechnet, sie werden in die Welt gebracht um zu erschießen, alles andere ist idealistisches Gelaber.
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Re: Dachdeckerflucht von Klein Glienicke nach Zehlendorf

Beitragvon Volker Zottmann » 8. Oktober 2017, 10:30

karnak hat geschrieben:Nur mal so , fernab vom Thema, Grenzregime der DDR und deren zweifelsfreier Fragwürdigkeit. Die Sache Soldatsein runtergerechnet, sie werden in die Welt gebracht um zu erschießen, alles andere ist idealistisches Gelaber.

Also Deine Meinung mal kausal betrachtet:
Die DDR Grenzsoldaten wurden von vornherein zum Erschießen an die Grenze gestellt!
Schön, Dein Erkenntnisgewinn Kristian. Das genau versuchen wir hier schon jahrelang nachzuweisen. Alles andere ist idealistisches Gelaber. Blutrot ist die Fahne der Arbeiterklasse, die Arbeiter zum Erschießungskommando aborneten. Nichts anderes! Ein Toter war stets besser als ein Überläufer.

Gruß Volker
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Re: Dachdeckerflucht von Klein Glienicke nach Zehlendorf

Beitragvon karnak » 8. Oktober 2017, 10:43

Nee, das legst Du mir nur in den Mund um per se und nebenbei diesen Schießbefehl den es natürlich gab, aber den man als Tötungsbefehl umdeutet, was einen erheblichen Unterschied macht, zu beweisen. Es ging mir nur um den RUNTERGERECHNETEN "Sinn des Soldatseins" zu jeder Zeit.
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Re: Dachdeckerflucht von Klein Glienicke nach Zehlendorf

Beitragvon augenzeuge » 8. Oktober 2017, 12:14

Das Schlimme an dem Problem der jungen Grenzer war ja, sie wussten gar nicht was ihnen drohte, waren unerfahren, die meisten wurden dazu abgeordnet, sie waren aufgrund ihres Alters leicht zu beeinflussen. So richtige Chancen standhaft zu bleiben hatten sie doch gar nicht. Wenn sie erkannten was los war, waren sie meist schon drin und kamen nicht mehr weg. Und wenn ihnen sowas passierte, war es zu spät. Rechtsbeistand gabs nicht. Im guten Glauben stellten die sich hier hin, plauderten womöglich mit den Arbeitern und merkten gar nicht, wie man sie an der Nase herumführte und entwaffnete. Dann wanderten sie in den Knast. Und man meinte, das wäre alles richtig..... [bloed]

Um sie scharf zu machen, verunsicherte man sie später zusätzlich mit Schwedt und solchen Urteilen. Und alles im Namen des Sozialismus.

Gut, dass einige Verantwortliche in den Knast mussten, auch wenn es ihnen kaum weh getan hat. Von den hier verantwortlichen, psychischen Hardlinern waren es leider zu wenig.

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