Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Interessierter » 22. Juli 2019, 12:54

1984 verstecken Schüler aus dem hessischen Marburg auf ihrer DDR-Klassenfahrt einen Mann in ihrem Reisebus. Die Flucht in den Westen gelingt. Jetzt gab es ein Wiedersehen.

Zwei Menschen liegen sich in den Armen und halten sich lange fest. Seit über 30 Jahren haben sie sich nicht gesehen. Und trotzdem ist da ganz viel Gefühl zwischen ihnen. Natürlich, hat der eine dem anderen doch die Freiheit geschenkt!

Aber von vorn: Es ist das Jahr 1984. Deutschland ist geteilt in West und Ost.

In dieses andere Deutschland reist eine Marburger Schülergruppe auf Klassenfahrt nach Erfurt. Nur 230 Kilometer trennen die beiden Städte und doch liegen Welten zwischen ihnen. Die Regale in den Geschäften sind halb leer, die Menschen stehen für die nötigsten Lebensmittel Schlange. Die 40 Schüler sind entsetzt über die bedrückende, kalte Atmosphäre.

Auf einem Stadtrundgang treffen sie zufällig den DDR-Bürger Bernd Bergmann. Er sieht das Kennzeichen ihres Busses und spricht sie an.

Der junge Mann mit dem Schnäuzer erzählt, dass er in Marburg geboren wurde, noch immer Freunde dort habe – und wie sehr er seine Heimat vermisse. Nachdem sein Vater auf einer Reise in den Osten verhaftet worden sei und nicht mehr ausreisen durfte, habe er als Achtjähriger mit seiner Mutter Marburg verlassen und sei in die DDR zum Vater gegangen. Die Sehnsucht nach dem Westen blieb.


Die Schüler sind schockiert. Und wütend. Wie kann ein Staat seinen Bürgern so etwas antun?

Irgendwann sagt einer halb im Scherz: „Und wenn wir ihn einfach über die Grenze schmuggeln?“ Noch ist es nur ein Gedanken-Experiment.

Sie sehen sich in ihrem Reisebus um und entdecken in der letzten Reihe einen kaputten Sitz, den man nach vorn schieben kann. Einer von ihnen zwängt sich in den Hohlraum zwischen dem Sitz und der Heckscheibe, ein anderer checkt, ob man von außen etwas erkennen kann – nichts. Ja, denken sie, so könnte man jemanden über die Grenze bekommen.

Für den Abend verabreden sie sich erneut mit Bergmann. In einer lauten Kellerkneipe, in der sie nicht belauscht werden können. Als sie ihm von ihrem Fluchtplan berichten, willigt er sofort ein.

Und warum beschlossen die Schüler, ihm zu helfen? Barbara Kahlke sagt: „Wir sahen diese unglaubliche Chance und uns war schnell klar: Wir machen das. Wir ziehen das durch.“

An ihrem letzten Tag in Erfurt steht der Fluchtplan.


An der Wartburg, 20 Kilometer von der Grenze zwischen Ost und West, täuschen Barbara und drei andere Schülerinnen Übelkeit vor und bleiben im Bus, während der Rest der Klasse die Burg besichtigt.Eine lenkt den Busfahrer ab, die anderen schmuggeln Bergmann, der nichts als eine Plastiktüte mit seinen Papieren bei sich trägt, in den Hohlraum. Dann häufen sie Mäntel über ihn.

Am Grenzposten in Wartha/Herleshausen ertragen die Schüler schweigend die Passkontrollen. Die DDR-Grenzer kontrollieren Pässe und den Kofferraum, dann darf der Bus weiter in den Westen. In die Freiheit!

Bernd Bergmann erinnert sich: „Erst das schrille Kreischen der Mädchen holte mich zurück ins Bewusstsein. Dann ging ein Schüler nach vorn und machte eine Durchsage: ‚Wir haben euch etwas anzukündigen.‘ Da tauchte ich wie ein Geist unter den Mänteln hoch.“

Bergmann ist schweißgebadet, Blut tropft von seinem Gesicht. Vor Angst hat er sich die kompletten Lippen zerbissen. Kurz darauf knallen die Korken, die Schüler haben kurz vor ihrer Abreise noch roten Krimsekt gekauft. Jetzt wollen sie feiern, beklatschen sich gegenseitig, sind überglücklich. Eine Lehrerin beginnt zu weinen.


Diverse Fotos dazu findet man hier:
https://www.bild.de/politik/inland/poli ... .bild.html

Auch wenn es schon Jahrzehnte her ist, mich bewegt so etwas auch heute noch.
Interessierter
 

Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Volker Zottmann » 22. Juli 2019, 14:14

Die Marburger scheinen gern zu reisen!
Auf dem Rückflug von Moskau nach Schönefeld saßen wir auch bunt durcheinander mit einer Marburger Schüler/Studentengruppe.
Tolle Unterhaltung, und so erfuhren wir, und sahen es dann auch, dass sie ganz schnell nach Ankunft in einer anderen Zollabfertigungsreihe standen. Sie bestiegen einen Bus nach Westberlin.
Mich hatte dann der Alltag kurzzeitig wieder, bis ich 5 Wochen später zur NVA musste. Da habe ich mir auch manchesmal solchen Platz im Reisebus gewünscht....
Ja Wilfried, das sind Geschichten, wo man sich heute noch für diesen Herrn Bergmann fremdfreut.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon augenzeuge » 22. Juli 2019, 15:57

Super Idee. Da nützte auch "Karnaks" Gammastrahlung wenig. [grins]

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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon karnak » 22. Juli 2019, 16:19

[grin] Ich wittere , dass mich der Wilfried da wieder mal in eine Falle locken will. In dem Fall , dass ich das Ganze anzweifle. Das kann ich natürlich nicht, im Besonderen deswegen nicht weil das durchaus möglich gewesen wäre. Was mich , sagen wir mal beeindruckt, [flash] , dass eine Schülergruppe, ich nehme mal an ohne Wissen des Lehrers, eine solche Entscheidung trifft ob der " Empörung " nach so einem tiefgründigen Gespräch mit dem wildfremden Ostler. Und das ohne genaue Vorstellungen was passiert denn eigentlich nun genau an Kontrolle beim Verlassen der DDR? Bleibt also nur Blauäugigkeit und ein gehörig Maß an Gottvertrauen. [flash] Was mich noch beeindruckt, ein Zufallskontakt der spontan in eine Fluchtaktion mündet, Hut ab für beide Seiten.
Aber wie gesagt, da ich ja die Abfertigung und was dabei möglich war kannte, konnte schon funktionieren.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Bahndamm 68 » 23. Juli 2019, 13:04

karnak hat geschrieben: Ich wittere , dass mich der Wilfried da wieder mal in eine Falle locken will. In dem Fall , dass ich das Ganze anzweifle. Das kann ich natürlich nicht, im Besonderen deswegen nicht weil das durchaus möglich gewesen wäre. Was mich , sagen wir mal beeindruckt, dass eine Schülergruppe, ich nehme mal an ohne Wissen des Lehrers, eine solche Entscheidung trifft ob der " Empörung " nach so einem tiefgründigen Gespräch mit dem wildfremden Ostler. Und das ohne genaue Vorstellungen was passiert denn eigentlich nun genau an Kontrolle beim Verlassen der DDR? Bleibt also nur Blauäugigkeit und ein gehörig Maß an Gottvertrauen. Was mich noch beeindruckt, ein Zufallskontakt der spontan in eine Fluchtaktion mündet, Hut ab für beide Seiten.
Aber wie gesagt, da ich ja die Abfertigung und was dabei möglich war kannte, konnte schon funktionieren.

Hut ab vor der Schülergruppe.
Ich kann es gut nachvollziehen.
Meine These ist heute immer noch, dass jeder Mensch von dem überzeugt ist, was er macht, ist gut und richtig.
Ich glaub nicht, dass die Jugendlichen alles im Detail geplant haben, alles aus einer gewissen Spontanität heraus.
Wer die Vergangenheit nicht kennt,
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon augenzeuge » 19. Februar 2021, 22:26

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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon augenzeuge » 20. Februar 2021, 08:30

Eben gefunden, eine ausführlichere Schilderung bis heute.
Die Stasi muss den jungen Mann wirklich gequält haben.

Erstaunlich, er vermutete Wärmebildkameras.
http://www.gesa-coordes.de/page2/page12/page12.html
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Interessierter » 20. Februar 2021, 10:35

Ich habe mir das ca. 45minütige Video gerade angesehen und es hat mich auch nach so vielen Jahren immer noch sehr berührt. Vielen Dank für das Einstellen.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Edelknabe » 20. Februar 2021, 10:40

Man stelle sich vor das Ganze wäre schief gegangen. Die erste Amtshandlung des MfS wären Einzelvernehmungen gewesen. In Kürze hätten sich die dafür Verantwortlichen, Schüler eben herauskristalliert. Spinnen wir den Faden jetzt ruhig mal weiter. Was hätte denn jetzt als Strafvollzug zur Verfügung gestanden, der jungen Alter wegen, etwa Torgau Jugendwerkhof, Hoheneck für die Mädels, Bautzen für die Jungs? Gut das Spartacus nur noch wenig hier schreibt, denn der hatte Bautzen als " junger Frischling" durchleben dürfen.

Besser im heute nicht so jubeln, eben ob dieser damals eventuell recht spontanen Flucht weil, was Denjenigen dann in den Zuchthäusern der DDR (körperlich und seelich) angetan wurden wäre, man sollte es sich besser nicht ausdenken.

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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon augenzeuge » 20. Februar 2021, 10:43

Edelknabe hat geschrieben:Was hätte denn jetzt als Strafvollzug zur Verfügung gestanden, der jungen Alter wegen, etwa Torgau Jugendwerkhof, Hoheneck für die Mädels, Bautzen für die Jungs? Gut das Spartacus nur noch wenig hier schreibt, denn der hatte Bautzen als " junger Frischling" durchleben dürfen.
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Gar nichts wäre Ende 1984 passiert. Der Flüchtende wäre in den Knast gekommen, aber die Schüler hätte man ausgewiesen.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon pentium » 20. Februar 2021, 10:46

augenzeuge hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Was hätte denn jetzt als Strafvollzug zur Verfügung gestanden, der jungen Alter wegen, etwa Torgau Jugendwerkhof, Hoheneck für die Mädels, Bautzen für die Jungs? Gut das Spartacus nur noch wenig hier schreibt, denn der hatte Bautzen als " junger Frischling" durchleben dürfen.
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Gar nichts wäre Ende 1984 passiert. Der Flüchtende wäre in den Knast gekommen, aber die Schüler hätte man ausgewiesen.
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Woher diese Erkenntnis? Man hätte diesen Schülern auch den Prozess machen können...
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Kumpel » 20. Februar 2021, 10:48

Ja hätte man , der Ansehensverlust für die DDR wäre immens gewesen.
Die konnten eigentlich froh sein , dass die den nicht erwischt haben. Da konnte die DDR nur verlieren , so oder so.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon augenzeuge » 20. Februar 2021, 10:50

pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Was hätte denn jetzt als Strafvollzug zur Verfügung gestanden, der jungen Alter wegen, etwa Torgau Jugendwerkhof, Hoheneck für die Mädels, Bautzen für die Jungs? Gut das Spartacus nur noch wenig hier schreibt, denn der hatte Bautzen als " junger Frischling" durchleben dürfen.
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Gar nichts wäre Ende 1984 passiert. Der Flüchtende wäre in den Knast gekommen, aber die Schüler hätte man ausgewiesen.
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Woher diese Erkenntnis? Man hätte diesen Schülern auch den Prozess machen können...


Ja, 1970 hätte man das getan, aber doch nicht mehr 1985, wo der Strauß und Honi sich gut verstanden. Niemals hätte die DDR wegen dieser Sache diese Verbindungen aufs Spiel gesetzt.
Die Schüler kamen alle aus wohlhabenden Häusern, Eltern mit Verbindungen in die Politik. Da leg ich mich fest. Aber mal sehen, was Karnak dazu schreibt.

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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon pentium » 20. Februar 2021, 10:52

augenzeuge hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Was hätte denn jetzt als Strafvollzug zur Verfügung gestanden, der jungen Alter wegen, etwa Torgau Jugendwerkhof, Hoheneck für die Mädels, Bautzen für die Jungs? Gut das Spartacus nur noch wenig hier schreibt, denn der hatte Bautzen als " junger Frischling" durchleben dürfen.
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Ja, 1970 hätte man das getan, aber doch nicht mehr 1985, wo der Strauß und Honi sich gut verstanden. Niemals hätte die DDR wegen dieser Sache diese Verbindungen aufs Spiel gesetzt.
Die Schüler kamen alle aus wohlhabenden Häusern, Eltern mit Verbindungen in die Politik. Da leg ich mich fest. Aber mal sehen, was Karnak dazu schreibt.

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Karnak? Der muss Holz machen und über Gottes Himmelreich nachdenken.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Edelknabe » 20. Februar 2021, 11:27

Der war richtig schön, vom Jörg, so "die Schüler stammten sinngemäß aus gutem und vermögenden Hause." Stellt euch nur vor, das wären nur Proletenkinder mit Migrationshintergrund gewesen, nicht auszudenken was dann........

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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Kumpel » 20. Februar 2021, 11:31

Na jedenfalls waren die bzw. deren Eltern wahrscheinlich mal ein Stück weit links gestrickt , und wenn man die Jungchen in der DDR verknackt hätte wären die linksintellektuellen Träume mal auf den Boden der Realität geplumst.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon augenzeuge » 20. Februar 2021, 11:42

Kumpel hat geschrieben:Na jedenfalls waren die bzw. deren Eltern wahrscheinlich mal ein Stück weit links gestrickt , und wenn man die Jungchen in der DDR verknackt hätte wären die linksintellektuellen Träume mal auf den Boden der Realität geplumst.


[laugh] Plumps.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Ari@D187 » 20. Februar 2021, 12:13

Edelknabe hat geschrieben:Man stelle sich vor das Ganze wäre schief gegangen. Die erste Amtshandlung des MfS wären Einzelvernehmungen gewesen. In Kürze hätten sich die dafür Verantwortlichen, Schüler eben herauskristalliert. Spinnen wir den Faden jetzt ruhig mal weiter. Was hätte denn jetzt als Strafvollzug zur Verfügung gestanden, der jungen Alter wegen, etwa Torgau Jugendwerkhof, Hoheneck für die Mädels, Bautzen für die Jungs? Gut das Spartacus nur noch wenig hier schreibt, denn der hatte Bautzen als " junger Frischling" durchleben dürfen.

Besser im heute nicht so jubeln, eben ob dieser damals eventuell recht spontanen Flucht weil, was Denjenigen dann in den Zuchthäusern der DDR (körperlich und seelich) angetan wurden wäre, man sollte es sich besser nicht ausdenken.

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Aus Schülersicht wäre das auch was nach meinem Geschmack gewesen. Allerdings hätten in dem Fall wohl weniger die Schüler ein Problem bekommen, als vielmehr der Busfahrer und ggf. die begleitenden Lehrer.

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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Ari@D187 » 20. Februar 2021, 12:17

augenzeuge hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Was hätte denn jetzt als Strafvollzug zur Verfügung gestanden, der jungen Alter wegen, etwa Torgau Jugendwerkhof, Hoheneck für die Mädels, Bautzen für die Jungs? Gut das Spartacus nur noch wenig hier schreibt, denn der hatte Bautzen als " junger Frischling" durchleben dürfen.
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Gar nichts wäre Ende 1984 passiert. Der Flüchtende wäre in den Knast gekommen, aber die Schüler hätte man ausgewiesen.
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Es ist davon auszugehen, dass der Flüchtende in den Knast gekommen wäre und dass man die Schüler ausgewiesen hätte.
Bei dem Busfahrer und den Lehrern wäre das wohl nicht so einfach bzw. schnell gegangen.

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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Kumpel » 20. Februar 2021, 12:23

Ari@D187 hat geschrieben:Aus Schülersicht wäre das auch was nach meinem Geschmack gewesen.


Na da hätte ich den klein Ari im Vernehmerzimmer mal sehen wollen wenn man ihm Verbrechen gegen die DDR und die Gefährdung des Weltfriedens vorgeworfen hätte.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Volker Zottmann » 20. Februar 2021, 13:15

Ari@D187 hat geschrieben:Es ist davon auszugehen, dass der Flüchtende in den Knast gekommen wäre und dass man die Schüler ausgewiesen hätte.
Bei dem Busfahrer und den Lehrern wäre das wohl nicht so einfach bzw. schnell gegangen.

Ari


Ja, die wurden durch diese Spontantat unwissend einer unberechenbaren Gefahr ausgesetzt.
Das Einzige, was man damals und heute bemängeln muss, sind die Grenzsicherungen der DDR gewesen. Knastzäune für mündige Bürger zu errichten ist das Einzige, was man verurteilen sollte. Niemals aber den Freiheitsdrang und das Hilfsangebot der Schüler.

Gruß Volker
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon karnak » 20. Februar 2021, 14:31

augenzeuge hat geschrieben: Aber mal sehen, was Karnak dazu schreibt.

AZ

[grin] Ich habe dazu schon geschrieben. Und die Geschichte gehört zu denen die ich nicht glaube. Es ist ein alberner Versuch von einem Westler auch ein bisschen heldenhafter Widerständler gewesen zu sein.
Das hätte sogar funktionieren können, und man könnte das mit heutigen Wissen zu den Abläufen auch für möglich erkennen und so eine Flucht im Nachhinein theoretisch durchspielen. NUR, damals wusste man nicht was einem konkret erwartete im Rahmen der Abfertigung. Noch abenteuerlicher, soviel Menschlichkeit und Heldentum, dass man für einen wildfremden Menschen den man eigentlich überhaupt nicht kennt bereit ist ein derartig hohes Risiko einzugehen, ist in der Selbstarstellung schon fast ein bisschen peinlich. [flash]
Ansonsten wäre es sicher so gewesen, man hätte die Jugendlichen über Verhandlungen im Rahmen deutsch-deutscher Beziehungen abgeschoben, den Behörden der BRD übergeben [flash] , es als dummen Jungenstreich gelten lassen.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Olaf Sch. » 20. Februar 2021, 14:43

in den 80ern hätte sich die DDR es sich sicher nicht wirtschaftlich verscherzt, wenn man sich mal vorstellt, eine gesamte Schulklasse inhaftieren? Das wäre der DDR teuer zu stehen gekommen, das sehe ich wie Karnak.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon augenzeuge » 20. Februar 2021, 15:25

Und die Geschichte gehört zu denen die ich nicht glaube.


Das ist ja nun Quatsch. Der Ablauf ist ja nun durch einige Medien und viele Personen bewiesen. Oder glaubst du, dass das Theater an der Schule ohne Grund erfolgte? Die haben sich sogar die Stasiakten angesehen. Schade, dass wir das nicht können, wäre sicher interessant.

Aber wir sind uns einig, in Torgau oder Bautzen wäre keiner der Schüler gelandet.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Ari@D187 » 20. Februar 2021, 16:02

Kumpel hat geschrieben:
Ari@D187 hat geschrieben:Aus Schülersicht wäre das auch was nach meinem Geschmack gewesen.


Na da hätte ich den klein Ari im Vernehmerzimmer mal sehen wollen wenn man ihm Verbrechen gegen die DDR und die Gefährdung des Weltfriedens vorgeworfen hätte.

So hat jeder seine speziellen Vorlieben.

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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Kumpel » 20. Februar 2021, 17:28

karnak hat geschrieben:Ansonsten wäre es sicher so gewesen, man hätte die Jugendlichen über Verhandlungen im Rahmen deutsch-deutscher Beziehungen abgeschoben, den Behörden der BRD übergeben , es als dummen Jungenstreich gelten lassen.


Na sicher doch, ein dummer Jungenstreich, wer es glaubt. Das war etwas was an den Grundfesten der DDR rüttelte. Ohne einen gehörigen Schuss vor den Bug , in welcher Form auch immer wären die nicht davon gekommen.
Ich wette von der Truppe hat sich danach keiner mehr in die DDR getraut.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon augenzeuge » 20. Februar 2021, 17:40

Kumpel hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:Ansonsten wäre es sicher so gewesen, man hätte die Jugendlichen über Verhandlungen im Rahmen deutsch-deutscher Beziehungen abgeschoben, den Behörden der BRD übergeben , es als dummen Jungenstreich gelten lassen.


Na sicher doch, ein dummer Jungenstreich, wer es glaubt. Das war etwas was an den Grundfesten der DDR rüttelte. Ohne einen gehörigen Schuss vor den Bug , in welcher Form auch immer wären die nicht davon gekommen.
Ich wette von der Truppe hat sich danach keiner mehr in die DDR getraut.


Für eine dicke Strafe in DM wäre man gnädig gewesen. Aber ganz sicher wären die alle mit einem Einreiseverbot belegt worden.
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Edelknabe » 20. Februar 2021, 17:42

Oh oh so "Verschwörung/Verabredung zur gemeinschaftlichen Fluchthilfe." Ich denke mal so bei mir....nee besser nicht. Die Jungs und Mädels hatten eben das kleine Glück.Also wenn dieses dich verlässt,wenn es Sie verlassen hätte wäre Feierabend mit lustig, auch mit dem Widerständler/Heldentum gewesen. Heute sind solche Geschichten irgendwie gut zum gruseln.

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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon karnak » 20. Februar 2021, 17:51

Kumpel hat geschrieben:
Na sicher doch, ein dummer Jungenstreich, wer es glaubt. Das war etwas was an den Grundfesten der DDR rüttelte. Ohne einen gehörigen Schuss vor den Bug , in welcher Form auch immer wären die nicht davon gekommen.
Ich wette von der Truppe hat sich danach keiner mehr in die DDR getraut.

Gelten lassen sind die Schlüsselworte. Und man hätte nicht mehr in die DDR gedurft.
Ansonsten war man 1984 schon lange vom Befriedigen primitiver Rachgelüste wie in den 50 igern weg. Wenn Du das als kalter Krieger auch nicht wahrhaben willst. [flash]
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Re: Schülerin Barbara schmuggelte Bernd in den Westen

Beitragvon Kumpel » 20. Februar 2021, 17:59

Das mit dem kalten Krieger ist doch absoluter Käse. Ich versuche das lediglich halbwegs realistisch einzuschätzen und das hatte auch mit Rachegelüsten der 50er nichts zu tun und trotzdem hätte man das nicht als dummen Jungenstreich durchgehen oder gelten lassen , weil es gewaltig an ihrer Souveränität kratzte.
Man hätte vielleicht gesagt , trotz der Schwere des Verbrechens zeigt sich die DDR aus humanitären Gründen usw. usf.
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