Republikflucht mit 600 Schafen

Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon zonenhasser » 13. August 2018, 17:54

Republikflucht mit 600 Schafen - Schäfer Läpple und die belämmerte DDR

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Blankenfelde -

Es hätte schiefgehen können. Er hätte auf Jahre im Gefängnis landen können. Natürlich wusste Schäfer Gerhard Läpple um die Risiken einer Republikflucht.

Andererseits war sein Plan so unfassbar kühn, dass er glücken konnte. Wer würde schon glauben, dass da einer am hellen Nachmittag, vor den Augen der Grenzpolizisten mit 600 Schafen in den Westen ziehen würde.
Äußere Coolness und innere Erregung

Tatsächlich bot Gerhard Läpple mit seinen Tieren den Posten, die die Sektorengrenze zwischen Blankenfelde in der DDR und Lübars in West-Berlin bewachten, eine idyllische Szenerie. Mit Schäferstab, Hut auf dem Kopf, begleitet von den Hunden Zilli und Flink bewegte er sich – wie schon so oft zuvor – gemächlich über die stillgelegten Rieselfelder und ließ die Tiere weiden. Ein Bild der Ruhe. Anders sein Fluchtbericht: Der beschreibt äußere Coolness und innere Erregung.

Es war der 23. April 1961, ein Sonntagnachmittag: „Ich habe mich eine halbe Stunde in die Sonne gelegt, während die Schafe unmittelbar unter den Augen der Vopos an der Bahnlinie weideten. Das Gras war gut gewachsen, es war schönes Wetter im April 1961.

Dann bin ich so ganz allmählich weitergezogen. Ich kam auf dem Weg in Richtung der alten Fasanerie an eine Wegbiegung, wo viele Weidenbäume standen. Als ich dann weiterzog, kam ich wieder in das Blickfeld der Grenzer. Ich war ganz nahe an der Grenze, die ja damals dort nicht befestigt war. 600 Schafe bildeten auf dem schmalen Weg eine riesenlange Kolonne.

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Erster amtlicher Kontakt – umringt von der Herde, dem mitgewanderten Sparbuch der Familie: Zollbeamte aus West-Berlin befragen Schäfer Läpple kurz nach seiner spektakulären Flucht.
Foto:
Berliner Zeitung



weiter: https://www.berliner-kurier.de/berlin/b ... r-31092522

und: https://www.berliner-zeitung.de/berlin/ ... e-31092706
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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon HPA » 13. August 2018, 18:44

HPA
 

Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon augenzeuge » 14. August 2018, 11:41

„Es war ein herrliches Gefühl, inmitten unserer Tiere ohne Angst vor Stasi, Parteibonzen und Volkspolizei zu sein. Kolchose, Zwangswirtschaft, Bespitzelung und Verunglimpfung in der Presse waren nun vorbei. Wir haben tief durchgeatmet und die Angst und Beklemmung der vergangenen Wochen und Monate, besonders der letzten Tage, wich allmählich von uns.“



Kann ich mir vorstellen.
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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon zonenhasser » 14. August 2018, 14:58

Erstaunlich, was an der innerdeutschen Grenze noch kurz vor dem Mauerbau möglich war. Erst danach wagten sich die Kommunisten, die Wehrpflicht einzuführen.
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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon HPA » 14. August 2018, 16:49

Zum 57 Jahrestag des Mauerbaus ein Interview mit Ilko Sascha Kowalczuk

https://www.berliner-zeitung.de/politik ... lReferrer=

Antikommunismus ist wie Antifaschismus eine Einstellung, die allen Demokraten immanent sein sollte


jetzt die nationale Sozialistin Sahra Wagenknecht
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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon zonenhasser » 14. August 2018, 18:15

Danke für den Link, @HPA. Kowalczuk schätze ich sehr, habe noch ein ungelesenes Buch von ihm.
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon HPA » 14. August 2018, 20:25

gern geschehen

Kowalczuk hat einen beeindruckende Liste an absolut kompetenten Publikationen zum Thema SED-Staat vorzuweisen
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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon Volker Zottmann » 14. August 2018, 20:39

HPA hat geschrieben:gern geschehen

Kowalczuk hat einen beeindruckende Liste an absolut kompetenten Publikationen zum Thema SED-Staat vorzuweisen

Seine von Dir eingestellten Worte sind auch mehr als schlüssig. Seine Analysen gefallen mir, soweit ich sie las.

Gruß Volker
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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon Nostalgiker » 15. August 2018, 06:49

"mehr als schlüssig" = wirklich gutes Deutsch.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon augenzeuge » 15. August 2018, 13:50

Nostalgiker hat geschrieben:"mehr als schlüssig" = wirklich gutes Deutsch.

Sonst nichts beizutragen? Wenigstens die Bemerkung zur 200 Stück Toleranz der Zeitung hätte ich erwartet. [grins]
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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon Nostalgiker » 15. August 2018, 14:29

Ist doch schön für dich das du Erwartungen hast.
Wenn du wüßtest was ich alles für Erwartungen bezüglich deiner Handlungen habe.

Da ich den Beitrag bereits am Samstag in der Zeitung! (das Ding auf Papier) gelesen habe muß ich jetzt nicht nochmal nachschauen.
Schön das die Schafe sich frei fühlen durften bevor sie ins Schlachthaus kamen .......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon Volker Zottmann » 15. August 2018, 17:14

Nostalgiker hat geschrieben:"mehr als schlüssig" = wirklich gutes Deutsch.


Was ist daran umgangssprachlich falsch?
Es kann auch etwas flüssiger als flüssig sein...
Nämlich Deine Kommentare, weil: Die sind überflüssig. [zunge]
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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon Spartacus » 15. August 2018, 17:57

Wurde das Volkseigentum, also 600 Schafe, zurück verlangt? [flash]

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Re: Republikflucht mit 600 Schafen

Beitragvon Nostalgiker » 15. August 2018, 18:09

Wie es scheint hast du den Artikel nicht gelesen Sparta. Denn sonst wäre dir deine Frage nicht in den Sinn gekommen.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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