Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon pentium » 18. Januar 2025, 16:41

Wie die DDR die Flucht über die Ostsee verhinderte

Von den Grenztruppen war die rund 2500 Mann starke 6. Grenzbrigade mit ihrem Stabsquartier in Rostock für die Küste zuständig
Wolfgang Kaufmann

Die Sicherung der 378 Kilometer langen Seegrenze der Sowjetischen Besatzungszone oblag zunächst der UdSSR. Diese übertrug die Überwachung der Ostseeküste und der vorgelagerten Dreimeilenzone der nunmehrigen DDR im Januar 1950 an die Grenzpolizei des Landes Mecklenburg, die sich nachfolgend „Grenzbereitschaft Küste“ nannte. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben erhielt sie 29 alte Kontrollboote unterschiedlichen Typs.

Im Mai 1952 begann die besagte Grenzeinheit mit der verschärften Absperrung der gesamten Ostseeküste sowie der landseitigen Grenze zur Bundesrepublik Deutschland zwischen Travemünde und Dassow. Dreieinhalb Jahre später, am 1. Dezember 1955, unterzeichneten die UdSSR und die DDR einen Staatsvertrag, der dem deutschen „Arbeiter- und Bauernstaat“ die uneingeschränkte Verantwortung für den Schutz seiner Seegrenze einräumte. Infolgedessen entstand am 14. August 1957 auf Weisung des DDR-Innenministers Generalleutnant Karl Maron die 6. Grenzbrigade, deren Stab in Rostock lag. Dem folgte am 1. November 1961 die direkte operative Unterstellung dieses Verbandes, dem nun etwa 2500 Mann angehörten, unter das Kommando des Chefs der DDR-Volksmarine, Konteradmiral Heinz Neukirchen. Außerdem kam es am 1. Januar 1962 zu einer nochmaligen Umbenennung in 6. Grenzbrigade Küste (6. GBK).

Zirka 6000 versuchten die Flucht
Die juristische Grundlage für deren Tätigkeit bildete ab dem 19. März 1964 die neue Grenzordnung der DDR. Dabei wurde zwischen der land- und der seeseitigen Grenzsicherung unterschieden. Landseitig kontrollierte die 6. GBK eine fünf Kilometer breite Grenzzone zwischen Pötenitz am Dassow-See im Westen und Altwarp am Oderhaff im Osten, die zwar kein Sperrgebiet war, in der aber diverse Meldepflichten und Auflagen für Bewohner und Touristen galten. Dazu kam ein 500 Meter tiefer Schutzstreifen von Rosenhagen bei Pötenitz bis Steinbeck bei Klütz. Diesen durften außer den diensthabenden Grenzposten nur noch ausgewählte Personen betreten, zu denen neben Mitarbeitern der Land- und Forstwirtschaft diverse SED-Kader sowie hohe Offiziere der 6. GBK und der Volksmarine gehörten, die hier gerne ihre feuchtfröhlichen „Admiralsjagden“ abhielten. Außerdem entstand zwischen der Halbinsel Priwall bei Pötenitz und dem Fischerdorf Brook eine 13 Kilometer lange und 3,5 Meter hohe Sperrmauer, welche „Grenzverletzer“ daran hindern sollte, an das Pötenitzer Wieck oder die Ostseeküste zu gelangen.

Zur weiteren landseitigen Absperrung der Seegrenze patrouillierten bewaffnete Postenpaare am Strand. Diese kamen aus den acht Grenzkompanien von Brook bis Bansin. Andere Grenzschützer dienten in den zwölf Technischen Beobachtungskompanien, die insgesamt 24 Radaranlagen betrieben, die eine lückenlose Erfassung aller Überwasserziele in der südwestlichen Ostsee bis hinauf nach Fehmarn und Gedser erlaubten. Außerdem gab es noch 38 Beobachtungstürme, zumeist vom Typ BT-11, entlang der Küste, an deren Fuß nachts regelmäßig mobile Lichtbogen-Flak-Scheinwerfer sowjetischer Bauart auf SIL-130-Lkws Position bezogen und das Gelände im Umkreis von 18 Kilometern ausleuchteten.

Auf See befanden sich ständig vier der insgesamt 18 verfügbaren Vorpostenschiffe der Grenzschiffabteilungen Saßnitz und Warnemünde. Meist kreuzten sie im Bereich der Lübecker Bucht und vor Kühlungsborn und Graal-Müritz sowie zwischen Darßer Ort und Kap Arkona. Dabei handelte es sich um ausgemusterte Minensucher der Kondor-Klasse, die eine Geschwindigkeit von 20 Knoten erreichten und zwei 25-mm-Zwillings-Geschütze 2M-3 besaßen. Damit waren sie den Bundesgrenzschutzbooten der Neustadt-Klasse in jeder Hinsicht unterlegen. Deshalb war ein Nachfolgemodell geplant, wurde jedoch nie gebaut.

Außerdem standen permanent sechs kleinere Grenzboote vom Typ GB-23 „Bremse“ in den Zufahrten zu den Seehäfen von Wismar und Stralsund sowie im Libben und im Greifswalder Bodden. Diese gehörten zur 3. Grenzbootgruppe Barhöft und zur 6. Grenzbootgruppe Tarnewitz. Im Sommer erfolgten zudem noch morgendliche Aufklärungsflüge über See, bei denen Maschinen des Marinehubschraubergeschwaders 18 „Kurt Bartel“ in Parow bei Stralsund vom sowjetischen Modell Mil Mi-8 und Mi-14 zum Einsatz kamen.

Mindestens 189 ertranken
Dieser enorme Aufwand führte dazu, dass rund acht Zehntel der schätzungsweise 6000 DDR-Bewohner, die schwimmend oder mit Hilfe von Luftmatratzen, Schlauchbooten und ähnlichem über die Ostsee in den Westen zu gelangen versuchten, gefasst wurden. Mindestens 189 Menschen ertranken bei einem Fluchtversuch. Das waren mehr, als an der Berliner Mauer starben. Einer der Flüchtlinge, die es nicht schafften, war der Obermaat Bodo Strehlow, der am 5. August 1979 das Grenzschiff G-424 „Graal-Müritz“ entführen wollte und dafür eine lebenslange Haftstrafe erhielt, die erst Ende 1989 aufgehoben wurde. Letztlich blieb die einzige gelungene Fahnenflucht von Angehörigen der 6. GBK über See die der Mitglieder der Besatzung der G-423 „Pasewalk“, die sich am 24. August 1961 von Wismar nach Travemünde absetzten.

Mit der deutschen Vereinigung endete die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste, die bereits im Frühjahr 1990 aus dem Verband der Volksmarine herausgelöst worden war. Ihre hoheitsrechtlichen Aufgaben übernahm am 3. Oktober 1990 der Bundesgrenzschutz. Dieser nutzte drei der Grenzschiffe bis zu ihrer Außerdienststellung in den Jahren 1995/96 weiter. Dahingegen verkaufte die Bundesrepublik die „Altentreptow“, die „Demmin“, die „Malchin“ und die „Templin“ an Tunesien, während die „Ueckermünde“ und die „Pasewalk“ nach Malta gingen. Dort wurde die „Ueckermünde“ 2007 versenkt und bildet seitdem eine Unterwasserattraktion für Tauchsportler.

Dr. Wolfgang Kaufmann gehörte von 1976 bis 1978 erst als Matrose und dann als Obermatrose dem Stab des Grenzbataillons 4 in Tarnewitz an.

Dieser Artikel ist ein Beitrag aus der aktuellen PAZ.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon augenzeuge » 18. Januar 2025, 19:04

Letztlich blieb die einzige gelungene Fahnenflucht von Angehörigen der 6. GBK über See die der Mitglieder der Besatzung der G-423 „Pasewalk“, die sich am 24. August 1961 von Wismar nach Travemünde absetzten.


Hatten wir den Vorfall schon ausführlich erwähnt, oder? [denken]

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 91340
Bilder: 20
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon pentium » 18. Januar 2025, 19:08

augenzeuge hat geschrieben:
Letztlich blieb die einzige gelungene Fahnenflucht von Angehörigen der 6. GBK über See die der Mitglieder der Besatzung der G-423 „Pasewalk“, die sich am 24. August 1961 von Wismar nach Travemünde absetzten.


Hatten wir den Vorfall schon ausführlich erwähnt, oder? [denken]

AZ


Mit der Forensuche negativ....
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon pentium » 18. Januar 2025, 19:13

Meuterei auf einem Küstenschutzboot der DGP

25. August 1961
Einzel-Information Nr. 481/61 über Meuterei auf dem Küstenschutzboot G-423

Am 24.8.1961 brach gegen 17.45 Uhr auf dem auf Patrouille vor Anker liegenden Küstenschutzboot G-423 der 17. Grenzbereitschaft der 6. Brigade der Deutschen Grenzpolizei, Bootsgruppe Rostock, eine Meuterei aus. Von den Meuterern wurde die Besatzung gezwungen, den westdeutschen Hafen Travemünde anzulaufen, wo die Meuterer von Bord gingen. Der Bootsbesatzung gelang es, das Boot wieder nach Wismar zu bringen.1

Im Einzelnen nahm die Angelegenheit folgenden Verlauf:

G-423 lag am 24.8. ab 10.00 Uhr auf der Höhe von Brook (Lübecker Bucht) mit der Aufgabe des Schutzes der Seewege der DDR vor Anker. Die Besatzung bestand aus zwölf Mann unter Kommandant Obermstr. [Name 1], der den in Urlaub befindlichen Bootskommandanten vertrat.

Gegen 17.45 Uhr versammelte sich die Mannschaft im Achterdeck zum Abendessen. Auf Wache befand sich am Oberdeck nur der Obermatrose [Name 2]. Im Maschinenraum befand sich der Maschinist Obermatrose [Name 3]. Nach Beginn des Abendessens löste der Obermatrose [Name 4] den Obermatrosen [Name 2] auf Wache ab. Kurz darauf begaben sich Obermatrose [Name 5] und Obermatrose [Name 6] kurz nacheinander ebenfalls an Deck.

Wiederum kurz darauf erschien am Niedergang zum Achterdeck der Obermatrose [Name 6] mit vorgehaltener MPi, gab einen Warnschuss in den Fußboden ab und erklärte sinngemäß, dass es sich bei dem Boot nunmehr um ein westdeutsches Fahrzeug handle und dass er gegen jeden, der sich dem widersetzen wolle, von der Waffe Gebrauch machen werde. Er gab bekannt, dass das Boot Kurs auf Travemünde nehmen werde.

Alle noch im Achterdeck befindlichen Angehörigen der Mannschaft waren unbewaffnet. Nach den vorliegenden Berichten glaubten sie anfangs nicht an den Ernst der Situation. Das änderte sich, als der Obermatrose [Name 7] einen Schritt auf [Name 6] zu machte, worauf [Name 6] drei Schuss aus seiner MPi abgab und mit einem Schuss [Name 7] leicht am linken Fuß verletzte. Die Besatzungsangehörigen im Achterdeck protestierten, ließen sich jedoch von [Name 6] in Schach halten.

[Name 6] wurde darauf von [Name 4] abgelöst, der sich ebenfalls mit einer MPi im Achterdeck postierte. [Name 6] begab sich in den Maschinenraum, wo er den Maschinisten [Name 3] mit der Waffe zwang, die Fahrt in Richtung Travemünde aufzunehmen. Zeitweilig bediente [Name 6] dabei selbst eine der beiden Maschinen des Bootes. Der Meuterer [Name 5] übernahm dabei offensichtlich an Deck die Führung des Schiffes.

Das Boot fuhr unbehelligt in den Hafen von Travemünde ein und legte mithilfe von Zivilisten dort an. Unter Mitnahme einer Pistole gingen die drei Meuterer über eine westdeutsche Schute, die neben dem Boot lag, von Bord.

Die im Achterdeck verbliebenen Mannschaftsangehörigen kamen an Deck. Der Kommandant gab sofort Befehl zum Losmachen und Wenden. Mit voller Kraft lief das Boot unbehelligt aus dem Hafen von Travemünde aus. Beim Auslaufen wurde die Ankunft von drei Kraftwagen im Hafengelände beobachtet. Der Obermatrose [Name 8] ergriff eine von den Meuterern zurückgelassene MPi und legte auf die Meuterer an. Die Waffe war jedoch durch Ladehemmung blockiert. Der Kommandant gab Befehl, keine weiteren Aktionen gegen die zurückgebliebenen Meuterer zu unternehmen. Da sich das Boot noch in westdeutschen Hoheitsgewässern befand, wurden alle Funkunterlagen vernichtet.

Der Aufenthalt des Bootes in Travemünde dauerte ungefähr 5 min. Um 19.12 Uhr meldete das Boot die Meuterei durch Funkspruch. Um 19.30 Uhr meldete es, dass Wismar angelaufen werde. Um 19.45 Uhr wurde nach Funkspruch die Einlaufgenehmigung für Wismar erteilt. Um 21.30 Uhr legte das Boot in Wismar an.

Erst gegen 20.15 Uhr meldete eine Küstenbeobachtungsstation der Volksmarine an der Staatsgrenze West, dass das Boot G-423 Kurs auf Travemünde genommen und vor Travemünde Flaggenwechsel durchgeführt habe. Nach den vorliegenden Berichten stand das Boot ständig unter der Beobachtung der Station.

Die gesamte Bootsbesatzung wurde in Wismar sofort zum Standort der 6. Grenzbrigade gebracht. Untersuchungsmaßnahmen sind eingeleitet.

Kurze Charakterisierung der Meuterer:

Obermatrose [Name 6], geboren [Tag, Monat] 1941 in Leipzig, wohnhaft Leipzig-West, Jugendwohnheim, Dienststellung Koch. Fachlich gut, jedoch politisch uninteressiert; nicht Mitglied der FDJ; öfter durch flegelhaftes Verhalten gegenüber den Vorgesetzten aufgefallen; Freundin an der DHfK in Leipzig, die ihm telegrafisch mitteilte, dass sie vorzeitig entbunden habe.

Obermatrose [Name 4], geboren [Tag, Monat] 1940 in Danzig, wohnhaft Wismar, Spiegelberg 27, Dienststellung Rudergänger; fachlich gut; sonst nicht weiter hervorgetreten.

Matrose [Name 5], geboren [Tag, Monat] 1943 in Dubí, wohnhaft Kargow, Kreis Waren, Dienststellung Artillerie-Gast; guter Waffentechniker; sonst nicht weiter hervorgetreten; leicht beeinflussbar.

Offensichtlich kann [Name 6] als der Rädelsführer bezeichnet werden. Es wurde beobachtet, dass er sich an Land in Travemünde als der Anführer der Meuterer ausgab.

Der Matrose [Name 5] befand sich erst 3 Monate an Bord des Schiffes. Trotzdem verwaltete er den Schlüssel zur Waffenkammer.

Auch der Kommandant war zum Zeitpunkt der Meuterei unbewaffnet. Es wird gemeldet, dass es keine klaren Anweisungen darüber geben soll, ob der Kommandant ständig eine Waffe bei sich zu tragen hat.

Es handelt sich bei G-423 um ein Boot älteren Typs, das schon mehrmals generalüberholt wurde.

Bei diesen Angaben handelt es sich um die Ergebnisse der bisherigen ersten Untersuchungen.
https://www.ddr-im-blick.de/jahrgaenge/ ... t-der-dgp/
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon augenzeuge » 18. Januar 2025, 19:14

Und ich dachte, ich wäre zu blöd, es zu finden. [flash]

Na dann....stell mal ein. [hallo]

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 91340
Bilder: 20
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon augenzeuge » 18. Januar 2025, 19:16

Weiß man, was aus denen geworden ist, ob es spätere Entführungsversuche der Meuterer durch das MfS gegeben hat?

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 91340
Bilder: 20
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon pentium » 18. Januar 2025, 19:20

augenzeuge hat geschrieben:Weiß man, was aus denen geworden ist, ob es spätere Entführungsversuche der Meuterer durch das MfS gegeben hat?

AZ



Mal sehen, was sich noch so findet...
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon pentium » 18. Januar 2025, 19:27

MIT DEM WACHBOOT ZUM KLASSENFEIND

25. August 1961: Am 24. August 1961 liegt das DDR-Küstenschutzboot G 423 der 6. »Grenzbrigade Küste« anderthalb Seemeilen vom Strand entfernt auf der Höhe Brock vor Anker. Der Schiffskoch, der Rudergänger und der fürs Geschütz zuständige Matrose, Ari-Gast genannt, sind fest entschlossen, den Törn für die lange geplante Flucht in den Westen zu nutzen.

Die 12-köpfige Besatzung ist beim »Backen und Banken«, dem Essen, im Achterdeck. Die Meuterer holen ihre Waffen aus der Waffenkammer und eine kurze Salve Richtung Mannschaftsdeck macht dem Rest der Besatzung schnell klar, wer nun an Bord das Sagen hat. Um 17.55 Uhr wird der Anker gelichtet und das Wachboot vom Typ DELPHIN läuft mit Höchstfahrt Kurs 250 Grad WSW, Richtung Travemünde.

Das bleibt bei den Marine-Beobachtern an Land nicht unentdeckt, aber die Posten glauben, ihre Kameraden hätten einen streng geheimen Sonderauftrag. So unterbleibt ein Alarm.

Nach 40 Minuten Fahrt passiert das DDR-Schiff die »Tonne Rot« und um 18.45 Uhr die »Tonne 3« an Backbord der Ansteuerung auf Travemünde. Um ihre Meuterei zu signalisieren, hatten die Flüchtlinge die DDR-Fahne an der Rah verkehrt herum gehisst.

Zwei zufällig anwesende Fähnriche der Bundesmarine von der Crew IV / 60 R helfen beim Anlegemanöver, dann springen Koch, Rudergänger und Ari-Gast an Land und bitten um »politisches Asyl«.

Derweil gelingt es der eingesperrten Rest-Besatzung das Schott zum Niedergang mit einer Axt aufzubrechen. An Deck gekommen, stellen die Männer verwundert fest, dass sie im Westen sind. Der 1. Wachoffizier befiehlt, Vorder- und Achterleine zu kappen. Unbehelligt vom westdeutschen Wachboot Falke in der Hafeneinfahrt, läuft G 423 gegen 19.10 Uhr mit Höchstgeschwindigkeit zurück Richtung Osten.

Die Verfolgung der »Verreter« (O-Ton Stasi-Akten) dauert bis kurz vor dem Ende der DDR an. Ihr Ziel ist die Rückholung und Aburteilung der Fahnenflüchtigen. Und das ist durchaus ernst gemeint: Als der ehemalige Rudergänger 1986 (!) plant, an der Beerdigung seiner Mutter in Cottbus teilzunehmen und deshalb ein Zimmer im Interhotel Lausitz bucht, soll er verhaftet werden. Allerdings sagt der Mann kurz vorher seine DDR-Reise ab.
https://download.e-bookshelf.de/downloa ... ndex.xhtml
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon augenzeuge » 18. Januar 2025, 19:31

Na bitte, wusste ich es doch! Da haben die nochmal Glück gehabt. [blush]

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 91340
Bilder: 20
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon Edelknabe » 19. Januar 2025, 09:57

Die drei Fahnenflüchtigen fiele also unter keine Amnestie?

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 18061
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon Edelknabe » 19. Januar 2025, 10:05

Was passierte eigentlich mit der Frau/und ihrem Kind vom Koch? Immerhin waren das gut 30 Jahre bis zur Grenzöffnung?

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 18061
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon pentium » 19. Januar 2025, 10:21

Edelknabe hat geschrieben:Was passierte eigentlich mit der Frau/und ihrem Kind vom Koch? Immerhin waren das gut 30 Jahre bis zur Grenzöffnung?

Rainer Maria


Freundin...nicht Frau. Was soll da passiert sein?
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon Edelknabe » 19. Januar 2025, 10:33

Dumme Frage Mann. Dir wäre das Kind natürlich scheißegal, so nehme ich mal gut an. Weil, brauchtest ja dann keinen Unterhalt zu zahlen...gelle?

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 18061
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon pentium » 19. Januar 2025, 10:44

Edelknabe hat geschrieben:Dumme Frage Mann. Dir wäre das Kind natürlich scheißegal, so nehme ich mal gut an. Weil, brauchtest ja dann keinen Unterhalt zu zahlen...gelle?

Rainer Maria


Was hat das mit mir zu tun? Die hauen mit dem Grenzboot ab und das einzige was du fragst: Was ist mit dem Kind und der Freundin vom Koch? Was soll da sein? Die Frau wird Besuch von den Genossen bekommen haben, man wird sie befragt haben und sie wird das Kind großgezogen haben ohne Unterhalt des Kindsvaters. Vielleicht ist die Dame auch später übergesiedelt....man weiß es nicht.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon Edelknabe » 19. Januar 2025, 10:53

Deswegen fragte ich ja. Aber wenn man nichts weiß auch gut.

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 18061
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon pentium » 19. Januar 2025, 11:00

Edelknabe hat geschrieben:Deswegen fragte ich ja. Aber wenn man nichts weiß auch gut.

Rainer Maria


Du kannst doch gerne Nachforschungen anstellen....
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon augenzeuge » 19. Januar 2025, 18:17

Edelknabe hat geschrieben:Die drei Fahnenflüchtigen fiele also unter keine Amnestie?

Rainer Maria


Meines Wissens gab es keine Amnesty für geflüchtete Militärangehörige. Zumindest hat man mir das vor langer Zeit im Westen erzählt. [blush]

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 91340
Bilder: 20
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die Geschichte der 6. Grenzbrigade Küste

Beitragvon Edelknabe » 19. Januar 2025, 18:33

Wahnsinn, das hängt dir an wie so eine Privatinsolvenz, also gute 30 Jahre. Also es hing diesen Männern an, und zwar gute 28 Jahre. Des einen Kind wird ja dann in dem Alter gewesen sein und wenn dessen Vatern ein guter Vater war, dann wird der seinem Kind jedes Jahr Westpakete geschickt haben. Ich persönlich kenne so einen Sohnemann, denn der war dummerweise bei mir Lehrling.

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 18061
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07


Zurück zu Grenzbrigade Küste

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast