S51 hat geschrieben:Die Wirkung der Splitter konzentrierte sich auf den Bereich, den der Kegel als Sektor grob wies. Es war eine Art gerichteter Ladung. Im übrigen Bereich flogen zwar auch Splitter aber die hatten bei weitem nicht die Durchschlagskraft derer im Schußsektor. Dicke, stabile Kleidung konnte durchaus schützen. Am Fallschirmjägerstahlhelm, den man als Kradfahrer ja benutzte, verursachten die Splitter nur Kratzer. Nicht mal eine Delle und schon gar nicht schlugen sie durch. Das hatte ich selbst mal das "Vergnügen" zu erleben. Befand man sich nahe an der Mine, konnte der energieintensivste Teil der Ladung durchaus an einem vorbeigehen oder einen nur streifen. War man weiter weg, konnte der Abstand zwischen den Splittern wiederum so groß werden, dass sie einem um die Ohren flogen ohne schwer zu treffen.
Dazu waren diese Splitter ja auch relativ klein. Was ich in Rehen oder Wildschweinen gefunden habe, hatte eher selten mehr als einen Quadratzentimeter Größe. Die Gehäuseteile schlugen wegen des wohl geringen Gewichtes eher nicht durch die Haut. Es waren auch keineswegs die Mengen an Splittern, die einem der Begriff "Mine" asoziiert ("zerfetzen" und ähnliche Bezeichnungen) sondern ein bis etwa zehn Treffer maximal. Meist aber nur ein bis vier Treffer und das bei Auslösungen aus ca. einem bis fünf Meter Distanz.
Ja im Harz war wirklich alles anders.
So mal ganz kurz dazu:
Aus einer Testreihe:
Bei einer Schussentfernung von ca. 6 m, 50 Treffer (untere Minenlinie), bei 17 m noch 22 Treffer (mittlere Minenlinie), bei 11,5 m 23 Treffer (obere Minenlinie) auf Zielmedien Darstellung Figurenscheibe 25 mm Fichtenholz.
Geschossmateriel; 80 st. kubische Metallsplitter 4 x 4 mm.
Und Druchschläge gabs auch nicht zu knapp, hier ist aber definitiv die Distanz entscheidend.
Die KS war bestimmt nicht in unmittelbarer bzw. mittelbarer Nähe des GZI mit Anlage 501/701 unterwegs.
Eher auf dem Kolonnenweg.
Und an Grenzknicks des GZI waren die Anlagen nicht ins Hinterland ausgerichtet.
Das sah grob beschrieben eher nach einem Treffer mit Rehposten aus als nach einer Sprengkörperdetonation.
Nur so kleine Tiere wie Krähen oder vergleichbare Vögel, die direkt auf dem Auslösedraht quasi vor dem Trichter "landeten", hat es wirklich "zerlegt".
Thunderhorse hat geschrieben:...Die KS war bestimmt nicht in unmittelbarer bzw. mittelbarer Nähe des GZI mit Anlage 501/701 unterwegs.
Eher auf dem Kolonnenweg.
Und an Grenzknicks des GZI waren die Anlagen nicht ins Hinterland ausgerichtet.[/color]
...
S51 hat geschrieben:Nachtrag auf die Gefahr hin, als Besserwisser zu gelten:
Selbsterkenntnis!!!!
Mit der Theorie von Treffern auf eine Scheibe ist es so eine Sache für sich. Einerseits erhält man so vergleichbare Werte. Das ist statistisch sehr wünschenswert, liefert Berechenbarkeit. Andererseits bietet gerade ein so variables Ziel wie Körper oder Körperteile je nach Stellung zum abfeuernden Gerät oder Art des Körpers mitunter eine viel kleinere Oberfläche oder weicht durch beginnende oder sich vollendende Bewegungen der Splitterwolke bzw. den Geschossen eben aus. Deshalb entspricht die Trefferzahl dort eben eher selten jenen auf einer Scheibe. Denn wo die Scheibe noch schwarz ist, ist in der Realität dann plötzlich nur Luft.
Mit der Durchschlagswirkung war und ist es ähnlich. Einerseits bietet ein meist recht gleichmäßiges Medium wie eben eine Scheibe, ein Scheibenträger oder auch ballistische Gelatine gleichmäßige Werte zur Auswertung an. Andererseits jedoch hat weder ein lebender Körper, ein Körperteil noch die Bekleidung oder Ausrüstung einen immer gleichmäßigen Aufbau. Was auf der Scheibe glatt durchgeht, das wird in der Realität dann abgelenkt oder abgebremst und manchmal beides.
Was auf der Scheibe ein Loch macht und sonst nichts, das bewirkt in der Praxis dann zum Beispiel bei einem Knochentreffer vielleicht Sekundärverletzungen, die den mehrfachen Umfang erreichen können als nur das kleine Referenzloch auf der Scheibe. Sowas gab und gibt es auch.
S51 hat geschrieben:Thunderhorse hat geschrieben:...Die KS war bestimmt nicht in unmittelbarer bzw. mittelbarer Nähe des GZI mit Anlage 501/701 unterwegs.
Eher auf dem Kolonnenweg.
Und an Grenzknicks des GZI waren die Anlagen nicht ins Hinterland ausgerichtet.[/color]
...
Na ersteres schon.
Ich war von 03/83 bis 07/83 als GF im Abschnitt des damals I. GB in der 2. GK Marholzberg/Ilsenburg eingesetzt. In dieser Zeit gab es die Anlage 501 ab der nördlichen TL bei Abbenrode bis kurz vor Stapelburg in südlicher Richtung am vorderen Sperrelement/Zaun I.
Als 1. GF im 2. Zug war ich entweder "große" KS mit Krad (eingesetzt, da Bataillionssicherung, von Abbenrode bis zum eisernen Tisch oberhalb der GK Scharfenstein oder "kleine" KS ab Abbenrode bis Stapelburg und dann abwechselnd mit dem Waffen-Uffz als Bergetruppführer, der dann im Auslösefall die Alarmgruppe mit dem LO und der Bergekiste hierfür zu übernehmen hatte.
Außerdem hat die KS in dieser Zeit die GAK durch den Zaun nach vorne gelassen. Zwischen Stapelburg und Abbenrode waren drei gassen im Bereich der 501. Nicht immer hat die Abschaltung trotz Ziehen der Einschübe, Abschalten der Verteiler zuverlässig funktioniert (Splinte hat die KS nicht gesetzt).
In dieser Zeit ist die KS durchaus regelmäßig mit dem Krad auf dem Kolonnenweg an der 501 vorbei. Den trennte von der 501 dann nur noch der Spurenstreifen und dieser hatte geländebedingt eben öfter keine 5 Meter Breite mehr. Sowie der Kfz-Sperrgraben, den es jedoch nicht überall gab. Bei Gewitter hatte die KS öfter mal eine oder auch viele Auslösungen in unmittelbarer Nähe. Maximum waren bei mir mal drei Felder auf allen drei Ebenen gleichzeitig...
Das Vergnügen hatten andere (viele, möchte ich meinen) aber auch. Gewitter gab und gibt es auch im Vorharz öfter und manchmal waren sie eben schneller als gepeilt.
Ja, es stimmt, die Anlagen waren bei Grenzknicks nicht ins Hinterland gerichtet. Bei Kurven mit größeren Radien aber schon und die Randsplitter hat man, wenn es hinter oder neben einem "losging" durchaus mal abbekommen.
Die Anlagen waren stets Parallel zum Zaun ausgerichtet. Insofern der GZI im Bereich der Anlagen 501/701 auch geradlinig gebaut.
Mit den Splitterzahlen, das eine waren sicher die Tests, das andere aber die Praxis vor Ort. Wir haben wohl jede zweite Woche ein Tier in die Küche gebracht. Das mag nicht als allgemeingültig gelten können. Wenn sich solche Feststellungen aber öfter wiederholten, wird man ihnen eine gewisse Bedeutung nicht absprechen können.
Die Tiere hat der Küchenchef sicherlich obduziert!!!
Durchschläge hat der Fachmann dann auch erkannt und mit ausgewertet.
Abgesehen davon, WIMRE, war die Verwertung solcher Kadaver offiziell nicht gestattet.
Edelknabe hat geschrieben:Thunderhorse sag mal, hast du nun auch noch von drüben in die Kochtöpfe der Grenztruppem illern können oder was oder wie war das damals? Manchmal denke ich auch bei dir, du warst der Geist der Truppe im Osten, zumal, was du alles weißt. Wenn ein Jäger, und unser KC war so ein Verrückter mit Schroot die Tierchen erlegte dann pullte wohl der Abnehmer,irgend so eine Großküche in Boizenburg,das könnte die Werft oder das Fliesenwerk gewesen sein wohl auch jedes Stück Kügelchen aus dem erlegten Tier oder wie stelle ich mir das heute vor?
Rainer-Maria bin ja kein Koch...aber du vielleicht ha ha ha
Thunderhorse hat geschrieben:
Wimre gabs da eine Weisung, dass Tiere die in die MS bzw. Anlage 501/701 gelangten und dabei verletzt bzw. getötet wurden, nicht in den Versorgungskreislauf der Truppe gelangen durften.
Hintergrund waren daraus entstandene Krankheitsfälle.
Mahlzeit.
Edelknabe hat geschrieben:In gewisser Weise Thunderhorse hast du schon nicht Unrecht. Ich schrieb öfters von unförmigen kleinen groben Gusssplittern die zu meiner Zeit Ende der 70er Jahre in den Trichtern der SM-70 vorhanden waren. Später schrieb mal Einer von Kugeln ähnlich dem Schroot, worauf dann nicht so erbauende Antworten kamen. Ohne Frage wäre der ganze Kram beim Essen später jemanden übel aufgestossen, wenn alles ohne Kontrolle verkocht worden wäre.Wurde es also nicht, das geht somit schon in Ordnung, die Regeln wurden damit gewahrt, beachtet.
S51 hat es aber in seinen Vortexten schon gut beschrieben, das eben die Kadaver der getöteten oder verletzten Tiere gleich vor Ort am Zaun I vergraben wurden. So war es zumindest auch bei uns, kam der Minentrupp war früh/ vormittags schon alles von Kompanieseite bereinigt.Ich erinnere mich im Elbabschnitt an Unmengen von Fasanen, die auf den Drähten dachten sich ausruhen zu können. Das wurde dann die ewige Ruhe, denn so ein Tier hatte Gewicht, löste wohl immer aus?
Rainer-Maria
Dieter1945 hat geschrieben:Durch die SM70 wurden nicht nur Menschen verletzt, sondern auch getötet.
"Nach Erkenntnissen der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn sind neun Fälle nachzuweisen, in denen DDR-Bürger bei einem Fluchtversuch durch mindestens eine Splittermine vom Typ SM-70 ums Leben kamen".
Weiterlesen:
http://www.ndr.de/geschichte/chronologi ... er102.html
Thunderhorse hat geschrieben:Dieter1945 hat geschrieben:Durch die SM70 wurden nicht nur Menschen verletzt, sondern auch getötet.
"Nach Erkenntnissen der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn sind neun Fälle nachzuweisen, in denen DDR-Bürger bei einem Fluchtversuch durch mindestens eine Splittermine vom Typ SM-70 ums Leben kamen".
Weiterlesen:
http://www.ndr.de/geschichte/chronologi ... er102.html
Der zehnte viel ja raus da noch am Leben.
Edelknabe hat geschrieben:Thunderhorse tut mir leid, ich hatte deinen Beitrag mit den Kunststoffwürfeln erst jetzt entdeckt und meine, das ist bestimmt ne Ente...von dem Autor da. Denn dann hätten die Trichter größer sein müssen...waren sie aber nicht, um da "90 Kunststoffwürfel" zu verpressen. Oder der Flüchtling hatte Teile, Rester der PU-Schale abbekommen...vielleicht noch in der Kleidung,so nehme ich eher an, die ab 1976 zum Schutz der Mechanik/Witterungsschutz die SM-70 ummantelte.
Ich weiß, andere Ouellen sprechen von"Schutz vor mutwilliger Entfernung"seit M.Gartenschläger aber ich kenne es so wie vorgenannt als Schutz vor der Witterung denn die Klein-Teile waren nun mal damals nicht aus VA.
Rainer-Maria aber das mit den Schrotkugeln ist auch noch offen, vielleicht fällt jemanden später etwas dazu ein?
Edelknabe hat geschrieben:Offen besser ungeklärt ist, das einmal geschrieben wurde, das die Trichter der SM-70 mit Schrotkugeln gefüllt waren? Ich erinnere mich aber jetzt auf die Schnelle nicht an den Schreiber und Text.Wenn, müsste es nach meiner Zeit Ende 70er-Anfang 80er gewesen sein.
Rainer-Maria und einen guten Tag allen ins Forum
Karl_Stülpner hat geschrieben:Gab ja drei Ebenen, unten riss es schlimmstenfalls die Unterschenkel samst Oberschenkel ab oder es wurden nur Blutgefäße geöffnet, in der Mitte wurde wohl der Bauchraum aufgefetzt oder der Rücken mit Splittern bestrichen und oben wurde wohl hauptsächlich die Haut vom Schädel abgezogen.
War schon effektiv in Sachen Abschreckung und Fluchtverhinderung, da haben sich Leute echt Gedanken gemacht wie man so etwas perfektionieren kann.
Mit etwas Glück tat es aber nur weh, also man konnte durchaus überleben.
Karl_Stülpner hat geschrieben:....da haben sich Leute echt Gedanken gemacht wie man so etwas perfektionieren kann.
augenzeuge hat geschrieben:Karl_Stülpner hat geschrieben:....da haben sich Leute echt Gedanken gemacht wie man so etwas perfektionieren kann.
Für mich hat das nichts mit Perfektion zu tun. Da es kaum einer offiziell wissen konnte, kann die Abschreckung keinen großen Personenkreis erfasst haben.
AZ
Karl_Stülpner hat geschrieben:augenzeuge hat geschrieben:Karl_Stülpner hat geschrieben:....da haben sich Leute echt Gedanken gemacht wie man so etwas perfektionieren kann.
Für mich hat das nichts mit Perfektion zu tun. Da es kaum einer offiziell wissen konnte, kann die Abschreckung keinen großen Personenkreis erfasst haben.
AZ
Gut, mit dem Wissen bezüglich der potentiellen Fluchtwilligen gebe ich dir recht, perfektioniert in Sachen Wirkung war es aber schon würde ich meinen.
Für uns Grenzsoldaten hatte diese Vorrichtung auch etwas gutes, mechanisiertes Ausstoßen von Metall minimierte die Notwendigkeit manuell Metall auf die Reise zu schicken.
Thunderhorse hat geschrieben:Karl_Stülpner hat geschrieben:Gab ja drei Ebenen, unten riss es schlimmstenfalls die Unterschenkel samst Oberschenkel ab oder es wurden nur Blutgefäße geöffnet, in der Mitte wurde wohl der Bauchraum aufgefetzt oder der Rücken mit Splittern bestrichen und oben wurde wohl hauptsächlich die Haut vom Schädel abgezogen.
War schon effektiv in Sachen Abschreckung und Fluchtverhinderung, da haben sich Leute echt Gedanken gemacht wie man so etwas perfektionieren kann.
Mit etwas Glück tat es aber nur weh, also man konnte durchaus überleben.
Hier schreibt ein """Fachmann""". Deutlich an den geschilderten Wundmerkmalen zu erkennen.
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