Tschechien zahlt Hinterbliebenen Entschädigung

Tschechien zahlt Hinterbliebenen Entschädigung

Beitragvon augenzeuge » 28. Januar 2021, 13:10

Ein erschossener Flüchtling ist in Tschechien 1300 EUR wert.

Bei Flucht nach Mähring erschossen
Nahe dem Landkreis Tirschenreuth war Gerhard Schmidt aus Staßfurt in Sachsen-Anhalt im August 1977 vor den Augen seiner Frau und seiner drei Kinder von einem tschechoslowakischen Grenzsoldaten erschossen worden. Er hatte versucht, mit seiner Familie den Eisernen Vorhang zu durchbrechen und bei Mähring in der Oberpfalz in die Bundesrepublik zu fliehen.

1.300 Euro für Tochter des Getöteten
Das tschechische Justizministerium sprach der Tochter nun 33.740 Kronen, umgerechnet knapp 1.300 Euro, zu. Das teilte ihr Anwalt Lubomir Müller am Mittwoch in Prag mit. Ein Gericht in Tachov (Tachau) hatte die gesamte Familie im vorigen Juli rehabilitiert.

Tötung durch Verwechslung: Spaziergänger wird für Flüchtling gehalten
Anlass für die Vergabe der Ermittlung an die Staatsanwaltschaft in Weiden sind deren Ermittlungen wegen der Tötung eines 59-jährigen bundesdeutschen Oberstleutnants aus Amberg im September 1986 bei Mähring. Der Mann war als Spaziergänger auf deutschem Hoheitsgebiet etwa 200 Meter von der Grenze entfernt von tschechoslowakischen Grenzsoldaten mit mindestens 25 Schüssen angeschossen und dann auf tschechoslowakisches Gebiet geschleppt worden. Hier starb er auf dem Weg ins Krankenhaus. Die damaligen Ermittlungen waren eingestellt worden, weil der Spaziergänger mit polnischen Flüchtlingen verwechselt worden war und die tschechoslowakischen Schützen nicht belangt werden konnten.

Schütze wurde nie zur Verantwortung gezogen
Ermittlungen nach der demokratischen Wende von 1989 ergaben, dass die Gruppe noch rund 1.600 Meter von der eigentlichen Staatsgrenze entfernt gewesen war. Die Familie hätte daher auch ohne Schusswaffengebrauch festgenommen werden können, hieß es in einem Bericht der Behörde für die Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus (UDV). Dennoch wurde der Schütze nie zur Verantwortung gezogen.


Anzeige gegen mehr als 50 Leute
Die aktuelle Anzeige richtet sich gegen 67, vor allem tschechoslowakische Grenzsoldaten, aber auch gegen die drei letzten noch lebenden Mitglieder des Politbüros der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei: Milous Jakes, Lubomír Strougal und Peter Colotka.

https://www.br.de/nachrichten/bayern/ge ... ng,SNIJZ56

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Re: Tschechien zahlt Hinterbliebenen Entschädigung

Beitragvon Volker Zottmann » 28. Januar 2021, 15:07

Die Hinterbliebenen werden genauso erschüttert sein ob der "grandiosen" Höhe der Geldzahlung wie mein Vater.
Der bekam wenige Jahre vor seinem Ableben für 4 Jahre Krieg und Gefangenschaft auch anerkenend einmalig 500.-€ vom Vaterland. Seine wenigen in der französischen Gefangenschaft mühselig zusammengesparten Kröten haben ihm die Franzosen am letzten Tag auch noch abgenommen. Die waren sicher auch bedürftig.

Wenn solche Abfindungen bei heraus kommen, sollte man die ganze Angelegenheit gleich ruhen lassen. Das ist doch nur peinlich und verletzend.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Tschechien zahlt Hinterbliebenen Entschädigung

Beitragvon Kumpel » 28. Januar 2021, 15:10

Da geht es wohl mehr um eine juristische Aufarbeitung und die Anerkennung von Unrecht als um eine materielle Kompensation.
Kumpel
 


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