Bei Flucht nach Mähring erschossen
Nahe dem Landkreis Tirschenreuth war Gerhard Schmidt aus Staßfurt in Sachsen-Anhalt im August 1977 vor den Augen seiner Frau und seiner drei Kinder von einem tschechoslowakischen Grenzsoldaten erschossen worden. Er hatte versucht, mit seiner Familie den Eisernen Vorhang zu durchbrechen und bei Mähring in der Oberpfalz in die Bundesrepublik zu fliehen.
1.300 Euro für Tochter des Getöteten
Das tschechische Justizministerium sprach der Tochter nun 33.740 Kronen, umgerechnet knapp 1.300 Euro, zu. Das teilte ihr Anwalt Lubomir Müller am Mittwoch in Prag mit. Ein Gericht in Tachov (Tachau) hatte die gesamte Familie im vorigen Juli rehabilitiert.
Tötung durch Verwechslung: Spaziergänger wird für Flüchtling gehalten
Anlass für die Vergabe der Ermittlung an die Staatsanwaltschaft in Weiden sind deren Ermittlungen wegen der Tötung eines 59-jährigen bundesdeutschen Oberstleutnants aus Amberg im September 1986 bei Mähring. Der Mann war als Spaziergänger auf deutschem Hoheitsgebiet etwa 200 Meter von der Grenze entfernt von tschechoslowakischen Grenzsoldaten mit mindestens 25 Schüssen angeschossen und dann auf tschechoslowakisches Gebiet geschleppt worden. Hier starb er auf dem Weg ins Krankenhaus. Die damaligen Ermittlungen waren eingestellt worden, weil der Spaziergänger mit polnischen Flüchtlingen verwechselt worden war und die tschechoslowakischen Schützen nicht belangt werden konnten.
Schütze wurde nie zur Verantwortung gezogen
Ermittlungen nach der demokratischen Wende von 1989 ergaben, dass die Gruppe noch rund 1.600 Meter von der eigentlichen Staatsgrenze entfernt gewesen war. Die Familie hätte daher auch ohne Schusswaffengebrauch festgenommen werden können, hieß es in einem Bericht der Behörde für die Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus (UDV). Dennoch wurde der Schütze nie zur Verantwortung gezogen.
Anzeige gegen mehr als 50 Leute
Die aktuelle Anzeige richtet sich gegen 67, vor allem tschechoslowakische Grenzsoldaten, aber auch gegen die drei letzten noch lebenden Mitglieder des Politbüros der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei: Milous Jakes, Lubomír Strougal und Peter Colotka.
https://www.br.de/nachrichten/bayern/ge ... ng,SNIJZ56
AZ