Die Küste der Spione
Verfasst: 30. Januar 2020, 10:32
DER SPIEGEL Geschichte
Kalter Krieg an der Ostsee
Die Küste der Spione
Fluchtpunkte für Ostdeutsche, Nato-Horchposten mit Meerblick. Kaum ein Ort kennt die absurden Seiten
des Kalten Krieges so gut wie Geiser. An der Südspitze Dänemarks trafen Spione und DDR-Flüchtlinge
aufeinander. Eine Spurensuche.
Manchmal kamen 2000 Leute in den kleinen Ort, besonders an den Wochenenden. "Das war wie ein Schauspiel",
erinnert sich Kim Grützmeier. Die Dänen standen dann am Ufer und schauten aufs Wasser, bis eines dieser
Schiffe aus Richtung Süden kam. Sie wollten sehen, ob wieder jemand springt.
Die Schiffe waren immer voll mit Menschen, dicht drängten sie sich an der Reling - DDR-Bürger auf Ausflugs
schiffen, die aber nie im Hafen von Gedser anlegten. "An Land gehen durften die nicht.."
Es war im Spätsommer 1961 in der südlichsten Gemeinde Dänemarks. Kim Grützmeier, 14, hatte gehört, dass
in Berlin eine Mauer gebaut wurde. Wenn ein Schiff aus Rostock-Warnemünde kommen sollte, stiegen sein
Freund und er in ein Ruderboot. "Wir dachten, vielleicht können wir helfen." Einmal war es gleich mehreren
Ostdeutschen gelungen, zu einer Treppe im Hafenbecken zu schwimmen.
Dänische Fischer versuchten damals, Fluchtwillige direkt vom Schiff zu übernehmen. "Aber das war unmöglich" -
Kim beobachtete, wie Menschen an den Beinen wieder zurückgezogen wurden. "Da waren so viele Volkspolizisten
an Deck. Sie haben die Leute geschlagen."
Einmal schaffte es doch jemand davonzuschwimmen. Und der Kapitän versuchte, ihn mit der rückwärts laufenden
Schraube zu erwischen. Es war ein grausames Schauspiel.
Bald darauf kamen die Schiffe nicht mehr. In den Folgejahren trieben immer wieder Leichen an den Strand.
"Einmal habe ich das selbst gesehen", sagt Grützmeier. Mit 19 verließ er Gedser und ging zum Studium nach
Kopenhagen. Der Kontakt zu seinem Heimatort blieb, inzwischen wohnt er wieder dort.
....hier kann man weiterlesen:
https://www.spiegel.de/geschichte/kalte ... 83335.html
W. T.
Kalter Krieg an der Ostsee
Die Küste der Spione
Fluchtpunkte für Ostdeutsche, Nato-Horchposten mit Meerblick. Kaum ein Ort kennt die absurden Seiten
des Kalten Krieges so gut wie Geiser. An der Südspitze Dänemarks trafen Spione und DDR-Flüchtlinge
aufeinander. Eine Spurensuche.
Manchmal kamen 2000 Leute in den kleinen Ort, besonders an den Wochenenden. "Das war wie ein Schauspiel",
erinnert sich Kim Grützmeier. Die Dänen standen dann am Ufer und schauten aufs Wasser, bis eines dieser
Schiffe aus Richtung Süden kam. Sie wollten sehen, ob wieder jemand springt.
Die Schiffe waren immer voll mit Menschen, dicht drängten sie sich an der Reling - DDR-Bürger auf Ausflugs
schiffen, die aber nie im Hafen von Gedser anlegten. "An Land gehen durften die nicht.."
Es war im Spätsommer 1961 in der südlichsten Gemeinde Dänemarks. Kim Grützmeier, 14, hatte gehört, dass
in Berlin eine Mauer gebaut wurde. Wenn ein Schiff aus Rostock-Warnemünde kommen sollte, stiegen sein
Freund und er in ein Ruderboot. "Wir dachten, vielleicht können wir helfen." Einmal war es gleich mehreren
Ostdeutschen gelungen, zu einer Treppe im Hafenbecken zu schwimmen.
Dänische Fischer versuchten damals, Fluchtwillige direkt vom Schiff zu übernehmen. "Aber das war unmöglich" -
Kim beobachtete, wie Menschen an den Beinen wieder zurückgezogen wurden. "Da waren so viele Volkspolizisten
an Deck. Sie haben die Leute geschlagen."
Einmal schaffte es doch jemand davonzuschwimmen. Und der Kapitän versuchte, ihn mit der rückwärts laufenden
Schraube zu erwischen. Es war ein grausames Schauspiel.
Bald darauf kamen die Schiffe nicht mehr. In den Folgejahren trieben immer wieder Leichen an den Strand.
"Einmal habe ich das selbst gesehen", sagt Grützmeier. Mit 19 verließ er Gedser und ging zum Studium nach
Kopenhagen. Der Kontakt zu seinem Heimatort blieb, inzwischen wohnt er wieder dort.
....hier kann man weiterlesen:
https://www.spiegel.de/geschichte/kalte ... 83335.html
W. T.