Gescheiterte Flucht über die CSSR

Gescheiterte Flucht über die CSSR

Beitragvon Interessierter » 26. November 2019, 08:57

Ralph-Peter Saurien

Mit seinem gleichaltrigen Freund Tobias M. wollte Ralph-Peter Saurien am 21. April 1989 über die ČSSR-Grenze nach Österreich flüchten. Beim Versuch die Grenzanlagen zu durchbrechen, kam Ralph-Peter Saurien ums Leben.


Bild
Bildquelle: BStU

geboren am 3. August 1968 in Berlin
ums Leben gekommen am 21. April 1989 bei Fluchtversuch von der CSSR nach Österreich
Ort des Zwischenfalls: Grenzübergang Petržalka - Berg (ČSSR - Österreich)

Die beiden Berliner Freunde Ralph-Peter Saurien und Tobias M. hatten sich laut Presseberichten bereits seit Längerem vergeblich um eine Übersiedlung in den Westen bemüht. Im April 1989 entschlossen sie sich schließlich zur Flucht über die ČSSR nach Österreich. Saurien war von Beruf Fliesenleger, eine Familie hatte der 21-Jährige noch nicht gegründet. Weil die Volkspolizei ihm die Fahrerlaubnis entzogen hatte, fuhr Tobias M. Sauriens Lada. Das Fluchtfahrzeug passierte den ersten verkehrsbedingt geöffneten Schlagbaum, wechselte dann auf die Diplomatenspur und durchbrach den zwischenzeitlich geschlossenen zweiten Schlagbaum. Dabei wurde das Dach des Wagens abgerissen. Das schwer beschädigte Auto schlitterte auf die österreichische Seite. Dort konnte Ralph-Peter Saurien nur noch tot geborgen werden. Sein Freund Tobias M. hatte schwere Verletzungen erlitten. Die Wiener DDR-Botschaft sorgte für die Überführung der sterblichen Überreste Ralph-Peter Sauriens nach Ost-Berlin. Die Beisetzung seiner Urne erfolgte auf dem Friedhof in Biesdorf. (Recherche jk, jos, MP, MS, TP; Autor: jos)

Bild

https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das ... index.html

Das belegt natürlich auch, dass die nachstehende, korinthenkackerische Aussage von Thunderhorse aus dem Jahre 2012 falsch ist.
Thunderhorse » 22. Jun 2012, 17:26

Nun, diese Liste ist genauso mit Fehlern behaftet bzw . nicht korrekt wie manch andere im Web umherschwirrende Übersicht.
Im Bezug auf die CSSR-Grenze gesehen, fehlen Personen bzw. sind Personen gelistet die dort nicht ums Leben gekommen sind.
Verglichen mit der Original Liste der CSSR.
Z. B.:
Thomas D.; 1986 fehlt

Roland K.; 1973 fehlt.

Eine Person mit Namen Saurien Ralph-P.. ist falsch

Eine Person mit Namen Kühnen gabs nicht, muß Kühnel heißen.

Nur so als Beispiel.
Interessierter
 

Re: Gescheiterte Flucht über die CSSR

Beitragvon Nostalgiker » 26. November 2019, 09:26

Mit 21 Jahren in der DDR bereits einen eigenen Lada zu haben ist wirklich beachtlich.
Wo doch jeder Interessierte weiß das die Wartezeiten für ein Auto in der Regel 12 bis 18 Jahre waren, je nach Fahrzeugtyp.
Dann noch als Fliesenleger gearbeitet, wo doch auch hier jeder weiß das handwerkliche Berufe mit einem Hungerlohn abgespeist wurden.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Gescheiterte Flucht über die CSSR

Beitragvon Kumpel » 26. November 2019, 09:49

Fliesenleger waren die absoluten Kings in der DDR. Halbe halbe Entlohnung. Das heist halb Alumark , halb DM.
Wahrlich ein Handwerk mit goldenem Boden in der Zone.
Da war ein gebrauchter Lada recht flott zusammengespart.
Okay Nosti , du hast ja schlimmer gewohnt wie die Türken in West-Berlin.
Dir kam kein Fliesenleger unter. Kannste nicht wissen.
Kumpel
 

Re: Gescheiterte Flucht über die CSSR

Beitragvon zonenhasser » 26. November 2019, 12:16

Nostalgiker hat geschrieben:Mit 21 Jahren in der DDR bereits einen eigenen Lada zu haben ist wirklich beachtlich.
Ja und? Vielleicht wollte der junge Mann einen Porsche, vielleicht aber auch frei reisen, wählen, reden und sich informieren können.
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: Gescheiterte Flucht über die CSSR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. November 2019, 13:03

Was spielt es für eine Rolle, wie alt ein Autobesitzer war, und wie er dazu kam?
12 Jahre Trabantwartezeit waren normal.
Trotzdem hatten wir, ohne privilegiert zu sein, mit 23/24 Jahren einen ladenneuen 601 Kombi.
Ohne Schmieren und Aufpreis für 8600 Mark!
Wir haben den der Oma meiner Frau sofort abgekauft, da sie nur 5 Monate warten musste, bis sie eine VVN-Sonderzuteilung bekam.
An was sich manche Menschen in ihrer Unwissenheit hochziehen, ist schon bemerkenswert...

Jedes System konnte zu jeder Zeit irgendwie umgangen werden. Man musste eben nur das WIE kennen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Gescheiterte Flucht über die CSSR

Beitragvon augenzeuge » 13. Oktober 2021, 18:34

Die Bayerische Grenzpolizei dokumentierte die gelungenen Fluchten an der bayerischen Grenze zur Tschechoslowakei in ihren Jahresberichten.
Hier ihre Statistik von 1967 bis 1989. Die Beamten der Bayerischen Grenzpolizei schätzen die verhinderten Fluchten an der deutsch-tschechoslowakischen Grenze auf 300 jährlich.

Meist flüchteten Grenzer der CSSR.....

https://www.begegnungsraum-geschichte.u ... Flucht.pdf
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Re: Gescheiterte Flucht über die CSSR

Beitragvon augenzeuge » 13. Oktober 2021, 18:55

Ein typischer Fall an der tschechoslowakischen Westgrenze zur Zeit des »Eisernen Vorhanges«: Aus einer Grenzstadt fährt ein Trabi mit zwei jungen DDR-Bürgern ab. Sie haben ein Zelt und Schlafsäcke, suchen einen Platz zum Übernachten. Die Umgebung ist ihnen fremd, und sie wissen vielleicht nicht, dass sie sich der so genannten Grenzzone, dem Sperrgebiet nähern, das man nur mit besonderen Passierscheinen betreten darf. Sie finden endlich einen Platz zum Nächtigen, etwa einen Kilometer von der Grenzzone entfernt. Natürlich entgehen die beiden nicht der immer wachsamen Aufmerksamkeit der zivilen »Helfer der Grenzwache«. Diese rufen sofort die zuständige Grenzeinheit an: Achtung, im Wald sind DDR-Bürger! Sofort kommen ein paar bewaffnete

Grenzer angefahren. Das aufgeschreckte Pärchen muss seine sieben Sachen packen, wird zum Verhör geführt und danach - als sich herausstellt, dass es nicht in den Westen flüchten wollte - aus dem Gebiet, das eigentlich frei betreten werden darf, hinausgewiesen. Das ist zwar rechtswidrig, aber ein Bruderdienst an der DDR. Und, wo könnten sich die beiden jungen Leute auch schon beklagen?

Solche Fälle hat es gegeben. Aber auch die anderen: Anfang der 70er Jahre waren etwa 90 Prozent der Personen, die an der tschechoslowakischen Westgrenze beim Fluchtversuch festgenommen wurden, DDR-Bürger. CSSR-Bürgern stand für eine eventuelle Flucht in den Westen die viel bequemere Möglichkeit über legale touristische Reisen - vor allem nach Jugoslawien - offen. Diese Tatsache hatte den oben beschriebenen Effekt bei den tschechoslowakischen Grenzern zur Folge. Man kann es sich vorstellen, dass die angemahnte Wachsamkeit vor verdächtigen DDR-Bürgern in Grenznähe nicht gerade große Begeisterung auslöste. Dabei hat zweifellos auch die Tatsache eine Rolle gespielt, dass jeder gelungene Fluchtversuch von DDR-Bürgern harte Strafen für die Grenzer zur Folge hatte. Auf »frischer Tat« ertappte DDR-Bürger wurden am Grenzübergang Vojtanov/Schönberg den

Kollegen vom MfS der DDR übergeben. Die »Jagd« auf potentielle »DDR- Flüchtlinge« beschränkte sich nicht nur auf die »grüne Grenze«. In Karlovy Vary war eine MfS-Residenz, die sich nicht nur mit Kontraspionage befasste. Die tschechischen Polizeibeamten an den Grenzübergängen zwischen CSSR und DDR waren angewiesen, Acht zu geben, ob unter den einreisenden DDR-Bürgern Leute sein könnten, die eventuell sich in den Westen absetzen wollten. Der Nachrichtendienst der tschechoslowakischen Grenzwache verfügte im Grenzgebiet über ein umfangreiches Netz von Verbindungsmännern in Hotels, Camps, Bahnhöfen und überall dort, wo DDR-Bürger anzutreffen waren. V-Männer sollten jede »verdächtige Person« melden. Im Auftrag des MfS der DDR haben die tschechischen Grenzer auch Kontakte zwischen DDR- und BRD-Bürgern registriert. Für die entsprechende Berichterstattung gab es besondere Formulare, die über Prag nach Berlin geschickt wurden.

In der zweiten Hälfte der 80er Jahre, als die Anzahl der Fluchtversuche von DDR-Bürgern über die CSSR nach Westen stieg, verstärkt sich der Unmut der tschechischen Grenzer über die von ihnen abverlangten Praktiken. Vor allem junge Grenzoffiziere forderten eine politische Lösung des Problems.
(aus https://www.nd-aktuell.de)
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