Buscho hat geschrieben: ... Und noch ne Frage , was war die Aufgabe von Minenbergern ? Minenbeseitigen oder Personen bergen ? ...
Hallo Buscho,
zunächst die kurze Antwort auf die kurze Frage: Die Aufgabe des "Minenbergetrupps" war die Bergung von Personen aus der Minensperre.
Etwas Erläuterung dazu:
1. Bergung bei erdverlegten Minen
Es war ein Posten aus 4 Mann zu bilden. Diese mussten mit einem LKW (i.d.R. LO) zum Ort der Minendetonation fahren. Auf der Ladefläche hatten sie ein sogenannte "Bergebrücke" (ich hab leider kein Bild dazu gefunden, also werde ich versuchen, es zu beschreiben). Diese Brücke bestand aus zwei Hauptteilen. Der Brückenfläche (ca. 7 - 8 m ? lang, ca. 1 m ? breit) aus Leichtmetall mit seitlichen niedrigen Metallbrüstungen, die die Brücke stabilisierten und den darauf Kriechenden Halt geben sollten. Am Ende dieser Brücke waren 2 Metallstelzen ausklappbar angebracht (ca 70 cm hoch). Das zweite Teil der Brücke war ein stabiler Bock mit Führungsrollen, auf dem die Brücke ebenfalls in Höhe von ca 70cm liegen konnte. Der Ablauf der Bergung: Der 2-Meter-Streckmetallzaun der Minensperre musste aufgehackt werden (schnellste Art, ihn zu öffnen), so dass Trupp und Brücke in den Raum zwischen die Zäune gelangen konnten. Es gab 3 Minenlinien, die im Abstand von einem Meter verlegt waren. Das Verlegeschema war bekannt, so dass der Trupp wusste, wo der Bock der Bergebrücke aufzustellen war. Die Brücke wurde dann, die ausgeklappten Stützen voran, über den Bock geschoben, bis sie die Minenlinien überbrückte. Dabei musste sie neben der verletzten Person stehen. Dann stieg ein Angehöriger des Bergetrupps rückwärts auf die Brücke und kroch auf den Knien rückwärts bis zu dem Verletzten. Ein zweiter kroch auf den Knien vorwärts. Der Verletzte musste von beiden sicher gefasst werden, so dass sie ihn mit einem Ruck zwischen sich auf die Bergebrücke heben konnten. Lag er dort, wurde er über die Brücke aus dem Bereich der Minen gezogen. Von der Brücke war er auf eine Trage (Bestandteil der Ausrüstung des Bergetrupps) zu legen, es war eine Erstversorgung durchzuführen und er war dann aus der Minenanlage heraus zum Kolonnenweg zu tragen. Weiter ging es dann nach Lage. War kein anderes Fahrzeug bis dahin eingetroffen, war er auf dem Fahrzeug des Bergetrupps zum nächsten Med.-Punkt oder Krankenhaus zu bringen. Diese Art der Bergung war kompliziert und für alle Beteiligten lebensgefährlich. Ich weiß, das klingt für einen Außenstehenden vielleicht perfide. Wir haben die Minen gelegt und beklagen, dass die Bergung der Opfer eine Gefahr für uns war. Aber die, die auf der Brücke krochen, hatten die Minen nicht gelegt und waren vielleicht auch nicht freiwillig an der Grenze. Aber sie mussten ihren Kopf hinhalten für dieses System. Die Bergung war also regelmäßiger Bestandteil der Ausbildung. Ich selbst wurde an der Offiziershochschule nur dazu ausgebildet. In Praxis habe ich die erdverlegten Minen nicht erlebt.
2. Bergung bei SM70:
Der Minenbergetrupp war in seiner Zusammensetzung (1 Offizier, 1 Kraftfahrer, 2 Posten) im Grenzdienstbefehl für den entsprechenden Tag oder die entsprechenden Schichten festgelegt. Die Einsatzzeit aus der Einheit heraus betrug x+5 Minuten. Hier reichte auch ein normaler Geländewagen (UAZ oder P3). Die Ausrüstung bestand, soweit ich mich erinnern kann, aus einer zusammenklappbaren Leiter, einer Krankentrage und einem Erste-Hilfe-Koffer. Bei einer Auslösung der Minenanlage wusste man auf er Führungsstelle, in welchem Feld die Auslösung erfolgt war (1 Feld ca. 230 Meter, eine Flanke = 10 Felder, eine Anlage 501/701 = 2 Flanken). Der Ablauf bei Minendetonation war: Einsatz der Alarmgruppe (2 Grenzposten a 2 Mann mit Fahrzeug) zur Abriegelung auf Höhe des Kolonnenweges. Durch die A-Gruppe erfolgte die Meldung, ob die Auslöseursache aufzuklären war. Waren Personen verletzt oder war die Auslöseursache nicht zu klären (es war nur Beobachtung vom Kolonnenweg aus gestattet), dann musste der Minenbergetrupp alarmiert werden. Die Minenanlage wurde von der Führungsstelle aus abgeschaltet, dann durfte der Minenbergetrupp an den Zaun, um den Verletzten zu bergen, oder, wenn es etwas anderes war, die Auslöseursache aufzuklären. Die Abschaltung einer Anlage musste durch das Bataillon und Regiment bestätigt werden. Bei den Anlagen 501 (= Standard) war die Abschaltung fast sofort wirksam. Man wartete kurz, bis die Induktionsströme aus dem Netz raus waren und konnte nach vorn gehen. Das musste übrigens auch gemacht werden, wenn Spuren auf dem 6-Meter-Kontrollstreifen waren. Diese durften nur untersucht und beseitigt werden, wenn die Anlage abgeschaltet war. Bei scharfen Minen ging es nicht weiter als bis zum Kolonnenweg. Eine Besonderheit stellten die Anlagen 701 dar. Davon hatten die Grenztruppen ganze 2 Stück, eine im Grenzkommando Nord und eine im Grenzkommando Süd. Äußerlich sahen die genauso aus, wie die Anlage 501, sie hatten auch die SM70 Minen. Die Stromversorgung erfolgte aber nicht über einen Arbeitsstrom, sondern über eine Impulsspannung. Die starke Induktion bei diesem Verfahren sorgte dafür, dass der Bereich der Anlage erst eine Stunde nach Abschaltung betreten werden durfte. Wir hatten die Anlage des Grenzkommandos Süd in unserem Abschnitt, neben 2 Anlagen 501, also war der gesamte Kompanieabschnitt (14,5 Kilometer) vermint, oder meinetwegen mit Selbstschussanlagen bestückt. Ich wusste weder damals, noch weiß ich heute, wie wir einen Verletzten hätten aus dieser Anlage bergen sollen, ohne eine Stunde zu warten. Die endgültige Entscheidung, was vor Ort zu tun ist, hatte der Offizier des Bergetrupps zu fällen. Als Stellvertreter des Kompaniechefs wurde ich nicht für den Minenbergetrupp geplant. Es wurden i.d.R. die Zugführer dafür eingesetzt.
Soviel erstmal dazu, Buscho.
ciao Rainman2