Eine Scheune in Birx

Eine Scheune in Birx

Beitragvon Walter77 » 6. Februar 2021, 17:57

Eine Scheune in Birx

Diese Grenzgeschichte habe ich mir von einem älteren Einwohner aus Birx erzählen lassen, der schon über 80 Jahre alt ist.
Ich habe ihm versichert, dass ich die Besitzer der Scheune nicht namentlich nenne. Die Geschichte trug sich wohl in den 50 iger Jahren zu. Wie schon im anderen Artikel „Vorkommnisse an der Grenze bei Birx“ war die Grenzsicherung insbesondere in den 50iger Jahren im Vergleich zu den 70iger und 80 iger Jahren nicht so streng und Kontrollen der Grenzposten im Gebiet durch Unteroffiziere und Offiziere wohl nicht so häufig. Der Ausbau der Grenze war bei weitem nicht so Fortgeschritten wie in den 80iger Jahren.
Insbesondere in kalten Winternächten und Schlechtwetternächten nutzen bestimme Postenpaare in den 50 iger Jahren eine Scheune am Ortsrand von Birx mit Blick auf die Straße nach Seiferts als nächtliches Ruhelager. Dies geschah in gutem Einvernehmen mit den Besitzern der Scheune, die nachts das Scheunentor unverschlossen ließen.
Nach ihren Grenzstreifen um Birx, bevorzugten einzelne Postenpaare die Scheune zum Ausruhen oder auch zu einem Nickerchen. Dies geschah wohl fast immer nach Mitternacht, wenn der „Flechsenberger Hof“ (Gaststätte) geschlossen war und alle braven Birxer sich zur Nachtruhe begeben hatten. Die Scheune war immer mit Stroh und Heu für das Vieh gefüllt, so dass sich die müden Grenzer problemlos dort ein Nachtlager errichten konnten. Manchmal haben sie auch dort eine Flasche oder zwei Flaschen Bier aus dem Flechsenberger Hof getrunken. Verraten wurde das Nachtquartier oder der Ruhepunkt unter den verschiedenen Postenpaaren, die ihn während der Nachtschichten aufsuchten nie. Auch damals schon haben die Posten zusammengehalten und sich nicht gegenseitig verpfiffen. Auch nicht alle Posten haben diese Möglichkeit sich Nachts oder bei schlechtem Wetter auszuruhen genutzt.
Die Tradition mit der nächtlichen Nutzung der Scheune, wurde wohl bis zu Beginn der 60 iger Jahre fortgesetzt. Danach nicht mehr, weil der Druck durch nächtliche Kontrollstreifen im Gebiet auf die Posten zu groß wurde.
Auch diese Geschichte verdeutlicht, dass zumindest das Vertrauen und das Verhältnis der Dorfbewohner zu den Grenzsoldaten und umgekehrt in den 50iger und 60iger Jahren gut war, denn sonst hätte diese ihre Scheune nicht als mögliches Nachtquartier den Grenzern zur Verfügung gestellt.
Ich bin überzeugt, dass es in den 50iger und 60 iger Jahren entlang der innerdeutschen Grenze im Schutzstreifen oder Grenzgebiet nicht nur eine „Birxer Scheune“ für Grenzsoldaten gab.
Es würde mich freuen, wenn einige unter den Usern aus ihrer Grenzerfahrung meine Vermutung durch ihre Berichte von anderen Ortschaften an der innerdeutschen Grenze bestätigen könnten.
Walter77
 
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