Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon Interessierter » 29. November 2018, 13:06

Die SED-Führung pries die Grenztruppen als Elite. Dennoch wurden sie von der Staatssicherheit pausenlos überwacht. Warum dennoch viele Soldaten desertierten, zeigt der Historiker Jochen Maurer.

An einem Novembernachmittag im Jahr 1971 an der innerdeutschen Grenze fallen Schüsse. Wenig später werden zwei Tote im Sperrstreifen des DDR-Grenzkommandos Nord entdeckt. Soldat D. und Gefreiter B. liegen mit Herzdurchschüssen am Boden. Die Grenzsoldaten haben sich „zweifelsfrei“ gegenseitig erschossen, stellt das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in einem geheimen Bericht fest.

Für die Stasi ist der Hintergrund der Tragödie schnell klar: Der 24-Jährige wollte die Grenze durchbrechen und in den Westen fliehen, sein vier Jahre jüngerer Postenführer ihn daran hindern. Familiäre Probleme, „persönliche Sentimentalität, Kraftlosigkeit und Schwächlichkeit“ hätten den Angriff des Soldaten gegen seinen Kameraden mit der positiven Einstellung zur DDR ausgelöst.

„Keine Institution war so sehr von der Staatssicherheit durchdrungen wie die DDR-Grenztruppen“, schreibt Maurer. Die „Unverletzlichkeit“ der Staatsgrenze habe höchste Priorität gehabt. Die Sicherheit im Grenzgebiet sei unter allen Bedingungen zu gewährleisten, hieß es etwa in einer MfS-Dienstanweisung. Die verantwortliche Diensteinheit des Stasi-Ministeriums für die Nationale Volksarmee (NVA) und die Grenztruppen hatte die interne Bezeichnung „Verwaltung 2000“.

Gläserne Soldaten sollten geschaffen werden – nach der Maxime des russischen Revolutionsführers Lenin: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. So wurden die „Grenzer“ immer zu zweit zum Dienst eingeteilt – Posten und Postenführer. Sie sollten sich gegenseitig misstrauen und kontrollieren. Tödliche Folgen wurden dabei einkalkuliert.

So starb im Oktober 1964 ein Unteroffizier der Grenztruppen in Ost-Berlin bei dem Versuch, eine Flucht in den Westen zu verhindern. Es kam zum Schusswechsel mit einem Fluchthelfer. Aber die tödlichen Schüsse, die den Führer der „Alarmgruppe“ trafen, hatte sein Untergebener aus einer Kalaschnikow abgefeuert. Dennoch verschleierte die Stasi den Vorgang. „Unteroffizier von West-Berliner Agenten ermordet“, titelte das „Neue Deutschland“. Erst 2014 wurde endgültig nachgewiesen, dass – aus Stress, Versehen oder Panik – ein Grenzsoldat den anderen erschossen hatte. So viel auch zum Wahrheitsgehalt mancher MfS-Akten.

Die Stasi erzeugte ein Klima der Angst, dem sich niemand entziehen konnte. Dennoch gelang es dem Geheimdienst nicht, alles zu steuern und zu überwachen. Allein zwischen 1977 und 1986 flüchteten 107 Angehörige der Grenztruppen nach Westdeutschland (90) und West-Berlin (17), schreibt Maurer. Auch „ideologisch gefestigte“ Männer seien darunter gewesen. 69 Geflüchtete waren einfache Mannschaftssoldaten, die anderen höhere Dienstgrade.

Seit den Siebzigern gab es weniger Fluchten – weil die Grenzanlagen immer stärker ausgebaut und perfektioniert wurden. In den ersten neun Jahren nach Bildung der Grenztruppen wurden von Dezember 1961 bis August 1970 noch mehr als 1500 Fahnenfluchten registriert. Die SED-Führung wurde nicht müde, der Öffentlichkeit die Grenztruppen als Elite zu präsentieren, die sich unermüdlich für das Wohl der Bevölkerung einsetze.

https://www.welt.de/geschichte/article1 ... Stasi.html

Schon erschreckend wie der Ausdruck " Elite " von den SED - Schergen pervertiert wurde. Wieso musste denn eine sogenannte " Elitetruppe " derartig intensiv von der Stasi kontrolliert werden?

Wieso konnte man die Truppe, in der unbewaffneten Flüchtlingen in den Rücken geschossen und diese getötet wurden, als Elitetruppe bezeichnen?

Wie kann man Mitglieder dieser Truppe, die beispielsweise damals diese Todesautomaten installierten, damals es für richtig hielten und selbst nach fast 30 Jahren, ohne jeglichen Anstand und Schamgefühl, auch heute noch die gleiche Meinung kundtun und sinngemäß erklären, dass die Flüchtlinge selber Schuld waren, als " Elite " bezeichnen?
Interessierter
 

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon Nov65 » 29. November 2018, 13:44

Den Elitelorbeer hat man uns auch einpflanzen wollen. Wir Grenzer sollten stolz auf unsere gesellschaftliche Stellung und Bedeutung sein. Verwöhnt hat man uns dabei aber wahrlich nicht: 8 Stunden-Grenzdienst unter jämmerlichen Bedingungen,oft kurze Wechsel zwischen Frühdienst und Nachtdienst, schlappe 45 Mark Grenzdienstzulage pro Monat, naja, den Südfrüchtebeutel pro Woche, keine Vorteile bei Urlaub und Ausgang. Ich könnte die Aufzählung fortsetzen.
Die Überwachung durch das MfS bekam der Grenzer nicht mit. In unserem Grenzregiment gab es einen Offizier mit diesem Auftrag, einen Leutnant. Das bekam ich erst im 3. Hj. bei meinem Dienst im Regimentsstab mit.
Andreas
Nov65
 
Beiträge: 4338
Registriert: 1. März 2012, 14:09
Wohnort: Plau am See in M-V

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon augenzeuge » 29. November 2018, 16:10

Familiäre Probleme, „persönliche Sentimentalität, Kraftlosigkeit und Schwächlichkeit“ hätten den Angriff des Soldaten gegen seinen Kameraden mit der positiven Einstellung zur DDR ausgelöst.


Genau. Nur die Sentimentalen, Kraftlosen und Schwachen hatten den Drang nach Westen. [flash] Oder wars umgekehrt? Schwere Frage....[laugh]
In 9 Jahren 1500 Fahnenfluchten? Erstaunlich....wo man die doch schon ausgesucht hatte... [denken]

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84806
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon Edelknabe » 29. November 2018, 19:24

Unseren Interessierten muss man komischerweise immer berichtigen. Weil, er schießt so gerne gegen andere User über die Grenzen des Anstandes hinaus.Eben mit Unterstellungen. Somit hin zu seinem Text im Vortext:

"Wie kann man Mitglieder dieser Truppe, die beispielsweise damals diese Todesautomaten installierten, damals es für richtig hielten und selbst nach fast 30 Jahren, ohne jeglichen Anstand und Schamgefühl, auch heute noch die gleiche Meinung kundtun und sinngemäß erklären, dass die Flüchtlinge selber Schuld waren, als " Elite " bezeichnen?"
textauszug ende

Es wäre nett wenn mir Interessierter mal die eigene Textzeile zeigt, wo der Rainer es eben "damals für richtig hielt"? Weiter, wo die damaligen Flüchtlinge selber dran Schuld waren? Wenn ich etwas schrieb, dann sinngemäß, das für den Tod (am Grenzzaun) eines jungen psychisch kranken Menschen nicht zu 100% der Staat DDR verantwortlich gemacht werden kann.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16731
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon andr.k » 29. November 2018, 19:24

augenzeuge hat geschrieben:In 9 Jahren 1500 Fahnenfluchten?


Dezember 1961 bis August 1970 noch mehr als 1500 Fahnenfluchten registriert


Wo hat der Autor diese Zahlen her? Das würde mich interessieren.
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
andr.k
 
Beiträge: 4265
Bilder: 0
Registriert: 31. Oktober 2011, 21:56

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon Olaf Sch. » 29. November 2018, 19:31

Im Grenzerforum erwähnte ich mal nur das Vorhandensein von IMs bei den GT - Shitstorm sondergleichen... wie verblödet muss man sein, um das anzuzweifeln
Olaf Sch.
 

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon Olaf Sch. » 29. November 2018, 19:33

Edelknabe hat geschrieben:Unseren Interessierten muss man komischerweise immer berichtigen. Weil, er schießt so gerne gegen andere User über die Grenzen des Anstandes hinaus.Eben mit Unterstellungen. Somit hin zu seinem Text im Vortext:

"Wie kann man Mitglieder dieser Truppe, die beispielsweise damals diese Todesautomaten installierten, damals es für richtig hielten und selbst nach fast 30 Jahren, ohne jeglichen Anstand und Schamgefühl, auch heute noch die gleiche Meinung kundtun und sinngemäß erklären, dass die Flüchtlinge selber Schuld waren, als " Elite " bezeichnen?"
textauszug ende

Es wäre nett wenn mir Interessierter mal die eigene Textzeile zeigt, wo der Rainer es eben "damals für richtig hielt"? Weiter, wo die damaligen Flüchtlinge selber dran Schuld waren? Wenn ich etwas schrieb, dann sinngemäß, das für den Tod (am Grenzzaun) eines jungen psychisch kranken Menschen nicht zu 100% der Staat DDR verantwortlich gemacht werden kann.

Rainer-Maria


DAS HAST DU NICHT SO GESCHRIEBEN! Dein Geschreibsel kam so rüber: na war doch nur n Irrer, besser, das der durch ne Mine drauf ging, bevor der noch anderweitig Schaden anrichten konnte.
Olaf Sch.
 

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon andr.k » 29. November 2018, 19:33

AkkuGK1 hat geschrieben:Im Grenzerforum erwähnte ich mal nur das Vorhandensein von IMs bei den GT - Shitstorm sondergleichen... wie verblödet muss man sein, um das anzuzweifeln

Dann sei nicht so blöd und raus mit den Fakten.
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
andr.k
 
Beiträge: 4265
Bilder: 0
Registriert: 31. Oktober 2011, 21:56

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon augenzeuge » 29. November 2018, 19:39

Gut recherchiert, würde ich sagen. Habs mal nachgerechnet, stimmt. Besonders 1961-1962 waren es viele...

Die Angst vor Mitarbeitern des MfS war durchaus berechtigt. Die zuständige Hauptabteilung I (HA I) setzte von Anfang an Inoffizielle Mitarbeiter (IM) bei den Grenztruppen ein. Als offizielles Ziel wurde gesetzt, dass auf zwanzig Soldaten mindestens ein IM kam. Ende der 1980er Jahre lag das Verhältnis innerhalb der Grenztruppen sogar bei 1:16.36 Durch diese Bespitzelung wurden beim MfS allein im Zeitraum von 1965 bis 1980 rund 2.000 Fälle von Fluchtplanungen durch die IM gemeldet. Aufgrund dieser hohen Zahl, war das MfS bemüht, schon vor der Eiberufung der Soldaten eine Auswahl zu treffen und die Wehrpflichtigen auf ihre Eignung als Grenzsoldat zu durchleuchten.

In den Jahren der Freiwilligenarmee bis zum Mauerbau und der folgenden Einführung der Wehrpflicht im Jahre 1962 belief sich die Zahl der Desertierten auf knapp 6.000, wie eine Auswertung zahlreicher Statistiken der DDR-Führung ergab. Diese hohe Zahl ist natürlich auch mit der noch offenen Grenze zum Westen zu erklären. Zwar desertierten nach dem Mauerbau immer noch über 100 Soldaten pro Jahr, allerdings nahm die Zahl Jahr für Jahr ab. Sie sank bis Ende der 1960er Jahre um 75% und überschritt nach 1977 nur noch selten den zweistelligen Bereich.
http://www.tunnelfluchten.de/2/a-grenztruppen.html

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84806
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon pentium » 29. November 2018, 19:53

NVA-Fahnenflüchtige

Unterschieden wurde zwischen "Fahnenflucht" und "unerlaubte Entfernung". Der Unterschied bestand im subjektiven Tatbestand der Absicht sich dauerhaft dem Wehrdienst zu entziehen. Der § 254 StGB sah für den einfachen Fall der Fahnenflucht eine Strafe von ein bis sechs Jahren und im schweren Fall von zwei bis zehn Jahren vor. Eine unerlaubte Entfernung lag gemäß § 255 StGB bei einem Fernbleiben von der Truppe über 24 Stunden vor und wurde mit Strafen zwischen Strafarrest bis 3 Jahre Freiheitsentzug geahndet.

Für das Jahr 1956 wurden für die KVP bzw. NVA insgesamt 233 Fahnenfluchten, davon 13 Offiziere registriert. Weiterhin gab es 559 unerlaubte Entfernungen.

Das Jahr 1961 war ein politisches Krisenjahr in Europa, das äußerte sich auch in einem Anstieg der Republikfluchten nach Westdeutschland bzw. Westberlin. Diese Situation spiegelte sich ebenfalls in den bewaffneten Organe der DDR wider. Allein im 1. Halbjahr 1961 gab es aus den Reihen der NVA 76 Fahnenflüchtige, wovon 29 festgenommen werden konnten. Unter den Fahnenflüchtigen waren auch 6 Offiziere.

Hinzuzurechnen sind noch 104 Fahnenflüchtige der Deutschen Grenzpolizei, davon ein Offizier. Aufgrund der Besonderheit des Grenzdienstes wurden lediglich 8 dieser Deserteure festgenommen. In der zweiten Hälfte des Jahres stieg die Anzahl der Fahnenfluchten weiter an, insbesondere unmittelbar nach Sicherung der Staatsgrenze am 13. August 1961. Leider liegen mir für das Gesamtjahr keine seriösen Zahlen vor, da in der vorliegenden bundesdeutschen Angabe von 454 Fahnenflüchtigen, neben Schutzpolizisten, selbst Zivilangestellte der NVA mit eingerechnet wurden. Auch ein Hinweis auf republikflüchtige Reservisten fehlt nicht. Aufgrund der verschiedenen Zahlen schätze ich für das Krisenjahr 1961 die fahnenflüchtigen Angehörigen der NVA und Grenzpolizei auf ca. 350 Mann.

Im Frühjahr 1962 registrierten die zuständigen BRD-Behörden, daß 36 Prozent der Fahnenflüchtigen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Dies geschah trotz der Gewißheit, wegen ihrer Straftat(en) verurteilt zu werden. Durch intensive "Betreuung" und finanzielle Unterstützung der o.g. DGfSB sank später die Rückkehrerquote auf ca. 6 Prozent.

Die Möglichkeiten potentieller Deserteure sich tatsächlich dauerhaft dem Wehrdienst zu entziehen, verringerten sich mit Sicherung der Staatsgrenze deutlich. Die Anzahl der Fahnenflüchtigen blieb - trotz Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahr 1962 - in etwa konstant. So desertierten im Jahr 1967 - nunmehr einschließlich Grenztruppen - 126 NVA-Angehörige (davon 3 Offiziere) in die BRD bzw. Westberlin, weitere 108 Deserteure wurden durch DDR-Organe festgenommen.

In den folgenden Jahren sank - mit der Festigung der DDR-Gesellschaft - auch die Zahl der Deserteure deutlich, so daß in den 70er und 80er Jahren ihre Zahl bei weit unter 100 Personen pro Jahr lag. Im Jahr 1974 wurde mit 24 gelungenen Fahnenfluchten (= Republikflucht) der letzte Höchststand registriert.

Im Jahr 1987 waren beispielsweise von den 20 Tätern - der ins westliche Ausland erfolgten Fahnenfluchten - 17 Angehörige der Grenztruppen und 3 der NVA. Die Fahnenflüchtigen strukturierten sich wie folgt: 1 Offizier (gelungen), 2 Offiziersschüler (keine gelungen), 1 Berufsunteroffizier (nicht gelungen), 11 Unteroffiziere auf Zeit (3 gelungen) sowie 23 Grundwehrdienstleistende (16 gelungen). Es gab dabei 3 Gruppenfahnenfluchten mit je 2 Angehörigen der Grenztruppen, davon 2 im Grenzdienst und einer von der Objektwache. Unter den Fahnenflüchtigen war im Jahr 1987 auch ein Bobsportler (Oberfeldwebel ASK / MfNV), der nach einem Wettkampf in der BRD blieb. Zwei Täter setzten bei der Tatausführung Waffen ein. Dabei wurde eine Zivilperson erschossen bzw. eine Geiselnahme in einem NVA-Objekt der 8. Motschützendivision / Militärbezirk V) durchgeführt. Insgesamt 6 Fahnenflüchtige wurden auf dem Territorium der CSSR bzw. der Ungarischen Volksrepublik sowie an einer GÜSt. DDR / CSSR festgenommen. Bei insgesamt 4 Festgenommenen bestand die Absicht, Botschaften der BRD oder Österreichs bzw. die Ständige Vertretung der BRD in der DDR aufzusuchen. Mitunter begaben sich Armeeangehörige in Erwartung einer Unterstützung bei der Realisierung ihrer Fahnenflucht in die Militärverbindungsmission der USA in Potsdam. Diese Fahnenflüchtigen wurden der Sowjetarmee und dadurch den DDR-Organen übergeben. Im Jahr 1988 betraf das einen Fahnenflüchtigen.

Es kam weiterhin zu spontanen Fahnenfluchten mit anschließender Rückkehr, wie jener im Jahr 1988: Zwei Angehörige der Volksmarine hatten sich unter Alkoholeinfluß stehend spontan zur Fahnenflucht entschlossen. Sie gelangten von Saßnitz aus, an der Außenbordwand eines schwedischen Fährschiffes angegurtet, nach Schweden. Beide kehrten nach 4wöchigem Aufenthalt im westlichen Ausland unabhängig voneinander in die DDR zurück. Nach ihrer Fahnenflucht waren zunächst durch Dienststellen der schwedischen Polizei und des BGS der BRD zur Person und den Umständen ihrer Fahnenflucht befragt worden. Weitere Befragungen erfolgten in Neustadt / BRD durch Mitarbeiter des BGS sowie des BND in Hamburg zu militärischen Fragen, wie Stärke, Struktur, Personalbestand, sowie Gebäude und Militärtechnik der Volksmarine in Saßnitz. In der Zentralen Aufnahmestelle Gießen erhielten sie Kontakt zum Bundesamt für Verfassungsschutz und zur o.g. DGfSB.

Für die Jahre zwischen 1969 und 1989 werden nunmehr 1.710 Fahnenflüchtige und 1.623 "unerlaubte Entfernungen" angegeben. Die Motive für Fahnenfluchten waren hauptsächlich von Konflikterlebnissen im persönlichen und familiären Bereich geprägt. Vereinzelt war der Verrat auch von feindlichen politischen Positionen bestimmt. Bestandteil der Fluchtmotivation waren Dienstunlust und die Ablehnung des Wehrdienstes.

In der Krisenzeit 1989/90 stieg die Deliktzahl wieder sprunghaft an. Zwischen Dezember 1989 und Ende April 1990 hatte die NVA ca. 1.350 Fahnenflüchtige, darunter 57 Offiziere, zu verkraften. Das war knapp 1 Prozent der noch vorhandenen Truppenstärke.

In der DDR gefaßte Deserteure wurden bis Ende 1989 von Militärgerichten verurteilt. Die Strafe soll regelmäßig zwischen eins bis zwei Jahren Freiheitsentzug gelegen haben. In den Jahren 1986 bis 1989 wurde von NVA-Militärgerichten gegen 296 "einfache" Fahnenflüchtige und Soldaten mit "unerlaubter Entfernung" (soweit nicht von ihren Kommandeuren zu Strafarrest verurteilt) verhandelt. Nach dem 19. Januar 1990 wurden Fahnenfluchten nicht mehr strafrechtlich verfolgt und alle Verfahren, die vor dem 19. Januar 1990 begonnen hatte wurden eingestellt.


Quelle des ganzen Beitrages:
home.snafu.de/veith/deserteu.htm
Literatur, unter Verwendung Buches "Armeen und ihre Deserteure" von Bröckling/Sikore (Hg.), eines Diskussionsthreads im NVA-Forum , einem Kabinettsprotokoll sowie des Buches von Bruno Winzer "Soldat in drei Armeen".
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45560
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon Olaf Sch. » 29. November 2018, 20:06

andr.k hat geschrieben:
AkkuGK1 hat geschrieben:Im Grenzerforum erwähnte ich mal nur das Vorhandensein von IMs bei den GT - Shitstorm sondergleichen... wie verblödet muss man sein, um das anzuzweifeln

Dann sei nicht so blöd und raus mit den Fakten.


Forensuche bemühen ;)
Olaf Sch.
 

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon steffen52 » 29. November 2018, 20:44

Also wer das anzweifelt das es keine IMs unter den einfachen Grenzern gab, der will es nicht sehen oder es verharmlosen. Als ich 1970 im GR3 gedient habe wusste
ich natürlich nicht das es solche Typen gibt. Das es einen 2000der(Stasimann) gab, das ist allen bekannt gewesen. Aber nach dem lesen meiner Stasiakte steht es
leider darin wer einer gewesen ist und auch sein Name( erst geschwärzt und später wurde er mir mitgeteilt)! Sie(Stasi) wussten Dinge von mir, was ich geäußert habe zu
Kameraden u.s.w.! Zu diesen Themen wurde auch ein gewisser Offizier immer befragt, so laut Akte, der aber vieles als Geschwätz unter Alkohol verharmloste.
Nun nach lesen wusste ich das es dieser Stasioffizier gewesen ist. Er war zu meiner Zeit weder in den normalen Ablauf im GR eingebunden, noch hatte er einen
sichtbaren Dienstgrad, mal war er als Uffz, mal als Oberleutnant im Objekt unterwegs. Hatte einen Personen gebundenen Trabant-Kübel und als Waffen eine Pistole
so wie die CSSR-MPI, also viel kleiner als die Kaschi. Zum Glück ist er halt auch nur ein Mensch gewesen und so habe auch ich ( Verpflegungsfahrer) mit ihm gehandelt.
Er bekam von mir Obstkonserven, Bananen und so weiter, ich dafür Ausgang wann ich wollte und auch, da eine Freundin im Ort, Zivil! Erinnere mich das mich KC immer gefragt
hat, was ich mit dieser Person zu tun habe und er alles genehmigen muss, was ich möchte! Natürlich auch nur wenn es dienstlich machbar gewesen ist.
Gruß steffen52
"Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!"
Friedrich Schiller
Benutzeravatar
steffen52
 
Beiträge: 14389
Bilder: 0
Registriert: 19. Februar 2015, 21:03

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon andr.k » 29. November 2018, 21:25

AkkuGK1 hat geschrieben:
andr.k hat geschrieben:
AkkuGK1 hat geschrieben:Im Grenzerforum erwähnte ich mal nur das Vorhandensein von IMs bei den GT - Shitstorm sondergleichen... wie verblödet muss man sein, um das anzuzweifeln

Dann sei nicht so blöd und raus mit den Fakten.


Forensuche bemühen ;)


Meine Frage bezog sich auf die mehr als 1500 Fahnenfluchten und nicht auf IM's.

Kleine Hilfe --->
andr.k hat geschrieben:Wo hat der Autor diese Zahlen her? Das würde mich interessieren.
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
andr.k
 
Beiträge: 4265
Bilder: 0
Registriert: 31. Oktober 2011, 21:56

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon andr.k » 29. November 2018, 22:25

Stand der Fahnenfluchten 1962 - 1963

01.-06.1962: 290 Fahnenfluchten, 251 Westgrenze, 39 Berlin

06.-12.1962: 198 Fahnenfluchten, 160 Westgrenze, 36 Berlin

01.-06.1963: 196 Fahnenfluchten, 158 Westgrenze, 38 Berlin

Verhinderte Fahnenfluchten im Zeitraum 01.-06 1963: 14 Westgrenze, 3 Berlin

....

Einschätzung:

Im Juli 1963 wurden im Bereich des Kommandos der Grenztruppen 36 und im Bereich der Stadtkommandantur Berlin 10 Soldaten und Unteroffiziere fahnenflüchtig. Über 50% aller Kompanien haben Fahnenfluchten. Es ist auch ein Ansteigen der Versuche des Gegners von Kontaktaufnahmen zu verzeichnen. So gab es im Mai 272 Versuche von Kontaktaufnahmen, im Juli bereits 439. Fakt ist, daß seit Jahren keine prinzipiellen Veränderungen im Kampf gegen den Verrat bei den Grenztruppen erreicht wurden.

Schwere Grenzdurchbrüche sind im Jahre 1963 angestiegen.

Einige Beispiele:

- Omnibusdurchbruch Drewitz
- zwei Durchbrüche mit SPW
- schwerer Fahrzeugdurchbruch in Stadtmitte
- Durchbruch mit Schnellboot in Boitzenburg/Elbe
- Zweimal Unterfahren der Schlagbäume Kontrollpassierpunkt Friedrichstraße


Durch Kommandeure der Grenztruppen wird außerdem festgestellt, daß Grenzdurchbrüche nach erfolgter Festnahme von den gleichen Personen, sogar an gleicher Stelle, mehrmals wiederholt werden, weil unsere Polizei- und Justizorgane die Festgenommenen nicht oder sehr gering bestrafen.


Anbei Grenzdurchbrüche 1961-1963

GB.JPG
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
andr.k
 
Beiträge: 4265
Bilder: 0
Registriert: 31. Oktober 2011, 21:56

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon augenzeuge » 29. November 2018, 22:28

Der Mann ist Historiker. Und wer den Artikel aufmerksam liest, erkennt, dass da ein recherchiertes Fachwissen dahinter steckt. Seine Zahl entstammt einer offiziellen Registratur.
Ich versteh nicht, was das Zweifeln soll. Aber man kann den Mann ja fragen. [grins]

Achso, ein Irrtum macht sich hier breit. Fahnenfluchten heißt nicht Grenzdurchbruch.
http://www.mgfa.de/html/zms_mitarbeiter ... PHPSESSID=

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84806
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon andr.k » 29. November 2018, 22:36

augenzeuge hat geschrieben:Achso, ein Irrtum macht sich hier breit. Fahnenfluchten heißt nicht Grenzdurchbruch.


Aha. [denken]
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
andr.k
 
Beiträge: 4265
Bilder: 0
Registriert: 31. Oktober 2011, 21:56

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon karnak » 30. November 2018, 05:18

steffen52 hat geschrieben:Also wer das anzweifelt das es keine IMs unter den einfachen Grenzern gab, der will es nicht sehen oder es verharmlosen. Als ich 1970 im GR3 gedient habe wusste
ich natürlich nicht das es solche Typen gibt. Das es einen 2000der(Stasimann) gab, das ist allen bekannt gewesen. Aber nach dem lesen meiner Stasiakte steht es
leider darin wer einer gewesen ist und auch sein Name( erst geschwärzt und später wurde er mir mitgeteilt)! Sie(Stasi) wussten Dinge von mir, was ich geäußert habe zu
Kameraden u.s.w.! Zu diesen Themen wurde auch ein gewisser Offizier immer befragt, so laut Akte, der aber vieles als Geschwätz unter Alkohol verharmloste.
Nun nach lesen wusste ich das es dieser Stasioffizier gewesen ist. Er war zu meiner Zeit weder in den normalen Ablauf im GR eingebunden, noch hatte er einen
sichtbaren Dienstgrad, mal war er als Uffz, mal als Oberleutnant im Objekt unterwegs. Hatte einen Personen gebundenen Trabant-Kübel und als Waffen eine Pistole
so wie die CSSR-MPI, also viel kleiner als die Kaschi. Zum Glück ist er halt auch nur ein Mensch gewesen und so habe auch ich ( Verpflegungsfahrer) mit ihm gehandelt.
Er bekam von mir Obstkonserven, Bananen und so weiter, ich dafür Ausgang wann ich wollte und auch, da eine Freundin im Ort, Zivil! Erinnere mich das mich KC immer gefragt
hat, was ich mit dieser Person zu tun habe und er alles genehmigen muss, was ich möchte! Natürlich auch nur wenn es dienstlich machbar gewesen ist.
Gruß steffen52

Und warum soll dieser Mensch um Himmels Willen im gleichen Objekt vor aller Augen mit unterschiedlichen Dienstgrad rumgerannt sein? Was das Tauschen Bananen gegen Ausgang und dann noch in Zivil angeht, wo hattest Du das denn überhaupt gelagert, Dein Oltn./Fw. Muss schon ein mutiger Mann gewesen sein. [flash]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25083
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon Nov65 » 30. November 2018, 10:17

Ich staune auch über den kumpelhaften Umgang des Stasi-Offiziers. Unser Leutnant war nie in unserer Kompanie. Habe auch von anderen Schreibern nicht über dessen Auftauchen in anderen Kompanien gehört. Er war "graue Eminenz".
Ob unter den Soldaten IM waren, kann nur vermutet werden. Mir wurde kein solcher Fall bekannt.
Andreas
Nov65
 
Beiträge: 4338
Registriert: 1. März 2012, 14:09
Wohnort: Plau am See in M-V

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon augenzeuge » 30. November 2018, 10:23

Er bekam von mir Obstkonserven, Bananen und so weiter, ich dafür Ausgang

er war mal als Uffz, mal als Oberleutnant im Objekt unterwegs


Jetzt bekomme ich ja ein ganz anderes Bild von den AGT. [shocked]

Jetzt waren schon Offiziere gegen Bananen bestechlich? [flash] Wenn die BW beim Verteidigungsangriff der NVA gen West mit Bananen gewunken hätten, wäre der Krieg schnell vorbei gewesen.

Beethoven wundert sich bestimmt auch. So einfach ist die Welt.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84806
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon Nov65 » 30. November 2018, 10:32

Muss ich mir also merken: Mal als Uffz. und mal als Oberltn. rumrennen, fällt nicht so auf. Naja, man schaut dem Gegenüber eben als erstes auf die Schultern.
Andreas
Nov65
 
Beiträge: 4338
Registriert: 1. März 2012, 14:09
Wohnort: Plau am See in M-V

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon Olaf Sch. » 30. November 2018, 12:48

ok, dann hier 3 Beispiele aus meiner GK:

1. in der Kompanie gingen Schwedenpornos rum, die ein Reservist reingeschmuggelt hatte, der Major der Abt. 2000 hatte unser Zimmer erwischt, wir verrieten den Resi natürlich nicht und wir waren nur zu Dritt auf dem Zimmer, nach 30 Minuten wurde der Resi zur Befragung gerufen - also war ein IM in der Kompanie
2. Leutnant X wurde abkommandiert in ein anderes Regiment, kurze Zeit später ein Soldat, der Personalmangel ausgleichen sollte, nach einem Monat kam der wieder und erzählte uns, das er Leutnant X in der Bataillonskantine wieder getroffen hätte - im Dienstgrad Gefreiter. Der war also als Kameradenschwein unterwegs
3. der Oberfähnrich, der einen Gefreiten vor der Waffenkammer bei Spielerei mit einer Makarow erschoss, gab sich als IM vor der Staatsanwaltschaft zu erkennen (wurde mir per PM im Grenzerforum mitgeteilt - wer sage ich allerdings aus Quellenschutz nicht.)

ich würde sagen, pro Zug einer der zugetragen hat und oder IM.
Olaf Sch.
 

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon karnak » 30. November 2018, 15:00

Ich will mal in meiner Aussage etwas zurück rudern, mir ist eine lange zurück liegende Begegnung der merkwürdigen Art wieder in den Sinn gekommen. Ich habe meinen Militärdienst von 3 Jahren bekanntermaßen bei den GT im Rahmen des dort angesiedelten chemischen Dienstes , einer Ausbildungseinheit im GR 34 abgeleistet. Auf der Uffz. Bude hatten wir einen Ufw., ein Halbjahr älter als ich. Für mich damals ein unangenehmer Charakter, warum, ich könnte es bis heute noch nicht mal genau definieren , wir hatten einfach keinen richtigen Draht zueinander, er wirkte irgendwie älter und erfahrener als wir anderen Uffze, er war einfach nicht der Mensch mit dem ich in meiner jugendlichen Unbedarftheit von meinen damals 19 Jahren so richtig klar kam. Jedenfall wurde der nach 3 Jahren im Frühjahr entlassen und wir fuhren im Sommer ins Feldlager auf den zentralen Übungsplatz für chemische Dienste nach Storkow. Ich latsche zu irgendwas zwischen den Baracken lang da kommt mir der Mensch als Leutnant entgegen. Ich eigentlich freudig verdutzt ob der Begegnung, er erkennbar in einem gewissen Unwohlsein, [flash] war ja nun völlig unüblich einen entlassenen 3 Jährigen ein halbes Jahr später schon wieder in der Truppe zu begegnen und dann noch als Leutnant. Ich habe dann einen kurzen Schwatz gemacht, er wollte erkennbar nicht, besonders sympathisch war er mir auch nicht also war es gut und ich habe es dann irgendwie vergessen und es ist mir eigentlich erst wieder nach der Wende in den Sinn gekommen als die ganzen Stasi Geschichten öffentlich wurden. Denn ich wusste auch in meiner MfS Zeit nichts von hauptamtlichen IM und ähnlichen Kategorien. Ich gehe also einfach mal davon aus bei meiner Begegnung der merkwürdigen Art handelte es sich um ein Panne die schon mal passieren konnte, wird ja schwerlich zu planen gewesen sein, dass sich auf so einem zentralen Übungsplatz nicht jemand unglücklich über den Weg läuft. [flash] Es scheint also wirklich sowas gegeben zu haben, nach meinem Erlebnis kann ich das bestätigen
Dass aber nun einer den Dienstgrad in dem eigenen Objekt ständig wechselt, es muss dann wohl eine völlige Pfeife gewesen sein.
Die Geschichte mit den Bananen wirft natürlich noch einmal ein Haufen Fragen auf. Das MfS konnte arg sauer reagieren bei etwas was man Amtsmissbrauch und Vorteilsnahme nannte, vielleicht noch nicht mal so wegen der " Geschäftemacherei " aber man hatte Sorge wegen der imperialistischen Geheimdienste, man war erpressbar und da war ja vom Prinzip auch was dran. Und jetzt die Geschichte mit den Bananen und dem Ausgang, alle möglichen Leute wissen zwangsläufig davon, geklaute Bananen, was anderes ist es ja nicht, gegen Ausgang und dann noch in Zivil, für Grundwehrdienstleistende und 3 jährige gar nicht vorgesehen, wie hat denn der Kompaniechef dass auf dem Ausgangsschein vermerkt ohne das die Wache nicht hellhörig geworden ist und die Zimmerkumpel, bei Ausgang wenn man wollte und dann noch in Zivil? Der 2000 ender muss doch vor Angst nicht in den Schlaf gekommen sein, dass ihn keiner verpfeift, hatte doch überhaupt keinen Überblick mehr wer davon hätte alles erfahren können.
Und mir ist natürlich klar, dass mit dieser Geschichte die alte Mär von dem übermächtigen Stasi Mann bedient werden soll, der nur mit dem vorzeigen seines kleinen Ausweises alle hat ein Männchen machen lassen können. Aber ganz so war das nun mal in Wahrheit nicht. [flash]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25083
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon augenzeuge » 30. November 2018, 15:17

Irgendwie passen die Geschichten zu Weihnachten. [flash]
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84806
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon karnak » 30. November 2018, 15:55

Glaubste meine nicht? [flash]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25083
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon augenzeuge » 30. November 2018, 17:02

karnak hat geschrieben:Glaubste meine nicht? [flash]


Naja...ich hätte ihn ganz sicher auf die schnelle Beförderung angesprochen. [grin]
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84806
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon Olaf Sch. » 30. November 2018, 17:31

nee, Karnak seine Geschichte ist glaubhaft und deckt sich ja auch mit meinen Erfahrungen.
Olaf Sch.
 

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon pentium » 30. November 2018, 17:34

augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:Glaubste meine nicht? [flash]


Naja...ich hätte ihn ganz sicher auf die schnelle Beförderung angesprochen. [grin]
AZ


Zum Offizier wird man ernannt und nicht befördert....
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45560
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon augenzeuge » 30. November 2018, 17:39

pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:Glaubste meine nicht? [flash]


Naja...ich hätte ihn ganz sicher auf die schnelle Beförderung angesprochen. [grin]
AZ


Zum Offizier wird man ernannt und nicht befördert....

Beides hat nichts miteinander zu tun. Erst wird man befördert, dann ernannt.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84806
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon pentium » 30. November 2018, 17:45

augenzeuge hat geschrieben:
Beides hat nichts miteinander zu tun. Erst wird man befördert, dann ernannt.

AZ


Zu was wird man befördert...ein OS wird zu was befördert? Man studiert und wird dann zum Leutnant ernannt, da wird nichts befördert...!
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45560
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Die DDR-Grenzsoldaten im Visier der Stasi

Beitragvon steffen52 » 30. November 2018, 17:50

Also karnak da möchte ich dir mal etwas Licht ins Dunkle bringen.Da Du mich fragst werde ich Dir antworten.( Ob das nun ein andere User als Weihnachtsmärchen ab tut, ist mir so was von!
Das nur mal so nebenbei.) Erstens ist es im Jahr 70 gewesen in einem GR und nicht in einer GK, dazu kommt das es zu dieser Zeit sehr locker gewesen ist. Wir hatten auch sehr viele Zivilangestellt, welche vor
früherer Zeit bei der Grenzpolizei waren und sehr viel über die Offiziere privates wussten.
Wir hatten ja außer die KFZ-Kompanie welche für die komplette Versorgung mit Verpflegung und Treibstoff verantwortlich gewesen ist, unter anderem auch noch die Kfz-Werkstatt,
wo die Fahrzeuge der GK gewartet wurden b.z.w. repariert wurden. Was glaubst Du was da so nach Feierabend von den Kameraden der Werkstatt für Reparaturen an den privat Trabbis der
Genossen Offizieren durchgeführt wurden? Zu den Bananen, die habe ich nicht gestohlen und die Kameraden betrogen, sondern mir haben die Mitarbeiter der Bananenreiferei ein zwei Kisten mehr aufgeladen, wenn ich mit den W50-Thermokoffer in Gotha diese Dinger abholte. Ersten bekamen meine Zimmergenossen davon etwas ab und dann die Offiziere welche halt bestechlich gewesen sind und ich den Vorteil
davon hatte. So ob Du das nun glaubst oder nicht, Dein Problem, ist so gewesen und gut! Könnte Dir noch schreiben das ich 14 Tage mit meinen W50zig zu Hause gewesen bin, hat was mit einer
Reparatur des Thermokoffers zu tun, welche die NVA nicht in der Lage gewesen ist ihn(den Koffer) zu reparieren! Aber das führt heute zu weit. Ach so, wolltest ja wissen wo ich die Ware( sind nicht nur
Bananen gewesen, war auch Wurst, Fleisch und Konserven ) gelagert hatte. Meine Freundin zu dieser Zeit hatte ihr Grundstück gleich hinter den Zaun des KFZ-Parks . Alles klar karnak!!!!
Könnte Dir auch noch schreiben wie hilfreich diese gelben Dinger gewesen sind um Ersatzteile für meinen W50zig ( Dieselleitung) von der MTS(LPG) zubekommen. Mit wissen meines KC, er machte ja erst
den Vorschlag dahin zu fahren und statt Geld es mit den gelben Dinger versuche. Was natürlich super klappte!! So nun ist Schluss! Wer nun denkt es sind von mir erfunden Geschichten, der muss es
halt denken und das geht mir so was am Ar.. vorbei, es ist so gewesen!! [hallo]
Gruß steffen52
PS: Könnte Dir noch einige schöne Episoden, wie es zu dieser Zeit im GR3 ( Dermbach/Rhön) gewesen ist, schreiben. [wink]
"Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!"
Friedrich Schiller
Benutzeravatar
steffen52
 
Beiträge: 14389
Bilder: 0
Registriert: 19. Februar 2015, 21:03

Nächste

Zurück zu Grenztruppen der DDR

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast