MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Alles was in den Zeitraum nach der Wende gehört. Das Zusammenwachsen von zwei grundverschiedenen Systemen, Probleme, Erwartungen, Empfindungen usw.

MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Interessierter » 21. November 2016, 09:56

Diese frage stellte " Die Zeit " bereits im Jahre 1992

Ehemalige Stasi-Offiziere wollen sich reinwaschen

BERLIN. – „Bis jetzt habe ich noch jeden erkannt“, sagt Stasi-Oberleutnant a.D. Jörg Seidel am Telephon. Dann geht unser Treffen beinahe doch noch schief: Das Bistro, unser „neutraler“ Treffpunkt, hat geschlossen, und der ehemalige Offizier, Mitbegründer des „Insiderkomitees zur Aufarbeitung der Geschichte des MfS“, kommt zu spät. Der Geheimdienstmann ist Anfang Dreißig, wirkt zehn Jahre älter und stammt aus Sachsen. Von dort kamen nicht nur die schönsten Frauen und treuesten DDR-Funktionäre, sondern auch die meisten Mitarbeiter von „Horch und Guck“. „Und auch aus Thüringen“, fügt Seidel eifrig hinzu, „man müßte das mal wissenschaftlich untersuchen; vielleicht liegt es an der Mentalität – auch auf der Uni waren die Intelligentesten aus dem Süden.“

Doch dafür hat er vorläufig keine Zeit. Er will das Image des einstigen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) aufpolieren. Das habe zu Unrecht gelitten, glauben er, sein ehemaliger Oberst, ein Oberstleutnant und ein Hauptmann. Darum scharen die vier Männer Gleichgesinnte um sich und haben beim Amtsgericht von Berlin-Charlottenburg die Eintragung ihres Insiderkomitees ins Vereinsregister beantragt. Zwölf haben die Vereinsgründung unterschrieben, zwanzig weitere, vom Ministerstellvertreter bis zum IM, gehören zum engeren Kreis, wollen aber im dunkeln bleiben. Denn in der Öffentlichkeit bläst ihnen der Wind kräftig ins Gesicht. Der Verein findet nicht viel Gegenliebe. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die „deutsche Nachkriegsgeschichte durch Insiderwissen aus der Arbeit des ehemaligen MfS“ zu analysieren. Kritiker vermuten, daß wieder einmal Spuren verwischt werden sollen. „Nein, nein“, Seidel wehrt erschrocken ab. „Das Gegenteil ist richtig. Wir wollen, daß alles an die Öffentlichkeit kommt und endlich gerecht beurteilt wird. Und wenn wirklich Verbrechen geschehen sind – Mord oder Folterungen“, er will das nicht völlig ausschließen –, „distanzieren wir uns natürlich ganz energisch von diesen Leuten. Nur ist es eben nicht Aufgabe unseres Komitees, dies im Fall eines Falles zu verfolgen und anzuzeigen. Wir arbeiten der Bonner Justiz nicht in die Hände.“

Das Wort „Stasi“ läßt Seidel zusammenzucken. Stolz schwingt in seiner Stimme, wenn er davon spricht, er habe bis Ende 89 bei der Spionageabwehr des MfS gegen die CIA gekämpft. Und wenn man sich müht, entdeckt man die vom Komitee beschworene „Selbstkritik“ in der Einschätzung: „Vielleicht war unser Fehler, daß wir Leute aus Oppositionskreisen als Agenten eingestuft haben, nur weil sie Kontakt zur USA-Botschaft hatten und dadurch in unser Blickfeld gerieten. Aber“, sagt er und fühlt sich geradezu als Widerstandskämpfer, „im MfS wurde immer über die überzogenen Aktivitäten gegen die Opposition diskutiert. Durch die falsche Sicherheitspolitik fehlten uns an den wirklich entscheidenden Stellen Mittel und Material.“

Daß durch die Stasi Menschenschicksale vernichtet wurden, scheint ihnen wohl nicht wichtig. Denn „ohnehin wüßten doch die wenigsten etwas von der Arbeit des MfS. Wer hat denn schon wirklich mit uns zu tun gehabt!“ Darum wollen Seidel und das Komitee auch nichts von „Opfern“ wissen. Das waren „Betroffene“, denen es letztlich auch an der Möglichkeit mangele, „das Geschehen realistisch einzuschätzen und in das historische Umfeld mit den realen Ort-Zeit-Bedingungen einzuordnen.“

Die Einschätzung des Bundesamts für Verfassungsschutz, für die das Komitee kein Objekt der Beobachtung ist, „aber auf das man schon mal ein Auge hat“, lautet: „Die Erklärungen nähren den Verdacht, daß die tatsächlichen Ziele verschleiert werden sollen. Diese sind höchstwahrscheinlich: die Enttarnung von Agenten zu verhindern und somit Teil der Kampagne von PDS, DKP und anderen kommunistischen Organisationen zur Verklärung der DDR-Vergangenheit und Teil ihrer Offensive gegen den freiheitlich demokratischen Rechtsstaat.“

Der Bürgerrechtler Wolfgang Templin hält das Insiderkomitee für eine Ausgeburt reinster Heuchelei: „Vielleicht haben einige von denen die Illusion, etwas zur Aufarbeitung der Geschichte beizutragen. Aber in der Realität ist das ein reiner Propagandaverein, der sogar noch jene Leute mit dem alten ‚Ehrenkodex‘ der Stasi bedroht, die wirklich die Vergangenheit aufarbeiten wollen. Ehrlicher wäre es, wenn die Stasi einen beruflichen Interessenverein gründen würde, der die Rechte der ehemaligen Mitarbeiter einklagt und offiziell eine Aufklärung der Vergangenheit verweigert. Ich würde so einen Verein ablehnen, aber er hätte wenigstens einen Sinn.“


Der vollständige Beitrag hier:
http://www.zeit.de/1992/43/verein-der-h ... ettansicht

Die Meinung von Herrn Templin hat sich in den vielen Jahren danach völlig bestätigt und schon wieder der berühmt/berüchtigte " Stasi - Ehrenkodex " sogar nach der Wende....
Hatten wir doch als Kinder auch ein " Indianer - Ehrenwort "... [flash]
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon HPA » 21. November 2016, 10:24

Und mittlererweile auch bereits strafrechtlich in Erscheinung getreten . Mit rechtskräftigen Urteilen.
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Dr. 213 » 21. November 2016, 12:35

Ein Verein, in dem man sich mit seinen Leidensgenossen austauschen kann, das ist doch an sich nichts Unanständiges.
Mir scheint es so, daß zumindest in der ersten Zeit die kleineren Dienstränge doch recht unterrepräsentiert zu Wort kamen.
Da wird tatsächlich immer noch zu den Häuptlingen nach oben geschielt, da funktionieren immer noch Befehl und Gehorsam.

So alte Männer mit viel Zeit machen aus einer gewissen Routine das, was sie technisch gut konnten und immer noch drauf haben.
Berichte, Einschätzungen, Stellungnahmen schreiben und ganz besonders erkenne ich darin auch den fast zwanghaften Drang,
immer irgendwie etwas "herauszuarbeiten" oder "nachzuweisen".
Abgesehen davon sieht man sich in der Rolle des irrtümlich entzauberten Monsters, aufgewacht im Operationsgebiet
und weiß immer noch nicht warum und wieso. Wo man doch immer so einen außerordentlichen Kontakt zu allen Werktätigen hatte.

Zugegeben, es ist schon spannend mit einer gewissen Erwartungshaltung und zum Thema Stasi sowieso.
Diesen Leuten zuzuhören um ihre Ansichten, vielleicht auch Einsichten zu erfahren ist spannender als jeder Krimi.
Und ganz ohne Zweifel geht vom Thema Stasi eine nicht unerhebliche Faszination aus.

Wir erfahren aber aus dem ganzen veröffentlichten Material eben nicht vollständig und ehrlich das, was uns sonst noch interessiert.
Schon gar nicht wird die Wissenslücke geschlossen, die durch die Reißwölfe und Vernichtungsfeuer entstanden ist.
Wir werden von ihnen nichts zu Mordplänen erfahren, über Entführungen, die Handlangerdienste für Terroristen und andere
Leichen im Keller oder warum ganze Krematorien für zweifelhafte Vertuschungsaktionen in Beschlag genommen wurden.

Es werden auch keine sensationell neuen Erkenntnisse gebracht, vielmehr ist es nur ein Reagieren, Rechtfertigen und Umdeuten.
Ich kann auch keinen Generationswechsel bemerken der auf Besserung hoffen läßt.
Und so müssen wir uns neben den überlieferten Akten weiterhin an die Anekdoten der Bohnsacks und Stillers halten.

Gruß
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Merkur » 21. November 2016, 12:49

Dr. 213 hat geschrieben:Ein Verein, in dem man sich mit seinen Leidensgenossen austauschen kann,
Dr. 213


Wie kommst Du darauf? Bei den Runden an den ich teilnahm, waren neben ehem. Mitarbeitern des MfS auch Bürgerrechtler wie Thomas Klein und Reinhard Schuldt sowie renomierte Historiker und Autoren wie Sandra Pingel-Schliemann, Bernd-Rainer Barth und andere vertreten. Das waren konstruktive und anständige Gesprächsrunden, die einen guten Einblick zu beiden Seiten der Medaille gaben.Vor allem aber diskutierten hier Leute, die wussten wovon sie reden.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Dr. 213 » 21. November 2016, 13:13

Die Namen der genannten Personen sagen mir überhaupt nichts, müßte ich erst googeln.
Ich sehe den Verein von Aussen und muß mich daher an verfügbare Informationen halten, schließlich ich bin ja kein Insider.
Solche Gespräche mag es geben, sie stellen aber nicht die Haupttätigkeit dar und sind im Medienalltag nicht besonders präsent.
Man beschäftigt sich als Verein zuerst mit sich und seiner Vergangenheit und es ist ein Treffpunkt für Gleichgesinnte. Warum nicht.
Für von oben abgesegnete Veröffentlichungen gibt es so Verlage wie die JW und dann wird es ja auch fast jedesmal ein Spektakel.

Gruß
Dr. 213
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Kumpel » 21. November 2016, 13:27

Hier einmal ein Zitat von Konrad Weiss zu einem Buch welches die ehemaligen Genossen der Öffentlichkeit als ihren Anteil an der Aufarbeitung ihres Schaffens präsentierten:

" Sie leugnen das Unrecht, an dem sie verantwortlich beteiligt waren, noch immer. Was längst belegt und bezeugt ist - die Menschenrechtsverletzungen der DDR, die Folter in den Stasi-Gefängnissen, die Zersetzungsmaßnahmen des MfS, die systematische Zerstörung von Menschen, die Ausspähung des eigenen Volkes - das alles hat es angeblich nie gegeben. ..............."


Wer sich heute hier hinstellt und diesen Verein protegiert muss sich wohl fragen lassen wie er zu den gesellschaftlichen Grundwerten der Bundesrepublik Deutschland steht.
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Interessierter » 21. November 2016, 15:07

Was Bürgerrechtler wirklich von den " Stasi - Rentner hielten, kann man im nachstehenden Artikel deutlich lesen.

Bei einer Buchlesung in Mitte entlarvten Bürgerrechtler unbelehrbare Stasi-Offiziere.

Damit hatten die Stasi-Offiziere nicht gerechnet. Sie wollten sich und ihr neues Buch mit Ewiggestrigen feiern. Aber DDR-Bürgerrechtler verdarben die Propaganda-Show…

„Freischützen des Rechtsstaates“ – so der unverschämte Buch-Titel der ehemaligen Stasi-Offiziere Gotthold Schramm (77) und Herbert Kierstein (71). Bei der Lesung in der Ladengalerie der „Jungen Welt“ (ehemals Zentralorgan der FDJ) erfanden die Autoren das Märchen von einer friedliebenden Staatssicherheit.

Behauptung: Die verurteilten Straftäter saßen in der DDR zu Recht im Gefängnis. Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld: „Mein Urteil wurde noch von der DDR selber aufgehoben, weil ich bei einer legalen Demonstration für Bürgerrechte eingetreten bin.“

Behauptung: In den DDR-Gefängnissen hielt man sich an die Gesetze und war human. Schriftsteller Siegmar Faust, zweimal in politischer Haft: „Mir wurde in der U-Haft der Anwalt verweigert. Ich saß dann 401 Tagen in einer nasskalten dunklen Kellerzelle im Zuchthaus Cottbus und bekam nicht mal das normale Gefangenen-Essen.“

Behauptung: Verbände und Stiftungen, die die Arbeit der Stasi untersuchen, bekommen über 100 Millionen Euro im Jahr aus Steuermitteln. Carl-Wolfgang Holzapfel, der acht Jahre Knast für ein Plakat „Freiheit für politische Häftlinge“ bekam: „In den Opferverbänden arbeiten wir fast alle ehrenamtlich!“

Behauptung: Nur ganz wenige der 91.000 Stasi-Mitarbeiter waren wirklich gegen die Bevölkerung aktiv. Tatjana Sterneberg, als Politische im Frauenzuchthaus Hoheneck: „Stimmt nicht, mein Arzt hat als IM über mich berichtet und gegen seine ärztliche Schweigepflicht verstoßen. “

Im Publikum schüttelte die Schauspielerin Katrin Saß („Good bye Lenin“) immer wieder den Kopf: „Ich bin entsetzt über die Frechheiten und Lügen der Stasi-Offiziere.“

http://www.bz-berlin.de/artikel-archiv/ ... -opfer-wut

Der Artikel spricht für sich.
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon HPA » 21. November 2016, 15:27

Diese Stasinasen waren sich ja hinterher nichtmal zu blöde, Katrin Sass wegen ihrer Alkoholkrankheit zu verleumden.
Naja, wenn man sonst keine Argumente hat....

Köstlich: https://m.youtube.com/watch?v=b7znl_r_9-w
HPA
 

Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Beethoven » 21. November 2016, 17:07

Köstlich is auch das: https://www.youtube.com/watch?v=-YeQMiqfhuQ

so ab 6:00

Gruß
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon HPA » 21. November 2016, 18:07

Ach Gottchen, " Gurkeneimer" Feuerstein war hier schon Thema. [flash]
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Spartacus » 21. November 2016, 18:16

Kumpel hat geschrieben:
Wer sich heute hier hinstellt und diesen Verein protegiert muss sich wohl fragen lassen wie er zu den gesellschaftlichen Grundwerten der Bundesrepublik Deutschland steht.


Weißt du was du da schreibst Kumpel? [flash]

Wer hat den die Staatsanwälte in Salzgitter, die nach der Wende mehr als 40.000 Strafverfahren in die Wege leiten wollten, mundtot gemacht?

Die STASI?

Frag mal bei dem Oberstaatsanwalt Dr. Grasemann nach, aber nein geht leider nicht, denn er ist mit gerade mal 70 Jahren vor kurzem verstorben.

Zum Thema: Ich sehe es so wie der Doc und schaue auch ab und zu mal rein, auf ihre Seite, was sie so neues von sich geben. Ist allemal interessant, wie sie
sich winden, drehen und wehren.

LG

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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon augenzeuge » 21. November 2016, 18:55

Spartacus hat geschrieben: wie sie sich winden, drehen und wehren.
Sparta


Warum erinnert mich das jetzt an das Dschungelcamp? [grins]
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Kumpel » 22. November 2016, 11:35

Spartacus hat geschrieben:
................
Weißt du was du da schreibst Kumpel? [flash]

Wer hat den die Staatsanwälte in Salzgitter, die nach der Wende mehr als 40.000 Strafverfahren in die Wege leiten wollten, mundtot gemacht?

LG

Sparta


Dann kläre mich doch bitte einmal auf.
Kumpel
 

Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon karnak » 22. November 2016, 11:41

Spartacus hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:
Wer sich heute hier hinstellt und diesen Verein protegiert muss sich wohl fragen lassen wie er zu den gesellschaftlichen Grundwerten der Bundesrepublik Deutschland steht.


Weißt du was du da schreibst Kumpel? [flash]

Wer hat den die Staatsanwälte in Salzgitter, die nach der Wende mehr als 40.000 Strafverfahren in die Wege leiten wollten, mundtot gemacht?

Die STASI?

Frag mal bei dem Oberstaatsanwalt Dr. Grasemann nach, aber nein geht leider nicht, denn er ist mit gerade mal 70 Jahren vor kurzem verstorben.

Zum Thema: Ich sehe es so wie der Doc und schaue auch ab und zu mal rein, auf ihre Seite, was sie so neues von sich geben. Ist allemal interessant, wie sie
sich winden, drehen und wehren.

LG

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[flash] 40.000 Strafverfahren, um Gottes willen, gegen wen denn alles, nicht das ich da auch dabei gewesen wäre. Und was meinst Du mit mundtot gemacht, erzähl doch mal.
Ansonsten, was diesen Film angeht, diese rumbrüllerei und das Krakeelen, ich weiß auch nicht. Man könnte sich streiten wer sich da nun mehr lächerlich gemacht hat, die Brüller oder der mit dem Gurkeneimer [flash] , hat irgendwie Pegida-Niveau. Wenn ich ehrlich bin, ich empfinde beide Seiten in ihrem öffentlichen Auftreten als eine Zumutung, wenn es auch schon eine Weile her ist.
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Kumpel » 22. November 2016, 11:48

Die Veranstaltungen wirken in der Tat zeitweise grotesk.
Ich empfinde das im Gegensatz zu ehamaligen Genossen weniger belustigend , als eher betroffen.
Allerdings kann ich die Empörung der Anwesenden , die zu DDR Zeiten zu den Zielen der Stasi gehörten durchaus verstehen.
Als jemand , der von der Stasi bearbeitet und völlig hilflos ausgeliefert war und nun zusehen muss , wie genau diese Leute heute unter dem Schutz des Rechtsstaates den die Stasi damals
bekämpfte ihre Geschichte verdrehen , umdeuten und leugnen kann man durchaus die Haltung verlieren.
Kumpel
 

Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon karnak » 22. November 2016, 12:04

Kumpel hat geschrieben:Als jemand , der von der Stasi bearbeitet und völlig hilflos ausgeliefert war und nun zusehen muss , wie genau diese Leute heute unter dem Schutz des Rechtsstaates den die Stasi damals
bekämpfte ihre Geschichte verdrehen , umdeuten und leugnen kann man durchaus die Haltung verlieren.

Zumindest in diesem Filmchen konnte ich das eigentlich nicht erkennen und erhören, die Stasis hatten sich da weit besser im Griff, von dem Quatsch mit dem Gurkeneimer mal abgesehen. Allerdings will ich eins gerne zugeben, mit einigen Nasen meiner alten "Firma" kann ich auch nicht so viel anfangen, eigentlich bin ich bei einigen enttäuscht und sie sind mir peinlich, allerdings hatte ich bis jetzt auch noch nicht Gelegenheit persönlich an so einer "Show" teilzunehmen, ich wusste einfach nicht davon oder mir fehlte die Zeit und die Republikflüchtlinge und Oppositionellen sind da einfach zugänglicher. UND, es wird ja in der Hinsicht auch ruhiger, vielleicht ist es auch gut so, man sollte diesen ganzen Mist auf den Hausmüll bringen und verrotten lassen wie wir es 89 getan haben. [flash]
Ich mache es mir jedenfalls passend, der 31.08.2018 ist mein letzter Arbeitstag und dann verdrücke ich mich erstmal in meinen Schweinestall, ihr könnt Euch dann hier einen auskaspern. [flash]
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Interessierter » 22. November 2016, 12:23

Die Stasi Rentner

Ehemalige Offiziere des MfS leben in Berlin-Hohenschönhausen wie in einer Parallelgesellschaft. Sie treffen sich im »Insiderkomitee« und werten die Feindpresse aus. Dem Kinofilm »Das Leben der Anderen« setzen sie ihre unerschütterliche Weltsicht entgegen.

Wie soll man die Stasi sonst darstellen?

»Wir waren nicht opportunistisch«, sagt Schmidt, »Ich habe ehrlichen Gewissens beim MfS gearbeitet. Natürlich haben wir Fehler gemacht.«

Ein großes Problem, sagt Schmidt, sei die »latente Intelligenzfeindlichkeit« in der Stasi und der SED gewesen. »Die war ein Sargnagel der DDR: Leute, die intelligent sind, müssen sich doch auch mal äußern dürfen.«
Die SED hätte sich die Anliegen der Oppositionellen anhören sollen, anstatt sie »uns zu übertragen«. Nur wenn das Gespräch auf die Opfer der Stasi kommt, zögert er kurz und sagt leise: »Ob die Geschichten immer so stimmen.« Das ist der Punkt, an dem alle Gespräche mit den Stasi-Offizieren enden: Sie lassen Kritik zu, Wiegand weniger, Wötzel mehr. Doch alle sind sie seltsam immun gegen das Schicksal der Opfer.

Der englische Historiker Timothy Garton Ash, der Mitte der Neunziger ehemalige Stasi-Offiziere besuchte, nennt das »Salami-Taktik des Verleugnens«: Jeder beharre aber darauf, dass er sich in seinem Zuständigkeitsbereich nichts zuschulden kommen ließ. Aber es ist mehr als das: In den Offizieren ist eine tiefe Überzeugung vom Kommunismus verankert; ein fast schon religiöser Glaube an ein System, das wichtiger ist als jedes Einzelschicksal. »Mein Verhältnis zur DDR ist wie das von Eltern zu ihren Kindern«, sagt Schmidt. »Auch wenn sie sich anders entwickeln, als man es sich vorstellt, verstößt man sie nicht.« Deshalb engagieren sich die Männer immer noch für die Stasi – obwohl einem im vereinigten Deutschland kaum etwas mehr Nachteile bringt.

Kurz nach der Wende besuchten sie sich bei ihren Prozessen. In Berlin gab es 22.550 Ermittlungsverfahren gegen hauptamtliche MfS-Mitarbeiter, DDR-Juristen, SED-Funktionäre und Mauerschützen, 877 Gerichtsverfahren. Nicht einmal zwei Dutzend ehemaliger Stasi-Offiziere wurden verurteilt. Wenn einer nicht gegen in der DDR geltendes Recht verstieß, konnte er nicht belangt werden.

In letzter Zeit verabreden sich die alten Offiziere zu Führungen durch die Stasi-Untersuchungshaftanstalt. Sie gehen sozusagen auf Kontrollgang. »Gedenkstättenleiter Knabe dramatisiert unsere Arbeit aufs unseriöseste«, sagt Schmidt. Die Männer mischen sich in Führungen ein, wenn sie etwas falsch dargestellt sehen. Sie wehren sich, weil ihre Position in den Medien nicht vorkommt. Schmidts morgendliche Zeitungslektüre erinnert an seine alte Arbeit bei der Stasi: Auswertung der Feindpresse. Fast alles, was er über das MfS findet, ist negativ.

Den längeren, vollständigen Bericht aus dem Jahre 2006 findet man hier:
http://www.zeit.de/2006/30/Stasi/komplettansicht

Meiner Meinung nach, hat sich an den Verhaltensweisen auch heute noch wenig geändert und der »latent vorhandenen Intelligenzfeindlichkeit« möchte ich auf gar keinen Fall widersprechen. [grins]
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon karnak » 22. November 2016, 17:22

Interessierter hat geschrieben: Die Männer mischen sich in Führungen ein, wenn sie etwas falsch dargestellt sehen.[/size]

[grin] Wilfried, versuche es gar nicht erst.
Ich mische mich nicht ein wenn ich etwas als falsch dargestellt SEHE, ich mische mich ein wenn etwas falsch dargestellt WIRD.
Und wenn man schon von"Kontrollgang" redet, die Brüller bei dieser Buchvorstellung hatten wohl ein ähnliches Motiv.
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Interessierter » 22. November 2016, 18:47

Ich möchte Dich in aller Freundlichkeit darauf hinweisen, dass es der Text aus dem Beitrag der Zeit ist. Ich gehe einmal davon aus, dass der Autor nicht wissen oder ahnen konnte, dass Du Dir den Schuh anziehst.

[hallo]
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Spartacus » 22. November 2016, 19:12

karnak hat geschrieben: [flash] 40.000 Strafverfahren, um Gottes willen, gegen wen denn alles, nicht das ich da auch dabei gewesen wäre. Und was meinst Du mit mundtot gemacht, erzähl doch mal.


Mit der Deutschen Wiedervereinigung 1990 war die Aufgabe der ZESt erfüllt, die Verfolgung von Straftaten übernahmen nunmehr die örtlichen Strafverfolgungsbehörden in den neuen Bundesländern. 1990 wurden Vorermittlungsakten zu insgesamt rund 40.000 Fällen an die dortigen Staatsanwaltschaften übergeben, wo sie die (meist ausführlicheren) Akten der DDR-Behörden zu diesen Fällen ergänzten. Die ZESt wurde daher 1992 geschlossen. Von 1961 bis 1992 registrierte die ZESt über 42.000 Gewaltakte in der DDR.[


https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrale_ ... rwaltungen

Weiterführend hierzu dieses:

https://books.google.de/books?id=PxVopI ... lt&f=false

Noch Fragen, Kienzle. [hallo]


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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Kumpel » 23. November 2016, 08:16

Etwas dürr was Du hier präsentierst.
Kumpel
 

Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon augenzeuge » 23. November 2016, 08:38

Kumpel hat geschrieben:Etwas dürr was Du hier präsentierst.


Es darf jeder zum Aufpusten beitragen. [grins]
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon karnak » 23. November 2016, 10:39

Interessierter hat geschrieben:Ich möchte Dich in aller Freundlichkeit darauf hinweisen, dass es der Text aus dem Beitrag der Zeit ist. Ich gehe einmal davon aus, dass der Autor nicht wissen oder ahnen konnte, dass Du Dir den Schuh anziehst.

[hallo]

[grin] Mir ist halt bloß der dick geschriebene Satz aufgefallen. Und ich habe ihn mit Deiner geäußerten Vermutung in Verbindung gebracht ich fahre extra nach Marienborn um dort im Rahmen einer Führung , getreu dem selbst gegebenen Auftrag, Zweifel anzumelden . [flash]
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Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Interessierter » 24. November 2016, 13:37

Die " taz " äußerte sich 2008 so:

So verharmlosen auf http://www.mfs-insider.de frühere hauptamtliche Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) die Tätigkeit ihrer einstigen Überwachungsbehörde. Sie erheben die Stasi in den Rang von Geheimdiensten demokratischer Staaten, veröffentlichen revisionistische Essays und Protokolle ihrer Treffen.

Das „Insiderkomitee zur Förderung der kritischen Aneignung der Geschichte des MfS“ habe das Ziel, „eine möglichst objektive Bewertung der Tätigkeit“ der Stasi zu erreichen, heißt es in einer Selbstdarstellung. Die eigenen Angaben zufolge weniger als hundert Mitglieder wendeten sich gegen „Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen Ostdeutschlands“.

Für viele Opfer der DDR-Diktatur sind solche Darstellungen nur schwer zu ertragen. „Bei Menschen, die in der DDR verfolgt wurden, können solche Seiten Traumatisierungen hervorrufen oder wieder entfachen“, sagt Carola Schulze, Mitarbeiterin in der Beratungsstelle der „Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft“. „Da ist so viel Sensibilität vorhanden, dass so etwas verheerende Wirkung hat.“

Wolfgang Schmidt, der früher Oberstleutnant der Stasi war und heute die Seite http://www.mfs-insider.de betreut, will davon nichts hören: „Bei mir löst auch so manches Traumatisierungen aus“, sagt er. Ihm gehe es darum, „Lügen und Verleumdungen“ über Ex-Stasi-Mitarbeiter „Fakten entgegenzusetzen“. Spricht man ihn auf Stasi-Opfer an, stilisiert er sich und seine früheren Kollegen als Leidtragende einer „staatsoffiziell verbreiteten Geschichtsdeutung“, erzählt von Morddrohungen gegen ihn und verweist auf die geringe Arbeitslosigkeit in der DDR.

Internetseiten wie die von Schmidt seien „abstoßend“ und „ein hilfloser Versuch von Ewiggestrigen, die DDR schönzuschreiben“, sagt Dietrich Wolf Fenner von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Es würden Opfer verhöhnt.

http://www.taz.de/!778739/

Je mehr Zeit vergeht, um so dreister werden " Ewiggestrige " Ex - Stasimitarbeiter.....
Interessierter
 

Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Kumpel » 24. November 2016, 14:37

Interessierter hat geschrieben:Je mehr Zeit vergeht, um so dreister werden " Ewiggestrige " Ex - Stasimitarbeiter.....



Da gab es einmal ganz andere Zeiten.
Meine Mutter fuhr viele Jahre täglich morgens mit dem Linienbus in unsere Kreisstadt zur Arbeit . Der Bus war stets auch gut gefüllt mit Uniformträgern des VPKA , des Wehrkreiskommandos
und mit den beschlipsten Herren mit ihren Bonbons am Revers , die sich auf die SED Kreisleitung und die Kreisdienststelle der Stasi verteilten.
In den Jahren 1989-90 waren diese Passagiere plötzlich verschwunden und fuhren plötzlich mit ihren privaten PKW zur Arbeit.
Die hatten einfach Schisss von den Bürgern mal zur Rede gestellt zu werden.
Kumpel
 

Re: MfS - Insider - Verein der Heuchler?

Beitragvon Werner Thal » 24. November 2016, 15:51

Kumpel hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Je mehr Zeit vergeht, um so dreister werden " Ewiggestrige " Ex - Stasimitarbeiter.....




und mit den beschlipsten Herren mit ihren Bonbons am Revers , die sich auf die SED Kreisleitung und die Kreisdienststelle der Stasi verteilten.
In den Jahren 1989-90 waren diese Passagiere plötzlich verschwunden und fuhren plötzlich mit ihren privaten PKW zur Arbeit.
Die hatten einfach Schisss von den Bürgern mal zur Rede gestellt zu werden.


Genau diesen Eindruck hatten wir auch im Januar 1990 als wir in der "Bonzen-Schleuder" saßen, das waren die Städte-Express Züge von den jeweiligen Bezirkshauptstädten nach Ostberlin hinein - unser nannte sich "Stolteraa" -
wir beide (meine Frau und ich) jedoch waren auf dem Weg zur "Grünen Woche".
Am Zielbahnhof konnte man sich für 5 Mark-Ost eine Tageskarte für GESAMT-
BERLIN kaufen.

W. T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
Russian Military out of Ukraine
русские идут домой
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Werner Thal
 
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