Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Alles was in den Zeitraum nach der Wende gehört. Das Zusammenwachsen von zwei grundverschiedenen Systemen, Probleme, Erwartungen, Empfindungen usw.

Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon augenzeuge » 11. April 2011, 21:30

Berliner hat geschrieben:
S51 hat geschrieben:Obwohl ich nach wie vor das Gefühl habe, dass man im DDR-System eher noch die zweite und dritte und vierte Chance zu erwarten hatte als heutzutage.


Das ist interessant, was Du sagst. Eigentlich haette ich von einem kommunistischen System Haerte erwartet. [denken]

Wieso hat man in der DDR mehr Chancen bekommen ? Ist man mit den Menschen doch toleranter umgegangen, oder gab es einen anderen Grund ? [ich auch]

Danke, [hallo]
Berliner



Auch wenn es S51 sicher nicht gern hören will, das Gefühl konnte man haben, aber in der Praxis bekam man es nie. Für mich war übrigens genauso das der Grund meiner Ausreise. Wer zweimal lügt, dem glaubt man nicht....auch wenn er dann die Wahrheit spricht.
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Edelknabe » 12. April 2011, 05:06

Denke ich nicht Jörg, das was du da über die Praxis und keine zweite Chance geschrieben hattest und einen wunderbaren guten Morgen ins Forum. Ich schrieb das schon öfters:"Ihr wart jung, impulsiv, nicht sehr diplomatisch und das heißt im Klartext....ihr wolltet mit dem Kopf durch die DDR-Wand."
Das Dumme war nur, diese Staatswand war härter als euer Kopf...was war der Ausweg? Richtig, der Ausreiseantrag oder die Flucht und das schrieb ich auch schon mal, es war der leichtere und unbequeme Weg (mal abgesehen von dem staatlichen Spießrutenlauf, der dann folgte)
Warum, warum jetzt der Spießrutenlauf? Ganz einfach: " Die DDR investierte in jeden jungen Bürger enorme staatliche Gelder, begann schon bei der Geburt und setze sich über den Kindergarten, Schule, Ausbildung, Universtät usw fort...bis, ja bis er auf eigenen Beinen stand und mit seiner Hände Arbeit oder eben auch nur auf einer doppelten Planstelle(kurze Erklärung für den Schüler....das ist wie heute die Mitarbeiter in irgendeinem Institut, was mit staatlichen Fördergeldern arbeitet....eigentlich braucht man nur Zehn aber da sitzen Zwanzig...also muss man was erfinden, das die überflüssigen Zehn nicht dem Arbeitsamt auf der Tasche liegen und was erfindet man...das "Zertifikat, das überflüssigste Ding der Welt".)untergebracht war.
Also lieber Schüler...um das mal vereinfacht auszudrücken..."die DDR war vergnatzt, wurde böse über die Undankbaren, die doch einfach nicht sehen wollten....wie führsorglich der Staat mit ihnen war.
Denn das waren alles Fonds, Gelder, erwirtschaftet von jedem kleinen Mann und jeder kleinen Frau...auch denen mit der überflüssigen Planstelle, die, um jetzt wieder zum Anfang zurückzukommen in den jungen Bürger flossen.Denn der sollte ja mal eine entwickelte sozialistische Persönlichkeit werden, mit ganz edlen Charakterzügen...Fleißig, klug, innerlich gefestigt und charakterstark...sollte auch ruhig mal Fragen stellen, denn das war nicht verboten...nur, er sollte eben nicht mit dem Kopf durch die Wand unbedingt müssen. Wege gab es viele, um sein Ziel zu erreichen in dieser DDR, da musste man nun nicht unbedingt bockig werden und wie ein Hammel gegen das Gatter rennen, denn sowas tat dann sehr weh...da sorgte der Vater Staat schon dafür, wie auch der heutige Vater Staat, wenn ich versuche, seine Grundlagen, sein Grundgesetz auszuhebeln.
Aber noch ein anderes schönes Beispiel mit den "Mehrchancen" im Staate DDR.War ich ein Trinker, ein notorischer Verschläfer...na sagen wir mal nicht der Fleisigste und hatte eine Arbeitsstelle und eine Wohnung dazu (die konnte auch vom Staat bestimmt sein,denn ich könnte ja gerade aus dem Knast gekommen sein), dann bemühte sich der Staat schon um mich mit...ich wurde von meinen Kollegen früh auf Arbeit geholt...bissel unsanft aus den Federn geklingelt und ab ging die Post, denn frühstücken konnte ich dann 9.00Uhr im Betrieb.
Ergo, ich bekam...sagen wir mal nach dem Knast eine zweite Chance. Verbummelte ich Diese, gabs mehrere Rüffel, harte Rüffel bis...ja bis ich entweder wieder einfuhr, in den Knast oder ein halbwegs ordentlicher Mensch wurde.
Das so meine ich, meinte unser Kriminalist S 51 wohl auch mit den "Mehrchancen" in eben dieser DDR.

Rainer-Maria...der immer ein Ziel in dieser DDR hatte und es konsequent verfolgte, wenn auch manchmal sehr eigennützig.
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon augenzeuge » 12. April 2011, 17:02

Edelknabe hat geschrieben:Denke ich nicht Jörg, das was du da über die Praxis und keine zweite Chance geschrieben hattest


Ich möchte es hier nicht detailliert schreiben, warum es bei mir so war. Du musst es mir einfach glauben. Und damals wollte ich nicht mit dem Kopf durch die Wand....

Es war sogar so, dass ich einige Gründe hatte, in der DDR weiterzumachen. Einer war ein festes Studium, der Andere etwas Zwischenmenschliches.
Aber als ich es wirklich wollte, den Versuch machte, man nach zig Monaten immer noch nicht zu den gegebenen einfachen Zusicherungen stand und mir erneut ein Bein stellen wollte, hatte ich genug. Und das sahen sogar die "Objektiven" ein, die mich auf diesem Weg damals unterstützt hatten. Auch du hättest es sicher so gesehen.

Nein, ich bekam keine 2. Chance. Ich schwöre es, bei allen.......na du weißt schon.
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon SkinnyTrucky » 12. April 2011, 17:55

Edelknabe hat geschrieben:da musste man nun nicht unbedingt bockig werden und wie ein Hammel gegen das Gatter rennen, denn sowas tat dann sehr weh...da sorgte der Vater Staat schon dafür, wie auch der heutige Vater Staat, wenn ich versuche, seine Grundlagen, sein Grundgesetz auszuhebeln.


Naja, das Grundgesetz wollte wohl kaum jemand aushebeln....oder verstehst du RMR dadrunter sein Leben in eigene Hände nehmen zu wollen....

....wie würdest du reagieren, wenn ich dich einsperre, dir gut zu essen gebe und dir den Hof fegen lasse.... [denken]

...aber so wie ich dich kenne, würdest du dich wohlfühlen und mich nach Strich und Faden beklauen..... [flash]

groetjes uit Pisa

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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Edelknabe » 12. April 2011, 20:07

Schwierig Mara, deine Frage und ich würde vielleicht versuchen, das Beste daraus zu machen? Wenn ich eines gelernt habe seit dem Anfang meiner Lehrzeit dann:" Es gibt immer einen Weg, da kann noch " Beschissenes" kommen was will und ich hatte es schwer, gerade weil ich ein Querdenker war in der DDR und die alten Männer, die Monteure (ich nenn sie mal so, denn sie waren damals mein Alter heute) mit einen jungen Kerl keine Gnade hatten, keine Gnade kannten und das schlug voll durch.
Dies war auch ein guter Grund für mich, um dann beruflich und betrieblich was Anderes zu suchen und man hielt mich Anfangs für einen Spinner...im alten Lehrbetrieb, aber als man noch lachte, war ich schon weg...und gut gelandet...in den sowjetischen Kasernen.
Aber dazu schreibe ich einmal eine Extrageschichte, wie ich überhaupt in dem Staatsnahen Baubetrieb angefangen habe, ohne die blasseste Ahnung zu haben, was da überhaupt ab ging, oder besser, wo ich gelandet bin?

Rainer-Maria und Jörg, es war dein Weg, genauso konsequent wie mein Weg und das war gut so, sonst wären wir nicht Die, die wir heute sind.
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon SkinnyTrucky » 12. April 2011, 21:37

RMR, dir hätten se mal an die Karre pissen sollen wegen deiner notorischen sozialistischen Umlagerung....dann hättste heute wohl anners gedacht.... [flash]

Sei ma froh, dat dat System zusammengekracht is(unter Mithilfe von dir)....vielleicht hatten se dich ja schon längst auf'm Kieker..... [wink]

groetjes uit Pisa

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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon S51 » 13. April 2011, 00:03

augenzeuge hat geschrieben:
Berliner hat geschrieben:
S51 hat geschrieben:Obwohl ich nach wie vor das Gefühl habe, dass man im DDR-System eher noch die zweite und dritte und vierte Chance zu erwarten hatte als heutzutage.


Das ist interessant, was Du sagst. Eigentlich haette ich von einem kommunistischen System Haerte erwartet. [denken]

Wieso hat man in der DDR mehr Chancen bekommen ? Ist man mit den Menschen doch toleranter umgegangen, oder gab es einen anderen Grund ? [ich auch]

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Auch wenn es S51 sicher nicht gern hören will, das Gefühl konnte man haben, aber in der Praxis bekam man es nie. Für mich war übrigens genauso das der Grund meiner Ausreise. Wer zweimal lügt, dem glaubt man nicht....auch wenn er dann die Wahrheit spricht.
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Es war eben sehr unterschiedlich. Zu DDR-Zeiten war es möglich, einem ertappten, kriminellen Sünder in jugendlichem Alter nicht nur das Fahrrad, welches er soeben geklaut, wegzunehmen, ihn seinen Eltern zu übergeben und ihm vorher im Polizeigewahrsam so richtig Angst zu machen. Und dann die Sache wegen Geringfügigkeit einzustellen. Ganz ohne Akte, ohne auch nur die geringsten Folgen für seine Zukunft. Vorausgesetzt, es gab keine Wiederholung. Einige Karierren fanden so ein schnelles Ende.
Heutzutage wäre so etwas möglicherweise eine Strafvereitelung. Geht so also nicht.
Es hat wie wohl beim Augenzeugen auch immer mal Fälle gegeben, wo die harte Linie durchgezogen wurde. Doch wird er vielleicht so ein bischen zugeben, dass es da meist auch von "seiner" Seite vorher so richtig "Feuer" gab. Ich kenne so manchen Fall, wo selbst bei schweren Sachen nach einiger Zeit wieder Friede war. Nicht bloß die großen Fälle (wie z.B. Rauschenbach) wo Leute selbst nach Fahnenfluchten zurückkamen und eben nicht auf Jahre im Gefängnis verschwanden, sondern eine neue Chance bekamen.
In der DDR wurde vieles nicht grundsätzlich nach den ersten Buchstaben des Gesetzes geahndet, es gab immer auch die Möglichkeit, auf eine Strafe zu verzichten. Vorausgesetzt, es blieb geheim, ist man auch oft so verfahren. Weil die Situation beeindruckt hat, weil man sich über eigene Fehler durchaus im Klaren war, weil man die Leute brauchte. Diesen Grund gab es auch. Ich würde, unter Eingehung des Risikos, von Thunder dafür zerpflückt zu werden, sagen, dass die Rechtssprechung aber auch die Rechtsdurchsetzung in der DDR weniger bürokratisch penibel und mehr "volkstümlich" war. Das bedeutete als Kehrseite der Medaille aber auch unter Umständen mehr Willkür. Manchmal entschied über die Richtung der erste eindruck, das Bauchgefühl. Manchmal lag man damit richtig, manchmal sehr schlimm daneben.
Der Rechtsstaat, so wie wir ihn jetzt haben, ist da anders. Man kann mehr Rechte einklagen, bekommt sein Recht auch gegen den bockigen Staat (wenn man das Geld hierfür hat) aber er ist eben auch nach den Buchstaben des Gesetzes gnadenloser. Weil es so dort steht und keiner daran vorbei kann oder gar will.
Zuletzt geändert von S51 am 13. April 2011, 00:32, insgesamt 1-mal geändert.
S51
 

Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon S51 » 13. April 2011, 00:18

augenzeuge hat geschrieben:Ok, war ne gute Erklärung. [crazy]

Aber man wirft doch kein Geld weg....was man legal bekommen hat. Hättest es im schlimmsten Fall auch spenden können. Bring das nur nicht deiner Tochter so bei. Mach ich auch nicht. [grins] In dem Sinne.....
AZ


Legal war relativ. Später habe ich gewußt, was mit "Exportware" gemeint ist. Dass es so etwas wie eine Postzulassung gibt und man bestimmte Geräte wegen etwas weit gefasster Frequenzbereiche in old germany nicht benutzen darf/durfte. Damals wenige Wochen nach der Maueröffnung waren so etwas tiefst böhmische Dörfer.
Mein Ehrgeiz, mit so etwas von den durch Buschzulage hochmotivierten Kollegen anläßlich eines fröhlichen Abends erwischt zu werden, war gering. Spenden haben den Nachteil, dass man sich an den Spender erinnert... Dann schon lieber entsorgen...
Das war eben Lehrgeld.
S51
 

Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon augenzeuge » 13. April 2011, 16:44

S51 hat geschrieben: Doch wird er vielleicht so ein bischen zugeben, dass es da meist auch von "seiner" Seite vorher so richtig "Feuer" gab.


Ich würd es gern zugeben, aber es war nicht so. Von mir gab es damals kein "Feuerwerk". Nur leise, aber deutliche Fakten. Allerdings bist du nicht der Einzige, der es anzweifelt. Sogar Leute aus der Familie sind dabei..... Der Strudel der Gedanken verbohrter und engstirniger Menschen muss auf andere Menschen ansteckend gewirkt haben. Vielleicht gibts ja bald ein Buch darüber. Ob man dem glauben würde? Sicher auch nicht.
[sick]
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon S51 » 13. April 2011, 18:23

augenzeuge hat geschrieben:... aber es war nicht so. Von mir gab es damals kein "Feuerwerk". Nur leise, aber deutliche Fakten. Allerdings bist du nicht der Einzige, der es anzweifelt. Sogar Leute aus der Familie sind dabei...AZ


Nö, nö. Es so voraussetzen heißt nicht, dass ich nicht auch die weniger schöne Seite ein bischen kenne.
Es mag ot sein aber ich erinnere mich an einen Jungjäger wie mich. Hat zur gleichen Zeit die Prüfung gemacht, war aber aus dem Forstbereich. ein guter Jäger, hat mehr Schwarzkittel umgedreht als ich.
Er hat überhaupt nichts Böses gemacht. Seine Mutter ist von einer Auslandsreise nicht wieder gekommen. Er erhielt das Angebot, auf dem Wege der Familienzusammenführung auch rüber zu fahren und hat abgelehnt. Private Gründe.
Dann wollten sie ihn aus der Jagdgesellschaft rausschmeißen. Weil er nicht mehr zuverlässig wäre. Es waren nicht die Genossen, die auf diese glorreiche Idee kamen sondern ganz normale Mitmenschen. Heute ganz große Demokraten.
Es wäre auch so gekommen. Doch sie bekamen die Einstimmigkeit nicht zusammen. Es gab einen Richter und zwei Polizisten, die dagegen waren. Weil sie nicht einsahen, wieso jemand, der sogar bleiben wollte nun unzuverlässig sein sollte. Das Argument hat aber nicht ein bischen überzeugt. Eher jenes, das dann jeder "fällig" sein könnte, nur weil irgendwer in der Verwandtschft mal querschießt. Ganz ohne eigene Schuld. Wenn man so etwas einmal anfängt. Da waren sie alle still und schließlich hob keiner mehr die Hand. Auch nicht der Neidhammel.
Doch wäre es ansonsten so gekommen. Ganz ohne Schuld, da bin ich sicher. Normal war das nicht.
S51
 

Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon augenzeuge » 13. April 2011, 18:49

Genau S51, du hast das gut im Kern geschildert. Es gab solche Fälle, die schwer logisch zu erklären sind. Gewisse Leute mit Einfluss und einigen "Nurjasagern" in ihren Reihen konnten so ein ganzes Leben zerstören. Und ich denk mal, das empfanden nicht Wenige als normal.
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon augenzeuge » 31. Mai 2016, 21:43

Westfernsehen in der DDR....Geistige Grenzgänger

Sogar Kulenkampff-Shows und das "Wort zum Sonntag" galten in der DDR als potenziell gefährlich. Eine neue Dissertation zeigt den Kontrollwahn des Parteiapparates.

Franziska Kuschel, 1980 in der DDR geboren, hat sich in ihrem Studium und auch als Referentin bei der Enquetekommission zur Aufarbeitung der DDR-Diktatur des Brandenburger Landtags intensiv mit der Medienpolitik des ostdeutschen Staates beschäftigt. In ihrer Magisterarbeit geht es um den Schauprozess gegen den RIAS 1955 und jetzt in ihrer Dissertation eben um den vergeblichen Kampf der DDR gegen "die verbrecherische Tätigkeit" der "Nato-Sender". Die sehr gründliche und penibel recherchierte Doktorarbeit mit ihren mehr als 1200 Anmerkungen ist nicht immer leicht zu lesen, bietet aber einen profunden, spannenden und aufschlussreichen Einblick in den Kontrollwahn eines Partei- und Staatsapparates, der seinen eigenen Bürgern bis zum bitteren Ende immer zutiefst misstraute.
http://www.sueddeutsche.de/politik/west ... -1.3010277

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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Nostalgiker » 1. Juni 2016, 07:37

Diesen Satz müßte die Verfasserin der Dissertation doch exakt belegen:
Denn auch wenn man zu Hause die Bundesliga gucken durfte, so wurden zugleich harte Strafen verhängt, wenn man dazu Nachbarn einlud oder wenn man am Arbeitsplatz etwas über den vergangenen Fernsehabend erzählte. Sofort geriet dann der DDR-Bürger in die Gefahr, wegen Verbreitung von "staatsfeindlicher Hetze" belangt zu werden.

Es war allgemeiner Usus das man erst in der Schule, dann in der Lehre, dann im Studium und dann auf Arbeit die am Abend zuvor gesehene Sendung in der ARD oder ZDF detailliert miteinander "auswertete".
Auch traf man sich als Schüler nicht mit der Clique am Abend im öffentlichen Raum; Spielplatz etc., um aus den mitgebrachten Kofferradios gemeinsam den neuesten Erntebericht auf Radio DDR zu lauschen ........

Einzig Radio Free Europe wurde nicht gehört, war uns aber bekannt. Ansonsten alle Sender welche empfangen werden konnten.

Interessant sind die Details auf dem Coverbild.
Es muß eine Aufnahme aus der Zeit Anfang der Sechziger Jahre sein.
Den abgebildeten Radioapparat hatten meine Eltern, zumindest sieht der auf dem Bild dem meiner Eltern sehr ähnlich.
Der Fernseher, also das gleiche Modell wie auf dem Bild, stand bei meinen Großeltern und ganz wichtig ist daneben der Spannungsregler! Unverzichtbar für einen guten Fernsehempfang. Wobei es keine Rolle spielte ob gerade Ost oder West geschaut wurde.
Was auf dem Bild allerdings fehlt ist der ebenfalls externe UHF-Konverter zum Umschalten auf das zweite Programm, allerdings gab es eine Vielzahl von Modellen meist Marke Eigenbau in den Sechzigern.
Nach dem Start des zweiten Programms in der DDR wurden diese UHF Konverter auch offiziell in der DDR hergestellt und vertrieben. Wer sucht findet im Netz durchaus Bilder davon.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Kumpel » 1. Juni 2016, 07:46

Thoth hat geschrieben:.................................
Es war allgemeiner Usus das man erst in der Schule, dann in der Lehre, dann im Studium und dann auf Arbeit die am Abend zuvor gesehene Sendung in der ARD oder ZDF detailliert miteinander "auswertete".
.........................



...wobei man wie selbstverständlich darauf achtete und gut beraten war, dies nur im Kreise vertrauenswürdiger Personen zu tun.Das allerdings von den damals für vertrauenswürdig gehaltenen
Personen sich auch manch eifriger Stasizuträger befand bemerkten manche erst nach 1989.
War schon ein sonderbares Gebilde dieses Land DDR.
Was den UHF Konverter betrifft, kann der nicht fehlen , weil es Anfang der 60er noch kein 2. Fernsehprogramm gab und somit auch keine selbst gebastelten Geräte.
Zuletzt geändert von Kumpel am 1. Juni 2016, 08:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Nostalgiker » 1. Juni 2016, 08:09

Natürlich Kumpel, die Angst vor Verrat und Verschleppung in sibirische Straflager war allgegenwärtig, selbst auf dem Schulhof ...... [laugh]
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Kumpel » 1. Juni 2016, 08:13

Na mein lieber Thoth , ein DDR Bürger besonders einer mit beruflichen Ambitionen war sich sehr wohl bewusst sich nicht allzu offensichtlich an derlei öffentlichen ausführlichen Auswertungen des westdeutschen Fernsehprogramms zu beteiligen. Russische Straflager drohten da nicht , aber das eine Verbreitung des Inhalts westlicher Sender in der Öffentlichkeit negative Folgen haben kann , dessen war sich der gelernte DDR Bürger ja durchaus bewust. Schließlich gab es Zeiten in der DDR , in denen wurden die Fernsehantennen mit der Ausrichtung für Westfernsehen von den revolutionären Jugendlichen der Kampfreserve der Partei von den Dächern geholt.
Aber das weißt du ja alles selber.
Kumpel
 

Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Nostalgiker » 1. Juni 2016, 08:21

Kumpel, du gibst vor allerhand zu wissen aber wenn's konkret wird kommt von dir nur lauwarme Luft und dümmliches provozieren.
Mit anderen Worten; dein konkretes "Wissen" ist sehr, sehr dürftig.
Aber sei beruhigt das stehst du hier als Ex-DDRler nicht allein auf weiter Flur. Es gibt da Einen hier der ist unangefochtener Meister im Nicht- und Halbwissen, wähnt sich selber aber in der Rolle des absoluten Experten und Insiders .....
Wahrscheinlich sind das Folgen der Jahrzehnte langen durchlittenen Mangelernährung .......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon SkinnyTrucky » 1. Juni 2016, 09:25

Tja Thoth, mal wieder bei deiner Lieblingsbeschäftigung....???? Wo ich noch klein war wurde nog auf Zonensender umgeschaltet wenn wer Offizielles ins Haus kam....auch hat mir ein Lehrer einen Taschenkalender gestohlen nur weil der aus dem Westen war....der Lehrer war fortan bei mir unten durch, da standen ja auch private Sachen drin in die Sau greift sich dat Ding einfach aber wahrscheinlich war er einfach scharf auf vermutete Bundesligaergebnisse....


groetjes

Mara
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Nostalgiker » 1. Juni 2016, 10:04

SkinnyTrucky hat geschrieben:Tja Thoth, mal wieder bei deiner Lieblingsbeschäftigung....???? Wo ich noch klein war wurde nog auf Zonensender umgeschaltet wenn wer Offizielles ins Haus kam....auch hat mir ein Lehrer einen Taschenkalender gestohlen nur weil der aus dem Westen war....der Lehrer war fortan bei mir unten durch, da standen ja auch private Sachen drin in die Sau greift sich dat Ding einfach aber wahrscheinlich war er einfach scharf auf vermutete Bundesligaergebnisse....


groetjes

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Mal wieder ein wenig rumblödeln Mara? scheint ja deine Lieblingsbeschäftigung zu sein .....
rot, tolle Kalender hatten die Westen! Da standen also die gesamten Bundesligaergebnisse des aktuellen Jahres drin? Bestimmt hat der Lehrer dir den Kalender im Januar des laufenden Jahres abgenommen ......
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon steffen52-1 » 1. Juni 2016, 11:07

Zu meiner Jugendzeit, standen wir mit dem Kofferradio neben einer Laterne, um besser die Hits von Radio Luxemburg zu hören! Lange ging es nicht gut, den dann kam der ABV mit erhobenen
Zeigefinger und verwarnte uns! Ein strammer Genosse der SED, hatte es gemeldet! Was so richtig Sache gewesen ist, Politik und so, das hatte mich damals kaum interessiert! Wichtig waren
Poster aus der Bravozeitung, von den Stones, Beatles u.s.w.! Mit West-Waren(Kaugummi, Schokolade und eben der Bravo)) wer die hatte, der hatte genug Freunde! Beliebt sind auch Reklametüten gewesen!
Später wurde ich dann schon kritisch und hinterfrage einige Dinge, was so ablief in der Damaligen! Richtig bewusst wurde es mir, als ich das erste mal nach Bulgarien reiste und gemerkt
habe, wie das Bruderland uns DDR-Bürger behandelte und wie den sogenannten Feind! Den es zählte die harte Währung und nicht die Aluchips! Leider ist es so gewesen und das kann Keiner
schön schreiben! [frown]
Grüsse steffen52-1
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon SkinnyTrucky » 1. Juni 2016, 11:32

Thoth hat geschrieben:Mal wieder ein wenig rumblödeln Mara? scheint ja deine Lieblingsbeschäftigung zu sein .....
rot, tolle Kalender hatten die Westen! Da standen also die gesamten Bundesligaergebnisse des aktuellen Jahres drin? Bestimmt hat der Lehrer dir den Kalender im Januar des laufenden Jahres abgenommen ......


Na Thoth, wieder mal nach Belieben spitzfindig.... [ich auch]

Wat weiß ich denn wat der Lehrer groß vermutet hatte, wat so alles in dem Kalender stehen könnte.... wahrscheinlich hat er den dritten Weltkrieg mit seiner Kleptomanie dadurch verhindert.... der war ja bald genauso wachsam als ich mir ne Coladose auf'm Schulhof vor ihm aufgerissen habe.... zum Glück hat er dahinter keine Handgranate vermutet....


groetjes

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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon karnak » 1. Juni 2016, 15:02

Kumpel hat geschrieben:
Thoth hat geschrieben:.................................
Es war allgemeiner Usus das man erst in der Schule, dann in der Lehre, dann im Studium und dann auf Arbeit die am Abend zuvor gesehene Sendung in der ARD oder ZDF detailliert miteinander "auswertete".
.........................



...wobei man wie selbstverständlich darauf achtete und gut beraten war, dies nur im Kreise vertrauenswürdiger Personen zu tun.Das allerdings von den damals für vertrauenswürdig gehaltenen

Wie schon so oft gesagt,der Knackpunkt bei der Geschichte ist das Zeitfenster von dem man spricht. In meiner Zeit eines aktiven und bewussten Fernsehens,also so ab den Siebzigern hatte niemand mehr Hemmungen öffentlich über seine Fernseherlebnisse zu berichten und kein staatliches Organ hat sich für das private Fernseh und Radioverhalten interessiert und daraus irgendwelche Sanktionen abgeleitet.
was mir aber heute nicht so ganz klar ist,ob es für die in öffentlichen Räumen aufgestellten Radiogeräten und den dort mittels Pflasterstreifen gekennzeichneten DDR -Sendern,damit man nicht versehentlich einen Westsender einstellte, [flash] eine konkrete gesetzliche Regelung gab.Das war jedenfalls ziemlich verbreitet und wurde relativ lange durchgehalten. Inwieweit man sich wirklich an die Streifen hielt und welcher Vorgesetzte wirklich den Mut hatte gegen das Verlassen dieser Streifen vorzugehen ist nochmal eine andere Frage.
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Nostalgiker » 1. Juni 2016, 15:49

Das mit dem Zeitfenster mag stimmen aber dann überleg mal wie alt ich bin, also zur Schule/Lehre ging, und wie alt Kumpel ist.

Aber offenbar gab es bis zum Ende der DDR in selbiger Landstriche in der Westfernsehgucker und Westrundfunkhörer öffentlich auf dem Marktplatz inmitten zerfallener Fachwerkhäuser an den Pranger gestellt wurden damit sie von gaffenden Pöbel mit überlagerten Weißkohl und Möhren beworfen werden konnten; es gab ja sonst nichts zum werfen ....
Als zweite Bestrafung wurde er namentlich an der betrieblichen Wandzeitung erwähnt und fortan hatte er mindestens 10 IMs am Hacken welche ihn auf Schritt und Tritt überwachten ....
Ja so war die erschreckende Wahrheit ......
Ebenso wurden über all die Jahre von FDJ-Sturmtrupps die Westantennen von den Dächern gerissen bis es der KWV zu bunt wurde, Schäden am Dach ---> siehe FDJ Aktion Dächer dicht (auch nur ein Alibi um Westantennen von den Dächern zu reißen) und sie anfing Gemeinschaftsantennenanlagen aufzustellen um damit alle in der DDR zu empfangenen Fernsehprogramme per Kabelanschluß direkt in die Wohnungen ihrer Mieter zu leiten.
Natürlich unter absoluter Geheimhaltung und die Mieter mußten sich verpflichten darüber absolutes Stillschweigen zu bewahren.

Genauso wird es gewesen sein.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Dr. 213 » 1. Juni 2016, 16:01

Thoth hat geschrieben:Natürlich Kumpel, die Angst vor Verrat und Verschleppung in sibirische Straflager war allgegenwärtig, selbst auf dem Schulhof ...... [laugh]


Bist doch etwa ein Unrechtsleutgner ? In den 50'ern lag das durchaus noch im Bereich der Möglichkeit.
Und für einige wurde die Fahrt in die ruhmreiche SU zur letzten Reise ihres jungen Lebens.

In den 70/80ern wurde das anders gehandhabt.
Als ich aus alten Ausgaben des Stern und der Quick eine lustige Collage gebastelt hatte,
wurde anhand eines Schriftvergleichs "herausgearbeitet", daß ich der Künstler war.

Ich wurde dann mitten in der Stunde zur Direxe gerufen.
Die war übrigens eine total Überzeugte und unterrichtete auch Staatsbürgerkunde.

Im Hinterzimmer, in modernstem DDR- Plüsch eingerichtet, wartete schon so eine Stasi- Type.
Der wollte vor allem wissen, woher ich die Zeitungen hatte. Also den mußte ich einfach leimen.
Ich behauptete, die Zeitungen im Müll gefunden zu haben, und das hat der Stasi dann gefressen.
In Wirklichkeit waren die Zeitungen von einem Jungen aus einer chilenischen Emigrantenfamilie.
Zum Schluss mußte ich unterschreiben, daß mein Kunstwerk nur ein Bastel- Spass gewesen war.
Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft und nicht der letzte Stasi, der mir auf den Leim ging.

Herzlichst
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Nostalgiker » 1. Juni 2016, 16:16

Dottore, ne Frage; hast du deinen Titel beim Senioren-Bingo gewonnen?


Ansonsten hast du eine rege Fantasie, nur geht sie arg an der Realität und Wirklichkeit vorbei.
Kein Schuldirektor in der DDR hatte an seinem Arbeitszimmer ein Hinterzimmer wie du hier versuchst weißzumachen.
Verwechselst du da vielleicht etwas mit den Hinterzimmern der Kneipen in denen du dir offenbar deine lustigen Geschichten ausdenkst?
Ach übrigens habe ich eine nette Antwort eines großen LKW-Planenherstellers wegen meiner Anfrage zu Flick und Stopfstunden an ihren Planen mit handelsüblichen Nähzeug bekommen. Echt komisch die Antwort. aber das nur am Rande.

Nun zu dem Problem welches du nicht verstanden hast.
Kumpel berichtete davon das er zu seiner Schulzeit, wohl Mitte der siebziger bis achtziger Jahre ganz besonders aufpassen mußte wem man was auf dem Schulhof über die gestrige Sendung im Westfernsehen erzählte. Darauf meine Bemerkung mit der Fahrt nach Sibirien ......
Denke mal das war zu intellektuell für dich, entschuldige.

Wenn du dich so wahnsinnig gut in Geschichte auskennen würdest wie du vorgibst dann wüßtest du das diejenigen welche Ender der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre zu Haftstrafen in sowjetischen Arbeitslagern verurteilt wurden dies ausschließlich durch sowjetische Militärgerichte erfolgte und nie und nimmer durch ein Gericht der DDR. aber solche Details sind für dich eh nicht relevant, hauptsache du kannst mal wieder eine wenig diffamieren und hetzen.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon augenzeuge » 1. Juni 2016, 16:22

Thoth hat geschrieben:Kein Schuldirektor in der DDR hatte an seinem Arbeitszimmer ein Hinterzimmer wie du hier versuchst weißzumachen.


Woher nimmst du deine Sicherheit dieser Behauptung? Der Direktor meiner BBZ hatte eins. 100%ig.

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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Dr. 213 » 1. Juni 2016, 16:24

Der Konsum von "Westsendern" war nur zähneknirschend geduldet.
Wer etwa mit den Gesetzen in Konflikt gekommen war, konnte sich vor Gericht alleine schon dafür mal eine Extra Portion
Frotzeleien im Namen des Volkes anhören. Und für das Strafmass wirkte es später wahrscheinlich auch eher verschärfend.
So erlebt Ende der 70er bei einem Gerichtsbesuch im Rahmen der Vorbereitung auf die Jugendweihe.


Ja es stimmt, diese TV- Programme wurden ab etwa Mitte/ Ende der 70erin das Kabelnetz Ost eingespeist.
Das war aber nicht aus einem Anfall von Demokratie sondern war zum großen Teil der Ökonomie geschuldet.
Wenn jeder seine eigene Antenne mit dem notwendigen langen Kabel daran selber verlegt,
ist der Materialaufwand um ein vielfaches höher. Mit Mast und Konverter kommen da eine Menge
Kupfer, Silber und Stahl zusammen. Dagegen war die Kabeleinspeisung doch eine sehr vernünftigere Variante.
Das es den Untergang der DDR weiter befeuert hat, das konnten die Genossen nicht voraus sehen.
Vielleicht wollten sie es auch nicht. Waren ja auch nur Menschen und wollten eben auch mal heimlich....

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Zuletzt geändert von Dr. 213 am 1. Juni 2016, 16:55, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Volker Zottmann » 1. Juni 2016, 16:46

Zeitgleich mit dem Forengott wurde ich 1957 eingeschult. Zeitgleich etwa stand unser erster Fernseher in der Wohnstube.
Spätestens ab 3. Klasse (weil man mit 10 Jahren doch schon verständiger war) bekam auch ich von meiner Mutter eingebläut, dass über westliche Sendungen in der Schule kein Wort geredet werden darf. Dran gehalten hat sich keiner, auch ich nicht!
Unbestreitbar aber ist, dass unsere Unterstufenlehrer schon damals auf uns angesetzt wurden. Die Kinder wurden ausgehorcht. "Na, hat Eure Fernsehuhr Striche oder Punkte?"
Die Tagesschau hatte damals Striche und die DDR-Uhr Punkte. (Später hatte selbst die DDR Striche.)
So hat man die Schüler ausgehorcht und das Ergebnis sicher, ist anzunehmen, weiter gemeldet. Wozu sonst diese Nachfragen?

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon Kumpel » 1. Juni 2016, 16:50

Thoth hat geschrieben:.......................
Kumpel berichtete davon das er zu seiner Schulzeit, wohl Mitte der siebziger bis achtziger Jahre ganz besonders aufpassen mußte wem man was auf dem Schulhof über die gestrige Sendung im Westfernsehen erzählte. Darauf meine Bemerkung mit der Fahrt nach Sibirien ......
...........................



Deine Auslegung meines Textes geht deutlich in Phantasterei über.
Sicher wurde niemand direkt belangt, wenn man sich über das Abendprogramm von ARD oder ZDF unterhielt. Das hat auch niemand behauptet , außer Thoth selbst. Allerdings war Vorsicht geboten wenn man von diesem Staat etwas wollte ,
wie zum Beispiel eine Reiseerlaubnis in den Westen , dann nämlich wurden mal sämtliche Register gezogen um die betreffende Person auf Zuverlässigkeit abzuklopfen und auszuforschen.
Dazu wurden eben auch Hinweise von IMs im Betrieb oder Wohngebiet herangezogen die in der Stasiakte der betreffenden Person vermerkt waren .
Und wer wusste denn nach welchen Kriterien die Stasi ihre Zustimmung zu Ausreiseanträgen für Besuche in den Westen fest legte. Jedenfalls haben sich die Kollegen im mittleren Alter die mal besuchsweise im Westen
waren auffällig zurück gehalten wenn es politisch wurde und da gehörte das Auswerten des Westfernsehens oft dazu. Also so völlig folgenlos war das nicht.
Zuletzt geändert von Kumpel am 1. Juni 2016, 16:56, insgesamt 2-mal geändert.
Kumpel
 

Re: Der DDR-Bürger und die Wahrheit über den Westen

Beitragvon karnak » 1. Juni 2016, 16:50

Thoth hat geschrieben:Das mit dem Zeitfenster mag stimmen aber dann überleg mal wie alt ich bin, also zur Schule/Lehre ging, und wie alt Kumpel ist.

Aber offenbar gab es bis zum Ende der DDR in selbiger Landstriche in der Westfernsehgucker und Westrundfunkhörer öffentlich auf dem Marktplatz inmitten zerfallener Fachwerkhäuser an den Pranger gestellt wurden damit sie von gaffenden Pöbel mit überlagerten Weißkohl und Möhren beworfen werden konnten; es gab ja sonst nichts zum werfen ....
Als zweite Bestrafung wurde er namentlich an der betrieblichen Wandzeitung erwähnt und fortan hatte er mindestens 10 IMs am Hacken welche ihn auf Schritt und Tritt überwachten ....
Ja so war die erschreckende Wahrheit ......
Ebenso wurden über all die Jahre von FDJ-Sturmtrupps die Westantennen von den Dächern gerissen bis es der KWV zu bunt wurde, Schäden am Dach ---> siehe FDJ Aktion Dächer dicht (auch nur ein Alibi um Westantennen von den Dächern zu reißen) und sie anfing Gemeinschaftsantennenanlagen aufzustellen um damit alle in der DDR zu empfangenen Fernsehprogramme per Kabelanschluß direkt in die Wohnungen ihrer Mieter zu leiten.
Natürlich unter absoluter Geheimhaltung und die Mieter mußten sich verpflichten darüber absolutes Stillschweigen zu bewahren.

Genauso wird es gewesen sein.

[flash] Ich bin einfach zu vorsichtig um mich auf solche Streiterein einzulassen,wenn ich da auch eher zu Deiner Meinung neige, die ganze Kiste wurde nicht so heiß gegessen wie man heute behauptet,dass sie gekocht wurde,aber eben zu meiner Zei und wie es da war,dass weiß ich nun mal ziemlich genau,was vorher war,dass kann ich aus eigenem Erleben logisch nicht beurteilen.Kenne natürlich das mi dem"Runter mit dem Ochsenkopf",aber da habe ich mir erzählen lassen,dass dass auch nur alles sehr begrenzt und lokal ablief.Wenn vielleicht auch gewünscht,eine flächendeckende Begeisterung von Staatstreuen Jugendlichen hat es wohl nicht gegeben,es waren einfach zuwenige die dazu wirklich bereit waren.
Auf dem Level einer chinesischen Kulturrevolution oder im Stile der roten Kmer,so wie manch einer glauben machen will,hat in dieser DDR nie irgendetwas mit ideologischen Hintergrund stattgefunden.Auch das bleibt im Interesse der ganzen Wahrheit festzuhalten.
Laie, Experte,Dilettant
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