Hallo,
ich denke mal, meine Frage paßt am besten in dieses Unterforum, ich möchte gern einmal eure Meinungen hören :
Ich bin ja nun gerade aus Kambodscha zurück, im Jahr davor waren wir in Vietnam (von Hanoi bis Saigon). Um es gleich vorweg zu nehmen, von 2 1/2 oder 4 Wochen maße ich mir nicht an, ein Land beurteilen zu können. Aber als politisch interessierter Mensch habe ich in beiden Ländern versucht, auch Meinungen der Menschen zur jüngeren Geschichte ihres Landes "einzufangen", also in Vietnam, wie man heute zum Vietnamkrieg, den Kommunisten und den Amerikanern steht, in Kambodscha zum Pol Pot Regime und den Roten Khmer mit ihrem Terror.
In beiden Ländern konnte ich keine Gesprächspartner finden (in Vietnam ein bißchen), aber generell war der Tenor : laß' uns damit in Ruhe, das ist lange her, was geht uns das heute noch an....
Ich schreibe ja nun auch hier in diesem Forum, weil ich eben politisch interessiert war/ bin, und für mich ist das ein solcher Widerspruch, hier streitet man verbissen darum, ob die Einfuhr von Taschenrechnern in die DDR vor 25 Jahren untersagt war oder nicht (um mal ein banales Beispiel zu nehmen, auch nicht ganz ernst gemeint), in Kambodscha als anderes Beispiel mußte die UN den Kambodschanern ein Tribunal gegen gegen "Bruder" 1 bis 4 sozusagen aufdrängen, selbst der Prozeß gegen Duch (den Folterer) interessierte wohl wenig. (kostet übrigens 200 Milionen Dollar, d.h. 100 Dollar für jeden ermordeten Kambodschaner -- das sei es aber wert, befand eine Zeitung in Phnom Penh). Von Schuldzuweisungen an kleinere Täter oder gar Prozessen gegen sie habe ich nichts erfahren können.
Was sind die Gründe für ein solch gegensätzliches Verhalten ?? Ist es das Durchschnittsalter der Bevölkerung, das in Vietnam glaube ich bei ca. 25 Jahren liegt, d.h. die Mehrheit der Bevölkerung war zu Zeiten des Vietnam Krieges noch gar nicht geboren ?? Ist es die Religion, d.h. der Buddhismus, der mit seinen Wiedergeburtszyklen die Täter bestrafen wird und den Opfern ein besseres, neues Leben bescheren wird ?? Oder haben die Menschen in Vietnam und Kambodscha einfach ganz andere, tägliche Probleme und können sich solchen "Luxus" einer Rückbesinnung gar nicht leisten ??
Oder ist es andererseits ein deutscher Hang, sich in uns selbst zu "verbeißen" ?? Oder sind wir hier ein Häuflein knorriger älterer Herren (und jüngerer) Damen, die sich mangels dieser täglichen Probleme einfach dieses "Hobby" gesucht haben ?? Dagegen spricht eigentlich, daß ja auch in unseren Zeitungen/ Medien täglich irgendwo irgendwas "aufgearbeitet" wird, d.h. diese Zeit ist täglich im öffentlichen Bewußtsein.
Meine Frage : übertreiben wir Deutschen es, wie desöfteren ?? Oder machen es Vietnamesen und Kambodschaner richtig ?? (letzteres würde ich im Sinne eines "..wer die Geschichte nicht kennt, ist verurteilt sie zu wiederholen.." klar verneinen), bei ersterem neige ich zu einem "Jein".
Was meint ihr dazu, fragt Dille ??