BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Alles was in den Zeitraum nach der Wende gehört. Das Zusammenwachsen von zwei grundverschiedenen Systemen, Probleme, Erwartungen, Empfindungen usw.

BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon Edelknabe » 28. Januar 2012, 18:10

Hallo zusammen, ich wurde schon mehrmals von ehemaligen/heutigen Altbundesbürgern nach meinen Texten im Forum darauf hingewiesen, das ich doch nicht so uns Brüder und Schwestern in ihrer...ich nenne es einmal Denke gekannt habe wie ich immer meinte, ihrem ganzem Alltagskram, ihrer Wortwahl. Dem gilt es natürlich abzuhelfen zur Aufklärung aller und da fällt mir als erstes zum Thema die gute alte ...." Zone" ein.

Der Begriff "Zone" stand somit umgangssprachlich bis weit in die 80er Jahre hinein für die " Deutsche Demokratische Republik"...wenn ich jetzt nicht falsch liege?

Rainer-Maria und es kann hiermit weitergehen, ich freue mich auf rege Beteiligung.

PS: David brachte einmal in einem Text die spezielle Bezeichnung für Übersiedler im Auffanglager und vielleicht könnte er das nochmal texten?
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon ex-maja64 » 28. Januar 2012, 18:44

Na dann will ich mal als ein in Bayern arbeitender Thüringer. [grins]

Also, als Erstes fällt mir der Unterschied zwischen Plastik und Plaste ein. Aber auch bei Römerbraten oder Letscho usw., muß ich immer Aufklärungsarbeit leisten.
Aber mal wieder zurück auf diese von dir gebrachten politischen Schlagworte West, da fällt mir natürlich der Todesstreifen ein, nachgefragt wo sich dieser genau befand bekomme ich immer ein Schulterzucken von den Kollegen.


Mario, aus dem verschneiten Leipziger Südwesten. [hallo]
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon Huf » 28. Januar 2012, 19:04

Fragt doch mal Brüder oder Schwestern aus der Nutellazone, was ein Jägerschnitzel ist!

VG Huf [hallo]
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon ex-maja64 » 28. Januar 2012, 19:10

@ Huf ich kannte da eine Gaststätte unmittelbar vor der Grenzlinie, da gab es beide, dass Ostdeutsche sowie das Westdeutsche Jägerschnitzel. [wink]

@ Affi, bin da gestern wieder vorbei [wink] , nennt sich nun "Gaststätte zum Grünen Band".



Mario [hallo]
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon Icke46 » 28. Januar 2012, 19:12

Huf hat geschrieben:Fragt doch mal Brüder oder Schwestern aus der Nutellazone, was ein Jägerschnitzel ist!

VG Huf [hallo]


Der war gut, Klaus [laugh] :

Als ich meine Lebensgefährtin (seit ihrer Geburt bis 1990 DDR-Bürgerin) vor 10 Jahren kennen lernte, fragte sie mich, was ich gerne esse. Nu ja, ich esse unter anderem gerne Jägerschnitzel [grins] - und das hat sie mir dann auch mal serviert; das Erstaunen war auf meiner Seite entsprechend gross [laugh] .

Allerdings schmecken mir durchaus beide Varianten - und in den alten Ländern ist man lernfähig: Mittlerweile bekommt man in immer mehr Lokalen ein Schnitzel mit Jägersosse - da weiss man dann, woran man ist.

Gruss

icke
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon augenzeuge » 28. Januar 2012, 19:27

ex-maja64 hat geschrieben:@ Huf ich kannte da eine Gaststätte unmittelbar vor der Grenzlinie, da gab es beide, dass Ostdeutsche sowie das Westdeutsche
Mario [hallo]


Ja, klar, hinter der Grenzlinie sind die noch nicht soweit, dass sie das ostdeutsche Jägerschnitzel anbieten.... [flash]
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon ex-maja64 » 28. Januar 2012, 19:39

Joo, so isses wohl AZ.
Man weiß dort nicht was einem entgeht. [grins]


Mario [wink]
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon Sirius » 28. Januar 2012, 20:22

Edelknabe hat geschrieben:Hallo zusammen, ich wurde schon mehrmals von ehemaligen/heutigen Altbundesbürgern nach meinen Texten im Forum darauf hingewiesen, das ich doch nicht so uns Brüder und Schwestern in ihrer...ich nenne es einmal Denke gekannt habe wie ich immer meinte, ihrem ganzem Alltagskram, ihrer Wortwahl. Dem gilt es natürlich abzuhelfen zur Aufklärung aller und da fällt mir als erstes zum Thema die gute alte ...." Zone" ein.

Der Begriff "Zone" stand somit umgangssprachlich bis weit in die 80er Jahre hinein für die " Deutsche Demokratische Republik"...wenn ich jetzt nicht falsch liege?

Rainer-Maria und es kann hiermit weitergehen, ich freue mich auf rege Beteiligung.

PS: David brachte einmal in einem Text die spezielle Bezeichnung für Übersiedler im Auffanglager und vielleicht könnte er das nochmal texten?


Den Begriff "Zone" kannst Du noch um "Ostzone" erweitern. Ich weiß jetzt allerdings nicht, welcher Begriff öfters verwendet wurde, ich glaube aber, dass "Ostzone" öfters verwendet wurde. Eine weitere Spezialität ist es, die Abkürzung DDR in Anführungsstriche ("DDR") zu setzen. Jedenfalls kommen alle überzeugten Ex-DDRler und Ostalgiker richtig ins Schwärmen, wenn man ihnen gegenüber einen der beiden Begriffe oder die Schreibweise verwendet.[grins]
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon LEGO » 28. Januar 2012, 20:48

Ich denke mal, daß der Begriff "Ostzone" mehr Verwendung fand; "Zone" und die "Zonies" als Einwohner entstammt wohl mehr der Jugendsprache.

Das Schreiben der DDR in Tüttelchen (Anführungszeichen) sollte symbolisieren, daß die DDR nichts Richtiges, nichts Reales, besonders nichts Anerkanntes ist.
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon Sirius » 28. Januar 2012, 22:29

Ich gehe einmal davon aus, dass aufgrund des erhöhten Konsums von Westfernsehen den meisten Ostdeutschen die abweichenden westdeutschen Begriffe besser bekannt waren als es umgekehrt der Fall war. Den Begriff "Plaste", den Mario erwähnt hat, haben wohl viele Westdeutsche vor der Wende nicht gekannt bzw. selten gehört. Der Begriff "Plastik" dürfte dagegen mehr Ostdeutschen vor der Wende bekannt gewesen sein.

Die angesprochene Thematik ist auch heute in Österreich und der Schweiz so ähnlich. Die Österreicher und Schweizer schauen mehr deutsches Fernsehen als Deutsche österreichisches oder schweizer Fernsehen. Hinzu kommt, dass in Österreich und der Schweiz gesendete ausländische Filme in Deutschland synchronisiert wurden und dadurch fast jeder Österreicher und Schweizer deutsche Bezeichnungen kennt.

Es ist oft so, dass die Bewohner kleinerer Staaten insgesamt besser über den größeren Nachbarstaat informiert sind, als es umgekehrt der Fall ist. Viele Schweizer und Österreicher wissen beispielsweise, wie der/die jeweils aktuelle deutsche Bundeskanzler/in heißt. Wie viele Deutsche wissen, wie der österreichische Bundeskanzler heißt, bzw. wer das schweizer Staatsoberhaupt ist?
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon augenzeuge » 28. Januar 2012, 22:43

Die Wortwahl in Berlin-West und der BRD zur DDR waren manchmal auch unterschiedlich. Nach 1980 sagte kaum ein Berliner noch Zone zur DDR, und man machte gern den Unterschied zwischen Berlin-Ost und der DDR deutlich. So war das eine die Stadtgrenze (zu Brandenburg), das andere die Sektorengrenze. Westdeutschen war das oft nicht geläufig.

Und es gab das Wort Wessi für den Westdeutschen schon lange bevor es den Ossi gab.
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon Sirius » 28. Januar 2012, 23:45

augenzeuge hat geschrieben:Und es gab das Wort Wessi für den Westdeutschen schon lange bevor es den Ossi gab.
AZ


Den Begriff "Ossi" gab es übrigens schon lange vor der Wende, nur waren damit nicht Ostdeutsche sondern Ostfriesen gemeint. Verbreitung fand dieser Begriff durch eine Witzewelle, etwa ab Anfang der siebziger Jahren. Durch diese sog. Ossiwitze (Ostfriesenwitze) wurde nicht wenigen Westdeutschen die Region Ostfriesland überhaupt erst bekannt. Erst mit der Wende ging dieser Begriff auf Ostdeutsche über, was die Ostfriesen sicher gefreut haben dürfte, da sie nun aus der Schußlinie als angeblich dummes Völkchen waren.
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon Buscho » 29. Januar 2012, 01:35

Moin ,

ist VOPO nicht auch ein westlicher Ostbegriff ?
Und der feindwärts des letzten Zaunes des antiimperialistischen Schutzwalls gelegene Landstreifen wurde im west Mund immer -Niemandsland- genannt .

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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon Interessierter » 29. Januar 2012, 08:11

Der Begriff " Zone " wurde aber nicht im abwertendem Sinne gebraucht, jedenfalls in meinem Umfeld nicht. Er sollte einfach ausdrücken, daß sie ein Teil Deutschlands war, der zu uns gehörte. Dieses Gefühl war bei vielen Menschen ehrlich und tief verankert.
Hingegen klang es in unseren Ohren damals lächerlich und künstlich, wie krampfhaft bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in den Medien und an den Güst der Begriff DDR verwendet wurde.
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon Edelknabe » 30. Januar 2012, 18:20

Ich lasse einmal eure Texte für sich selber sprechen, hänge mich nicht herein, da es mir im Alltagsfred BRD nicht gerade zum Positiven gereichte und nach hinten losging. Interessant fand ich die unterschiedliche Auslegung der "Ostzone,DDR". Gute Beteiligung...das hätte ich anfangs nicht gedacht, Danke.

Rainer-Maria dem noch "der Pott"einfällt, der Ruhrpott, besser das Ruhrgebiet.Der "Ossi" sinngemäß übertragen als Ostfriese...köstlich, das musst ich doch noch loswerden.
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon manudave » 30. Januar 2012, 19:53

Zonies hat man uns genannt, Rainer-Maria und ich habe es als Beleidigung empfunden.
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Re: BRD-Wortgebräuche, Altzeit und auch heutige Wortwahl

Beitragvon Edelknabe » 30. Januar 2012, 20:20

Das ist normal David denn ich denke mir schon als Kind bekommt man verschiedene gefühlsmäßige Beurteilungen einer Sache mit (einer Abstammung in dem speziellen Fall). Das Ganze baut auch in diesem Moment eine gewisse Gegenstärke auf, die in deiner ganz eigenen Würde liegt, so gesehen eine gute Lernphase für den kindlichen Entwicklungsprozess.
Aber das ist meine persönliche Sicht der Dinge.

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