Ach David, da haben wir schon den ersten Fehler in deiner Überschrift, nicht Aufklärung…, sondern eure so hoch gelobte „Aufarbeitung“, drüber habe ich gefaselt. Der eine oder andere User hat es ja auch verstanden, was ich meinte.
„Verfechter des Ostens“, nun damit fange ich mal an und werde etwas aus meinem Leben schreiben, bevor ich auch den von RMR geschriebenen Stempel aufgedrückt bekomme.
Ich gehe mal bis an die Zeit vor dem WK zurück. Ich stamme weder aus einer kommunistischen noch sozialistischen Familie, im Gegenteil. Wir hatten ein Mehrfamilienhaus nähe Völkerschlachtdenkmal, wo nicht vermietet wurde, sondern alle unter einem Dach wohnten. Zwei Läden, davon ein Hutmacher Geschäft und einen Kolonialwarenhandel, auf gut deutsch gesagt…, meinen Leuten ging es richtig gut!
Dann kam der Krieg und kurz vor dem Ende gab es eine Brandbombe aufs Dach und alles war weg, zum Glück haben alle überlebt, außer mein Opa, der ist im Feld geblieben.
So dann kam die Nachkriegszeit und die Familie zersplitterte, aus Wohnungsmangel, ist meiner Oma ihre Schwester mit ihrem Mann und ihrer Tochter zu ihren Schwiegereltern nach Hessen gezogen. Meine Seite bekam hier in Leipzig die Wohnungszuweisung für eine zweieinhalb Zimmer Wohnung. 1951 wurde meine Schwester geboren und nun wurde es richtig knapp in der Wohnung, Vati, Mutti, Oma und meine Schwester. Meine Oma ist dann 1954 zu ihrer Schwester nach Hessen gezogen.
Dann kam die DDR, meine Mutti war Buchbinderin und sollte Aktivist werden, nun hat sie sich aber geweigert, ein Schild auf ihre Maschine zu stellen…, „Ich putze meine Maschine, nach dem Vorbild irgendeiner Natascha….“, den Namen weiß ich nicht mehr und kann auch nicht mehr fragen, na jedenfalls sagte sie, ihr habt wohl eine Meise, ich weiß selber wie ich meine Maschine putze und der Aktivist war weg.
Die anfallenden Grundstückssteuern für unser Haus, hat meine Mutti bis weit in die 70ger Jahre treu und brav bezahlt und eines Tages kam ein Brief und es war alles in den Händen der DDR und es wurde auf dem Gebiet eine der typischen Neubauschulen gebaut, die steht heute noch, jedenfalls bis letztens. Da ich ja 1964 noch als Nachzügler in den Familienkreis liebevoll aufgenommen wurde, war ich zu dem Zeitpunkt der Enteignung schon in einem Alter, wo man die Worte der Erwachsenen registriert und ich weiß, dass zu diesem Zeitpunkt keine freundlichen Worte fielen.
Ich wuchs also so auf, dass meine gesamte Verwandtschaft nur, wie man heute sagt aus „Wessis“ bestand und die wahren jedes Jahr für mehrere Wochen zu Besuch und ich sehe heute noch meiner Oma ihren Reisepass auf dem Tisch liegen mit einem packen Geld drin, was sie zu den Beamten schaffen musste.
Seit 1970 durfte ja auch meine Mutti in den Westen fahren und das tat sie immer in den großen Ferien, 4 Wochen zur Oma, dann hat sie sich Reiseunfähig schreiben lassen, von meiner Oma ihrem Hausarzt und es ging weitere 4 Wochen mit meiner Tante in deren Haus nach Spanien. Ich bin in der Zeit, mit meiner Schwester und deren kleiner Familie in die wunderschönsten Urlaubsgebiete der DDR gefahren. Deswegen kenne ich auch kein Ferienlager oder FDGB- Heime, unsere Urlaube waren immer privat.
Zu meiner Schulzeit muss ich sagen, dass ich zu meiner Einschulung nur aus Westen bestand, ich hatte einen knallroten Lacklederschulranzen und von der Federmappe bis zur Brotbüchse war alles von drüben, dass einzige was DDR war, waren die Schulhefte. Eine Anfeindung durch die Lehrer habe ich in der Unterstufe überhaupt nichts gemerkt. Im Gegenteil, ich war dann Schriftführer und habe die Klassenchronik geschrieben und später war ich dann Brigadeleiter und durfte von den anderen die Hausaufgaben kontrollieren und hatten sie keine gemacht, bekamen sie ein Kreuz auf ihre Brigadekarte. Oh Schreck, war ich da schon ein kleiner IM, ein Hausaufgaben IM???
Das alles war politisch völlig unabhängig, da zählten nur gute Noten und nicht aus welchem Elternhaus die Kinder kamen.
Jetzt aber mal zu einem Beispiel, dass ich selber erlebt habe. Wir hatten bei uns in der Klasse ein Mädchen sie hieß Constanze und ich habe sie bis heute nicht vergessen. Wir haben uns immer gewundert, dass sie in den Pausen, wo wir getobt haben und sämtliche Bösartigkeiten angestellt haben die Kinder so fertig bringen, ( z. B. Lehrerstuhl nass machen mit dem stinkenden Tafelschwamm) still in der Ecke saß. Dann fing der Schwimmunterricht an und sie weigerte sich, dass Schwimmzeug anzuziehen, sie wollte sich auf Teufel komm raus nicht ausziehen. Kinder wie wir waren, hänselten sie bis zum geht nicht mehr und sie fing sich auch bei den Lehrern viel Mecker ein.
Sie dann Tränen überströmt, zog den Pullover hoch und uns stockte der Atem, auf diesem kleinen Rücken, waren so viele tiefblaue Gürtelstriemen, dass man kaum noch Haut sah. Die Lehrer reagierten sofort und wir sahen die kleine Constanze nie wieder. Da sie in meiner Straße wohnte, bemerkte ich auch, dass sie nicht zu Hause war und meine Mutti hatte dann den Job mir zu erklären, wo sie ist.
Nun kommt aber das auf was ich hinaus will, irgendwann mitte 2000, sah ich im Fernsehen eine Reportage wo es um willkürlichen Kindesentzug durch DDR Organe ging und ich dachte ich fall vom Glauben ab, als ich der kleinen Constanze ihre Frau Mutter dort sitzen sah und sie in Tränen aufgelöst den größten Mist, von Ausreiseantrag u.s.w. erzählte. Kein Wort, dass sie ihre kleine Tochter fast totgeschlagen haben und seitdem bin ich ganz vorsichtig, ob ich gleich alles glaube, was manche Leute von sich geben, in solchen Reportagen oder irgendwelchen Büchern, denn sie wird nicht die einzige sein, die solchen Mist erzählt.
Nun dann ging es weiter, langsam kam Staatsbürgerkunde in mein Leben. Karl-Heinz, dass war übrigens das einzige Fach, wo an der Geschichte gedreht wurde und dort flog ich auch mehr als einmal aus dem Unterricht. Wir sollten mal einen Aufsatz über die Kapitalisten schreiben und da ich ja nun schon in meiner Sturm und Drang Zeit war, habe ich mich geweigert und gesagt, dass ich nicht meinen eigenen Onkel schlecht mache, der ja Firmenbesitzer war. Das Ende vom Lied war, eine 5 im Fach, eine 5 in Mitarbeit und eine 5 in Betragen, den fetten Tadel den ich extra noch mit nach Hause brachte, hat meine Mutti lächelnd unterschrieben und gesagt….“das Fach brauchst du nicht fürs Leben“ und ich finde diesen Satz noch heute gut. Sie sagte nur noch, mach bischen ruhiger, aber klein Kerstin hatte schon immer ihren eigenen Kopf, da sie ja auch ein verwöhnter Wanst war.
Nur hatte ich auch da im normalen Schulleben keine weiteren Repressalien. Als ich dann keinen Bock auf Jugendstunden hatte, durfte ich nicht mit nach Buchenwald und sollte in einer anderen Klasse nachsitzen und da habe ich dann richtig gebockt. Jetzt fährt Mario mit mir dorthin!
Ich war zu keiner einzigen Jugendstunde und trotzdem lag mein FDJ Ausweis ohne Passbild auf meiner Schulbank. Ich habe nie DSF oder FDGB und wie das alles hieß, Beiträge bezahlt und es stand niemand vor unserer Tür.
Sicher habe ich dann als ich das Alter hatte, meine Mutti gefragt, warum machen wir nicht ganz zur Oma, da ich ja durch Pakete u.s.w., nur die schönen Seiten vom Westen kannte, aber sie hat sehr lange mit mir geredet und mir erklärt, denk mal ja nicht das im Westen alles Gold ist was glänzt und jetzt stimme ich ihr da voll und ganz zu.
Was hatten wir in DDR auszustehen und ich war weiß Gott kein Waisenknabe. Ob nun die Frau Nachbarin IM war und erzählt hat, ja die Frau…. Wischt die Treppe von links nach rechts und der ihr Besuch, da steht jedes Jahr ein größeres Auto vor Tür, ist mir heutzutage so was von Schnuppe. Zu DDR Zeiten, stand jedenfalls keiner vor der Tür und hat uns das Leben zur Hölle gemacht, obwohl wir nicht die typische DDR Familie waren.
Es sagt doch auch keiner das jemand die alte DDR wiederhaben will, aber ich lass mir von niemanden meine Kindheit und Jugend abreden, schon gar nicht von Leuten, die noch nicht mal in der DDR waren und heute brüllen sche… DDR und ihre Weisheiten nur aus Reportagen oder ähnlichem haben.
Letztens habe ich im Fernsehen wieder so etwas Lachhaftes gesehen, da hat einer erzählt…, er wäre mit 3 Jahren aus der DDR geflüchtet, kann ich nur sagen, ziemlich Frühreif und hat sich im Schnellflug weiterentwickelt.
Nun noch mal zur Aufarbeitung, so wie ihr das hier angeht (Forum) wird das nie etwas. Ihr schimpft und beleidigt die MfS Mitarbeiter und einige brüllen dann Hurra wenn sie sich abmelden oder zurückziehen. Nur mit wem wollt ihr was Aufarbeiten wenn keiner mehr da ist, da könnt ihr euch dann im Grüppchen schreiben und euch gegenseitig zustimmen.
Warum sollen diese User diese ganzen Hasstiraden über sich ergehen lassen, sie gehen in Abwehrstellung und machen dicht, dass würde ich auch machen. Wenn ihr das als Team nicht seht oder sehen wollt, dann werdet ihr bald niemanden mehr haben, zum „Aufarbeiten“!!! Ihr schießt euch sofort auf die MfSler ein, aber was ist mit den IMs, die haben euch doch ans Messer geliefert und das waren die Nachbarn, Freunde oder in manchen Fällen die Elternteile, die sind für mich die schlimmeren, kleine miese Zuträger.
Emotionen, welch schönes Wort und wie oft habe ich dieses Wort im Gäfgen Thread um die Ohren gehauen bekommen, versucht doch mal eure Emotionen hier rauszulassen, dann klappt es vielleicht mit einer gesunden Diskussion und nicht nur beschimpfen.
Es gab damals Gesetze, mit denen nicht jeder einverstanden war und es gibt heute Gesetze mit denen nicht jeder einverstanden ist und die ich persönlich, nicht mal verstehen kann und will.
So das musste ich mal los werden, also ich bin kein verstaubter Kommunist oder Sozialist, aber ich lass mir nicht alles schlecht machen von der DDR, ich habe dort gelebt und mir ist nichts Schlechtes widerfahren.
Liebe Grüße vom Hausaufgaben IM
Kerstin
p.s. David, ich fasel auch nicht ständig über die Aufarbeitung und das Einschreiten des Teams, aber es fällt mir eben auf, dass User die größten Beleidigungen abgeben und Parolen starten und ihr als Team (außer Luchs) nichts dagegen tut. Wofür gibt es dann eure Forenregeln??? Jetzt komm mir aber nicht, woher willst du wissen das ich dich gemeint habe, ich bin schließlich die Einzige die sich darüber beschwert hat.