Berliner hat geschrieben:...
Wer war vor der Wende Euer "Feind" aber jetzt ist Euer Freund ? Berliner
Ich hatte und habe mit dem Wort "Feind" Probleme.
Ein Feind ist für mich jemand, der ohne Rücksicht auf Verluste meinen Schaden will und den ich nur mit der maximal möglichen Reaktion stoppen kann. Und würde.
Ich habe noch nie jemanden als "Feind" betrachtet und legte und lege mich gerne mit Leuten an, die das anders definieren.
Mit Gegnern hatte ich schon oft zu tun.
Im Sport der von der Nachbarbahn, denn ich will siegen, also besser sein. Wenn das Spiel vorbei ist, ist auch das vorbei und man reicht sich die Hand.
Im Revier stellvertretend die Gesellen von der schwarzen Borste, die den Mais so lecker finden. Wenn die Borstenviecher weg sind, ist wieder Frieden aber manchmal bleibt auch eines zurück. Weil es schmeckt.
An der Grenze war der mein möglicher Gegner, der mich und mein Land zu überfallen drohte. Oder von dem ich das glaubte bzw. für möglich hielt. Egal, welche Uniform. Das hat mich aber nicht daran gehindert, ansonsten mit ihm klar zu kommen. Denn er hatte seine Befehle und ich auch. Es war nichts Persönliches und er somit kein Feind. Auch, wenn ein solches Zusammentreffen hart gewesen wäre. Mein Gegner war auch der, der die Linie ungesetzlich zu überwinden versuchte. Mein Job war es, dies zu verhindern und das habe ich dann bei Notwendigkeit getan. Doch wenn ich "ihn" hatte, war das Thema gegessen. Ich war nicht scharf auf sein Leben oder seine Gesundheit. Machtmittel wären dort zum Einsatz gekommen, wo notwendig und gerechtfertigt. Ansonsten eben nicht.
Bei Polzens war mein Gegner der, der die Gesetze mißachtete und anderen Schaden zufügte. Den wollte ich stoppen und günstigstenfalls kriegen. Damit der Bürger sicher und geborgen leben konnte und ich auch. Doch auch dort galt die Gegnerschaft nur, bis das Ziel erreicht war. Leben und Gesundheit wollte ich nicht von ihm, hätte es aber bei Notwendigkeit riskiert. Wenn die Umstände es gerechtfertigt hätten. Zwar konnte so jemand nicht auf meine Freundschaft spekulieren, weil ich ihn halt immer als potentiellen Gegner betrachtet habe, doch glaube ich nicht, dass jemand dies gewünscht hätte. Denn ich war als recht konsequent bekannt wie, na ja...
Heute ist mein Gegner der, dem mein Auftrag gilt.
Doch niemand von ihnen ist für mich ein Feind.
Alle anderen sind Menschen, die neben mir existieren, die gleichen Rechte und Pflichten wie ich beanspruchen oder haben und die für mich nicht in diese Schublade passen. Manche sind auch Freunde.