WARUM nur?

Alles was in den Zeitraum nach der Wende gehört. Das Zusammenwachsen von zwei grundverschiedenen Systemen, Probleme, Erwartungen, Empfindungen usw.

WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 12. Oktober 2017, 17:53

WARUM nur?
Eine Frage aus dem täglichen Leben und somit auch anwendbar für alle Bereich in der heutigen Zeit.

Haben wir die Frage in den letzten 2 Jahren nicht schon öfters gehört und gelesen. Es ging in der Regel um Terroranschläge oder um schwerwiegende Unfälle oder sonstige Dinge in unseren turbulenten Leben.

Ich habe sie mir auch am 10.Oktober gestellt. In Hötensleben hatte ich mein bereits erwähntes Treffen mit User Zoll, Achim Walther und Herrn Kissmann von der Magdeburger Volksstimme, der Initiator dieser Zusammenkunft. 2014 hatten wir uns in Marienfelde / Berlin zu einem Interview kennen gelernt und er hat sich den Termin unserer Begegnung im kalten Krieg wohlweislich gemerkt.
Nun trafen wir uns wieder in Hötensleben.
User Zoll ca. 400km, ich hatte ca. 200km Anfahrtsweg bis in den Ort zufahren, wo wir verbotenerweise Bier zusammen getrunken haben.

Warum nur, warum wohl?

Das Wetter unfreundlich, leicht regnerisch. Am Tag vor 50 Jahren unserer ersten Begegnung, keine 20 m entfernt und dennoch so weit entfernt, nicht vorstellbar ein Händeschütteln und dennoch ein schöner Herbsttag damals.

Ohne diese Grenze oder Demarkationslinie, ohne unsere damaligen Funktionen wäre heute Hötensleben ein Ort wie jeder andere auf dieser Welt und wir wären uns nie begegnet. Entsprechend war die Freude für dieses Wiedersehen an diesen Tag mit der entsprechenden Entfernung und der entsprechenden Fahrzeit für das Zusammentreffen von ca. 5 Stunden.

Warum nur?

Ein junger Journalist und 3 alte Männer, Herr Achim Walther eingeschlossen, er wird im nächsten Jahr 82 Jahre jung, treffen sich, um über die Vergangenheit sich zu unterhalten. Im Austausch der Erlebnisse war schon das eine oder andere Mal ein kleines Kopfschütteln dabei, wie wir den Grenzdienst durchgeführt haben.
User Zoll schilderte seine Wahrnehmung unserer Begegnung Herrn Kissmann und ich die meine. Er und sein Kollege waren erstaunt über den lauten Zustand am Postenplatz Bahndamm und dann noch 4 Grenzsoldaten zusammen. So etwas gab es nur zu besonderen Anlässen und verstärkten Dienst.
Wir waren in der Nachmittagsschicht und wussten, dass keine Streife unterwegs war. Deshalb hatte ein Postenpaar den Platz auf der Hötenslebener Kippe verlassen. Die Posten waren ca. 800m auseinander und so trafen wir uns zum Biertrinken, na und ein Weinbrand-Verschnitt war auch dabei, am Postenplatz zu einem geselligen Nachmittag. Die heutige Frau eines Kameraden brachte uns den Fotoapparat und die Getränke zum Standort. Sie entfernte sich dann aber wieder und die drei Gefreiten und der eine Soldat, im Sprachjargon, der „Rotar…“, waren wieder unter sich.

Warum nur oder warum wohl?

Alles was verboten damals war und heute auch noch ist, sind in gewisser Hinsicht die schönen Stunden des Lebens über die wir heute noch gern sprechen. Damit möchte ich aber nicht die Terroranschläge verherrlichen.

Fortsetzung folgt
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Volker Zottmann » 12. Oktober 2017, 18:24

Hast Du gut geschrieben Hermann!
Nun lesen wir wohl bald einen Bericht in der Volksstimme?

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 12. Oktober 2017, 18:43

Volker Zottmann hat geschrieben:Hast Du gut geschrieben Hermann!
Nun lesen wir wohl bald einen Bericht in der Volksstimme?
Gruß Volker

@Volker
Ja, das ist richtig, wird aber eine Woche dauern.
Aber auch bei mir wird es weitergehen.

Anmerkung an den verschiebbaren Admin:

Ohne zu wissen, was noch kommen wird ist dieser Thread mir nichts dir nicht verschoben. Solch eine Überschrift für ein Treffen ist aus meiner Sicht nicht so geeignet, aber Schwamm darüber, der oder die Admins oder auch Moderator sie sind tätig und überwachen das Forum. UND DAS IST AUCH GUT SO.
Und dennoch muss ich es loswerden. Wer Zeit hat, irgendwelche Veränderung anderer User vor zu nehmen, der sollte sich auch so viel Zeit gönnen an den jeweiligen Schreiber eine Information zu geben. Motivierend für die Zukunft ist solch ein Handhabung in jedem Fall nicht.

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Re: WARUM nur?

Beitragvon Ari@D187 » 12. Oktober 2017, 19:16

Hallo Bahndamm,

sehr netter Bericht von einem tollen Treffen, danke.

Bahndamm 68 hat geschrieben:[...]Die heutige Frau eines Kameraden brachte uns den Fotoapparat und die Getränke zum Standort. Sie entfernte sich dann aber wieder und die drei Gefreiten und der eine Soldat, im Sprachjargon, der „Rotar…“, waren wieder unter sich.[...]

Konnte denn damals jeder, in z.B. Hötensleben wohnende, Bürger einfach so nahe an den "ersten" Zaun heran?

Gruß
Ari
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Volker Zottmann » 12. Oktober 2017, 19:23

Ich denke mit Sicherheit.
Wohnte ja zu Anbeginn auch mal im direkten Sperrstreifen im Harz. Da konnten wir bis an den geharkten Streifen (1954)
Zumindest liegt Hötensleben ja direkt an der Demarkationslinie. Die privaten Gärten gehen bis an die ersten Mauern/Zäune.

Gruß Volker
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Ari@D187 » 12. Oktober 2017, 19:42

Mit dem ersten Zaun, meinte ich den (wohl erst später so genannten) GZI, also das vordere Sperrelement bzw. den ersten Zaun auf DDR-Gebiet. Zwischen diesem Zaun und der Ortschaft müsste es noch einen weiteren Zaun gegeben haben, welchen die Dame dann nicht passieren hätte können.
Ggf. war die Situation in 1968 eine ganz andere, wie ich sie mir vorstelle und ich möchte auf gar keinen Fall in irgendeiner Weise die Aussagen von Bahndamm anzweifeln.

Gruß
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Volker Zottmann » 12. Oktober 2017, 20:06

Bis an den Ersten, wie du es meinst, kam sie gewiss nicht.
Aber die anderen ein bis zwei Sperrzäune sind in Hötensleben sehr dicht zum ersten gestanden. Teils keine 80m.
Hermann kennt es nun noch von damals. Die gute Frau hat den Apparat sicher bis an den 2 Zaun gebracht und rüber gereicht.

Gruß Volker
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 12. Oktober 2017, 20:09

Ari@D187 hat geschrieben:Hallo Bahndamm,
sehr netter Bericht von einem tollen Treffen, danke.
Bahndamm 68 hat geschrieben:[...]Die heutige Frau eines Kameraden brachte uns den Fotoapparat und die Getränke zum Standort. Sie entfernte sich dann aber wieder und die drei Gefreiten und der eine Soldat, im Sprachjargon, der „Rotar…“, waren wieder unter sich.[...]

Konnte denn damals jeder, in z.B. Hötensleben wohnende, Bürger einfach so nahe an den "ersten" Zaun heran?

Gruß
Ari

Mit Sicherheit nicht.
Das was wir 67/68 hatten, ist mit dem was heute in Hötensleben als Denkmal steht überhaupt nicht zu vergleichen. Mauer gab es nicht, Es gab Gartenzäune zu den einzelnen Grundstücken, die zum Teil mit Stacheldraht umwickelt waren.
Der Eindringlich, der aus dem Westen eventuell kommen konnte, sollte es nicht so einfach haben, den Grenzbereich unbemerkt zu verlassen. Es standen auch Schilder, wie u.a. „Grenzbereich Betreten verboten“.
Was nun die Frau anbetrifft, kann ich schreiben, dass sich die Füchse in Hötensleben eine gute Nacht wünschten. Einsam und verlassen, öde und leer der Ort. Von außerhalb kamen keine Jünglinge in diesen Ort. Drei Kneipen hatten wir und die waren abends gut besucht von den Schönheiten des Ortes. Die alten Knusperknaben von Hötensleben haben uns als Grenzer mit Sicherheit nicht angestrahlt, dafür aber die Schönheiten, sie strahlten. Und so hat die eine oder andere Frau Hötensleben am Ende der Dienstzeit mit verlassen.
Sie hat den angrenzenden Bauernhof durchquert und ob sie dann noch einen Drahtzaun gekrochen ist, entzieht sich meinen heutigen Kenntnissen.

Die Sicherheit lag aber in unseren Köpfen, da wir wussten, dass keine Streife an diesem Tag unterwegs war. Hinzu kam aber auch noch, dass wir 4 Personen zu einander etwas Vertrauen hatten. Nicht mit allen 12 Insassen unseres Zimmers und zugleich Zug war dies möglich.

Gruß Bahndamm 68
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 12. Oktober 2017, 20:17

Volker Zottmann hat geschrieben:Bis an den Ersten, wie du es meinst, kam sie gewiss nicht.
Aber die anderen ein bis zwei Sperrzäune sind in Hötensleben sehr dicht zum ersten gestanden. Teils keine 80m.
Hermann kennt es nun noch von damals. Die gute Frau hat den Apparat sicher bis an den 2 Zaun gebracht und rüber gereicht.
Gruß Volker

Volker fast richtig.
Da wo heute freie Fläche ist, standen jede Menge Bäume und ein B-Turm aus Holz und das war der Postenplatz. Das nette Fräulein war direkt unter uns und wir haben uns nett unterhalten. Sie hat ja dann am Ende des Tages auch die leeren Flaschen, war ja Pfand darauf, und den Fotoapparat wieder abgeholt. Zwischenzeitlich war sie auch wieder zu Haus oder sonst wo.
Gruß Hermann
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 12. Oktober 2017, 21:02

Wir tranken unser Bier und unseren Verschnitt, wir gingen durch das Grasgestrüpp zum Pinkeln nahe am Kontrollstreifen, ja wir lösten auch den nicht sichtbaren Signaldraht aus, wo am Ende alte Karabiner-Schlösser mit Platzpatronen gefüllt, einen lauten Knall auslösten.
Natürlich pflichtbewusst haben wir dieses besondere Vorkommnis über das Grenzmeldenetz dem Führungsbunker gemeldet. Nicht wir hatten den Signaldraht ausgelöst, sondern der Wind oder ein Wildkaninchen. Dann war die Welt für uns und für die Kompanie wieder in Ordnung.

Ach wie waren wir doch frei bis an den Zaun und machten uns keinerlei große Gedanken, was wäre wenn.

Die Uhrzeit muss so gegen 15-16Uhr gewesen sein und in dieser Stimmungslage kamen auch noch die Klassenfeinde hinzu. Zwei Zoll-Beamte winkten uns freundlich herüber und wir gaben in unserer Stimmungslage einen lächelnden Gruß mit den winkenden Händen wieder zurück. Sie fragten uns nach der Dauer unserer Dienstschicht und wir sagten gegen 20Uhr sind wir hier.
Wir sollten warten, sie kommen gleich wieder zurück.
Sie liefen zum Alten Fährhaus, im vorigen Jahr wurde dieses Gebäude abgerissen und dem Boden eben planiert, und kauften von sich aus 4 halbe Liter Flaschen Kulmbacher Export Bier und 3 Schachteln Zigaretten Marke „HB“.
Nach ca. 20min. waren sie wieder und unseren Postenplatz. Es versteht sich auf Westseite.
Wir holten nun von uns 2 Flaschen Bier, die Marke haben wir leider vergessen. Sie war nicht so bekannt, wie das Kulmbacher, aber sie versetzten uns in eine Stimmungslage und benebelte auch ein wenig. Wir waren zufrieden und hatten keinerlei Ängste über einen unerwarteten Besuch aus der Kompanie.

Der Bahndamm als Postenplatz war die Grauzone der Grenzanlagen.
Gen Süden von Hötensleben begann in ca. 100-200m die Mienensperre, abgesichert mit nur mit Stacheldraht.
In Richtung Norden zum Ortsbereich gab es den vielfach beschriebenen 3,2m hohen Metallgitterzaun und davor ca. 1,50m war ein Hundelaufzaun, ebenfalls aber nur ca.1,50m hohen Metallgitterzaun.
Nach internationalen Gesetzen, wo immer sie auch heute noch eventuell stehen, durfte die DDR keine Mienen verlegen und daran hatten sie sich gehalten.

Der K6 hatte in diesen Bereich für die Hunde-Fütterer einen vorgegebenen Trampelpfad und den benutzten wir und ich später zu unserer Flucht. Spuren waren vorhanden und wir brauchten unsere Spuren nicht verwischen.
Die K6 – Läufer kamen in der Regel immer frühmorgens und dieser Trampelpfad wurde nicht sonderlich geprüft. Die Hunde bekamen täglich ein bis zwei Schöpfkellen Futter über den Zaun geworfen. Ob das Futter in dem vorgesehenen Napf fiel, spielte keine Rolle.
Ein Tag in der Woche gab es für die Hunde einen Hungertag.
Warum nur.
Fortsetzung folgt am morgigen Tag.

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Re: WARUM nur?

Beitragvon zoll » 13. Oktober 2017, 12:14

Ich war damals dieser genannte Zöllner, der mit seinem Kollegen an der Schöninger Aue in Höhe Hötensleben, unmittelbar am Fährturm postierte. Dieser Punkt war ein beliebter Anlaufposten für uns Zöllner. Dort wohnte die Familie Heyer und verkaufte aus einem Fenster heraus Getränke, Süßigkeiten und Eis.
Von uns paar Zöllner konnten die Heyers allerdings nicht existieren. Beamte sind bekanntlich sehr sparsam, sie bringen ihre Thermosflaschen und die belegten Brote von zu Hause mit. Aber manchmal juckte es doch, zumal wenn wir wußten, dass unsere Kontrollorgane, der Zollkommissar, sein Vertreter und der BzbV (Beamte zur besonderen Verwendung, sprich Aufseher für die korrekte Dienstverrichtung der Streifenbeamten) nicht im Grenzgebiet waren. Dann wurde schon mal das eine oder andere Bierfläschchen vernichtet.
Haupteinnahme der Heyers waren aber die Besucher, die manchmal busweise an die innerdeutsche Grenze "gekarrt" wurden. Gesponsert wurden solche Busreisen haupsächlich aus öffentlichen Töpfen, z. B. vom "KURATORIUM UNTEILBARES DEUTSCHLAND".
Diese Institution hat beim Bau unserer Schutzhütte am Fährturm mit Heizung finanzielle Unterstützung geleistet.

Zum Ablauf zwischen den vier Grenzsoldaten und unserer Streife hat Bahndamm 68 alles wesentliche gesagt. Ich kann nur hinzufügen, dass die Würfe mit den Bierflaschen und den daran befestigten Zigaretten der Marke "HB" ohne das Können meines Kollegen Kuddel, der Pionier bei der Bundeswehr war, nicht so gut gelungen wären.
Ergänzend füge ich hinzu, dass wir selbstverständlich mit Genuß die zu uns herüber geworfenen Bierflaschen an Ort und Stelle ausgetrunken haben. Was passiert wäre, hätte uns in diesem Moment eines unserer Kontrollen erwischt, ich bin mir nicht sicher. Ob diese gesamtdeutsche brüderliche Vereinigung entsprechen gewürdigt wäre? Biertrinkende Zollbeamte üben die Wiedervereinigung wäre vielleicht die Schlagzeile der "BILD" gewesen. Uns hätte sicher eine Disziplinarmaßnahme erwartet.

zoll
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Danny_1000 » 13. Oktober 2017, 12:44

zoll hat geschrieben:....... Ob diese gesamtdeutsche brüderliche Vereinigung entsprechen gewürdigt wäre? Biertrinkende Zollbeamte üben die Wiedervereinigung wäre vielleicht die Schlagzeile der "BILD" gewesen. Uns hätte sicher eine Disziplinarmaßnahme erwartet.

zoll

….und die Genossen der anderen Feldpostnummer hätten mit Sicherheit unvergleichbar grösseren Ärger mit allen möglichen Organen der DDR bekommen. Denn das ging ja schon gar nicht damals: Direkte Kontaktaufnahme mit dem Klssenfeind ! [laugh] [laugh]

Eine amüsante Geschichte, die Bahndamm da aufgeschrieben hat. DANKE !

“Warum nur”, ja warum nur gab es diese Grenze und das damit verbundene hässliche Grenzregime ? Habt Ihr das bei eurem Altherrentreff eigentlich auch besprochen ?

Gruss
Danny
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 13. Oktober 2017, 16:30

Danny_1000 hat geschrieben:
“Warum nur”, ja warum nur gab es diese Grenze und das damit verbundene hässliche Grenzregime ? Habt Ihr das bei eurem Altherrentreff eigentlich auch besprochen ?
Gruss
Danny

Du hast es erkannt, die Frage, "Warum nur", in der Überschrift. Passt ja eigentlich auch nicht zu einem Treffen.
Leider war der etwas übereifrige Admin zu schnell und hat diesen Thread in den nichtöffentlichen Bereich verschoben, "WARUN wohl".

Die Fragen nach dem "Warum nur", werden noch kommen.

Gruß Bahndamm 68
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Danny_1000 » 13. Oktober 2017, 18:11

Bin gespannt und lese weiter mit !

Gruß
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 13. Oktober 2017, 22:09

Doch zunächst ein unscharfes und ein etwas besseres Bildchen.
Bild

Zu erkennen im Vordergrund der Wildwuchs von Gräsern. So war es im gesamten Ortsbereich vom Postenplatz Bahndamm bis weit hinter dem Postenplatz Kippe. Hinzu kam dann der leicht wasserhalte morastige Boden, eine Oase der Ökokultur, von der wir zur damaligen Zeit überhaupt keine Vorstellungen, sprich Ökokultur, hatten.
Er hatte aber auch Nachteile für uns Grenzer. Die Jugendlichen versorgten uns mit alkoholischen Getränken bei entsprechenden Trinkgeld. Je nach Übergabestelle wurden die Flaschen über den Zaun geworfen oder uns zu gereicht. Beim Werfen war nun das Problem, dass sie nie da ankamen, wo sie sollten.

So sind wir, nicht immer, durch den leicht übertriebenen Morast gelaufen und hinterließen Fußspuren. Wenn die Spuren so tief waren, dass sie nicht eben gewischt werden könnten, dann haben wir Gras irgendwo herausgerissen und mit Ästen in die Fußspuren gedrückt.
Am Tag war dies alles kein Problem, aber in den Nachtstunden konnte auch eine Streife überraschend ankommen. Die Uniform durfte bei all dem auch nicht schmutzig werden.

Aber mit Alkohol konnte man schon immer Berge versetzen.

Die Beschreibung soll aber mit Sicherheit nicht so dargestellten sein, dass dies alles und in jeder Nacht so gehandhabt wurde. Wir waren 12 Soldaten im Zug und nicht jeder führte solch einen Grenzdienst.
Es gab Soldaten und Gefreite, die waren wachsam nach Flüchtlingen, ob Ost nach West oder West nach Ost lasse ich offen.

Es gab aber auch Soldaten, die waren wachsam nach patrouillierenden Streifen, die von Posten zu Posten oder durch den Ort liefen.

Zur Erinnerung, der Hötenslebener Abschnitt war 3,2km lang, von Ohrsleben-Haidholz bis zur Offlebener Strasse. Nachts lagen ständig 16 Postenpaare auf der Wacht. Rechnerisch alle 200m, je nach Sichtweite und Örtlichkeiten waren es mal mehr und mal weniger in der Entfernung.
An Feiertagen oder auch zum Teil an Wochenendtagen waren es bis zu 22 Postenpaare und zusätzlich noch Patrouillen. Nebeneinander waren die Posten im bewussten Bereich von der Kippe bis zum Bahndamm.
Das Trinken wurde oder konnte durchgeführt werden, wenn einem bewusst war, wer links oder rechts von dir gelegen oder gestanden hatte. Zum sitzen nahmen wir unsere Regenmäntel oder ein verbotenes Gummikissen.

Zurück zur Begegnung, wir bereits in lustiger Laune und mit losen Sprüchen liefen über den Trampelpfad bist vor zum Grenzzaun, deshalb auch jetzt hier die Bilder.
Über was wir uns unterhalten haben, können wir beide heute nicht mehr sagen, aber zuerst bekamen die durstigen Grenzer ihr West Bier und Zigaretten. „Gibst Du mir etwas, geb ich Dir etwas“, so definiere ich heute den Austausch. Es versteht sich von selbst, dass man sich zu einem Bier auch zuprostet.

Beim Austausch der Bierflaschen löste sich jedoch eine Zigarettenschachtel und die fiel in den Hundelaufzaun. Da mussten wir uns etwas einfallen lassen., aber zur Stärkung tranken wir gemeinsam unser Bier erst aus.
Ich schätz heute die Zeitdauer der Begegnung auf ca. 30min und mit Sicherheit haben wir uns auch kurz unterhalten, von der Lautstärke hielt sich das Ganze jedoch in Grenzen. In ca. 200-400m waren ja ein Bauernhof und Wohnhäuser. Als beide Zöllner sich dann verabschiedeten, mussten wir uns an die Bergung der Zigarettenschachtel machen.
Die K6-Läufer hätte sie ja am nächsten Morgen sehen können und das bedeutete Ärger. Der Klassenfeind hatte Kontakt aufgenommen und wir keine Meldung zur Grenzkompanie gegeben. Das bedeutete einen großen Verstoß der Vergatterung, der Beobachtung im Dienst. Alles sollte, jede Kleinigkeit musste über den Klassenfeind gemeldet werden. Der Klassenfeind konnte irgendetwas planen und da mussten wir als wachsame Grenzsoldaten vorbereitet sein, damit wir den Gegner, sprich Aggressor aufhalten und gegebenenfalls auf seinem Territorium vernichten(!), so der Politunterricht in der Ausbildung in Dingelstedt bei Halberstadt.

Ein Gefreiter nahm eine Waffe und beschäftigte den Hund und entfernte sich vom Bergungsort der Schachtel mit dem Werbespruch, „Wer wird denn gleich in die Luft gehen“, HB. Ein Soldat machte eine Räuberleiter, der dritte kletterte auf ihm und beugte sich so weit wie möglich nach unten. Am bodenliegend der vierte Soldat mit dem Reinigungsstab der Kalaschnikow und stocherte so lang bis er sie aufgepickt hatte. Der Streckmetallzaun mit seinen vielen kleinen Löchern ermöglichte dennoch die Zigarettenschachtel in einem bestimmten Winkel nach oben zu führen, damit der Mann auf der Räuberleiter sie bekommen konnte.
Ende gut alles gut. Als Nichtraucher war es für mich eine Pflicht an der Bergung der Schachtel mit teilzunehmen.

Dieser ereignisreiche Tag, der steckt noch heute wie Fleisch und Blut in mir. Erst die Zusammenkunft von 4 Soldaten, unser Alkoholgenuss, der Klassenfeind, das Kulmbacher Exportbier, die Schachteln HB, unvergessen bis in die heutige Zeit.
Warum nur?

Fortsetzung folgt.

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Re: WARUM nur?

Beitragvon ratata » 15. Oktober 2017, 07:16

Hallo Hermann , gestern am !4.10 .in der Wochenendausgabe der VOLKSSTIMME ist der Bericht erschienen . Aus unseren pers. Unterhaltungen war mir einiges schon bekannt .

Für die Leser die sich über einiges Wundern , die Grenzsicherungsanlagen zur damaligen Zeit waren noch offener .Es gab nicht überall schon diese Streckmetallzäune . Wo ich von 69- 70 diente in Lockstedt , hier gab es nur den Drahtsaun . Direkt durch den Ort fließt die Aller, die Grenze verlief hunderte Meter weiter entfernt . unsere Postenplätze waren in ehemalige Gartengrundstücke und einer direkt an der Allerbrücke . Vom Ort her konnte jeder Bewohner uns aufsuchen . Da gab es einige jugendliche die sich mit einige Grenzern befreundeten . da gab es einen vom Dorf der versorgte bestimmte Grenzer mit Getränken . Einmal in den Abendstunden , war er wieder dabei Getränke aus der Gaststätte heran i zu schaffen . Blieb aber in der Kneipe hängen , 22 h wurde die damals geschlossen und der hatte nichts weiteres zu tun , besoffen wie der war , den Postenplatz aufzusuchen . Irrte aber im dunkeln schon ganz woanders herum und ein neuer Grenzposten vermutete eine Grenzverletzer. Die nahmen den Dorfjungen gefangen .
Noch heute erinnere ich mich an den Tag , wie die beiden Grenzposten ,vor versammelter Kompanie, ausgezeichnet wurden . Die bekamen Sonderurlaub , der Postenführer den damals üblichen Schlafanzug . [flash]
Wenn ich mir heute mein EK Tuch ansehe , damals unterschrieben fast alle , könnte ich den Namen sogar noch herausfinden .

Übrigens , gestern war ich zum Bahnhofsfest , am Mitropa Wagen der Reichsbahn kamen wir über die Armeezüge der Reichsbahn zu sprechen . Ein Leser der Volksstimme kam auch auf deinen Artikel
der Zeitung zu sprechen . Also hatten wir ein weiteres Thema . die Grenze in Deutschland .
MfG ratata
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 16. Oktober 2017, 13:22

Das Ende meiner Geschichte:
Nun standen wir gemeinsam auf dem Bahndamm nach 50 Jahren.

Bild

Die Zaunanlagen in diesem Bereich sind symbolisch durch eine Baumallee dargestellt, eine Brücke ist aus Sicherheitsgründen über die Schöninger Aue gebaut worden. Ein Restbestand von Schienen ist auf Hötenslebener Seite übriggeblieben. In unseren Köpfen wie eh und je, die Begebenheit der Vergangenheit. Wir werden sie nicht vergessen.
Und heute sind Pferde friedlich vor der ehemaligen Grenze in einem leicht überspringenden Drahtzaungehege. Die Zeiten haben sich gewaltig geändert, aber zum Positiven.
Herr Kissmann verabschiedete sich dann von uns und nun mussten wir uns den B-Turm auf der Kippe noch anschauen.

Bild

Nichts ist mehr, wie vor 50 Jahren, außer dem weiten Blick in alle Himmelsrichtungen. Wir lagen und standen ca. 50-80m südwestlich vom jetzig noch erhalten Beobachtungsturm im Panzerbunker mit Schießscharten.

Bild

Grüne Wiese hatten wir nur in den Sommerwochen, aber mit Sicherheit nicht so gepflegt, wie heute dieser Denkmalbereich aussieht.
In Mitten dieser Denkmalanlage, da steht und lebt die Legende von Hötensleben, Achim Walther. Er hat zwar im vorigen Jahr den Vorsitz im Grenzdenkmalverein abgegeben, aber weiterhin steht und fällt die Anlage mit ihm.
2013 hat er aus den Händen vom Bundespräsidenten Gauck das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Warum nur?

So lautet auch die Überschrift, in Verbindung mit „Warum wohl“. Ist die Frage in der Überschrift berechtigt zu einem 50. Jahrestag. Ich meine „Ja“, das ist sie. Gleichzeitig muss aber auch ein Dankesschön, und das zu Lebzeiten, ausgesprochen werden, für die Erhaltung der Geschichte als Mahnmal, dass solche Zeiten nicht wiederkommen dürfen.
Wir haben uns getroffen, weil wir zu damaliger Zeit uns einen Handgruß in entsprechender Entfernung gegeben haben. Ein Händeschütteln, aber selbst schon das Grüßen war verboten. Kannte man die menschlichen Gepflogenheiten nicht? Man kannte sie, aber nicht mit diesem Teil der Menschen, die die gleiche Sprache sprechen.

Warum nur, wurden wir benutzt, um ein Unrechtsstaat zu schützen oder zu erhalten. Wir, die kleinen Menschen der breiten Masse. Wem haben wir die Position erhalten und “Warum wohl“?
Warum sind 1989 die Menschen in Dresden, in Leipzig, in Berlin und sonst wo in der DDR auf die Straße gegangen? Die Antwort kennen wir heute.
Warum gibt es Menschen, die heute noch an die Vergangenheit glauben und festhalten?
Warum muss Deutschland wieder Verantwortung in der Welt übernehmen?
Warum müssen auf diesen Erdball Kriege geführt und somit Menschen vernichtet werden?
Hat der Mensch nicht schon genügend Unheil erlebt und auch selbst produziert?

Warum hat der Mensch seine Lehren nicht gezogen?

Warum nur, müssen Menschen Menschen quälen und vernichten.

Endlos kann die Kette weitergeführt werden. Ich habe für mich nur eine Erklärung und dies ist das Phänomen Macht und Geld.
Warum nur ist dieser Thread in den nichtöffentlichen Teil in diesem Forum verschoben?

Fragen über Frage und immer wieder die selbe Frage.

Im nächsten Jahr begehe ich den 50.Jahrestag als Wendepunkt in meinem Leben und wenn Gott so will und ich gesund und munter weiterhin im Leben stehe, werde ich wieder mit Freunden und Achim Walther in Hötensleben verweilen.

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Re: WARUM nur?

Beitragvon augenzeuge » 16. Oktober 2017, 14:50

Warum nur ist dieser Thread in den nichtöffentlichen Teil in diesem Forum verschoben?


Ich habe ihn zurückgeholt. Weil ich denke, er gehört ins Zusammenwachsen. Hoffe, man stimmt mir zu.

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Re: WARUM nur?

Beitragvon Danny_1000 » 16. Oktober 2017, 17:12

Bahndamm 68 hat geschrieben:....
Warum nur?

So lautet auch die Überschrift, in Verbindung mit „Warum wohl“. ....

VG Bahndamm 68

Vermutlich hätte ich mein Resümee solch einer schon fast historischen Begegnung, wie Ihr sie pflegt, mit der Frage begonnen: „Warum nur gab es die hässliche Grenze mit diesen unmenschlichen Begleiterscheinungen ?“ Welche Alternativen gab es denn damals 1944 / 1945 und in der Folge zu diesem Bauwerk ?

Zugegeben: Da müßte man sich etwas intensiver mit unserer Geschichte beschäftigen und es nicht bei oberflächlichem Empörungsgeschreibsel über Honecker und die Stasi und der trivialen Einteilung der Ossis in Täter, Mitläufer und Opfer belassen. Ich will diese schon zig- mal geführte Diskussion hier nicht neu beleben. Ich zumindest beteilige mich nicht daran.

Das Problem besteht natürlich bei der Beantwortung deiner Frage, welche Rolle man persönlich in diesem Stückchen deutscher Geschichte eingenommen hat. Das darzustellen, lieber Bahndamm ist dir gut gelungen.

Ein Dankeschön an dich will ich noch loswerden für die Mühe , welche Du dir gemacht hast.

Gruß
Danny
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Ari@D187 » 16. Oktober 2017, 17:49

Danny_1000 hat geschrieben:[...] Welche Alternativen gab es denn damals 1944 / 1945 und in der Folge zu diesem Bauwerk ?

Zugegeben: Da müßte man sich etwas intensiver mit unserer Geschichte beschäftigen und es nicht bei oberflächlichem Empörungsgeschreibsel über Honecker und die Stasi und der trivialen Einteilung der Ossis in Täter, Mitläufer und Opfer belassen. [...]

Danny, genau dort liegt der Hase im Pfeffer.

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Re: WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 16. Oktober 2017, 18:08

Danny_1000 hat geschrieben:Vermutlich hätte ich mein Resümee solch einer schon fast historischen Begegnung, wie Ihr sie pflegt, mit der Frage begonnen: „Warum nur gab es die hässliche Grenze mit diesen unmenschlichen Begleiterscheinungen ?“ Welche Alternativen gab es denn damals 1944 / 1945 und in der Folge zu diesem Bauwerk ?

Zugegeben: Da müßte man sich etwas intensiver mit unserer Geschichte beschäftigen und es nicht bei oberflächlichem Empörungsgeschreibsel über Honecker und die Stasi und der trivialen Einteilung der Ossis in Täter, Mitläufer und Opfer belassen. Ich will diese schon zig- mal geführte Diskussion hier nicht neu beleben. Ich zumindest beteilige mich nicht daran.

Das Problem besteht natürlich bei der Beantwortung deiner Frage, welche Rolle man persönlich in diesem Stückchen deutscher Geschichte eingenommen hat. Das darzustellen, lieber Bahndamm ist dir gut gelungen.
Ein Dankeschön an dich will ich noch loswerden für die Mühe , welche Du dir gemacht hast.
Gruß
Danny

@Danny_1000 recht vielen Dank für Deine Worte.
Am Anfang hatte ich eine gewisse Vorstellung vom Inhalt und zwar mit der Überschrift „Warum nur“. Der Irrsinn des Dienstes, die Trennung, die Gefährlichkeit dabei, der Turm und zu später Stunde bin ich mit Achim Walther noch in Marienborn gewesen.

Es wurde der Film gezeigt, „Vom Westen in die DDR“ von den beiden Filmemachern Hans Sparschuh und Rainer Burmeister. An Hand vom Sohn Günther Guillaume, Pierre Boom, Silke Maier-Witt (RAF-Phui Teufel, welches Spiel die DDR da betrieben hat) und einer heutigen Historikerin aus Güstrow wurden die Beweggründe gezeigt über ihren Lebensweg mit anschließender Diskussion. Für mich hoch interessant. Ich wollte dann aber nicht wieder Abschnitte für Abschnitte schreiben.

In jedem Fall habe ich heute ein Wort des Dankes an Achim Walther und Dieter Buchwald, der ehemalige Bürgermeister von Hötensleben, mit dem Bericht, geschrieben. Es ist mir wichtig, dass eine Anerkennung und Dank zu Lebzeiten erfolgt und nicht erst, wenn der Deckel geschlossen wird.
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Re: WARUM nur?

Beitragvon SkinnyTrucky » 16. Oktober 2017, 20:39

Ich sage auch danke....danke dir Hermann für diese Geschichte, die ich ja auch kurz zuvor von dir selber am Ort des Geschehens erzählt bekommen habe....toll....auch danke, das ich dich kennenlernten durfte....es war eine sehr angenehme Begegnung.... [super]


groetjes

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Re: WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 10. Dezember 2017, 13:02

Ich hatte bekanntlich am 9.November ein Radio- und Fernsehinterview im MDR-Sachsen Anhalt. Auslöser war ein Zeitungsartikel in der Magdeburger Volksstimme. Parallel zu diesem Artikel hatte ich meinen Teil hier in diesem Thread geschrieben.
Hier der Link in Textform vom Radiointerview. Nicht der Inhalt ist für mich jetzt wichtig, sondern vielmehr die 4 Kommentare, ganz am Ende, und davon die ersten beiden vom 11.11. die von Enrico Pelocke stehen
Der Link dazu:
http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/magdeburg/mauerfall-jubilaeum-besuch-am-grenzdenkmal-hoetensleben-100.html

Einfach nur einmal lesen und sich seine eigenen Gedanken darübermachen. Leider habe ich das etwas zu spät entdeckt oder der Kommentarteil ist zu früh gesperrt. Ich glaube, ich muss mich zum Frisör begeben, meine Haare stehen zu Berge.

Dieser Enrico hatte bereits auf ein Interview vom NDR-Nord, ist leider nicht mehr öffentlich, aber in meinem Archiv noch vorhanden, Kommentare geschrieben:

Enrico Pelocke schrieb am 10.09.2014 01:11 Uhr:
Warum steht der Grund der Flucht nicht geschrieben?
Ich würde heute lieber in die DDR flüchten. Gründe:
1. niedrigere Kriminalitätsrate, man wurde weniger beklaut, weniger Brandstiftungen, weniger Morde, weniger Banküberfälle, weniger Körperverletzungen,
keine Grafitischmierereien, kaum rechtsextreme Straftaten usw.
2. Schlulschließungen und Lehrermangel und Kindergartenmangel waren kein Problem.
3. Drogenproblem nicht spürbar
4. wesentlich mehr Eisenbahnen wurden befahren
5. alle Bibliotheken waren kostenlos uva.


Enrico Pelocke schrieb am 13.09.2014 02:31 Uhr:
@2 Ich glaube nicht, daß er vorm Staatsbankrott flüchtete. Die Fehler in der Wirtschaftspolitik und im Umgang mit der Opposition gefallen mir auch nicht. Der
größte Feind des Sozialismus und der DDR war die Stasi, wenn alles stimmt, was über sie berichtet wird.


Dem habe ich geantwortet:
Hermann Pröhl, der Flüchtling schrieb am 19.09.2014 22:58 Uhr:
Lieber Enrico Pelocke,
gern möchte ich mich mit Dir und Deinen noch heutigen Genossen unterhalten. Ich wohne und lebe in Berlin, wir können uns gern auf halber Strecke von Berlin zu Deinem Wohnort unterhalten.
Thema meine Flucht und die Machenschaften der Stasi. 20Jahre nach Sichtung meiner Akte spreche ich über dieses Unrechtssystem.
Heute noch davon zuschreiben von meinen Genossen und das nach 25Jahren des Mauerfalls. Wir leben heute in der Bundesrepublik Deutschland, die DDR, sie gibt es nicht mehr. Die Diktatur des Proletariats, alle Macht geht vom Volke aus, war der größte Schwindel


Damit war, „Still ruht der See“ vom lieben Enrico, doch jetzt hat er sich wieder im MDR gemeldet. Seine Meinung von 2014 bis in die heutige Zeit hat sich nicht geändert.
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Re: WARUM nur?

Beitragvon augenzeuge » 10. Dezember 2017, 13:16

Solche Leute wie der Enrico wirst auch du nicht belehren können, Bahndamm. Die haben bis heute nicht verstanden, warum dieses System zusammengebrochen ist.
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Spartacus » 10. Dezember 2017, 18:06

Enrico Pelocke

"Sie stehen auf einer Anhöhe und warfen an jenem Tag Bierflaschen und Zigaretten über den Zaun. Eine menschliche Geste mitten im Kalten Krieg. " Das ist keine menschliche Geste, sondern ein Angrigff auf den Sozialismus, auf die Bewohner der DDR, auf ihre Gesundheit. Durch diese imperialistische Provokation mit gesundheitsschädlichen Zigaretten, die bei bestimmungsgemäßen Gebrauch zum Tode führen können, sollte die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der DDR-Grenzsoldaten geschwächt werden. Der Klassenfeind wollte die Grenzsoldaten an Lungenkrebs und Herzinfarkt erkranken lassen und sie mit dem Alkohol dienstunfähig machen, so die Verteidigungskraft der DDR schwächen und das Gesundheitssystem belasten.


Und mir wirft man vor, an Verschwörungstheorien zu glauben. [flash]

Ich glaube das es - leider - auch heute nicht wenige solche Menschen gibt. Wohl zu meist die Verlierer der Wende, die dem ach einst so komfortablem Staat nachtrauern.

Ach ja, wollte mich auch noch bei Bahndamm für den schönen Beitrag bedanken. [hallo]

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Re: WARUM nur?

Beitragvon karnak » 10. Dezember 2017, 18:10

[flash] Also entweder ist der Text eine Verarsche oder der Schreiber ist irgendwie durchgeknallt und oder ein wichtigtuerischer Spinner. Ich gehe mal vom Letzten aus.
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 10. Dezember 2017, 18:34

augenzeuge hat geschrieben:Spare dir die Mühe.
AZ

Dies ist leicht geschrieben, aber irgendwann müssten doch solche Leute aus ihrem Trauma oder auch seelischer Erschütterung herauskommen.
Bei diesem Enrico habe ich den Eindruck, dass er ein Schläfer der Stasi ist. Wenn er seine Kommentare kurz nach 1989 geschrieben hätte, dann wäre ein kleines Verständnis von mir angebracht. Aber nach über 25 Jahre solch eine Meinung zu veröffentlichen, ist schon mutig. Gerade dieser Mensch sollte doch wenigstens die heutige Meinungsfreiheit, die es so zu DDR-Zeiten nicht gab, anerkennen.
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Re: WARUM nur?

Beitragvon Bahndamm 68 » 10. Dezember 2017, 18:38

karnak hat geschrieben: [flash]
Also entweder ist der Text eine Verarsche oder der Schreiber ist irgendwie durchgeknallt und oder ein wichtigtuerischer Spinner. Ich gehe mal vom Letzten aus.

Hallo Karnak,
den Text hat Sparta und ich eingegeben. Ich gehe davon aus, dass du nicht uns damit in Verbindung bringen möchtest. Wir verarschen hier keinem in Forum. Wir schreiben von nackten Tatsachen und Erkenntnissen.
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Re: WARUM nur?

Beitragvon karnak » 10. Dezember 2017, 18:46

Spartacus hat geschrieben:
Enrico Pelocke

"Sie stehen auf einer Anhöhe und warfen an jenem Tag Bierflaschen und Zigaretten über den Zaun. Eine menschliche Geste mitten im Kalten Krieg. " Das ist keine menschliche Geste, sondern ein Angrigff auf den Sozialismus, auf die Bewohner der DDR, auf ihre Gesundheit. Durch diese imperialistische Provokation mit gesundheitsschädlichen Zigaretten, die bei bestimmungsgemäßen Gebrauch zum Tode führen können, sollte die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der DDR-Grenzsoldaten geschwächt werden. Der Klassenfeind wollte die Grenzsoldaten an Lungenkrebs und Herzinfarkt erkranken lassen und sie mit dem Alkohol dienstunfähig machen, so die Verteidigungskraft der DDR schwächen und das Gesundheitssystem belasten.




Sparta

Ich habe das Ganze nicht so intensiv verfolgt, für mich war es ein Text von diesen Enrico, dass es sich um Satire handeln soll habe ich nicht überschaut, hake es als Missverständnis ab. [hallo]
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Re: WARUM nur?

Beitragvon steffen52 » 10. Dezember 2017, 18:48

karnak hat geschrieben:[flash] Also entweder ist der Text eine Verarsche oder der Schreiber ist irgendwie durchgeknallt und oder ein wichtigtuerischer Spinner. Ich gehe mal vom Letzten aus.


Ich würde sagen das Letztere, Karnak! So verbohrt geht ja überhaupt nicht. Weil ja die DDR-Zigaretten keinen Nikotin enthielten und das DDR-Bier keinen Alkohol. [laugh]

Immer wieder lese ich gern Deine Geschichte vom Abgang aus der DDR, Hermann. Aber am Besten ist es von Dir persönlich erzählt, was ich nun schon erleben durfte und
einfach super. [knuddel]
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