Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Alles was in den Zeitraum nach der Wende gehört. Das Zusammenwachsen von zwei grundverschiedenen Systemen, Probleme, Erwartungen, Empfindungen usw.

Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Interessierter » 1. April 2017, 10:42

Die dunkle Seite der Aufarbeitung: Millionen Stasi-Akten sind seit 1991 öffentlich. Aber vielen der eigentlichen verantwortlichen SED-Kader gelangen neue Karrieren.

Auf den ersten Blick nötigen die Zahlen Respekt ab: Seit das Stasi-Unterlagen-Gesetz am 29. Dezember 1991 in Kraft trat, haben fast drei Millionen Bürger die Akten eingesehen, welche die SED-Geheimpolizei über sie geführt hatte. Insgesamt bearbeitete die vor 20 Jahren gegründete Gauck-, dann Birthler-, jetzt Jahn-Behörde sogar mehr als doppelt so viele Anträge.

Denn neben der persönlichen Akteneinsicht wurden fast 1,8 Millionen Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes auf eine Verstrickung mit dem ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit überprüft; hinzu kamen eine knappe halbe Million Fälle aus der Wirtschaft, zudem Renten- und Entschädigungsansprüche sowie Anfragen der Presse und von Wissenschaftlern.

Viele ehemalige Stasi-Spitzel setzten ihre Karriere fort

Auch beschränkt sich der kritische Umgang mit der SED-Diktatur nicht auf die Stasi-Unterlagen: Seit 1998 hat die Stiftung Aufarbeitung 2236 Projekte zur DDR-Vergangenheit mit rund 31,6 Millionen Euro gefördert. Auch die authentischen Orte der ostdeutschen Diktatur verzeichnen steigende Besucherzahlen. So gesehen scheint die Aufarbeitung der SED-Diktatur eine Erfolgsgeschichte zu sein.

Allerdings kann man auch eine ganz andere Rechnung aufmachen. Denn obwohl es seit 1990 mehr als 100.000 Ermittlungsverfahren gegen ehemalige SED- und Stasi-Funktionäre gab, haben die Richter gerade einmal 46 Angeklagte zu einer Gefängnisstrafe ohne Bewährung verurteilt; tatsächlich ins Gefängnis mussten davon nur 40, die zudem fast ausnahmslos den im Rechtsstaat üblichen Strafnachlass bekamen.

Viele ehemalige Angehörige der SED-Geheimpolizei setzten im wiedervereinten Deutschland ihre Karrieren sogar fort; selbst im Staatsdienst. Und noch immer arbeiten ausgerechnet in der Stasi-Unterlagen-Behörde mehr als 40 ehemalige hauptamtliche Stasi-Leute . Erst der seit knapp einem Jahr amtierende dritte Bundesbeauftragte Roland Jahn will diesem Missstand abhelfen – und muss sich deshalb von SPD wie Grünen schmähen lassen. Übrigens ganz im Sinne der zur Linkspartei umkostümierten SED.

Aufarbeitung der SED-Diktatur zeigt ein ambivalentes Ergebnis

Geradezu deprimierend ist die Situation der DDR-Aufarbeitung, wenn man das Schicksal einzelner SED-Opfer betrachtet. So bekommen sie erst seit 2007 und nur nach oft erniedrigenden bürokratischen Formalien eine Sonderrente von maximal 250 Euro im Monat, sofern sie ihre Bedürftigkeit nachweisen.

Hingegen kassieren seit anderthalb Jahrzehnten viele Angehörige der einstigen SED-Elite üppige Pensionen, die weit über dem Rentenniveau früherer DDR-Normalbürger liegen. Wer den Stand der Aufarbeitung der sozialistischen Diktatur auf diese Weise betrachtet, muss sie als gescheitert empfinden.


Weiter mit dieser Ungerechtigkeit geht es hier:
https://www.welt.de/debatte/article1378 ... pfern.html

Auch Demokratie ist manchmal schwer zu verstehen bzw. zu ertragen.
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Beethoven » 2. April 2017, 15:30

Ja, toller Beitrag.

Ich möchte mal gegenüber stellen:

31,6 Millionen Euro - 40 Verurteilte zu geringen Strafen.

Schon das ist lachhaft, bei 100.000 Ermittlungsverfahren. Aber bitte. Wer es braucht und haben möchte.

Trennung

Nun sind eigentlich die, die seinerzeit das Sagen im MfS hatten entweder Uraltrentner oder bereits tot.
Ich kann auch nicht genau sagen, was diese Herren, die noch leben, an Rente beziehen aber es gibt da eine Kappungsgrenze, die diesen Herrschaften kein allzu hohes Einkommen beläßt.

Die jedoch, die noch arbeitsfähig waren oder sind, arbeiten heute als völlig normale Bürger neben uns und verdienen das, was ihre "Ware Arbeitskraft" (wie Marx es bezeichnete) wert ist. Und da sie oftmals kluge, zielstrebige und fleißige Menschen sind, haben sie sich in den 27 Jahren eben etwas geschaffen und verdienen dem entsprechend auch gut und werden die entsprechende Rente erhalten. Was ist daran schlecht? Das dies Hänschen Meier ankotzt, weil er selber nichts auf die Reihe bekommen hat, ist nun wirklich nicht die Schuld dieser ehemaligen Angehörigen des Dienstes.

Die Angehörigen der SS, der GeStaPo oder des SD wurden nicht 27 Jahre nach dem Zusammenbruch noch angefeindet oder bekamen Strafrenten. Und die SS und Konsorten haben richtig gefoltert und gemordet in Größenordnungen, wie es seines Gleichen in der Welt sucht.

Das MfS hat nicht vorsätzlich 1000-e und Millionen Menschen getötet. Ich höre schon den Aufschrei ... " ... sie haben doch ...".
Ja, kann schon sein im Einzelnen (wobei ich an Mord und Folter immer noch nicht so recht glauben mag) und ist, so es vorgekommen sein sollte, bedauerlich und sollte verfolgt werden, wird es aber nicht. Warum wohl?
Und Leute, vergleichsweise haben wir jetzt das Jahr 1972 und die Hysterie ist keinen Deut leiser geworden. Nach 5 bis maximal 20 Jahren (bei Mord 30 Jahre) verjähren die meisten Straftaten, so sie abgestraft wurden. So es welche waren, die duch Angehörige des MfS begangen wurden, sind diese, bis auf Mord alle längst verjährt. Und Mord hat man wohl keinem (dass weiß ich nicht so genau) noch lebendem ehemaligen Angehörigen des MfS, nachweisen können.

Hier nochmals die Zahl - 100.000 Verfahren - 40 Verurteilungen zu geringen Strafen. Da wird Mord nicht dabei gewesen sein auch wenn die Yellow Press das so gerne hätte.

So, nun "Feuer frei". Schlagt auf mich ein. [wut]
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Dr. 213 » 2. April 2017, 16:39

So gut geht es den Stasis nun auch wieder nicht.
Abgesehen von solchen Ausnahmen wie Schalk, und der ist ja nun auch schon gestorben.

Wer möchte schon mit einem ehemaligen Vernehmer tauschen ?
Das muß ein Scheißgefühl sein, wenn man am Feierabend seines Lebens am Verlierertisch sitzen muß.
Da taugt der alte Schuhkarton voller Orden und Medallien nur bedingt als Trost und eigentlich kann man
noch nichtmal Stolz darauf sein, ist er doch der sichtbare Beweis, einer schlechten Diktatur besonders gut
auf den Leim gegangen zu sein und seine Kraft und Lebenszeit völlig umsonst daran verschwendet hat.

Beethoven, Du hast das Zeug zum Bewährungshelfer, so wie Du dich immer rührend für die alten Funktionäre
in die Bresche wirfst. Das ist mir schon beim Lesen der Krenz- Entlassungsparty aufgefallen.

Gruß
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Spartacus » 3. April 2017, 17:45

Das muß ein Scheißgefühl sein, wenn man am Feierabend seines Lebens am Verlierertisch sitzen muß.


Und den meisten die kurz nach der Wende in Rente gingen, wird es wohl genau so gegangen sein. Gut, mein Mitleid hält sich da auch in Grenzen.

LG

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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon karnak » 4. April 2017, 09:31

[grin] Dein fehlendes Mitgefühl sei Dir zugestanden, dass das Sitzen am Verlierertisch ein Scheißgefühl ist sollte aber zumindest nachvollziehbar sein, was sollte man denn von so einem erwarten, die klammheimliche Freude über dessen missliche Situation zeugt allerdings nun auch nicht gerade von einem sonderlich edlen Charakter.
Einer wie ich, ich war zur Wende 32, hatte noch mal eine neue Chance, konnte sich wieder aufrappeln wenn er kein völliger Spinner war, für andere, Ältere, konnte das schon schwierig werden. Und so hatte einer wie der Täter Karnak die Möglichkeit in eine Position zu gelangen in der es ihm besser geht als seinen Opfern. NUR, die hatten die gleiche Chance wie der Täter auch, eigentlich sogar bessere, dass bleibt nun mal festzuhalten. Und wenn der Täter dann seinen A.. bewegt hat und aus seinem neuen Leben das Beste gemacht hat, man sollte ihm das bitte schön nun nicht auch noch ankreiden. Und aus diesen Zusammenhängen heraus ergibt es nun mal völlig logisch, dass es solche und solche gibt. Am Ende ist es alles eine Frage wie lang der Löffel ist mit dem man an den Fleischtöpfen zum Stehen kommt [flash] , es spielt zumindest eine Rolle wie man irgendwann tickt. Im Taxi weint es sich nun mal besser als in der Straßenbahn. [flash]
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Beethoven » 4. April 2017, 10:54

Das sehe ich auch so Karnack.
Ich war zur Wende 33 Jahre alt und habe, so wie Du auch, bei "Null" angefangen.

Heute kann ich mich einigermaßen entspannt zurück lehnen.

Nun stell Dir mal vor, wir wären, wie unsere Kinder, in diese neue Situation hereingeboren worden, wie die Herrschaften aus den alten Bundesländern, die uns vorwerfen, wir hätten schlecht oder wenig oder was weiß ich, gearbeitet und der Bevölkerung ginge es deshalb nicht so gut wie es Ihnen in jenen Jahren bereits ging.

Ich freue mich und schaue da entspannt zurück, was wir uns in den 27 Jahren geschaffen haben und noch mehr freue ich mich darüber, was unsere Kinder geschafft haben und was sie heute sind.

Wäre die DDR bestehen geblieben, so bin ich mir recht sicher, wäre meine drei Söhne heute Offiziere in der NVA. Bei dem Vater wäre die Erziehung wohl in diese Richtung gelaufen. Nun ist keiner beim Militär aber alle haben ihr Ding gemacht und sitzen sicher im Sattel. Das ist doch erfreulich und das rechne ich der Bundesrepublik, wo so etwas eben möglich ist, sehr hoch an.

Gruß
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Interessierter » 4. April 2017, 11:03

Tut mir leid, aber vielleicht habe ich den Eröffnungsbeitrag ja falsch verstanden? Jedenfalls habe ich ihn nicht so verstanden, als wäre man neidisch, auf das was sich Menschen mit ehrlicher Arbeit nach der Wende aufgebaut haben, bzw. was sie erreicht haben. Gleich ob sie Täter oder Opfer waren.
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon karnak » 4. April 2017, 15:26

[grin] Na ja, nun vielleicht nicht unbedingt in diesem Thema, etwas was Sozialneid und Missgunst zumindest nahelegt und das man als angeblich notwendige Gerechtigkeit "tarnt", man kann das schon ab und an mal nachlesen.
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Kumpel » 4. April 2017, 15:47

Das nun ausgerechnet die einstige Avantgarde der DDR sich bei diesem Thema gemüssigt sieht recht penetrant ihren wirtschaftlichen Erfolg heraus zu kehren finde ich ja erstaunlich.
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon karnak » 4. April 2017, 15:54

Das tun wir nicht, man "verdächtigt "uns den zu haben und nötigt uns ein paar Zusammenhänge darzustellen, dass das nun nicht gefällt, es ist ein weiteres Kriterium um gewisse Schlüsse zu ziehen.
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon steffen52 » 4. April 2017, 17:20

karnak hat geschrieben:Das tun wir nicht, man "verdächtigt "uns den zu haben und nötigt uns ein paar Zusammenhänge darzustellen, dass das nun nicht gefällt, es ist ein weiteres Kriterium um gewisse Schlüsse zu ziehen.

Also die Cleveren der Stasi-Täter wussten schon wie sie zur Wendezeit mit den Ar.. an die Wand kamen und schnell ihre gelernten Prinzipien vergessen haben,
sich schnell ,den in ihren Augen gesehenen Klassenfeind, anbiedern. Kenne heute noch Firmen(Handel im Baugewerbe) wo die ganze Belegschaft aus Ex-Stasileuten
bestand,die Chefs sowieso und haben ihre Leute mit ins Boot geholt. Klar ist doch Genossen-Ehre! Sie wussten ja genau, welchen VEB-Betrieb sie für einen Apfel und Ei kaufen konnten, es keine Rückansprüche von seitens Bürgern der BRD gibt. Hatten doch ihr Wissen darüber! [denken]
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Spartacus » 4. April 2017, 17:38

karnak hat geschrieben:[grin] Dein fehlendes Mitgefühl sei Dir zugestanden, dass das Sitzen am Verlierertisch ein Scheißgefühl ist sollte aber zumindest nachvollziehbar sein, was sollte man denn von so einem erwarten, die klammheimliche Freude über dessen missliche Situation zeugt allerdings nun auch nicht gerade von einem sonderlich edlen Charakter.
Einer wie ich, ich war zur Wende 32, hatte noch mal eine neue Chance, konnte sich wieder aufrappeln wenn er kein völliger Spinner war, für andere, Ältere, konnte das schon schwierig werden. Und so hatte einer wie der Täter Karnak die Möglichkeit in eine Position zu gelangen in der es ihm besser geht als seinen Opfern. NUR, die hatten die gleiche Chance wie der Täter auch, eigentlich sogar bessere, dass bleibt nun mal festzuhalten. Und wenn der Täter dann seinen A.. bewegt hat und aus seinem neuen Leben das Beste gemacht hat, man sollte ihm das bitte schön nun nicht auch noch ankreiden. Und aus diesen Zusammenhängen heraus ergibt es nun mal völlig logisch, dass es solche und solche gibt. Am Ende ist es alles eine Frage wie lang der Löffel ist mit dem man an den Fleischtöpfen zum Stehen kommt [flash] , es spielt zumindest eine Rolle wie man irgendwann tickt. Im Taxi weint es sich nun mal besser als in der Straßenbahn. [flash]


Bin ich vollkommen d'accord, schließlich hat sich jeder eine zweite Chance verdient und zumindest was mich betrifft, kann ich auch nur sehr zufrieden sein.

Wobei mein lieber Herr Hauptmann ( ein bisschen Essig muss nun schon in den Wein ) es aber auch viele Opfer gab, die durch Haft, Zersetzung und ähnlichem gar nicht mehr in der Lage
dazu waren, sich etwas neues aufzubauen, da auf verschiedene Arten stark traumatisiert. Die waren also nicht im Vorteil, sondern dir gegenüber deutlich im Nachteil.

Und davon gibt es wohl mehr, als man so denkt. [peinlich]

LG

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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon augenzeuge » 4. April 2017, 18:19

steffen52 hat geschrieben: Sie wussten ja genau, welchen VEB-Betrieb sie für einen Apfel und Ei kaufen konnten, es keine Rückansprüche von seitens Bürgern der BRD gibt. Hatten doch ihr Wissen darüber! [denken]
Gruß steffen52


Nicht nur das. Einige hatten das Ohr an der richtigen Stelle in den Städten und Gemeinden, wussten wo z.B. Gewerbegebiete entstehen sollten und kauften vorher massig Land für kleines Geld. Später konnten sie es mit viel Gewinn veräußern.

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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon steffen52 » 4. April 2017, 18:25

augenzeuge hat geschrieben:
steffen52 hat geschrieben: Sie wussten ja genau, welchen VEB-Betrieb sie für einen Apfel und Ei kaufen konnten, es keine Rückansprüche von seitens Bürgern der BRD gibt. Hatten doch ihr Wissen darüber! [denken]
Gruß steffen52


Nicht nur das. Einige hatten das Ohr an der richtigen Stelle in den Städten und Gemeinden, wussten wo z.B. Gewerbegebiete entstehen sollten und kauften vorher massig Land für kleines Geld. Später konnten sie es mit viel Gewinn veräußern.

AZ

Genau so ist es gewesen AZ, deshalb hießen sie ja auch Horch und Guck!!! [laugh]
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Volker Zottmann » 4. April 2017, 21:37

Solche Leute haben nicht nur das spätere Bauland billig gekauft. Die sind auch in Stadtparlamenten vertreten (gewesen) zu Zeiten, wo Normalo erstmal reisehungrig eilig Westeuropa mit "Billig-Tours" erkundete. Der Normalo merke erst später, dass ausgerechnet seine Haus-Gabel (zum Quartier gehörendes Ackerland) kein Bau-Erwartungsland wurde. Es wurde also nicht aufgewertet.
Herr Stadtrat aber ist binnen Wochen reich geworden..... Herr Stadtrat hat aber das System, welches jetzt am siegen ist auch gleich besser verstanden und genutzt.
Menschen, die einst diesen Herrn Stadtrat in alter Funktion als "Apparatschik" zu Fall brachten, haben genau nach der Wende aufgehört zu denken. Sind heute noch so arm dran, wie zuvor.

Ich amüsiere mich heute aber doch mehr über solche ehemaligen Stadträte, die wohl damals die Zeichen der Zeit erkannten, dann aber rein betriebswirtschaftlich den eigenen Betrieb ruinierten. Trotz unverdienter Chancen heute am Bettelstab leben....
Manchmal gibt es eben doch noch Gerechtigkeit. Und hier nicht so selten!

Gruß Volker
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Beethoven » 5. April 2017, 07:39

Es ist doch eigenartig. Man möchte, trotz aller Beteuerungen das es nicht so sei, die ehemaligen Vertreter des Staats- und Parteiapparates heut am liebsten in Sack und Asche sehen.

Ich hatte damals einige unterstellte Offiziere und Berufssoldaten. Bis auf einen Einzigen (von dem ich weiß), haben es alle geschafft, sich völlig neu zu orientieren und haben ihren Weg in der neuen Gesellschaft gemacht. Vom Rettungssanitäter, über den Hauptkommisar beim BKA, dem Leiter eines Hauses eines bekannten Großmölers bis zum Rechtsanwalt, ist da alles vertreten.

Viele große Firmen (z.B. Höffner, fast alle Chefs von Baumarktketten die auf dem Gebiet der ehemaligen DDR entstanden) wußten um das Können, die Zielstrebigkeit, Loyalität und Verlässlichkeit von ehemaligen Soldaten der NVA und Angehörigen des MfS.
Ganze Belegschaften (mit Ausnahme der Frauen) wurden durch diese Männer gestellt und sind heute die Leiter dieser Häuser oder Abteilungen in diesen Häusern.

Betriebs- und Firmenchefs geht es nämlich nicht um politische Ansichten. Sie wollen Männer und Frauen haben, auf die sie sich verlassen können.

Selbst der Chef der Dachorganisation aller Sicherheitsfirmen in Deutschalnd, ist heute ein ehemaliger Offizier (OSL der NVA und Adjudant von Kessller, Sojusakademiker) und hat natürlich, so nach und nach andere ehemalige Soldaten (auch der Bundeswehr) heran gezogen. Natürlich ist Herr B. nun auch schon über 60 und wird sicherlich bald diesen Posten räumen und ganz sicher dann eine stattliche Rente beziehen.

Es kommt wirklich auf den einzelnen Mann (Frau) an, wie er sich einbringt und was er kann. Das zählt in der Wirtschaft allemal mehr als eine poltische Einstellung und erst recht nicht die, die der Mann vor 27 Jahren gezeigt hat, wenn er heute in der Lage ist, mittlere und hohe Posten in der Geschäftswelt auszufüllen.

Gruß
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Beethoven » 5. April 2017, 07:48

Volker Zottmann hat geschrieben:Solche Leute haben nicht nur das spätere Bauland billig gekauft. Die sind auch in Stadtparlamenten vertreten (gewesen) zu Zeiten, wo Normalo erstmal reisehungrig eilig Westeuropa mit "Billig-Tours" erkundete. Der Normalo merke erst später, dass ausgerechnet seine Haus-Gabel (zum Quartier gehörendes Ackerland) kein Bau-Erwartungsland wurde. Es wurde also nicht aufgewertet.
Herr Stadtrat aber ist binnen Wochen reich geworden..... Herr Stadtrat hat aber das System, welches jetzt am siegen ist auch gleich besser verstanden und genutzt.
Menschen, die einst diesen Herrn Stadtrat in alter Funktion als "Apparatschik" zu Fall brachten, haben genau nach der Wende aufgehört zu denken. Sind heute noch so arm dran, wie zuvor.

Ich amüsiere mich heute aber doch mehr über solche ehemaligen Stadträte, die wohl damals die Zeichen der Zeit erkannten, dann aber rein betriebswirtschaftlich den eigenen Betrieb ruinierten. Trotz unverdienter Chancen heute am Bettelstab leben....
Manchmal gibt es eben doch noch Gerechtigkeit. Und hier nicht so selten!

Gruß Volker


Da gibt es aber ganz sicher mehr Herrschaften aus den alten Ländern, die gerade im politischen Sektor, den ehemaligen DDR Beamten vor die Nase gesetzt wurden und hier Land in Größenordnungen, den damals noch unwissenden DDR-Bürgern, abgekauft haben oder aber ganze Wohnheime der staatlichen Organe für Spottpreise an Land zogen.

Mal ehrlich, ich kenne nicht einen ehemaligen Bedinesteten der DDR hier im Landkreis, der sich da was Großes gekauft hat. Der Chef der damaligen BHG hat seinen Betrieb gekauft. Das ist wohl war. Und heute ist es das größte Einkaufscentrum in Strausberg. Aber das hat er sich selber erschaffen.
Hingegen kenne ich zwei Staatssekretäre (aus den alten Ländern) die hier das Gästehaus des Ministers "geschossen" haben oder eben auch ein gut eingesessenes Kaufhaus in 1 a Lage. Der allerdings mußte es zurück geben, weil es einst jüdisches Eigentum war [grins]

Von den "Käufen" (Verschenkung wäre das richtige Wort) der TLG an jeden Wessi, der nur so tat, als ob er die Belegschaft erhalten möchte, gibt es ja ganze Bücher.

Gruß
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Volker Zottmann » 5. April 2017, 08:40

@Beethoven,
was interessieren mich hier westdeutsche Staatssekretäre? Es geht nur um das Threadthema.

Gruß Volker
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon karnak » 5. April 2017, 09:01

augenzeuge hat geschrieben:
Nicht nur das. Einige hatten das Ohr an der richtigen Stelle in den Städten und Gemeinden, wussten wo z.B. Gewerbegebiete entstehen sollten und kauften vorher massig Land für kleines Geld. Später konnten sie es mit viel Gewinn veräußern.

AZ

Das sind nun alles solche Geschichten, kann schon sein, dass es das gegeben hat, ob aber in wirklich relevanten Größenordnungen, ich habe da so meine Zweifel. Und ob das so einfach geht mit"dem Ohr an der richtigen Stelle". Zum Einen ist da auch ein gewisses Risiko dabei, nämlich dann wenn es doch kein Bauland wird und zum Anderen, man kann sich auch mit Vorteilsnahme durch Insiderwissen einen Haufen Ärger einhandeln wenn das publik wird. Wie auch immer, ich gehörte nicht dazu und die übergroße Masse der 91000 sehr wahrscheinlich auch nicht, fast hätte ich, was mich betrifft, gesagt leider [flash] In meinem Eternittkabuf konnte ich mir nicht so viel Informationen verschaffen. [grin]
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon karnak » 5. April 2017, 09:10

Volker Zottmann hat geschrieben:

Ich amüsiere mich heute aber doch mehr über solche ehemaligen Stadträte, die wohl damals die Zeichen der Zeit erkannten, dann aber rein betriebswirtschaftlich den eigenen Betrieb ruinierten. Trotz unverdienter Chancen heute am Bettelstab leben....
Manchmal gibt es eben doch noch Gerechtigkeit. Und hier nicht so selten!

Gruß Volker

[grin] Man muss eben die eigene Gier irgendwie im Zaum halten, ich habe mit mit Tarifvertrag und Betriebsrat immer besser gefühlt und das Bedürfnis irgendwann der große Zampano zu sein ist bei mir auch nicht so ausgeprägt, dazu bin ich viel zu faul. [flash]
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Interessierter » 5. April 2017, 09:25

Zitat Beethoven:
die gerade im politischen Sektor, den ehemaligen DDR Beamten vor die Nase gesetzt wurden


Es gab Beamte in der DDR? [denken]
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Nostalgiker » 5. April 2017, 09:58

Spartacus hat geschrieben:

Wobei .......... es aber auch viele Opfer gab, die durch Haft, Zersetzung und ähnlichem gar nicht mehr in der Lage
dazu waren, sich etwas neues aufzubauen, da auf verschiedene Arten stark traumatisiert. Die waren also nicht im Vorteil, sondern dir gegenüber deutlich im Nachteil.

Und davon gibt es wohl mehr, als man so denkt. [peinlich]

LG

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Sorry aber etwas zu einfach gedacht was die armen "Opfer" betrifft.
Wer in der DDR nicht bereit und willens war sich ganz normalen gesellschaftlichen Gegebenheiten, völlig ohne Ideologie, einzufügen sondern seinen Drang nach "Freiheit" und übersteigerten Individualismus ausleben mußte und dadurch in Konflikt mit der Gesellschaft kam hat es auch meisst in der "Freiheit" nicht geschnallt das es bestimmte Regeln gibt an die es sich zu halten gibt. Solch Beispiel von übersteigerten Individualismus der schon Narzissmus war hatten wir hier vor einiger Zeit Live und in Farbe im Forum. Hat er dich, Sparta, nicht auch als Idiot tituliert weil du früh aufstehst um Arbeiten zu gehen wo es sich doch so herrlich bequem von der Stütze leben lässt?
Bei solchen Menschen die sich gerne als das arme Opfer gerieren tendiert mein Mitleit ganz stark gegen Null.
Sie haben im Osten nichts auf die Reihe bekommen und im Westen ebenso aber jetzt ist natürlich die Stasi an ihrem persönlichen Versagen schuld.

Ansonsten finde ich es mal wieder ziemlich amüsant was hier einige Experten "wissen" was die Stasi so alles gewußt haben soll; siehe Grundstücke ---> Bauland, VEB Betriebe auf die keine Rückgabeansprüche bestanden etc. alles schöne Geschichten aus der Ecke 'Klatsch und Tratsch' und 'ich kann es zwar nicht belegen weiß es aber ganz genau weil es mir erzählt wurde' ....

Fast jeder der nicht gerade als Arbeiter in einem Betrieb arbeitete mußte faktisch 1990 von Null neu anfangen.
Das betraf fast alle Hoch- und Fachschulkader, fast alle Mitarbeiter in den Bereichen Verwaltung etc.

Ich kenne einige die 1990 durchaus Problemlos in eine "West"Firma wechselten dort aber faktisch einem Absolventen gleichgestellt wurden, gerade was das Gehalt betraf.
Arbeitsjahre, Erfahrungen zählten meisst nicht.
In meiner ersten Firma bekamen die frisch von der West-Uni eingestellten eine Gehaltsgruppe höher als die DDR Arbeitskräfte mit einer teilweisen besseren Qualifikation, Erfahrung und Wissen.
Schön das die ach so schlauen Westchefs das Ding damals sehr gründlich in die Pleite steuerten und nach kurzer Zeit in Konkurs gingen.
Gut für mich denn dadurch konnte ich mich Neu "Orientieren", fing zu fairen Konditionen bei einer Firma in der der Chef nicht meinte das die Ostdeutschen von Natur aus Blöde und Faul seien und ihnen deshalb nur 50% vom Tarif zahlte .....

Ja es gab die Bestrafung durch die Strafrenten, sprich Kappung der Rente wegen "Staatsnähe". Gerade für diejenigen welche Anfang der Neunziger in Rente gingen oder kurz vor 1990 in Rente gegangen sind.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Kumpel » 5. April 2017, 10:01

Nostalgiker hat geschrieben:Wer in der DDR nicht bereit und willens war sich ganz normalen gesellschaftlichen Gegebenheiten, völlig ohne Ideologie, einzufügen sondern seinen Drang nach "Freiheit" und übersteigerten Individualismus ausleben mußte und dadurch in Konflikt mit der Gesellschaft kam hat es auch meisst in der "Freiheit" nicht geschnallt das es bestimmte Regeln gibt an die es sich zu halten gibt.



Welch hanebüchener Unsinn, das genaue Gegenteil ist der Fall. Von den ganz normalen Assis der in DDR mal abgesehen.
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Volker Zottmann » 5. April 2017, 11:19

Ganz so simpel ist es nun nicht, wie uns @Nostalgiker Glauben machen will.
Nein es ist kein Tratsch!
Durch das Modrow-Gesetz sollten Hausbesitzer mehr Rechtssicherheit erlangen, die bisher noch nicht die Eigentümer der Flächen waren, auf denen ihre Gebäude standen.
Durch DDR-Gesezte war es zuvor oft nur möglich Häuser, nicht aber den Grund und Boden zu erwerben. So habe auch ich bereits 1984 begonnen, eine wilde Müllkippenbrache zu planieren und dann durfte ich mein Firmengebäude darauf errichten. Das bisherige Forstland wurde duch Trägerwechsel erst mal der Stadt Harzgerode grundbuchmäßig zugeschlagen. Ich zahlte fortan bis 1990 Pacht.

Im Frühjahr 1990 wurde unzählige Hausbesitzer, die teils selbstgebaute Siedlerhäuser seit den 1950er Jahren besaßen ermöglicht, nun für 50 Pfennige pro qm das Land käuflich zuerwerben. So habe auch ich mein 550qm Firmengelände gekauft.
An diesem Tag wurden vorgefertigte Verträge im Minutentakt vom Notar beglaubigt. Bei dieser Aktion sah man auch alle anderen beteiligten Kaufinteressenten, wußte meist auch, um welche Flächen es sich bei ihnen handelte. Denn wir leben in einer Kleinstadt. Und so standen auch einige Bürger (uns bekannt) fast so wie früher dabei, obwohl sie keine Häuser hatten. Nach dieser Aktion haben aber einige dann Ackerflächen besesssen. Auch für den besagten Fünfziger je qm. Jetzt rede ich allerdings von Hektargrößen. Den Gewinn pro Hektar kann sich jeder selbst errechnen, wenn 3 Jahre später der bebaubare Quadratmeter dann 56 Mark kostete. Das Land war über Nacht nun das 112 -fache wert.
Nostalgiker, da hat keiner mal was gehört und dann weiter getratscht. Das sind Fakten; Nur zu tratschen sind lediglich Deine steten hässlichen Unterstellungen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Beethoven » 5. April 2017, 12:16

Ganz so ist es nicht, Volker. So geht es im Deutschen Staate nämlich nicht.

Was eben noch Acker war, ist plötzlich Bauland, ist einfach nicht möglich.

Um einen Acker zu Bauland zu machen, bedarf es eines Bebauungsplanes oder mindestens eines Vorhaben- und Erschließungsplanes (VEP).
Die Fertigung eines solchen VEP, der zwingend von einem Architekten oder einem vorlageberchtigten Bauingenieur anzufertigen ist, kostete damals, auf den qm Land (dabei spielt es keine Rolle ob Bauland, Straßenland oder Grünfläche) mindestens 2 Mark, eher 5 Mark (Regional unterschiedlich).
Damit war aber der Acker noch kein Bauland in dem Sinne, wie es "Hänschen Deutschmann" versteht.
Nun mußte der Käufer (Eigentümer, Investor) die ortsübliche Erschließung gewährleisten. Gab es im Ort und der näheren Umgegegn Gas, so mußte er Gas heranlegen und wenn er parzellieren wollte, dann bis vor jede einzelne Parzelle. Gab es Strom, Wasser und Abwasser mußte auch das herangeführt werden. Bauland ist es nämlich erst dann, wenn die Erschließung gesichert ist.
Will er Parzellen verkaufen, muß er noch die Teilung durchführen.
Sind Straßen in dem neuen Wohngebiet geplant und das ist ja fast immer so, wenn man nicht nur straßenbegleitend baut, dann ist er für die Errichtung der Straßen, der Bürgersteige, wenn der VEP dies vorsieht und deren Beleuchtung verantwortlich. So hat er pro qm erstmal 50 DM investiert, bevor er an den Verkauf und die Erzielung von Gewinnen denken kann.

So was konnte sich ein Ossi nach der Wende kaum leisten auch wenn er eine Finanzierung in Anspruch nahm. Aber, es hat solche Menschen gegeben, die sich das zugetraut haben und das bei einem Zinsniveau, bei dem uns heute die Augen tränen. Als ich mein Haus baute, hatte ich noch 7,5 % Zinsen zu zahlen. Heute liegen wir bei 1,5 bis 1,9 %. Deshalb waren die Tilgungsraten in jener Zeit meistens noch sehr gering. Wir haben damals mit 2 % getilgt und das war schon recht viel. Heute tilgen viele gleich mit 5 % und zusätzlichen Sonderzahlungen, die es damals für uns noch nicht gab.

Also, heute Acker - morgen Bauland, ging damals nicht und geht heute auch nicht.
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Volker Zottmann » 5. April 2017, 12:34

@beethoven, was liest Du nur?
Nirgens schrieb ich, dass der Acker sofort Bauland war!
Natürlich dauerte die Umwandlung in Bauland einige Zeit. Darum schrieb ich, was das Land 3 Jahre später kostete. Darum saß der Mann damals sofort im Stadtrat! Interessant ist nebenbei bemerkt, dass die Neureichen, allesamt SED-Genossen, nun in der CDU waren. Ratz fatz vollzog sich der Gesinnungswandel.
Und ja, Namen nenne ich nicht. Auch nicht, für welche "Firma" vorher haupt-oder nebenberuflich "gearbeitet" wurde. Stimmten tuts dennoch. Der neue Eigentümer hat mit seiner eigenen Firma das Land noch "erschlossen". Strom/Telefon/Wasser.
Ich werde das hier nicht haarklein aufklamüsern.

Ich selbst bin mit meinen 550 qm Land zufrieden gewesen. Nie bankrott gegangen. Buk kleinere Brötchen, aber doch reichlich...
Alle anderen aber, 3 Baufirmen im Ort, die 1990, teils erst gegründet, hat die Raffgier erfasst, wurden größenwahnsinnig. Sind allesamt heute Pleite. Ein Chef wurde gar ermordet. Erst unlautere Machenschaften, dann tot im eigenen Kofferraum.... Ungeklärt bis heute.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Beethoven » 5. April 2017, 13:25

Volker Zottmann hat geschrieben:, dass die Neureichen, allesamt SED-Genossen, nun in der CDU waren. Ratz fatz vollzog sich der Gesinnungswandel.
Gruß Volker


Wir sind ja hier alle keine Neureichen aber Volker, da bist Du ja mit Karnack, Scorn, Nostalgiker usw. und mir an Menschen geraten, bei denen zwar Erkenntis vorhanden ist, gewonnen wurde in den vergangenen Jahren aber die Gesinnung sich eben nicht um 180° gedreht hat. Wir stehen zu unserem Leben in der DDR. Sind wir nun carakterlich besser als die Gesinnungswandler oder nicht? Oder geht beides nicht? [grins]

Ich weiß - provokativ.

Gruß
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon Kumpel » 5. April 2017, 13:30

Was dein Handeln anbetrifft bist du aber schon ein "Gesinnungswandler" ganz besonderer Güte ähnlich wie scorn der vom Friedensbewahrer zum Handlanger rücksichtsloser international tätiger
Firmen mutierte. [denken]
Kumpel
 

Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon karnak » 5. April 2017, 13:43

Ich hatte gerade die Bibelforscher an der Tür, hätte sie vielleicht hinzuziehen sollen. [flash]
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Re: Stasi-Tätern geht es heute besser als den Opfern

Beitragvon augenzeuge » 5. April 2017, 16:23

Nostalgiker hat geschrieben:Fast jeder der nicht gerade als Arbeiter in einem Betrieb arbeitete mußte faktisch 1990 von Null neu anfangen.


Das stimmt nicht. Gerade jene in der öffentlichen Verwaltung wurden oft in den ÖD übernommen. Dort verdienten sie schnell gutes Geld, waren relativ sicher vor Kündigungen.
Denen ging es ab sofort viel besser als zuvor. Ich persönlich kenne genug Beispiele.

Weißt du Nostalgiker, jene, die aus dem Knast in den Westen entlassen wurden, oder jene, die mit dem was sie tragen konnten in den Westen durften, die hatten nicht mal ein Sparbuch, welches sie 1:1 umtauschen konnten. Die alle fingen wirklich mit NULL an.

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