DDR Opferrente

Re: DDR Opferrente

Beitragvon Spartacus » 5. April 2013, 17:26

Merkur hat geschrieben:
Spartacus hat geschrieben:
Wenn eben Thoth zum Beispiel den Unrechtsstaat DDR, mit dem Rechtsstaat BRD gleichzusetzen versucht


Das Gefasel vom "Unrechtsstaat" DDR darf natürlich nicht fehlen. Erklär mir doch mal, wer eigentlich festlegt, welcher Staat ein "Unrechtsstaat" ist und wie ein "Unrechtsstaat" definiert ist. In der DDR ist sicher (wie in jedem anderen Staat auch) Unrecht geschehen. Dennoch war sie wohl kaum ein "Unrechsstaat", sondern vielmehr ein Rechtsstaat sozialistischer Prägung.
Die DDR war nach meiner Auffassung während ihrer Existenz ein Staat, dessen Rechtssetzung dem international anerkannten Rechtsstandard entsprach. Zumindest hatte dies bis 1989 niemand in Frage gestellt.
Ist denn die BRD ein Rechtsstaat, wenn sie beispielsweise sämtliche Mitarbeiter des MfS ohne jeglichen individuellen Schuldnachweis pauschal mit Berufsverbot in öffentlichen Ämtern belegt ?


Rechtsstaat sozialistischer Prägung?

Mann oh Mann, ich weiß ja nett wo Du gelebt hast, aber da habe ich jedenfalls nicht gelebt.

Aber klar, Rechte hattest Du natürlich viele. Zum Beispiel hattest Du das Recht:

- Dein Maul zu halten
- für`n Appel und n`Ei zu malochen
- stundenlang anzustehen, wo`s dann plötzlich nix mehr gab
- 18 Jahre auf`n Plastikbomber zu warten
- für immer und ewig auf ne Plattenbude zu warten, wenn Du kein Genosse warst
- nix von der Welt zu sehen
- als Rentner in totaler Armut vor Dich hinzudämmern
- auf Schlaglöcher, in die locker ein W50 reingepasst hätte
- auf Mangelernährung

unbd so weiter und so fort.

Aber wenn Dir das so gefallen hat, na dann!

Du bist ja jetzt - Dank uns - ein freier Mensch, der einen echten Pass besitzt. Also auf was wartest Du?
In Nord - Korea werden sie Dich sicherlich herzlich begrüßen und schon- oh Wunder - hast Du alles wieder,
wie in der ach so sehr vermissten DDR.


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



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Re: DDR Opferrente

Beitragvon karnak » 5. April 2013, 17:31

Spartacus hat geschrieben:
Aber klar, Rechte hattest Du natürlich viele. Zum Beispiel hattest Du das Recht:

- Dein Maul zu halten
- für`n Appel und n`Ei zu malochen
- stundenlang anzustehen, wo`s dann plötzlich nix mehr gab
- 18 Jahre auf`n Plastikbomber zu warten
- für immer und ewig auf ne Plattenbude zu warten, wenn Du kein Genosse warst
- nix von der Welt zu sehen
- als Rentner in totaler Armut vor Dich hinzudämmern
- auf Schlaglöcher, in die locker ein W50 reingepasst hätte
- auf Mangelernährung

unbd so weiter und so fort.

Aber wenn Dir das so gefallen hat, na dann!

Du bist ja jetzt - Dank uns - ein freier Mensch, der einen echten Pass besitzt. Also auf was wartest Du?
In Nord - Korea werden sie Dich sicherlich herzlich begrüßen und schon- oh Wunder - hast Du alles wieder,
wie in der ach so sehr vermissten DDR.

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Re: DDR Opferrente

Beitragvon Edelknabe » 5. April 2013, 17:56

Mann oh Mann, ich weiß ja nett wo Du gelebt hast, aber da habe ich jedenfalls nicht gelebt.

Sowas kann man eigentlich nicht unkommentiert stehenlassen Spartacus siehe dein:"Aber klar, Rechte hattest Du natürlich viele. Zum Beispiel hattest Du das Recht:

- Dein Maul zu halten
- für`n Appel und n`Ei zu malochen
- stundenlang anzustehen, wo`s dann plötzlich nix mehr gab
- 18 Jahre auf`n Plastikbomber zu warten
- für immer und ewig auf ne Plattenbude zu warten, wenn Du kein Genosse warst
- nix von der Welt zu sehen
- als Rentner in totaler Armut vor Dich hinzudämmern
- auf Schlaglöcher, in die locker ein W50 reingepasst hätte
- auf Mangelernährung

unbd so weiter und so fort.Textauszug Ende.

Das Maul halten, in der DDR ist schon bissel falsch ausgedrückt.Also da haben Leutchen auf Arbeit und im Alltag bestimmt mehr das Maul aufgemacht, als es der DDR lieb sein konnte. Und na klar, ob da nun immer reagiert wurde drauf, um Unzulänglichkiten abzustellen ist wieder ne andere Sache.

Für "einen Appl und n Ei zu malochen"? Wo hast du gearbeitet Schlaukopf komm raus mit der Sprache, um aber auch solchen Schwachsinn zu texten? Das interessiert mich wirklich jetzt brennend? Und was hast du verdient, am Monatsende?

"18 Jahre auf nen Trabbi warten" Gut, Wartezeiten bis gut 10-11 Jährchen waren drin, für Alle Anderen gabs genug Gebrauchte, wenn mir die Brieftasche nicht gerade zuknöpfter wie zugeknöpft war. Gehörtest wahrlich zu Letzteren was?

"Plattenbauten" und drin wohnen war Glückssache/Beziehung und rechtzeitige Anmeldung auf ner großen Liste, ich musste da nicht unbedingt Genosse sein, im Gegenteil, da langte Werktätiger bei der Müllabfuhr.

"Nix von der Welt sehen" Ist Auslegungssache. Was war Welt und gut, ne Weltreise war nicht drin, da gehe ich voll mit.

"Als Rentner in totaler Armut vor dich hindämmern". Schon das Wort Armut ist sowas von daneben, das geht eigentlich garnicht. Hattest du eigentlich Oma und Opa?

Ne Unmenge "Schlaglöcher" geht in Ordnung, nur der W50 nicht.

"Mangelernährung". Unglaublicher Schwachsinn hoch Drei. Überlege besser vorher was du textest ehe es hier ungemütlich wird in der Diskussion.

Rainer-Maria eigentlich beschämst du mit dererlei viel Unfug in deinen Behauptungen über den damaligen Sozialismus deinen Nicknamen, diesen Spartacus.Und ich bin ein Filmfan, denke, ich weiß, von was ich da schreibe.
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon Spartacus » 5. April 2013, 18:12

Edelknabe,

ich verdiente damals 625 Ost Mark, als Facharbeiter, ende der 70er Jahre. Was sollte ich als junger Mensch damit
anfangen. Mir ein Leben aufbauen? Eine Wohnung einrichten? Hach Gottchen.

Mein Oma hatte 178 Ost Mark Rente und hauste in einem Loch unter dem Dach, in einem über 100 Jahre alten Haus,
in dem die Treppen fast zusammenbrachen. Weiß ich noch so genau, da ich im Winter jeden Tag bei ihr vorbei schaute,
um ihr die Kohleneimer nach oben zu schleppen.

Mit Mangelernährung meinte ich nicht, das man Hungern mußte, sondern das halt die Vitamine etc. abgingen, was
zu massiven Zahnproblemen führte.

Ich hatte kein Auto, konnte ich mir ja nett leisten. Und wer schon, mit Anfang 20 zum Beispiel?

Der W50 war lustig gemeint, aber so was geht dann wohl doch nicht hier?

Nächstes Mal schreibe ich explizit ganz ausführlich, damit ich nicht noch mal nachkommentieren muss.


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Re: DDR Opferrente

Beitragvon Edelknabe » 5. April 2013, 19:23

Siehste Spartacus, ich geh immer davon aus, das hier junge Leutchen mitlesen. Die lesen da 625,-Mark der DDR, mensch das war damals viel Geld, ich hatte so 675,- bis 875,- Netto auf die Hand, das kam ganz auf die monatliche Normerfüllung an. Und jetzt denkt doch der Schüler...ja was denkt er eigentlich? Der denkt so mit seiner Denke von Heute, jetzt musste der Spartacus bestimmt 600,-Märkerschen monatlich abdrücken für Miete, Nebenkosten und Sonstwas für Kosten?

Ne,volle Fehlanzeige, musste der Spartacus nicht ach Gottchen, denn der Staat DDR gab über staatliche Fonds nochmal dasselbe Geld dazu(ne besser, behielt es ein, nannte sich zweite Lohntüte) um dem Spartacus das tägliche Leben so billig wie möglich zu machen.Diese Mietkosten der Neubauten, der Plattenbauten betrugen doch sage und schreibe keine Hundert Mark monatlich inclusive fast aller Nebenkosten und die Miete im Gründerzeithaus mit Toilette halbe Treppe tiefer noch weniger.

Ja Spartacus, und da meinst du junges damaliges Kerlchen, mit dem Geld wars nicht möglich, ne ordentliche Familie zu gründen? Was hast du gemacht Mann, hast du nur bei der Oma gesessen oder was? Eine Wohnung einrichten? Wo hast du noch gewohnt,etwa noch bei den Eltern? Also Hotel Manma und Papa, wars noch billiger, konntest deine 625 Märkerschen also sparen.

Weißte was, sollte das so gewesen seine schreib besser nix über den Alltag in der DDR oder versuche ihn gar noch zu erklären. Hättest vielleicht mal die Hände aus den Taschen bekommen müssen und nimms mir nicht übel, ich kann da nich netter texten, wenn ich sowas lese wie deinen Textkram. Ist wahrlich nich bös gemeint, eher mit Humor...ostdeutschem gelebtem Proletarierhumor.

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Re: DDR Opferrente

Beitragvon Volker Zottmann » 5. April 2013, 21:46

Spartakus hat aber recht Edelknabe!
Jeden Monat wurde die Normerfüllung mit spitzem Stift auf 115% getrimmt. Mehr war nie erlaubt. Dann bekam beispielsweise der junge Maurer 575.-Mark. Der Alte hatte sich schon eine Lohngruppe höher gedient und maximal 640.-Mark in der Tasche (1970 etwa)
Meine Frau war gelernte Rundfunk-und Fernsehmechanikerin ind bekam in ihrer PGH 360 .-Mark.
Wenn wir uns was anschaffen wollten, mussten wir jeden(!) Tag nach Feierabend weiterschuften.
Ganz normal erscheinst Du mir nicht, wenn Du das normal findest.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: DDR Opferrente

Beitragvon Volker Zottmann » 5. April 2013, 22:01

Wann verdiente er das? Jahr?

Dazu passt einer der letzten intelligenten DDR-Slogans:

Das war der "Sozialismus in den Farben der DDR".
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon Nostalgiker » 5. April 2013, 23:37

Heute sind natürlich alle Gehälter und Renten so was von hoch das die Menschen garnicht wissen wohin mit ihrem Geld.
In den Baumärkten sind die Kohleschippen alle weil die Leute sie kauften um ihr Geld im Keller umzuschippen .......

Das Millionen von Minijobbern, Leih(Sklaven)arbeitern, anderen Geringverdienern und Pensionären ihr Salär mit Hilfe des Amtes aufstocken müssen ist wahrscheinlich auch nur Greuelpropaganda der stramm linksgerichteten Medien welche die freiheitlich demokratische Grundordnung mit ihrer segenreichen sozialen Marktwirtschaft nur madig machen um den Umsturz herbeizuführen .......

Thoth

PS.: Um glücklich zu sein braucht es heutzutage um die 50.000€ Netto im Jahr, pro Person wohlgemerkt, wie ich kürzlich in einem Interview las. Tscha, scheinen wohl hier alle sehr extrem glücklich zu sein .......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon vs1400 » 5. April 2013, 23:42

ABV hat geschrieben:Die Löhne variierten in der DDR auf eine heute schwer nachvollziehbare Art und Weise. Ein Cousin von mir, hatte die Schule in der 8.Klasse verlassen. Anschließend nahm er eine dreijährige Lehre auf und arbeitete dann als Traktorist auf einer LPG. Sein Nettoeinkommen lag zwischen 850 und 900 Mark. Wofür er sicher auch eine Menge Arbeitsstunden leisten musste. Dennoch verdienten die Traktoristen, zumindest in dieser LPG, nicht schlecht.
Mein Einkommen als Facharbeiter bei der Binnenfischerei betrug nach dem Ende der Lehre, ca. 470 Mark. Mein Meister verdiente lediglich knappe 600 Mark. Womit sein Einkommen weit unter dem eines Traktoristen lag. Verstehen kann ich diese " Einkommenschere" bis heute nicht.

Gruß Uwe


moin Uwe,
dein cousin arbeitete in der landwirtschaft und die ist eben saisonabhängig.
mein vater arbeitete im 3schichtsystem an einer stahlwalze und ging rollende woche. bekommen hatte er damals, wenn es gut lief, maximal 1100 mark.
im 1.lehrjahr bekam ich als lehrling 1000 mark in der erntesaison. bin aber 06:00 raus und kam spätestens 01:00 wider heim. am nächstem morgen ging es 06:00 wieder raus ... usw. usf. . das geld lag also auch nicht auf der straße und nach dem korn kam die kartoffel, der mais und die rübe. demnach hatte man von juni bis, wenn es nicht gut lief, ende november viele, viele überstunden und danach hatte man auch nur 650 märker.

gruß vs [hallo]
vs1400
 

Re: DDR Opferrente

Beitragvon lethale iniectio » 6. April 2013, 07:04

Spartacus hat geschrieben:Na nun sind wir ja wieder mal beim Thema.
Kerstin, die Opferrente gibt es erst seit 2007. Sprich man hat mal eben, seit der Ehrenerklärung des Bundestages 1992 ,
schlappe 15 Jahre gebraucht, um die miesen 250 Euro auf den Weg zu bringen.
Hier gibt es die einzelnen Gesetze noch mal zum nachlesen, falls Interesse besteht:
http://www.berlin.de/lageso/versorgung/ ... d-unrecht/
Beste Grüße
Spartacus



Danke Spartacus!

Irgendwie finde ich das aber auch seltsam, denn unter diesen Menschen die zu bestehen der DDR die Mücke gemacht haben, befanden sich doch bestimmt auch schon gestrafte Seelen.
Warum hat das alles so lange gedauert und wenn die Wende nicht gekommen wäre, dann hätte es die Rente wohl nie gegeben, finde ich auch traurig!

Eine Freundin von mir, wollte damals auch stiften gehen, wurde aber geschnappt und hat 2 Jahre wegen §213 in Dessau gesessen, sie ist wieder in den Osten entlassen worden und heute noch hier, habe sie damals durch die Zeit begleitet, per Sprecher!
Sie bekommt nichts, aber sie will auch nicht... sie hat mit der Sache abgeschlossen.
Ein entfernter Verwandter von mir, ist auch geschnappt worden, nur war das bei ihm auch genau so beabsichtigt!
Dann hat sich meine Tante ins Zeug gelegt von drüben aus (sie waren keine Armen und hatten sehr gute Verbindungen) und so ist er auch ziemlich schnell frei gekauft worden!
Ihn heute zu erreichen ist ein Glücksfall, da er finanziell unabhängig ist und ein richtiger Weltenbummler geworden ist.
Der Knabe ist so alt wie ich (48) und will einfach nicht sesshaft werden!

Viele Grüße!

Kerstin
lethale iniectio
 

Re: DDR Opferrente

Beitragvon Edelknabe » 6. April 2013, 09:14

Mann Volker das Zauberwort im Sozialismus waren die Kosten,ich schreibe das mal besser GROß"DIE KOSTEN," die Lebenshaltungskosten. Was hatte mich denn das tägliche Leben gekostet? Das war doch nicht so wie heute wo jeden Tag, Woche, Monat, Jahr alles teurer wird, ganz im Gegenteil, da blieb fast Alles auf einem Level stehen und das über Jahrzehnte. Und da kommt so ein junges Kerlchen in der DDR wie Spartacus und will mir erzählen, das er mit seinen 625,-Mark der DDR einfach nicht leben konnte, oder sagen wir besser einfach nicht einigermaßen zurecht kam?

Hatte noch nicht mal ne eigene Wohnung unser Spartacus und na klar, in der DDR bekamen die Frauen in der Regel mit 21-23 Jahren ihr erstes Kind, genau das setzte aber voraus das ich da auch einen Kerl dazu hatte und über Kind, Frau und Kerl oder vollkommen umgedreht kam ich auch zur eigenen Wohnung ....so war das nun mal im Sozialismus und wenn die Anfangs auch nun nicht so der Komfort-Brüller war, egal, die zweite Wohnung wurde es dann oder es wurde irgendwie erweitert.

Ja wenn ich da natürlich besser Bettelstudent bis 27 Jährchen wie unser Dille sein wollte um irgendwann geplant die DDR fluchtartig zu verlassen, ja das war ja dann klar, das es mit Familie, Wohnung, ordentlichen Auskommen, was Anschaffen, was gut Schaffen auf das ich auch stolz sein konnte einfach nix werden konnte.

Was habt ihr nur gemacht mit eurem ganzen Geld (monatlichen Einkommen gesamt) wenn ich das immer so lese? Mensch die Grundnahrungsmittel waren sowas von billig, das ging einfach nicht billiger. Energiekosten ein Witz, Wasser hat aber auch garnichts gekostet, Müllabfuhr wieder nix, Häuser, Bürgersteige und Hausflure wurden selber gekehrt...wo bitteschön waren die Wahnsinns-Kosten, die mir doch das Geld wie HEUTE aus der Tasche zogen wo nur WO? Setze das fort mit der Kinokarte, mit Kultur von der Oper bis zum kleinsten Theater runter, mit Sportveranstaltungen, Sportbeiträgen selber...alles ein Witz verdammt.

Und dann stellt sich Einer wie Spartacus hin und will doch einem gestandenen Werktätigen in dieser DDR von der DDR erzählen, ich fasse es nicht. Wie jung war der Kerl überhaupt damals, wo er bei der Oma die Kohlen-Eimerschen schleppte?

Ehe ich mich hier noch aufrege,mach ich besser erstmal ne Pause...für unseren Spartacus.

Rainer-Maria und allen einen guten Tag ins Forum
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon Icke46 » 6. April 2013, 10:45

Es wäre tatsächlich mal interessant, einen Kaufkraftvergleich Ost-West anzustellen. Wenn man hier mit Nettozahlen von 650,- M bis 1.100 ,- M um sich wirft, ist das für jemanden, der die Zeit nicht selber erlebt hat, nicht sehr hilfreich. Vielleicht findet ja jemand eine Seite im Netz, wo das umgerechnet wird, so dass auch die Nachgeborenen sich halbwegs ein Bild machen können.

Für mich kann ich sagen, dass ich in 1982 ein Monats-Netto (in Niedersachsen) von 850,- DM hatte. Von daher kommt mir der Unterschied auch im direkten Zahlenvergleich nicht so gross vor. Wobei ich möglicherweise zugegebenermassen nicht unbedingt repräsentativ bin.

Was mir zu West-Einkommen in dem Zusammenhang noch einfällt: Ein Onkel von mir war in diesem Zeitabschnitt (also um 1982 herum) in West-Berlin selbstständiger Tischlermeister. Da gab es natürlich auch am Kaffeetisch so Gespräche zu Einkommen und überhaupt zu lohnabhängig Beschäftigten. Nun haben nach meinem Eindruck selbstständige Handwerker scheinbar das Problem, dass Leute, die sie beschäftigen, stinkfaul sind und dafür dann auch noch dafür die dicke Kohle haben wollen (das klang in den Gesprächen jedenfalls so durch). Nun, jedenfalls kam da mal das Gespräch auf einen Bewerberm den mein Onkel fragte, was er verdienen wollte. Der erwiderte, dass er 1.000,- DM netto schon haben müsste, darauf mein Onkel: "Ich vin doch nicht Krösus". Ehrlich gesagt, kamen mir 1.000,- DM netto seinerzeit für West-Berliner Verhältnisse schon recht knapp bemessen vor.

Nun ja - immerhin haben die paar Kröten, die bei der Selbstständigkeit übrig blieben, zum Erwerb mehrerer Mietshäuser gereicht, so dass die Tischlerei mittlerweile in eine Grundstücksverwaltungsgesellschaft umfirmierte. Mein Onkel hat allerdings nichts mehr davon - bekanntermassen kann niemand etwas mitnehmen.

Gruss

icke
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon dein1945 » 6. April 2013, 11:17

icke46 hat geschrieben:Es wäre tatsächlich mal interessant, einen Kaufkraftvergleich Ost-West anzustellen. Wenn man hier mit Nettozahlen von 650,- M bis 1.100 ,- M um sich wirft, ist das für jemanden, der die Zeit nicht selber erlebt hat, nicht sehr hilfreich. Vielleicht findet ja jemand eine Seite im Netz, wo das umgerechnet wird, so dass auch die Nachgeborenen sich halbwegs ein Bild machen können.

Für mich kann ich sagen, dass ich in 1982 ein Monats-Netto (in Niedersachsen) von 850,- DM hatte. Von daher kommt mir der Unterschied auch im direkten Zahlenvergleich nicht so gross vor. Wobei ich möglicherweise zugegebenermassen nicht unbedingt repräsentativ bin.

Was mir zu West-Einkommen in dem Zusammenhang noch einfällt: Ein Onkel von mir war in diesem Zeitabschnitt (also um 1982 herum) in West-Berlin selbstständiger Tischlermeister. Da gab es natürlich auch am Kaffeetisch so Gespräche zu Einkommen und überhaupt zu lohnabhängig Beschäftigten. Nun haben nach meinem Eindruck selbstständige Handwerker scheinbar das Problem, dass Leute, die sie beschäftigen, stinkfaul sind und dafür dann auch noch dafür die dicke Kohle haben wollen (das klang in den Gesprächen jedenfalls so durch). Nun, jedenfalls kam da mal das Gespräch auf einen Bewerberm den mein Onkel fragte, was er verdienen wollte. Der erwiderte, dass er 1.000,- DM netto schon haben müsste, darauf mein Onkel: "Ich vin doch nicht Krösus". Ehrlich gesagt, kamen mir 1.000,- DM netto seinerzeit für West-Berliner Verhältnisse schon recht knapp bemessen vor.

Nun ja - immerhin haben die paar Kröten, die bei der Selbstständigkeit übrig blieben, zum Erwerb mehrerer Mietshäuser gereicht, so dass die Tischlerei mittlerweile in eine Grundstücksverwaltungsgesellschaft umfirmierte. Mein Onkel hat allerdings nichts mehr davon - bekanntermassen kann niemand etwas mitnehmen.

Gruss

icke


@icke,

da hätte dein Onkel lange suchen können, für 1000 DM wäre ich nicht mal aufgestanden, bezogen auf Anfang der achtziger Jahre, Tischler verdienten zu der Zeit mehr als Strippenzieher und ich hatte schon ca. 1.800 netto in Steuerklasse IV

Gruß aus Berlin
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon dein1945 » 6. April 2013, 11:19

@Edelknabe,

als Selbstständiger hatte ich dich schon einmal gebeten, nenne doch mal den Stundenlohn deiner Gesellen ! Übrigens Volker hatte geantwortet !

Schönen Gruß aus Berlin
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon dein1945 » 6. April 2013, 11:21

lethale iniectio hat geschrieben:
Spartacus hat geschrieben:Na nun sind wir ja wieder mal beim Thema.
Kerstin, die Opferrente gibt es erst seit 2007. Sprich man hat mal eben, seit der Ehrenerklärung des Bundestages 1992 ,
schlappe 15 Jahre gebraucht, um die miesen 250 Euro auf den Weg zu bringen.
Hier gibt es die einzelnen Gesetze noch mal zum nachlesen, falls Interesse besteht:
http://www.berlin.de/lageso/versorgung/ ... d-unrecht/
Beste Grüße
Spartacus



Danke Spartacus!

Irgendwie finde ich das aber auch seltsam, denn unter diesen Menschen die zu bestehen der DDR die Mücke gemacht haben, befanden sich doch bestimmt auch schon gestrafte Seelen.
Warum hat das alles so lange gedauert und wenn die Wende nicht gekommen wäre, dann hätte es die Rente wohl nie gegeben, finde ich auch traurig!

Eine Freundin von mir, wollte damals auch stiften gehen, wurde aber geschnappt und hat 2 Jahre wegen §213 in Dessau gesessen, sie ist wieder in den Osten entlassen worden und heute noch hier, habe sie damals durch die Zeit begleitet, per Sprecher!
Sie bekommt nichts, aber sie will auch nicht... sie hat mit der Sache abgeschlossen.
Ein entfernter Verwandter von mir, ist auch geschnappt worden, nur war das bei ihm auch genau so beabsichtigt!
Dann hat sich meine Tante ins Zeug gelegt von drüben aus (sie waren keine Armen und hatten sehr gute Verbindungen) und so ist er auch ziemlich schnell frei gekauft worden!
Ihn heute zu erreichen ist ein Glücksfall, da er finanziell unabhängig ist und ein richtiger Weltenbummler geworden ist.
Der Knabe ist so alt wie ich (48) und will einfach nicht sesshaft werden!

Viele Grüße!

Kerstin


@Kerstin,

und wieviel gab es aus dem HHG ?

Gruß aus Berlin
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon Icke46 » 6. April 2013, 11:56

Zur Erklärung:

HHG = Häftlingshilfegesetz

Ich wollte das schon mal nach der Frage von Kerstin nach etwas ähnlichem wie der Opferrente in der Zeit, als die DDR noch bestand, ins Spiel bringen.
Allerdings hat das Häftlingshilfegesetz eine entscheidende Einschränkung (Zitat):

Leistungen nach dem Häftlingshilfegesetz erhalten Personen, die in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone oder im ehemaligen sowjetischen Sektor von Berlin (ehemalige DDR) oder in den ehemaligen deutschen Ostgebieten aus politischen Gründen rechtsstaatswidrig in Gewahrsam genommen wurden und dabei einen Gesundheitsschaden erlitten haben.

Das trifft also nicht generell auf seinerzeit Inhaftierte zu.

Quelle: http://www.berlin.de/lageso/versorgung/ ... chaedigte/

Gruss

icke
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon dein1945 » 6. April 2013, 12:19

icke46 hat geschrieben:Zur Erklärung:

HHG = Häftlingshilfegesetz

Ich wollte das schon mal nach der Frage von Kerstin nach etwas ähnlichem wie der Opferrente in der Zeit, als die DDR noch bestand, ins Spiel bringen.
Allerdings hat das Häftlingshilfegesetz eine entscheidende Einschränkung (Zitat):

Leistungen nach dem Häftlingshilfegesetz erhalten Personen, die in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone oder im ehemaligen sowjetischen Sektor von Berlin (ehemalige DDR) oder in den ehemaligen deutschen Ostgebieten aus politischen Gründen rechtsstaatswidrig in Gewahrsam genommen wurden und dabei einen Gesundheitsschaden erlitten haben.

Das trifft also nicht generell auf seinerzeit Inhaftierte zu.

Quelle: http://www.berlin.de/lageso/versorgung/ ... chaedigte/

Gruss

icke


Irrtum !!!
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon Icke46 » 6. April 2013, 12:24

Mit anderen Worten, das Land Berlin lügt [denken] ?

Oder wie soll ich das verstehen?

Gruss

icke
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon lethale iniectio » 6. April 2013, 12:32

dein1945 hat geschrieben:und wieviel gab es aus dem HHG ?


So weit ich weiß, ist da gar nichts gelaufen, aber wenn sie aus dem Urlaub wieder zurück ist, kann ich noch einmal nachfragen!
Wie ich schon geschrieben habe, hat oder hatte sie auch gar kein Interesse.
Sie war nie richtig politisch, der Fluchtgedanke ist eher nach einem Party Abend entstanden, ja auch das gab es und deswegen sind sie bestimmt auch geschnappt worden!
Sie hat nach ihrer Entlassung ihren jetzigen Mann kennen gelernt und ihre kleine Familie gegründet.
Sie hat öfters mal gesagt... wenn sie ihn eher gekannt hätte, wäre es bestimmt überhaupt nicht zu dieser Sache gekommen.
Später war sie auch bei den Demos nicht dabei, ihr Mann schon, aber Beide zusammen wollten sie nicht, da es ja ihre Tochter gab und da Keiner damals wusste was passiert, war es völlig logisch, dass sie zu Hause bleibt!
Gesundheitliche Schäden hat sie jedenfalls keine durch ihre Haft und sie ist auch nicht gefoltert worden, wie auch sonst Niemand....
welcher zur gleichen Zeit wie sie in Dessau war!!!

Kerstin
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon dein1945 » 6. April 2013, 12:45

icke46 hat geschrieben:Mit anderen Worten, das Land Berlin lügt [denken] ?

Oder wie soll ich das verstehen?

Gruss

icke


icke,

einfach mal, hätte doch bald schlau machen geschrieben, gebe aber gerne Nachhilfe aus der Seniorenkrabbelkiste:

http://www.bmj.de/SharedDocs/Downloads/ ... cationFile

weiter an Kerstin,

auch deine Freundin hätte auch Anspruch, wenn die Antragsfrist noch nicht abgelaufen ist.


Gruß aus Berlin
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon Verfasser » 6. April 2013, 13:01

dein1945 hat geschrieben:
lethale iniectio hat geschrieben:Eine Freundin von mir, wollte damals auch stiften gehen, wurde aber geschnappt und hat 2 Jahre wegen §213 in Dessau gesessen, sie ist wieder in den Osten entlassen worden und heute noch hier, habe sie damals durch die Zeit begleitet, per Sprecher! Sie bekommt nichts, aber sie will auch nicht... sie hat mit der Sache abgeschlossen.
Viele Grüße! Kerstin

@Kerstin, und wieviel gab es aus dem HHG ?
Gruß aus Berlin

Die Freundin bekommt eine besondere Zuwendung für Haftopfer gemäß §17a StrRehaG von 250 € (in voller Höhe), wenn sie Altersrentnerin ist und ein Einkommen aus Altersrenten bezieht (egal in welcher Höhe). Sie hat eine Kapitalentschädigung von 24 x 306,78 € = 7.362,72 € bekommen, wenn sie nicht so dumm war, es nicht zu wollen, d. h. wenn sie den Antrag gestellt hat.

Regierung von Unterfranken hat geschrieben:Personen, die in der ehemaligen DDR eine mit den wesentlichen Grundsätzen einer freiheitlichen rechtsstaatlichen Ordnung unvereinbare Freiheitsentziehung erlitten haben, erhalten nach dem Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetz für jeden angefangenen Kalendermonat der Freiheitsentziehung auf Antrag eine Kapitalentschädigung von 306,78 €. Auf diese Kapitalentschädigung sind die aufgrund desselben Sachverhalts nach anderen gesetzlichen Vorschriften erbrachten Entschädigungsleistungen, insbesondere nach dem Häftlingshilfegesetz anzurechnen. Voraussetzung für die Zahlung der Leistung ist eine gerichtliche Rehabilitierungsbescheinigung oder eine Bescheinigung nach § 10 Absatz 4 Häftlingshilfegesetz.

Die monatliche besondere Zuwendung beträgt 250 €. Voraussetzung dafür ist eine Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Lage. Sie liegt vor, wenn das Einkommen bei alleinstehenden Personen derzeit den Betrag von 1.146 € und bei verheirateten oder in Lebensgemeinschaft lebenden Personen den Betrag von 1.528 € nicht überschreitet. Für jedes Kind, für das der Bezieher der besonderen Zuwendung einen Kindergeldanspruch nach dem Einkommenssteuer- oder Bundeskindergeldgesetz hat, wird die Einkommensgrenze um 382 € erhöht. Alle Renten- und Versorgungsbezüge sowie Kindergeld bleiben unberücksichtigt.

Verfasser K.
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon Dille » 6. April 2013, 13:33

Edelknabe hat geschrieben:Ja wenn ich da natürlich besser Bettelstudent bis 27 Jährchen wie unser Dille sein wollte um irgendwann geplant die DDR fluchtartig zu verlassen, ja das war ja dann klar, das es mit Familie, Wohnung, ordentlichen Auskommen, was Anschaffen, was gut Schaffen auf das ich auch stolz sein konnte einfach nix werden konnte.


Junger Freund, das ist ja wieder mal eine sehr eigenwillige Interpretation meines Lebenslaufes und auch ansonsten der Lebensumstände !!

Du solltest doch wissen, daß es mit "Bettelstudent" bzw. eigentlich meintest Du ja "Bummelstudent" in der DDR nicht möglich war -- 11 Semester Elektrotechnik, dabei hattes'te 2 "Freischüsse", also vergeigte Prüfungen (was eigentlich mindestens einmal die Mehrheit "in Anspruch" genommen hat, ich in "Technischer Mechanik"), und ansonsten wars'te "draußen".
Dann gehörte ich ja selbst der "Arbeiterklasse" an, habe ja nach dem Abitur Funkmechaniker gelernt, mein Pech war eben, daß meine Eltern nicht zur "herrschenden Klasse" gehörten, wodurch es zur anderswo diskutierten Abstrafung beim Stipendium kam. Nach dem Studium habe ich dann noch 1 1/2 Jahre zu einem recht ordentlichen Einkommen (890,- .... 1.120,- M) im VEB Maschinelles Rechnen gearbeitet.

Über die Fluchtgründe habe ich mich ja anderswo lang und breit ausgelassen, daß es kein "ordentliches Auskommen" war, das kannst Du mir schlecht unterstellen, ich habe ja auch schon mal irgendwo den Vergleich gemacht. Was "geschaffen", auf das ich stolz sein kann (abgesehen jetzt von meinem gelebten Leben dort und meiner Ausbildung), habe ich mir allerdings erst auf dieser Seite, gerade auch deshalb, weil ich mir eben nicht vorschreiben lassen wollte, Frau und Kind haben zu sollen, um dann möglicherweise ein eigenes Wohnklo zugewiesen zu bekommen.

Die konstante Wiederholung dieser Phraseologie von den niedrigen Kosten des täglichen Lebens langweilt eigentlich nur -- ich habe ja auch mal anderswo verglichen, wieviel Brot man ißt, wieviel Fahrgeld man braucht, wieviel Miete usw. usw. und was dann bleibt vom Einkommen. Du verdrängst eben dabei -- nein, Preiserhöhungen gab es nicht -- daß bestimmte Dinge plötzlich verschwanden (Bettwäsche z.B.) und dann in "verbesserter Qualität" zum höheren Preis wieder auftauchten. Du verdrängst auch, daß zum Leben auch mehr gehört als Kartoffeln, Brot und die Fahrt zur Arbeit -- geht es um die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen (außer dem ND), also z.B. die Tasse Kaffee (z.B. für die Rentner), dann sieht doch die Rechnung wieder ganz anders aus.
Ich habe doch für meine Schwester den Rundfunk-/ Phonoturm geschickt (blieb gerade in den Paketmaßen) für 299,- DM, für den sie über 3.000,- M hätte bezahlen müssen, oder die Esda- Strumpfhosen im 5er- Pack für 2,99 DM. Auch noch ein Wort zum Kulturangebot : ja, war billig, als Schulklasse waren wir oft im Theater, z.T. auch als "Publikum", und natürlich auch zu wirklichen Highlights, wie in der "Komischen Oper" oder dem Deutschen Theater zum unvergessenen "Drachen". Meine Eltern allerdings waren bis 1961 Mitglied der "Freien Volksbühne" in West- Berlin, gingen also regelmäßig dort ins Theater, so war auch ich schon als Jugendlicher im Schillertheater, im Kino dort sowieso. Das kann also nicht unerschwinglich gewesen sein -- wenn auch ein Ost- Berliner sich das leisten konnte (ja, war Ost 1:1).

Nachdem Du nun so penetrant auf Deinen niedrigen Lebenshaltungskosten beharrst, dann will ich hier auch mal was machen, was ich mir bislang immer verkniffen habe einzuwerfen in Deine Richtung, aber wer in der DDR ehrlich (Betonung auf "ehrlich" !) gearbeitet hat und dann mit meinetwegen 600,- M pro Monat und nach Abzug der Festkosten, im Delikat oder Exquisit einkaufen konnte -- das würde ich mir gern mal von Dir vorrechnen lassen. Und ich lasse mir auch nicht entgegnen, daß ja jeder hätte die Volkswirtschaft ausnützen und austricksen können -- ich möchte von 8 Stunden ehrlicher Arbeit auch ehrlich und anständig leben können, und das konnte ich "hier".

Und ansonsten -- bittschön nicht DDR 1985 mit Bundesrepublik 2013 vergleichen, immer im Hinterkopf behalten, wo diese DDR unter weltweit veränderten Bedingungen heute so wäre, auch dank Deiner Mithilfe !

Gruß, der Bettelstudent
Dille
 

Re: DDR Opferrente

Beitragvon lethale iniectio » 6. April 2013, 13:37

Danke @Verfasser & @dein1945!

Sie ist zwar noch keine Altersrentnerin, sie ist so alt wie ich (48).
Aber egal, ich habe ihr trotzdem, die Auszüge per Mail geschickt, muss sie sich damit auseinandersetzen!

V.G. Kerstin
lethale iniectio
 

Re: DDR Opferrente

Beitragvon Spartacus » 6. April 2013, 13:46

Na, Edelknabe dann verklickere ich dir mal die Sichtweise eines damals jungen Mannes. ( Bin Bj.1960 und hab mir heute mal die Zeit genommen, etwas mehr zu schreiben)

Natürlich war ich auch immer an Geld interessiert, vor allem als 1975 das Simson S 50 raus kam. Ich hatte damals Gott sei Dank mein Jugendweihegeld gespart, das ich traditionell von der Verwandtschaft geschenkt bekam und arbeitet auch immer in den Ferien, um noch was auf die Seite zu bekommen. Ich glaube das S 50 kostete damals 1.200 Mark und ich arbeitete eisern darauf hin und konnte es mir dann im Frühjahr 76 endlich kaufen. Natürlich mußte dann noch so ein breiter Lenker, mit eingeschweißter Mittelstange her und auch das war dann bald erledigt. Ich war nun mobil und das war schon eine feine Sache, denn das S50 ging richtig gut ab. Ich hatte damals viele Kumpels und wir hatten richtig viel Spaß. So gingen die Jahre ins Land, ich lernte, lernte aus und dann war natürlich für uns alle, eine eigene Wohnung ein Thema. Und bald hatten wir auch alle was. Meine „Bude“ war natürlich in einem Altbau und mit den Überresten meines Kinderzimmers „komfortabel“ ausgestattet. Bei meinen Kumpels sah es ähnlich aus, denn wir hatten alle kein Geld. Das was wir verdienten reichte natürlich zu Leben aus, aber für mehr eben auch nicht. Wir waren ja ständig auf Achse, fuhren im Sommer immer an die Talsperre zum baden, waren unter der Woche praktisch jeden Abend in der Disco, am Wochenende sowieso. Wir waren ja jung, wollten was erleben und vor allem Spaß haben.

Wir verdienten alle ungefähr das selbe Geld, also so um die 600 – 650 Mark. Wie sollten wir also da was sparen und davon unsre Wohnung einrichten? Bei den Preisen?

Du weißt doch selber, was einen Anbauwand, ein Fernseher, ein Kühlschrank oder eine Waschmaschine gekostet haben. Für uns alle unerschwinglich und so improvisierten wir alle irgendwie gleich. Wäsche waschen und Bügeln am Wochenende bei Muttern, Fernseher brauchten wir ja sowieso nicht, und Kühlschrank? Na ja es ging halt irgendwie auch so.

Und Heiraten nur um des persönlichen Vorteils willen. Nee, ich wollte Spaß haben mit den Mädels und den hatte ich dank meiner Bude auch reichlich. Ich habe erst mit 36 geheiratet.

Auto? Das war ein feuchter Traum, mehr aber auch nicht. Keiner meiner Kumpels hatte ein Auto, bis auf einen, aber der war damals schon 29 Jahre alt. ( wir 18 – 19) und war Disjockey. ( hoffentlich habe ich das jetzt richtig geschrieben, na auch egal)

Er hatte nen Wartburg 353 und einen Anhänger für seine Anlage. Dank der Westverwandtschaft hatte er 2 JVC – Kassettendecks, vier riesige Lautsprecher-boxen von Bose und dann noch ein Mischpult plus Verstärker. Er war damit ein gemachter Mann. So viel ich weiß verdiente er pro Abend 160 Mark und er spielte fast jeden Abend. Aber die Disjockeys in der DDR waren ja sowieso etwas ganz besonderes. Ich kannte ihn von Kindheit an und durch ihn erfuhr ich auch wenigstens teilweise ein anderes Leben. Zum Beispiel war es damals in diesen Kreisen „In“ zu surfen und so surften wir mit seinem eigenem Brett auf der Talsperre, oder wir spielten Tennis. Er lebte irgendwie in einer ganz anderen Welt, hatte Geld ohne Ende, kaufte nur im Exquisit ein und musste ja auch nicht arbeiten.

Na, wie auch immer, ich konnte mir zwar nix großartig leisten, war aber eigentlich ganz zufrieden mit meinem Leben, denn meiner Clique ging es ja genauso wie mir. Ich war also sogar irgendwie angepasst und kam gar nicht auf die Idee zu opponieren, wäre da nicht mein Großonkel Willi gewesen.

Onkel Willi war ein „echter“ Kommunist. Er besaß ein eigenes Haus und hatte sehr viel Geld, da er als Opfer des Faschismus – völlig zu Recht – eine sehr hohe Rente bekam. Er hatte außerdem ein Parteibuch der KPD mit einer dreistelligen Mitgliedsnummer, also war er einer der ersten Stunde. Er hatte Ernst Tählmann persönlich gekannt und auch in Buchenwald gesessen. Ich habe ihn oft besucht und hatte lange Gespräche mit ihm. Ich sehe in noch so sitzen, in seinem Wohnzimmer, mit dem Thälmannbild an der Wand, hinter einem riesigen Schreibtisch, umgeben von hundertern von Büchern.
Er war hochgebildet, immer sehr freundlich und sehr auf die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung fixiert. Er war in unsrer Gegend bekannt wie ein bunter Hund und viele Menschen kamen zu ihm und klagten ihm ihr Leid, da sie Vertrauen zu ihm hatten. Und er half den Menschen wo er nur konnte. Ich habe selbst miterlebt, wie eine Mutter mit vier Kindern bei ihm vor sprach und schüchtern fragte, ob er nicht was machen könnte, da sie alleinerziehend in einer Zweizimmer - Bruchbude lebe und alle Eingaben nichts bringen. Er schnaubte vor Wut – typisch für ihn – und griff zum Telefon. ( er hatte ja eins) Am Anfang sprach er noch ruhig, begann dann zu brüllen, drehte sich schließlich zu der Frau um und sagte: „Erledigt, nächste Woche haben sie eine 5 Zimmerwohnung“. Und so war es tatsächlich. Er war eben sehr einflussreich und daher verwundert es nun wohl niemand mehr, das die Leute ständig zu ihm kamen.

Das war also mein Großonkel Willi, den ich sehr verehrte und noch mehr respektierte.

Als ich 14 war mußte ich natürlich zum obligatorischen Besuch ins KZ Buchenwald. Wieder zurück und sichtlich beeindruckt, fragte ich Willi danach. Er sagte ich sei für so was eigentlich noch zu jung und er findet es nicht gut, das junge Menschen mit so etwas konfrontiert werden. Aber später werde er mit mir darüber reden.

Das war mal wieder typisch er.

Als ich 17 war, war es soweit und er erzählte mir fast zwei Stunden über Buchenwald. Am Ende haute es mich fast vom Hocker, als er mir sagte, das Buchenwald nicht von den KZ Häftlingen „selbst befreit“ wurde, sondern von der amerikanischen Armee. Ich verstand einen Moment die Welt nicht mehr, aber er klärte mich auch darüber auf, wie es kam, das die Amis vor den Russen da waren. Er wußte halt sehr viel und war ein echter Zeitzeuge, der die Wahrheit sprach.

Ich behielt das so gehörte erst einmal für mich und dachte viel darüber nach. Vor allem über eins:

Warum belügen sie uns so?

Was stimmt denn hier überhaupt noch?

Zu meinen Onkel ging ich immer noch gerne. Wir konnten stundenlang Schach spielen, ohne ein Wort zu sagen, während er an seiner Zigarre nuckelte und ich eine „Karo“ nach der anderen wegballerte. So wie er vorher nie über Buchenwald gesprochen hatte, so sprach er eigentlich auch fast nie über Politik. Da er im Alter aber immer gebrechlicher wurde, brauchte er mich jetzt öfter, wenn er mal in die Stadt wollte zum Beispiel. Er war sehr schlecht zu Fuß und ging an einem Stock.
Eines Tages, es war ein Samstag – den vergesse ich nie in meinem Leben – kam ein Junge zu mir und richtete mir aus, daß Willi mich um 14 Uhr braucht. Ich sagte alles klar und war um 14 Uhr bei meinem Onkel. Ich fragte, was los ist und er sagte: „Wir müssen in die Stadt, Gung.“

Ein Taxi ( Wolga) fuhr vor und wir fuhren in die Stadt, direkt vor die Parteizentrale – oder wie das Ding auch immer hieß. Willi fest an meinen Arm geklammert, stürmte in den Saal rein, an der Sekretärin vorbei als sei sie Luft, in dem die Genossen tagten.

Und dann ging es los.

Er stellte sich schön hin, holte einmal tief Luft und legte dann los:

Ihr Verbrecher, ihr elenden, was ist nur mit euch los. Was tut ihr eigentlich für unser Volk, unsere Arbeiter, unsere Frauen und unsere Kinder? Ja verdammt, haben wir etwa dafür gelitten und gedarbt, im KZ?

Ist es das, was ihr Euch unter Sozialismus vorstellt?

Und dann nestelte er zitternd, sein berühmtes Parteibuch aus der Tasche, zerfetzte es und warf die Überreste dem Vorsitzenden an den Kopf!

Der Vorsitzende sagte klein laut: Aber Willi?

Weiter kam er nicht, denn während Willi ihnen weiter die Leviten las, begann er nun auch noch mit seinem Gehstock auf den Tisch zu dreschen, dass es nur so krachte. Zu jedem Wort ein Hieb. Und jeder Hieb, jedes Wort drang tief in mein Herz ein.

Die Herren und es waren glaube ich zwei Damen, waren kreideweiß geworden und blickten betreten zu Boden. Will kam nun richtig in Fahrt und brüllte hochrot im Gesicht:

Ihr sitzt hier und fresst, sauft und hurt anschließend wahrscheinlich noch rum. Wann wollt ihr eigentlich mal die Probleme in dieser Stadt, in unserem Land lösen? Wo lebt ihr eigentlich?
Bekommt ihr eigentlich noch mit, was da draußen, im wirklichen Leben, los ist?

Von seinem Gehstock war mittlerweile nix mehr übrig und er warf wutschnaubend den Griff in eine Ecke. Er rang nach Luft, vor Wut fehlten ihm wohl die weiteren Worte und er sagte einfach, zu mir gewandt:

Komm Gung, wir gehen. Ich kann dieses Gesindel nicht mehr sehen.

An diesem Tag machte ich eine 180 Grad Kehrtwende und wurde zum Widerständler.

Ich war gerade mal 20 Jahre alt.

Willi passierte natürlich nichts und kurze Zeit später starb er im Alter von 94 Jahren. ( Und ich glaube er hat gewusst, dass er sterben wird und daher kurz zuvor noch reinen Tisch gemacht.)

An seinem Grab waren einige seiner alten Weggefährten, viele rote Fahnen und eine Blaskapelle spielte die ganze Zeit. Die SED Genossen glänzten mit Abwesenheit! Und dennoch, oder gerade deshalb, war es das eindrucksvollste Begräbnis, dass ich je erlebt habe. Hunderte, vielleicht waren es sogar tausend, Menschen kamen zu seinem Abschied. Viele weinten und das war nicht einfach so, sondern man merkte, dass diese Menschen einen Freund beweinen.

Einen wahren Menschenfreund, einen wahren Kommunisten!

Der Trauerzug dauerte stundenlang und wollte schier kein Ende nehmen. Von seinem Grab sah man nichts mehr, da es von einem Blumenmeer bedeckt war. Wie gesagt, so etwas werde ich wohl nicht mehr erleben.

So Edelknabe wie findest Du nun meine Geschichte aus der Sicht eines jungen Mannes?

Glaubst Du immer noch, ich kann Dir nicht erklären, wie die DDR wirklich war?

Schönes Wochenende

Spartacus


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Re: DDR Opferrente

Beitragvon lethale iniectio » 6. April 2013, 13:53

Wau... danke für den ergreifenden Beitrag schon wegen deinem Onkel, Spartacus!

Alle Achtung... wirklich gut!! [rose]

Viele Grüße!

Kerstin
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon karnak » 6. April 2013, 15:27

Spartacus hat geschrieben:
Wir verdienten alle ungefähr das selbe Geld, also so um die 600 – 650 Mark. Wie sollten wir also da was sparen und davon unsre Wohnung einrichten? Bei den Preisen?


Ich habe beim Lesen der Beiträge so nachgedacht wie das bei mir so eigentlich war.Komisch was man so alles vergisst.Irgendwie habe ich die Erinnerung,ich hatte eigentlich immer ganz gut Kohle zum ausgeben.Und meine damit die Zeit vor meinen Eintritt in das Mfs.Habe ich also mal den SV-Ausweis rausgekramt und tatsächlich,in dem Jahr nach der Lehre habe ich etwas über 600 Mark verdient,kann man gar nicht so richtig glauben.Wenn ich aber richtig darüber nachdenke,ist es eben Äpfel mit Birnen vergleichen,denn was meinst Du eigentlich mit:"Bei den Preisen"? und ich nehme das Deli da mal aus.In der Zeit habe ich,wie die Meisten in der DDR wahrscheinlich,bei den Eltern gewohnt.Ich hatte noch zusätzlich Glück,Kostgeld brauchte ich nicht abgeben,wenn ich Hunger hatte bin ich an den Kühlschrank.Und ansonsten,was für Kosten gab es denn groß für den täglichen Lebensunterhalt.Die Kneipenpreise,na ja,es gab ja einen Grund warum die Westberliner so gerne in den Osten gefahren sind,eben wegen der Preise dort.Was hat man eigentlich für ein Rockkonzert oder eine Disco gezahlt,weiß nicht mehr,vielleicht 5 Mark,Straßenbahnfahrt in Potsdam 20 Pfennige.Unsere Erste Wohnung in Potsdam,eine Altbauwohnung,Schlafzimmer,Wohnzimmer,Küche,eine elektrische Duschkabine wurde dort noch eingebaut.Natürlich war die Bude in einem katastrophalen Zustand aber wir waren glücklich damit und Miete haben wir dafür 28 Mark bezahlt,schon mit dem Aufschlag zu der Duschkabine.
Unsere erste Neubauwohnung,80 m,dafür haben wir 78 Mark Miete bezahlt,alles inklusive.Was ich damit sagen will,wenn Mann und Frau zusammen 800 Mark verdient haben,schwarz hat sowieso fast jeder noch was dazu verdient,man konnte damit schon leben,ohne dahin zuvegetieren.Man wurde wohl nicht reich aber man lebte damit vernünftig,wie eben heute auch als normaler Prolet,das ist einfach ein Fakt,alles andere ist Schwarzmalerei.Natürlich rede ich da nicht von mir,als Hauptmann des Mfs hatte ich 2000 Mark dazu noch die 800 von meiner Frau,da standen wir schon gut da.Aber ich muss eben auch sagen,wir hatten diverse Bekannte aus dem zivilen Bereich,ein Dachdecker,eine Zahnärztin,einen Beleuchter von der DEFA,einen KFZ-Schlosser,mehr fallen mir jetzt nicht ein.Jedenfalls,was soll ich sagen,die Meisten von Denen haben uns finanziell ausgelacht,da wurden Wohnungen tapeziert,geschalwerkt,Datschen aufgebaut bei Denen die es nicht konnten,Autos repariert.Die Möglichkeiten waren unendlich und eine Steuerbehörde gab es nicht,die Staatssicherheit hatte anderes zu tun [grin] .Und irgendwie war man nicht vom Sozialneid befallen.Wie singt Renft auf der letzten CD:"Es war da eine Zeit,in der Gold nichts wog.Leute,erschlagt mich,auch als ich die 2000 Mark von der Staatssicherheit noch nicht hatte,mit Schrecken denke ich an die Zeit nicht zurück,manchmal denke ich,Du hast wohl doch in einer anderen DDR gelebt.Oder ich bin eben einfacher gestrickt,oder verkläre die ganze Sache,mag ja sein. [wink]
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon dein1945 » 6. April 2013, 15:33

Spartacus,

einfach nur mal Danke für deinen tollen Bericht

schönes WE aus Berlin
Man(n) muß wissen wenn Schluß ist !
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon dein1945 » 6. April 2013, 15:40

karnak hat geschrieben:
Spartacus hat geschrieben:
Wir verdienten alle ungefähr das selbe Geld, also so um die 600 – 650 Mark. Wie sollten wir also da was sparen und davon unsre Wohnung einrichten? Bei den Preisen?


Ich habe beim Lesen der Beiträge so nachgedacht wie das bei mir so eigentlich war.Komisch was man so alles vergisst.Irgendwie habe ich die Erinnerung,ich hatte eigentlich immer ganz gut Kohle zum ausgeben.Und meine damit die Zeit vor meinen Eintritt in das Mfs.Habe ich also mal den SV-Ausweis rausgekramt und tatsächlich,in dem Jahr nach der Lehre habe ich etwas über 600 Mark verdient,kann man gar nicht so richtig glauben.Wenn ich aber richtig darüber nachdenke,ist es eben Äpfel mit Birnen vergleichen,denn was meinst Du eigentlich mit:"Bei den Preisen"? und ich nehme das Deli da mal aus.In der Zeit habe ich,wie die Meisten in der DDR wahrscheinlich,bei den Eltern gewohnt.Ich hatte noch zusätzlich Glück,Kostgeld brauchte ich nicht abgeben,wenn ich Hunger hatte bin ich an den Kühlschrank.Und ansonsten,was für Kosten gab es denn groß für den täglichen Lebensunterhalt.Die Kneipenpreise,na ja,es gab ja einen Grund warum die Westberliner so gerne in den Osten gefahren sind,eben wegen der Preise dort.

Vor dem Mauerbau, hatte meine Oma in Ostberlin 150 Mark Rente, was glaubst Du wer hat mehr von West nach Ost geschleppt ? Und bei 25 DM Umtausch war es für mich nicht gerade Preiswert !

Was hat man eigentlich für ein Rockkonzert oder eine Disco gezahlt,

Sept.1965 bei den Stones in der Waldbühne 20 DM, verdiente damals ca 800 DM und wohnte bei Muttern !

weiß nicht mehr,vielleicht 5 Mark,Straßenbahnfahrt in Potsdam 20 Pfennige.Unsere Erste Wohnung in Potsdam,eine Altbauwohnung,Schlafzimmer,Wohnzimmer,Küche,eine elektrische Duschkabine wurde dort noch eingebaut.Natürlich war die Bude in einem katastrophalen Zustand aber wir waren glücklich damit und Miete haben wir dafür 28 Mark bezahlt,schon mit dem Aufschlag zu der Duschkabine.
Unsere erste Neubauwohnung,80 m,dafür haben wir 78 Mark Miete bezahlt,alles inklusive.Was ich damit sagen will,wenn Mann und Frau zusammen 800 Mark verdient haben,schwarz hat sowieso fast jeder noch was dazu verdient,man konnte damit schon leben,ohne dahin zuvegetieren.Man wurde wohl nicht reich aber man lebte damit vernünftig,wie eben heute auch als normaler Prolet,das ist einfach ein Fakt,alles andere ist Schwarzmalerei.Natürlich rede ich da nicht von mir,als Hauptmann des Mfs hatte ich 2000 Mark dazu noch die 800 von meiner Frau,da standen wir schon gut da.Aber ich muss eben auch sagen,wir hatten diverse Bekannte aus dem zivilen Bereich,ein Dachdecker,eine Zahnärztin,einen Beleuchter von der DEFA,einen KFZ-Schlosser,mehr fallen mir jetzt nicht ein.Jedenfalls,was soll ich sagen,die Meisten von Denen haben uns finanziell ausgelacht,da wurden Wohnungen tapeziert,geschalwerkt,Datschen aufgebaut bei Denen die es nicht konnten,Autos repariert.Die Möglichkeiten waren unendlich und eine Steuerbehörde gab es nicht,die Staatssicherheit hatte anderes zu tun [grin] .Und irgendwie war man nicht vom Sozialneid befallen.Wie singt Renft auf der letzten CD:"Es war da eine Zeit,in der Gold nichts wog.Leute,erschlagt mich,auch als ich die 2000 Mark von der Staatssicherheit noch nicht hatte,mit Schrecken denke ich an die Zeit nicht zurück,manchmal denke ich,Du hast wohl doch in einer anderen DDR gelebt.Oder ich bin eben einfacher gestrickt,oder verkläre die ganze Sache,mag ja sein. [wink]


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Re: DDR Opferrente

Beitragvon Icke46 » 6. April 2013, 15:47

@Spartacus:

Danke auch vom mir für diesen wirklich tollen Beitrag [super] .

Was mich noch interessieren würde: Der von Dir geschilderte Auftritt in der Parteizentrale, hatte der irgendeinen konkreten Anlass (da wäre eventuell
das Jahr des Geschehens ganz aufschlussreich, oder lag der Grund darin, wie Du vermutest, dass er zum Ende seines Lebens sozusagen "Klar Schiff"
machen wollte?

Gruss

icke
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Re: DDR Opferrente

Beitragvon vs1400 » 6. April 2013, 16:12

icke46 hat geschrieben:@Spartacus:

Danke auch vom mir für diesen wirklich tollen Beitrag [super] .

Was mich noch interessieren würde: Der von Dir geschilderte Auftritt in der Parteizentrale, hatte der irgendeinen konkreten Anlass (da wäre eventuell
das Jahr des Geschehens ganz aufschlussreich
, oder lag der Grund darin, wie Du vermutest, dass er zum Ende seines Lebens sozusagen "Klar Schiff"
machen wollte?

Gruss

icke



hi icke,

Spartacus schrieb ... "... Ich war gerade mal 20 Jahre alt. ..." ... und auch das er 1960 geboren wurde. [wink]

gruß vs [hallo]
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