Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

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Beitragvon Interessierter » 3. Oktober 2014, 07:49

Die ersten Strafverfahren gegen SED-Politiker begannen schon vor dem Ende der DDR. Im vereinten Deutschland kamen die meisten Täter glimpflich davon. Alles andere ist Legendenbildung.

Am 20. Dezember 1989 befragte ein Untersuchungsausschuss der DDR-Volkskammer die langjährige Ministerin für Volksbildung, Margot Honecker, ob sie als Bewohnerin der Politbürosiedlung in Wandlitz Vergünstigungen erhalten habe. Pikiert antwortete sie, sie seien keine anspruchsvolle Familie und hätten dort nur für den täglichen Bedarf eingekauft.

In der offiziellen Einkaufsliste des Sondergeschäfts in Wandlitz waren jedoch für die anspruchslosen Honeckers allein im Jahr 1988 Wareneinkäufe in einer Höhe von 130.000 DDR-Mark vermerkt, was nach offiziellen DDR-Preisen in Delikat- und Exquisit-Läden eine deutlich höhere Summe erfordert hätte.

Bei der Auflösung der Politbürokratensiedlung fand man im Hause der Honeckers auch mehrere aus westlicher Produktion stammende Softporno-Videos. Ob so anspruchsvolle Filme wie "Eine Frau nimmt Rache" oder "Die schwarze Nymphomanin" von den Eheleuten gemeinsam oder nur von Erich angeschaut wurden, ist nicht überliefert.

Mit der Vernehmung von Margot Honecker und anderen führenden Repräsentanten der DDR begann schon unmittelbar nach dem Fall der Mauer die politische und rechtliche Aufarbeitung der sozialistischen Diktatur. Auf öffentlichen Druck setzte die noch von der SED gelenkte Volkskammer eine Kommission ein, die Korruption und Amtsmissbrauch untersuchen sollte.

Einfamilienhäuser für Politiker-Kinder


Man hoffte, hierdurch den entstandenen öffentlichen Druck auf die führende Klasse dezent ablassen zu können. Der Ausschuss sollte zwar ermitteln, aber zu moderaten Bewertungen kommen. Allerdings hatten die Initiatoren nicht mit der Vielzahl von Eingaben und Anzeigen der Bevölkerung bei ihnen und der Staatsanwaltschaft gerechnet.

Weiter hier:
http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... -sein.html
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon HPA » 3. Oktober 2014, 08:39

Die Totschlaeger um Krenz und Co sind doch geradezu glimpflich davon gekommen.Und jetzt duerfen sie ihre Rechtfertigungs und Verklaerungsschinken unters Volk bringen.
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Janko » 3. Oktober 2014, 11:23

Völlig richtig. Siegerjustiz ist genauso so ein Quatsch wie Unrechtsstaat...eben "Kampf-und Haudraufbegriffe".
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Edelknabe » 3. Oktober 2014, 11:38

Du sag mal Interessierter, du hast dir doch damals vor 1989 im Westen Drüben auch die Pornos rein gezogen? Oder warst du ...ne ne nicht doch ich will dir da nicht....,denn für die andere Ufer- Richtung gibt es da übrigens auch genug, gab es bestimmt damals schon.Ich muss da auch ehrlich sein, hatte vor 89 in der DDR schon ne ordentliche ...na gut, es war nur ne einfache geordnete Sammlung an Fotos.

Der Erich H. nu ja, war ja auch nur ein Mann, mit allen Schwächen und Stärken.

Rainer-Maria oder warst du Katholik...oder so? Und selbst meine Tante im Ruhrpott (katholisch getauft) bekam drei Kinderchen. Die müssen jedes Mal das Licht ausgemacht haben?
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Beethoven » 4. Oktober 2014, 16:48

Was einst, in der DDR, Recht war und heute als Unrecht angesehen wird und dem entsprechend abgeurteilt wird, ist wohl die gemeinte "Siegerjustiz."

Und da kommt es, meiner Meinung nach, auf den Standpunkt an. Wer für die DDR in ihren diktatorischen aber auch demokratischen Facetten war und ist, wird es als Siegerjustiz empfinden. Wer nicht, der eben nicht.

Deshalb muß derjenige, der von "Siegerjustiz" spricht, nicht verblendet sein. Er hat halt eine andere Einstellung als jener, der diese, heutige Justiz als gerecht empfindet. Insofern finde ich die Überschrift schon provokant und der Streit ist vorprogrammiert.

In diesem Sinne

Gruß
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Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Janko » 4. Oktober 2014, 17:12

@Beethoven...auch dieses provokante ist ja gewollt......"Am Anfang war das Wort..."...nee, nee, am Anfang steht ein "Link", meist kommentarlos als Vorgabe..

Evtl. liegts auch am emotionalen Hoch so um den Feiertag, da wird im Zylinder gewühlt und ein Karnickel nach dem anderen dem erstaunten Publikum hervor gezaubert...und bitte dankbar Beifall klatschen...nur warum ..?....der Zylindertrick ist ja nun eines der ältesten Nummern, die kaum noch jemand überrascht...


....also neue Zaubernummern bitte
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Spartacus » 4. Oktober 2014, 17:18

Wie immer sehr diplomatisch Beethoven.

Wenn es eine Siegerjustiz gegeben hätte, wären so ungefähr 100.000 Verantwortliche im Knast gelandet.

Wie viele waren noch mal wirklich im Knast?

Und das Recht der DDR, wurde genau von der DDR gebrochen. Falls du es nicht weißt, viele ehem. politische
Häftlinge werden heute rehabilitiert, da ihre Verurteilung auch geltendem DDR Recht widersprach.

LG

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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon augenzeuge » 4. Oktober 2014, 18:02

Beethoven hat geschrieben:Was einst, in der DDR, Recht war und heute als Unrecht angesehen wird und dem entsprechend abgeurteilt wird, ist wohl die gemeinte "Siegerjustiz."

Und da kommt es, meiner Meinung nach, auf den Standpunkt an. Wer für die DDR in ihren diktatorischen aber auch demokratischen Facetten war und ist, wird es als Siegerjustiz empfinden. Wer nicht, der eben nicht.
Gruß


Beethoven, so ist es nicht und so pauschal kann man es nicht sagen. Das weißt du auch ganz genau. Wenn das Volk der DDR über ihre Peiniger hätte frei entscheiden dürfen, so frei und demokratisch wie die Wahl 1990 abgelaufen war, so wäre es für viele ganz anders ausgegangen. Viel schlechter!! Wäre das dann Siegerjustiz gewesen? Aber es kam anders. In einer humanen Art, wie sie die DDR in ihren 40 Jahren nie praktiziert hatte, erfolgten Urteile gegen jene, welche die echten Kriminellen waren, jene, die ihr Volk um vieles gebracht, es um Lebensinhalte betrogen hatten.

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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Janko » 4. Oktober 2014, 18:23

@az........das könnte jetzt der I-Punkt der vorangegangenen Plattheiten sein...."um Lebensinhalte betrogen"...

Warum schütteln Mitlesende den Kopf, haben höchstens dafür ein Grinsen übrig und fragen sich...... , nee auch eigentlich nich so richtig...

Reiht sich nahtlos in "Siegerjustiz", "Unrechtsstaat", "Einheit vollendet"...ein. Hat sich der Anspruch verändert ?...kürzlich schrieb wiederholt einer ..."wir sind ein Geschichtsforum..."
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon augenzeuge » 4. Oktober 2014, 18:31

Janko hat geschrieben:@az........das könnte jetzt der I-Punkt der vorangegangenen Plattheiten sein...."um Lebensinhalte betrogen"...

Warum schütteln Mitlesende den Kopf, haben höchstens dafür ein Grinsen übrig und fragen sich...... , nee auch eigentlich nich so richtig...

Reiht sich nahtlos in "Siegerjustiz", "Unrechtsstaat", "Einheit vollendet"...ein. Hat sich der Anspruch verändert ?...kürzlich schrieb wiederholt einer ..."wir sind ein Geschichtsforum..."


Nur ein Ahnungsloser bezeichnet das als Plattheit. Zu Lebensinhalten gehören mögliche Verbindungen der Familie genauso wie die Umsetzung privater Lebensziele. Ist dir überhaupt klar, wie man manche Familien in der DDR u.a. darum betrogen hat? Die Rotz und Wasser geheult haben, als sie endlich nach dem 9.11. normal leben konnten?

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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Spartacus » 4. Oktober 2014, 18:32

Nun die Verlierer der Wende - und deren gibt es inzwischen sehr viele - fühlen sich im nach hinein
sicherlich um ihren Lebensinhalt betrogen. Ich kenne da auch genug, die mit dem hier und jetzt, dem
heute überhaupt nicht klar kommen und auch nicht klar kommen werden, da sie es nicht gelernt haben
- ja es ist ein Lernprozess - selbstverantwortlich zu handeln und zu agieren.

Ist wieder mal OT, aber es ist ja nicht so, als wäre das nicht bekannt!

LG

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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Edelknabe » 4. Oktober 2014, 18:45

Definiert doch mal Lebensinhalte? Dazu nur ein Beispiel: "Will der Eine nur Weltreisen (Reisefreiheit) will der Andere einfach nur an die Ostsee,und das jedes Jahr, der will einfach nicht X Stunden/Tage mit Schiff und Flugzeug...."

Rainer-Maria der sowas von normal in der DDR gelebt hatte (siehe unser Jörg) und bitte nicht immer vom damaligen DDR-Ausreiseantragsteller auf den Rest der DDR-Bürger....das klingt für mich immer wie..."Wasss du armes Würstchen, du wolltest damals nicht in die Freiheit? Was bist Du denn für einer? Schau mich an...denn hier stehe ich, ich habe es gewagt, habe den Antrag..."

Und bitte Spartacus nicht in Verlierer und Sieger....nur der Wende, das ist sowas von daneben. Du magst ja ein jugendlicher Siegertyp gewesen sein nur gabs im schönen Deutschland in West und Ost(seit 1949) immer schon Menschen, die einfach nicht nur in Sieger und Verlierer eingeteilt werden wollen.Alltagsleben beinhaltet wirklich bissel mehr als entweder Oder.
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon augenzeuge » 4. Oktober 2014, 19:03

Rainer, es geht nicht ausschließlich um das Verlassen der DDR. Es geht um die Verwirklichung privater Lebensvorstellungen.

Allein die Trennung, das gegenseitige nicht besuchen können, setzen einem Familienmenschen stark zu.

Welche Lebensinhalte konnte ich in der DDR entwickeln? Vieles war doch strikt verboten, sobald es den Anschein erweckte, man will flüchten.

Wenn ich zur Ostsee will, dann würde ich gern ein Boot fahren. Oder ich würde gern den Flugschein machen. Oder mir eine Reise nach Paris ersparen.

Ganz zuletzt, wie sahen denn meine Früchte der Arbeit, der Leistung aus? War ein Ingenieur nicht finanziell betrogen, wenn ihm die Arbeiter auslachten?

Musste man sich nicht erst mal politisch erniedrigen lassen, wenn man etwas erreichen wollte?

Ich könnte so viel aufzählen.....

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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Janko » 4. Oktober 2014, 19:13

@Sparta..es ist eigentlich och bissl müßig, dass nun wieder auseinanderzudröseln...

Ich persönlich lese hier eine gewisse Arroganz heraus, wenn man sich aufschwingt und Menschen erzählen will, dass sie um "ihre Lebensinhalte betrogen wurden". Undifferenziert und geeignet als "Bildüberschrift".
Ich kenne auch viele Menschen, dass ist doch nicht das Kriterium und jeder weis von denen doch auch, dass er Einschränkungen hinnehmen musste.
Was ich mir wünsche ist Differenziertheit und nicht die "linkische" Übernahme von Kampfbegriffen.
Da ich kein "Wendeverlierer" bin (gibts die überhaupt....? )..., könnte es mir eigentlich schei...egal sein. Hab nur was dagegen, wenn das "Leichentuch" pauschal über Alle gelegt wird oder werden soll.
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Wosch » 4. Oktober 2014, 19:38

So schlimm kann es doch mit der angeblichen "Siegerjustiz" gar nicht gewesen sein, denn im Gegensatz zu den in der DDR zu Unrecht verurteilten Strafgefangenen konnten sich Honecker, Mielke, Krenz und all die anderen Kleinen und Großen, der an den Mauermorden direkt und indirekt Beteiligten, von Rechtsanwälten ihres Vertrauens beim Zustandekommen ihrer nicht angemessenen (weil der Schwere ihrer Schuld viel zu milde) Strafen, ohne die in der DDR üblichen Beschränkungen, vertreten lassen.
Die Prozesse waren öffentlich, die Medien konnten (auch DDR unüblich) frei und unzensiert darüber berichten, über die eingelegten Rechtsmittel entschieden "ordentliche" höhere Instanzen und letztendlich konnten verurteilte "Totschläger" den Großteil ihrer Haft im offenen Vollzug "absitzen". Diejenigen Denen man nachweisen konnte daß sie als Schütze selbst am Tode von Flüchtlingen beteiligt waren, erhielten bis auf Ausnahmen minimale Strafen, zur Bewährung ausgesetzt.
Alleine der Begriff "Siegerjustiz" zur DDR-Aufarbeitung ist im Grunde genommen eine Frechheit, denn mit ihm soll doch suggeriert werden daß hier mit "Unterlegenen" unfair umgegangen wurde.

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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Spartacus » 4. Oktober 2014, 19:40

Sind wir uns sogar einig Janko,

ich war 2004 zum ersten Klassentreffen nach 30 Jahren und Mann, habe ich einen Schrecken bekommen,
was aus denen so geworden ist. Auch im größeren Umfeld meiner Familie gibt es zu Hauf diese Schicksale,
mit 50 ausgeträumt, aus und vorbei. Mit Arroganz hat das auch eher nichts zu tun, sondern zumindest in
meinem Fall, mit Mitgefühl und sogar Verstehen. Ich komme doch schließlich von da, kenne doch die
Verhältnisse, weiß doch was heute noch ein DDR - Facharbeiter wert ist.

Und es tut weh sehen zu müssen, wie sie heute leben müssen. Schlimmer aber noch, das sie sich - verständlich
wie das ist - nach der DDR zurück sehnen. Hier hat die Politik versagt und Besserung ist nicht in Sicht.

LG

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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon augenzeuge » 4. Oktober 2014, 21:39

Wosch hat geschrieben:Alleine der Begriff "Siegerjustiz" zur DDR-Aufarbeitung ist im Grunde genommen eine Frechheit, denn mit ihm soll doch suggeriert werden daß hier mit "Unterlegenen" unfair umgegangen wurde.


Aus Sicht nicht weniger Opfer wird der Umgang als unfair beurteilt. Unfair ...ihnen gegenüber.
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon augenzeuge » 4. Oktober 2014, 21:57

Janko hat geschrieben: Da ich kein "Wendeverlierer" bin (gibts die überhaupt....? )


Danke für diese Bemerkung, Janko. Sie spricht Bände......
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Beethoven » 5. Oktober 2014, 09:44

Nun sind im diesem Forum überproportional viele User, die die damalige DDR als "Unrechtsstaat" empfanden. Gerade deshalb habe ich mich ja hier angemeldet, in der Hoffnung, interessante Gespräche führen zu können. Bis auf wenige Ausnahmen geht das auch.

Trennung

Ich möchte Janko beispringen.

Na klar, die DDR wurde durch ihr Volk abgewählt. Das kann und wird keiner bestreiten. Ob aber die Gründe dieser Abwahl die waren, die hier so aufgeführt werden? 1988 dachte vermutlich noch niemand daran, selbst im Westen nicht, dass Deutschland wieder ein Staat werden würde. Zu jener Zeit jedoch wurde
die Welle geboren, die dann die DDR weggespült hat.

Ich denke, die Masse der Bürger der DDR hatte sich im Großen und Ganzen gut arrangiert und wollte eigentlich nur eine andere, bessere Form der DDR. Eine demokratische Form dieses Staates. Erst als man ahnte, dass es zu einer Einigkeit kommen könnte, rief man "wir sind ein Volk"".

Die Reisefreiheit, die hier so hoch gehalten wird, als großer Anlass für das "einige Deutschland", ist doch heute für große Teile der Bevölkerung immer noch nicht möglich. Für viele Bürger der ehemaligen DDR, die sich plötzlich im kapitalistischen Gesellschaftssystem befanden, brach doch eine Welt zusammen, als deren Betriebe (ob nun ökonomisch gut da stehend oder nicht) plötzlich abgewickelt wurden, weil sie eine Konkurrenz für den gleichen Betrieb im Westen bedeuteten oder weil sie wirklich nicht zu sanieren waren. Plötzlich hatte man neue Chefs (vor allem im öffentlichen Dienst), die sich aufspielten wie die Gutsherren obwohl sie oftmals in ihren alten Behörden oder Betrieben nur die dritte, gar die vierte Garnitur waren und hier den einigermaßen in Takten Unternehmen, durch ihre Unfähigkeit den Todesstoß versetzten.
Dann gab es noch die Treuhandanstalt. Schon der Name ist in meinen Augen ein Betrug. Was "Igitt Greulich" mit ihren Handlangern da abgezogen hat, ist ein Beispiel für kommentarlose Regierungskriminalität, möchte ich meinen. Beispiele? Wenn Bedarf ist, jede Menge (ich habe den nämlich das Buch "Die Abwickler" [grins] )

Na ja, nun ist das 25 Jahre vorbei, die Menschen aus der ehemaligen DDR, die damals schon was aus sich gemacht haben, sind heute oftmals oben auf, viele andere haben im Laufe der Jahre auch begriffen wie der Hase im Kapitalismus läuft und leben gut damit (ich gönne es jedem) und leider gibt es eben auch viele, die völlig durchs Raster gefallen sind.

Gruß
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2014, 10:06

Beethoven hat geschrieben:Die Reisefreiheit, die hier so hoch gehalten wird, als großer Anlass für das "einige Deutschland", ist doch heute für große Teile der Bevölkerung immer noch nicht möglich.


Das sehe ich ganz anders. Ich habe einen nicht kleinen Bekanntenkreis in der Ex-DDR und ich staune immer, wie sie reisen- trotz ihrer geringen Einkünfte.
Sie sind auch so clever, dass sie 4-8 Wochen im Winterhalbjahr in den Süden fliegen und mir vorrechnen, dass von der Rente noch etwas übrigbleibt. [shocked]

Ich kenne keinen dort, der nicht in der Lage wäre, sich wenigstens einmal im Jahr eine Reise in den Süden zu leisten, die er heute (2 Wochen) für die er weniger als 300 EUR bezahlt.
Ganz aktuell: Türkische Riviera: 2 Wochen inkl. Hotel, Transfer und Flügen für nur 165€.....das Essen kommt hinzu. Wer kann das nicht?

Die Wahrheit: Die meisten fliegen ans Mittelmeer in ein 5* Hotel, was aktuell so 450 EUR kostet......


Beethoven hat geschrieben:Plötzlich hatte man neue Chefs (vor allem im öffentlichen Dienst), die sich aufspielten wie die Gutsherren....


Auch hierzu etwas. Gerade jene, die das Glück hatten, im ö.D. arbeiten zu dürfen, sollten mal die Augen und Ohren öffnen, wie es ihnen und anderen geht. Sie haben einen sehr sicheren Job, und die Tarife liegen im oberen Bereich im Vergleich zu den Betrieben der freien Wirtschaft. Hier jene, die sich nicht zu schade waren für eine verantwortliche Tätigkeit in den Osten zu gehen, als Gutsherren zu pauschalisieren, empfinde ich als eine Frechheit und Ungerechtigkeit ohne Gleichen.
Man sollte ruhig auch mal fragen, wer denn im ö.D. auch landen durfte.....waren da nicht auch jene dabei, die früher mehr als DDR-politisch konform agierten? Waren da nicht auch jene dabei, die beim Rat des (Stadt)-Bezirkes arbeiteten, welche sich nun im "Arbeitsamt" wiederfanden? Vorher hatten sie u.a. noch Ausreisende schikaniert. Oder jene bei der Kripo, die ähnliches auch taten? Beethoven, ich vermute hier nicht, ich schreibe aus dem Erleben, nicht das jemand meint......

Also, mal etwas objektiver bleiben, Beethoven.
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Nostalgiker » 5. Oktober 2014, 10:18

Wer einem die "Verklärung" der Verflossenen vorwirft aber selber die Gegenwart in den rosorotesten Farben malt und Euphorisch alles ausblendet was diese Welt an Negativen und Benachteiligungen bietet ist ein Verklärer und Schönredner und lebt gewaltig mit seiner rosaroten Brille an der Realität vorbei.


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Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Volker Zottmann » 5. Oktober 2014, 10:27

Beethoven... wie die Gutsherren?
Na was meinst Du wohl, wie viel altes Personal in unseren Rathäusern übernommen wurde? Viele der "neuen Gutsherren" waren doch alte! Oder nicht?
Pass- und Meldewesen Quedlinburg sei nur als Beispiel genannt.... Der mit mir zuvor in der Meisterschule Sitzende, war auf einmal 1986 mein Gegenüber, der am Schreibtisch schon meine "Reise" beendete. (beenden musste) Nur wie er es tat, vergesse ich nie...
Und dieser Mann wurde auch "Gutsherr" und lacht sich heute als dortiger Chef kaputt, wenn er bald seine Rentenbescheide liest.

Es ist ja schön, wie Du die Leute wahrnimmst, doch die schlimmsten sind die alten Kader, die sich zu neuen Ehren geschlichen haben. Diese arroganten findest Du heute besonders im Osten in jedem Amt, in jeder Arbeitsagentur.

Und die von Dir bemängelte Reisefreiheit im Jetzt, kann auch jeder wahrnehmen mit knapper Kasse. Wer nach dem Lohntag auf Angebote schaut und seinen Warenkorb normal füllt, hat am Monatsende auch Reisegeld übrig.

Gruß Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 5. Oktober 2014, 10:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2014, 10:31

Thoth hat geschrieben:Wer einem die "Verklärung" der Verflossenen vorwirft aber selber die Gegenwart in den rosorotesten Farben malt und Euphorisch alles ausblendet was diese Welt an Negativen und Benachteiligungen bietet ist ein Verklärer und Schönredner und lebt gewaltig mit seiner rosaroten Brille an der Realität vorbei.


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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Interessierter » 5. Oktober 2014, 11:28

Die Linke, gefangen im Unrechtsstaat DDR

In Thüringen könnte es bald die erste Koalition unter Führung der Linkspartei geben. Doch Rot-Rot-Grün scheint weit entfernt. Der Begriff "Unrechtsstaat" steht einer Einigung im Weg.

Gesine Lötzsch, stellvertretende Fraktionschefin der Linken im Bundestag, schaltete sich ebenfalls in die Debatte ein. "Ja, in der DDR wurden Gesetze gebrochen", erklärte sie, "Menschenrechte verletzt und Oppositionelle schikaniert und verfolgt." Das sei unbestritten und schlimm. "Doch kann man deshalb von einem Unrechtsstaat sprechen?"

Auf Twitter wurden nicht nur Lötzschs Einlassungen zur Lachnummer. "Ja, es ist groß, grau, hat einen Rüssel und trompetet. Aber ob es deshalb ein Elefant ist?", lautete ein Kommentar. Doch vor allem den Thüringer Grünen ist nicht mehr zum Lachen zumute. "Es darf keinerlei Relativierung des DDR-Unrechts geben!", fordert Anja Siegesmund, Fraktionschefin der Grünen im Landtag – und stellt klar: "Für eine Regierungsbeteiligung werden wir uns nicht verbiegen." Auf die Präambel des Koalitionsvertrags will sie sich nicht zuletzt wegen mehrerer geplanter Projekte zum DDR-Opferschutz und zur Aufarbeitung des SED-Regimes "verlassen können".

Viele ehemalige SED-Genossen sehen in dieser Kategorisierung der DDR aber eine Abwertung ihrer eigenen Lebensgeschichte. Das dürfte auch bei Gregor Gysi so sein. Als Vorsitzender der DDR-Anwaltskammer war er Teil des DDR-Justizsystems.

Der Begriff "Unrechtsstaat" geht eben an die Substanz. Er unterstreicht, dass die Willkür im realen Sozialismus nicht im Vergehen von Einzeltätern begründet lag. "Das Unrecht war organisiert und diente der Herrschaft der SED", sagt Werner Schulz. Wer den Begriff ablehne, habe seine "historischen Hausaufgaben nicht gemacht".


Der vollständige Beitrag hier:
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... t-DDR.html

Eine Vorgehensweise die mit einem Eingeständnis und einem JA beginnt, um dann mit einem ABER eine " Verniedlichung " zu starten und regelmässig von ehemaligen Dienern und Befürwortern dieses Staates benutzt wird.
Bei allem Verständnis, dass niemand gerne zugibt einem Unrechtsstaat gedient zu haben, sollte man aber auch nicht vergessen, dass diese Menschen ohne Wende auch noch weiter diesem Staat widerspruchslos gedient hätten, Menschen unterdrückt, zersetzt und an der Grenze getötet hätten.

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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon Janko » 5. Oktober 2014, 18:36

@az......Man sollte ruhig auch mal fragen, wer denn im ö.D. auch landen durfte......viel schlimmer @az, ein eheml. Stellv.Vorstz.d.R.d.Kreises für Handel u. Versorgung und Wehrdienstleistender bei den GT wurde sogar sächs.MP.....ja Heißa Kathreinerle, ....da steckte doch Potential drin....
Zuletzt geändert von Janko am 5. Oktober 2014, 18:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wer von Siegerjustiz spricht, muss verblendet sein

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2014, 18:57

Janko hat geschrieben:@az......Man sollte ruhig auch mal fragen, wer denn im ö.D. auch landen durfte......viel schlimmer @az, ein eheml. Stellv.Vorstz.d.R.d.Kreises für Handel u. Versorgung wurde sogar sächs.MP.....ja Heißa Kathreinerle, ....da steckte doch Potential drin....


Nun ja, Janko, wo du recht hast, hast du recht...... [denken]
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Flucht und Ausreise
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