Die Kosten der Einheit

Die Kosten der Einheit

Beitragvon Interessierter » 16. März 2013, 09:53

Zwischen "blühenden Landschaften" und "Supergau Deutsche Einheit": Wie hoch war der Preis der Einheit? Wer zahlt für wen? Und in welchem Verhältnis stehen Aufwand und Ertrag, Kosten und Nutzen, Preis und Leistung zueinander?

Die Frage nach den Kosten des nationalen Kraftaktes wird gesellschaftlich heiß diskutiert. Die Frage lässt sich durchaus beantworten.
Eine wissenschaftliche Studie im Auftrag der arbeitgebernahen "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (Ragnitz et al. 2009) kommt für die gesamten zwanzig Jahre Vereinigungsgeschichte auf einen Nettotransfer von 1,6 Billionen Euro. Seit 2005 sind demzufolge unterm Strich jährlich etwa 100 Milliarden Euro vom Westen in den Osten geflossen – womit zugleich gesagt ist, dass das Transfervolumen über die Jahre eher zugenommen, jedenfalls nicht abgenommen hat.


Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beziffert den Finanztransfer von den alten in die neuen Länder für die Jahre 1991 bis 2003 allein im Rahmen der Renten- und Arbeitslosenversicherung auf 289 Milliarden Euro (Meinhardt/Zwiener 2005, S. 12). Wie in kaum einem anderen bekannten historischen Fall kam es im Zuge der deutschen Einheit zu einem Großversuch wohlfahrtsstaatlich organisierter – man mag auch sagen: sozialpolitisch erzwungener – Solidarität.

Sicher aber ist: Die ostdeutsche Bevölkerung hat in den vergangenen zwanzig Jahren bemerkenswerte Wohlstands- und Wohlfahrtsgewinne erfahren (Ragnitz et al. 2009). Das ostdeutsche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist zwischen 1991 und 2008 von 50 Prozent auf 71 Prozent des Westniveaus gestiegen (vgl. Diagramm "Wirtschaftskraft"), das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Erwerbstätigen sogar auf 79 Prozent. Die ostdeutschen Haushalte haben in praktisch allen Belangen – vom Kühlschrank über das Handy bis zum Pkw – westdeutsche Ausstattungsstandards erreicht. Verfügte in der DDR nur jeder fünfte Haushalt über einen Telefonanschluss, so besteht hier mittlerweile auch in Ostdeutschland eine Vollversorgung.

Aber mehr noch und wichtiger: Die Lebenserwartung der neuen Bundesbürger ist rapide gestiegen, nämlich um durchschnittlich gut fünf Jahre bei Männern wie Frauen, und somit deutlich schneller als die der Westdeutschen. Die Suizidrate ist im Osten um die Hälfte gesunken – ebenfalls fast auf Westniveau (2008 entfielen im Osten auf 100.000 Einwohner statistisch noch 12,6 Selbstmorde; im Westen waren es 11,2).

Die rechnerische "Wahrheit" der deutschen Vereinigungsbilanz wird mithin irgendwo zwischen dem publizistisch beschworenen "Supergau Deutsche Einheit" und bloßen Erfolgsmeldungen vom Stile "blühender Landschaften" liegen. "Bei der nächsten Wiedervereinigung machen wir alles besser": Mit diesem Ausspruch – wir sind zurück bei den geflügelten Worten der Einheit (zitiert nach Müller 2005) – begegnete 1992 Kurt Biedenkopf, seinerzeit Ministerpräsident des Freistaats Sachsen, auf ironisch-pragmatische Weise den Kritikern des Einigungsprozesses und der Aufrechnung damit verbundener Fehler und Versäumnisse. Sicher ist: So wenig die deutsche Einheit jemals "vollendet" sein wird, so umstritten wird bleiben, was die Einigung tatsächlich "gekostet" hat.

http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-e ... inheit?p=0

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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon augenzeuge » 16. März 2013, 10:32

Interessierter hat geschrieben: Die Lebenserwartung der neuen Bundesbürger ist rapide gestiegen, nämlich um durchschnittlich gut fünf Jahre bei Männern wie Frauen, und somit deutlich schneller als die der Westdeutschen. Die Suizidrate ist im Osten um die Hälfte gesunken – ebenfalls fast auf Westniveau....


Kann es sein, dass dieser Aspekt von der Masse der Ostdeutschen nicht betrachtet wird?

Egal wie man es betrachtet, wenn man das mit Geld regeln kann, dann war es gut dies zu tun. Jede andere Alternative zur Einheit hätte der Masse der Ostdeutschen einen geringeren Gewinn gebracht. Denn auch sie hätte sich dem weltweiten Globalisierungswettkampf stellen müssen. Und mit dem finanziellen und wirtschaftlichem Puffer, der 1989 vorhanden war, hätte man allein schon die Vernachlässigungen in der Infrastruktur nicht korrigieren können.
Man muss sich klar machen, dass das die alte DDR-Regierung nicht konnte, gewollt hätten sie es gern.
AZ
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Volker Zottmann » 16. März 2013, 10:56

Bei allen Transfairs sollte aber niemand die Ostdeutschen, die übersiedelten und all die Berufspendler vergessen, die eben genauso den Grundstock für jede Zahlung durch ihren Soli und ihre Steuern im Westen zahlten, vergessen.

Gruß Volker
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Hausfreund » 16. März 2013, 18:57

Neben den hier angesprochenen Transferzahlungen (wo nebenbei auch etwas genauer nach Zahlern und Empfängern zu fragen wäre) gibt es viele weitere "Kosten der Einheit", beispielsweise den Erblastentilgungsfond (Altschulden), von dem Frau Merkel 2009 irtümlich behauptete, daß er getilgt sein (DDR Zwangskredite wurden seinerzeit in echte verwandelt). Oder die vom BGH verhinderte Rückgabe konfiszierten Eigentums ("Bodenreform" in der SBZ). mfG
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Wosch » 16. März 2013, 19:10

Wenn es um die Kosten der Einheit geht sollte man aber auch berücksichtigen was man für´s Geld Alles bekommen hat. Es gibt Dinge die kann man nicht einfach in Mark und Pfennig aufrechnen. Manch Einer hätte sich mehr erhofft, Manche sind zufrieden und noch Andere sind sogar glücklich mit dem Erlangten. Die "richtigen" Werte haben mit Geld nichts zu tun, obwohl schön ist´s schon wenn man genug davon hat.
Schönen Gruß aus Kassel. [hallo]
Ich bin stolz darauf, noch nie den "Melde-Button" benutzt zu haben!
Mecklenburger sind nicht nachtragend, aber vergessen tun sie auch nicht!
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon vs1400 » 16. März 2013, 23:52

augenzeuge hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben: Die Lebenserwartung der neuen Bundesbürger ist rapide gestiegen, nämlich um durchschnittlich gut fünf Jahre bei Männern wie Frauen, und somit deutlich schneller als die der Westdeutschen. Die Suizidrate ist im Osten um die Hälfte gesunken – ebenfalls fast auf Westniveau....


Kann es sein, dass dieser Aspekt von der Masse der Ostdeutschen nicht betrachtet wird?

Egal wie man es betrachtet, wenn man das mit Geld regeln kann, dann war es gut dies zu tun. Jede andere Alternative zur Einheit hätte der Masse der Ostdeutschen einen geringeren Gewinn gebracht. Denn auch sie hätte sich dem weltweiten Globalisierungswettkampf stellen müssen. Und mit dem finanziellen und wirtschaftlichem Puffer, der 1989 vorhanden war, hätte man allein schon die Vernachlässigungen in der Infrastruktur nicht korrigieren können.
Man muss sich klar machen, dass das die alte DDR-Regierung nicht konnte, gewollt hätten sie es gern.
AZ


warum auch Jörg,
es sind statistiken ... .
keinem sind diese fünf jahre garantiert und daher ist dieser aspekt nicht unbedingt nachvollziehbar.

gruß vs ... alles materielle ist vergänglich.
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Icke46 » 17. März 2013, 00:10

Da hast Du recht, Torsten,

alles nur Statistik, speziell mit der Lebenserwartung.

Das ist mir in Vorwendezeiten schon aufgefallen, dass - statistisch gesehen - die Lebenserwartung jährlich steigt. Rein logisch - und nicht statistisch -
betrachtet, heisst dass eigentlich, dass wir unsterblich sind, da man ja nie an das Ende der Lebenserwartung kommt [grins] .

Aber wie heisst es immer so schön: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast [wink] .

Gruss

icke
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon karnak » 17. März 2013, 05:27

Interessierter hat geschrieben:Zwischen "blühenden Landschaften" und "Supergau Deutsche Einheit": Wie hoch war der Preis der Einheit? Wer zahlt für wen? Und in welchem Verhältnis stehen Aufwand und Ertrag, Kosten und Nutzen, Preis und Leistung zueinander?

Die Frage nach den Kosten des nationalen Kraftaktes wird gesellschaftlich heiß diskutiert. Die Frage lässt sich durchaus beantworten.
Eine wissenschaftliche Studie im Auftrag der arbeitgebernahen "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (Ragnitz et al. 2009) kommt für die gesamten zwanzig Jahre Vereinigungsgeschichte auf einen Nettotransfer von 1,6 Billionen Euro. Seit 2005 sind demzufolge unterm Strich jährlich etwa 100 Milliarden Euro vom Westen in den Osten geflossen – womit zugleich gesagt ist, dass das Transfervolumen über die Jahre eher zugenommen, jedenfalls nicht abgenommen hat.


Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beziffert den Finanztransfer von den alten in die neuen Länder für die Jahre 1991 bis 2003 allein im Rahmen der Renten- und Arbeitslosenversicherung auf 289 Milliarden Euro (Meinhardt/Zwiener 2005, S. 12). Wie in kaum einem anderen bekannten historischen Fall kam es im Zuge der deutschen Einheit zu einem Großversuch wohlfahrtsstaatlich organisierter – man mag auch sagen: sozialpolitisch erzwungener – Solidarität.

Sicher aber ist: Die ostdeutsche Bevölkerung hat in den vergangenen zwanzig Jahren bemerkenswerte Wohlstands- und Wohlfahrtsgewinne erfahren (Ragnitz et al. 2009). Das ostdeutsche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist zwischen 1991 und 2008 von 50 Prozent auf 71 Prozent des Westniveaus gestiegen (vgl. Diagramm "Wirtschaftskraft"), das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Erwerbstätigen sogar auf 79 Prozent. Die ostdeutschen Haushalte haben in praktisch allen Belangen – vom Kühlschrank über das Handy bis zum Pkw – westdeutsche Ausstattungsstandards erreicht. Verfügte in der DDR nur jeder fünfte Haushalt über einen Telefonanschluss, so besteht hier mittlerweile auch in Ostdeutschland eine Vollversorgung.

Aber mehr noch und wichtiger: Die Lebenserwartung der neuen Bundesbürger ist rapide gestiegen, nämlich um durchschnittlich gut fünf Jahre bei Männern wie Frauen, und somit deutlich schneller als die der Westdeutschen. Die Suizidrate ist im Osten um die Hälfte gesunken – ebenfalls fast auf Westniveau (2008 entfielen im Osten auf 100.000 Einwohner statistisch noch 12,6 Selbstmorde; im Westen waren es 11,2).

Die rechnerische "Wahrheit" der deutschen Vereinigungsbilanz wird mithin irgendwo zwischen dem publizistisch beschworenen "Supergau Deutsche Einheit" und bloßen Erfolgsmeldungen vom Stile "blühender Landschaften" liegen. "Bei der nächsten Wiedervereinigung machen wir alles besser": Mit diesem Ausspruch – wir sind zurück bei den geflügelten Worten der Einheit (zitiert nach Müller 2005) – begegnete 1992 Kurt Biedenkopf, seinerzeit Ministerpräsident des Freistaats Sachsen, auf ironisch-pragmatische Weise den Kritikern des Einigungsprozesses und der Aufrechnung damit verbundener Fehler und Versäumnisse. Sicher ist: So wenig die deutsche Einheit jemals "vollendet" sein wird, so umstritten wird bleiben, was die Einigung tatsächlich "gekostet" hat.

http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-e ... inheit?p=0

" Der Interessierte "

Die Aussagen sind alle richtig.Niemand kann das Ernsthaft bestreiten.Bei allen Schwierigkeiten die es gab und bei allen Fehlern die man gemacht hat ist das"Projekt deutsche Einheit"gelungen,zumindest was das "Materielle" angeht.Was das "Ideelle"angeht,da wird es schon schwieriger,ist mit Sicherheit auch die kompliziertere Schiene,aber für"ein Volk"eben auch die Wichtigere.Ich kann ja den Wessi(Wilfried oder Inel)verstehen,wenn sie sagen oder denken,jetzt bekommen die meine Steuergroschen und nölen noch rum,wählen noch nicht mal die Partei die sie meiner Meinung nach wählen müssten.Man muss sich darüber im Klaren sein,in 40 Jahren DDR hat sich durchaus so etwas wie eine DDR-Mentalität entwickelt.Wenn man das im Westen auch nicht wahrhaben will,zu Zeiten der SED das auch nicht so aufgetragen wurde,ist das doch da.Das muss man akzeptieren und damit umgehen,auch wenn es einem persönlich nicht gefällt und man es für eine Unverschämtheit ansieht,wegen der"gelieferten"Steuergroschen.Wenn es auch richtig ist,dass sich der Westen was die Kohle angeht für den Osten mächtig ins Zeug gelegt hat,man sollte es dem Ossi nicht zu oft auf das Butterbrot schmieren,man sollte es in Grenzen halten.Zumindest wenn man politisch klug ist,es kratzt einfach an der Ehre der Ostler immer das Gefühl zu haben,wir sind die armen Geschwister,die froh sein müssen,dass man sie überhaupt genommen hat.Wir wären auch ohne Euch klar gekommen,wir haben Euch nur genommen weil wir so nett sind,also verhaltet Euch jetzt auch so wie es sich gehört.Man sollte jeden auch noch so kleinen Ansatz vermeiden,solch ein Gefühl aufkommen zu lassen.Das ist einfach nur Sch... und schadet der wahren Einheit.
Übrigens sollten sich die Politiker auch zusehens Gedanken machen,wie sie die Steuergroschen vernünftiger und fairer verteilen.Es ist nämlich auch nicht gut im Osten immer schickere Fußgängerzonen zu bauen und im Westen bröckeln die Fassaden,weil für dort nun das Geld nicht mehr reicht.Auch DAS ist der ideellen Einheit nicht gerade zuträglich.
Ansonsten,gemeckert wird immer.Selbst im Paradies würden wir noch noch meckern"Man hier ist es zu warm,hier gibt`s zuviel Obst,hier gibt`s zuviel nackte Weiber" [wink]
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Interessierter » 17. März 2013, 08:38

Zitat karnak:
Das muss man akzeptieren und damit umgehen,auch wenn es einem persönlich nicht gefällt und man es für eine Unverschämtheit ansieht,wegen der"gelieferten"Steuergroschen.Wenn es auch richtig ist,dass sich der Westen was die Kohle angeht für den Osten mächtig ins Zeug gelegt hat,man sollte es dem Ossi nicht zu oft auf das Butterbrot schmieren,man sollte es in Grenzen halten.Zumindest wenn man politisch klug ist,es kratzt einfach an der Ehre der Ostler immer das Gefühl zu haben,wir sind die armen Geschwister,die froh sein müssen,dass man sie überhaupt genommen hat.Wir wären auch ohne Euch klar gekommen,wir haben Euch nur genommen weil wir so nett sind,also verhaltet Euch jetzt auch so wie es sich gehört.Man sollte jeden auch noch so kleinen Ansatz vermeiden,solch ein Gefühl aufkommen zu lassen.Das ist einfach nur Sch... und schadet der wahren Einheit.


Warum mußt eigentlich auch Du Dich solcher Unterstellungen und Pauschalisierungen bedienen ? So mag vielleicht eine Minderheit der " Wessis " denken, genauso wie nur eine Minderheit der " Ossis " ewig am alles schlechtmachen ist.

Da Du mich ja direkt angesprochen hast, bitte nehme zur Kenntnis, daß mir nicht ein einziger Cent leid tut, der von meinem Gehalt in den Osten geflossen ist, denn die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes und auch unserer Nation war nach der Geburt meines Sohnes, das schönste, ergreifenste und unvergergessliche Erlebnis meines Lebens. Wobei ich nicht unerwähnt lassen will, daß vielleicht in meiner Generation, dieses Zusammengehörigkeitsgefühl wohl noch am stärksten ausgeprägt war und ist. Da man von mir erhofft und erwartet, daß ich für die unterschiedlichsten Unrechtstaten der DDR Verständnis aufbringe, da es ja andere Zeiten waren und das ich verstehen soll, daß ein Grenzer aus 3 Metern Entfernung einem unbewaffneten Menschen in die Brust schießt, ist es sicherlich nicht zu viel verlangt, meine emotional stärkeren Bindungen an die Deutsche Einheit und Nation nachvollziehen zu können.

@Edelknabe
Wenn für Dich eben nur die materiellen Dinge zählten, so verwundert mich das nicht, da schon zu DDR - Zeiten dieses Priorität bei Dir hatte und Du ja genauso ein Fan dieser Diktatur des Proletariats warst, wie auch ein Bewunderer Stalins. Schade nur, daß Du heute nicht mehr bei Deinen russischen Freunden in den Kasernen mit den " Neues Deutschland Gardinen " ein- und ausgehen kannst.

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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon karnak » 17. März 2013, 09:07

Interessierter hat geschrieben: So mag vielleicht eine Minderheit der " Wessis " denken, genauso wie nur eine Minderheit der " Ossis " ewig am alles schlechtmachen ist.



Da magst Du recht haben,dass ein Minderheit der Wessis so denkt.Es ist aber nun mal so,dass Minderheiten in dieser Hinsicht sehr viel Einfluss auf die Entwicklung öffentlicher Meinungen haben.Und das wirkt sich dann im Umkehrschluss auf die Minderheiten der Ossis aus,die Vorurteile und Klischees werden dann schleichend größer und genau das ist in Teilen der Bevölkerung Ost und West passiert.Die Meinungen und Stimmungen der Ossis erlebe ich sowieso und seit meine Tochter in Köln lebt,erlebe ich auch ab und an die Stimmung und Meinung von Wessis zu diesem Thema und ich habe bis jetzt kaum einen kennengelernt der das so empfindet wie Du,und dafür gibt es Gründe auf die man einwirken muss.Diesen deutsch-deutsch Stimmungen ist entgegen zuwirken,besonders durch öffentliche Personen und die meinungsbildenden Medien,die einen immer größeren Einfluss auf die öffentliche Meinung haben.Ziel muss sein; diese MEINUNGEN in ein gesundes Lot zu bringen und auch zu halten.Denn oft hat hat man den Eindruck,solche albernen und undurchdachten Vorurteile werden noch bedient,statt man dagegen argumentiert.
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Interessierter » 17. März 2013, 09:13

Zitat VS1400:
es sind statistiken ... .
keinem sind diese fünf jahre garantiert und daher ist dieser aspekt nicht unbedingt nachvollziehbar.

gruß vs ... alles materielle ist vergänglich.


Oh je, wenn ich da bedenke wieviele Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen in der DDR für uns vereinten Deutschen auch heute noch nicht nachvollziehbar sind ?

Lebenserwartungsstatistiken werden aufgrund erreichter Alter, getrennt nach Männlein und Weiblein, regelmäßig nach den Angaben der Behörden erstellt und stellen einen Durchschnittswert dar und sind keine Aussage über die Lebenserwartung eines Einzelnen.

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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon karnak » 17. März 2013, 09:32

Interessierter hat geschrieben:
Da Du mich ja direkt angesprochen hast, bitte nehme zur Kenntnis, daß mir nicht ein einziger Cent leid tut, der von meinem Gehalt in den Osten geflossen ist, denn die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes und auch unserer Nation war nach der Geburt meines Sohnes, das schönste, ergreifenste und unvergergessliche Erlebnis meines Lebens. Wobei ich nicht unerwähnt lassen will, daß vielleicht in meiner Generation, dieses Zusammengehörigkeitsgefühl wohl noch am stärksten ausgeprägt war und ist. Da man von mir erhofft und erwartet, daß ich für die unterschiedlichsten Unrechtstaten der DDR Verständnis aufbringe, da es ja andere Zeiten waren und das ich verstehen soll, daß ein Grenzer aus 3 Metern Entfernung einem unbewaffneten Menschen in die Brust schießt, ist es sicherlich nicht zu viel verlangt, meine emotional stärkeren Bindungen an die Deutsche Einheit und Nation nachvollziehen zu können.


Das mag so sein,dass Du und besonders Deine Generation das so empfindet.Und das sei Dir und Deiner Generation auch gegönnt.Es ist aber nun mal so,dass bei großen Teilen der Menschen solche euphorischen Stimmungen sehr schnell verfliegen,weil"man bekommt dafür nichts im Konsum",es zieht dann sehr schnell das Tagesgeschäft,die täglichen Probleme ein.
Was meine Generation der Ossis angeht,die heute wohl der aktive Teil der Gesellschaft ist,wenn Du mir das wahrscheinlich auch nicht glaubst,dort ist die emotionale Bindung zu dem Gesamtdeutschland bei Weiten nicht so groß,sie haben einfach einen Teil DDR-Identität mitgenommen.Es ist ein Trugschluss zu glauben,von den 17 Millionen DDR-Bürgern waren 15 Millionen glühende Kämpfer für das Gesamtdeutschland,wenn sie auch keine prinzipiellen Gegner des neuen Landes sind.Übrigens gehöre auch ich nicht dazu,ich lebe durchaus gerne in diesem Land,schätze die Art des Zusammenlebens der Menschen ,man soll aber bitte akzeptieren,dass ich 30 Jahre lang ein Bürger der DDR war und auch dazu stehe und nicht NUR mit Bitterheit zurückblicke und auch nicht mit grenzenloser Glücksseeligkeit in das heute .Ich gebe aber zu ,dass nun gerade ich nicht der ideale Mensch bin um diese Argumente nahezu bringen.Aber was soll ich machen,wenn es schon kaum einer macht,muss ich halt,besser als keiner. [wink] Wichtig ist jedenfalls,man soll sich aufeinander einlassen und den Anderen anhören,dann hat man zumindest die Chance,sich an einer vernünftigen Stelle zu treffen.
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Edelknabe » 17. März 2013, 10:12

Interessierter du bist ne seltene Ausnahme in deiner Generation siehe deine Glücksgefühle mit dem Vaterland und Wiedervereinigung und...Wie karnak schon richtig schrieb, das war eine Minderheit in der DDR mit den "glühenden Kämpfern für ein Gesamtdeutschland", die konntest du sprichwörtlich an fünf Fingern abzählen.

Der DDR-Bürger war halt ganz anders wie du dir das manchmal zurechtzubasteln versuchst, der tickte einfach anders so wie ihr Wessis ganz anders getickt habt zu damaliger Zeit.Du malst dir da dein Bilderbuch(heute) und das geht auch in Ordnung. Nur so schön bunt war das nicht.Das war Anders, ganz Anders. Lässt sich auch schlecht in Worte fassen.

Rainer-Maria aber deine Altherren-Träume seien dir schonmal belassen, ich träume auch öfters so schöne Sachen. Nur wenn ich aufwache...sind se weg.
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Interessierter » 17. März 2013, 10:46

Kristian, da kommen wir sicher nicht auf einen Nenner, was Meinungen angeht, was ja auch nicht Sinn und Zweck eines Forums ist. Mich störten nur Deine unterstellenden Pauschalisierungen wie " Die Wessis sollten man nicht ..... ".

Unabhängig davon haben für mich die Abläufe in unserem Forum, wenig mit der grossen Masse der Bevölkerung im realen Leben gemein. Das wiedervereinte Volk ist viel unpolitischer als die paar People, die sich in Foren austauschen bzw. versuchen sich gegenseitig zu belehren. Die wiedervereinten Deutschen haben die Vereinigung längst vollzogen und haben viel wichtigere und ihrer Meinung nach auch interessantere Themen, als zu versuchen die DDR schönzureden und von der anderen Seite dann diesen Usern Vorwürfe zu machen.

Nehmen wir uns nicht viel zu wichtig? Wir sind doch selbst, wie auch andere Foren, nur eine Minderheit. Ich persönlich finde, daß wir hier sehr interessante Diskussionen führen, aber das interessiert bzw. erreicht doch lediglich einen nicht erwähnenswerten Bruchteil unserer Bevölkerung!

Dein Szenario " Man müsse etwas tun " damit sich die Meinungen ändern, halte ich für falsch. Jeder kann sich im heutigen Deutschland frei seine eigene Meinung bilden und auch äußern. Der eine macht es in der Bild, der andere im Neuen Deutschland und noch andere vielleicht auch in anspruchsvolleren Medien. Vor allem kann sich jeder seine Medien frei auswählen.

Vielleicht ist meine andere, gelassenere Sichtweise ja auch der Tatsache geschuldet, daß ich nun schon " ein paar Tage länger " als Du Meinungsbildungsversuche in diesem Staat durch Medien und Parteien erlebt habe. Sich daraus eine eigene Meinung zu bilden, ohne andere Meinungen versuchen zu unterdrücken, sollte selbstverständlich sein.

Ich finde solange wir hier im Forum " Manche " nicht tolerant mit Usern umgehen können, sollten wir nicht versuchen den Medien Ratschläge zu geben.
Früher beispielsweise hat die " BILD " aufreißerisch ( wie die einen meinen ) über jeden getöteten GV mit Fotos berichtet und bei jeder Gelegenheit den Untergang der DDR prophezeit, wobei sie am Ende sogar Recht behielt. Was haben da die DDR Medien dagegen gewettert.
Das aber damals wie heute nicht nur die Wessis, sondern die eigenen Bürger das verurteilten und das vielen Bürgern schon die Zornesfalte auf der Stirn schwoll, wenn sie nur die Uniform der Grenztruppen sahen, will heute keiner mehr wahrhaben.

Dieses Boulevardblatt schrieb schon damals mit " kräftigen " Worten die Tatsachen und schonungslos was geschehen war und ein Aufschrei der SED und ihrer Anhänger erfolgte postwendend?

Ich finde im Vergleich zu unserem und anderen Foren hat sich an diesem Ablauf doch nichts geändert, nur daß der Aufschrei nun immer von Usern aus den neuen Bundesländern kommt.
Kristian, vielleicht legst Du Dein Augenmerk besser einmal darauf, mit Ihnen einen Kurs zu belegen, wie man gelassen und tolerant mit anderen Meinungen umgeht ? [flash]

Nach dem zehnten " Blauen Würger " hält weder Ochs noch Esel ihre Einsicht auf.

" Der Interessierte " [rose]
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Interessierter » 17. März 2013, 10:58

Beitragvon Edelknabe » 17. März 2013, 10:12
Interessierter du bist ne seltene Ausnahme in deiner Generation siehe deine Glücksgefühle mit dem Vaterland und Wiedervereinigung und.


Wer sollte denn eigentlich auf eine Wiedervereinigung hoffen wenn nicht gerade und besonders die Generationen, die noch das vereinte Deutschland kannten? Wosch schrieb auch ähnliches bereits des öfteren.

Außerdem solltest Du, wenn es um Gefühle geht einfach mal Dich in Zurückhaltung üben, nachdem Du selbst heute noch nicht ( nach eigener Aussage ) Mitleid mit den an der Grenze erschossenen Menschen empfinden kannst.
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon augenzeuge » 17. März 2013, 10:59

Edelknabe hat geschrieben: Wie karnak schon richtig schrieb, das war eine Minderheit in der DDR mit den "glühenden Kämpfern für ein Gesamtdeutschland", die konntest du sprichwörtlich an fünf Fingern abzählen.


Das mit den fünf Fingern ist insofern schon falsch, wenn man sich diejenigen Zahlen ansieht, die im November '89 für Gesamtdeutschland eintraten. Kann man so schnell seine Meinung über Bord werfen?

Man sollte auch nicht vergessen, dass nahezu alle, die geflüchtet oder ausgereist waren, dieses Gesamtdeutschland lieber gehabt hätten als den Fortbestand der DDR. Es hätte ihnen einiges erspart. Also, bitte auch hier bei der Wahrheit bleiben.

Letztlich grenzt es aus heutiger Sicht dann schon fast an ein Wunder, dass man wenige Monate später den Beitritt mehrheitlich forderte. Obwohl, ein Wunder war es ganz und gar nicht, es war die logische Konsequenz zu dem, was eine Minderheit 40 Jahre verhindert hatte.

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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon augenzeuge » 17. März 2013, 13:54

ABV hat geschrieben:Wer musste sich schon in der DDR wegen drohenden Jobverlust, steigender Miete und ausufender Gewaltkriminalität Sorgen machen? Genau mit diesen Problemen wurden wir aber in den Neunziger Jahren knallhart konfrontiert. Gruß Uwe


Richtig, Sorgen machen musste man sich darüber nicht. Wer ahnte allerdings schon, wie stark dieses Subventionsmodell auf Sand gebaut war?
Man dachte, das würde immer so weitergehen wie bisher...dachte man das wirklich?

Wie konnte man denn davon ausgehen, wenn man tagtäglich schon im Job mitbekam, wo die Dämme überall brachen? Ich meine, wer die Ohren und Augen vor den zunehmenden Veränderungen nicht verschloss, musste doch erkennen, dass das nicht mehr lange gut gehen konnte, mit dem besten Willen nicht.

Aber eins muss man zur "knallharten Konfrontation" auch deutlich sagen. Was einem in der BRD erwarten konnte, das war doch immer und überall, wenn auch oft übertrieben, kommuniziert worden. Es war unmöglich, dass ein DDR-Bürger das nicht mitbekommen hat, oder hat er es als Lüge betrachtet? Also, wer alles etwas realistisch sah, der konnte schon eine Vorstellung davon haben, was kommt. Aber dieser realistische Blick war sicher nicht wenigen durch ihre neuen rosaroten Wolken versperrt....

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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon vs1400 » 17. März 2013, 16:42

Interessierter hat geschrieben:Zitat VS1400:
es sind statistiken ... .
keinem sind diese fünf jahre garantiert und daher ist dieser aspekt nicht unbedingt nachvollziehbar.

gruß vs ... alles materielle ist vergänglich.


Oh je, wenn ich da bedenke wieviele Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen in der DDR für uns vereinten Deutschen auch heute noch nicht nachvollziehbar sind ?

Lebenserwartungsstatistiken werden aufgrund erreichter Alter, getrennt nach Männlein und Weiblein, regelmäßig nach den Angaben der Behörden erstellt und stellen einen Durchschnittswert dar und sind keine Aussage über die Lebenserwartung eines Einzelnen.

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sorry Wilfried,
dir ist schon klar, dass man mir nicht erklärt werden braucht woraus sich eine statistik zusammenstellt.
noch weniger ist für mich verständlich was jetzt menschenrechtsverletzungen der ex-ddr mit diesem thema zu tun haben sollen.

ich hoffe du kannst es mir bitte erklären und falls möglich, erkläre mir bitte auch noch was du mit diesem thema sagen oder erreichen wolltest.

gruß vs ... der statistisch froh ist, statistisch fünf jahre länger zu leben und blablabla ... [wink]
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Interessierter » 17. März 2013, 17:26

Zitat ABV:
Nur das eben die DDR und die Bundesrepublik schon immer getrennt, gemeinhin also gar nicht wiedervereinigt werden konnten.


Wer wollte sich denn mit der DDR wiederveinigen? Die Bürger der " Deutschen Nation " hofften immer auf die " Wiedervereinigung " !
Auch wenn die SED ihren Bürgern weismachen wollte, daß sie eine andere Nationalität hätten als Deutsch, was ihnen aber nicht gelang. Wer das bezweifelt sollte sich noch einmal die Bilder von damals anschauen, als Menschen sich mit Freudentränen in den Augen lagen.

Wer heute, wo beispielsweise berechtigt Kritik an der immer weiter aufklaffenden Schere zwischen " Arm und Reich " geübt wird, dieses zum Anlaß nimmt Brot-, Miet- oder Bahnkilometerpreise der DDR zu loben und dabei völlig die Unfinanzierbarkeit ausser acht läßt, fast schwärmerisch von diesen DDR - Zeiten schwelgt, der verschließt seine Augen vor der Realität.

Sicher gibt es auch " Verlierer " der Wende, aber " Verlierer " gibt es in allen politischen Systemen der Welt. Wenn alle Gewinner der Wiedervereinigung, die glücklich über die Wiedervereinigung sind, genauso oft ihr Loblied anstimmen würden wie die Verlierer ihr Klagelied, dann wäre von deren Elegien gar nicht mehr zu hören. Wobei dieser Chor natürlich aus einer bestimmten politischen Richtung noch be- und angefeuert wird.

Wenn viele so denken würden, wie es auch in unserem Forum bestimmte User gerne glauben machen wollen, dann müßte die Partei von Gysi doch unendlich viele Stimmen haben, oder ?

Um zum Thema zurückzukommen, der Preis der Einheit ist auch, daß wir Probleme bekommen haben, die man aber immer auch ein klein wenig im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise sehen sollte. Die Unterstellungen in Foren, daß die Wessis heute von oben herab auf die Ossis gucken würden, denen ihr Leben erklären wollten und daß es keine massenweisen Gefühlsausbrüche in beiden Deutschen Staaten bei der Wiedervereinigung gegeben hätte, sind dabei fernab jeglicher der Realität. Genauso wenn man meint erstaunt sein zu müssen, nur weil viele Menschen sich eine CD mit " DDR - Musik " kaufen und meint damit erklären zu können, daß sie auch wieder Sehnsucht nach den unrühmlichen Zuständen in der DDR hätten.

Wie wäre es denn, wenn diejenigen, die immer ihr Klagelied anstimmen, einmal schreiben würden, wie es denn mit den Löhnen, der Arbeitslosigkeit, der Umwelt, der Bausubstanz und ohne Wiederveinigung mit Billionen aus dem Westen ausgesehen hätte?

Schlußendlich sollte man auch nicht vergessen, daß es auch Bürger in den neuen Bundesländern gibt, die zu Verlierern aus eigener Unfähigkeit oder gar Verschulden wurden und beispielsweise im Beruf oder der Selbstständigkeit scheiterten.
Diese gab es auch in der alten BRD und auch bei denen hatte " natürlich " immer der Staat Schuld. Sie selber jedoch nie.

" Der Interessierte "
Interessierter
 

Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Dille » 17. März 2013, 17:47

ABV hat geschrieben:Natürlich scheiterten die unrealen Vorstellungen recht schnell an der Wirklichkeit. Das war aber auch dann der Beginn einer, teilweise bis heute andauernden, DDR-Verklärung. Die mitunter seltsame Blüten trieb: Vor einigen Jahren wurde bei " MC-Donalds" eine CD mit DDR-Hits verkauft.


Also @Interessierter, nichts anderes hat doch @ABV geschrieben in seinem Beitrag, mit dem ich im übrigen aus meinen Erfahrungen mit Familie und Freundschaften voll übereinstimme.

Gruß, Dille
Dille
 

Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Interessierter » 17. März 2013, 17:50

@ ABV:Das etwas andere, daß es da noch gab, gibt es bei allen Menschen und Völkern der Welt, nämlich die Lebensgeschichte jedes einzelnen. Die will und kann niemand auslöschen.

Ich habe Dich schon richtig verstanden, daß Du diese normalste Sache der Welt, diese Erinnerung an das eigene Leben, dazu mißbrauchst, um den Wessis erklären zu wollen, daß sie durch ihr Verhalten erst diese Erinnerung als Trotzreaktion hervorgerufen hätten.

Das wiederum erinnert mich daran, daß ja eigentlich schon immer der Westen schuld hatte.

Gruß
Wilfried
Zuletzt geändert von Interessierter am 17. März 2013, 18:06, insgesamt 1-mal geändert.
Interessierter
 

Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Dille » 17. März 2013, 17:57

Interessierter hat geschrieben:Die Unterstellungen in Foren, daß die Wessis heute von oben herab auf die Ossis gucken würden, denen ihr Leben erklären wollten....


Glaub' mir @Interessierter -- die gibt es nun wirklich (ich unterstelle dies hier niemandem im Forum), das ist oftmals nicht einmal bösartig gemeint.

Wie oft habe ich mich nach der Wende mit "Wessis" angelegt, von denen dieses dümmliche "..die sollen erstmal arbeiten lernen..." kam, ich als ehemaliger DDR- Bewohner, der 1971 hierher kam, und mit Kußhand genommen wurde, weil nämlich mein Arbeitgeber genau wußte, "..der kann arbeiten...", und der sogar noch mehr wußte, nämlich : "..der kann auch unorthodox arbeiten..." (improvisieren).

Gruß, Dille
Dille
 

Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Interessierter » 17. März 2013, 18:03

Zitat VS...
sorry Wilfried,
dir ist schon klar, dass man mir nicht erklärt werden braucht woraus sich eine statistik zusammenstellt.
noch weniger ist für mich verständlich was jetzt menschenrechtsverletzungen der ex-ddr mit diesem thema zu tun haben sollen.

ich hoffe du kannst es mir bitte erklären und falls möglich, erkläre mir bitte auch noch was du mit diesem thema sagen oder erreichen wolltest.


sorry Torsten,
da Du die Aussage dieser Statistik nicht auf den Durchschnitt sondern auf Einzelpersonen bezogst, konnte mir das nicht klar sein.

Die Erwähnung der Menschenrechtsverletzung geschah in Bezug auf zu erwartendes Verständnis, wie Du es in dem Beitrag auch lesen kannst.

Schlußendlich eröffne ich ein Thema, um mich darüber auszutauschen und zu diskutieren. Mit dem Einstellen eines Themas in einem Forum etwas erreichen zu können, liegt fernab meiner Vorstellungskraft.

Gruß
Wilfried
Interessierter
 

Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Interessierter » 17. März 2013, 18:05

Dille hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Die Unterstellungen in Foren, daß die Wessis heute von oben herab auf die Ossis gucken würden, denen ihr Leben erklären wollten....


Glaub' mir @Interessierter -- die gibt es nun wirklich (ich unterstelle dies hier niemandem im Forum), das ist oftmals nicht einmal bösartig gemeint.

Wie oft habe ich mich nach der Wende mit "Wessis" angelegt, von denen dieses dümmliche "..die sollen erstmal arbeiten lernen..." kam, ich als ehemaliger DDR- Bewohner, der 1971 hierher kam, und mit Kußhand genommen wurde, weil nämlich mein Arbeitgeber genau wußte, "..der kann arbeiten...", und der sogar noch mehr wußte, nämlich : "..der kann auch unorthodox arbeiten..." (improvisieren).

Gruß, Dille


Das habe ich nie bestritten. Ich habe mich lediglich gegen die vorgenommene Pauschalisierung verwahrt.

" Der Interessierte "
Interessierter
 

Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Hausfreund » 17. März 2013, 20:03

icke46 hat geschrieben:Das ist mir in Vorwendezeiten schon aufgefallen, dass - statistisch gesehen - die Lebenserwartung jährlich steigt. Rein logisch - und nicht statistisch - betrachtet, heisst dass eigentlich, dass wir unsterblich sind, da man ja nie an das Ende der Lebenserwartung kommt[...]

Entschuldigung, aber so richtig verstehe ich diesen Witz nicht. mfG
Hausfreund
 

Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Interessierter » 17. März 2013, 20:56

ABV hat geschrieben:@Dille: Vielen Dank für die Unterstützung. [knuddel] Ich fürchte aber, dass unser Wilfried mich noch immer nicht verstanden hat. Oder verstehen will [mad] [mad]

Gruß Uwe


Wenn ich eine andere Meinung und Überzeugung habe als Du, meinst Du also schreiben zu können man habe Dich nicht verstanden ( wäre also zu dämlich ) oder man wolle Dich bewußt nicht verstehen ( hieße also aus Trotz oder Starrsinn ).

Ich fürchte Du solltest lernen " Andersdenkende " und andere Meinung zu ertragen und nicht mit derartigen Unterstellungen agieren. Wobei ich eigentlich dachte, daß so etwas nach mehr als 20 Jahren schon in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Was mich angeht so toleriere ich Deine andere Überzeugung, aktzeptiere sie aber nicht und halte sie für falsch. Für mich ein ganz normaler Vorgang, nicht nur in Foren, sondern auch im Leben.

Gruß
Wilfried
Interessierter
 

Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon vs1400 » 17. März 2013, 23:54

Interessierter hat geschrieben:Zitat VS...
sorry Wilfried,
dir ist schon klar, dass man mir nicht erklärt werden braucht woraus sich eine statistik zusammenstellt.
noch weniger ist für mich verständlich was jetzt menschenrechtsverletzungen der ex-ddr mit diesem thema zu tun haben sollen.

ich hoffe du kannst es mir bitte erklären und falls möglich, erkläre mir bitte auch noch was du mit diesem thema sagen oder erreichen wolltest.


sorry Torsten,
da Du die Aussage dieser Statistik nicht auf den Durchschnitt sondern auf Einzelpersonen bezogst, konnte mir das nicht klar sein.

Die Erwähnung der Menschenrechtsverletzung geschah in Bezug auf zu erwartendes Verständnis, wie Du es in dem Beitrag auch lesen kannst.

Schlussendlich eröffne ich ein Thema, um mich darüber auszutauschen und zu diskutieren. Mit dem Einstellen eines Themas in einem Forum etwas erreichen zu können, liegt fernab meiner Vorstellungskraft.

Gruß
Wilfried


dann wäre es doch bestimmt auch ein leichtes für dich, nach einstellen des links noch ne frage oder nen statement nieder zuschreiben. [wink]

gruß vs [hallo]
vs1400
 

Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon Interessierter » 18. März 2013, 15:53

Uwe, ich nehme es Dir aber übel. Wenngleich mir der Schwachsinn nicht einleuchtet, warum Du anders denkende User immer persönlich angreifen mußt.
Wenn Du jetzt denkst, ich würde Dir genauso antworten muß ich Dich entäuschen. Vielleicht sollte ich einmal den Edelknaben fragen, wie ich als von ihm ernannter Antikommunist zum starrsinnigen SED-Parteisekretär mutieren kann.

Wenn Du den Satz, den Du aus meinem Beitrag vom 17.3. - 17,26 Uhr aus dem Zusammenhang reißend auch noch falsch zitierst, dann verfälscht Du meine Aussage. Denn: Wenn sich jemand an seine DDR - Identität erinnert, dann erinnert er sich auch an die unrühmlichen Dinge.

Ich schrieb:

daß sie auch wieder Sehnsucht nach den unrühmlichen Zuständen in der DDR hätten.


und das hast Du daraus gemacht:

quasi nachträglich fragwürdige Dinge in der DDR rechtfertigen wollten


Übrigens wie glücklich und zufrieden die Menschen in der DDR waren, das haben wir ja gesehen als das Volk mit den Füßen abstimmte und weil die Menschen alle so " glücklich und zufrieden " waren, hat diese Diktatur die Mauer gebaut und den vielen " glücklichen " Bürgern, die vor lauter " Zufriedenheit " ihr Land trotzdem verlassen wollten, in ihrem " Glückstaumel " Kugeln in den Rücken verpasst.

Glücklich und zufrieden waren sicher nur die Anhänger und Mitarbeiter in den Organen dieser Diktatur. Welch ein Armutszeugnis versuchst Du eigentlich Deinen ehemaligen Landsleuten auszustellen, daß sie mit erheblich beschränkten Grund- und Menschenrechten, eingesperrt durch Mauer und Minen, Angst vor Repressalien glücklich und zufrieden waren.

Diejenigen, die dieses Regime nicht wollten, haben das beste aus dieser menschenfeindlichen Diktatur gemacht, soweit es möglich war und hatten sich eingerichtet, aber das hatte mit wahrem Glück nichts zu tun.

Nehme das bitte zur Kenntnis oder nicht. Du mußt es ja nicht aktzeptieren. Ich habe zu diesem Thema alles gesagt.

Gruß
Wilfried
Interessierter
 

Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon zonenhasser » 18. März 2013, 16:04

Interessierter hat geschrieben:Glücklich und zufrieden waren sicher nur die Anhänger und Mitarbeiter in den Organen dieser Diktatur.


Das müßte man definieren. Ich glaube, es gab nur eine ganz kleine Gruppe, also bei weitem keine "Oberen Zehntausend", die keine Veränderungen in der DDR wollte. Zugegeben waren das für die Mehrheit materielle Wünsche. Aber Voraussetzung für die Erfüllung dieser war die 1989 von den Massen verlangte Demokratisierung. Wie muß sich ein Stasimitarbeiter gefühlt haben, wenn er wußte, daß er nichtmal im Rentenalter in den Westen reisen durfte?
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Re: Die Kosten der Einheit

Beitragvon karnak » 18. März 2013, 16:31

zonenhasser hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Glücklich und zufrieden waren sicher nur die Anhänger und Mitarbeiter in den Organen dieser Diktatur.



Und da beurteilst Du eben die Situation in der DDR völlig falsch.Aber das kannst Du auch nicht wissen,die wahren Lebensgefühle in diesem Land,die kann man sich einfach nicht anlesen,die muss man erlebt und gelebt haben.Das ist kein Vorwurf,dass ist nur eine nüchterne Feststellung.
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