War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

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Beitragvon augenzeuge » 12. März 2016, 10:44

Jörn Riedesel, der in den 60er und 70er Jahren in der DDR lebte und erst 1979 nach Nordrhein-Westfalen zog, soll als "IM Christoph" zwischen 1976 und 1981 im Verborgenen mit dem DDR-Geheimdienst kooperiert haben. Die fast 300 Seiten starke Akte berichtet davon, wie "IM Christoph" im sächsischen Riesa Freunde und Bekannte verriet und auch dabei half, Menschen ins Gefängnis zu bringen. Dabei gilt Jörn Riedesel, Sohn eines Pfarrers, bis heute als einer der Menschenrechtler von Riesa. Wie passt das zusammen?

Riedesel war Mitglied der "Riesaer Petition zur vollen Erlangung der Menschenrechte". Die Bewegung wendet sich mit ihrem kollektiven Ausreiseantrag an die Vereinten Nationen, die BRD und an die Weltöffentlichkeit. Sie unterhält unter schwersten Bedingungen Kontakt zu westlichen Hilfsorganisationen und Journalisten, tritt ein ganzes Medienecho über die Menschenrechtsverletzungen in der DDR los. Die Riesaer Petition ist in Ostdeutschland die größte Bewegung seit den Aufständen vom 17. Juni 1953.

Riedesel bietet sich freiwillig als IM an. Er verrät zig Mitglieder der Bewegung. Fakt ist aber, dass damals mindestens 16 Petenten verhaftet, einige bis zu fünf Jahren Haft verurteilt werden.

Laut Akte benötigte das MfS keine Verpflichtungserklärung. Und da dieses Dokument fehlt, bestreitet Riedesel alles.

http://waz.m.derwesten.de/dw/region/rhe ... ice=mobile

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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon Interessierter » 12. März 2016, 11:18

Klar ist allerdings auch: "Wenn wir auch nur geringe Zweifel an der Echtheit dieser Akte hätten, würden wir sie nicht herausgeben", sagt ein Mitarbeiter der Stasi-Unterlagenbehörde.


Dieser Typ hat so viel Leid über Menschen gebracht und ist trotzdem nicht bereit es zuzugeben und schon gar nicht es zu bereuen.
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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon augenzeuge » 12. März 2016, 14:23

Interessierter hat geschrieben:Dieser Typ hat so viel Leid über Menschen gebracht und ist trotzdem nicht bereit es zuzugeben und schon gar nicht es zu bereuen.


@Beethoven
Wie siehst du den Fall?

@Merkur
Kam das oft vor, dass man auf die Verpflichtungserklärung verzichtete?
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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon Merkur » 12. März 2016, 16:00

augenzeuge hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Kam das oft vor, dass man auf die Verpflichtungserklärung verzichtete?
AZ


Das war nicht die Regel und auch die Argumentation mit der hohen Trefftätigkeit und der Arbeitsergebnisse halte ich für ungewöhnlich. Aber bei so einer späteren operativ-bedeutsamen Position als Vize-Präsident des Landesverbandes Westfälischer Angelfischer hat man bestimmt eine Ausnahme gemacht. [laugh]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon Interessierter » 12. März 2016, 18:25

Nur, dass er von 1976 bis 1979 weder Vizepräsident war, noch in der BRD, sondern in der DDR lebte. [zunge]

Ausserdem war doch in der DDR und bei der Stasi vieles " ungewöhnlich ", einmal höflich formuliert.
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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon Nostalgiker » 12. März 2016, 18:39

Interessierter hat geschrieben:
Ausserdem war doch in der DDR und bei der Stasi vieles " ungewöhnlich ", einmal höflich formuliert.


Da scheinst du ja genaueres zu wissen; erzähl doch mal [ich auch]
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon Merkur » 12. März 2016, 18:47

Interessierter hat geschrieben:Nur, dass er von 1976 bis 1979 weder Vizepräsident war, noch in der BRD, sondern in der DDR lebte. [zunge]


Darum schrieb ich ja "bei so einer späteren"
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon augenzeuge » 12. März 2016, 18:57

Ich würde einfach versuchen, seine Opfer mit ihm zusammen zu bringen. Dann merkt man, wer ihn wiedererkennt.

Aber mal etwas anders. Wer von euch hatte von dieser früheren Bewegung "Riesaer Petition zur vollen Erlangung der Menschenrechte" schon gehört?

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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon andr.k » 12. März 2016, 22:26

augenzeuge hat geschrieben:Aber mal etwas anders. Wer von euch hatte von dieser früheren Bewegung "Riesaer Petition zur vollen Erlangung der Menschenrechte" schon gehört?

AZ


Bereits 1973 ging von den auf die Genehmigung ihrer Ausreise hoffenden Familien Faust und Hauptmann in Pirna eine Unterschriftensammlung aus;1976 gelangte die Petition des Riesaer Arztes Karl-Heinz Nitschke »zur vollen Erlangung der Menschenrechte« in die Westmedien. Die Petition war von 79 Personen unterzeichnet worden.


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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon augenzeuge » 12. März 2016, 22:37

Man sollte lesen, welchen Kampf der Arzt Nitschke führte. Welchen Kampf die DDR führte, dass er ihr nur nicht abhanden kommt.....und wie er immer von Freunden verraten wurde.

http://www.sz-online.de/nachrichten/rie ... 78931.html

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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon andr.k » 12. März 2016, 22:45

Eine besondere propagandistische Bedeutung sollte dabei dem Verfahren gegen den Arzt Karl-Heinz Nitschke zukommen, der unter ausreisewilligen Bürgern im Raum Riesa eine „Petition zur vollen Erlangung der Menschenrechte“ organisiert und sie an zahlreiche Einzelpersönlichkeiten, staatliche Stellen und Menschenrechtsorganisationen im Westen weitergeleitet hatte. Nach ihrer Veröffentlichung im „ZDF Magazin“ (18.8.76) wurde Nitschke verhaftet und sollte, wie dem Prozessvorschlag des MfS (2.2.77) zu entnehmen ist, zu einer Freiheitsstrafe von acht bis zehn Jahren verurteilt werden.

Auch die Ausweisung Nitschkes ohne Gerichtsverhandlung wurde als Handlungsoption diskutiert, letztendlich aber verworfen, da dies „ernste Probleme hinsichtlich der Einheitlichkeit der Rechtsanwendung“ aufwerfen und vom „Gegner“ als Erfolg seines publizistischen Drucks gewertet würde. Die Anklageschrift musste nun nochmals überarbeitet werden, wobei der zuständige Staatsanwalt nach telefonischer Rücksprache mit Borchert in einem Aktenvermerk festhielt: Er solle dem Direktor des Bezirksgericht mitteilen, dass die Anklage mit dem Obersten Gericht abgesprochen sei, das auch die Anleitung des Gerichtsverfahrens übernehmen werde. Dazu sollte es jedoch aufgrund des internationalen Drucks nicht mehr kommen. Nitschke wurde am 26. August 1977 nach Westberlin abgeschoben, so dass dem Staatsanwalt nur mehr die Einstellung des Verfahrens (1.9.1977) übrigblieb.


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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon augenzeuge » 12. März 2016, 22:59

Wie es aussieht, war Nitzschke der erste DDR Bürger, der sich bei seinem Ausreiseantrag auf die KSZE Akte bezog.

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Re: War der Vize-Chef des Landesverbands Westfälischer Angelfischer Stasi IM?

Beitragvon andr.k » 12. März 2016, 23:16

augenzeuge hat geschrieben:Wie es aussieht, war Nitzschke der erste DDR Bürger, der sich bei seinem Ausreiseantrag auf die KSZE Akte bezog.


Erste Richtlinien zur strafrechtlichen Verfolgung wurden bereits im Herbst 1976 ausgearbeitet, als immer mehr Personen unter Berufung auf die KSZE-Schlussakte und die UN-Menschenrechtskonvention einen Ausreiseantrag stellten. Als Reaktion auf die Zunahme der „Wühl- und Zersetzungsarbeit des Klassenfeindes“, so Generalstaatsanwalt Streit, entstanden in enger Abstimmung mit dem MfS und der ZK-Abteilung erste Grundsätze, die von Honecker am 3. November abgezeichnet wurden. Der Generalsekretär verschärfte zudem die vorgeschlagene Verfahrensweise hinsichtlich der Entlassung aus dem Arbeitsverhältnis bei Leitungsfunktionen oder der Beschäftigung als Lehrer handschriftlich in eine Muss-Bestimmung.

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