Edelknabe » 11. Jan 2021, 18:50
Aus dem Vortext mit dem hier:
"In der DDR brach über Silvester die Energieversorgung für zwei Tage komplett zusammen."Textauszug ende
Der Satz ist einfach nur falsch, gerade weil eben nicht im ganzen Land der Strom über zwei Tage komplett fehlte.
Rainer Maria
Wenn der damals in Leipzig lebende Autor und Zeitzeuge zwei Tage keinen Strom hatte und schreibt, das wäre im ganzen Land so gewesen, dann war das ganz sicher seine persönliche Wahrnehmung. Das anders zu sehen, soll dir unbenommen bleiben. Zumal deine Wahrnehmungen und Erkenntnisse zu diesem Staat fast regelmäßig von der Meinung der Mehrheit ehemaliger Bürger dieser SED - Diktatur abweichen.
Erstaunlich und verwunderlich finde ich nur, dass dir keine persönliche Begebenheiten bzw. Erlebnisse aus den Tagen der Schneekatastrophe einfallen, wo du doch sonst gerne den großen Geschichtenerzähler versuchst darzustellen.Was nun deine Behauptung angeht, kannst du dich nachstehend informieren wie es damals wirklich war. Es wäre ratsam, dich zukünftig erst einmal zu vergewissern, bevor du meinst etwas kritisieren zu müssen.
Selbst wenn es teilweise keine Stromausfälle gab, was ändert das an dieser schrecklichen Katastrophe, die du anscheinend selbst gar nicht so fürchterlich empfunden und auch nichts darüber zu berichten hast.
Hauptsache du kannst etwas bestreiten.Eine ungewöhnliche Großwetterlage zum Jahreswechsel 1978/79 führt binnen weniger Stunden zu einem Temperstursturz um bis zu 30 Grad. Am 28. Dezember 1978 lag die Temperatur in weiten Teilen Deutschlands noch bei 10 Grad über Null. Doch die milde Luft des Tiefdruckgebiets aus dem Süden traf über der Ostsee auf ein stabiles Hoch aus Skandinavien mit Temperaturen bis minus 40 Grad. Die kalte Luft strömte mit Sturmstärke in Richtung des tieferen Luftdrucks. Innerhalb weniger Stunden fror die Ostsee vor Sassnitz vollständig zu und starker Schneefall setzte ein. Zum Jahreswechsel war es minus 20 Grad kalt. In den Braunkohletagebauen gefror die nasse Kohle und der Abbau geriet ins Stocken. Die Braunkohle war der Hauptenergieträger. Die Kraftwerke und damit die Stromversorgung waren davon abhängig. Auch in den Güterwaggons fror die Kohle fest und konnte bei den Kraftwerken nicht mehr entladen werden. Tausende Arbeitskräfte und die Soldaten der NVA wurden in die Tagebaue und Kraftwerke geschickt, um die Kohle aus den Baggern und Waggons zu hacken. Mit teilweise abenteuerlichen Methoden wurde versucht, das Problem zu lösen. Die Kohle wurde aus den Waggons gesprengt und Düsentriebwerke von Jagdflugzeugen sollten als „Riesenföhn“ dienen. Doch das alles nützte nur wenig: Immer mehr Kraftwerke waren lahmgelegt. Das Stromnetz der DDR gerät in diesen Stunden immer mehr aus dem Gleichgewicht.
Axel-Rainer Porsch, bis 2003 Störungsingenieur bei der Thüringer Energie AG hat den Extremwinter ganz besonders gut in Erinnerung. Er war damals Schichtingenieur im Erfurter Energiekombinat Süd. Um das Netz zu stabilisieren, wurde eine Handlung verlangt, von der er nie gedacht hätte, dass sie einmal notwendig würde. Um 15 Uhr am 1. Januar 1979 schaltet er ganz Thüringen ab. Alle drei Südwestbezirke – Erfurt, Gera, Suhl – werden mit einem Mal vom Netz getrennt. So etwas hat es nie zuvor und nie nachher gegeben. Es war die einzige Chance, das Stromnetz der DDR zu retten.
Die Abschaltung trifft die Menschen völlig unvorbereitet: Sie frieren in den Wohnungen, in Krankenhäusern funktionieren Notstromaggregate nicht, in der Maxhütte Unterwellenborn brennt ein Hochofen aus – ein Millionenschaden. Überall gehen die Lichter aus. Ein Blackout, der sich Stunden zuvor auf dramatische Weise angedeutet hat: In der Silvesternacht trifft es 1.500 Gäste im Hotel Panorama in Oberhof. Kurz nach Mitternacht fällt der Strom aus, das gigantische Hotel liegt im Dunkeln.
Doch das Stromnetz der DDR braucht die Atempause, um die Kraftwerke wieder auf die nötige Leistung anfahren zu können. In Thüringen hofft man, dass die Reserven in den Batterien der Umspannwerke reichen. Denn ohne Strom kann auch die Energie-Infrastruktur aus eigener Kraft nicht mehr starten. Nach und nach stabilisiert sich die Stromfrequenz. In der Nacht zum 2. Januar 1979 ist das Schlimmste überstanden. In Thüringen aber kann die komplette Stromversorgung erst nach Tagen wiederhergestellt werden.
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