Die ökologische Katastrophe in der DDR

Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon manudave » 28. Mai 2010, 11:58

„Der Smog in Halle war so stark, dass ich mich verlaufen hatte in der Stadt“, erinnert sich die Umweltaktivistin Rosemarie Benndorf an die Anfänge in der Umweltbewegung der DDR. Die unübersehbaren Folgen der sozialistischen Wirtschaft für Natur und Landschaft waren in den 1980er Jahren ein wichtiger Faktor für die Entstehung einer breiteren Oppositionsbewegung.

Über das Ausmaß und die Folgen der ökologischen Katastrophe diskutierten Experten und Zeitzeugen in der Reihe „Wirtschaft und Soziales“ der Point Alpha Stiftung. Am Donnerstag, den 27. Mai ab 18:30 Uhr fand in der Gedenkstätte Point Alpha im "Haus auf der Grenze" - das schon zum thüringsichen Geisa gehört - der Diskussionsabend statt. Folgende Teilnehmer debattierten: Ralf-Uwe Beck BUND Thüringen, Bürgerrechtler in der DDR-Umweltbewegung und Theologe bei der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands,
Dr. Rosemarie Benndorf vom Umweltbundesamt Dessau, in den 1980er Jahren in der Umweltbewegung der DDR aktiv war. Dr. Joachim Borner konmt vom Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung und ist Verfasser von Konzepten zur Umweltsanierung in den neuen Bundesländern. Ralf Schmidt vom Umweltbundesamt Berlin ist Verfasser einer Studie zur Umweltbelastung entlang des innerdeutschen Grenzstreifens. Die Moderation des Abends übernahm Herbert Wessels, Chefredakteur des Freies Wortes.

Quelle: www.osthessen-news.de

Einen sehr informativen Abend genoss ich bei oben genannten Thema. Der Bürgerrechtler erzählte u.a. von Verfolgung, da Kritik am Umweltverhalten der DDR auch als politisches Querdenken wahrgenommen und entsprechen operativ bearbeitet wurde. Es war schon interessant mal zu erfahren, wie man damals Umweltschutz z.B. durch das Schreiben von massenweise Eingaben betreiben konnte. Das System der Eingaben gefällt mir persönlich immer mehr - sowas müsste es heut mal geben.
Da die Eingaben bearbeitet werden mussten, wurde manchmal sogar etwas zum Umweltschutz durchgeführt, nur damit endlich Ruhe im Karton war.
Auf meine Frage, ob das nicht zu gefährlich war wurde mir eine Besonderheit der Umweltaktivisten nähergebracht - der Schutz der Kirche. Alle, die was für die Umwelt tun wollten, taten das über die Kirchlichen Verbände in der DDR (Schöpfung bewahren etc.) und hier hatten die Fangarme der DDR auch manchmal ihre Grenzen.
So begann z.B. jede Versammlung der Umweltschützer mit einem Kirchenlied. Heimlich wurden Aktionen durchgeführt, wie das heimliche Filmen von Mülldeponien, wenn wieder mal Chemikalien einfach abgekippt wurden. Dann wurden Bodenproben genommen, dem jeweiligen Staatsanwalt vorgeführt der dann die Aktivisten allerdings wegen "widerrechtlichen Betretens von Staatsgelände" anklagte.

Herr Schmidt vom Umweltbundesamt gehört zu den wenigen, die die Verseuchung des Grenzstreifens genauestens untersuchten. Teilweise wurde scheinbar noch bis 1993 Restchemikalien in den Todesstreifen gekippt - anders waren zu diesem Zeitpunkt besonders hohe Konzentrationen kaum zu erklären. Auch wurde bekannt, dass die Freihaltung von Buschland und Unkraut mit Restbeständen der chemischen Produktion in der DDR durchgeführt wurde. Allerdings hat sich die Natur davon deutlich besser erholt, als ursprünglich angenommen.

Teil 2 folgt nach [hallo]
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
Benutzeravatar
manudave
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 4395
Bilder: 49
Registriert: 22. April 2010, 16:29
Wohnort: Hessen

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 28. Mai 2010, 12:24

manudave hat geschrieben:„Der Smog in Halle war so stark, dass ich mich verlaufen hatte in der Stadt“[hallo]


Ja, Manudave- ein wichtiges Thema. Obwohl das Zitat nicht die Wahrheit widerspiegelt. Das ist Quatsch, ehrlich. Aber es war eine Dreckstadt, eine Dreckecke!

Von vielen Auswärtigen wurde der Chemiestandort oft falsch eingeschätzt......ich bin nun Hallenser... [wink]

Mir ist dieser Gestank erst richtig klar geworden, als ich später davon Abstand bekommen hatte und per Transit die A9 bei Halle/Leipzig umfahren durfte........obwohl die Wohnungen in Merseburg mir auch bekannt waren. Dort wohnte mein Opa. Weißer Karbidstaub bedeckte in Buna alle Dächer, der Asphalt war nicht mehr dunkel...

Es war schlimm, keine Frage.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84698
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon manudave » 28. Mai 2010, 18:50

augenzeuge hat geschrieben:
manudave hat geschrieben:„Der Smog in Halle war so stark, dass ich mich verlaufen hatte in der Stadt“[hallo]


Ja, Manudave- ein wichtiges Thema. Obwohl das Zitat nicht die Wahrheit widerspiegelt. Das ist Quatsch, ehrlich. Aber es war eine Dreckstadt, eine Dreckecke!


Ihr Erlebnis in Halle bezog sich auf ca. 1971.
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
Benutzeravatar
manudave
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 4395
Bilder: 49
Registriert: 22. April 2010, 16:29
Wohnort: Hessen

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 28. Mai 2010, 21:45

manudave hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
manudave hat geschrieben:„Der Smog in Halle war so stark, dass ich mich verlaufen hatte in der Stadt“[hallo]


Ja, Manudave- ein wichtiges Thema. Obwohl das Zitat nicht die Wahrheit widerspiegelt. Das ist Quatsch, ehrlich. Aber es war eine Dreckstadt, eine Dreckecke!


Ihr Erlebnis in Halle bezog sich auf ca. 1971.


In der Saale konnte man bis Ende der 50er Jahre schwimmen. Der Dreck entfaltete sich eigentlich erst in den 80er Jahren. Die waren schlimmer als die 70er Jahre.

[hallo]
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84698
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon karl143 » 30. Mai 2010, 11:37

Ich war im Frühjahr 1990 mit meiner damaligen Frau auf einer Katzenausstellung in Halle. Die Fahrt führte über die A 2 und dann über Landstraßen u. a. auch durch Bernburg. Da damals schon eine Städtepartnerschaft zwischen Bernburg/Saale und Nienburg/Weser bestand, bzw. kurz bevorstand, machten wir in Bernburg einen Halt und erkundeten ein bißchen die Stadt. Über der gesamten Stadt lag ein nicht zu beschreibender dunkler Belag, es klebte auch etwas. Alle Häuser waren wie eingefärbt, es sah irgendwie wie in einem Zukunftsfilm aus. Wir hatten soetwas wirklich noch nicht gesehen. Wenn man in Bernburg vom Norden her einfuhr, dann lag gleich am Stadtanfang links das damalige Sodowerk, direkt hinter der Saale. Die ganze Luft roch, bzw. stank irgendwie. Auf der Saalebrücke konnte man den Gestank (es war wirklich stinkend) der Saale bis oben riechen. An beiden Ufern war ein gelb-weißer Schleim der sich dort festgesetzt hatte, während zur Flußmitte die Strömung erkennbar war. Und diese ganze Sodafabrik machte irgendwie einen Eindruck wie eine Firma aus Filmen aus dem 19. Jahrhundert.
Irgendwann später stand in der Nienburger Sonntagszeitung ein Bericht von einem Redakteur. Die Nienburg Tageszeitung "Die Harke" hatte aufgrund der Partnerschaft zwischen den Städten auch eine Partnerschaft der Zeitungen gegründet. Und ein Redakteur aus Nienburg wirkte an der Bernburger Zeitung mit. Der schrieb dann in einer Kolumne in Nienburg, das er sich beim zweiten Aufenthalt in Bernburg vor der Abfahrt mit stillen Mineralwasser versorgte, weil man den Kaffee nicht mit Leitungswasser genießen konnte. An diesen Artikel mußte ich immer denken, wenn ich durch Bernburg fuhr. In der folgenden Zeit fuhr ich ca. 12-13 Jahre lang ca. alle 2 Monate diese Strecke und man konnte nach der Übernahme des Werkes durch die Solvay Chemie die Fortschritte beim Umweltschutz regelrecht spüren.

PS: Die Partnerschaft hat sich dann nach ein paar Jahren wieder von selbst erledigt, als nach einigen Jahren ein Bürgermeister der PDS gewählt wurde und
darauf keinen Wert mehr legte.
karl143
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Berliner » 31. Mai 2010, 15:53

EINE MARK FÜR ESPENHAIN - Umweltaktion in der DDR
Ein Bericht von 1989


Bild

ESPENHAIN - Ein kleiner, kaum bekannter Ort in der Nähe von Leipzig. In den letzten Jahren jedoch ist der Name Espenhain DDR-weit für viele ein Begriff geworden, für Umweltschützer in der DDR hat dieser Ort inzwischen Symbolcharakter bekommen. Mitten im Braunkohlerevier der Region Halle/Leipzig gelegen, wird dort in einem schon fast antiquarisch zu nennenden Volkseigenen Betrieb an der "Veredelung" von Braunkohle gearbeitet. Mit unerträglichen Folgen für Mensch und Natur.

Diese Veredelung der Braunkohle bedeutet, dass die Braunkohle dort in ca. 40 Meter hohen Schwelöfen verschwelt wird. Anschließend gelangt die Braunkohle in Trockenkammern, in denen sie auf fast null Prozent Wassergehalt getrocknet wird. Diese Trockenkammern sind ein zur Umwelt offenes System, so dass dort entstehende Schadstoffe ungehindert in die Atmosphäre abgegeben werden. Aus Gründen der Steigerung der Produktionsleistung ist man in Espenhain dazu übergegangen, die technologisch festgelegte Trocknertemperatur, die bei ca. 180 bis 210 Grad C liegt, deutlich zu erhöhen. Die Erhöhung der Temperatur beim Trocknen mag logisch erscheinen, schließlich geschieht dieser Prozess dann schneller. Fatal hierbei ist jedoch, dass die Braunkohle bei ca. 210 Grad C wieder zu schweln beginnt, wobei die ersten flüchtigen Teerverbindungen abgegeben werden und direkt in die Umwelt gelangen. Auf über 300 Grad C ist die Trocknertemperatur erhöht worden, um die Verweilzeit der Braunkohle zu verkürzen.

Für die Umwelt hat diese Maßnahme fürchterliche Folgen: Es werden gewaltige Mengen von hochgiftigen Schadstoffen frei, so. z.B. Teeraerosole, Schwefelwasserstoff, Ammoniak, Merkaptane, Phenole, Kohlenwasserstoffe sowie Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Stickoxide. Die Freisetzung dieser Gifte geschieht völlig unkontrolliert in sehr geringen Höhen, so dass vor allem die nähere Umgebung hierunter unbeschreiblich zu leiden hat. Ein kurzer Rückblick zeigt, wie es zu dieser Umweltkatastrophe kam.

Das Werk Espenhain wurde in den Jahren 1939 bis 1941 von den Nazis erbaut, um die Energieversorgung möglichst autark zu gestalten! Ohne Umwelt- oder Arbeitsschutzmaßnahmen gab es ständige Produktionssteigerungen. Nach einem Beschluss, das überalterte Werk 1975 stillzulegen, wurde das Werk unter "Volldampf" in der "Verschleißfahrweise" seit Ende der 60er Jahre betrieben. Zu Teilen wurde das jetzt als "Volkseigener Betrieb Braunkohlenveredelungswerk Espenhain" laufende Werk auch tatsächlich stillgelegt. Jedoch schon 1978 wurde wieder die volle Produktion aufgenommen, denn aufgrund energiepolitischer Beschlüsse ging man in der DDR davon ab, das zeitweilig bevorzugte Öl einzusetzen. Seitdem setzte man voll auf die einheimische Braunkohle und hoffte zudem nach wie vor, die Atomenergie auszubauen. Für Espenhain bedeutet dies, dass das Werk mindestens bis ins Jahr 2000 hinein voll betrieben wird, d.h. dass in Espenhain selber die zwei Brikettfabriken, zwei Kraftwerke und 30 Schwelöfen sowie im nahegelegenen, zum Werk Espenhain gehörigen Betriebsteil Böhlen eine Brikettfabrik, ein Kraftwerk sowie 10 Schwelöfen weiterlaufen werden. Es wurde dazu ein Programm erstellt, nach dem jährlich einige der Schwelöfen rekonstruiert werden sollen, um die Produktion weiter zu steigern und zudem eine Schadstoffreduzierung zu erreichen. Leider kommen diese Rekonstruktionsarbeiten jedoch nur schleppend voran und bleiben weit hinter dem Plan.

Die Lage der Menschen vor Ort ist nur noch katastrophal zu nennen. In dem Braunkohlerevier um Leipzig/ Halle reiht sich ein überaltertes Kraftwerk an das nächste, viele überlastete und verschlissene Brikettfabriken und sonstige Verarbeitungsbetriebe liegen in Sichtentfernung zueinander - sofern man durch den geballten Dreck in der Luft überhaupt ein wenig Sicht hat. Denn durch Betriebe wie Espenhain wird dieser ohnehin schon extrem hohen Grundbelastung der Luft noch eine Spitze aufgesetzt, die vom Umweltseminar Rötha charakterisiert wurde als "Subjektiv unerträglich - objektiv gesundheitsschädigend". In einem Faltblatt heißt es: "Von weitem sieht und riecht man schon den Volkseigenen Betrieb Braunkohlenveredelungswerk Espenhain. Dick und dicht wälzt sich der Qualm aus den Schloten und mit ihm täglich: 4,0 t Teer, 4,4 t Schwefelwasserstoff, 20,0 t Schwefeldioxid, 1,6 t. Ammoniak, 1,6 t Merkaptane... Immer wieder drängt sich da der Gedanke auf, 'kann man da überhaupt noch atmen, ohne über kurz oder lang krank zu werden'. Ist es da ein Wunder, wenn viele Leute denken, nur weg aus diesem Gebiet - weit weg!"

Die Lebenserwartung der Menschen im Braunkohlerevier Halle/ Leipzig ist um Jahre geringer als in anderen Gegenden der DDR. So ist es kein Wunder, wenn die Menschen dort anfangen, sich gegen die ständige Gesundheitsgefährdung durch Gifte zu wehren. Unter dem Dach der Kirchen bildeten sich zunehmend Umwelt- und Friedensarbeitsgruppen, auch in der Region um Espenhain. Von diesen Gruppen wurde im Juni 1988 die Aktion "Eine Mark für Espenhain" ins Leben gerufen, die inzwischen DDR-weite Unterstützung und Solidarität findet. Im Rahmen dieser Aktion werden Unterschriftensammlungen mit der Forderung nach einer Verbesserung der Verhältnisse in der Region durchgeführt. Alle, die eine Unterschrift leisten, spenden zudem symbolisch eine Mark. Die hierbei zusammengetragene Summe soll der Betriebsleitung in Espenhain überreicht werden und, so einem Flugblatt zufolge, "einen Anfang für Verbesserungen in Espenhain ermöglichen und den notwendigen gesamtgesellschaftlichen Beitrag herauszufordern". Wenn man berücksichtigt, dass Unterschriftensammlungen in der DDR verboten und von daher nicht mit hiesigen Aktionen vergleichbar sind, so ist es erstaunlich, dass doch viele in der DDR den Mut finden, den Namen in die Liste einzuschreiben. Bis Ende März wurden immerhin 13.000 dieser Unterschriften zusammengetragen - eine sehr erstaunliche Zahl. Die dabei eingesammelte Geldsumme kann natürlich nicht mehr als ein symbolischer Betrag sein, jedoch ist dies sicherlich eine deutliche Form, öffentlichen Protest zu zeigen.

Mittlerweile gibt es vom Kreis, also von staatlichen Stellen, sogar die offizielle Mitteilung, dass diese Aktion akzeptiert wird. Leider jedoch gibt es starke Bedenken, ob das Geld angenommen werden kann. Selbst wenn es angenommen würde, stehen die Zeichen schlecht, denn mittlerweile wird sogar offiziell eingestanden, dass das Werk Espenhain derzeit schneller zerfällt als es rekonstruiert werden kann.

Nach einer Eingabe kam es zudem zu einem Gespräch zwischen Mitgliedern der ansässigen Umweltgruppen und offiziellen Vertretern des Rats des Bezirks (vergleichbar mit Landesregierung in der BRD) sowie dem für Böhlen und Espenhain zuständigen Umweltinspektor. In diesem Gespräch wurde deutlich, mit welch ignoranter Einstellung dort von offizieller Seite oft noch vorgegangen wird. Auszüge aus einem Gesprächsprotokoll mögen diese haarsträubende Einstellung belegen.

Die offiziellen Vertreter betonten, dass in Espenhain "keine andere Luft als anderswo auch" herrsche, die Höchstwerte für Emissionen würden ständig unterschritten und überhaupt sei die Luft keineswegs gesundheitsschädlich. Auch sei es unwahr, was die Umweltgruppe schreibe: Es gebe im Bezirk kein Waldsterben, alle Bäume seien gesund. Es stimme nicht, wenn die Umweltgruppe schreibe, dass die Menschen von der schlechten Luft krank würden. Eine erhöhte Krebsrate wurde nicht bestritten, jedoch: "Die erhöhte Krebsrate kommt nicht von der hohen Schadstoffbelastung der Luft, sondern die Espenhainer rauchen zuviel." Auf die ungläubige Rückfrage der Umweltgruppe wurde noch einmal betont, es würde speziell in Espenhain zuviel geraucht, einschließlich auch Babys usw. Es wurde auch betont, dass es bisher noch nie nötig gewesen sei, Smog-Alarm auszulösen, denn "die Emissionsgrenzwerte werden nicht überschritten!" Die Umweltgruppe wandte ein, dass für Smog-Alarm nicht die Emissionsgrenzwerte maßgeblich seien (diese sind sicherlich auch horrend hoch angesetzt), sondern die Immissionswerte. Und es gäbe genügend Beweise für Smog-Situationen, wie im Mai 1986, als in Espenhain über Nacht plötzlich alle Blätter von den Bäumen gefallen seien. Dies wurde lässig abgetan: "Ach wissen Sie, das ist doch kein Grund, Smogalarm auszulösen, die Pflanzen, die Bäume sind doch nur so viel empfindlicher als wir Menschen! Die sind zu empfindlich!" Und überhaupt war für die Offiziellen eine kritische Mitarbeit unvorstellbar: Die Umweltschützer wollen den Staat nur in ein schlechtes Licht rücken und konterrevolutionäre Bestrebungen unterstützen. Schließlich sei es schon jetzt so, dass die Werktätigen natürlich schon mitregieren können, und zwar indem sie die Beschlüsse der Regierung und Partei befürworten und die vorgegebenen Pläne übererfüllen. Denn: "wir, die Partei, machen das schon. Haben Sie Vertrauen, glauben Sie nur, wir sorgen schon für Sie!"

Bleibt zu hoffen, dass es, nicht nur im Interesse der Umwelt, zunehmend weniger Gläubige gibt, die sich solchen Menschen widerspruchslos ausliefern mögen.

Der Text wurde so veröffentlicht im "ROBIN WOOD-Magazin" Nr. 23/4.89, Anmerkung 2009: Insgesamt wurden 100.000 Mark für Espenhain gesammelt. Das Werk wurde nach der "Wende" im August 1990 stillgelegt. Die 100.000 Mark wurden als Grundstockvermögen in die "Zukunftsstiftung Südraum Leipzig" des "Christlichen Umweltseminars Rötha e.V." eingebracht - sicher eine gute Anlage!)

Quelle: http://www.nach-gedacht.net/reiseberich ... enhain.htm

Berliner [hallo]
Nichts auf dieser Welt kann die Beharrlichkeit ersetzen.
Talent kann es nicht - nichts ist verbreiteter als erfolglose Maenner mit Talent.
Genie kann es nicht - unbelohntes Genie ist nahezu ein Sprichwort.
Ausbildung kann es nicht - Die Welt ist voll von ausgebildeten Obdachlosen.


Beharrlichkeit und Ausdauer alleine sind allmaechtig.


-Calvin Coolidge
Benutzeravatar
Berliner
 
Beiträge: 2906
Bilder: 85
Registriert: 22. April 2010, 07:09
Wohnort: Detroit, Michigan USA

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon karl143 » 31. Mai 2010, 16:11

Zu der Umweltkatastrophe im Raum Bitterfeld gibt es auf der MDR Seite einen Beitrag:

Bitteres aus Bitterfeld: Ein ARD-Fernsehbeitrag rüttelt auf

"Bitteres aus Bitterfeld"

Umweltsünden in der DDR konnte man riechen, schmecken, sehen. Und doch versuchten Regierung und Stasi gemeinsam, das tatsächliche Ausmaß der Zerstörung zu verbergen. 1988 gelang einer Gruppe von Umweltaktivisten das scheinbar Unmögliche: Sie drehten ein Video über die katastrophale Umweltsituation der Region Bitterfeld und veröffentlichten es sogar im Westfernsehen.

"Es gab hier eine Straße, die fing an in Bitterfeld, Richtung Wolfen. Wir nannten sie die Straße der 1000 Düfte. Da ging man entlang der Werkshalle Nord, an der Filmfabrik, dann an der Bahnfabrik vorbei. Da roch es alle 100 Meter anders. Mal nach Phenol, mal nach Azeton, mal nach Farbstoffen, mal nach diesem oder jenem, es war Wahnsinn, was hier an Düften zusammenkam."
Hans Zimmermann, in den 1980er-Jahren Umweltaktivist in Bitterfeld

Und es war gesundheitsgefährdend. Im November 1990, unmittelbar nach der Deutschen Einheit, stellte das Bundesumweltministerium fest: "Im Raum Bitterfeld – charakterisiert durch eine extreme Belastung der Luft, des Wassers und des Bodens – bestehen bei Kindern eine überdurchschnittliche Behandlungsbedürftigkeit bei chronischer Bronchitis und asthmatischen Erkrankungen und deutlich schlechtere Lungenfunktionswerte als bei Kindern in Vergleichsgebieten. Auffällig ist auch eine hohe Säuglingssterblichkeit wegen Missbildungen die 1989 5,5/1000 gegenüber dem langjährigen Mittel von 2,3/1000 betrug."

Am 27. September 1988 strahlte das ARD-Magazin Kontraste einen Beitrag über die verheerende Umweltsituation im Raum Bitterfeld aus. Die Bilder vom sogenannten "Silbersee" - einer alten Tagebaugrube mitten im Siedlungsgebiet - und von der Giftmülldeponie "Freiheit III" zeigten den Fernsehzuschauern das Ausmaß der Umweltkatastrophe im Raum Bitterfeld.
Video: Hans Zimmermann: Wir mussten uns Hilfe holen

Sie wurden am 25. Juni gedreht, dem Tag des Finales der Fußball-Europameisterschaft 1988. Das Datum war von einer kleinen Gruppe um die Umweltaktivisten Hans Zimmermann aus Bitterfeld, Ulrich Neumann aus Ost-Berlin sowie dem West-Berliner Filmemacher Rainer Hällfritsch mit Bedacht ausgewählt worden.
Sie gingen davon aus, dass auch Stasi und Polizei - wie die meisten anderen – das Fußballspiel sehen würden. Und die Aktivisten blieben bei den Filmaufnahmen tatsächlich ungestört.

Hans Zimmermann hatte die Drehorte ausgewählt, Neumann als Vertreter des grünen Netzwerks "Arche" die Kontakte zu West-Berliner Journalisten hergestellt. Alles lief wie geplant, aber es war sehr riskant, wie sich Zimmermann erinnert: "Wenn sie uns erwischt hätten, wären wir für 15 Jahre nach Bautzen gegangen."
Hektische Aktivitäten der DDR-Organe

Die Ausstrahlung im Westfernsehen rüttelte auch die Menschen in der Region Bitterfeld wach. Der Kontraste-Beitrag war allgemeiner Gesprächsstoff in den Betrieben und bei der Bevölkerung, was die Politiker bis zum Zentralkomitee der SED alarmierte. Politbüromitglied Günter Mittag erteilte den Auftrag, den Beitrag auszuwerten und Maßnahmen vorzuschlagen. Dieser Auftrag wurde bis nach ganz unten zum Rat des Kreises Bitterfeld "durchgestellt".

Am 9. November 1988 schlug dieser in einem Schreiben an den Rat des Bezirkes Halle eine lange Liste von Argumentationshilfen gegen den Fernsehbeitrag vor. So wurde anhand ausgewählter Daten über Schadstoffemissionen behauptet, dass die Belastungen im Raum Bitterfeld bereits deutlich zurückgeführt worden seien. Aber es gab auch ideologische Argumentationshilfen: "Deponien gibt es in allen Ländern der Welt, das beweisen die Skandale in der BRD, wo unkontrolliert Giftstoffe deponiert werden und wo sogar Deponien als Bauland für Eigenheime vergeben werden." (Quelle: Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abtlg. Merseburg)

Was verschwiegen wurde: Rund um Bitterfeld wurde die Umwelt letztlich mit Genehmigung der Regierung vergiftet, da Umweltauflagen außer Kraft gesetzt worden waren, um die Produktion nicht einschränken zu müssen. Dies war in der DDR gängiges Mittel. Die Produktion hatte stets Vorrang.

Quelle: http://www.mdr.de/damals/7240514.html

Es gibt eine Dolumentation des MDR aus der Reihe "Damals in der DDR" die immer wieder mal Dienstags abends vor dem Polizeiruf wiederholt wird.
karl143
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 31. Mai 2010, 16:40

Auch das sind Errungenschaften des Sozialismusses....

....eigendlich wird einem hier wieder deutlich, das eine Verbrecherbande das Land regiert hat.....ich glaube, in diesem Zusammenhang kann man das ruhig so sagen....

....es soll ja Menschen geben, die sagen in der DDR wurde man nicht ausgebeutet.... [flash]

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon karl143 » 1. Juni 2010, 13:07

SkinnyTrucky hat geschrieben:Auch das sind Errungenschaften des Sozialismusses....

....eigendlich wird einem hier wieder deutlich, das eine Verbrecherbande das Land regiert hat.....ich glaube, in diesem Zusammenhang kann man das ruhig so sagen....

....es soll ja Menschen geben, die sagen in der DDR wurde man nicht ausgebeutet.... [flash]

Mara


Hallo Mara,
ich glaube da denken wir beide an dieselben Personen, an die F. und A. und wie sie heissen mögen......
karl143
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 1. Juni 2010, 17:58

Ja Karl, solche mein ich....und all diejenigen, die nen Monat vor'm Grenzfall noch so schön die Errungenschaften gefeiert haben als ob nichts wär....

groetjes uit Benevento

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 2. Juni 2010, 17:57

Na Karl, hier eine schöne Geschichte aus dem Ruhrgebiet Anfang der 90er Jahre. Wir laufen in der Nähe von Dortmund in einer Kleinstadt spazieren, so um den Magen vom Mittagessen bei der Verwandschaft leer zu bekommen. Es war so eine typische Arbeitersiedlung / Bergarbeitersiedlung aus der Zeit des Dritten Reiches oder nach 1945, und eines fiel mir auf und erinnerte mich an Espenhain( habe in E. gelernt).
Die Fassaden waren kohlrabenschwarz, verdreckt und wir rein in die nächste Kneipe auf ein Bier, der Schwager und ich. Meine Frage an den Wirt, was es denn mit den verschmutzten Fassaden auf sich hatte, es brachte mir einen dummen Blick ein.
Er meinte so trocken: "Wo kommen Sie den her?" Auf unsere Antwort...aus der Leipziger Ecke kam ein Lächeln auf sein Gesicht und er meinte: "Sie befinden sich hier im Ruhrgebiet und nicht in den Alpen".
Das herliche Thema mit den Allergien hatten wir doch schon mal im anderen Grenzforum...siehe die schöne Frage: Wessen Kinder hatten Allergien en Masse, doch nicht etwa die aus der DDR? Oder Pseudokrupp, oder...?
Nun komm ich aus Leipzig, beide Töchter kerngesund geboren in der DDR und ich möchte hoffen, dies wird sie ihr Leben lang begleiten und ihre Kinder ebenfalls.
Die eigene Nase Karl, immer erst an die eigene Nase, dann erst auf die DDR zeigen, was die damaligen Umweltverschmutzungen anging.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 2. Juni 2010, 18:11

Jetzt mal ehrlich, Rainer,

willst du damit wirklich sagen, dass Espenhain 1990 mit einem Dortmunder Vorort vergleichbar war, weil die Fassaden hier noch dunkel waren? [ich auch]

Zu den Allergien hast du recht. Es gab sie im Westen mehr, keine Frage. Aber dies ist nicht unbedingt nur dem Dreck geschuldet ( es ist klar das übertriebene Hygiene Allergien auslöst) sondern auch der Ernährung, sprich Konservierungsstoffen.
Beispiel: Wie lange konnte man eine Flasche Bier im Osten und Im Westen lagern? Hier lagen Monate dazwischen......

Im Übrigen sollte man auch die Bronchialerkrankungen u.a. berücksichtigen, weiter oben stand da einiges.......und dann möchte ich dies nicht in ein Verhältnis setzen wollen.

AZ [wink]
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84698
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 2. Juni 2010, 18:44

Jörg, ich möchte damit ausdrücken, das die Umweltverschmutzungen im Westen analog zur DDR, was eben diese Ballungszentren von Industrien der Schwermetallbranche, Bergbau und verarbeitendem Gewerbe nicht von heute auf morgen verschwunden sind, nicht Ende der 60er, nicht Ende der 80er, nicht Anfang der 90er Jahre.
Ein Hochofen ist ein Hochofen, eine Kokerei eine Kokerei und keine Lungenheilanstalt oder Salzsaline, du nimmst doch nicht ernsthaft an, das im System des Kapital Filteranlagen peinlich genau zur notwendigen Wartungszeit gewechselt wurden?
Mensch Jörg, das kostete richtig Kohle, keine Steinkohle, nein DM, harte Deutsche Mark und woran spart und sparte der profitorientierte Kapitalist zuerst? Lies Wallraff, der Mann hatte es offengelegt, die Mauscheleien der Multis und Hüttenbesitzer, sehr gut in seinen Büchern. Da hatte er ihnen den Spiegel vorgehalten und sie schauten ungläubig hinein, so nach dem Motto: " Nein, doch nicht bei uns, meine Brüder und Schwestern?"
Na, wer es glaubt,glaubte, der wird selig werden oder ist heute schon lange tot, gestorben am Lungenkrebs, Bronchialkarzionom und Anderem.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon karl143 » 2. Juni 2010, 20:10

@ Rainer-Maria,
du machst es dir mit der Antwort zu leicht. In der Bundesrepublik gab es im Gegensatz zur DDR eine Überwachung der Betriebsanlagen, ähnlich wie der Hauptuntersuchung beim Auto. Diese werden von Gewerbeämtern, bei großen Industrieanlagen vom TÜV regelmäßig durchgeführt. Und von den Untersuchungen gibt es Protokolle. Nur mal als Beispiel. Hier im Forum gibt es einen Thread über Industriebauten welche unter Mitwirkung von Arbeitern aus der DDR entstanden sind. Ich hatte dazu was geschrieben zum Kohlekraftwerk Heyden in Petershagen, welches in den 80er Jahren u. a. mit Arbeitern aus der DDR errichtet wurde. Dieses Kohlekraftwerk hatte damals eine moderne Filteranlage bei der Inbetriebnahme. Nach ca. einem halben Jahr beschwerten sich immer wieder Bewohner in der Nähe über Luftverschmutzung. Es erfolgte dann eine erneute Messung. Das Kraftwerk wurde über ein viertel Jahr abgeschaltet. Das wäre garantiert in der DDR nicht passiert. Zum einen hätte man den Bewohnern garkeine Bedeutung bei ihren Aussagen gegeben, und zum anderen hätte man ein Werk nicht daraufhin geschlossen. Nicht im Kapitalismus ging es um einen hohen Gewinn, in diesem Fall ging es immer um den Gewinn des Staates. Und der ging in der Gegend vom Chemiedreieck eben auch über Leichen, wie die Gesundheitsgefährdung zeigt. Das ist auch wissenschaftlich belegt.
karl143
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 2. Juni 2010, 20:27

Karl, dieses Bild ist falsch, das des sauberen Westen und das des schmutzigen Osten. Ich gehe dahingehend mit, der Osten war recht farblos aufgrund des Mangel an Farbe aber die Wäsche in den Ballungsgebieten West siehe meinen Vortext konnte auch an ungünstigen Tagen nicht draußen getrocknet werden, genau so wie diese im Leipziger Raum, um nur mal in meiner Heimatecke zu bleiben.
Smog gab es im Osten und Westen gleichermassen und ich bin auch kein Wetterprofi, der das erklären könnte. Heute haben wir wieder ganz andere Belastungen, die keine Sau...entschuldige, so den Feinstaub sieht. Der ist glaube ich fast noch gefährlicher wie Das, was man damals mit der Nase schnuppern konnte.
Na, ich will hoffen, wir überleben das...will, nein möchte ja mal sehr alt werden und ich hoffe, du ebenfalls. Sonst fehlt mir dann Einer von Euch zum kultivierten Streiten hier im Neuen Forum.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 2. Juni 2010, 21:39

RMR, im Westen wurd die Umweltthemen aber offen angesprochen, es gab Greenpeace und die Grünen....zwei Institutionen, die in der DDR wohl so keine Chance hatten....in der DDR hat maßgeblich deine Parteiführung den Umweltskandal zu verantworten....in der BRD waren es die Konzerne, die aber wenigstens in der Kritik standen....

...du bist doch nur am sticheln oder....du weißt es doch selber auch genau, was deine *ehrenwerte* Führung für'n Mist gebaut hat....Rotlicht mag wohl für die Gelenke gut sein....aber für den Geist war et wohl nich gesund, wenn ich mir deine Argumente so durchlese....

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 2. Juni 2010, 22:05

Bella, ich kann euch doch nicht alle wie im Verein gleichzeitig beten lassen, das die DDR eben nicht der bessere Teil Deutschlands war? Das ist doch langweilig. Hier im neuen Forum kommts mir sowieso schon so vor, als ist hier der Gegenpart von der Staatssicherheitsfraktion vom alten Forum gelandet.
Ihr sonnt euch meiner Ansicht nach zusehr in eurer Märtyrerrolle, eurer Contrarolle zur DDR, das fängt bei Hans-Peter als Alterspräsidenten an und hört bei dir Jungspund auf, nein bei Manudave, dem Jungpionier.
Nun bin ich Einer, der sie gut gelebt und gearbeitet hatte, dem es gut ging im Lande DDR, der halt nicht mit dem Kopf durch Mauern wollte und sich hinterher wunderte, wenn es weh tat. Nein, ich umschiffte die Klippen und das halte ich dagegen. Das der Schüler sieht...aha, es ging also auch Anders und nein, ich musste nicht flüchten, nicht in den Strafvollzug, nicht einen Ausreiseantrag stellen.
Das ist wichtig, meiner Ansicht nach ganz wichtig, sonst hebt die Contrafraktion noch ab und der Schüler bekommt ein völlig falsches Weltbild.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Icke46 » 2. Juni 2010, 22:18

Edelknabe hat geschrieben:Hier im neuen Forum kommts mir sowieso schon so vor, als ist hier der Gegenpart von der Staatssicherheitsfraktion vom alten Forum gelandet.
Ihr sonnt euch meiner Ansicht nach zusehr in eurer Märtyrerrolle, eurer Contrarolle zur DDR, das fängt bei Hans-Peter als Alterspräsidenten an und hört bei dir Jungspund auf, nein bei Manudave, dem Jungpionier.

Rainer-Maria


Hallo, Rainer-Maria,

das oben zitierte sehe ich teilweise auch so - wie ich schon sagte, die Mischung der User hat das alte Forum zu etwas besonderem gemacht - und nun sind die "Rechthaber" (nicht negativ gemeint) der einen Seite in diesem Forum - die der anderen im andern, und bestätigen sich gegenseitig, wie recht sie haben. [wink]

Gruss

icke
Benutzeravatar
Icke46
 
Beiträge: 5862
Bilder: 426
Registriert: 25. April 2010, 18:16
Wohnort: Hannover-Peine

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 2. Juni 2010, 22:20

Ja genau RMR....am liebsten hättste gewollt, das alles so weitergeht wie es vor 1989 gelaufen ist wah....

....du scheinst generell was gegen Kritiker zu haben....blos auf Deuvel komm raus anpassen....weißte noch wo ich dir vorgeworfen habe, das aus dir wenn du 20-30 Jahre eher geboren wärst ein strammer Nazi aus dir geworden wäre....ich glaub das immernoch.....

....es tut mir eigendlich leid, sowas zu schreiben, aber du redenierst ja immer mit dem, die Zeit war halt so....

groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 2. Juni 2010, 22:23

icke46 hat geschrieben:das oben zitierte sehe ich teilweise auch so - wie ich schon sagte, die Mischung der User hat das alte Forum zu etwas besonderem gemacht - und nun sind die "Rechthaber" (nicht negativ gemeint) der einen Seite in diesem Forum - die der anderen im andern, und bestätigen sich gegenseitig, wie recht sie haben. [wink]


Icke, man könnte auch sagen, dies hier ist das Westforum....das andere das Ostforum....realistischer kann man die Sache ansich gar nich betrachten....hat doch was....

groetjes uit Orte

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 2. Juni 2010, 22:43

icke, was waren wir für ein Forum, eine Kraft, eine kreative Streitkultur und jetzt das? Hier muss ich mir vorhalten lassen, "das es eben nur Angepasst ging"in der DDR,, so ein Quatsch. Jungspunde und Alterspräsidenten lassen kein gutes Haar an mir, der Eine ein verbitterter Gegner der DDR siehe das was er im Strafvollzug durchmachen musste und der Andere ein junger Rebell, der schon immer Alles sehr locker sah...so hoppla, hier kommt Bella.
Aber Bella, ich möchte hier keinem zu nahe treten, auch Hans-Peter nicht, gerade weil jeder seine ganz eigenen Erfahrungen aus dieser damaligen Zeit einbringt.
Streiten wir also kultiviert weiter, wichtig ist, der Schüler, der Unwissende, der Interessierte liest zwischen unseren Zeilen, macht sich ein gutes Bild. Dann bin ich schon zufrieden.

Rainer- Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Icke46 » 2. Juni 2010, 22:46

Aber ob damit der Geschichtsaufarbeitung gedient ist - das ist für mich die Frage.

Ich hab das wohl schon irgendwo mal geschrieben:

Ich stehe hier gewissermassen als geschichtsinteressierter Wessi, der die DDR auch noch durch Reisen und Verwandtenbesuche erlebt hat, und versuche mir, in der rückwirkenden Betrachtung ein eigenes Bild zu machen. Der Punkt ist doch, das jede Schilderung, sei sie nun von der - ich sag mal MfS-Fraktion, oder sei es von der Opferseite her, subjektiv ist - die nüchterne historische Wahrheit liegt meist irgendwo in der Mitte - mit einem Ausschlag mal in die eine oder andere Richtung. Und diese Mischung fehlt mir momentan in beiden Foren.

Und was nun Rainer-Maria angeht: Er ist manchmal schwer verständlich, gebe ich gerne zu. Nur: wenn man festhält, dass es eine sehr grosse Zahl von Menschen gibt, die in der DDR gelebt haben, ohne politisch engagiert zu sein, sondern einfach ihr Leben lebten, dabei nicht schlecht gelebt haben (was ich aus familiärer Anschauung aus Nachwendezeiten weiss), dann ist das zunächst mal für mich nichts Negatives. Das Schlimme für mich ist, das man diesen Menschen, möglicherweise unbewusst, ständig einzureden versucht, sie hätten ihr ganzes Leben vor 1989 falsch gelebt.

Ich mag falsch liegen, ich glaube aber, dass es das ist, was Rainer-Maria in vielen seiner Texte versucht, zum Ausdruck zu bringen.

Gruss

icke
Benutzeravatar
Icke46
 
Beiträge: 5862
Bilder: 426
Registriert: 25. April 2010, 18:16
Wohnort: Hannover-Peine

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 2. Juni 2010, 23:00

icke, deine letzten Sätze kann ich nur bestätigen. Ich habe da echt etwas dagegen, wenn mir Einer ein schlechtes Gewissen ob meines gelebten Leben in der DDR verpassen will. Und da steh ich bestimmt nicht alleine da, mit dem Problem. Natürlich liegt die Wahrheit in der Mitte, so sehe ich es ebenfalls und ich maße mir auch nicht an, meinen fast gleichaltrigen Cousins im Ruhrpott ihr gelebtes Leben erzählen zu wollen, nur eben dieses permanente Schlechtmachen der DDR geht mir gegen den Strich.
Genug diskutiert für Heute, eine gute Nacht, guten Morgen Allen im Forum.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon karl143 » 3. Juni 2010, 07:42

@ Icke und RM,
da ist sicher einiges dran, einiges ist aber bei dieser Denkweise auch falsch. Wenn wir sie als Maßstab nehmen würden, wäre jegliche Kritik von Wessis an Ossis,
bzw. an das Leben in der DDR unangemessen. Umgekehrt natürlich ebenso. Ich maße mir aber an, auch einiges über die DDR und die Lebensqualität dort gewußt zu haben. Man muß dort nicht gelebt haben. In Afrika waren auch die wenigsten von uns, und wir wissen daß dort überwiegend Armut gelebt wird. Jeder interessierte in der alten Bundesrepublik hatte die Möglichkeit, sich ein einigermaßen unabhängiges Bild vom Leben in der DDR zu machen. Tageszeitungen, Radio und Fernseh waren nicht gleichgeschaltet, und es gab durchaus unterschiedliche Meinungen. Als Beispiel nehme ich hier mal Merseburger und Löwenthal. Diese Möglichkeiten der Information hatte der "gemeine" DDR-Bürger über das West-Fernsehen auch, wenn vielleicht auch in einem geringerem Umfang. Aus diesen Gründen bilde ich mir ein, mir durchaus eine Meinung bilden zu können. Und wenn ich mich mit Menschen unterhalte, die in der DDR gelebt haben, stelle ich auch bei den meißten Gesprächen fest, das mein Bild vom Leben in der DDR durchaus überwiegend der Realität entspricht. Wenn wir uns sonst an die o. erwähnten Maßstäbe halten würden, wäre dieses Forum hier überflüssig. Also, laßt uns weiterstreiten.... [hallo]
karl143
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Icke46 » 3. Juni 2010, 08:25

Hallo, Karl,

was ich meinte, war nun nicht, dass man als "Wessi" die "Ossis" nicht mehr kritisieren darf bzw. umgekehrt. Es ist nur leider zu beobachten, dass diese
argumentativ vorgebrachte Kritik dann umschlägt in das Holzhammerargument "Du hast ja schuld daran, dass es die DDR so lange gegeben hat, einfach deshalb, weil Du Dein Leben dort eingerichtet hast". Das kommt eigentlich immer dann, wenn einem die sachlich begründeten Argumente ausgehen.

Ansonsten hast Du natürlich recht - die unterschiedlichen Meinungen bringen Leben ins Forum - es wäre wirklich schnarchlangweilig, wenn jeder nur deshalb ins Forum käme, um sich und anderen zu bestätigen, wie recht man doch hat [wink] .

Gruss

icke
Benutzeravatar
Icke46
 
Beiträge: 5862
Bilder: 426
Registriert: 25. April 2010, 18:16
Wohnort: Hannover-Peine

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Wosch » 3. Juni 2010, 09:39

In Neustadt-Glewe gab es ein großes Lederwerk, Je nach dem aus welcher Richtung und wie stark der Wind wehte, konnte man den Gestank der dazugehörenden Deponie bis über 10 km wahrnehmen. Ganz besonders schlimm war es natürlich im Sommer. Diese Deponie lag auf einer Freifläche außerhalb des Werkes und die stinkende, faulende Brühe aus Resten von Tierhäuten und verbrauchten Gerbsäuren befand sich inmitten der freien Natur und ich kann mich noch mit Grausen an deren Anblick erinnern, als ich als Kind zufälliger Weise ohne Vorwarnung auf diese riesengroßen Abfallteiche gestoßen bin! Eingeprägt haben sich auch bei mir die mit dem Unrat überschwemmten Grünflächen die für mich damals so ausgesehen hatten wie eine Moorlandschaft!! Wenn der Gestank in Ludwigslust mal wieder ankam sagte man nur: " Die Lederwerke!"
Schönen Gruß aus Kassel. [hallo]
Ich bin stolz darauf, noch nie den "Melde-Button" benutzt zu haben!
Mecklenburger sind nicht nachtragend, aber vergessen tun sie auch nicht!
Benutzeravatar
Wosch
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 4204
Bilder: 0
Registriert: 24. April 2010, 23:13
Wohnort: Kassel, im Januar 1962 aus der DDR geflohen.

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 3. Juni 2010, 12:28

Wolfgang (wosch)...musst ich mal anhängen, den wosch, weil es hier noch einen sehr aktiven Wolfgang B. gibt, also um nur einmal bei dem Werk Böhlen bei Leipzig zu bleiben, da gab es Dutzende solcher Kloackentümpel rund ums Werk, alle schön vom Zug aus zu sehen und gestunken haben sie auch.
Wer wollte sich aufregen, das war normal, wo chemisch gehobelt wird, da bleiben Rückstände. Logisch, die Verantwortlichen waren da überfordert, denn heute würde der Italiener sagen: " Wohin mit unserem Müll...und dem Klärschlamm, natürlich ins schöne Deutschelande, denn die Dummen nehmen uns das ab für harte Euronen".
Diese Alternative hatte die DDR nicht, überhaupt nicht. Kam ich von der Ostsee aus dem Jahresurlaub und war auf der Höhe von Dessau...kurz geschnuppert, dann konnte ich dir ganz genau sagen, der Wind kommt aus Richtung Bitterfed, Böhlen, Leuna, Buna, Schkopau oder Espenhain. Ich war wieder glücklich, Zuhause zu sein.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon karl143 » 3. Juni 2010, 12:54

@ Rainer-Maria,
es ging bei den Umweltproblemen der DDR nicht um fehlende Alternativen. Es ging ganz einfach darum, auf Teufel kom raus zu produzieren, und Geld für Westtechnik war nie in Form von Devisen da. Glaube doch nicht, das in der Bundesrepublik der gesamte Müll im Ausland entsorgt werden konnte. Seit den 70er Jahren gab es Gesetze um die Umwelt zu schützen. Folglich gab es auch Industrien die sich dem Thema annahmen, Filter entwickelten und Techniken anboten, damit diese Zustände wie in der DDR nicht vorkamen. Schaue dir doch die Fabriken an, wie sie aussahen zur Zeit der Wende. Vor kurzem lief ein Film beim MDR über Orwo. Da hatte man das Know-How, einen Farbfilm zu produzieren, der dem westlichen Standard von Agfa und Fuji gleichkam. In dem Film sagte der Betriebsleiter sinngemäß, das das Geld für die Modernisierung der Anlagen nicht da war. Es waren so meine ich um 170 Mio Mark. Daran kann man erkennen, das in den Industrien nie richtig investiert wurde. Es wurde nur soviel wie möglich herausgeholt. Und die fehlenden Investitionen waren ja nicht nur in der Industrie das Problem. Dasgleiche gilt für die Wohnungen, Straßen, die gesamte Infrastruktur, Telefonvermittlungsstellen aus der der Zeit der Weimarer Republik. Und dies Problem passt nicht zu einem Industrieland, mit dem sich die DDR immer gern schmückte.
karl143
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 3. Juni 2010, 14:12

Edelknabe hat geschrieben:Ein Hochofen ist ein Hochofen, eine Kokerei eine Kokerei und keine Lungenheilanstalt oder Salzsaline, du nimmst doch nicht ernsthaft an, das im System des Kapital Filteranlagen peinlich genau zur notwendigen Wartungszeit gewechselt wurden?
Mensch Jörg, das kostete richtig Kohle, keine Steinkohle, nein DM, harte Deutsche Mark und woran spart und sparte der profitorientierte Kapitalist zuerst?
Rainer-Maria


Nun, Rainer, du machst es dir zu einfach. Mit dem Profit allein funktioniert das System der sozialen Marktwirtschaft nicht. Übrigens, ein großer Unterschied zu den USA. Aber dazu komme ich noch.

Ein paar Überwachungsstellen des Staates gab und gibt es schon. Zunächst gibt es auf der einen Seite die Gewerbeaufsichtsämter, hier kontrolliert der Staat die Einhaltung der nationalen Gesetze, heute auch des EU-Rechtes. Auch z.B. der Umweltgesetze. Deine o.g. Wartungen wurden selbstverständlich durchgeführt- Ausnahmen gab es natürlich.
Getreu der deutschen Art musste alles dokumentiert werden. Fehlende Wartungen wurden nicht selten mit dem Schließen der Anlagen geahndet.
Heute ist das auch noch so.

Dann gibt es noch die Berufsgenossenschaften, eine Institution von "Berufsgenossen" die hier Unternehmer sind, die schon von Bismarck gegründet wurde- im Rahmen der Sozialversicherung.
Diese BGn werden paritätisch von Arbeitnehmern und Arbeitgebern geleitet. Ihre Aufgabe ist die Vermeidung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten bzw. die bestmögliche Behandlung der Verunfallten/Erkrankten im Schadensfall. Ist sicher bekannt. Aber- bezahlt werden alle Leistungen nur von den Arbeitgebern, ausschließlich, die Unternehmer selbst sind übrigens nicht dabei versichert. Die BGen bezahlen vom Geld der Unternehmer die bestausgestattetsten Krankenhäuser unseres Landes. Auch Terroropfer werden hier behandelt.

Was nicht so sehr bekannt ist: Die Arbeitgeber sind gegen Haftungs-Ansprüche der Verunfallten komplett geschützt. Damit ist sicher gestellt, dass auch ein kleiner Betrieb- bei einem tödl. Unfall wirtschaftlich überleben kann. Dafür wirde die bestmögliche Behandlung garantiert. Denn die Beiträge sind immer begrenzt. Die Mehrkosten tragen hier die anderen Unternehmer mit. Denkst du, die würden zuschauen, wenn hier Firmen wegen Profits die Sicherheitsvorkehrungen nicht beachten würden? Nein, die würden alle Wege nutzen, um ihre Beiträge zu senken- und das geht nur über Senkung aller Unfallzahlen, nicht nur der eigenen.

Warst du schon mal in einem amerikan. Betrieb in Deutschland? Deren Angst vor einem Unfall dort ist vielfach höher als hier.
In den USA sowie den meisten Ländern gibt es unser BG-System nicht. Hier müssen sich die Unternehmer privat gegen diese Fälle absichern- die sie sonst klar in den Ruin treiben könnten. Schmerzensgeldzahlungen in den USA sind fast immer 6-stellige Zahlen....!

Zuletzt noch ein Beispiel. Wenn der Aufsichtsdienst der BG in einen Betrieb kommt, wo gravierende Mängel bestehen- dann wird die Arbeit auch eingestellt, ganz klar. Und die Leute kommen auch bei anonymen Anrufen.

Wenn du Fragen hast, ich beantworte sie dir gern.
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84698
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 3. Juni 2010, 15:41

Jörg, in all diesen von dir genannten Institutionen sitzen Menschen und der Mensch ist schwach gegenüber Beeinflussung, entweder der finanziellen Art und dieser der schönen Geschenke. Nun hat der Rainer-Maria selbst einmal über einen Zeitraum von mehreren Jahren auf Großbaustellen gearbeitet und was er da erlebt hatte, das könnte schon wieder ein Buch füllen. Nennen würde ich dieses Buch: " Wie weit bist du belastbar, Mensch" oder" Wie weit kann ich es treiben, ich Arbeitgeber" oder" Morgen kommt der Mann vom Arbeitsschutz...soll heißen, er kommt erst morgen, also alte Schiene bis er da ist, dann zeigen wir ihm, nein, wir führen ihn an diese " Potemkinsche Dörfer"oder" Wie lange arbeitet ein Pole ohne Löhnung" oder "Kommt ein Mensch ohne die mindeste Erhohlung aus, soll heißen...kann er wochenlang Sonnabend/ Sonntag/wochentags bei sechs Stunden täglichen Schlaf durcharbeiten?" und so ließe sich das fortsetzen.
In all diesen Jahren stimmte mein Geld, ein sehr gutes Geld und ich war ein guter Bauleiter, ohne mich selber zu loben aber eben die armen Teufel siehe oben und das Auge der Institutionen, die deren Rechte beachten sollten?
Es war doch fast blind.
Was hatte ich oben geschrieben, so sinngemäß: Der Mensch ist schwach und fast jeder bestechlich, diese aus den Glaspalästen der Berufsgenossenschaften so denke ich mir nehmen sich da ebenfalls nicht aus. Soll heißen, sie drücken schon mal ein Auge zu,aber nicht erst seit gestern.
Lies Wallraff, wo sie die türkischen Arbeiter im Atomkraftwerk die Schlote haben putzen lassen, von denen ist bestimmt keiner mehr am Leben...zumindest dünkt mir, war in seinem Buch" Ganz unten" eine Geschichte darüber.
Wenns mich mal überkommt, schreib ich ein ähnliches Buch, über die Zeit nach 1990 im schönen Deutschland.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Nächste

Zurück zu Spezial - Umweltschutz

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast