Die ökologische Katastrophe in der DDR

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 22. April 2015, 14:06

Wilfried,
auch ich kenne die schaumbekronte Saale in Bernburg zur Genüge. Trotzdem musste ich über den Reporter lachen, der die Fährgäste bis zu den Hüften im Schaum stehen sah... Da sind die Gäule aber mit ihm durchgegangen.
Ansonsten aber war der Dreck doch DDR-Tagesgeschäft. Mich als Kind hat ein Schulchor-Ausflug nach Bitterfeld nachdrücklich geprägt. Solchen Modder, der orange und braun aus den Schornsteinschloten quoll, habe ich nirgends weltweit wieder gesehen. Als wir nach einer Aufführung wieder einsteign wollten, erkannten wir unseren Bus nicht wieder...
Für den Dreck, den die DDR tagtäglich in die Umwelt schleuderte, hätten wir alle Ostgebiete bis Wladiwostok gebraucht, um normale Vergiftungswerte zu erreichen. Mit Westwind aber.... und der Richtung Westen plätschernden Elbe und Werra war es für die Ostler gerade noch auszuhalten. [flash]
Lass uns 3 Kreuze schlagen!

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Interessierter » 11. März 2016, 11:34

Die „DDR“ als Umweltkatastrophe

Der Stasi-Staat war das vermutlich das meisten durch Industrie verschmutzte Land der Welt. Eine Reportage, die erstmals im Februar 1987 erschien, erinnert die schlimmsten Missstände.

In Mölbis bei Leipzig schalten Autofahrer wegen der verschmutzten Luft oft tagsüber ihre Scheinwerfer ein. Säuglinge leiden dort spätestens mit sechs Monaten an chronischem Bronchialasthma. Trinkwasser muss aus anderen Gegenden geliefert werden. Die „DDR" ist der wohl am meisten durch Industrie verschmutzte Staat der Welt. Und in keinem zweiten Staat der Erde steht es so schlecht um den Wald.

In ihren technisch völlig veralteten Braunkohlekraftwerken produziert die „DDR" jährlich sechs Millionen Tonnen Schwefeldioxyd - doppelt so viel wie die Bundesrepublik. Durch den Abbau der Braunkohle werden in den nächsten Jahren 50.000 Menschen in der „DDR" ihre Heimat verlieren. Ganze Flüsse wie die Spree wurden verlegt. Grundwasser-Absenkungen vernichten weithin die Vegetation.

Die sächsische Saale nimmt auf ihrem Weg zur Elbe die Abwässer der Kali-Industrie, des Industrie-Kombinats Mansfeld sowie der Chemischen Werke Buna und Leuna auf. Die Pleiße gilt längst als dreckigster Fluss Europas. Auch Mulde und Schwarze Elster sind nur noch Kloaken. Die Elbe kommt fast als toter Strom im Westen an, bis zum Rand gefüllt mit Ammonium, Phenol, Quecksilber, Cadmium, Blei. Angaben über mögliche Einleiter verweigert die „DDR“-Regierung.

Die Werra schwemmt Schwermetalle, vor allem Brom und Salz, aus dem „DDR"-Kalibergbau nach Westen: seit 20 Jahren täglich 35.000 Tonnen - als würden jede Stunde 80 Güterwaggons voller Schadstoffe in den Fluss geleert. So weist die Werra einen höheren Salzgehalt auf als die Nordsee.

Noch immer versprühen „DDR"-Flugzeuge DDT, bieten Berliner „Gartenfreund"-Geschäfte Lindan-haltige Schädlingsbekämpfungsmittel an, bepinseln nichtsahnende „DDR"-Bürger ihre Balken mit pentachlorphenol-haltigen, dioxin-giftigen und krebsauslösenden Holzschutzmitteln der Leunawerke. Rhabarbersäfte für Kleinkinder enthalten bedenkliche Mengen von bis zu 220 Milligramm Nitrat, und im Mehl findet sich Quecksilber.

Die Folgen der SED-Umweltpolitik für die Bevölkerung sind katastrophal: Einwohner des stark industrialisierten „DDR"-Südens tragen ein zehnmal so hohes Krebs-Risiko wie die Bürger im „DDR"-Norden. Ihre Frauen bringen dreimal so oft missgebildete Kinder zur Welt. Die Schäden für die Natur verteilen sich gleichmäßig über das ganze Land: In Brandenburg starben bereits 50 Prozent der gefährdeten Pflanzenarten aus. Nirgendwo sonst leiden die Wälder so stark. Von den 2,6 Millionen Hektar Wald in der „DDR" sind schon 90 Prozent krank. Auf 500.000 Hektar ist der Wald bereits todkrank oder abgestorben. Wie Telegraphenmästen ragen tote Bäume in den Himmel.

Besonders betroffen ist der Wald im Erzgebirg. Dort ist kein Baum mehr gesund. Der „DDR"-Forstwissenschaftler Professor Horst Kurth: „Ein ernstes Problem." Auch in an deren Ostblockstaaten blieb es im Umweltschutz weitgehend bei Lippenbekenntnissen. Überall zwischen Elbe und Ural verschlechtert sich die Situation rapide:

CSSR-Kraftwerke emittieren jährlich 3,3 Millionen Tonnen Schwefeldioxyd - am meisten in Nordböhmen, wo 80 Prozent der Wälder abgestorben sind. 50 Prozent der Schadstoffe weht der Wind über die Grenze nach Westen. Das Gift aus dem Osten macht Menschen im Westen krank. So haben in der bundesdeutschen Grenzstadt Hof viele Kinder chronische Bronchial-Erkrankungen. Von 25.000 tschechoslowakischen Flusskilometern sind 7000

hochgradig verunreinigt. 30 Prozent des Leitungswassers und 80 Prozent der Quellwasserproben sind verseucht. Krebserkrankungen von CSSR-Bürgern stiegen in 25 Jahren um 50 Prozent. Nordböhmen sterben im Durchschnitt zehn Jahre früher als Mähren oder Slowaken. Geisteskrankheiten treten in stark industrialisierten Gebieten 120mal häufiger auf.

In Polen fehlen 7000 Kläranlagen - 80 Prozent der Abwässer werden ungereinigt abgeleitet. Allein die Arzneimittelfabrik „Polfa" bei Warschau lässt täglich 11.000 Kubikmeter Chemikalien in die Weichsel fließen. In Böden polnischer Gärten liegt die Schadstoffbelastung um bis zu 70 Prozent über den zulässigen Werten der Weltgesundheitsorganisation WHO. An der Ostseeküste wurden 19 Bäder wegen Seuchengefahr geschlossen.

Die UdSSR produziert jährlich fünf Milliarden Tonnen Abfälle. Jahr für Jahr blasen die Schornsteine sowjetischer Kraftwerke 25 Millionen Tonnen Schwefeldioxyd und ebenso viel Kohlenmonoxyd in die Luft. In der Sowjet-Republik Moldau wird jeder Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche mit der Rekordmenge von 150 Kilogramm Stickstoff gedüngt. Der riesige Ladogasee wurde durch Industrieabwässer, Abfälle aus der Viehzucht und Pflanzenschutzmittel zur größten Sickergrube des blauen Planeten. Jeder Liter Wolga-Wasser wird eineinhalbmal durch Anrainer-Fabriken gepumpt. In Kalinin und Kaluga sind 90 Prozent der Bäume verschwunden.

Statt die Übel im eigenen Land zu bekämpfen, wiesen Ostblock-Führer lieber auf Wunden im Westen. Ein Test ergab, dass der Zweitaktmotor des „DDR"-Volkswagen „Trabant" 50mal soviel krebserregende Kohlenwasserstoffe durch den Auspuff treibt wie ein westlicher Viertakt-Benziner. Doch Ost-Berlins Umweltminister Hans Reichert erklärte, auf „DDR"-Autobahnen sei die Luft rein - „denn bei uns gilt Tempo 100".


http://www.nyaryum.de/17048-Die-DDR-als ... atastrophe
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Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Olaf Sch. » 11. März 2016, 13:26

Aber es gibt immer noch welche, die diese Zustände leugnen.
Olaf Sch.
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon HPA » 11. März 2016, 15:24

Anstatt die Ursachen anzugehen hat man sich dann lieber darauf verlegt, Gruppen politisch zu verfolgen, welche diese Umweltverbrechen thematisierten.

Die Zustände im Erzgebirge sind auch heute noch ein Thema und mit der Beseitigung der Folgen ist man nach wie vor beschäftigt.
Insbesondere Wiederaufforstung und Neutralisierung des völlig übersäuerten Waldbodens ist hier seit vielen Jahren ein Thema.
Als der ursprüngliche Nadelwaldbestand abgestorben war, ist man ja auf die Idee verfallen, angeblich besonders schadstoffresistente Blaufichten aufzuforsten.

Selbst die haben nicht widerstanden und wurden in den letzten Jahren besonders auf tschechischer Seite gerodet und komplett umgeforstet, verbunden mit zigtonnen Mergelkalk, welcher aus der Luft ausgebracht wurde und wird.
HPA
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 11. März 2016, 16:32

Interessierter hat geschrieben:Besonders betroffen ist der Wald im Erzgebirg. Dort ist kein Baum mehr gesund.


Wie sieht das dort heute aus?
AZ
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Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Interessierter » 11. März 2016, 16:50

Siehe hier:

20 Jahre nach dem großen Waldsterben im Erzgebirge

Umweltminister Frank Kupfer hat am 24. September das ehemalige Waldschadensgebiet am Kahleberg bei Altenberg (Landkreis Sächsische Schweiz–Osterzgebirge) besucht und sich über die Ergebnisse der Wiederaufforstungen der vergangenen zwei Jahrzehnte informiert. „An kaum einem anderen Ort in Sachsen kann man so deutlich erkennen, welche positiven Auswirkungen die Deutsche Einheit für unseren Wald hatte. Noch vor 20 Jahren verwandelten abgestorbene Bäume diese Region in düstere Mondlandschaften. Heute finden wir hier eine Landschaft, die die Bezeichnung Wald endlich wieder verdient“, sagte Kupfer.


Bereits in den 1980er Jahren wurde auf rund 2 500 Hektar Kahlflächen in den heutigen Forstbezirken Marienberg und Bärenfels ein umfassendes Aufforstungsprogramm mit sogenannten „rauchharten“ Baumarten, wie Blau- und Omorikafichten, Murraykiefern oder Lärchen gestartet. Nach der Deutschen Einheit wurde die Wiederaufforstung durch die rasche Verminderung der Luftschadstoffe begünstigt. Infolge umfangreicher Sanierungsmaßnahmen in der Industrie und den Wohnhäusern sowie durch den Einsatz von Filteranlagen in den Kraftwerken konnten innerhalb weniger Jahre die Immissionen drastisch gesenkt werden.

So ist seit 1990 der Schwefeldioxid-Ausstoß in Sachsen um 98 Prozent zurückgegangen.
Viele Waldböden im Erzgebirge, wie auch in den anderen sächsischen Mittelgebirgen, sind durch die jahrzehntelangen Einträge aus der Luft noch immer stark übersäuert. „Deshalb führen wir jedes Jahr im Freistaat eine Bodenschutzkalkung durch. In den vergangenen 20 Jahren haben wir in ganz Sachsen mehr als 300 000 Hektar Wald gekalkt“, betonte der Forstminister.
Neben den Maßnahmen zur Bodensanierung ist derzeit der Waldumbau eine der wichtigsten forstlichen Aufgaben. „Auch im Erzgebirge soll wieder ein lebendiger, gesunder und an die örtlichen Verhältnisse angepasster Wald entstehen“, kündigte Kupfer an. „Die fremdländischen Baumarten, die vor über 20 Jahren gepflanzt wurden, haben zwar die Luftschadstoffe damals besser vertragen, sind aber unter den neuen Bedingungen des Klimawandels nicht gut geeignet.

Nun gilt es, diese „Interimsbestockungen“ möglichst schnell in Wälder mit heimischen Baumarten umzuwandeln“, so der Minister weiter. Im Erzgebirge sind das vor allem Fichten-Bergwälder und Bergmischwälder aus Fichten, Tannen und Buchen. Gegenwärtig werden etwa acht bis zehn Hektar pro Jahr im Landeswald der Forstbezirke Marienberg und Bärenfels in standortgerechte Bestände umgewandelt. Privatwaldbesitzer können für diese Maßnahmen über das sächsische Waldumbauprogramm Fördermittel beantragen.

Hintergrund:

1990 waren rund 282 000 Hektar Wald in Sachsen immissionsgeschädigt. Das waren 62 Prozent der gesamten Waldfläche. Etwa 38 000 Hektar (rund neun Prozent) befanden sich in der Schadzone I, waren also extrem geschädigt, bzw. abgestorben. Die Ursachen waren vor allem Schwefeleinträge aus den Braunkohlekraftwerken und dem Hausbrand. Mehr als 30 000 Hektar Wald fielen allein im Erzgebirge dem Sauren Regen zum Opfer. Das Waldsterben im Erzgebirge war damals eine der größten Umweltkatastrophen in ganz Mitteleuropa. Schwerpunkte der Rauchschäden waren die Kammlagen zwischen Olbernhau und Altenberg, der Fichtelberg und die Region zwischen Klingenthal und Johanngeorgenstadt.

http://www.forstpraxis.de/20-jahre-nach ... erzgebirge
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Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Spartacus » 11. März 2016, 18:50

„An kaum einem anderen Ort in Sachsen kann man so deutlich erkennen, welche positiven Auswirkungen die Deutsche Einheit für unseren Wald hatte. Noch vor 20 Jahren verwandelten abgestorbene Bäume diese Region in düstere Mondlandschaften. Heute finden wir hier eine Landschaft, die die Bezeichnung Wald endlich wieder verdient“, sagte Kupfer.


Das hat er aber fein gesagt und erinnert mich sofort an die folgende Schlagzeile von 1981.

Der Wald stirbt
Saurer Regen über Deutschland


http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21113031.html

2015 dann diese Meldung:

Spiecker widerspricht: "Das Waldsterben gab es gar nicht. Der saure Regen hat den Bäumen relativ wenig angetan", sagt der Freiburger Professor. Im Schwarzwald etwa seien in den 1980ern "maximal zehn Prozent von dem, was durchschnittlich zuwächst, abgestorben".


http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 09580.html

Nur mal so als Einwand, sprich das Waldsterben hat gar nicht stattgefunden, also wie befürchtet. Böse Menschen behaupten sogar, dass war wieder einmal - damals schon - ein
Konjunkturprogramm für eine gewisse Industrie und eine gewisse Partei. [flash]

LG

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Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Interessierter » 11. März 2016, 19:27

Wenn ich mich nicht irre, hast Du doch hier auch schon den Klimawandel bestritten... [denken]
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Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Olaf Sch. » 11. März 2016, 19:35

Spartacus hat geschrieben:
„An kaum einem anderen Ort in Sachsen kann man so deutlich erkennen, welche positiven Auswirkungen die Deutsche Einheit für unseren Wald hatte. Noch vor 20 Jahren verwandelten abgestorbene Bäume diese Region in düstere Mondlandschaften. Heute finden wir hier eine Landschaft, die die Bezeichnung Wald endlich wieder verdient“, sagte Kupfer.


Das hat er aber fein gesagt und erinnert mich sofort an die folgende Schlagzeile von 1981.

Der Wald stirbt
Saurer Regen über Deutschland


http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21113031.html

2015 dann diese Meldung:

Spiecker widerspricht: "Das Waldsterben gab es gar nicht. Der saure Regen hat den Bäumen relativ wenig angetan", sagt der Freiburger Professor. Im Schwarzwald etwa seien in den 1980ern "maximal zehn Prozent von dem, was durchschnittlich zuwächst, abgestorben".


http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 09580.html

Nur mal so als Einwand, sprich das Waldsterben hat gar nicht stattgefunden, also wie befürchtet. Böse Menschen behaupten sogar, dass war wieder einmal - damals schon - ein
Konjunkturprogramm für eine gewisse Industrie und eine gewisse Partei. [flash]

LG

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nein ich habe es selber gesehen.
Olaf Sch.
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon pentium » 11. März 2016, 19:41

Spartacus hat geschrieben:Nur mal so als Einwand, sprich das Waldsterben hat gar nicht stattgefunden, also wie befürchtet. Böse Menschen behaupten sogar, dass war wieder einmal - damals schon - ein
Konjunkturprogramm für eine gewisse Industrie und eine gewisse Partei. [flash]

LG

Sparta


Dann haben wir wohl alle geträumt, damals in der DDR auf dem Kamm des Erzgebirges, also auf beiden Seiten der Grenze?

Aus einer Sendung des Deutschlandsfunks
http://www.deutschlandfunk.de/gruenes-e ... e_id=78258

Allein in Sachsen war eine Fläche eineinhalb Mal so groß wie Berlin betroffen. Was war passiert? Die Braunkohle- und Chemieindustrie auf beiden Seiten des Erzgebirges nahmen das Gebirge regelrecht in die Mangel und die Fabriken pusteten ihre Abgase, vor allem Schwefeldioxid, ungefiltert in die Luft. Über 100 Quadratkilometer Wald starben allein auf der deutschen Seite des Erzgebirges völlig ab. Mit Hilfe von Begasungsversuchen ermittelte man Baumarten, die mit den widrigen Bedingungen besser zurechtkommen als die heimische Fichte. Und so verbrachten Schulklassen und Bürger der umliegenden Gemeinden ihre Nachmittage auf den Hängen des Erzgebirges und pflanzten gegen den Totalschaden an.

"Das war nur die erste Hilfe, aber die war ganz wichtig, weil sonst wäre das hier eine Grassteppe geworden. Mit dieser Entscheidung ist damals die Voraussetzung dafür gelegt worden, dass wir nach einer relativ kurzen Zeit, also es sind, ja jetzt gerade mal 30-40 Jahre vergangen, hier wieder heimische Baumarten anpflanzen können, wie die heimische Fichte, zum Teil in kleineren Flächen auch Buche."

Eine Aufforstung allein hätte aber kaum Früchte getragen, in der sauren Erde wären die Bäume verkümmert.

"Der Oberboden, also die ersten 15 bis 20 Zentimeter des Waldbodens hier, haben einen Säuregrad gehabt, der in etwa dem von Essig entspricht. Und um dagegen etwas zu tun, ist also beginnend seit 1985/1986 sogenannte Bodenschutzkalkung durchgeführt worden."


War aber sicher nur Einbildung? Genau wie dieser Beitrag von Radio Prag:
http://www.radio.cz/de/rubrik/tagesecho ... aldsterben

Auf der tschechischen wie auf der deutschen Seite der Grenze sind die Bilder bekannt: Baumleichen, die wie überdimensionale Fischgerippe in den Himmel ragen. So sah es in großen Teilen des Erzgebirges in den 70ern und 80ern noch aus. Seitdem ist das Bild durch die Wiederaufforstung deutlich verbessert worden. Aber Umweltschützer und Forstleute sprechen von einem neuen Waldsterben im tschechischen Teil des Mittelgebirges...

mfg
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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

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Re: Die ökologische Katastrophe in der DDRe

Beitragvon HPA » 11. März 2016, 23:14

Nun, da ich die Zustände aus eigener Anschauung kenne , kann ich sagen, dass der Schadstoffeintrag wirklich extrem war und leider von tschechischer Seite immer noch ist. Insbesondere im Osterzgebirge im Raum Teplice - Most- Usti nad Labem . Dazu muss man wissen, dass die dort verstromte Braunkohle extrem schwefelreich ist. Entschwefelung ist erst seit ein paar Jahren ein Thema. Die Chemiebuden dort sind immer noch extreme Dreckschleudern. Letztes Jahr ist dort auch noch eine Bude in Litvinov über mehrere Tage abgefackelt.

Was da in den Tagebauen an Markasit herumliegt ,ist an manchen Stellen irre und ein Hinweis auf den hohen Schwefelgehalt.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Boden durch seinen Granituntergrund von Natur aus schon sauer ist.

Wer mal in der Gegend ist fährt von Altenberg kommend über die Grenze Richtung Cinovec und biegt hinter der ersten CZ Tanke rechts Richtung Golfplatz ab und kann dann die Kammstraße entlang fahren. Da kann man sich das live anschauen
HPA
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 12. März 2016, 19:04

[flash] (siehe letzter Satz)
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Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Spartacus » 13. März 2016, 16:28

Interessierter hat geschrieben:Wenn ich mich nicht irre, hast Du doch hier auch schon den Klimawandel bestritten... [denken]


Das Vorrecht eines Ketzers. [grins]

Der Klimawandel hies vor gar nicht all zu langer Zeit " globale Erderwärmung" der Begriff wurde mittlerweile eben durch Klimawandel ersetzt.

Warum wohl?

Ist aber völlig OT, daher höre ich hier auf.

LG

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Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Interessierter » 19. Dezember 2016, 12:09

Bild

Die Oktoberrevolution von 1989 verdankt sich nicht allein dem Freiheitswillen der DDR-Bürger, Gorbatschows Perestroika und einer bankrotten Planwirtschaft. Das Ende des sozialistischen Großexperiments in Deutschland war auch einer Umweltkrise von apokalyptischem Ausmaß geschuldet. Eine persönliche Spurensuche in Leipzig

Wir stehen im Foyer der Schule und singen. Leute strömen herein und gleiten auf Bohnerwachs ins Wahllokal. Unsere Schule ist ein Bau aus der Kaiserzeit, ihr Namenspatron ein antifaschistischer Widerstandskämpfer unseres Stadtteils. Die Welt ist heil an diesem Sonntag in Leipzig: Die Pionierleiterin dirigiert. Die Pioniere singen. Und wer sein Halstuch vergessen hat, muss in die letzte Reihe.

Heute ist der 7. Mai 1989, Kommunalwahlen in der DDR, ein Ritual, das die Eltern Zettelfalten nennen, weil es nichts anzukreuzen gibt. Es ist die letzte Wahl mit Einheitslisten. Am Abend werden Bürgerrechtler der Regierung Wahlbetrug nachweisen. Heute ist der Anfang vom Ende der DDR und ich habe keine Ahnung. Ich bin neun Jahre alt und singe „Unsre Heimat“, ein Pionierlied von 1951. Es ist patriotisch gemeint. Aber 1989 muss es in den Ohren aller, die älter sind als neun, wie Hohn klingen. Denn unsre Heimat stinkt zum Himmel.

Die besungenen Städte und Dörfer versinken im „Industrienebel“. (Smog gibt es nur in der BRD.) Die Hälfte der Bäume im Wald hat „Rauchschäden“. (Das Waldsterben ist eine Erfindung westlicher Medien.) Durch das Gras auf der Wiese fressen sich rund um die Uhr Bagger. (Unsere Braunkohlekumpel sind die fleißigsten der Welt.) Das Korn auf dem Feld ertrinkt in der Gülle industrieller Mastanlagen. (Die sozialistische Schweinehaltung ist modern und effizient.) Die Vögel in der Luft arbeiten sich durch die dicksten Schwefeldioxidwolken Europas. (Unsere Werktätigen sollten weniger rauchen.) Die Tiere der Erde wohnen zwischen zehntausend wilden Abfalldeponien. (Die Jungen Pioniere sammeln fleißig Altpapier für Nicaragua.) Und die Fische im Fluss schwimmen mit dem Bauch nach oben. (Die Partei kümmert sich drum.)

Ob die Heimat dem Volke gehört? Geschenkt. Dass wir sie schützen, ist auf jeden Fall gelogen. Aber ich glaube daran. Die Regierung hat alle Umweltprobleme abgeschafft, als ich im Kindergarten war. Im November 1982 beschloss der Ministerrat eine „Anordnung zur Sicherung des Geheimschutzes auf dem Gebiet der Umweltdaten“, die so geheim ist, dass kaum einer ihren Wortlaut kennt. Der ökologische Kollaps wird totgeschwiegen. Gleichwohl ist er da. Und die meisten Menschen wissen das auch ohne die Mithilfe ihrer Zeitung. Sie können es sehen, riechen und schmecken. Für viele politisch Unzufriedene sind schlechte Luft und tote Flüsse der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. In den Achzigerjahren organisieren sich hunderte Umweltschützer unter dem Dach der Kirche.

Noch mehr erfährt man hier:
https://www.greenpeace-magazin.de/unsere-heimat

Nur gut, dass diese Extreme heute Geschichte sind. Wo waren eigentlich da die rechten Populisten? Was haben sie dazu beigetragen?
Interessierter
 

Re: Die ökologische Katastrophe in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Dezember 2016, 12:38

Dieses wunderschöne Kinderlied haben wir damals alle gelernt und sicher auch fröhlich und gern gesungen. Stimmte ja in den 1950ern auch noch alles.
Dass überall die Gülle verspritzt wurde ist die halbe Wahrheit.
Die Äcker um Harzgerode stanken über Wochen bestialisch. Um dem Einhalt zu gebieten, wurde Gülle und Klärschlamm aus den privaten Gruben massenhaft in einer Senke "versenkt" Alles wurde am so heißenden Läusehügel verklappt. Unser Trinkwasserteich, der Teufelsteich direkt nebenan. Dann wurde um 1978 monatelang Trinkwasser aus Flaschen für Kleinkinder kostenlos verteilt. Warum nur?
Der Lausehügel ist heute noch da, nun aber als ruhendes Biotop im Wassereinzugsgebiet.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

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