Weihnachten in der DDR und BRD

Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Interessierter » 2. Dezember 2012, 09:07

Was war eigentlich anders in der DDR bei der Gestaltung des Weinachtsfestes oder welche anderen Weihnachtsbräuche gab es ? Gab es wesentliche Unterschiede zwischen beiden Teilen Deutschlands ?
Vielleicht mag der eine oder andere ja einmal seine Erinnerungen schildern?

Dem MDR konnte ich folgendes als Beispiel entnehmen:

Das wichtigste Fest im Jahr stellte die DDR vor gewaltige Herausforderungen - sowohl den Staat als auch seine Bürger. Das Hauptproblem: die allgemeine Versorgungslage.

Weihnachten ohne Stollen war auch in der DDR undenkbar. Aber wie in anderen Lebensbereichen diktierte auch hier die Versorgungslage - oder besser der Mangel - die Vorbereitungen. Schon im frühen Herbst fingen viele Familien an, Zutaten für den Stollen zu sammeln. Aber bestimmte Zutaten gab es einfach nicht. Die Großbäckereien standen vor einem echten Problem. Albrecht Großmann, zu DDR-Zeiten Produktionsleiter im Backwarenkombinat Döbeln, erinnert sich: Sultaninen waren knapp, Mandeln waren knapp, Zitronat und Orangeat gab es überhaupt nicht, so sind wir auf die Rohstoffe ausgewichen, die zur Verfügung standen." Als Zitronat-Ersatz wurden grüne Tomaten kandiert und als Orangeat-Imitat Möhren.
Westpaket und Weihnachtsfest

Nach dem Mauerbau 1961 nahm die Zahl der Pakete aus dem Westen mit der Aufschrift "Geschenksendung! Keine Handelsware!" zu. Insbesondere in der Weihnachtszeit. Neben Kaffee, Zigaretten und Damenstrümpfen spielten auch Zutaten für den Stollen eine wichtige Rolle. Zitronat und Orangeat beizeiten gen Osten geschickt, wurden dann kurz vor Weihnachten mit einem Rückpaket gen Westen belohnt. Darin enthalten waren oft ein Stollen oder weihnachtliche Schnitz- oder Drechselkunst aus dem Erzgebirge. Für die Wirtschaftsplaner der DDR waren die Westpakete eine feste Größe im alljährlichen Versorgungsmarathon. Und für viele Bürger eine willkommene Ergänzung auf dem Gabentisch.

Einen gut gewachsenen Weihnachtsbaum zu bekommen, war meist ein Glücksfall. Viele Bäume, die aus dem Erzgebirge kamen, waren "mickrig" und verkrüppelt. Da der laufende Meter aber nur zwei Mark kostete, wurden oft gleich zwei Bäume gekauft. Kunstvoll wurden die guten Zweige des einen Baums abgesägt und entweder mit Hilfe des Klebstoffs "Duosan Rapid" in den Stamm des anderen eingeklebt oder in kleine Löcher gesteckt, die man in den Stamm bohrte. Behängt wurde der Baum mit bunten Kugeln, die man über die Jahre gesammelt hatte, und mit Lametta. Aber auch Zinnlametta war Mangelware. So wurde es meistens nach den Festtagen vorsichtig vom Baum genommen und verwahrt. Zum nächsten Weihnachtsfest soll es in manchen Familien mit dem Bügeleisen wieder glatt gebügelt worden sein, auf dass es wie neu vom Baum glänze.

"Vorweihnachtliche Kalender"

Bei diesem beliebten Produkt kämpfte die DDR einen letztlich vergeblichen Kampf gegen christliche Traditionen. So gab es Adventskalender zwar eigentlich zu jeder Zeit, nur durften sie bis Anfang der siebziger Jahre offiziell so nicht genannt werden. Auf Rechnungen und Bestellungen erschien stattdessen der Begriff "vorweihnachtliche Kalender". Christliche Motive durften bis 1973 darauf gar nicht gedruckt werden. Dann erhielt erstmals ein kleiner Verlag in der Lausitz die Erlaubnis, das Christkind und die Heiligen Drei Könige darzustellen. Es gab aber auch sozialistische Varianten, wie etwa einen Adventskalender, auf dem Junge Pioniere mit Haltstuch und Käppi zu sehen waren. Verbreitete Motive waren außerdem Weihnachtsmärkte oder Winterszenen mit Kindern oder in der Natur. Aber durchgesetzt haben sich diese Motive nicht, das bis heute beliebteste Motiv ist ein kleiner Sakralbau aus dem Erzgebirge: die spätbarocke, achteckige Kirche aus Seiffen.

http://www.mdr.de/damals/archiv/artikel92306.html
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Interessierter » 2. Dezember 2012, 09:40

Also wenn ich an meine Kindheit und die Weihnachtszeit denke, dann fällt mir als erstes ein, daß es Weinachten jedes Jahr Streit darüber gab, wer denn Weinachten wen und wann besuchte und ob es nun Karpfen blau oder Kaninchen oder Gans als Festmahl gab. Am Heiligenabend gab es immer " nur " Kartoffelsalat und Würstchen, damit meine Mutter nicht noch mehr als ohnehin, mit den Weihnachtsvorbereitungen zu tun hatte.

Die Tür des Wohnzimmers war am Heiligenabend konstant verschlossen, damit ich nichts vom Aufbau und Schmücken des Tannenbaumes mitbekam. Die Geschenke wurden liebevoll unter dem Tannenbaum ausgebreitet. Die Tage zuvor hatte ich bereits vergeblich versucht, diese in Schränken und Schubladen ausfindig zu machen, was mir aber nie gelang.

So gegen 18 Uhr durften wir dann das Wohnzimmer betreten, aus dem schon Weihnachtslieder erklangen, die damals noch von einer 78er Schellack Schallplatte abgespielt wurden. Zusammen mit den " echten " Kerzen, war es wirklich immer eine besondere und feierliche Stimmung, nicht nur für uns Kinder.
Unter dem Baum lagen für mich dann damals ausser Süßigkeiten, Strümpfe und Pullover die Mutter, Omas und Tanten gestrickt hatten. Etwas ganz besonderes in der Zeit war einmal eine Dampfmaschine, die ich geschenkt bekam oder ein Roller, komplett aus Holz einschließlich der Räder, den mein Großvater liebevoll gezimmert hatte.

Bevor ich dann die Geschenke genießen konnte, wurden wie jedes Jahr ein paar Tränen in Gedenken an die verstorbenen Familienmitglieder vergossen, was ich weniger schön fand..

Nach dem Verzehr des Kartoffelsalates durfte ich mich dann mit meinen Geschenken beschäftigen und die Erwachsenen tranken ein Bier oder Grog.
So oder ähnlich verlief der " Heilige Abend " zu meiner Kindheit in meiner Familie.

" Der Interessierte "
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Volker Zottmann » 2. Dezember 2012, 11:48

Weihnachten in der DDR:
War immer was Besonderes. Weil, selbst zum Fest ergatterte Rouladen schon Glücksgefühle verströmten.
In der Ulbrichtära gab es, zwar mit Anstehen, kaum Mangel an festlichen Waren. Eher schon fehlendes Geld.
Ich erinnere mich, als Kind ins Schaufenster des Gemüseladens zu sehen: Da lagen Ananas, Erdnüsse(fast immer), Apfelsinen, Kokosnüsse, Paranüsse als Saisonware.
Backzutaten gab es sehr unregelmäßig. Unsere kamen wenn dann aus Kanada oder Düsseldorf per Geschenksendung.

Später unter Honecker wurde die Versorgung zum fest von Jahr zu Jahr schlimmer. Ich rede aber nur von unserer Provinzkreisstadt QLB und von Harzgerode. Unsere Löhne blieben hier bis zur Wende erheblich geringer als bspw. in Leipzig. Dennoch sammelte sich das Geld vergleichsweise schnell, weil es kaum vernünftige Ware gab.

Lebkuchen gab es wohl 2 oder 3 verschiedene Sorten. Die schokoladenüberzogenen 5 Herzen im Papphäuschengabs wenig, meißt nur Zuckerguss. Dann 4 Stück Pulsnitzer in schwachem, zarten Zuckerguss. Das waren die feinsten, die ich je aß. Gibt es auch heute nicht mehr...Desweiteren gabs Beutel mit weißem Zuckerglanz überzogene Lebkuchentaler, auch Pfeffernüsse genannt, immer knochenhart.

Nüsse gab es von Jahr zu Jahr weniger. Erdnüsse fast nie mehr. Vielleicht an 2, 3 Tagen im Jahr.
Simple Kekse oder gar Waffeln waren die letzten 3 Jahre nie mehr erhältlich. Von unseren Verkäuferinnen wurde aber versucht gerecht jedem Stammkunden was zu hinterlegen. Meine Schwiegermutter konnte damals, weil sie in Schichten arbeitete oft tagsüber die paar Geschäfte abgrasen.
Als sogenannte Apfelsinen gab es hier nur noch Castros Rache, das sind kubanische grün/orangene Apfelsinen zum auspressen gewesen. Innen strohig und unverdaubar...
Mein Kollege brachte manchmal aus Leipzig eine Kiste oder auch zwei, mit Navelapfelsinen mit. Die verteilte er dann unter uns Kollegen.
Weihnachtsstollen gab es auch hin und wieder zu kaufen, nur hat man die damals noch traditionell hier selbst zubereitet und beim Bäcker abbacken lassen.

Für Obstkuchen kaufte der Bäcker seinen Kunden selbst Apfelmus ab, da er von seinem Handelskontor nichts bekam.

Ergo, es gab zur Weihnachtszeit ab ersten Advent etwa, oder eine Woche früher ein recht bescheidenes Angebot an Waren, was aber keineswegs mehr so "üppig" wie in den 60ern war.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Interessierter » 2. Dezember 2012, 13:42

Hier einmal etwas vom " Neuen Deutschland ", was dieses Presseorgan der SED selbst zu Weihnachten als Hetze absonderte. Bei so einem Schwachsinn kann man sich einfach nur den kapitalistischen Bauch eines ehemaligen imperialistischen Klassenfeindes vor Lachen festhalten.

Ich zitiere:
So stand im SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ am 25. Dezember 1964:

„In den Werbesendungen der westdeutschen Fernsehanstalten und Rundfunksender der großen Kaufhäuser wird auch in diesem Jahr die alte Mär von der frohen Weihnacht für eine gigantische Werbekampagne genutzt. Weihnachtsmänner, die selbstmassierende Unterhosen anbieten, puppenschöne Gabrielengel, die schwedisches Büchsenfleisch zart und fein wie aus dem Himmel reichen, oder Hirten, die für Kukident-Gebißhaftpulver Werbung machen, beherrschen das Bild. Glanz. Lichter, Tannengrün und Musik: Weihnachten überall. Hinter der glänzenden Fassade grinst allzu offen das Gesicht des neuen deutschen Business, die Gier der großen und kleinen Geschäftsleute nach Profit. Um in den Besitz des Geldes der alten und der jungen Käufer zu kommen, erzählen sie Weihnachtsgeschichten und legen in die Krippe, in der das Christkind arm und nackend zur Welt kam das echte Kölnisch-Wasser aus der Glockengasse 4711 oder sie bestäuben die Weihnachtskrone mit Ajax, weißer Wirbelwind, dem Waschpulver mit Format. Vor dem Weihnachtsfest arbeiteten die westdeutschen Werbefachleute regelrechte Schlachtpläne aus. Sie bedienten sich dabei vielfältiger neuer psychologischer Kampfmethoden…Die Maßstäbe für das menschliche Verhalten, von vielen Pädagogen und Geistesschaffenden jahrzehntelang mühsam aufgebaut, werden durch die bedenkliche Werbung in der Bundesrepublik unterhöhlt. So bringt man die gute Eigenschaft der Bescheidenheit durch die Appellation an Renommiersucht systematisch zu Fall. Der noch verbliebene natürlich Gemeinschaftsgeist wird durch eine Individualismus-Welle der Werbung aufgelöst. Sogar vor Weihnachten, dem Fest der Liebe und Besinnlichkeit, dem Fest des Friedens und der Menschlichkeit machen die Manipulatoren nicht halt.“

Mit dem Hinweis auf den schnöden westlichen Mammon ließ sich die Mangelwirtschaft des SED-Regimes als selbst gewählte Enthaltsamkeit gut verkaufen. Der Redakteur des „Neuen Deutschlands“ konnte sich wenigstens noch durchringen, vom puppenschönen Gabrielengel zu sprechen. In den 70er Jahren ließen die Zensoren der „Schönen Neuen Welt“ auch das nicht mehr zu. Für Engel galt fortan die Wortschöpfung „Jahresendfigur mit Flügeln“. Die traditionellen Schwibbögen aus dem Erzgebirge mutierten zu „Triumphbögen“. Sie sollten besser den Sieg der Arbeiterklasse symbolisieren. Die Weihnachtspyramiden wandelten sich zu „Kerzendrehtürme“. „Neusprech“ a la SED. Während der DDR-Aufbaujahre dachte Walter Ulbricht sogar daran, das Weihnachtsfest ganz aus dem Kalender zu streichen. Die himmlischen Heerscharen, Sankt Nikolaus, das Christkind und der Weihnachtsmann wollte er arbeitslos machen. Statt dessen favorisierte Ulbricht Väterchen Frost. Es stand nicht unter Verdacht, für den Klassenfeind zu arbeiten. Die Bescherung sollte nicht mehr Heiligen Abend, sondern am ideologisch genehmeren Neujahrsmorgen stattfinden. Die Kraft des Heilands war aber stärker als die Agitprop des SED-Chefs. Er konnte sich mit seinen Plänen nicht durchsetzen. Um so mehr mußte das Weihnachtsfest für Treueschwüre auf den Arbeiter- und Bauernstaat herhalten. Am Heiligen Abend durfte sich die bewaffneten Truppen der DDR keine Blöße geben. Gerade an diesem Tag lag alljährlich die Gefahr eines Überraschungsangriffs des heimtückischen Westens in der Luft. Heldenhaft wurde noch am 24.12.87 im „Neuen Deutschland“ an den Kampfauftrag der Nationalen Volksarmee (NVA) erinnert: „Für den zuverlässigen Schutz der Staatsgrenze der DDR dankte am Mittwoch der Kandidat des Politbüros des ZK der SED der Bezirksleitung Erfurt, Gerhard Müller. Beim Besuch einer Einheit der Grenztruppen der DDR in Eichsfeld führte er herzliche Gespräche mit Soldaten, Unteroffizieren, Fähnrichen und Offizieren und informierte sich über ihre Dienst- und Lebensbedingungen. Auf einem Forum beantwortete er Fragen zur Innen- und Außenpolitik der DDR. Dabei würdigte er den verantwortungsvollen Dienst der Grenzsoldaten. Major Knot Schmidke versicherte, dass die Angehörigen der Einheit auch in Zukunft ihren Klassenauftrag erfüllen werden.“ Und Soldat Herbert Weiß meldet die Frohe Botschaft: „Zum Weihnachtsfest möchte im dem ND einen herzlichen Gruß senden. Ich bin Schweriner und leiste an der Berliner Staatsgrenze meinen Ehrendienst bei der NVA. Die Wacht an dieser Trennlinie zweier Welten sehe ich als eine besondere Ehre an. Hier, wo ich stehe, beginnt die Macht des Volkes, der Arbeiter und Bauern und aller friedlich Schaffenden. Hier endet die Macht der Vergangenheit, jener Kräfte, die auch heute noch vom Schweiß und Blut des Volkes leben wollen. Jeder Tag, an dem wir durch unseren Einsatz die Ruhe an dieser Grenze gewährleisten, ist für uns ein Sieg. Mit jedem Tag wird unser sozialistischer Staat stärker, verringern sich die Möglichkeiten der Bonner Revanchisten. In den Weihnachtstagen werden wir Grenzsoldaten unseren Dienst zum Schutze der Heimat mit ganz besonderer Aufmerksamkeit versehen, damit die Menschen bei uns daheim das Weihnachtsfest in Frieden und Frohsinn verleben können.“


Na darauf einen " Blauen Würger " und noch einen schönen 1. Advent

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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Edelknabe » 2. Dezember 2012, 14:52

"Und drüben im schönen Westdeutschland bei euch zu Heiligabend in der Raketenzentrale Interessierter, da saß der Stabsgefreite Knut Habermuck, noch eiserner Junggeselle mit gut 38 Jahren,wohl immer bei Beförderungen einfach vergessen worden, dazu ein Frauenhasser wegen seiner vielen Komplexe, Antikommunist seit frühester Jugend, seit sein Vater damals in Stalingrad geblieben war. Er hatte schon das fünfte Bier und den sechsten Chreme Bols gekippt und dussellte in stinklangweiliger Einsamkeit etwas vor sich hin."

"Dabei kippte er immer im Halbschlaf mit dem Kopf auf die knallrote Taste...und fast hätte es geknallt und die Sirene wären losgeheult, auch die der Grenzkompanien auf der anderen Seite, da reißt doch Erna Machulke, die junge Reinemachefrau der Kaserne am Rande der Stadt mit Schwung die Bunkertüre auf, Dem Knut fällt vor Schreck das Pornoheft runter und Erna bekommt ganz kullerrunde Augen....dann leckt sie sich langsam mit der Zunge über die knallroten Lippen.Was für ein kleines Glück, der Dritte Weltkrieg war noch einmal ...abgeblasen worden."

Rainer-Maria das war einmal eine Weihnachtsgeschichte aus den Tagen des Kalten Krieges Interessierter, eine die man bestimmt fortsetzen könnte. Fast so schön wie die vom Vortext.
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Nostalgiker » 2. Dezember 2012, 17:01

Interessierter hat geschrieben:
Für Engel galt fortan die Wortschöpfung „Jahresendfigur mit Flügeln“. Die traditionellen Schwibbögen aus dem Erzgebirge mutierten zu „Triumphbögen“. Sie sollten besser den Sieg der Arbeiterklasse symbolisieren. Die Weihnachtspyramiden wandelten sich zu „Kerzendrehtürme“. „Neusprech“ a la SED.


Es ist immer wieder erfrischend wie wenig interessiert ein "Interessierter" etwas aus dem Internet übernimmt. Die hervorgehobenen Begriffe sind kein "Neusprech" a la SED.

Vielmehr sind die "Wortschöpfungen" dem Büchlein "Wörtliche Betäubung, Neudeutscher Mindestwortschatz", Eulenspiegel Verlag Berlin, 1986, herausgegeben von Ernst Röhl entnommen.(Wobei Wort Zwei und Drei mehr der Phantasie des anonymen Autors entsprungen sind, selbst E. Röhl hat sowas nicht in seinem Buch vermerkt.....)
Der 'Eulenspiegel' und sein Autor E. Röhl waren mehr für ihre subversiven Texte bekannt und beliebt, weniger für "Neusprech" Propaganda a la SED.
Der SED Propagandaküche die Beschäftigung zu unterstellen sie hätte wohl einen Bereich gehabt der nichts anderes tat als für Worte welche im allgemeinen Sprachgebrauch fest verankert waren, neue Euphemismen oder Dysphemismen zu finden um sie anschließend zu verbreiten misst der Abteilung Agitation und Propaganda beim ZK der SED eine Bedeutung zu die sie nicht hatte ........

Trotzdem macht sich dieses lustige Phänomen für ein schlichtes Gemüt immer wieder schön, weil es damit "beweisen" kann, was eigentlich.......?

Selbst Bodo Mrozek, Spiegelautor, der dahingehend recherchierte stellte fest das es „Ein Beweis für die reale Existenz der sozialistischen Phantomworte ist noch immer nicht erbracht“ ist.Wer sagt denn sowas

Trotzdem einen schönen Advent der in der DDR garantiert nicht Advent geheißen .......

Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon augenzeuge » 2. Dezember 2012, 18:17

Thoth hat geschrieben: Selbst Bodo Mrozek, Spiegelautor, der dahingehend recherchierte stellte fest das es „Ein Beweis für die reale Existenz der sozialistischen Phantomworte ist noch immer nicht erbracht“ ist.Wer sagt denn sowas
Thoth


Auszug aus deinem Link zur Jahresendflügelfigur: " Für Röhl steht fest: "Das Wort ist keine Erfindung, ich habe es vorgefunden und mich erst hinterher in meinem Buch darüber lustig gemacht."
AZ

P.S. Nur am Rande..... Hersteller dieser Figuren bestätigten die Verwendung des Begriffes auf Verkaufskartons.
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Interessierter » 3. Dezember 2012, 09:14

Manche sollen es aber auch so oder so ähnlich erlebt haben:


Also Weihnachten in der DDR sind erstmal kubanische Orangen mit vielen Kernen, aber immerhin Orangen. Sie läuten die Weihnachtszeit ein. Bald nach den Orangen würde es auch Bananen geben. Man musste sich mit dem Gemüsehändler gut stellen, dann konnte man die ganze Familie versorgen. Vor allem wenn man in Berlin wohnte, hatte man die Pflicht (oder die Last), die Verwandtschaft in der restlichen Republik mit Südfrüchten zu versorgen (dort kamen sie nicht immer an).

Das Wichtigste war, Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Nie wusste man, was man wohl bekommen würde. Nach Weihnachten wurden erst einmal die meisten Geschenke umgetauscht oder als wirkliches Tauschobjekt für das gewünschte Objekt, wie Bohrmaschine oder Gefrierschrank eingesetzt. Wichtig war auch, genügend Rotkäppchensekt bereits zu Weihnachten im Haus zu haben, denn bis Silvester konnte man die Bestände nicht auffüllen.

Wer es sich leisten konnte, kaufte zu Weihnachten auch Westschokolade oder den teuren, guten Alkohol im Delikat, dem Lebensmittel-Exquisit oder vielleicht hatte man noch ein paar Forumschecks, um in Intershop etwas Gutes zu erwerben.

Dann der 24. Dezember. Der Weihnachtsbaum musste geschmückt werden. Das war meist eine Herausforderung, besonders was Lametta anbetraf. Lametta war Mangelware. Also machte man sich daran, die Lamettavorräte aus dem Vorjahr liebevoll zu entwirren und an den neuen Baum zu hängen. War das geschafft, war Weihnachten!

Viele freuten sich auf das Krippenspiel in der Kirche. Ja, auch DDR-Bürger gingen Weihnachten in die Kirche. Abends gab es dann meist Kartoffelsalat und Würstchen. Und am ersten Weihnachtsfeiertag gab es Gans mit Rotkohl und Thüringer Klößen (wenn man sie zubereiten konnte). Dazu passend die Kultsendung im DDR-Fernsehen mit Heinz Quermann und Margot Ebert zwischen Frühstück und Gänsebraten.

Die Kinder warteten schon auf den obligatorischen Märchenfilm mit Väterchen Frost und der Hexe
Babajaga oder auf "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" oder auf Pierre Brice als Winnetou.

http://www.online-geschenke-kaufen.com/ ... n-DDR.html
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon augenzeuge » 3. Dezember 2012, 16:54

Interessierter hat geschrieben:Lametta war Mangelware. Also machte man sich daran, die Lamettavorräte aus dem Vorjahr liebevoll zu entwirren und an den neuen Baum zu hängen. War das geschafft, war Weihnachten!

Und am ersten Weihnachtsfeiertag gab es Gans mit Rotkohl und Thüringer Klößen (wenn man sie zubereiten konnte). Dazu passend die Kultsendung im DDR-Fernsehen mit Heinz Quermann und Margot Ebert zwischen Frühstück und Gänsebraten.


Genauso war es! Lametta wurde nie weggeworfen. Das hielt Jahrzehnte!
Und die Kultsendung war es wirklich. Sogar der Westbesuch war davon begeistert...das konnten die nämlich sonst nie sehen. [grins] Und die anderen rannten eben immer zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her.....bis es endlich was zu essen gab. [flash]

Damit der Bauch auch immer zu 150% gefüllt blieb, gabs danach die selbstgemachte Stolle....und abends den Heringssalat.... [flash]

AZ
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Volker Zottmann » 3. Dezember 2012, 17:01

Das Abnehmen des wertvollen Lamettas war eine Wissenschaft. Gut wieder in dem Pappfaltetui verstaut, brauchte das niemand im neuen Jahr bügeln.
Diese aufgezwungene Sparsamkeit ist heute noch in mir. Lametta wird immer noch mehrmals verwendet.
(Und reich wird man nur mit dem Geld, das man nicht ausgibt! [flash] )

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Affi976 » 3. Dezember 2012, 18:13

Zitat AZ:...Genauso war es! Lametta wurde nie weggeworfen. Das hielt Jahrzehnte!

aber ich denke mal, hier ist BLEIlametta gemeint. Den anderen Schrott hat kaum auf den Baum bekommen, geschweige dann sauber wieder verpackt und dann noch für Jahrtehnte.
Ich habe heute noch Bleilametta von vor der Maueröffnung! [grins]
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon augenzeuge » 3. Dezember 2012, 18:53

Affi, ich sag dir, das Lametta war älter als ich...... [wink]
AZ
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Icke46 » 3. Dezember 2012, 18:57

Die Sache mit dem Lametta ist aber nicht DDR-spezifisch [wink] - in meiner Kindheit haben wir das auch gemacht.
Mittlerweile ist das ja ein bisschen aus der Mode gekommen, abgesehen davon, dass das Bleilametta auch gesundheits-
schädlich sein soll.

Gruss

icke
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Affi976 » 3. Dezember 2012, 19:08

Zitat AZ:...Affi, ich sag dir, das Lametta war älter als ich.

Iss ja ooch keen Kunststück [flash] [flash]

ja, aber so war`s. Vielleicht wurde es sogar vererbt? [blush]
Und gesundheitsschädlich @icke? Na bis jetzt ham wa`s jut übalebt, wa? Allemal besser, als dit Alujelumpe.
Ausjesehn ham de Bäume imma wie aus`m Westen.
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Icke46 » 3. Dezember 2012, 19:18

[quote="Affi976"
Und gesundheitsschädlich @icke? Na bis jetzt ham wa`s jut übalebt, wa? Allemal besser, als dit Alujelumpe.
Ausjesehn ham de Bäume imma wie aus`m Westen.
VG Affi[/quote]

Wahrscheinlich waren wir früher widerstandsfähiger als die heutigen Generationen [grins] .

Ich hab hier mal nen Link zu einer Frage mit entsprechender Antwort, die sich auf die Gesundheitsschädlichkeit bezieht:

http://www.talkteria.de/forum/topic-150460.html

Gruss

icke
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon augenzeuge » 3. Dezember 2012, 22:33

Affi976 hat geschrieben:Zitat AZ:...Affi, ich sag dir, das Lametta war älter als ich.

Iss ja ooch keen Kunststück [flash] [flash]

Na bis jetzt ham wa`s jut übalebt, wa?
VG Affi


Wat denkste Affi, wie jöttlich du jeblasen hättest, wenn de vorher nicht Lametta anjefasst hättst..... [laugh]
AZ
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Edelknabe » 4. Dezember 2012, 07:48

Gestern kam mir die Weihnachtszeit meiner Kindheit wieder auf die Zunge...ich dachte echt, ich spinne und zwar in Form der Zahnpasta aus dem Nettomarkt. Soll ich euch die Sorte verraten oder wollen wir mal raten, welches Billigprodukt (heute unter einem Euro) Tante Hilde wohl immer damals in ihre großen Weihnachtspakete an ihre Schwester aus der Ostzone steckte? Also die Pasta hatte immer einen sehr erfrischenden Kaugummigeschmack...heute eben auch noch, deswegen fiel mir das sofort auf.

Rainer-Maria denn wir haben einmal den Einkaufsmarkt gewechselt. Das geht doch garnicht mehr mit rechten Dingen zu, wie schnell sich in letzter Zeit die Haushaltkasse lerrt, also ne, als wenn da Einer ein großes Loch reingebohrt hätte. Ich denke mir, meine gute Tante Hilde hatte damals im Ruhrpott der 50/60Jahre schon dasselbe Problem in ihrer bescheidenen Rolle als Mutter, Ehefrau und eben "Nur Hausfrau."
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon pentium » 4. Dezember 2012, 17:34

Ich weiß ja nicht was deine Tante Hilde da so in das Weihnachtspacket gesteckt hat Rainer-Maria. Wenn aber die Pasta wie Kaugummi geschmeckt hat, da ist etwas gründlich schief gegangen. Und wenn deine Pasta heute noch nach Kaugummi bzw. nach Pfefferminze schmeckt würde ich die Nudelsorte wechseln.
Scherz bei Seite.
Zahnpaste war bei uns garantiert nicht im Weihnachtspaket aus westlichen Gefilden. Eher Kakao, Kaffee, Schokolade, Nüsse und diverse Konserven. Dazu Packzutaten für den Weihnachtsstollen. Im Gegenzug wechselten Räuchermänner, Nussknacker, Weihnachtspyramiden und einmal sogar ein kompletter Schwibbogen die Seiten.

MfG
Pentium
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Edelknabe » 4. Dezember 2012, 18:23

Ich stimme dir da zu Pentium, genau wie bei uns so deine Aufzeichnung mit dem Paketinhalt nur war eben auch einmal die Zahnpasta mit dabei. Tante Hilde wollte bestimmt, das wir immer mit frischem Atem zum Bahnhof kommen, wenn ihr Zug zur Messezeit aus Dortmund im Leipziger Sackbahnhof einlief. Nun kann ichs ja verraten, die Paste heißt "Signal mit Anti-Zahnstein", schmeckt wirklich wie Kaugummi oder meine Geschmacksnerven spielen mir einen Streich?

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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Dille » 4. Dezember 2012, 21:25

Darauf kann ich nur sagen -- ich habe noch die Zeit erlebt, als Pfefferminzöl, das für Devisen beschafft werden mußte, NULL vorhanden war in der DDR, die Zahnpasta also ganz intensiv NUR nach Schlämmkreide "schmeckte". Da hab' ich schon gern mal 'ne Zahnpasta aus 'nem Westpaket geholt, die wenigstens überhaupt einen Geschmack hatte.
Als ich dann selbst Pakete geschickt habe, war dort auch immer Seife und Zahnpasta drin --- und auf die abschätzigen Bemerkungen eines Users kann ich nur bemerken, ich hab' manchmal was aus dem Paket wieder rausgenommen, weil ich das selbst noch nicht gegessen hatte, also das Billigste kam bei mir nicht rein, aber klar, mußte man auch auf den Preis achten. Und Esda- Strumphosen zu 12,- Mark der DDR gehen genauso schnell kaputt wie jene für 0,99 DM im Westpaket, also kamen auch nur solche ins Paket, und keine Kunert (die vielleicht auch Esda waren).
Und wenn @RMR aus "berufenem" Mund dazu mal was hören möchte --- wenn ich mit dem Auto rübergefahren bin, kam vom DDR- Zoll auch schon mal ein "..na, ihre Familie hat's ja nicht schlecht..." in meine Richtung......
Also @RMR, billige Polemik --- ich hab' mich seinerzeit noch daran gemacht, und jedes Stück Seife, jeden Zahncreme, jede Schokolade und jeden Kaffee in Geschenkpapier (nicht nur zu Weihnachten) eingewickelt, frag' mich heute, woher ich all die Zeit dafür hatte, und aus meiner DDR- Zeit weiß ich noch, daß es sehr viele Freundschaft ebenso gemacht hat, da war sehr viel Liebe dabei.
Das Billigste ??? GANZ großer Unsinn, BEIDE Seiten, beide, haben sich im besten Sinne "was vorgemacht" und waren bemüht, es dem anderen so angenehm wie möglich zu machen --- wenn ich rüberkam, hatte meine Sippe für einen leckeren Wildschweinbraten gesorgt, im Gegenzug habe ich auf dem Rückweg von einer Dienstreise aus Helsinki frischen Gravad Lax vom Markt in Helsinki eingeflogen, mein Vater bekam immer eine Stange "Pall Mall" von meinen Dienstreisen mitgebracht, meine Neffen ihre Levis.
Diese abwertenden Bemerkungen kann ein User sich hier sparen --- ich glaube auch die Genossen vom AZKW bzw. DDR- Zoll wüßten es anders zu berichten !

Gruß, Dille
Dille
 

Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Edelknabe » 5. Dezember 2012, 06:56

Dille "einem geschenkten Gaul kuckt man nicht ins Maul", so war doch der schöne Spruch? Also meine herzensgute Tante Hilde wollte ich hier bestimmt nicht madig machen, denn diese drehte den Groschen so wie wir heute dreimal herum,gerade weil ihr ehemals Göttergatte von Bergmann sie mit den Kindernlein einfach sitzen ließ, um sich wohl später dem Suff zu ergeben ohne dazu noch einen Pfennig Alimente zu zahlen.

Der Suff der ihn dann zwei Meterchen unter die Radischen brachte und Tante Hilde endlich seine Knappschaftsrente.Denn zwischendrin war Tante Hilde ein Sozialfall wie wohl viele Frauen im schönen Westdeutschland wo der Mann meinte..."du bleibst mir schön Zuhause Frau bei die Kinderlein am Herd und wenn ich Abends komme dann steht das Essen auf dem Tisch, das Bier ist geöffnet und die Kinder liegen bereits im Bett....sonst...."

Somit war also korrekterweise billig gleich mit preiswert auf eine Stufe zu setzen und nicht das du mir nun auch noch ans Zeug flicken möchtest. So langsam komm ich mir hier wirklich wie ein Sandsack vor, weil in letzter Zeit hier so mancher seine pikierten Pingeleien raushängen lässt, wenn der Rainer nur irgendeinen Text zu Papier bringt.

Rainer-Maria und nichts für ungut, denn du kommst wenigstens mal zu nem Treffen.
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Volker Zottmann » 5. Dezember 2012, 10:16

Edelknabe hat geschrieben:Dille "einem geschenkten Gaul kuckt man nicht ins Maul", so war doch der schöne Spruch? Also meine herzensgute Tante Hilde wollte ich hier bestimmt nicht madig machen, denn diese drehte den Groschen so wie wir heute dreimal herum,gerade weil ihr ehemals Göttergatte von Bergmann sie mit den Kindernlein einfach sitzen ließ , um sich wohl später dem Suff zu ergeben ohne dazu noch einen Pfennig Alimente zu zahlen.

Der Suff der ihn dann zwei Meterchen unter die Radischen brachte und Tante Hilde endlich seine Knappschaftsrente.Denn zwischendrin war Tante Hilde ein Sozialfall wie wohl viele Frauen im schönen Westdeutschland wo der Mann meinte..."du bleibst mir schön Zuhause Frau bei die Kinderlein am Herd und wenn ich Abends komme dann steht das Essen auf dem Tisch, das Bier ist geöffnet und die Kinder liegen bereits im Bett....sonst...."

Somit war also korrekterweise billig gleich mit preiswert auf eine Stufe zu setzen und nicht das du mir nun auch noch ans Zeug flicken möchtest. So langsam komm ich mir hier wirklich wie ein Sandsack vor, weil in letzter Zeit hier so mancher seine pikierten Pingeleien raushängen lässt, wenn der Rainer nur irgendeinen Text zu Papier bringt.

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Endlich verstehe ich, warum Du die Bergmenschen nicht magst... [laugh]
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Interessierter » 8. Dezember 2012, 10:41

"Weihnachten in der DDR" (Reinhard Ulbrich, 1998)

... dann steht die Jahresendflügelfigur vor der Tür

Nun ist es bald wieder soweit, das Jahresende nähert sich. Wie wir aus dem Studium der Klassiker wissen, handelt es sich dabei um eine besinnliche Zeit. Sie gibt uns Gelegenheit zur Rückschau auch auf jene Formen ostdeutschen Weihnachtsbrauchtums, die zwar seit Jahren der Vergangenheit angehören, aber dennoch unser völkerkundliches Interesse verdienen.

Schließlich war es in der DDR einfach großartig, wenn die Ernteschlacht hinter uns lag und der letzte aller vier Feinde des Sozialismus (Frühling, Sommer, Herbst, und Winter) sich anschickte, Einzug zu halten. "Morgen, Kinder wird’s was geben", klang es hoffnungsfroh aus dem Radio. Nur der staatliche Einzelhandel hatte davon natürlich wieder kein bisschen mitbekommen, denn es gab bei ihm auch morgen nur das Übliche, nämlich nichts. Oder sagen wir so: außer dem fehlenden Frischobst war nun auch noch kein Zitronat im Angebot.

Seit Wochen schon zermarterten sich die Weihnachtsmänner des Politbüros die Köpfe darüber, welche Art von Südfrüchten sie durch Umschichtung der ewig schwindsüchtigen Devisenvorräte noch herbeizaubern konnten. Und das Ergebnis war wie immer absehbar – es würde die gefürchteten Kuba-Orangen geben, kleine gummiartige, völlig ungenießbare Kullerchen, die sich heute im Westen als Flummis verkaufen ließen.

Aber heimelig war’s doch: Der Strom schwankte zum Beispiel so nett, dass alle Glühlampen flackerten und ganz von selbst Kerzenschein simulierten. Und in der Neubauwohnung war die Gemütlichkeit kaum noch zu ertragen, denn die Heizung ließ sich nicht drosseln, so dass man immer mehr Fenster aufreißen musste, je kälter es draußen wurde. Das war aber keineswegs schlecht, denn man konnte auf diese Weise ein Wort mit seinen Nachbarn aus der Hausgemeinschaft wechseln und erfuhr ganz beiläufig, dass in der HO-Kaufhalle die ersten Leckereien zum Fest eingetroffen sein sollten. Also nichts wie hin und selber nachgesehen. Es waren dann doch nur die üblichen Weihnachtsschokoladenhohlkörper, die statt nach Kakao immer nach Mehl schmeckten, und dazu jener zuckersüße Fondant-Baumbehang, den der staatliche Zahnarzt seinen Lieben schenkte, damit er über die Feiertage das Plombieren nicht verlernte. Immerhin: Uns war bei dieser Gelegenheit der Baum eingefallen. Den mussten wir ja auch noch besorgen.

War ja auch egal, Hauptsache Tante Trudchen aus Bochum dachte an uns, am besten in Form eines Westpakets. Knallmeier-Kaffee und Pilmolav-Seife, die wirklich schäumte, würde uns dann beglücken. Hoffentlich auch ein bisschen Blei-Lametta, andernfalls war Bügeln angesagt: Die alten Ost-Stanniol-Streifen vom Vorjahr mussten mit dem Eisen wieder sorgfältig geglättet werden, damit sie wenigstens zur Bescherung einigermaßen glatt an den Zweigen hingen. Lange hielt das ohnehin nicht vor, denn sobald jemand den Strassfurt-Fernseher einschaltete oder mit einem elektrisch aufgeladenen Wolpryla-Pullover vorbeiging, klappte der Baum so schlagartig das Lametta hoch wie sonst höchstens noch Knecht Ruprecht die Rute.

Apropos Fernseher: das Feiertagsprogramm/West hatten wir ja schon in einer eigens von der ARD zu diesem Zwecke eingerichteten Diktierstunde persönlich zu Papier gebracht. Aber was sie im Osten ausstrahlen würden, blieb unklar. Die einzige Fernsehzeitung "FF Dabei" war reine Bückware, das heißt, man bekam sie nie auf dem Ladentisch zu sehen, von exotischen Zuständen wie einem Abonnement ganz zu schweigen. Am ersten Feiertag würde wahrscheinlich wie immer die Sendung "Zwischen Frühstück und Gänsebraten" kommen. Deren Moderator litt leider an einer gleichermaßen verbreiteten wie unheilbaren Berufskrankheit – der zwanghaften Vorstellung, komisch zu sein. Auf diesem Gebiet hatte er jedoch mit starker Konkurrenz zu kämpfen, wenngleich aus unerwarteter Richtung: Die alljährliche Neujahrsansprache der Gattin des Parteichefs war nämlich ernst gemeint, aber trotzdem an Komik kaum zu überbieten.

http://www.schmunzelmal.de/Weihnachten/ ... achten.htm

Genug geschmunzelt? Ich finde, ein herrlich ironischer Rückblick auf die Jahresendfeierlichkeiten in der DDR und das sozialistische Drumherum

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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon augenzeuge » 29. November 2015, 14:49

Weihnachten zu DDR-Zeiten- Duftende Apfelsinen zum Fest – aber nur eine pro Person

Silvia Kunze, 66, aus Döbeln in Sachsen, erinnert sich:
http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Ste ... pro-Person

AZ
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Interessierter » 29. November 2015, 15:11

Während meiner Kindheit, Ende der vierziger- und Anfang der fünziger Jahre, mangelte es ja auch hier noch an einigen Dingen. Folglich waren wir sehr bescheiden; aber die Freude war um so größer, auch wenn es nur selbst gebastelte Sachen waren.

Der Weihnachtsmann war immer der Opa, den ich aber irgendwann an der Stimme erkannte [grin]

Traurig wurde es immer, wenn am Heiligen Abend dann an die im Krieg gefallenen Angehörigen erinnert wurde.
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Volker Zottmann » 29. November 2015, 19:38

Weihnachten in der DDR:
War immer was Besonderes. Weil, selbst zum Fest ergatterte Rouladen schon Glücksgefühle verströmten.
In der Ulbrichtära gab es, zwar mit Anstehen, kaum Mangel an festlichen Waren. Eher schon fehlendes Geld.
Ich erinnere mich, als Kind ins Schaufenster des Gemüseladens zu sehen: Da lagen Ananas, Erdnüsse(fast immer), Apfelsinen, Kokosnüsse, Paranüsse als Saisonware.
Backzutaten gab es sehr unregelmäßig. Unsere kamen wenn dann aus Kanada oder Düsseldorf per Geschenksendung.

Später unter Honecker wurde die Versorgung zum Fest von Jahr zu Jahr schlimmer. Ich rede aber nur von unserer Provinzkreisstadt QLB und von Harzgerode. Unsere Löhne blieben hier bis zur Wende erheblich geringer als bspw. in Leipzig. Dennoch sammelte sich das Geld vergleichsweise schnell, weil es kaum vernünftige Ware gab.

Lebkuchen gab es wohl 2 oder 3 verschiedene Sorten. Die schokoladenüberzogenen 5 Herzen im Papphäuschen gab es wenig, meist nur Zuckerguss. Dann 4 Stück Pulsnitzer in schwachem, zarten Zuckerguss. Das waren die feinsten, die ich je aß. Gibt es auch heute nicht mehr...Desweiteren gabs Beutel mit weißem Zuckerglanz überzogene Lebkuchentaler, auch Pfeffernüsse genannt, immer knochenhart.

Nüsse gab es von Jahr zu Jahr weniger. Erdnüsse fast nie mehr. Vielleicht an 2, 3 Tagen im Jahr.
Von unseren Verkäuferinnen wurde aber versucht gerecht jedem Stammkunden was zu hinterlegen. Meine Schwiegermutter konnte damals, weil sie in Schichten arbeitete oft tagsüber die paar Geschäfte abgrasen.
Als sogenannte Apfelsinen gab es hier nur noch Castros Rache, das sind kubanische grün/orangene Apfelsinen zum auspressen gewesen. Innen strohig und unverdaubar...
Mein Kollege brachte manchmal aus Leipzig eine Kiste oder auch zwei Navelapfelsinen mit. Die verteilte er dann unter uns Kollegen.
Weihnachtsstollen gab es auch hin und wieder zu kaufen, nur hat man die damals noch traditionell hier selbst zubereitet und beim Bäcker abbacken lassen.

Für Obstkuchen kaufte der Bäcker seinen Kunden selbst Apfelmus ab, da er von seinem Handelskontor nichts bekam.

Ergo, es gab zur Weihnachtszeit ab ersten Advent etwa, oder eine Woche früher ein recht bescheidenes Angebot an Waren, was aber keineswegs mehr so "üppig" wie in den 60ern war.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Beethoven » 30. November 2015, 07:42

Selbigen Beitrag hast Du 2012 schon eingestellt [grins]

Weihnachten war, so meine Erinnerung, auch in der damaligen DDR ein friedliches Fest im Kreise der Familie mit gutem und reichhaltigem Essen, Geschenken, Schwippbogen, Kerzen am Baum und Weihnachtsmusik. Die nun eher von Bärbel Wachholz als von Roy Black.

Meine Kinder aber auch ich als Kind haben daran nur schöne Erinnerungen.

In diesem Sinne - Weihnachten ist keine Jahreszeit. Es ist ein Gefühl. Edna Ferber
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Volker Zottmann » 30. November 2015, 09:29

Richtig @Beethoven!
Vergangenheit kann ich nunmal nicht ändern. Deshalb bleibt auch meine Erinnerung die Selbe. Nachdem Wilfried das Thema wieder passend vorgeholt hat, bot sich mein Artikel nochmals an. Besonders für jüngere Forenmitglieder. (Auf die Mitgliedschaft bezogen)

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon Edelknabe » 30. November 2015, 17:02

Siehe Volker mit:

"Unsere Löhne blieben hier bis zur Wende erheblich geringer als bspw. in Leipzig. Dennoch sammelte sich das Geld vergleichsweise schnell, weil es kaum vernünftige Ware gab."
Textauszug ende

Das musst du erklären Volker, das mit die Lohnunterschiede? weil, ich glaube da nämlich nicht daran. Das es einen "Berlinzuschlag" gegeben haben sollte habe ich irgendwann über drei Ecken gehört. Aber Unterschiede vom Harz zu Leipzig?

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Re: Weihnachten in der DDR und BRD

Beitragvon karnak » 30. November 2015, 17:24

Edelknabe hat geschrieben:Siehe Volker mit:

"Unsere Löhne blieben hier bis zur Wende erheblich geringer als bspw. in Leipzig. Dennoch sammelte sich das Geld vergleichsweise schnell, weil es kaum vernünftige Ware gab."
Textauszug ende

Das musst du erklären Volker, das mit die Lohnunterschiede? weil, ich glaube da nämlich nicht daran. Das es einen "Berlinzuschlag" gegeben haben sollte habe ich irgendwann über drei Ecken gehört. Aber Unterschiede vom Harz zu Leipzig?

Rainer-Maria

Wegen der höheren Lebenshaltungskosten gab es in Berlin-Ost einen Zuschlag,der aber im Vergleich zu dem in Berlin-West eher bescheiden ausfiel und dort eher andere Gründe hatte. Im übrigen Gebiet der DDR gab es auch meiner Meinung nach keine Unterschiede im Lohngefüge,warum auch,es gab nirgendwo einen Unterschied im Preisgefüge.
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