Das Schloss in Sachsen

Das Schloss in Sachsen

Beitragvon Interessierter » 6. Juni 2016, 09:35

Als ich ins Schloß kam, schien die Sonne. Das war nicht weiter verwunderlich, denn Franz Kafkas Roman Das Schloß spiegelte laut DDR-Lexikon von 1981 lediglich »spätbürgerliche Entfremdung und Existenzangst wider« und wurde überdies auch noch »für imperialist. Ideologien mißbraucht«. Wir aber schrieben August 1988, auch in Sachsen stand der Sozialismus noch für ein reichliches Jahr in voller Blüte, und ich war nicht K., der Landvermesser, sondern M., der zukünftige Hof- und Parkarbeiter.
Ich war 18 Jahre alt: Als Nicht-FDJler hatte man mich nicht zum Abitur zugelassen, aus einer mir zugewiesenen Lehre als Elektrotechniker flog ich nach ein paar Monaten wieder heraus, da ich die vormilitärische Lagerausbildung, die für DDR-Lehrlinge obligatorisch war, abgelehnt hatte. Mochte sich über solche politischen Abstrafungen empören, wer wollte, für die Behörden stellte ich lediglich eine Herausforderung an ihre grenzenlose Obhutspflicht dar. Man füllte einige Akten aus, sah mich hinter Hornbrillen strafend an, telefonierte etwas herum und fand schließlich ein neues Betätigungsfeld für mich: Ich war reif fürs Schloß, das heißt für eine Hilfsarbeiterstelle Lohngruppe IV - 540 Mark monatlich - im neuropsychiatrischen Fachkrankenhaus »Friedrich Wolf« in Wechselburg/Sachsen.

In Wechselburg, einem »Marktflecken« genannten Zwitter zwischen Dorf und Kleinstadt, der malerisch an dem von Industrieabfällen verseuchten Fluß Mulde lag, war ich bereits zur Schule gegangen. Das Schloß - auch als Klapse, Klapsmühle oder Irrenhaus bezeichnet - war der wichtigste Arbeitsplatzlieferant des Ortes; fast die gesamte Einwohnerschaft verdingte sich hier als Pfleger und Fahrer, Heizer und Gärtner, Krankenschwester oder Köchin. Nur die Ärzte und die Patienten stammten größtenteils von außerhalb.

Im einstöckigen Gebäude der Handwerkerbrigade, das sich gleich hinter der Schloßmauer etwas oberhalb der ehemaligen Orangerie befand, strich Meister Sepp sich eine seiner grauen Haarsträhnen aus der Stirn, gab mir die Hand und hieß mich willkommen. »Dir wird’s hier schon gefallen«, sagte er, »auch wenn unser Mitier vielleicht nicht ganz Dein Mellieu ist.« Ich nickte und stutzte. Hatte er absichtlich i und e in den beiden Wörtern vertauscht, um mich zu testen? Ich blieb mir darüber so lange im unklaren, bis ich Sepps Stellvertreter Dietmar eines Tages von Mike Oldfields Song »Moonlight Shuttle« schwärmen hörte. Er meinte »Moonlight Shadow«. Als ich ihn auf die Verwechslung aufmerksam machte, lachte er nur und winkte ab: »Du arbeitest jetzt in ‘nem Irrenhaus. Glaub’ nur nicht, daß das nicht abfärbt.«
Als Dietmar dann ein paar Tage später eine Melodie vor sich hinpfiff und mir mit somnambuler Verzückung erklärte, hierbei würde es sich um »Santanamera« von »Carlos Guantana« handeln, verzichtete ich darauf, ihn zu korrigieren.

Die vollständige Geschichte findet man hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... 11-martin/

Ja, so war es im Arbeiter- und Bauernstaat; wer gegen den Strom schwamm, konnte dann auch schon einmal unfreiwillig als Hilfsarbeiter in einer Klapse im Muldental landen.
Interessierter
 

Re: Das Schloss in Sachsen

Beitragvon Nostalgiker » 6. Juni 2016, 10:44

Interessierter hat geschrieben:

Ja, so war es im Arbeiter- und Bauernstaat; wer gegen den Strom schwamm, konnte dann auch schon einmal unfreiwillig als Hilfsarbeiter in einer Klapse im Muldental landen.


Der übliche Schwachfug als "Kommentar" Eines der es nicht weiß.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

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Re: Das Schloss in Sachsen

Beitragvon Kumpel » 6. Juni 2016, 10:49

Den einzigen Schwachfug verzapfst du hier Thoth.
Kumpel
 

Re: Das Schloss in Sachsen

Beitragvon Nostalgiker » 6. Juni 2016, 11:01

Kumpel hat geschrieben:Den einzigen Schwachfug verzapfst du hier Thoth.


Selbst dazu bist du unfähig, naja pöbeln auf deinem Niveau geht ja bei dir noch einigermaßen.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Das Schloss in Sachsen

Beitragvon Zicke » 6. Juni 2016, 11:13

Interessierter hat geschrieben:Ja, so war es im Arbeiter- und Bauernstaat; wer gegen den Strom schwamm, konnte dann auch schon einmal unfreiwillig als Hilfsarbeiter in einer Klapse im Muldental landen.


in den 1950er und 1960er Jahren war im Schloss Wechselburg eine TBC-Heilstätte für Kinder,
dann ein Kinderkrankenhaus und nach der Wende bis 2005 ein Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie untergebracht.


soviel zur Klapse im Arbeieter und Bauernstaat
mit Horch und Guck ist es wie mit Facebook, es muss nicht alles stimmen aber die Stimmung machts.
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Das Schloss in Sachsen

Beitragvon Nostalgiker » 6. Juni 2016, 11:46

Stimmt Zicke, überall steht das bis zur Wende das Schloss ein Kinderkrankenhaus beherbergte und erst nach der Wende eine Kinder- und Jugendneuropsychiatrie untergebracht war.

Aber für einige User steht die Glaubwürdigkeit von "Horch und Guck" über allem ........

Bei dem Autor des "Erlebnis- und Zeitzeugenberichtes" handelt es sich um einen Schriftsteller(?) welcher in einiger Entfernung von Wechselburg aufgewachsen ist und mit 19 Jahren (1989) die DDR verließ .....
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Re: Das Schloss in Sachsen

Beitragvon Kumpel » 6. Juni 2016, 12:20

Ob in diesem Schloß nun ein Krankenhaus für Lungenkrankheiten oder ein psychiatrisches Krankenhaus untergebracht war weiß ich nicht , allerdings weiß ich sicher ,
daß es derlei Biografien wie diese in der DDR durchaus gab.
Ich hatte selbst in meiner Familie so eine. Also Thoth , der Schwachfug kommt von dir und ausserdem woher will das ein in der
DDR klappfixtragender Ministeriumskantinenesser wie du eigentlich wissen ,das es solche Leute nicht gab , die sich in derlei Tätigkeiten flüchteten oder vom Staat aufgrund ihrer Renitenz gedrängt wurden?
Kumpel
 

Re: Das Schloss in Sachsen

Beitragvon Nostalgiker » 6. Juni 2016, 15:36

Kumpel hat geschrieben: Also Thoth , der Schwachfug kommt von dir und ausserdem woher will das ein in der
DDR klappfixtragender Ministeriumskantinenesser wie du eigentlich wissen ,das es solche Leute nicht gab , die sich in derlei Tätigkeiten flüchteten oder vom Staat aufgrund ihrer Renitenz gedrängt wurden?


Außer Schwachfug kommt bei dir noch Dummfug dazu! Entschuldigung das dies fehlte.
Natürlich neben deiner üblichen Pöbelei in meine Richtung.
Vielleicht liest sich ein User zoll das mal durch damit er erkennt wer hier in Wirklichkeit rumpöbelt.

Und noch was Kumpel, du bist so ungefähr der Letzte dem ich auf die Nase binde was ich weiß, wen ich zu DDR Zeiten kannte (mit "gebrochener" Biographie) und wen nicht.
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Re: Das Schloss in Sachsen

Beitragvon Kumpel » 6. Juni 2016, 17:00

Ach ja , du wurdest ja ebenfalls an der Ausübung deines Traumberufes von den SED Schergen gehindert und warst somit selbst so ein von Berufsverbot betroffenes Opfer mit gebrochener Biografie.


Übrigens einen schönen Gruß von Wim aus Dronten, dem haben die Admins aus dem Itaol-Stasi-Forum dank deiner Denunziation den Account mit dem ich dort ab und an mal mitgelesen habe gesperrt.
Wie der dich genannt habe kann ich hier nicht schreiben , das würde gegen die Forenregeln verstossen.
Kumpel
 

Re: Das Schloss in Sachsen

Beitragvon HPA » 6. Juni 2016, 17:52

Thoth hat geschrieben: Vielleicht liest sich ein User zoll das mal durch damit er erkennt wer hier in Wirklichkeit rumpöbelt.



Ich bin zwar nicht der user "zoll" aber ich tu das auch mal:

2 ." Beitrag" unter @ Interessierter" Tgreaderöffnung:

Thoth hat geschrieben:
Der übliche Schwachfug als "Kommentar" Eines der es nicht weiß.


@kumpel: So kennen wir sie, so " lieben" wir sie [flash]
HPA
 

Re: Das Schloss in Sachsen

Beitragvon karnak » 6. Juni 2016, 18:21

[flash] Also mach was Du willst Wilfried,aber das ist das Schärfste was ich bis jetzt gelesen habe.Ich weiß wirklich nicht ob es jemand schaffen wird derartig bösartigen Darstellungen noch zu überbieten.Mit den Wimpeln in den Farben der Ausreisewilligen, dass fand ich übrigens nicht schlecht.Könnte doch eigentlich jemand erzählen,die "verdächtigen" Farben sollten gänzlich verboten und aus der öffentlichen Wahrnehmung entfernt werden. [flash]
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Re: Das Schloss in Sachsen

Beitragvon Dr. 213 » 6. Juni 2016, 21:58

Wer damals den Mumm hatte, mit solchen Symbolen öffentlich seinen friedlichen Protest zu zeigen,
verdient heute allerhöchsten Respekt und Anerkennung.

Ich kenne nur die Schleife an der Antenne und die Kerze im Fenster.
Von Wimpeln und dann noch in verschiedenen Farben ist mir nichts in Erinnerung.

Von solchen einfachen Jobs wie Heizer, im Erdmöbel- Gewerbe, oder in einer Brauerei habe ich aber schon öfter gelesen.
Lehrer durften plötzlich ihren Beruf nicht mehr ausüben, und alles aus stalinistischer Boshaftigkeit heraus.
Da konnten Tschekisten, Kaderabteilungen, Vorgesetzte und Parteisekretäre ihre wirren Klassenkampf- Phantasien ausleben.
An Menschen, die zu Feinden des Sozialismus geworden sind. Oder die einfach diesem Arbeiter- und Bauernparadis
durch Wohnortwechsel innerhalb Deutschlands, für immer die Gefolgschaft entziehen wollten.

Um einer Verfolgung als Arbeitsscheuer zu entgehen, gab es mit Glück eine Tätigkeit unter dem Dach der Kirche.

Schöne Geschichte übrigens, neben dem Erzähler selbst, ist dieser Doktor Schroeder mein persönlicher Held.

Herzlichst
Dr. 213
Das größte Landraubtier der Neuzeit ist DER Bär.
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