Rechentechnik in der DDR

Robotron & Co.: Hightech aus der DDR

Beitragvon Luchs » 29. August 2011, 16:15

Ein sehr interessanter Artikel über Computer in der DDR

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Re: Robotron & Co.: Hightech aus der DDR

Beitragvon augenzeuge » 29. August 2011, 16:23

Aus dem Artikel: "Unter Erich Honecker stockte die Entwicklung zunächst, erst Anfang der 80er-Jahre kam die EDV-Industrie wieder in Schwung. "

Kann man das erklären? Was hatte Honecker als PC-Bremse zu tun? Und als man in den 80er Jahren im Politbüro das eigene wirtschaftl. Ende nahen sah, gab man nochmal Gas....Klasse!
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Re: Robotron & Co.: Hightech aus der DDR

Beitragvon CaptnDelta » 30. September 2011, 08:50

Die Grossrechenanlagen von Robotron "orientierten" sich *sehr* stark an IBM (u.a. System/360), da hat der SWT/HVA der Firma Robotron recht gut "unter die Arme gegriffen". So gut, das man bei IBM nach der Wende ueber eine Verkaufspraemie fuer die 'Mitarbeiter des Organs' nachdachte, da man nun Ersatzteile und Service bei IBM teuer einkaufen musste, und sich quasi in eine System-Abhaengigkeit begeben hatte.
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Re: Robotron & Co.: Hightech aus der DDR

Beitragvon Rainman2 » 30. September 2011, 12:53

augenzeuge hat geschrieben:... Kann man das erklären? Was hatte Honecker als PC-Bremse zu tun? Und als man in den 80er Jahren im Politbüro das eigene wirtschaftl. Ende nahen sah, gab man nochmal Gas....Klasse! ...

Hallo Augenzeuge,

nee, das war nicht ein einsamer Honecker, der erst als Technikmuffel und dann als Cyberopi agierte.

Im Zentrum der Sache steht die Änderung der Strategie der Partei zu Beginn der 70-er Jahre. Es wurde die Hauptaufgabe in ihrer "Einheit aus wirtschafts- und Sozialpolitik" aufgelegt. Dass dies für die Akkumulation der Wirtschaft verheerende Folgen hatte, wurde hier bereits in anderen Threads festgestellt. Und dieser Geschichte fiel auch die Entwicklung der Rechentechnik zunächst zum Opfer. Nach dem Kybernetic-Hype der 50-er und 60-er Jahre hatte sich für die PC-Technik noch kein durchschlagendes Anwendungskonzept herauskristallisiert, zumindest keins, das die Arbeitsprozesse durchschlagend modernisieren konnte. Bewährte Produktionsreihen wurden fortgesetzt, Informatiker wurden weiter ausgebildet. Da die sozialistischen Länder auch komplett eine eigene Infrastruktur für die Computertechnik entwickeln mussten, schienen zu diesem Zeitpunkt Aufwand und Nutzen noch in keinem Verhältnis zu stehen.

Auch im Westen brachten erst die 70-er Jahre entscheidende Entwicklungen, die in ihrer Tragweite oft selbst von den Machern noch nicht überblickt wurden (Beispiele: 1969 ARPANET - Vorläufer des Internets, 1972 Gründung SAP, 1975 Gründung Microsoft, 1976 Gründung Apple). Erst auf solchen Grundlagen konnte sich die Computertechnik wirklich bis in die Welt der konkreten Arbeitsprozesse hinein entwickeln. Dass das Ende der 70-er Jahre in der DDR bereits erkannt war, wird u.a. im Jahr 1978 durch die Gründung des Kombinats Mikroelektronik Erfurt und durch die Umgestaltung des Kombinats Robotron belegt. Ich glaube schon, dass die DDR das Land in der sozialistischen Staatengemeinschaft war, das nicht nur die Tragweite der Entwicklungen der 70-er Jahre erkannt hatte, sondern das auch versuchte, eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen. Wie immer wurde das zur Kampagne und bisher unterlassene Investitionen wurden nun um so hektischer getätigt, mit zum Teil sehr geringem wirtschaftlichen Nutzeffekt (im Vergleich zum Aufwand). Technologien und Software wurden zum Teil im Westen "geklauft". Wenn das jemanden heute noch aufregt, entgegne ich ihm: Dann heul doch. Es gab schlimmere Dinge im Kalten Krieg. Der Westen hielt an seinem Embargo fest, wir unterliefen es.

Und zum Gas geben "am Ende": Wenn sie/wir gewusst hätten, dass das Ende nahe ist, hätten wir eigentlich nicht so viel Stress gemacht ... [wink]

ciao Rainman2
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Re: Robotron & Co.: Hightech aus der DDR

Beitragvon CaptnDelta » 2. Oktober 2011, 10:09

Rainman2 hat geschrieben:.. Wie immer wurde das zur Kampagne und bisher unterlassene Investitionen wurden nun um so hektischer getätigt, mit zum Teil sehr geringem wirtschaftlichen Nutzeffekt (im Vergleich zum Aufwand). Technologien und Software wurden zum Teil im Westen "geklauft". Wenn das jemanden heute noch aufregt, entgegne ich ihm: Dann heul doch. Es gab schlimmere Dinge im Kalten Krieg. Der Westen hielt an seinem Embargo fest, wir unterliefen es.

Interessant an der "wir unterliefen es"-Theory sind so einige Gedanken und Schriftstuecke der Gegenseite. Die hatten das schon Ende 70er/Anfang 80er raus gefieselt - Ex-Mitlaeufer der DDR war daran kaum beteiligt, das waren andere Ueberlaeufer.
Man war ab Anfang der 80er Jahre auf der westlichen Seite (exclusive BND, etc) darauf in dem Umfang vorbereitet, das praktisch ab 1982/1983 fast jede ueber die KGB/HVA/KoKo/sonstige Kanaele "importierte" High-Tech"-Maschinerie so dermassen verbuggert war, das man sich auf der anderen Seite schon nicht mehr so wohl fuehlte. Im Klartext, praktisch alles was die HVA/SWT und aehnliche Kanaele ab Anfang der 80er an "High-Tech" in die DDR "importierten" war einfach dysfunctional. Das schliesst sowohl die "gestohlenen" Blaupausen fuer die Silizium-Ingots (Wafer-Herstellung) von Wacker ein, als auch die in Kanada gestohlene Control-Software fuer die Oel/Gas-Pipelines aus der SU, nur um zwei Beispiele zu nennen. Gorbatschow und Genossen wussten ab 1985 einfach nicht mehr, welcher "geklauten" technischen Information sie irgendein Vertrauen entgegenbringen konnten, nachdem man keinerlei Moeglichkeiten hatte, herauszufinden welche der "vertraulich" erworbenen technischen Informationen tatsaechlich irgendwelchen Wert hatte.
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Re: Robotron & Co.: Hightech aus der DDR

Beitragvon Rainman2 » 2. Oktober 2011, 18:50

Hallo Captn!

Tja, das sind wieder mal so die Kleinigkeiten, die man uns damals nicht in die Politschulungsunterlagen gedruckt hat. Wahrscheinlich vergessen oder so.
[wink]

Was Du schreibst klingt plausibel. Alles, was ich weiß ist, dass ich an einem IBM-kompatiblen PC (EC 1834 von Robotron) gearbeitet und dort Software genutzt habe, die ich nach der Wende wiedererkannte (u.a. MS-Dos, MS Word, dBase III).

ciao Rainman2
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Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Interessierter » 27. Dezember 2016, 09:22

Ein Zeitzeuge berichtet:
Nach Abitur und Wehrdienstzeit begann ich in den Achtzigern als Ungelernter in einem Datenverarbeitungszentrum der DDR als Operator (Bediener). Wie viele andere Betriebe bot dieser Qualifikationsmöglichkeiten (Berufsausbildung und Studium) neben der beruflichen Tätigkeit mit recht großzügiger Unterstützung durch Freistellungen, so genannte Studientage.

Ein Datenverarbeitungszentrum (DVZ) gab es in jedem Bezirk. Dort wurden Projekte gerechnet für Betriebe, die keinen eigenen Großrechner aufstellen konnten oder durften. Manche Projekte wurden in allen DVZ gerechnet, dazu gehörten vor allem der Einzelhandel, die Statistik mit dem Einwohnerdatenspeicher und die Verwaltung der PKW-Bestellungen. Andere Großprojekte wurden nur in einem der 15 DVZ gerechnet, so beispielsweise der Liegenschaftsdienst und zentrale Handelsprojekte. Kleinere Projekte verarbeiteten Daten für Betriebe im Umkreis des DVZ, vor allem für die Bau- und die Energiebranche.

Die Großrechner in der DDR hatten Anfang der 80er Jahre maximal 4 Megabyte Hauptspeicher und speicherten die Daten hauptsächlich auf Wechselplattenspeichern von 9,25 oder 29 Megabyte Kapazität oder auf Magnetbändern ab. Eingehende Daten wurden zumeist als Lochkarten oder Lochstreifen angeliefert. Die gesamte Kapazität der Wechselplattenspeicher eines DVZ mochte sich Mitte der 80er in Bereichen zwischen 30 und 100 Gigabyte bewegt haben.

Der Datenaustausch zwischen den Rechenzentren erfolgte zumeist mit Magnetbändern per Kraftfahrzeug, Softwarekommunikation über analoge Telefonleitungen wurde erst Mitte der 80er betrieben. Dabei benötigten wir für die Versendung von 3 Kilobyte Daten im Idealfall 3 Minuten, im Normalfall eine Stunde, und ab und zu musste der Kraftfahrer wieder mal ausrücken.


Weiter geht es hier:
http://www.ddr-zeitzeugen.de/html/rechentechnik.html

Kennt sich jemand mit diesen DVZ aus und für welche Branchen waren sie eigentlich sinnvoll und für welche weniger?
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Beethoven » 27. Dezember 2016, 10:11

Als ich Mitte der 80-er Jahre studierte, gab es ein Computerkabinett wo wir die ersten Schritte am Rechner beigebogen bekamen. Damals (85) gab es noch die echt großen, biegsamen Flobbydisk. Der Rechner war eine DDR Produktion (Robotron A 5120) mit drei Laufwerken, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.

Man mußte nach diesem Lehrgang eine Prüfung ablegen und durfte dann die entsprechenden Rechner in den Fachkabinetten benutzen.
Wenn das mit den heutigen Rechnern vergleicht, liegen dazwischen Welten.

Gruß
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 27. Dezember 2016, 10:24

Damit keiner lange suchen muss: http://mein-ddr-leben.de/50.html, dort ist noch ein Modell meiner 2 ersten Rechner zu bestaunen.

1973 und 1974 hatte ich als Brigadier monatliche Bau- und Lohnabrechnungen zu fertigen. Dazu teilten sich 3 Meister und mehrere Brigadiere 2 kleine Rechenmaschinen. Mechanische wohlgemerkt! Die sind heutzutage Museumsstücke und Uneingeweihte würden damit wohl niemals eine simple Multiplikation hinbekommen.
Ein Beispiel: Bei der Aufgabe 36 mal 17, musste die 36 erst mittels Hebeln eingestellt werden und dann mussten mit einer seitlichen Kurbel 17 volle Umdrehungen vollführt werden. Tolle Technik, allerdings bis zur Hannover-Messe 1973, wirklich technischer Höchststand. Weltniveau!

Wir hatten als Lehrlinge bereits ab 1966 eine “Einführung” in die elektronische Datenverarbeitung erhalten, doch fand diese in der DDR nur mittels Papp-Lochkarten statt. Unverändert, wie zu Zuses Zeiten. In Thale und auch in Quedlinburg wurden riesige Rechenzentren für die Bearbeitung und Auswertung der Loch-Pappkarten gebaut. 50 Meter lange, klimatisierte Hallen waren das, mit je 3 langen Seitenflügeln. Diese Zentren namens “R-300” wurden DDR-weit errichtet, hatten aber weniger Rechenleistung als ein heutiger PC.
Als ich seiner Zeit im Westfernsehen einen Bericht über die Hannover-Messe sah und dort der erste “Omron-Taschenrechner” präsentiert wurde, war ich platt. Ein DDR-Ingenieur hatte Jahre zuvor die Leuchtdiode erfunden, unser kleines Land aber erkannte deren Potential nicht, wusste nichts damit anzufangen. Und so wurde der erste Leuchtdioden-bestückte Rechner später vom Westen präsentiert.

Als ich dann auch noch den Preis dieses Wunderwerks erfuhr, nämlich nur um die 60.- DM, war ich gänzlich platt.

“Tante Ruth” aus Wolfenbüttel, eine “Abgehauene”, eine geflüchtete Küchenhilfe aus Friedrichsbrunn und ehemalige Kollegin von Oma Wolf, wollte diese gerade erstmalig hier in Harzgerode besuchen. Da lag es nahe, dass diese Ruth uns solchen Rechner mit über die Grenze brachte. Wir baten sie darum und erstatteten ihr die 60.- DM für unsere Bestellung, mussten ihr aber versprechen, diesen Rechner erst nach ihrer glücklichen Wiederausreise zu verwenden. So geschah es denn auch!

Sie hatte eine Heidenangst vor der Staatssicherheit, meinte auch, die ganze Besuchszeit über beschattet zu werden. Sie war erst kurz vor dem Mauerbau geflüchtet und hatte nun 14 Jahre später, trotz Amnestie immer noch Angst vor Sanktionen.

Ich war der Allererste, der im WBK mit einem Rechner aufwarten konnte. Ich wurde bei meiner ersten Präsentation förmlich umringt. Der Star war jedoch der Rechner! Der “Omron” beherrschte nur die 4 Grundrechenarten, sonst nichts. Dennoch brauchte ich mir nie wieder die Finger an der volkseigenen Rechenkurbel verbiegen. Und Wartezeiten auf die Maschine hatte ich auch nie mehr zu beachten. Es hat übrigens noch mindestens 10 weitere Jahre gedauert, bis jeder Meister Dank Planwirtschaft im Wohnungsbaukombinat mit einem volkseigenen Taschenrechner bestückt war.


Gruß Volker
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon EMW-Mitarbeiter » 27. Dezember 2016, 12:12

Volker Zottmann hat geschrieben: Ein DDR-Ingenieur hatte Jahre zuvor die Leuchtdiode erfunden, unser kleines Land aber erkannte deren Potential nicht, wusste nichts damit anzufangen.
Gruß Volker


Das muss eine Legende sein. Die LED, zunächst nur in rot, wurde von Nick Holonyak in den USA bei General Electric erfunden. Größter Hersteller war zunächst Monsanto.
Vielleicht hat ein DDR-Ingenieur eine bestimmte Herstellungsmethode erfunden.
Ich lese nur noch.
Manchmal platzt mir der Kragen, manchmal schmunzel ich.
Aber weiterhin gegen ewige Betonköpfe diskutieren werde ich nicht.
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Interessierter » 27. Dezember 2016, 12:19

Hallo Volker,
jetzt musste ich aber schmunzeln, denn genau so eine Kurbelmaschine mußte ich 1959 zwecks Rechnungserstellung in der Expedition benutzen.
Jedoch ca. 1962 wurde diese durch eine elektrische, schreibende Maschine mit allen Grundrechenarten und Speicherwerk von Olivetti ersetzt.

[hallo]
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 27. Dezember 2016, 13:10

EMW-Mitarbeiter hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben: Ein DDR-Ingenieur hatte Jahre zuvor die Leuchtdiode erfunden, unser kleines Land aber erkannte deren Potential nicht, wusste nichts damit anzufangen.
Gruß Volker


Das muss eine Legende sein. Die LED, zunächst nur in rot, wurde von Nick Holonyak in den USA bei General Electric erfunden. Größter Hersteller war zunächst Monsanto.
Vielleicht hat ein DDR-Ingenieur eine bestimmte Herstellungsmethode erfunden.


Ach du meine Güte... Wenn Du recht hast, bin ich einer Legende aufgesessen. Nun "lob" ich mal die ostdeutsche Ingenieurskunst, und es ist eine Ente. Ich habe das mal vor vielen Jahren glaubhaft aufgeschnappt. Hoffentlich stimmt dann wenigstens die Geschichte der besten Kamera aller DDR-Zeiten, ich denke an die Multispektralkamera die im All war. [denken]

Zumindest aber bediente ich regelmäßig diesen fossilen Kurbelrechner. 3 Meister teilten sich den... grauenvoller Rückblick.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 27. Dezember 2016, 13:28

Interessierter hat geschrieben:Hallo Volker,
jetzt musste ich aber schmunzeln, denn genau so eine Kurbelmaschine mußte ich 1959 zwecks Rechnungserstellung in der Expedition benutzen.
Jedoch ca. 1962 wurde diese durch eine elektrische, schreibende Maschine mit allen Grundrechenarten und Speicherwerk von Olivetti ersetzt.

[hallo]


Wilfried, dann kannst Du Dir ja ausrechnen, wie viele Jahre wir zumindest auf Baustellen mit der Bürotechnik hinterher hinkten. Ab 1974 hatte ich meinen Rechner ja nur als Privatperson. Es dauerte noch weitere 10 Jahre, bis die Dinger halbwegs flächendeckend in der Wirtschaft Einzug hielten. Und so lange kein Parteitag Richtungsweisendes beschloss, konnte auch kein Rechner produziert werden.
Noch schlimmer wars mit der Computereinführung. Mitte der 80er Jahre wurden unsere Technologen damit beglückt. Die Kerle spielten den lieben langen Tag Pingpong damit. Einfachste Strichmännchen spielten Tennis. Immer nur so gut, wie die trinkenden Technologen die Finger bewegten.
Noch Fragen, warum es abwärts ging? [laugh]

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon EMW-Mitarbeiter » 27. Dezember 2016, 13:30

Volker Zottmann hat geschrieben:Ach du meine Güte... Wenn Du recht hast, bin ich einer Legende aufgesessen. Nun "lob" ich mal die ostdeutsche Ingenieurskunst, und es ist eine Ente. Ich habe das mal vor vielen Jahren glaubhaft aufgeschnappt. Hoffentlich stimmt dann wenigstens die Geschichte der besten Kamera aller DDR-Zeiten, ich denke an die Multispektralkamera die im All war.


Ja, es gab auch bahnbrechende Entwicklungen aus der DDR. Die MKF wwar unter anderem eine solche. Durfte aber nicht kommerziell vermarktet werden.
Ich lese nur noch.
Manchmal platzt mir der Kragen, manchmal schmunzel ich.
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Olaf Sch. » 27. Dezember 2016, 14:05

ich hab was von der LCD "gehört"...
Olaf Sch.
 

Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 27. Dezember 2016, 14:35

AkkuGK1 hat geschrieben:ich hab was von der LCD "gehört"...


Und was? [ich auch]
Volker Zottmann
 

Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon EMW-Mitarbeiter » 27. Dezember 2016, 15:30

AkkuGK1 hat geschrieben:ich hab was von der LCD "gehört"...

Nein, keine DDR-Entwicklung.
Ich lese nur noch.
Manchmal platzt mir der Kragen, manchmal schmunzel ich.
Aber weiterhin gegen ewige Betonköpfe diskutieren werde ich nicht.
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Spartacus » 27. Dezember 2016, 19:13

Kennt sich jemand mit diesen DVZ aus und für welche Branchen waren sie eigentlich sinnvoll und für welche weniger?


Ja, Dille, aber der ist ja nicht mehr da. [hallo]


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 27. Dezember 2016, 20:05

Zur Rechentechnik in der DDR gehören zweifellos auch die Abakusse der Russen in ihren Magazinen (Läden).
Als Heranwachsende sind wir manchmal in deren Laden in Quarmbeck. Dort gab es schon einfache, begehrte Transistorradios. Und eben die Rechenkugeln.
http://modellsammlung.uni-goettingen.de ... r=51&m=900

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Olaf Sch. » 27. Dezember 2016, 21:04

EMW-Mitarbeiter hat geschrieben:
AkkuGK1 hat geschrieben:ich hab was von der LCD "gehört"...

Nein, keine DDR-Entwicklung.



Ja das hatte ich mir schon vor Jahren erlesen. [hallo]
Olaf Sch.
 

Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 28. Dezember 2016, 13:35

Ich bin sehr beeindruckt über das Expertenwissen zur Datenverarbeitungstechnik im Allgemeinen und im Speziellen .....

Um selbsternannter Insider und Experte zu diversen Themen zu werden reicht es offenbar aus das man was gehört hat oder/und es wurde einem erzählt .........

DV Technik mit 'nem Taschenrechner gleichzusetzen der die vier Grundrechenarten beherrschte hat schon was ......

Der Abakus war nach dem 16.Jahrhundert in Mittel- und Westeuropa nicht mehr gebräuchlich. Es gab in nur noch auf dem Balkan und in den Sowjetrepubliken bis hin nach Asien.
Ausnahme in Deutschland waren wirklich die Läden der sowjetischen Streitkräfte .......
Übrigens kann man diese Rechentechnik auch Heute noch in diversen russischen Supermärkten in Berlin bewundern, neben den modernen Kassen wohlgemerkt.

Was völlig bei der angewandten DV-Rechentechnik fehlt ist der Rechenschieber.
Unverzichtbares Teil im Mathematikunterricht ab 5. Klasse und die große Logarithmen Tafel (vier- oder fünfstellig) nicht zu vergessen ....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Beethoven » 28. Dezember 2016, 15:06

Ja der Rechenschieber ist schon eine tolle Erfindung. Damals, unverzichtbares Werkzeug. Zeigst Du den Rechenstab heute einem 30-Jährigen, steht er davor wie n Ochs vorm Scheunentor.
Aber auch mir sind einige Operationen, die ich einst aus dem "ff" (was bedeutet das eigentlich, "ff"?) beherrschte, heute entfallen.

Gruss
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon karnak » 28. Dezember 2016, 15:28

[flash] Soll aus dem italienischen kommen, fino-finissimo.
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 28. Dezember 2016, 15:49

Den Rechenschieber (aus Metall; Aluminium) aus meiner Schulzeit besitze ich noch, ebenso die 5-stellige Logarithmen-Tafel. Neben den Logarithmen ist noch eine umfangreiche Formelsammlung im Buch enthalten ......
Das vierstellige Tafelwerk habe ich ebenfalls noch.

Was ich allerdings nicht mehr habe ist mein erster Taschenrechner von 1975 .......
Er hatte neben den vier Grundrechenarten auch noch ziemlich viele mathematische Formeln welche verwendet werden konnten.

Übrigens waren zu dieser Zeit an den Hochschulen die Verwendung von solchen Rechnern in Klausuren verboten. Ist einleuchtend denn sie hatten durch den Taschenrechner einen Zeitvorteil in den Klausuren.
Etwas später wurde das geändert, wer in der Klausur einen Rechner benutzte hatte weniger Zeit für die Klausur. Ohne Rechner 90 Minuten, mit Rechner 60 Minuten zum Beispiel .....

Allerdings hat das alles absolut nichts mit Datenverarbeitung zu tun .........

Die Technologen in dem Betrieb in dem ich arbeitete konnten sich auch ohne Arbeitsplatz-PC betrinken, so flexibel waren sie.

Wir hatten in unserem Bereich ab 1986 ? auch mehrere PC's zur Nutzung in den Arbeitsräumen.
Was wir nun genau daran gemacht haben, wenn ich das noch wüßte.
Jedenfalls kann ich mich dunkel daran erinnern das wir jeden Monat von den entsprechenden Abteilungen der Kombinatsbetriebe eine oder auch zwei Floppies erhielten (5, 1/4 Zoll Flexi-Disk) auf denen spezielle monatliche Daten erfasst waren.
Wir überspielten alles auf die Festplatte und mit diversen Programmen konnten wir alles zusammenfassen und nach verschiedenen Gesichtspunkten auswerten.
Das hat schon Spass gemacht und war auch eine Arbeitserleichterung.
Nervig war nur der Krach vom Nadeldrucker ..........
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon pentium » 28. Dezember 2016, 16:08

Zur Wissensfindung habe ich ein paar Beiträge eines Uralt-Themas hinzugefügt.

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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 28. Dezember 2016, 16:21

Nostalgiker hat geschrieben: .....
.........

......
...


Jetzt nimmst du mir auch noch die Punkte weg....du gönnst mir auch gar nichts.... [peinlich]
AZ
[grin]
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 28. Dezember 2016, 16:31

Memme und Weichei [shocked]

Wenn du sie unbedingt haben willst gebe ich sie Dir gerne zurück. Bin doch kein Unmensch ......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon pentium » 28. Dezember 2016, 16:53

Zur Geschichte von Rechentechnik und Datenverarbeitung in der DDR
http://waste.informatik.hu-berlin.de/di ... rlauf.html

Zitat:
Die Einführung der Datenverarbeitung wurde anfangs gänzlich von konventionellen Lochkartenmaschinen getragen. Ab 1968 wurde die im VEB Elektrische Rechenanlagen Karl-Marx-Stadt neuentwickelte Datenverarbeitungsanlage Robotron 300 (R 300) eingesetzt. Insgesamt kamen bis 1971 325 dieser Anlagen zum Einsatz. Durch die Vernetzung der Rechner sollte das wichtigste Ziel des Datenverarbeitungsprogramms, ein "integriertes volkswirtschaftliches Datenverarbeitungssystem für Planung und Leitung einschließlich der staatlichen Statistik", erreicht werden.
...
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Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 28. Dezember 2016, 19:35

Unmittelbar vor meiner Armeezeit baute das WBK Quedlinburg auch zwei R-300 in Thale und Quedlinburg auf.
Das waren eingeschossige mächtig große Gebäude mit HP-Dächern. Zumindest am Harzrand waren die identisch. Hatten neben dem langen Hauptgebäude 3 lange Seitenflügel. Wir stellten die Rohbauten und dann erfolgte der uns bis dahin in dieser Art unbekannte Gipsausbau. Jede Menge Lüftungskanäle wurden unter der Decke in feinmaschigem Draht abgehängt. Dieser wurde dann von einer Spezialputz-Truppe mit feinem Gipsmörtel beidseits geputzt. Die Kanäle wurden zur Luftfeuchteregulierung aus reinem Gips gefertigt.
Es war ein volkswirtschaftlich sehr hoher Aufwand, der für die neueste DDR-Lochkartentechnik betrieben wurde.
Maximal 10 Jahre wurden die Anlagen dann betrieben. Dann wurde überholt.... Es folgten die ersten richtigen Robotron-Computer.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Rechentechnik in der DDR

Beitragvon Interessierter » 7. Januar 2017, 13:41

Dazu auch diese interessante Seite mit div. Videos:

Computer in der DDR

Bild
EDV-Anlage EC 1035 (kompatibel zum IBM System/370). An solch einer EDVA war der Autor in den 1980er Jahren tätig.
Diese EDVA gehörte zu Computern, die in den 1970er und 1980er Jahren als kompatible Nachbauten von IBM-Rechnern
der Reihen System/360 und System/370 im Ostblock hergestellt wurden (ESER).
Das Foto rechts oben über der Zentraleinheit (der Herr mit Brille) ist allerdings nicht IBM-kompatibel ;-)

Attribution: Deutsche Fotothek, Quelle: https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%95%D0 ... 000385.jpg, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Interessierter
 

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