OBERLIBBACH - „Wir hatten niemals geplant, aus der DDR zu fliehen“, erinnern sich Brigitta und Wilhelm Gert Busch aus Oberlibbach an ihre Jugendzeit in Ostberlin. Sie seien einfach ihren Weg gegangen, hätten sich nach dem Abitur für Studienplätze beworben, um sich auf das Berufsleben vorzubereiten. Und doch kam es im Sommer 1961 anders. Innerhalb weniger Tage entschied sich das junge Ehepaar in den letzten Julitagen, die DDR zu verlassen. Erst wenige Monate zuvor hatten sie die langersehnte eigene Wohnung zugewiesen bekommen, Möbel gekauft und sich eingerichtet.
„Verhängnisvoller“ Brief der Behörden
Richtig unheimlich sei es geworden, als die staatlichen Behörden beim Ehemann nachfragten, was denn seine Frau eigentlich tue. Schließlich gehe sie immer zu unterschiedlichen Zeiten aus dem Haus. Kurze Zeit nach einer schriftlichen Antwort Buschs wollten die Behörden eine eidesstattliche Erklärung darüber, dass Brigitta nicht etwa in Westberlin arbeitete oder studierte. Diese konnte und wollte der junge DEFA-Aufnahmeleiter nicht geben. Denn seine Frau war in der Tat Studentin der Westberliner Freien Universität im Fach Volkswirtschaft (VWL). Gleichzeitig nahm sie Gesangsunterricht mit dem Ziel, eines Tages Mitglied im Chor des Ostdeutschen Rundfunks zu werden. Denn sie hatte nicht dasselbe Glück gehabt wie ihr Mann.
Obwohl sie nach dem Abitur erfolgreich an der Musikhochschule in Ostberlin vorgespielt hatte, hatte man ihr den zunächst schon zugesagten Studienplatz im Fach Klavier wieder entzogen – mit der Begründung, dass sie kein Arbeiter- und Bauernkind sei und deswegen keinen Anspruch auf eine akademische Ausbildung habe. Ganz verzichten wollte sie nicht auf ein Studium und bewarb sich daher an der Freien Universität für VWL und ihr Vater finanzierte ihr die privaten Gesangsstunden.
Weiter geht es hier:
https://www.wiesbadener-tagblatt.de/lok ... _18103873#