Wie die Fahrer mit Stricknadeln und Büroklammern ihr Gehalt aufbesserten
Dresden – In der ehemaligen DDR war Taxifahren für Bürger ein echtes Abenteuer und für die Fahrer ein einträgliches Geschäft. Denn dank großer Nachfrage (500 Taxen in Dresden, kaum private Pkws) und veralteter Technik konnten Fahrer ihr Gehalt (ca. 350 DDR-Mark plus 150 Trinkgeld) mit Schummeleien ordentlich aufbessern.
Wie die DDR-Regierung die Manipulationen vergeblich bekämpfte, zeigen neue Exponate im Museum Technische Sammlungen (TSD) in Dresden.
„Wer wollte, konnte so lange beschummeln, bis die DDR 1985 Taxameter einführte“, verrät Karlheinz Otte (85), Ex-Direktor VEB Taxi Dresden. Lange wurde nur per Tachostand und Fahrtenbuch abgerechnet.
Kunden blickten im DDR-Tarifdschungel kaum durch (50 Pfennige Grundpreis, ab 65 Pfennige/Kilometer je Tageszeit, Zuschläge für Familien, Gepäck). Die meisten waren froh, ein Taxi zu ergattern.
Dann gab das DDR-Verkehrsministerium die Order für einen eigenen Taxameter. Zwei Jahre wurde in Dresden getüftelt, der Prototyp wog 5 Kilo und war störanfällig. Erst eine in Pirna produzierte Herzschrittmacher-Batterie machte Schluss mit Ausfällen bei Kälte. Doch bei privaten Taxigenossenschaften stieß das Gerät kaum auf Liebe.
Da half typisch ostdeutscher Erfindergeist: Mit durch Lüftungsschlitze eingeführte Stricknadeln wurde im Speicher ein Kurzschluss ausgelöst oder Fahrdaten gelöscht. Später kamen verbogene Büroklammern auf – ein Trick, um ohne Sicherheitsschlüssel die Daten auf Null zu setzen oder teilweise auf eigene Rechnung zu fahren.
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