Die Kaffeekrise 1977 im Blick des MfS
Vor über 35 Jahren wurde in der DDR ein weit verbreitetes Genussmittel zum Politikum: Der Kaffee. Aufgrund gestiegener Weltmarktpreise hatte sich die DDR-Regierung entschlossen, einige Kaffeesorten durch einen "Kaffee-Mix" genannten Verschnitt zu ersetzen. Dies löste einen Sturm der Entrüstung aus, der die SED binnen weniger Monate zwang, das neue Produkt wieder vom Markt zu nehmen. Stimmungsberichte aus dem Jahr 1977, die seit dieser Woche online verfügbar sind, zeigen anschaulich, wie groß der Unmut in der Bevölkerung über den "Kaffee-Mix" war.
Treibstoff für die Arbeitswelt: Kaffee Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-L0301-0311
"Muffig-erdig, wirklich gemein" – so lautete das vernichtende Urteil des professionellen Kaffeetesters einer Hamburger Großrösterei, nachdem man ihm das neueste Produkt aus dem "Kombinat Nahrungsmittel und Kaffee" in Halle vorgesetzt hatte – den "Kaffee-Mix". Dieses Mischgetränk aus minderwertigem Rohkaffee und Ersatzstoffen wie gerösteten Erbsen, Roggen, Gerste und Zuckerrübenschnitzeln ersetzte nach einem SED-Beschluss ab August 1977 die bisherigen günstigen Kaffeesorten "Kosta" und "Mocca-Fix Silber". Doch nicht nur der westdeutsche Kaffee-Experte fand den Trunk ungenießbar, auch in der DDR-Bevölkerung stieß das Mischgetränk auf einhellige Ablehnung. Es hagelte Beschwerden, die staatlichen Stellen wurden mit einer Flut von über 14.000 Beschwerden überschüttet.
Auch das MfS registrierte in seinen Stimmungsberichten den massiven Unmut, als bisher bekannten Kaffeepackungen aus den Regalen verschwunden waren und die schlechte Qualität des Ersatzproduktes "Kaffee-Mix" offenbar wurde. Beklagt wurde zudem eine Ungleichbehandlung: Die Sparmaßnahmen richteten sich „nur gegen den 'kleinen Mann'", da in Arbeitergaststätten nur noch Mischkaffee angeboten würde, während es in Interhotels weiterhin echten Kaffee gebe. Der Wegfall der günstigen Sorte "Kosta" benachteilige vor allem Rentner, die sich die teureren Sorten nicht leisten könnten. Sogar vom "Betrug am Arbeiter" war die Rede, dem "nicht einmal mehr eine Tasse Kaffee gegönnt" würde. Zudem stünden die Sparmaßnamen im Kaffeeverbrauch in keinem Verhältnis zu "Repräsentationskosten auf höherer Ebene", zur "Einfuhr von teuren Westwagen für Funktionäre" und zur "Nutzung von Dienstwagen für private Zwecke".
http://www.bstu.bund.de/DE/Bundesbeauft ... D.2_cid354
Das alles noch im Jahre 1977 ! Ob da wohl wieder einer schreibt " Man beachte die Zeit " ?
" Erichs Krönung " wie dieses Gesöff von den Bürgern genannt wurde, war ja wohl wirklich eine Zumutung, wenn man sich die Reaktionen anschaut. In den Jahren 1975 - 1977 stammten 20 - 25% des gesamten Kaffeeverbrauchs in der DDR aus dem Westen. 1978 importierte die DDR dann 500.000 Tonnen Kaffee aus nichtsozialistischen Ländern. Desweiteren konnten DDR - Bürger ab 1978 Westkaffee der Marken Jacobs und Tchibo in Delikat - Läden erwerben. Natürlich zu sagenhaften Preisen.
Die Qualität des DDR - Kaffees blieb unvermindert schlecht.
" Der Interessierte "