Am Forschungsverbund SED-Staat erforschen Wissenschaftler die Geschichte der DDR und den langwierigen Prozess der Wiedervereinigung.Ob Trabbi oder Sandmännchen: Das Phänomen Ostalgie gibt es in Deutschland seit Jahren. Was vor 1989 noch belächelt wurde, hat plötzlich sogar bei Wessis Kultstatus. Auch Kita und Impfpflicht finden immer mehr Fürsprecher. Wie sich die Wahrnehmung der DDR in der Bevölkerung über die Jahre gewandelt hat, ist nur einer der Schwerpunkte am Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin. Auch Ereignisse und Strukturen aus DDR-Zeiten, die rund ein Vierteljahrhundert nach dem Mauerfall noch im Verborgenen liegen, fördern sie durch ihre Recherchen zutage.Am Forschungsverbund SED-Staat erforschen Wissenschaftler die Geschichte der DDR und den langwierigen Prozess der Wiedervereinigung Bildquelle: photocase/zettberlin
http://www.photocase.de/foto/176347-sto ... itik-staat„Wende“ – das ist ein Begriff, mit dem sich Klaus Schroeder nicht anfreunden kann. Nein, er hält ihn sogar für grundfalsch als Bezeichnung für die Geschehnisse im Herbst 1989 in der DDR und für alles, was bis hin zur Wiedervereinigung folgte. Der Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat und Professor für Politikwissenschaft und Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin sieht in der Prägung des Begriffs vielmehr die späte Rache des letzten SED-Generalsekretärs. Nicht nur, weil sich der Begriff bis heute gehalten hat – in den Medien, in den Geschichtsbüchern, in den Köpfen: „Egon Krenz, der den Begriff zwar nicht erfand, aber benutzte, wollte damit ausdrücken, dass es die SED, das Politbüro und er selbst es waren, die eine Wende zum Guten eingeleitet haben“, sagt Schroeder. Ein geschickter politischer Schachzug mit Langzeitwirkung.
Zutreffend sei die Bezeichnung dennoch nicht. Die DDR sei zusammengebrochen – auf dramatische Art und Weise. Der Weg in die Wiedervereinigung erfolgte nach Ansicht des Historikers zwangsläufig: Das Land war schon im Frühjahr 1989 pleite. Die BRD musste bereits zu diesem Zeitpunkt Geld beisteuern, damit Löhne und Renten gezahlt werden konnten. „Die DDR war auf dem Weg in die Anarchie, im negativen Sinne“, sagt Schroeder. Deshalb musste auch die Wiedervereinigung schneller kommen als ursprünglich erwartet, es hätte sonst politisch-gesellschaftliches Chaos gedroht. Wieso sich der Begriff „Wende“ dann trotzdem durchgesetzt hat? Klaus Schroeder hält kurz inne. Darüber lasse sich nur spekulieren, sagt er dann.
Die Bürgerrechtler der DDR sprechen weiterhin aus ihrer Sicht zu Recht von der „friedlichen Revolution“; „Wende“ sei eine vermeintlich neutrale Alternative gewesen. Schroeder stößt auch der Begriff „ehemalige DDR“ sauer auf. „Wieso ehemalig?“, fragt er. „Es gab sie doch wirklich! Mit dem zusätzlichen Adjektiv klingt es nach einer nachträglichen Auslöschung.“
Unverständlich für Schroeder, fielen dem Regime doch auch mehr als 1.000 Menschen an der innerdeutschen Grenze zum Opfer. Etwa 200.000 Personen waren aus politischen Gründen inhaftiert. Den ganzen Beitrag findet man hier:
http://www.fu-berlin.de/presse/publikat ... ml#contentEine nüchterne Schilderung des Zusammenbruchs der SED - Diktatur und der DDR.