Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Interessierter » 8. September 2016, 09:44

1991 als wir unser staatlich ruiniertes Hotel nach 38 Jahren Besetzung als Ferienheim der Deutschen Volkspolizei zurück bekommen haben, machten wir auch bald die Bekanntschaft mit den alten Kadern der Deutschen Volkspolizei.

Neben unserem Hotel im Haus "Möwe" wohnte ein Volkspolizist, der schon 1953 direkt nach der "Stasi-Aktion-Rose" an meine Mutter einen Brief geschrieben hat nach Hameln. Er habe ein Öl-Bild aus ihrem Eigentum aus dem Hotel "gerettet" und sie könne sich das Bild bei ihm abholen.
Mutti schrieb ihm damals, es sei ein Ölbild, das sie ihrer Mutter Marie Zobel zum 80. Geburtstag geschenkt habe und das im Saal im Hotel gehangen habe. Es liege ihr viel daran, dieses Bild zu bekommen. Der Volkspolizist möge doch das Bild aus dem Rahmen schneiden und ihr im Paket nach Hameln schicken. Sie würde dann im Gegenzug Lederhosen für seine beiden Söhne nach Göhren schicken.

Der Hintergrund dieser "Polizeiaktion" war klar. Meine Mutter sollte zurückkommen, damit die Volkspolizei meine Mutter enteignen konnte. Das ging aber nur, wenn der Eigentümer in der DDR war. Weil man seiner aber nicht habhaft werden konnte im Nachbar-Bundesland Niedersachsen, musste zu dieser List gegriffen werden.
Das Bild wurde nicht geschickt.

1990, als die Grenzen durchlässiger wurden, konnten wir erstmals im Januar 1990 nach Göhren fahren. An der Grenze erhielten wir eine "Zählkarte" in die die persönlichen Daten eingetragen werden sollten. Diese wurden sogar von der Staatssicherheit noch ausgewertet, wie wir später erfuhren.

In Göhren angekommen, war die "DDR" noch voll im Leben. Das Deutsche Haus konnten wir nur von der Straße aus betrachten, zumindest die Reste und Ruinen. So kam ich in den wenigen Tagen, die wir hier sein durften einmal von der Schulstraße durch das große Tor und schon stürzten aus allen Türen die VP Mitarbeiter, so als würden sie angegriffen.

Dieser Tage besuchte ich mit meiner Mutter auch den Volkspolizisten im Haus Möwe im 1. OG. Vormittags war er nicht da, wir ließen aber durch eine Nachbarin ausrichten, das wir am Nachmittag noch mal kommen wollten.

Nachmittags war der alte Volkspolizist zu Hause, er lud uns in sein Wohnzimmer, weil wir ja schon Nachbarn waren, bevor die Aktion Rose die ganze Familie Zobel-Hörnlein-Schmidt durch den Deutschen Staat von der Insel Rügen vertrieb. Erst konnte er sich gar nicht erinnern, dann entdeckte ich einen hellen Fleck über seinem Sofa in den Maßen eines großen Bildes. Es war also noch schnell von der Wand genommen worden.

Der Volkspolizist konnte sich auch gar nicht erinnern, jemals einen Brief in den Westen geschrieben zu haben und wollte nun das Original des Briefes von 1954 sehen. Dann kam es aber doch:

"Ja, 1953, nachdem die Privathäuser und Hotels geräumt und die Eigentümer "gestürmt" waren, da wurden die Privat- und Hotelmöbel "verkauft", auch die Lebensmittel wurden verkauft. Was dann noch übrig war, wurde im Elisenhof in der Elisenstraße ausgestellt und weiterverkauft. Die Möbel, die übrig blieben, wurden im Hof vom Strandcafe (jetzt Ostsee-Residenz) gesammelt und verbrannt. Es sollte nichts mehr an die "Kapitalistenschweine" erinnern. Da habe ich dann dieses Ölbild gekauft. Aber wo das geblieben ist, weis ich nicht.!" Der Ausrufer hat dann gerufen: "Hier eine Pelzmantel von eine Kapitalistensau für 1 Mark!"

Der weiße Fleck über dem Sofa war aber verdächtig genug.

Als wir ab 1991 wieder in Göhren wohnten, war dem alten Volkspolizisten jede Begegnung unangenehm. Ich sah, wie er auf dem Bürgersteig in der Waldstraße entlang ging und ihm ein kleiner Hund entgegen kam. Der Hund ging von sich aus auf die andere Straßenseite. Der spürte wohl schon, wer da in menschlicher Gestalt auf dem Bürgersteig lief.


Im Sommer 1991 als wir das Hotel mit 27 Betten im Deutschen Haus gerade wieder eröffnet hatten, die anderen Häuser waren vollständig kaputt, schlief ich im EG im Deutschen Haus in meinem Wohn-Büro, Mutti in der Bettenkammer im Zwischenstock.

Eine Dame im 1. Stock hatte einen Rassehund, einen Weimeraner dabei, der hatte in der Nacht angeschlagen. Sie machte also das Fenster auf und beobachtete 2 junge Leute, die dabei waren, Mercedessterne abzubrechen. So rief sie runter : "Laßt das doch!"
"Komm doch runter, Du blöde Kuh, wenn Du was willst!" war die Antwort. Da die Dame nicht auf den Mund gefallen ist, schnappte sie ihren Hund, klopfte mich heraus, und weil ich von den Altgenossen oder denen, die welche sein wollten, so viele Morddrohungen bekommen hatte, ging ich nebenan in die Küche, holte ein Messer und ging hinten ums Haus herum auf den Parkplatz. Die Dame mit Hund vorn herum. Sie stellte den Stern-Abbrecher.

Der nicht faul, stieg über die Gartenmauer und kam mir entgegen. Mit dem Messer in der Hand konnte ich ihn vom Grundstück vertreiben. Ich verfolgte beide "Täter", sie verschwanden im Nachbarhotel "Waldperle", ich machte eine Bedienung der Waldperle aus, die schon früher beim Reisebüro der DDR gearbeitet hatte und deshalb in der Waldperle eine Wohnung bekam.

Am nächsten Tag ging ich zur Post und machte telefonisch bei der Polizei in Binz eine Anzeige. (Weil man unser Hoteltelefon vor der Hausrückgabe einem Genossen übertragen hatte und wir nun das ruhige Hotel ohne Telefon waren, gut 1 Jahr lang)

Es dauerte annähernd bis Nachmittag, dann kamen 2 Polizisten mit einem alten Lada, fragten mich über den Tathergang und erklärten: "Wie kommen Sie dazu, eine Anzeige zu machen, Sie sind doch überhaupt nicht geschädigt!"

"Wir gehen jetzt hin zur Bedienung der Waldperle, und wenn die das nicht zugeben, können wir auch nichts machen!".

Es ging aus wie das Hornberger Schießen.


http://www.schmidt-ruegen.de/026.html
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon augenzeuge » 8. September 2016, 09:46

Ich sah, wie er auf dem Bürgersteig in der Waldstraße entlang ging und ihm ein kleiner Hund entgegen kam. Der Hund ging von sich aus auf die andere Straßenseite. Der spürte wohl schon, wer da in menschlicher Gestalt auf dem Bürgersteig lief.


Das ist wieder was für Karnak.... [grins]
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Interessierter » 8. September 2016, 10:30

Na, wenn ich mir den Gesichtsausdruck von Kristian auf seinem Foto aus der Stasizeit betrachte, dass er hier eingestellt hat, da wäre der Hund bei ihm sicher auch auf die andere Strassenseite gelaufen... [blush]
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon karnak » 8. September 2016, 10:48

augenzeuge hat geschrieben:
Ich sah, wie er auf dem Bürgersteig in der Waldstraße entlang ging und ihm ein kleiner Hund entgegen kam. Der Hund ging von sich aus auf die andere Straßenseite. Der spürte wohl schon, wer da in menschlicher Gestalt auf dem Bürgersteig lief.


Das ist wieder was für Karnak....
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[flash] Die Geschichte über die" angebliche Wende" muss ich erstmal verdauen. Ich kann mir schon vorstellen, dass diese "Brüder und Schwestern" in Göhren regelmäßig zu den beliebtesten Mitbürgen der Gemeinde gewählt wurden, als Mitglied des Rosenkreuzer Bundes
Hoffentlich ist man nicht zu sehr als die heimkehrenden alten und nun wieder neuen Herren aufgetreten, dass mögen die Ossis nicht und die an der Küste erst recht nicht. [flash] Ansonsten, was die Familie im Netz zu ihrem "Leidensweg" nach der"angeblichen Wende "im Osten öffentlich macht. Ich ahne natürlich was das für Marken sind, aber ich kann es nicht mit Fakten belegen, außer die, die sie selbst liefern natürlich. Die Anderen sind schuld, die"Racheengel", vielleicht auch besser die Werwölfe der alten Herrren. Diese Geschichten sind im Dutzend zu haben. Ich halte mich da aber eher und lieber zurück, diese Geschichten sind in ihrer Substanz sowas von ermüdend identisch und wenn man wirklich mal nachforscht, stellt man regelmäßig fest IRGENDJEMAND spinnt oder ist nur , und zwar in Größenordnungen, ein Geschichtenerzähler. [wink]
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon karnak » 8. September 2016, 11:24

Interessierter hat geschrieben:Na, wenn ich mir den Gesichtsausdruck von Kristian auf seinem Foto aus der Stasizeit betrachte, dass er hier eingestellt hat, da wäre der Hund bei ihm sicher auch auf die andere Strassenseite gelaufen... [blush]

[flash]
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Spartacus » 8. September 2016, 17:39

karnak hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Na, wenn ich mir den Gesichtsausdruck von Kristian auf seinem Foto aus der Stasizeit betrachte, dass er hier eingestellt hat, da wäre der Hund bei ihm sicher auch auf die andere Strassenseite gelaufen... [blush]

[flash]


Hoffentlich nicht mit Sonnenbrille und Lederjacke, aber mein Gott, wenn selbst Kristian heute darüber lachen kann. Wo ist denn das legendäre Foto zu betrachten?

LG

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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon karnak » 9. September 2016, 11:19

[grin] Nur damit Du siehst, dass es um unsere Verkleidungskünste besser bestellt war als an anderen Stellen behauptet.
Wie man so ein Bild gerade hinstellt weiß ich leider nicht.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Spartacus » 9. September 2016, 17:36

Danke und heute siehst du irgendwie besser aus. Vielleicht zufriedener?

LG

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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Volker Zottmann » 9. September 2016, 17:45

karnak hat geschrieben:[grin] Nur damit Du siehst, dass es um unsere Verkleidungskünste besser bestellt war als an anderen Stellen behauptet.
Wie man so ein Bild gerade hinstellt weiß ich leider nicht.


Das Bild sagt mir so nur, dass Du aus Deiner Sicht stark rechtslastig bist! [laugh] [laugh]
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon augenzeuge » 9. September 2016, 17:55

karnak hat geschrieben:Wie man so ein Bild gerade hinstellt weiß ich leider nicht.


Siehste, das unterscheidet uns.... [grin] Du bringst den Kandidaten, und ich sag, wie er wählbar wird. [flash]

AZ
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Volker Zottmann » 9. September 2016, 18:00

Siehst ja wie die verkleidete Frau Bähnert aus... Guckst so "glücklich" [laugh]
https://www.google.de/search?q=Tom+Paul ... =896&dpr=1

Gruß Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 9. September 2016, 18:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon augenzeuge » 9. September 2016, 18:02

Volker Zottmann hat geschrieben:Guckst so "glücklich" [laugh]
Gruß Volker


Ja, er hatte sicher im Manifest geschmökert.... [flash]

AZ
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Icke46 » 9. September 2016, 22:40

karnak hat geschrieben:[grin] Nur damit Du siehst, dass es um unsere Verkleidungskünste besser bestellt war als an anderen Stellen behauptet.
Wie man so ein Bild gerade hinstellt weiß ich leider nicht.


Und ich habe mir nu grade vorgestellt, wie der Hund mit Sonnenbrille und Lederjacke aussieht - nach dem Text von sparta [laugh] .

So ein Hund hat schon manchmal ein Hundeleben [wink] .
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Interessierter » 11. Mai 2017, 10:42

Aus dem Alltag der »unpolitischen« Volkspolizei

Ist das ein Phänomen oder ist das normal: Offiziere der NVA – einer gegen den »militärisch-industriellen Komplex des aggressiven Imperialismus« gerichteten Armee – wollen von einem Tag zum anderen Angehörige eben dieser imperialistischen Truppenteile werden. Nicht anders die »Genossen Volkspolizisten«. Von ihrem jahrzehntelang verinnerlichten »Klassenauftrag« für Ruhe und Ordnung unter der Herrschaft der SED zu sorgen sind sie die ersten, die plötzlich das von ihnen bekämpfte demokratische System als Polizeibeamte beschützen wollen und sich natürlich nun als die fähigsten Beschützer rechtsstaatlicher Werte anpreisen. (Gar nicht zu reden von der schnellen Wende bei vielen Kaderleitern und Parteisekretären aus den VEBs.)

Wenn das alles so normal ist und die allgemeine Grundstimmung damit korrekt widerspiegelt wird, dann ist es gut zu wissen, das nicht alles so normal sind.

Das den Angehörigen der DDR-»Staatsorgane« und diversen staatstragender Institutionen diese Wendehalsdrehung im wesentlichen so gelungen ist (ohne dass sie sich gleich wieder als neue Elite etablieren konnten), spricht übrigens nicht gegen sondern für das neugewonnene System von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Versucht man sich über Prinzipien, Bedingungen und Grundlagen mit den Angehörigen jener Staatsorgane sachlich auszutauschen, offenbart sich uns ein Bild, das in vielen Dingen an Legendenbildung erinnert. Die Erwartung, dass mit dem Ende des »real existierenden Sozialismus« bei denen, die sich damals z. B. für den Berufsweg in der Polizei entschieden haben, auch ihre persönlich-berufliche Welt zusammengebrochen ist – die der SED-Gläubigkeit und die des Feindbildes »BRD-Imperialismus« – ist in den meisten Fällen nicht zutreffend. Vielmehr kommt eine ganz andere Haltung zum Vorschein. Eine Diskussion über das jeweilige Verhalten in der Phase des grundlegenden Systemswechsels von 1989/90 führt oft zur (inneren) Rechtfertigung für den eigenen Wechsel vom Volkspolizisten zum Polizeibeamten.

Als Begründung für den eigenen schnellen Eintritt mit guten Gewissen in das neue Polizeibeamtentum dient häufig der im Vergleich angeblich kaum vorhandene Unterschied zwischen beiden Polizeiapparaten. Dabei wird kaum erwähnt wie weit die eigene Identifizierung mit dem SED Partei- und Staatsapparat ging (gehen musste) und wie weit die eigene Tätigkeit politisch motiviert bzw. geprägt war.

Im Kern geht es bei der Kennzeichnung von Unterschieden im System beider Polizeistrukturen um die Rechtsgrundlage ihres Auftrages. Und die war in der DDR eindeutig: Formen einer kommunalen Selbstverwaltung oder gar eine unabhängige Judikative ersetzte die Staatspartei durch ihren eigenen Totalitätsanspruch, wobei gerade der Polizeiapparat kategorisch von der SED beherrscht wurde. Dies hatte natürlich Folgen für den Charakter der Tätigkeit in der DDR-Polizei.

In dem folgenden kurzen Beitrag werden aus dem nur gering vorhandenen Quellenbestand Texte aus Dokumenten zitiert, die auf die partei- bzw. staatspolitische Orientierung der ehemaligen Volkspolizei hinweisen. Dabei sollen Fragen eine Rolle spielen, die den (un)politischen Charakter der Arbeit in der Volkspolizei verdeutlichen:

= War der Polizeiapparat in Anbetracht der permanenten ideologischen Schulung, der ständig mit ihren »Klassenauftrag« konfrontierten Polizeiangehörigen nicht auch zumindest partiell politisch tätig und damit am Funktionieren des Unrechtssystems direkt beteiligt?!
= Hat sich die Volkspolizei in Zeiten gesellschaftlicher Krisen und politischer Konfliktsituationen etwa an die Grundsätze achtender Menschenwürde gehalten und keine Menschenrechtsverletzungen ausgeübt oder zugelassen?

Ohne die Geschichte der Volkspolizei (DVP) chronologisch im Einzelnen nachvollziehen zu müssen, lässt sich aus Dokumenten zu diversen gesellschaftspolitischen Situationen (zwischen 1968 und 1989) recht anschaulich die Grundhaltung der Volkspolizisten skizzieren und belegen, dass die konkreten Handlungen der »Volkspolizisten« sich nahezu ausschließlich nach dem Schutzbedürfnis der politischen Macht, gemäß ihrem »Klassenauftrag zur allseitigen Stärkung und zum zuverlässigen Schutz der Macht der Arbeiter und Bauern« richteten. Das lässt sich am deutlichsten zeigen im Zusammenhang besonderer politischer Ereignisse.

Volksabstimmung zum SED-Verfassungsentwurf von 1968


Auf den scheindemokratischen (Um)Weg über die Volkskammer legte die SED 1968 den Entwurf einer neuen Verfassung vor, der von der Bevölkerung bejubelt und per Akklamation durch einen »Volksentscheid« bestätigt werden sollte. Was dem allgemeinen Teil der Bevölkerung mit gewaltigen propagandistischen Aufwand nahe gelegt wurde – bei der Abstimmung am 06. April 1968 mit »ja« für die neue »sozialistische Verfassung« zu stimmen – galt im besonderen Maße für die Mitarbeiter der »Staatsorgane«, insbesondere für die Angehörigen der DVP. Für sie war die Volksabstimmung verbunden mit intensiver politischer Schulung und mit öffentlichen Bekenntnissen zu den Parteidirektiven und zur Stärkung des SED-Regimes und mit besonderen parteilich-politischen Aktivitäten.
»Zur Führung einer straffen und zielstrebigen politischen-ideologischen Arbeit zur Vorbereitung und Durchführung des Volksentscheides« gaben sich die Leitung der Polizeidienststellen und die SED- Parteigruppenorganisationen außerordentliche Mühe.

Den vollständigen Beitrag findet man hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -rosinger/

Wenn man so manche ehemalige Angehörige der Volkspolizei in Foren liest, so können diese zwar aufgrund ihrer gewendeten Hälse sich selbst auf die Hacken sehen, versäumen aber nicht, regelmäßig begangenes Unrecht dieser Diktatur zu leugnen oder schönzureden. [denken]
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon andr.k » 11. Mai 2017, 12:04

Interessierter hat geschrieben:Wenn man so manche ehemalige Angehörige der Volkspolizei in Foren liest, so können diese zwar aufgrund ihrer gewendeten Hälse sich selbst auf die Hacken sehen, versäumen aber nicht, regelmäßig begangenes Unrecht dieser Diktatur zu leugnen oder schönzureden.


Du magst damit Recht haben, dass es bei der Volkspolizei Ewiggestrige gibt, die begangenes Unrecht verharmlosen. Genauso viele werden die damals herrschenden Verhältnisse über die Maßen verteufeln. Das ist pure Polemik. Du kannst dir sicher sein, dass weder das eine noch das andere Extrem der Wahrheit entspricht, die wie immer in der Mitte liegt. Deswegen ist das Einzige was Sinn macht, die Wahrheit mit belegten Fakten darzustellen. Dafür steht die Arbeit der BStU und vieler Historiker/Forscher, die die Geschichte der DDR und ihrer Organisationen wertfrei aufdecken und darstellen. Im Sinne der Wahrheit, @Interessierter, solltest du dich auch mal mit diesen Quellen beschäftigen. Vielleicht erkennst du dann endlich den Unterschied zwischen Tatsachenbericht und Schönrednerei.
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Interessierter » 12. Mai 2017, 08:32

Zitat: andr.k:
Im Sinne der Wahrheit, @Interessierter, solltest du dich auch mal mit diesen Quellen beschäftigen. Vielleicht erkennst du dann endlich den Unterschied zwischen Tatsachenbericht und Schönrednerei.


Meine Quellen sind sehr vielseitig, weil sie mir einen Blick aus unterschiedlichen Blickwinkeln gewähren, dazu zählt auch die BStU, wie Du hättest erkennen können, wenn dir nicht daran gelegen wäre, wieder einmal gegen einen dir unliebsamen User zu stänkern.

" Horch und Guck " ist die Aufarbeitungszeitschrift der Gedenkstätte Museum in der " Runden Ecke ", Leipzig und wird gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED - Diktatur. Zu derer Autoren gehören regelmäßig auch namhafte Historiker

Ehemalige Bedienstete der SED - Diktatur versuchen natürlich gerne und permanent, fast alle negativen Dinge aus der DDR zu leugnen oder schönzureden. Was oftmals, wie hier im Forum nachzulesen ist, groteske Formen annimmt. Wenn dann diese Ehemaligen ( welche die Quellen anderer anzweifeln ) bei Buchlesungen von ehemaligen, teilweise als Totschläger rechtskräftig verurteilten Ex- DDR Größen zu sehen sind, dann entbehrt das nicht eines gehörigen Maßes an Komik und spricht Bände.

Schlussendlich sage ich Dir, dass ich den Unterschied zwischen den Tatsachen und Vorgängen in der DDR und der Schönrednerei der Organe, schon erkannt habe, als Du evtl. noch in den Windeln gelegen hast.

Warum hast du eigentlich damals in der DDR, den Unterschied zwischen den Tatsachen und den Lügen der DDR - Schergen nicht bemerkt oder gar angeprangert?

Das nur einmal ausnahmsweise so en passant zu deinen Einlassungen.

Schon während meiner beruflichen Fortbildung lernte ich, sich nur in Ausnahmefällen auf direkte Diskussion mit geistig unbewaffneten, sich immer im Besitz der alleinigen Wahrheit wähnenden, verbal inkompetenten und bildungsresistenten Menschen einzulassen.
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Nostalgiker » 12. Mai 2017, 08:39

Interessierter hat geschrieben:[ b]


..... ich, ... geistig unbewaffnet, sich immer im Besitz der alleinigen Wahrheit wähnend, verbal inkompetent und bildungsresistent .......


Eine wirklich zutreffende Selbsteinschätzung Interessierter.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Kumpel » 12. Mai 2017, 08:46

Interessierter hat geschrieben:
Warum hast du eigentlich damals in der DDR, den Unterschied zwischen den Tatsachen und den Lügen der DDR - Schergen nicht bemerkt oder gar angeprangert?


Eine durchaus berechtigte Frage. Insbesondere die Verteidiger der DDR kritisieren heute angebliche Lüge und Zensur. Ich frage mich dabei jedes mal
ob diese Menschen die staatlichen Lügen und die Propaganda in der DDR ebenso kritisierten?
Offensichtlich ja nicht , denn sonst müssten sie heute über die Zustände in den DDR Haftanstalten von Brandenburg oder Bautzen berichten anstelle
vom leckeren Essen in den Ministerratskantinen.
Kumpel
 

Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Nostalgiker » 12. Mai 2017, 08:49

Kumpel hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:
Warum hast du eigentlich damals in der DDR, den Unterschied zwischen den Tatsachen und den Lügen der DDR - Schergen nicht bemerkt oder gar angeprangert?


Eine durchaus berechtigte Frage. Insbesondere die Verteidiger der DDR kritisieren heute angebliche Lüge und Zensur. Ich frage mich dabei jedes mal
ob diese Menschen die staatlichen Lügen und die Propaganda in der DDR ebenso kritisierten?
Offensichtlich ja nicht , denn sonst müssten sie heute über die Zustände in den DDR Haftanstalten von Brandenburg oder Bautzen berichten anstelle
vom leckeren Essen in den Ministerratskantinen.

Dümmer geht's fast nimmer kumpel ......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon andr.k » 12. Mai 2017, 11:56

Interessierter hat geschrieben:Zitat: andr.k:
Im Sinne der Wahrheit, @Interessierter, solltest du dich auch mal mit diesen Quellen beschäftigen. Vielleicht erkennst du dann endlich den Unterschied zwischen Tatsachenbericht und Schönrednerei.


Meine Quellen sind sehr vielseitig, weil sie mir einen Blick aus unterschiedlichen Blickwinkeln gewähren, dazu zählt auch die BStU, wie Du hättest erkennen können, wenn dir nicht daran gelegen wäre, wieder einmal gegen einen dir unliebsamen User zu stänkern.

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Schlussendlich sage ich Dir, dass ich den Unterschied zwischen den Tatsachen und Vorgängen in der DDR und der Schönrednerei der Organe, schon erkannt habe, als Du evtl. noch in den Windeln gelegen hast.

Warum hast du eigentlich damals in der DDR, den Unterschied zwischen den Tatsachen und den Lügen der DDR - Schergen nicht bemerkt oder gar angeprangert?

Das nur einmal ausnahmsweise so en passant zu deinen Einlassungen.

Schon während meiner beruflichen Fortbildung lernte ich, sich nur in Ausnahmefällen auf direkte Diskussion mit geistig unbewaffneten, sich immer im Besitz der alleinigen Wahrheit wähnenden, verbal inkompetenten und bildungsresistenten Menschen einzulassen.
[flash]


Mensch @Interessierter, du ballerst dir immer wieder selbst ins Knie. Ich zweifle deine berufliche Karriere als Beifahrer nun wirklich nicht mehr an. So einer wie du, der schon immer alles wusste, aber fortlaufend grobe Fehler beim Einstellen bestimmter Links nicht erkennt, dem ist leider wirklich nicht mehr zu helfen. Vielleicht wäre ein zweiter Bildungsweg noch eine Chance, um bestimmte Defizite auszumerzen … [denken]
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Unsere Erfahrungen nach der Wende mit der Vopo

Beitragvon Merkur » 12. Mai 2017, 15:06

Interessierter hat geschrieben:Schon während meiner beruflichen Fortbildung lernte ich, sich nur in Ausnahmefällen auf direkte Diskussion mit geistig unbewaffneten, sich immer im Besitz der alleinigen Wahrheit wähnenden, verbal inkompetenten und bildungsresistenten Menschen einzulassen.


Was daran gelegen haben muss, dass Du beim Gabelstaplerzertifikat oder beim Hubwagendiplom der Intelligenteste warst. [flash]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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