augenzeuge hat geschrieben:Interessierter hat geschrieben: 1989 war die übergroße Mehrheit der Mitarbeiter und Studenten der ostdeutschen Universitäten von der Richtigkeit und Überlebensfähigkeit des Herrschaftssystems der SED zutiefst überzeugt
Ganz offen, das kann mir keiner erzählen. Früher vielleicht, aber keinesfalls noch im Sommer 1989. Nicht in der Zeit nach erkannter Wahlfälschung und angekündigten Stacheldrahtabbau in Ungarn... Die Opposition war überall, auch in der Humboldt Universität. Wer das anzweifelt, dem empfehle ich das Buch von Inga Wolfram "Verraten".
AZ
Es ging auch im Sommer 89 (noch) nicht um ein "einig Vaterland" mit der Restauration privatkapitalistischer Besitzverhältnisse, sondern um einen Besseren, wie auch immer er aussehen mag, Sozialismus. Durchaus in Anlehnung an das was 1968 in der CSSR zum Ansatz gebracht wurde. Opposition bedeutet nicht automatisch das ihr streben ist die bestehenden Verhältnisse radikal zu beseitigen.
Warum riefen wohl die Demonstranten in der Anfangsphase der Demonstrationen ab September 89 massiv "Wir bleiben hier!"
Der Abbau des Zaunes wurde im Mai 89 durch Ungarn bekannt gegeben, zeitgleich bekamen sie; die Ungarn; einen großzügigen Kredit ......
Der Ab- oder Rückbau begann dann im Sommer.
Im Mai/Juni waren Studenten in der DDR in der Regel mit ihren Prüfungen beschäftigt, ab Juli begannen die Semesterferien und das neue Studienjahr begann im September.
Was die Studenten für sich in ihren Ferien im Sommer "erkannten" ist ihre Sache und wie schnell sie dann ab September ihre Interessen in unabhängigen Gruppen; welche erst gegründet werden mußten; formulierten steht doch jetzt auf einem ganz anderen Blatt.
Im Herbst 89 war doch das am Vormittag gesagte am Abend schon wieder Makulatur, von den Ereignissen überrannt, in der Regel jedenfalls.