Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Interessierter » 22. Oktober 2015, 08:24

Jochen Läßig

Bild
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Dirk Vogel


Jochen Läßig
Geboren 1961 in Bockau


Von wegen lässig. Läßig ist meist geschniegelt und gebügelt. Ein Anwalt halt. Lange ist es her, dass er als Revoluzzer mit Bart und üppigem Haar auf Leipzigs Straßen gegen das SED-System ansang. „Die eigentliche Ursache der Revolution war die Müdigkeit des Systems. Wie ein Kartenhaus stand es nur noch da, gegen das einer stoßen musste. Und das waren wir – die Bürgerrechtler“, sagt Läßig.

Jochen Läßig wurde zu einem Protagonisten der Friedlichen Revolution. Er studierte Theologie in Halle, wurde exmatrikuliert und setzte seine Studien am Theologischen Seminar Leipzig fort. Der junge Mann hatte sich bewusst in eine geisteswissenschaftliche Nische zurückgezogen, ohne ernsthaft in Erwägung zu ziehen, Pfarrer werden zu wollen. Im Januar 1989 war Läßig beteiligt an einer spektakulären Aktion der Bürgerrechtsbewegung. Auch in Leipzig gedachte der SED-Staat der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Die neuen Revolutionäre riefen zur eigenen Demonstration auf, druckten, verteilten 10.000 Flugblätter, getreu dem Motto „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“. Am 15. Januar kam es zur größten Protestdemonstration, die Leipzig vor dem turbulenten Herbst 1989 erlebte. An ihr nahmen gut 800 Menschen teil. Die Polizei löste die „illegale Ansammlung“ auf und nahm 53 Teilnehmer fest. Auch Läßig wurde inhaftiert.

Der vollständige Beitrag hier:
http://revolution89.de/?PID=static,Zeit ... g,Index_de
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon karnak » 22. Oktober 2015, 14:29

"Die EIGENTLICHE Ursache der Revolution war die Müdigkeit des Systems."
Was soll das heißen,es hatte selbst keine"Lust"mehr?Mangelwirtschaft,Diktatur und alles was damit in Zusammenhang stand war gar nicht so das vordergründige Problem?
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Volker Zottmann » 22. Oktober 2015, 14:41

karnak hat geschrieben:"Die EIGENTLICHE Ursache der Revolution war die Müdigkeit des Systems."
Was soll das heißen,es hatte selbst keine"Lust"mehr?Mangelwirtschaft,Diktatur und alles was damit in Zusammenhang stand war gar nicht so das vordergründige Problem?


Das ist schlicht das Problem von zentralistischen Diktaturen. Oben hat immer recht! Jeder holte nur seine Befehle ab....
Und mit einem mal verblödet Oben (Mielke). Verfällt oben in Starrsinn (Honecker, Stoph). Verfällt in Schockstarre (Kronprinz Krenz). Fährt über Jahre die DDR-Wirtschaft an die Wand (Mittag)
Und das alles zeitgleich! Das erklärt mir alles. Ein Glück in dieser Konstellation, noch einen weitsichtigen Gorbatschow in der SU gewusst zu haben.

Gruß Volker
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon karnak » 22. Oktober 2015, 15:04

Das mag eine Beschreibung sein,aber keine Antwort auf meine Frage.
Ohne diese"Müdigkeit"hätte es die Revolution nicht gegeben? Und das wo doch das System als solches nicht funktionieren soll und damit Revolution zwangsläufig und logisch ist.
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon augenzeuge » 22. Oktober 2015, 15:50

karnak hat geschrieben:"Die EIGENTLICHE Ursache der Revolution war die Müdigkeit des Systems."


Das mag am Rande für den Erfolg wichtig gewesen sein, als Ursache dies zu benennen ist einfach falsch.
AZ
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Volker Zottmann » 22. Oktober 2015, 15:58

karnak hat geschrieben:Das mag eine Beschreibung sein,aber keine Antwort auf meine Frage.
Ohne diese"Müdigkeit"hätte es die Revolution nicht gegeben? Und das wo doch das System als solches nicht funktionieren soll und damit Revolution zwangsläufig und logisch ist.


Indirekt ist das schon die Antwort, denke ich.
Die gleichen Schlafmützen waren samt dem verstorbenen Ulbricht auch schon in den 1960er und 1970er im Amt und noch nicht ganz so "müde". Da funktionierte die bis 1970 aufstrebende Wirtschaft besser, wenn auch da nicht perfekt. Selbst da waren ja sehr viele Bürger schon nicht begeistert. Doch unter Honecker ging es dann, Danks seines Größenwahns (Einheit von Wirtschafts-und Sozialpolitik)ja nur noch abwärts. Ab Beginn der 1980er wurde verschleiert, wie beschissen die Lage tatsächlich war.
Ohne diese "Müdigkeit" ganz oben und statt dessen reformierte Ansätze in der Wirtschaft, gepaart mit Vertrauen in die eigene Bevölkerung, hätte doch jede Revolution ausgeschlossen.
Hauptsächlich hat die Unfähigkeit der "Unterschicht", die glaubte ganz nach oben zu gehören, die Revolution und das Aufbegehren des Volkers hervorgerufen.
Mit Vertrauen ins eigene Volk und fähigen Köpfen hätte es auch niemals eine Opposition von 1989 gegeben. Wozu auch?

Gruß Volker
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon karnak » 22. Oktober 2015, 16:02

augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:"Die EIGENTLICHE Ursache der Revolution war die Müdigkeit des Systems."


Das mag am Rande für den Erfolg wichtig gewesen sein, als Ursache dies zu benennen ist einfach falsch.
AZ

Denkt der Mann also was falsches?
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Interessierter » 22. Oktober 2015, 16:40

Kristian kann es sein, dass Du einfach versuchst in viele Beiträge etwas hineinzuinterpretieren, was oftmals ursächlich ganz und gar nicht dem Kern des Geschriebenen widerspricht. Du weißt schon, Details bestreiten, um das Ganze als Unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Wie auch im Oberhofthread.

Jedenfalls erscheinst Du mir persönlich manchmal wie ein " Getriebener " dieser " Sucht ".

Die Müdigkeit des Systems heißt auch das dieses SED Regime weder die Mangelwirtschaft noch die Bespitzelung der Bürger abstellte und schon gar nicht Demokratie wagte.
Dein Versuch daraus andere Gründe zu konstruieren, so dass die Ursachen weshalb die Bürger " die Schnauze voll hatten " nicht mehr gelten würden, ist einfach abenteuerlich.
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon karnak » 22. Oktober 2015, 16:58

Ich habe nicht interpretiert,ich habe zitiert.
Die Revolution soll nur möglich gewesen sein weil das System müde war.Was heißt das denn nun,kann doch eigentlich nur heißen die Diktatur war nicht mehr so"emsig".Ein Zungenschlag der mir aus solchen Kreisen völlig neu ist und mich natürlich aufhorchen lässt. [grin]
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Interessierter » 22. Oktober 2015, 17:13

Natürlich hast Du versucht hineinzuinterpretieren, dass die bisher bekannten und benannten Gründe, dann wohl nicht zuträfen. [wink]
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon karnak » 22. Oktober 2015, 17:32

Ich habe lediglich eine Frage zu EIGENTLICHEN Ursache gehabt. Dafür,dass Dir diese Aussage "peinlich"ist kann ich nicht. [grin]
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Interessierter » 22. Oktober 2015, 17:38

Zitat karnak:
Ich habe lediglich eine Frage zu EIGENTLICHEN Ursache gehabt. Dafür,dass Dir diese Aussage "peinlich"ist kann ich nicht. [grin]


Da ich das weder geschrieben noch gemeint habe, ist es einfach nur Deine Unterstellung.
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon karnak » 22. Oktober 2015, 17:47

Interessierter hat geschrieben:Zitat karnak:
Ich habe lediglich eine Frage zu EIGENTLICHEN Ursache gehabt. Dafür,dass Dir diese Aussage "peinlich"ist kann ich nicht. [grin]


Da ich das weder geschrieben noch gemeint habe, ist es einfach nur Deine Unterstellung.

Ist mein Eindruck,und den darf ich haben, besonders wenn das peinlich in Anführungszeichen steht. [grin]
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Interessierter » 26. Oktober 2015, 16:19

Michael Arnold

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Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Dirk Vogel

Michael Arnold war seit 1987 Mitglied der „Initiativgruppe Leben“, die ihre Forderung nach Veränderungen in die DDR vor allem mit ökologischen Intentionen verbanden. Er organisierte mehrere Protestaktionen, seine Wohnung fungierte auch als Treffpunkt für Oppositionelle. Mehrfach wurde Arnold inhaftiert, dank großer Proteste jedoch immer wieder frei gelassen. Er half bei der Kontrolle der letzten DDR-Kommunalwahlen und der Besetzung der Leipziger Stasizentrale. Der studierte Zahnmediziner gehörte zu den Begründern des Neuen Forums und wurde für die Bewegung 1990 auch in den sächsischen Landtag gewählt. Michael Arnold lebt und arbeitet heute in Dresden.

Einmalig dürfte dabei der Fall sein, dass sich Arnold bei einer Vernehmung selbst verwanzte, um das Verhör mitzuschneiden: „Im Intershop hatte ich mir ein Diktiergerät gekauft. Meine größte Sorge war, dass das Band vorm Ende des Verhörs abgelaufen sein könnte. Ich hatte Angst vorm enttarnenden Klick.“ Die Unterdrückungspraxis des MfS sollte enttarnt und seine Mitarbeiter und Spitzel bekannt gemacht werden. Hauptamtlichen Mitarbeiter des MfS wurden fotografiert.

Michael Arnold gehörte im September 1989 zu den Gründern des Neuen Forums.


Die Schreibmaschine, auf der Arnold seinen Brief an Honecker verfasst hatte, ist heute im Besitz des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig. Vielleicht wird sie einmal als Zeugnis für Zivilcourage ausgestellt.

http://revolution89.de/?PID=static,Zeit ... d,Index_de

Bei den SED - Schergen möchte es spätestens " Klick ", als das Volk sie zum Teufel jagte.
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Interessierter » 4. November 2015, 11:32

Stephan Bickhardt

Bild
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Dirk Vogel


Stephan Bickhardt
geboren 1959 in Dresden


Als die Revolution begann, war er schon mittendrin. Über viele Jahre bewegte er sich gleichsam auf dieses Ereignis zu, trieb so die Bedingungen voran und war schließlich prädestiniert, als eine der Hauptpersonen zu agieren.

Aufgewachsen in einer Dresdner Pfarrersfamilie, erhielt Stephan Bickhardt seine christlich-moralische Prägung und erwarb kritische Wachheit gegenüber dem totalitären Staat. Das Abitur wurde ihm wegen seines Elternhauses zunächst verwehrt, er erlernte den Beruf des Werkzeugmachers. An der Seite von Jugendpfarrer Christoph Wonneberger brachte er 1979 den Sozialen Friedensdienst in die Diskussion, der als zivile Alternative zum Wehrdienst die staatlichen Institutionen herausfordern sollte. Im selben Jahr legte er das Abitur ab und begann ein Theologie- und Pädagogikstudium in Naumburg.

In den 1980er Jahren intensivierten sich seine Kontakte zu anderen DDR-Oppositionellen. Stephan Bickhardt wurde Mitbegründer von Friedens- und Umweltgruppen, initiierte zahlreiche Aktionen, Lesungen in Privatwohnungen und stellte Verbindungen her zur ost- und westeuropäischen Friedensbewegung wie auch zur kritischen Kulturszene Ost-Berlins. Angesichts der vielen, oft einzeln handelnden oppositionellen Gruppierungen versuchte er, zusammenzuführen, was – wie er zeitig erkannte – zusammengehörte. Ein handlungsscheuer Intellektueller war er nie. Theoretische Erkenntnisse sollten reale Konsequenzen haben, und das nicht erst in ferner Zukunft. Sein 1986 gegründeter radix-Verlag für Untergrundliteratur gab dann auch den Aufruf Neues Handeln heraus, der für die Aufstellung unabhängiger Kandidaten und für bürgerschaftliche Kontrolle der Ergebnisse der DDR-Kommunalwahl im Mai 1989 eintrat.

Schon im Februar 1989 rief Stephan Bickhardt in der Golgathakirche Berlin zur landesweiten Gründung politischer Vereinigungen auf und war folgerichtig am Entstehen einer der großen Bürgerbewegungen des Herbstes 1989 führend beteiligt. Das Programm von Demokratie Jetzt war politisch geschärfter als viele andere und forderte früh demokratische Wahlen, die Führungsrolle der SED aus der Verfassung zu streichen und die deutsche Einheit in einem Drei-Stufen-Plan anzustreben. Stephan Bickhardt wurde Geschäftsführer dieser Bürgerbewegung, arbeitete am Entwurf eines neuen Parteien- und Vereinigungsgesetzes mit und leitete den Wahlkampf der Listenverbindung Bündnis 90/Grüne zur Volkskammerwahl 1990.

Ein Jahr später hatte er der Berufspolitik den Rücken gekehrt. Seine theologische Ernsthaftigkeit ermöglichte ihm eine echte Wahl. Nie war Kirche für ihn nur Schutzraum widerständigen Handelns gewesen. Er entschied sich für den Beruf des Pfarrers. Letztlich haben sich Politik und Glaube, die beiden kommunizierenden Pole seines Lebens, vereint: Seit 2007 ist Stephan Bickhardt Polizeiseelsorger in Leipzig – und natürlich zivilgesellschaftlich aktiv.

http://revolution89.de/?PID=static,Zeit ... t,Index_de
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Interessierter » 6. November 2015, 10:08

Antje Böttger

Bild
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Dirk Vogel

Antje Böttger
geboren 1958 in Dresden

Antje Böttger hörte schon früh in ihrer westsächsischen Heimat von der Familie, „dass einem der Himmel nicht auf den Kopf fällt, wenn man aufmuckt in der Diktatur“. Der Urgroßvater hatte beispielsweise den Abstieg vom Prokuristen einer Textilfabrik zum Kirchendiener in Kauf genommen, weil er sich weigerte, für Wehrmachtsaufträge in die NSDAP einzutreten. Als Antje selbst vor der Frage stand, sich entweder von der Kirche zu distanzieren oder das Abitur machen zu können, war für sie die Antwort klar: Sie machte kein Abitur und wurde Krankenschwester.

1978 folgte sie ihrem Mann Martin nach Ost-Berlin und bekam fünf Kinder, die im Laufe von sieben Jahren geboren wurden. Die Wohnung war groß und wegen der Kinder war immer jemand zu Hause. In einem Land, in dem nur eine Minderheit ein Telefon besaß und man deshalb einen kurzfristigen Besuch nirgends ankündigen konnte, wurde sie schnell zur ersten Anlaufadresse. Und da jeder, der kam, auch freundlich aufgenommen wurde, kamen die Oppositionellen oft und zahlreich, gelegentlich auch Besucher aus dem Westen. Antjes Küchentisch wurde zu einem wichtigen Kommunikationszentrum.

In welchen Gruppen sie nun als Mitglied galt und in welchen nicht, ist deshalb schwer zu sagen. In jedem Fall gehörte sie zu den Frauen für den Frieden und zur Initiative Frieden und Menschenrechte. Weil aber alle zu ihr kamen, war sie als Moderatorin geschätzt, wenn es darum ging, Streit und Diskussionen innerhalb der Oppositionsgruppen auszutragen. „Der Berliner neigt ja dazu, sich wie ein Dorfbewohner zu verhalten“, beschreibt sie das lakonisch, „und bei mir mussten es die Angehörigen der verschiedenen Berliner Dörfer ertragen, dass sie alle zusammensaßen.“

Doch sie kümmerte sich auch um andere wichtige Dinge, beispielsweise den Vertrieb von Untergrundzeitschriften, die sie im Kinderwagen unter dem jüngsten Kind unauffällig transportierte. Für verschiedene Oppositionsblätter organisierte sie das nötige Papier. 1989 wurde im Haus ihrer Eltern in Cainsdorf bei Zwickau die große Einliegerwohnung frei. Dort wollte die Familie hinziehen. Wenige Wochen nach dem Umzug wurde Cainsdorf ein zentraler Anlaufpunkt. Ihr Mann Martin gehörte im September zu den Gründern des Neuen Forums. Wieder war das Haus voller Besucher, wieder gab es viel zu organisieren. Antje übernahm im Familienhaus auf dem Berg quasi das Neue-Forum-Büro, beantwortete Briefe, telefonierte und kümmerte sich um die Einrichtung der Büros in den Landkreisen. Als sie das geschafft hatte und es in jedem Landkreis des damaligen Bezirks Karl-Marx-Stadt eine Vertretung des Neuen Forums gab, hat sie diese Arbeit einfach abgegeben. Politische Ambitionen hatte sie ja nie.

http://revolution89.de/?PID=static,Zeit ... r,Index_de

Schon erstaunlich auf wie vielen verschiedenen und kleinen Wegen sich das " Neue Forum " entwickelte und richtig Bedeutung erlangte. Das fand/findet meine Bewunderung und Hochachtung.
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Olaf Sch. » 6. November 2015, 10:15

Müder Beton....
Olaf Sch.
 

Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Interessierter » 10. November 2015, 10:01

Frank Ebert

Bild
Quelle: Ulrike Poppe

Aufgewachsen in Halle, hatte Frank Ebert durch seine ältere Schwester Bettina früh Kontakt zu oppositionellen Gruppen. Mitte 1988, Ebert wohnte inzwischen in Ost-Berlin und machte eine Lehre als Maschinenbauer, schloss er sich der Umwelt-Bibliothek in der Zionsgemeinde an. Im Keller des Pfarrhauses druckte er mit einer Handvoll Mitstreiter Untergrundzeitschriften und illegale Flugblätter. Seit dem gescheiterten Überfall der Staatssicherheit im November 1987 war die Umwelt-Bibliothek über die DDR-Grenzen hinaus bekannt.

Frank Ebert gehörte zur letzten Generation von Jugendlichen in der DDR, die in der Opposition aktiv wurden, bevor das System zusammenbrach. Junge Leute, die radikaler waren als ihre Vorbilder, spontaner, oft auch unüberlegter. Ihren Protest artikulierten sie auf den Schultern derjenigen, die seit den 1950er-Jahren die Grenzen des Sagbaren in der Diktatur geweitet hatten. Das bedeutete nicht, dass sie mit ihren Aktionen kein großes Risiko eingingen. Viermal wurde Frank Ebert aufgegriffen, verhaftet, verhört. Einmal erwischte ihn die Volkspolizei mit frisch gedruckten Flugblättern im Rucksack. Dreimal wurde er festgenommen, als er mit einer kleinen Gruppe Unerschrockener an jedem 7. des Monats auf dem Alexanderplatz gegen den Wahlbetrug im Mai 1989 protestierte.

Anfang Oktober 1989 organisierte er die Mahnwache in der Gethsemanekirche mit, um für die Freilassung aller politischen Gefangenen in der DDR zu demonstrieren. Eine Welle der Solidarität und der Wut spülte in diesen Tagen Tausende Unterstützer in das Gotteshaus. Als in der Nacht vom 7. Oktober Polizei, der Staatssicherheitsdienst und die FDJ auf Protestierende einprügelten, Wasserwerfer auffuhren und Lkws mit Räumschilden die Straßen abriegelten, wuchs die Angst. „Wir wussten ja damals nicht, ob es in der DDR eine ‚chinesische Lösung‘ geben würde.“ Frank Ebert diskutierte mit den Posten, versuchte zu beruhigen, die Lage zu entschärfen. Zwei Wochen harrte er an der Kirche aus, gab Interviews, telefonierte mit Oppositionellen aus dem ganzen Land.

Einschüchtern ließ sich der ruhelose Rebell nicht, einlullen schon gar nicht. Ende Oktober demonstrierte er gegen die Einsetzung von Egon Krenz als neuem Staatschef. Als die Mauer längst gefallen war, beteiligte er sich im September 1990 an der Besetzung des Archivs, in dem die Stasi-Akten lagerten, um die Öffnung der Akten zu erzwingen. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Umwelt-Bibliothek gründete er Anfang der 1990er Jahre das Matthias-Domaschk-Archiv, das Fotos und Dokumente der DDR-Opposition bewahren sollte. Heute ist Frank Ebert Projektleiter bei der Robert-Havemann-Gesellschaft und will vor allem jungen Menschen vermitteln, dass es sich zu wehren lohnt. Täglich.

http://revolution89.de/?PID=static,Zeit ... t,Index_de
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Edelknabe » 10. November 2015, 19:56

Der war gut...."geboren 1970 "in Halle, or ne war der gut? Ein blutjunger Revolluzer wird uns da präsentiert....ich fasse es nicht, und was hat der mutige Junge mit sage und schreibe 19 Jährchen so 1989 herum gleich alles gemacht HAAAAAAAAAAAAAAAa

Rainer-Maria und sowas steht in der Liste da......köstlich, ne ist das köstlich.
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon augenzeuge » 10. November 2015, 22:32

Edelknabe hat geschrieben:....ich fasse es nicht, und was hat der mutige Junge mit sage und schreibe 19 Jährchen so 1989 herum gleich alles gemacht HAAAAAAAAAAAAAAAa


Ich weiß manchmal nicht, was ich von dir halten soll. Du stellst 19jährige immer ein wenig dusselig hin. Und lesen kannst du auch nicht richtig...
...hatte Frank Ebert durch seine ältere Schwester Bettina früh Kontakt zu oppositionellen Gruppen.


Auch wenn du anders warst, schau mal übern Tellerrand, da gab es einige, die sich politisch betätigt haben und nicht nur das Kindermachen im Kopp hatten. Mit Leuten deiner Denkweise hätte auch keineWende gegeben, das weißt du. Und nochmal, es war die Jugend, nicht die über 40jährigen, die '89 viel in die Hand genommen haben.
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Interessierter » 24. November 2015, 13:14

Katrin Eigenfeld

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geboren 1946 in Halle (Saale)


In Katrin Eigenfelds Familie gab es bereits eine Widerstandstradition aus der Zeit des Nationalsozialismus, die für ihr späteres Engagement richtungsweisend wurde. So war ihr Großvater Walter Gabriel einer der Mitbegründer der Bekennenden Kirche und als solcher von Januar 1941 bis Dezember 1942 im KZ Dachau inhaftiert.

Ihre eigene politische Aktivität begann im Jahre 1978. Damals fiel ihr auf, dass trotz der von der DDR offiziell propagierten internationalen Solidarität die nach dem Putsch in Chile in die DDR emigrierten Flüchtlinge zunehmenden Diskriminierungen ausgesetzt waren. Privat nahm sie Kontakt zu ihnen auf und organisierte Paketaktionen nach Chile. Daraufhin setzten bereits Überwachungen durch den Staatssicherheitsdienst ein und bis 1989 ließ die Stasi Katrin Eigenfeld nicht mehr aus den Augen.

Ihr nächstes Betätigungsfeld fand Katrin Eigenfeld im Bereich der Offenen Jugendarbeit in Halle-Neustadt, wo sie sich zunehmend politisierte und radikalisierte. Die Arbeit mit jugendlichen Aussteigern aus der Gesellschaft führte zu massiven Konflikten mit der Kirchenleitung auf der einen und der Stasi auf der anderen Seite. Als sie anlässlich des Weltfriedenstages 1983 einen Friedensmarsch plante, wurde dies Anlass zur Verhaftung. Am 31. August 1983 brachte man sie unter dem Vorwurf der „staatsfeindlichen Hetze“ zur Untersuchungshaft in den sogenannten Roten Ochsen in Halle. Am 11. November 1983 wurde sie entlassen, nicht zuletzt weil sich Martin Niemöller, Bischof Kurt Scharf, Petra Kelly und Otto Schily bei Erich Honecker für sie eingesetzt hatten und Amnesty International auf ihren Fall hinwies.

Nachdem die sozialdiakonische Jugendarbeit in Halle-Neustadt vom MfS weitestgehend zerschlagen worden war, fand Katrin Eigenfeld ihr neues politisches Betätigungsfeld bei den Frauen für den Frieden in Halle. Sie wurde eine der zentralen Figuren dieser Gruppe, innerhalb derer sie neue Erfahrungen sammelte, die ihr halfen, ihre Identität als Frau zu finden und gezielte Aktionen durchzuführen, wie z. B. die Aktion Fasten für das Leben, Frauenklagegottesdienste oder die Unterstützung von Frauen, deren Männer als Wehrdienstverweigerer inhaftiert waren. Im Dezember 1986 schloss sie sich der Initiative Frieden und Menschenrechte an.

Im Herbst 1989 gehörte Katrin Eigenfeld zu den Erstunterzeichnerinnen des Aufrufs des Neuen Forums und wurde daraufhin in der Nacht zum 7. Oktober 1989 erneut verhaftet. Bei den Montagsdemonstrationen in Halle stand sie in vorderster Reihe: Sie organisierte und hielt erste Reden. In den unterschiedlichsten Gremien, Initiativgruppen und Ausschüssen aktiv, kandidierte sie später zur Volkskammer- und zur Kommunalwahl für das Neue Forum. Von Mai 1990 bis Dezember 1994 gehörte sie als Vertreterin des Neuen Forums zur Fraktion Bündnis 90/Grüne im Stadtparlament Halle und arbeitete beim Unabhängigen Umweltinstitut in Halle. 1994 zog sie mit ihrem neuen Ehemann nach Rügen, wo sie bis heute lebt.

http://revolution89.de/?PID=static,Zeit ... de#forward

Auch hier schon 1978 erkennbar, die Fremdenfeindlichkeit in der DDR.
Interessierter
 

Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Zicke » 24. November 2015, 14:48

Interessierter hat geschrieben:Auch hier schon 1978 erkennbar, die Fremdenfeindlichkeit in der DDR.

Die ganz andere Beziehung

Chile und die DDR Diese Solidarität musste niemand anordnen

Bereits seit Herbst 1973 gibt es immer wieder aufwändige Solidaritätskampagnen für den inhaftierten KP-Generalsekretär. Als Luis Corvalán schließlich im Dezember 1976 im Austausch gegen einen sowjetischen Dissidenten freikommt, wird das als "Sieg der Kräfte des Fortschritts" und Beispiel von "moralischer Größe" gefeiert, "das unsere Jugend zu immer größeren Taten für Frieden und Sozialismus, für die allseitige Stärkung unserer sozialistischen DDR anspornt". Vom Gefangenenaustausch kein Wort, zumindest nicht in der Öffentlichkeit.

Die materielle Hilfe für die Familien der Emigranten ist - gemessen am DDR-Lebensstandard - erheblich und führt mitunter bei der Bevölkerung zu leisem Unmut, wenn die lang ersehnte Neubauwohnung an Chilenen vergeben wird. Dennoch ist und bleibt Chile omnipräsentes Symbol antifaschistischer Solidarität: kaum eine offizielle Veranstaltung ohne chilenische Emigranten; Schulen, Kasernen oder Genossenschaften erhalten die Namen von Allende, Neruda oder Victor Jara. Dass es "eine Herzenssache für Millionen DDR-Bürger" war - so 1998 die PDS in einer Erklärung zum 25. Jahrestag des Putsches - mag übertrieben sein, aber Sympathie für den chilenischen Widerstand und Bereitschaft, die verfolgten und oft gefolterten Menschen zu unterstützen, ist bei einer Mehrheit in der DDR tatsächlich vorhanden. Solidarität muss in diesem Fall nicht dekretiert werden.


https://www.freitag.de

wie man mit bekommt hast du nicht nur von Schwibbögen keine Ahnung
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Volker Zottmann » 24. November 2015, 15:36

Warum nur, @Zicke, soll der @Interessierter nun wieder keine Ahnung haben?

Natürlich war die Solidarität mit Chile zuerst mal "zwangsverordnet". Denn da niemand aus der DDR frei nach Chile reisen konnte, war vielen doch nicht mal die genaue Lage Chiles bekannt. Chile hätte also keinen interessiert.
Fakt 2 ist, dass die PDS mehr als übertreibt, ja spinnt. Ich kenne keinen, der auf diese Solidarität verpicht war.
Und drittens stimmt aber der Artikel wieder, dass sich kaum ein DDR-Bürger, soweit er mit Chilenen in Kontakt kam, sich diesen verwehrt hätte, noch hätte er es an (verordneter) Solidarität mangeln lassen.

Was war denn anders in Leipzig?

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon karnak » 24. November 2015, 15:48

Interessierter hat geschrieben:Katrin Eigenfeld

Bild
geboren 1946 in Halle (Saale)


In Katrin Eigenfelds Familie gab es bereits eine Widerstandstradition aus der Zeit des Nationalsozialismus, die für ihr späteres Engagement richtungsweisend wurde. So war ihr Großvater Walter Gabriel einer der Mitbegründer der Bekennenden Kirche und als solcher von Januar 1941 bis Dezember 1942 im KZ Dachau inhaftiert.

Ihre eigene politische Aktivität begann im Jahre 1978. Damals fiel ihr auf, dass trotz der von der DDR offiziell propagierten internationalen Solidarität die nach dem Putsch in Chile in die DDR emigrierten Flüchtlinge zunehmenden Diskriminierungen ausgesetzt waren. Privat nahm sie Kontakt zu ihnen auf und organisierte Paketaktionen nach Chile. Daraufhin setzten bereits Überwachungen durch den Staatssicherheitsdienst ein und bis 1989 ließ die Stasi Katrin Eigenfeld nicht mehr aus den Augen.

Ihr nächstes Betätigungsfeld fand Katrin Eigenfeld im Bereich der Offenen Jugendarbeit in Halle-Neustadt, wo sie sich zunehmend politisierte und radikalisierte. Die Arbeit mit jugendlichen Aussteigern aus der Gesellschaft führte zu massiven Konflikten mit der Kirchenleitung auf der einen und der Stasi auf der anderen Seite. Als sie anlässlich des Weltfriedenstages 1983 einen Friedensmarsch plante, wurde dies Anlass zur Verhaftung. Am 31. August 1983 brachte man sie unter dem Vorwurf der „staatsfeindlichen Hetze“ zur Untersuchungshaft in den sogenannten Roten Ochsen in Halle. Am 11. November 1983 wurde sie entlassen, nicht zuletzt weil sich Martin Niemöller, Bischof Kurt Scharf, Petra Kelly und Otto Schily bei Erich Honecker für sie eingesetzt hatten und Amnesty International auf ihren Fall hinwies.

Nachdem die sozialdiakonische Jugendarbeit in Halle-Neustadt vom MfS weitestgehend zerschlagen worden war, fand Katrin Eigenfeld ihr neues politisches Betätigungsfeld bei den Frauen für den Frieden in Halle. Sie wurde eine der zentralen Figuren dieser Gruppe, innerhalb derer sie neue Erfahrungen sammelte, die ihr halfen, ihre Identität als Frau zu finden und gezielte Aktionen durchzuführen, wie z. B. die Aktion Fasten für das Leben, Frauenklagegottesdienste oder die Unterstützung von Frauen, deren Männer als Wehrdienstverweigerer inhaftiert waren. Im Dezember 1986 schloss sie sich der Initiative Frieden und Menschenrechte an.

Im Herbst 1989 gehörte Katrin Eigenfeld zu den Erstunterzeichnerinnen des Aufrufs des Neuen Forums und wurde daraufhin in der Nacht zum 7. Oktober 1989 erneut verhaftet. Bei den Montagsdemonstrationen in Halle stand sie in vorderster Reihe: Sie organisierte und hielt erste Reden. In den unterschiedlichsten Gremien, Initiativgruppen und Ausschüssen aktiv, kandidierte sie später zur Volkskammer- und zur Kommunalwahl für das Neue Forum. Von Mai 1990 bis Dezember 1994 gehörte sie als Vertreterin des Neuen Forums zur Fraktion Bündnis 90/Grüne im Stadtparlament Halle und arbeitete beim Unabhängigen Umweltinstitut in Halle. 1994 zog sie mit ihrem neuen Ehemann nach Rügen, wo sie bis heute lebt.

http://revolution89.de/?PID=static,Zeit ... de#forward

Auch hier schon 1978 erkennbar, die Fremdenfeindlichkeit in der DDR.

Das man es in der DDR staatlicherseits nicht wirklich "mochte" wenn jemand privat Solidarität und Kontakt zu irgendeinem Ausländer suchte und fand bleibt unbestritten, es war eine der vielen Meisen die man hatte.Was der guten Frau aber "aufgefallen" ist hinsichtlich zunehmender Diskriminierung von in der DDR lebender Chilenen, dass würde mich schon interessieren.
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Volker Zottmann » 24. November 2015, 16:21

..hinsichtlich zunehmender Diskriminierung von in der DDR lebender Chilenen, dass würde mich schon interessieren. Mich auch Kristian.

Nur kann es keiner dem Wilfried anhängen, wenn die Karin Eigenfeld da so empfand.
In Eines kann ich mich aber reinversetzen:
Wenn sie rein privat Solidarität mit Chilenen übte, dadurch in den Stasifocus kam, dann hat sie auch zwangsläufig im Einzelfall mehr zu sagen, als wir annehmen können. Sie kann durch persönliche Gespräche ganz andere differenzierte Erlebnisse gespeichert haben, die sie nun allerdings schlechter Weise verallgemeinert.

Mal ein anders Beispiel. mir sind einige Russen und Schwarzafrikaner in meinem Wohnumfeld untergekommen und ich erlebte diese Menschen, jeden einzeln bei uns zu Hause, da sie meine Mutter betreuend über die Urania, auch mal bei uns zu Hause anschleppte. Mir wäre nie in den Sinn gekommen über diese irgendwann abfällig zu reden.
Anders geschah es doch aber in der Schule. Wir alle waren stets von Ausländern weitestgehend isoliert. Wenn dann mal ein Farbiger über dieStraße ging war der "die Rolle Dachpappe". Glaube mal keiner, dass die das nie mitbekamen...

Wenn man mit Ausländern, egal woher, zu tun bekommt, merkt man erst, dass diese zwar oft anders als wir sind, aber doch keineswegs schlechter.
Die DDR züchtete somit ungewollt eine gewisse "Ausländerfeindlichkeit", weil sie uns isolierte. Viele haben schlichtweg Angst verspürt vor der nun offenen Welt.

Gruß Volker
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2015, 16:27

Zicke hat geschrieben:Chile und die DDR Diese Solidarität musste niemand anordnen


Sorry, Zicke, aber das ist Nonsens. Es gab politisch nichts in der DDR, was nicht angeordnet wurde! Schon gar nicht, die Solidarität zu einem Land am anderen Ende der Welt, welches kein DDR Bürger je zuvor gesehen hatte. Wo sollte denn die Beziehung herkommen?
Hier ist die Bevölkerung ebenso heiß gemacht worden, wie später bei anderen Dingen aus. Keine Mehrheit ist freiwillig zu einer Demo gegangen, wenn diese nicht im Betrieb als obligatorischer "Beitrag" ausgewiesen worden wäre....

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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon karnak » 24. November 2015, 16:54

Volker Zottmann hat geschrieben:..hinsichtlich zunehmender Diskriminierung von in der DDR lebender Chilenen, dass würde mich schon interessieren. Mich auch Kristian.

Nur kann es keiner dem Wilfried anhängen, wenn die Karin Eigenfeld da so empfand.

Dem hänge ich das auch nicht an. Nebenbei gesagt habe ich da manchmal das Gefühl,so manch einer leidet da unter Verfolgungswahn. [flash]
Wenn überhaupt würde ich der Karin Eigenfeld oder der Artikelschreiberin etwas anhängen.Aber auch das ist nicht meine Absicht,ich stelle nur, fest und wie gesagt mich würde interessieren in welchem Zusammenhängen sie diese Diskriminierung festgestellt haben will.Denn von Feststellungen ist die Rede und nicht von Empfindungen.
Und natürlich weiß ich als "gelernter DDR -Bürger"auch was sie in Wirklichkeit zu ihrer Hilfe und Unterstützung für Bürger des westlichen Auslandes getrieben hat. Für einen DDR-Bürger hatte es fast etwas exotisches wenn man zu solchen Kontakt und Verbindungen hatte. Und das noch viel mehr wenn man die DDR nicht mochte.
Ich bin einfach zu alt geworden und ich war zu lange DDR-Bürger als das man mir solche Geschichten mit einem anderen Hintergrund verkaufen kann. [grin]
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2015, 17:07

karnak hat geschrieben: Für einen DDR-Bürger hatte es fast etwas exotisches wenn man zu solchen Kontakt und Verbindungen hatte. Und das noch viel mehr wenn man die DDR nicht mochte.


Genau so!! [grins]
Was denkst du mit welchen exotischen Ländern ich Kontakt hatte...... [flash] Dabei ging es mir nur um die Sprache. [blush]
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon Rei » 24. November 2015, 17:11

augenzeuge hat geschrieben:
Zicke hat geschrieben:Chile und die DDR Diese Solidarität musste niemand anordnen


Sorry, Zicke, aber das ist Nonsens. Es gab politisch nichts in der DDR, was nicht angeordnet wurde! Schon gar nicht, die Solidarität zu einem Land am anderen Ende der Welt, welches kein DDR Bürger je zuvor gesehen hatte. Wo sollte denn die Beziehung herkommen?
Hier ist die Bevölkerung ebenso heiß gemacht worden, wie später bei anderen Dingen aus. Keine Mehrheit ist freiwillig zu einer Demo gegangen, wenn diese nicht im Betrieb als obligatorischer "Beitrag" ausgewiesen worden wäre....

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Ob Du damit Recht hast,das keine Mehrheit freiwillig zu einer Demo gegangen ist,bezweifle ich mal.Es kommt bestimmt auf das Jahr an.
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Re: Gesichter der " Friedlichen Revolution 1989/1990 "

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2015, 17:15

Rei hat geschrieben:Ob Du damit Recht hast,das keine Mehrheit freiwillig zu einer Demo gegangen ist,bezweifle ich mal.Es kommt bestimmt auf das Jahr an.
Ich kenne eigentlich nur den 1.Mai.
Rei


Ok, natürlich vor 1989... [flash]
Ansonsten kenne ich keinen, der froh war am 1.5. mit ner Fahne oder Losung, die er vom Organisator des Betriebes bekam, zu marschieren und den Ordensträgern zuzuwinken. [grins]
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