von Dille » 18. Mai 2015, 20:41
Muß ich nochmals auf die klare Fragestellung hinweisen, die da NICHT lautete, ob sich eine Nation auf Dauer teilen ließe, sondern ob man VOR 1989 an eine Wende zu SEINEN LEBZEITEN geglaubt hat !
Ich hätte die Frage auch mit "ja" beantworten können, wenn sie lauten würde, ob man an eine Wende hin zu einem vereinigten Deutschland glaubte, in einer Zukunft, nicht aber zu meinen Lebzeiten. Und ich weiß mich da auch einig mit meinen Eltern, die immer sagten "..wir erleben das nicht mehr..".
Und es soll mir doch keiner erzählen, er hätte 1985 geglaubt, daß aus dem vergreisten Politbüro der KPdSU irgendwer anderes Generalsekretär hätte werden können als der Zweit- Älteste, dem dann der "Friedens- Kundschafter" Rupp gut zureden mußte, daß die Nato nicht gerade dabei war, ihre Atomraketen auf Moskau abzuschießen.
Nee Leute, wirtschaftliche Probleme gut und schön, aber man darf natürlich einerseits nicht immer die Skrupellosigkeit des Systems beschwören und dann andererseits glauben machen wollen, daß die wirtschaftlichen Probleme und der Lebensstandard die Machthaber irgendwie in Richtung Zugeständnisse bewegt hätten. Sicherlich war Gorbatschow da eine andere Denkschule (als Nicht- Zweitätester), ihm und Schewardnadse nehme ich mal ab, daß sie weiter als ihre reine Machterhaltung geschaut haben.
Und für mich gibt es auch keinen Zweifel : alle DDR- Politiker und -Militärs, die heute ihre "Gewaltlosigkeit" wie eine Monstranz vor sich her tragen würden heute stolz ihre Orden und Medaillen präsentieren, hätten sie nämlich im Herbst 1989 den Rückhalt der 500.000 Mann Rote Armee bzw. deren Befehlshaber gehabt, um den "Konterrevolutionären Spuk" hinwegzufegen.
Also -- die Zeit war vielleicht reif, die Leute waren mutig --- aber ohne die Randbedingungen in/ aus Moskau würden wir hier nicht gemeinsam diskutieren können, hätte es keine Wende gegeben --- und ja @Interessierter, es wäre natürlich auch wirtschaftlich in der DDR weitergegangen, der Abstand zum Westen wäre sicherlich größer geworden, man hätte "Vollbeschäftigung" dort, Ikea und Quelle würde dort fertigen lassen (die DDR böte Kosten unter denen von Indien), von der Bundesrepublik würden jährlich höhere Transitpauschalen verlangt und gezahlt (der ungehinderte Zugang nach West- Berlin war schließlich 'ne heilige Kuh), und nicht zu vergessen, alle jene, die heute große Töne spucken, würden weiterhin Schnaps, Zigaretten im Intershop kaufen und wegen ein paar Cent Ersparnis im Intertank tanken. Hört mir auf mit dieser Scheinheiligekeit -- auch so hat diese DDR überlebt und würde weiter überleben !
Gruß, Dille