Der Glanz der Glibber ? Die Gedankenwelt der DDR-Jugend vor der Wende

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Der Glanz der Glibber ? Die Gedankenwelt der DDR-Jugend vor der Wende

Beitragvon Berliner » 15. Juli 2010, 05:47

ich habe die Frau im Clip nicht verstanden, aber die Worte im Betreff so wiedergeben, wie ich sie hoerte. [flash]

Der Clip geht um die Beweggruende der jungen Menschen damals, die die DDR in die Wende hineinbegleiteten.

Wollten sie wirklich nur Wohlstand, oder gab es tiefere Motiven ? Ist es tatsaechlich der Fall, wie die Frau behauptet, dass sie nicht wussten was sie taten ? [ich auch]

Dieser Beitrag lehnt sich an einem anderen sehr gutem Beitrag, vielleicht steuert noch jemand einen Clip bei. Schauen wir mal, was daraus wird...

Berliner [hallo]


Quelle: Das war die DDR, Kapitel 1: Ich war Buerger der DDR
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Re: Der Glanz der Glibber ? Die Gedankenwelt der DDR-Jugend vor der Wende

Beitragvon Danny_1000 » 21. Juli 2010, 06:59

Hallo Duane,

ich denke mal, die alte Dame hat schon mit manchen Behauptungen recht. Den Jugendlichen ging es in der DDR wirklich nicht schlecht, solange man sich an die „Spielregeln“ (also politisch konform) hielt. Die sozialen Sicherheiten hatten die Menschen in der DDR.

Aber die jungen Leute (nicht nur die) hatten darüber hinaus Sehnsucht nach westlichem Konsum und Reisefreiheit (Glanz und Glibber). Im damals Verbotenem lag also der Reiz.

Viele von den jungen Leuten glaubten damals: Es ist beides möglich: Die absolute soziale Absicherung durch den Staat und nahezu unbegrenzte persönliche Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten.

Dass viele von den jungen Leuten nicht wussten, was sie taten, würde ich so extrem nicht formulieren. Sie konnten es ja gar nicht wissen, weil der DDR- Staat ihnen keine Möglichkeit gab, das andere System wirklich kennen zu lernen und es zu erfahren.

Die tieferen Motive, nach denen du vielleicht fragst (mehr Demokratie, Meinungsfreiheit und….) spielten sicher nicht die Hauptrolle.

Einen netten Gruß
Daniel
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dafür einsetzen, dass du es sagen darfst !
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Re: Der Glanz der Glibber ? Die Gedankenwelt der DDR-Jugend vor der Wende

Beitragvon 17.Juni » 21. Juli 2010, 13:14

Hallo,

als Jahrgang `54 habe ich ja die gute alte Jugendzeit in der DDR sehr bewußt miterlebt und durchlebt. Ich möchte diese Thematik mal unter dem menschlichen Aspekt der Erziehung der Jugend in der damaligen DDR betrachten !
Aus heutiger Sicht bin ich froh darüber keinen grenzenlosen Materialismus miterlebt zu haben der ja bekanntlich sehr früh in den Schulen anfängt und sich auch auf das Elternhaus überträgt. Weiterhin bin ich dankbar dafür dass meine Eltern Zeit für mich hatten und das nicht nur erst Abends ab 18:00 Uhr abends. Dass eine Freizeitbeschäftigung, dazu noch sehr preiswert vorhanden war und angeboten wurde. Und wenn man sich mal die Gebote der Jungpioniere durchliest und sich dann mal die 10 Gebote der Kirche betrachtet, wird man sicherlich einige Parallelen finden.Somit war es möglich die Jugendzeit bis zu einem Alter unbeschwert zu geniesen, in dem noch kein Nachdenken über die Politik der ehemaligen DDR in meinem Kopf stattgefunden hat.
Mit Beginn dieses Prozesses standen ja auch der DDR Jugend begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung, die sie auch aktiv nutzte um sich zu informieren. Es wurde für die Jugend sehr viel getan - natürlich nicht ganz ohne Eigennutz des Staates - ,aber betrachtet man die heutigen Werte die der kommenden Jugend "vermittelt" werden, so sucht man vergebens nach einem Miteinander, Achtung vor dem Alter oder um es mal ganz kurz auszudrücken nach vermittelten menschlichen Werten. Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben, und somit ist auch die Jugend in der ehemaligen DDR mit ihren Aufgaben gewachsen, nicht zuletz durch eine sehr kritische Haltung gegenüber der Politik des Staates, weil sie eben "gesehen" hat, welche Möglichkeiten noch bestehen um sein Ziel im Leben zu erreichen. Menschlich gesehen, war und ist diese Erziehung nicht die schlechteste gewesen, dass mußten auch neidvoll Politiker jenseits der ehemaligen Grenze schon anerkennen.
Trotz eines großen Einflusses der Kirchen - ganz besonders hier in Baden-Württemberg- wird diese Zeit immer mehr duch ein"Ich Denken" und hohen materiellen Anspruch geprägt. Wer das schon sehr früh mit in die Wiege gelegt bekommt, wird es dann auch im späteren Alter kaum ablegen bzw.seinem Character ändern. Und nicht zuletzt deshalb sagt man von vielen "Ossis", die hier im "Westen" tätig sind, dass sie eine große menschliche Wärme mitbringen. Und das kommt ja nicht von ungefähr !
Es ist sicherlich viel durch Geld und Besitztum zu erreichen, aber, und da ist es wieder, dass aber, verkörpern diese materiellen und auch alle ideellen Werte immer Menschen die durch diese Zeit geprägt wurden und in dieser Zeit erzogen sind. Die Umsetzung und Anwendung dieser Dinge kann nicht nur immer im Kopf geschehen, sondern auch unser Herz sollte sich daran viel öfter beteiligen.

In diesem Sinne, der
17.JUni
17.Juni
 

Re: Der Glanz der Glibber ? Die Gedankenwelt der DDR-Jugend vor der Wende

Beitragvon Luchs » 21. Juli 2010, 14:10

Hi Ulli,

wenn man das Leben in beiden deutschen Staaten miteinander vergleicht, kann man nicht Das Leben in der DDR mit dem in der Bundesrepublik von heute vergleichen. Dieser Vergleich hinkt.
17.Juni hat geschrieben:Hallo,

als Jahrgang `54 habe ich ja die gute alte Jugendzeit in der DDR sehr bewußt miterlebt und durchlebt. Aus heutiger Sicht bin ich froh darüber keinen grenzenlosen Materialismus miterlebt zu haben der ja bekanntlich sehr früh in den Schulen anfängt und sich auch auf das Elternhaus überträgt.
...

Den von dir beschriebenen grenzenlosen Materialismus gab es auch bei uns nicht so, wie er heute vorzufinden ist. Natürlich gab es bei uns Dinge zu kaufen, die es in der DDR nicht gab, natürlich hatte man dann auch solche Dinge. Es gab die ja, aber von grenzenlosem Materialismus kann man dann nicht sprechen.

Bis vor einem Jahr hielt ich u. a. Computerunterricht in allgemeinbildenden Schulen (Grundschule bis Klasse 4, Gymnasium Klassen 5 und 6 und Förderzentrum Klassen 1 bis 10). Das die Schüler sehr materialistisch eingestellt waren kann ich nicht bestätigen.
17.Juni hat geschrieben:...
Weiterhin bin ich Dankbar dafür dass meine Eltern Zeit für mich hatten und das nicht nur erst Abends ab 18:00 UHr. Dass eine Freizeitbeschäftigung, dazu noch sehr preiswert vorhanden war und angeboten wurde. Und wenn man sich mal die Gebote der Jungpioniere durchliest und sich dann mal die 10 Gebote der Kirche betrachtet, wird sicherlich einige Parallelen finden.Somit war es möglich die Jugendzeit bis zu einem Alter unbeschwert zu geniesen, in dem noch kein Nachdenken über die Politik der ehemaligen DDR in meinem Kopf stattgefunden hat.
Mit Beginn dieses Prozesses standen ja auch der DDR Jugend begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung, die sie auch aktiv nutze um sich zu informieren. Es wurde für die Jugend sehr viel getan - natürlich nicht ganz ohne Eigennutz des Staates - ,...

Das Eltern sich um ihre Kinder kümmern liegt in erster Linie an den Eltern. Heutzutage sind so viele Eltern arbeitslos, die sollten sich vollschichtig um ihre Kinder kümmern können. Die Frage ist doch, warum sie das nicht tun?

Die Jugendorganisationen der DDR vergleiche ich immer ein wenig mit den Jugendorganisationen der Nazis. Hier hatte der Staat, wie du ja auch geschrieben hattest, sehr früh die Möglichkeit, die Jugend "gleich zuschalten".

Den Vergleich der Gebote der Jungpioniere kann ich nicht mit den 10 Geboten der christlichen Kirchen vergleichen, weil ich sie nicht kenne. Einige Gebote der Kirche sind mir nun auch nicht mehr so geläufig. Aber ich werde sie mir gleich mal durchlesen. Auch die der Jungpioniere. Aber es ist eine Tatsache, dass, zumindest in meiner Gegend, kaum ein Jugendlicher freiwillig zur Konfirmation gegangen ist. Es war halt so, dass man sich konfirmieren ließ, aber der Pastor musste schon einen gewissen Druck auf uns ausüben, dass wir uns wenigstens jeden 2. Sonntag zum Gottesdienst einfanden.
17.Juni hat geschrieben:...
aber betrachtet man die heutigen Werte die der kommenden Jugend "vermittelt" werden, so sucht man vergebens nach einem Miteinander, Achtung vor dem Alter oder um es mal ganz kurz auszudrücken nach vermittelten menschlichen Werten. Trotz eines großen Einflusses der Kirchen - ganz besonders hier in Baden-Württemberg- wird diese Zeit immer mehr duch ein"Ich Denken" und hohen materiellen Anspruch geprägt. Wer das schon sehr früh mit in die Wiege gelegt bekommt, wird es dann auch im späteren Alter kaum ablegen bzw.seinem Character ändern.
Und nicht zuletzt deshalb sagt man von vielen "Ossis", die hier im "Westen" tätig sind, dass sie eine große menschliche Wärme mitbringen. Und das kommt ja nicht von ungefähr !
Es ist sicherlich viel durch Geld und Besitztum zu erreichen, aber, und da ist es wieder, dass aber, verkörpern diese materiellen und auch alle ideellen Werte immer Menschen die durch diese Zeit geprägt wurden und in dieser Zeit erzogen sind. Die Umsetzung und Anwendung dieser Dinge kann nicht nur immer im Kopf geschehen, sondern auch unser Herz sollte sich daran viel öfter beteiligen.

In diesem Sinne, der
17.JUni

Es geht also in deinem Beitrag um die heutige Zeit
Wie du schreibst, handelt es sich um die heutige Zeit, wo es so ist, wie du geschrieben hattest. Eine Zeit, die geprägt wird von Menschen aus beiden deutschen Staaten. Und das unsere Kinder so sind, wie sie sind.

Das ist aber kein Problem der heutigen Zeit. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass meine Oma oft sagte: "... die Jugend von heute ...". Ich habe diesen Satz gehasst. Hat doch gerade die Generation meiner Oma, als Jugendliche und junge Erwachsene, einen der größten Verbrecher der Weltgeschichte gehuldigt.

Aber haben wir nun das Recht, die Jugend von heute für ihre Jugendzeit zu tadeln? Wir haben sie doch selbst erzogen. Die Welt hat sich weiterentwickelt. Heute gibt es, ich schreib mal "Spielzeug", die es zu unserer Jugendzeit nicht gab. Hätten wir diese Dinge nicht auch gehabt, wenn es sie gegeben hätte?

Meine Frau (hat immer in der DDR gelebt) erzählt mir oft, wie es war, als sie eine Westjeans bekommen hatte. Wäre sie nicht so "materialistisch" eingestellt gewesen, hätte sie die nicht beachtet. Nein, es war sogar ein gewisser Stolz dabei, die Hose zu präsentieren.
Viele Grüße [hallo]
Micha
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Re: Der Glanz der Glibber ? Die Gedankenwelt der DDR-Jugend vor der Wende

Beitragvon Stabsfähnrich » 21. Juli 2010, 15:09

Welcher Materialismus ist gemeint? Der Ontologische, der Historische oder der Ethische?
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Re: Der Glanz der Glibber ? Die Gedankenwelt der DDR-Jugend vor der Wende

Beitragvon Berliner » 22. Juli 2010, 03:03

Hallo Uwe, [knuddel]

ABV hat geschrieben:Ich habe meine Jugendzeit in der DDR erlebt. Aus heutiger Sicht waren es unbeschwerte Jahre. Im Jahre 1992 war ich in Nordrhein-Westfalen, zu einem so genannten Beamtenaustausch. Die Kollegen dort wollten mir eine Freude machen und zeigten mir eine Diskothek. Der Kontext war, so etwas hab es ja bei euch in der DDR bestimmt nicht. Groß war das Erstaunen, als ich ihnen mitteilte, dass bei uns jedes größere Dorf eine Disco hatte. Dort wurde nur, bis auf ganz wenige Ausnahmen, die Hits aus dem "Westen" gespielt. Offiziell gab es wohl eine Quote von 70 Prozent DDR-Musik und 30 Prozent "Westmusik". Aber daran hat sich nie ein DJ gehalten. Die einzige Ausnahme die ich erlebt hatte war ein Abend im Jahre 1982. Dort musste wohl ein DJ seine Prüfung ablegen, so dass nicht nur Gäste im Saal waren. Die Jugendlichen verließen demonstrativ die Tanzfläche wenn ein Titel einer DDR-Band gespielt wurde. DDR-Gruppen wurden meist belächelt, kaum jemand hatte einen DDR-Titel auf seinem Kassettenrekorder gespeichert. Die Ausnahmen bildeten solche Gruppen wie Puhdys, Karat und Silly. Musikalische Trends wie die "Neue Deutsche Welle" waren auch in der DDR bekannt, die Titel wurden nicht nur in der Disco, sondern auch im Rundfunk, rauf und runter gespielt. Der Berliner Rundfunk sendete jeden Abend ab 16:00 Uhr die Sendung " DT 64-Das Jugendradio" mit dem Moderator Hanjo Hanisch. Neben viel Musik wurden auch jugendtypische Themen behandelt. Auf Propaganda verzichtete man, nach meiner Erinnerung, weitestgehend.
Die Jugend der DDR orientierte sich nicht nur musikalisch oder in der Mode, sondern auch in der sonstigen Gedankenwelt stark an die BRD. Dabei wurden sehr oft auch unkritisch Dinge miteinander verglichen, die absolut nicht vergleichbar waren. Woher sollte man aber auch wissen, dass auch im Westen nicht alles Gold war, was glänzte? Eine wirkliche Meinung kann sich nur der bilden, der die Dinge auch vor Ort erleben kann. Und gerade das war den meisten Jugendlichen in der DDR nun einmal verwehrt gewesen.


ich wollte Dir erst dafuer danken, dass Du die Zeit genommen hast.

Gab es zu dieser Zeit auch jugendliche, die sich fest an die Ideale der DDR gehalten haben ? Immerhin waren viele Aspekte des Sozialismus, zumindest augenscheinlich sehr gut und nobel...

Oder waren die Zeiten so, dass er keiner mehr Idealisten gab ?

Danny_1000 hat geschrieben:ich denke mal, die alte Dame hat schon mit manchen Behauptungen recht. Den Jugendlichen ging es in der DDR wirklich nicht schlecht, solange man sich an die „Spielregeln“ (also politisch konform) hielt. Die sozialen Sicherheiten hatten die Menschen in der DDR.

Aber die jungen Leute (nicht nur die) hatten darüber hinaus Sehnsucht nach westlichem Konsum und Reisefreiheit (Glanz und Glibber). Im damals Verbotenem lag also der Reiz.

Viele von den jungen Leuten glaubten damals: Es ist beides möglich: Die absolute soziale Absicherung durch den Staat und nahezu unbegrenzte persönliche Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten.

Dass viele von den jungen Leuten nicht wussten, was sie taten, würde ich so extrem nicht formulieren. Sie konnten es ja gar nicht wissen, weil der DDR- Staat ihnen keine Möglichkeit gab, das andere System wirklich kennen zu lernen und es zu erfahren.

Die tieferen Motive, nach denen du vielleicht fragst (mehr Demokratie, Meinungsfreiheit und….) spielten sicher nicht die Hauptrolle.


Hallo Daniel, vielen Dank. [knuddel]

In Dokufilmen wird oft behauptet, dass ein Grossteil der Demonstranten im Herbst 1989 sich aus jugendlichen bildete. Gab es jugendliche, die politsch "aktiver" waren als andere, oder sogar welche die tatsaechlich voraengig die Ideen der Demokratie und Selbstbestimmung erfasst hatten ?

Stabsfähnrich hat geschrieben:Welcher Materialismus ist gemeint? Der Ontologische, der Historische oder der Ethische?


Hallo Chris, [knuddel]

ich denke solche tiefsinnige Ideen diskutiert man am Besten ueber ein Bier, wie waere's ? [ich auch]

Nochmals vielen Dank fuer die ausfuehrlichen Antworten ! [hallo]
Duane
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Re: Der Glanz der Glibber ? Die Gedankenwelt der DDR-Jugend vor der Wende

Beitragvon Danny_1000 » 22. Juli 2010, 06:56

Berliner hat geschrieben:....Hallo Daniel, vielen Dank. [knuddel]

In Dokufilmen wird oft behauptet, dass ein Grossteil der Demonstranten im Herbst 1989 sich aus jugendlichen bildete. Gab es jugendliche, die politsch "aktiver" waren als andere, oder sogar welche die tatsaechlich voraengig die Ideen der Demokratie und Selbstbestimmung erfasst hatten ?......
Duane


Hi Duane,

ich denke mal, dass die Zusammensetzung der Demonstrationen im wesentlichen dem Querschnitt der DDR- Bevölkerung entsprach. Die Unzufriedenheit mit den Verhältnissen zog sich ja auch durch fast alle gesellschaftlichen Gruppen in der DDR.

Sicherlich gab es auch unter den jungen Leuten einige Wenige, welche die politische Tragweite der anstehenden Veränderungen in der DDR erfassten und das auch aussprachen. Das waren aber Ausnahmen.

Ganz anders sah das aber bei der Ausreisewelle aus der DDR (ab Sommer 1989) aus. Hier waren es überwiegend junge Leute, welche die DDR verließen. Einige der Motive dafür nannte ich ja schon. Mir persönlich tat das damals schon weh, weil auch aus meinem Arbeitsbereich damals ein guter Kollege für ein besseres Leben in den Westen ging.

Einen netten Gruß
Daniel
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Re: Der Glanz der Glibber ? Die Gedankenwelt der DDR-Jugend vor der Wende

Beitragvon manudave » 22. Juli 2010, 11:43

Bei den Anfangsdemos in Leipzig wurden knapp 600 Personen gezählt.
89 Personen wurden daraufhin anfangs festgenommen - kaum einer war älter als 30 Jahre alt.
Einige der jungen Menschen waren in den Gruppen "Arbeitskreis Gerechtigkeit" und "Initiativgruppe Leben" organisiert. Die hatten sich zum Beispiel zum Ziel gesetzt, Verhaftungen zu dokumentieren und immer wieder anzuprangern.
Einige wurden zu Haftstrafen verurteilt - andere zu Geldstrafen bis 10.000.- Mark.

Erst im Schutz der Masse gesellte sich auch der Querschnitt der Bevölkerung dazu.

Der Mut der Anfangsdemonstranten kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden - man denke an Peking.
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