Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 15. August 2013, 09:07

Friedliche Revolution und Mauerfall 1989 – eine Chronik der Ereignisse

Nachdem sie jahrelang ihren Unmut unterdrückt hatten, kommen viele Menschen in der DDR im Jahr 1989 an einen Punkt, an dem sie genug davon haben, dass das SED-Regime das eigene Volk nicht mehr ernst nimmt. Sie bringen die Mauern der Angst zu Fall und tragen ihren Protest auf die Straße. Im Laufe der Monate entwickeln die Proteste eine Eigendynamik, die den sich abzeichnenden Veränderungsprozess unumkehrbar macht. Der Mut der Menschen erweist sich schließlich als stärker als der Repressionsapparat eines Regimes, das die Zeichen der Zeit bis zum Schluss nicht erkannt hat. Ebenso mutig wie jene Demonstranten, die der Gewalt von Stasi und Polizei durch gewaltfreien Protest trotzten, waren auch diejenigen, die sich nicht mehr damit abfinden wollten, eingesperrt von Mauer und Stacheldraht ihr Dasein zu fristen. Sie wollten die Welt sehen und außerhalb der DDR ein neues, ein freies Leben beginnen. Auch diese „Abstimmung mit den Füßen“ half, die Mauer schließlich nach Jahrzehnten endlich einzureißen. Sowohl in der Bürgerrechtsbewegung als auch in der Ausreisebewegung nutzten die Menschen die historische Chance, die sich durch die von Gorbatschow eingeleiteten Reformen im Ostblock bot, um ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Hier folgt die Chronik eines in der Geschichte beispiellosen Veränderungsprozesses, die unter die Haut geht und aufzeigt, dass mutige Menschen ein ganzes Land verändern können:

http://revolution1989.hypotheses.org/34
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 11. Oktober 2013, 13:30

Hier die Geschichte eines mutigen Straßenbahnfahrers, der bei einer Demo bewies, daß er den berühmten A.... in der Hose hatte und mit einem gekonnten Manöver den Leipziger Demonstranten hal, die Polizeisperre zu überwinden.

"Störer am Brühl"

Der 2. Oktober 1989 ist ein Montag. In Leipzig am Brühl ist die Stimmung aufgeheizt. Tausende Menschen demonstrieren, viele sind nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche auf die Straße geströmt. Immer wieder sind Sprechchöre zu hören. "Demokratie, jetzt oder nie!" skandieren die Menschen. Am Brühl stockt der Zug. Eine Polizeikette versperrt den Weg Richtung Dittrichring. Schild an Schild stehen die Spezialkräfte da, und es scheint kein Durchkommen zu geben. Gewaltbereitschaft liegt in der Luft. Die Menschen in den vorderen Reihen rufen den Polizeikräften zu: "Schämt Euch!" oder "Schließt Euch an!" Man steht sich gegenüber. Doch dann gerät etwas in Bewegung.

Was in Bewegung geriet, kann man hier lesen:
http://www.untoldstories.de/UTS/DE/Home/home_node.html

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon augenzeuge » 11. Oktober 2013, 16:48

Interessierter hat geschrieben:"Störer am Brühl"
" Der Interessierte "


Unglaublich schwach, dass man für die Strassenbahn keine Maßnahme vorbereitet hatte..... [flash]

Der Fahrer wurde nicht verhaftet......?

AZ
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Hausfreund » 11. Oktober 2013, 19:21

augenzeuge hat geschrieben:Unglaublich schwach, dass man für die Strassenbahn keine Maßnahme vorbereitet hatte..... [flash]
Der Fahrer wurde nicht verhaftet......?

Ich denke, daß hier auf beiden Seiten improvisiert wurde, was soll man da planen, Augenzeuge?

Ein Vorgehen gegen den Fahrer war theoretisch sicher möglich, doch dann wäre die Lage vermutlich explodiert, Schußwaffengebrauch usw. Und das war, nach meiner Ansicht, schon nicht mehr möglich. Auch die einfachen Polizisten, Grenzer, Genossen hatten innerlich "fertig".
[hallo]
Ansonsten freue ich mich, daß solche Bilder des politischen Aufruhrs freiheitsliebender Bürger lebendig bleiben.
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon pentium » 11. Oktober 2013, 19:31

Schöne Geschichte.
Hier mal eine zweite oder vieleicht genauere Variante vom MDR.
"Es sind Geschichten wie die des Störers am Brühl: Dieser war Straßenbahnfahrer und am 2. Oktober 1989 am Brühl im Einsatz, als sich dort Montagsdemonstranten und Polizisten in zwei Reihen gegenüberstanden. Die Demonstranten öffneten ihre Reihe, um die Straßenbahn durchzulassen. Die Polizei tat es Ihnen nach, doch der Fahrer trat auf die Bremse und hielt so mit seiner Bahn die Polizeireihe geöffnet, so dass die Demonstranten durch den Bahnwagen hindurch laufen und hinter die Polizisten gelangen konnten."

So steht der 2. Oktober in der Geschichte der Wende.

"Am 2. Oktober zogen bereits 20.000 Personen auf dem Leipziger Ring entlang, vorbei am Hautbahnhof zum Kaufhaus "Konsument". Auf dem Tröndlinring versuchte eine Polizeikette den Demonstrationszug aufzuhalten.
Diese Kette wurde durchbrochen und die Menschen zogen weiter über den Ring vorbei an der Stasi-Bezirksverwaltung, der "Runde Ecke", bis hin zur Thomaskirche. Als die nun noch ca. 2.000 Demonstranten wieder in die Innenstadt zurückkehren wollten, kam es erstmals zum Einsatz von Spezialeinheiten der Polizei mit Hunden und sogenannter Sonderausrüstung (Helm, Schild etc.) - ein in der Stadt Leipzig bis dahin nie gesehener Anblick. Es wurden wieder viele Beteiligte festgenommen."

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon augenzeuge » 11. Oktober 2013, 20:50

Hausfreund hat geschrieben: Ich denke, daß hier auf beiden Seiten improvisiert wurde, was soll man da planen, Augenzeuge?


Z.B. wie man reagiert, wenn die Bahn kommt.... ob man die überhaupt durchlässt und wie man das absperrt. Auf den Gleisen stand man ja nun schon.....

Übrigens, unsere Leipziger Mitglieder hier- kennen die den Fall? [ich auch]

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Hausfreund » 12. Oktober 2013, 01:23

augenzeuge hat geschrieben:Z.B. wie man reagiert, wenn die Bahn kommt.... ob man die überhaupt durchlässt und wie man das absperrt. Auf den Gleisen stand man ja nun schon...

Für die genaueren Hinweise auch ein Dank von mir!

Als Laie glaube ich nicht, daß in der Polizeitaktik für solche "Großlagen" irgendwelche Straßenbahnfahrpläne vorkommen, da werden Straßen, Bahnhöfe, Stadtquartiere, was weiß ich gesperrt und fertig. Beginn, Dauer, Einsatzkräfte, Führung, Kommunikation, Einsatzmittel, Variante A, B und C...
Zudem scheint es mir so, daß Sicherheitskräfte, Armeen oder Geheimdienste in existentiellen Situationen generell versagen. Man ist geistig schlicht nicht auf den eigenen Untergang eingerichtet, hat zuviele Kopien angefertigt, zuwenig ordentliche Schredder usw.
[hallo]
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 14. August 2014, 08:01

Themenheft über die ersten Tage der Friedlichen Revolution in Sachsen erschienen

"Die Ereignisse überschlagen sich. Es herrscht eine explosive Stimmung. Überall kocht und brodelt es, warum ignoriert die Regierung die Bevölkerung der DDR? Warum ändert sich nichts?"

Bild
Mit Schild und Schlagstöcken ausgerüstete Polizeieinsatzkräfte am 7. Oktober 1989 in der Otto-Grotewohl-Straße (heute Bahnhofstraße) in Karl-Marx-Stadt Quelle: BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, Abt. XX, Nr. 2734, Blatt 3, Bild 51 (Ausschnitt)

Immer mehr Bürger stellten im Oktober 1989 Fragen wie diese aus einem geheimen Bericht über die "Stimmung der Bevölkerung". Viele Menschen hatten keine Hoffnung mehr, dass vom SED-Regime ein Wandel ausgehen könnte. Die Ausreisebewegung erreichte einen neuen Höhepunkt. Unter dem Eindruck der Grenzöffnungen zwischen Österreich und Ungarn und Botschaftsbesetzungen in Prag und Warschau wurden verstärkt Forderungen nach Reisefreiheit laut. Tausende DDR-Bürger kehrten ihrem Land den Rücken und machten so deutlich, was sie von der Politik der greisen SED-Funktionäre um Erich Honecker hielten
.

Diejenigen, die in der DDR bleiben und die Verhältnisse ändern wollten, drückten ihre Unzufriedenheit auf anderen Wegen aus. Öffentlich forderten sie Reformen und die Änderung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Nicht nur in den sächsischen Städten füllten sich die Straßen und Plätze mit Menschen, die ihre Forderungen überwiegend friedlich vortrugen und auf bessere Zeiten hofften.

Zum 25. Jubiläum der Friedlichen Revolution widmet der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen diesen Geschehnissen in den ehemaligen Bezirken Leipzig, Dresden und Karl-Marx-Stadt ein Dokumentenheft. Darin finden sich Zeugnisse des mutigen Handelns in einer Umbruchsituation, aber auch der Sichtweisen staatlicher Eliten. Der Leser hat die Möglichkeit, die Berichte, Telegramme und Bilder selbst zu interpretieren und Rückschlüsse auf spätere Vorgänge oder gar Analogieschlüsse zur Gegenwart zu ziehen.


http://www.bstu.bund.de/DE/Bundesbeauft ... odelt.html

Den Inhalt dieser interessanten Dokumentation kann man sich über den auf dieser Seite ganz unten stehenden Link als PDF Datei kostenlos herunterladen.

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 17. September 2014, 07:49

Was man vor 25 Jahren sonst noch dachte und machte:

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon augenzeuge » 17. September 2014, 15:47

Schöne Meldung..... [flash]

Aber da ist was Wahres dran.....

AZ
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 19. September 2014, 06:48

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 24. September 2014, 06:42

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Auch hier wieder Jugendliche, die mutig mit einem Sitzstreik auf der Hauptverkehrsstrasse protestieren. Ganz im Gegensatz zu denen, die heute von sich behaupten sie wären zu jung gewesen, um diesen Unrechtsstaat zu erkennen. [denken]

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 25. September 2014, 06:29

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 26. September 2014, 06:25

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 27. September 2014, 06:10

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 2. Oktober 2014, 18:17

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon augenzeuge » 3. Oktober 2014, 18:28

Ein schöner Vergleich....Weidenhain in Philippsthal

Im Spätherbst 1989.....und Mitte November 1989

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon andr.k » 3. Oktober 2014, 23:01

augenzeuge hat geschrieben:Ein schöner Vergleich....Weidenhain in Philippsthal

Im Spätherbst 1989.....und Mitte November 1989


Die Mauer ist wech [grins] . [freu]

Andreas
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 9. Oktober 2014, 13:29

»Heute entscheidet es sich: Entweder die oder wir« - zum 9. Oktober 1989 in Leipzig*

Vorgeschichte, Verlauf und Nachwirkung
Ein Beitrag zur Geschichte der Entwicklung 1989/90 in Leipzig


Innzwischen ist die Zahl derer, die sich das Verdienst für den friedlichen Ausgang des 9. Oktober 1989 an die Brust heften, nicht mehr zu überschauen und steht im krassen Widerspruch zu den in den Akten niedergelegten Fakten.
Im folgenden werde ich die Ereignisse um den 9. Oktober möglichst genau beschreiben, da bisher überwiegend spekulative Darstellungen von ehemaligen Entscheidungsträgern vorliegen.

Zunehmend unterstellt auch die Zeitgeschichtsforschung, daß der Einsatz polizeilicher Gewalt und damit eine »chinesische Lösung« an jenem 9. Oktober durch zentrale Entscheidungen aus den Berliner Ministerien bzw. aus dem Politbüro direkt verhindert worden sei, ohne jedoch konkrete Belege für diese Behauptung vorzulegen.1 Begründet wird dies damit, daß sich die Reformer innerhalb der SED nur so gegen Honecker hätten durchsetzen können und daß es keine bezirkliche Entscheidungskompetenz gegeben hätte. Ob es Reformer in der SED gab, mag dahingestellt bleiben. Die erhaltenen Dokumente jedenfalls belegen deutlich, daß die Entscheidungsbefugnis an diesem Tag bei der Bezirkseinsatzleitung in Leipzig lag. Diese kapitulierte ausschließlich vor den unerwarteten Menschenmassen von über 70.000 Demonstranten und ging zur »Eigensicherung« über.

Eine genaue Rekonstruktion der Abläufe scheint notwendig, da eine Legendenbildung nicht zu übersehen ist. Darüber hinaus entwickelten die Ereignisse dieser Wochen eine derart atemberaubende Dynamik, daß eine detaillierte Darstellung unumgänglich ist. Viele Entscheidungen und Fakten dieser Zeit erklären sich nur aus der minutiösen Deskription der Abläufe.

Weiter hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... hollitzer/

Es handelt sich hier um die gekürzte, aber trotzdem sehr ausführliche Fassung eines Referates, das am 30.1.1998 auf dem Symposium des Historischen Seminars der Universität Leipzig gehalten wurde.

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon augenzeuge » 9. Oktober 2014, 15:44

Interessierter hat geschrieben:Weiter hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... hollitzer/
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Ein Artikel voller Fakten. Hat jemand etwas gefunden, was nicht korrekt ist?
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon pentium » 9. Oktober 2014, 16:10

MDR heute Abend!
22:05 Uhr Das Wunder von Leipzig

Und im Link mittels eines interaktiven Rundgang.

http://php2.arte.tv/wundervonleipzig/

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon augenzeuge » 9. Oktober 2014, 16:14

Immer wieder beeindruckend.....heimliche Aufnahmen, die die Welt verändern halfen...Roland Jahn wusste, als er sie sah, das ist das Ende der DDR.

http://www.n-tv.de/mediathek/videos/pol ... 50316.html

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 10. Oktober 2014, 10:31

Tausende Lichter für die friedliche Revolution

Am 09. Oktober 1989 zogen zehntausende Menschen durch Leipzig. Ihre Forderung: Freiheit und Demokratie. 25 Jahre später kamen wieder Zehntausende: Eine Stadt gedenkt der Montagsdemo, die zum Fall der Mauer führte.

Der Hubschrauber, der über Leipzig kreist, funkelt silbern in der Sonne. Unter ihm hasten Männer und Frauen in Anzügen und Abendgarderobe an den Polizisten vorbei, die am Donnerstag (09.10.2014) an der Straße, die vom Bahnhof zur Innenstadt führt, Stellung bezogen haben. Zum Gewandhaus? Der junge Polizist hebt eine Augenbraue. Seine Antwort ist lakonisch: "Immer den Massen hinterher."

Damals, sagt ein älterer Mann im braunen Jackett, der auf das Gewandhaus zuhastet, die ganzen Tage der Demonstrationen und Kundgebungen, "das waren die schönsten Tage meines Lebens": Er ist ein wenig atemlos, trotzdem kommt er ins Schwärmen. Tausende, die friedlich demonstrierten, "das war einfach unglaublich".


Draußen, neben der Absperrung, wartet ein älterer Mann, adrettes Hemd, freundliches Lächeln. Nun ja, er wolle Gauck sehen, sagt er, das schon. Aber vor allem sei er extra aus Frankfurt - "am Main" - angereist, um die Menschen zu feiern, die damals auf die Straße gingen. Ein Freund, sagt er, habe ihm einmal gezeigt, wo er demonstriert habe, auf die Dächer gezeigt, wo die Scharfschützen Position bezogen hätten. "Die hatten Mut", er schüttelt anerkennend den Kopf

Draußen strömen die Menschenmassen durch die Leipziger Innenstadt, viele tragen brennende Teelichter in Plastikgläsern, die an kleinen Ständen ausgegeben werden. 27.000 insgesamt, erzählt jemand, würden verteilt. Vor dem Gewandhaus sammeln sich die Menschen für die letzten politischen Reden, ein Fotograf knipst einen kleinen Jungen, der eine Laterne trägt.

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.dw.de/tausende-lichter-f%C3% ... a-17985506
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 14. Oktober 2014, 07:01

"Der Zug war abgefahren"

Ein Rückblick auf die entscheidenden Tage der Friedlichen Revolution am 7., 8. und 9. Oktober 1989 in der DDR


In Leipzig erinnerten 200.000 Menschen bei einem "Lichtfest" an die entscheidende Phase der Friedlichen Revolution 1989 in der DDR. Aus diesem Anlass informierten 17 Aufarbeitungsinitiativen und -institutionen gemeinsam über das Geschehen im Herbst '89, darunter der BStU.

In Leipzig erinnerten 200.000 Menschen bei einem "Lichtfest" an die entscheidende Phase der Friedlichen Revolution 1989 in der DDR. Aus diesem Anlass informierten 17 Aufarbeitungsinitiativen und -institutionen gemeinsam über das Geschehen im Herbst '89, darunter der BStU.

Bild
Leipzig auf dem Augustusplatz am Abend des 9. Oktober 2014 Quelle: BStU / Kulick

"Heute ist das kein Ort der Angst mehr", erläutert ein etwa 40jähriger Mann im Leipziger Hauptbahnhof seinen zwei Kindern. Am 9. Oktober 1989 hätten hier 8.000 Polizisten auf ihren Einsatzbefehl gewartet, um hier die abendliche Leipziger Montagsdemonstration zu zerschlagen. Notfalls mit Gewalt. Er habe das damals atemlos als eingesetzter Rettungssanitäter verfolgt. Weitere Einsatzkräfte aus Stasi, Armee und Betriebskampfgruppen hätten versteckt in Gebäuden und Hinterhöfen im gesamten Stadtgebiet gelauert. Krankenhäuser seien zuvor auf einen Notstand vorbereitet worden und, so berichtet der Mediziner seinen Kindern, "sogar 1.000 Leichensäcke wurden besorgt". Mit solchen Gerüchten sei Angst verbreitet worden, um die Menschen davon abzuschrecken, für ihre Rechte auf die Straße zu gehen.

Aber die befürchtete Eskalation blieb aus. Angesichts von 70.000 friedlichen Demonstranten war die befehlsgebende Parteiführung der SED in Schockstarre verfallen. Da sich die Spitze von Partei und Staat telefonisch nicht meldete, zog der damalige Polizeieinsatzleiter um 18.35 Uhr seinen brutalen Einsatzbefehl zurück, die Menge auf keinen Fall weiter als bis zum Hauptbahnhof kommen zu lassen. Nun zogen die Menschen rund um den kompletten Altstadtring bis zum Gebäude der Staatssicherheit an der so genannten "Runden Ecke". Sie waren nach Friedensgebeten in den vier größten Kirchen der Stadt aufgebrochen. Sie forderten die Verwirklichung der Menschenrechte in der DDR, skandierten "Keine Gewalt!" und stellten Kerzen vor dem Stasi-Hauptquartier auf. Und alles blieb friedlich.


25 Jahre später begaben sich in den Abendstunden des 9. Oktober 2014 rund 200.000 Leipziger und Besucher auf die Spuren dieser "Friedlichen Revolutionäre" und zogen erneut zu Fuß um den 3,6 Kilometer langen Altstadtring. Wieder wurden Kerzen an der "Runden Ecke" abgestellt. Heute ist hier allerdings nicht mehr die Stasi Hausherr, sondern die Außenstelle Leipzig der Stasi-Unterlagen-Behörde und das Aufarbeitungsmuseum "Runde Ecke". Beide hielten an diesem 9. Oktober ihre Türen bis Mitternacht offen und erlebten einen großen Zustrom von Besuchern.

Bild
Im Eingangsbereich der Runden Ecke: Durch die Tür sieht man den Menschenstrom draußen, aber auch im Innenraum herrscht dichtes Gedränge Quelle: BStU / Kulick

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.bstu.bund.de/DE/InDerRegion/ ... C.2_cid319
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Zicke » 14. Oktober 2014, 08:48

[quote="Interessierter"]Tausende Lichter für die friedliche Revolution

b]

Draußen, neben der Absperrung, wartet ein älterer Mann, adrettes Hemd, freundliches Lächeln. Nun ja, er wolle Gauck sehen, sagt er, das schon. Aber vor allem sei er extra aus Frankfurt - "am Main" - angereist, um die Menschen zu feiern, die damals auf die Straße gingen. Ein Freund, sagt er, habe ihm einmal gezeigt, wo er demonstriert habe, auf die Dächer gezeigt, wo die Scharfschützen Position bezogen hätten. "Die hatten Mut", er schüttelt anerkennend den Kopf

die waren wieder da
Lichtfest im Visier: 25 Jahre nach der friedlichen Revolution kehren die Gewehre zurück

http://www.l-iz.de/Leben/F%C3%A4lle%20u ... 57641.html
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon pentium » 14. Oktober 2014, 09:07

Gibt es eigentlich Belege für die Aussage das 1989 in Leipzig die Scharfschützen auf den Dächern gelegen haben?

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Zicke » 14. Oktober 2014, 09:23

pentium hat geschrieben:Gibt es eigentlich Belege für die Aussage das 1989 in Leipzig die Scharfschützen auf den Dächern gelegen haben?

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Nein, nur in der Gerüchteküche.

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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Nostalgiker » 14. Oktober 2014, 09:26

pentium hat geschrieben:Gibt es eigentlich Belege für die Aussage das 1989 in Leipzig die Scharfschützen auf den Dächern gelegen haben?

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Es reicht doch wenn das sogenannte Zeitzeugen erzählen die es von Bekannten gehört haben wollen .....

Auch die angeblich aufgefahrenen Panzer welche mutige Oppositionelle in der Nähe des Schauspielhauses fotografiert haben wollen, wieso sahen wir noch nie ein Bild davon?
Film ausversehen weggeworfen oder?


Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon karnak » 14. Oktober 2014, 10:19

pentium hat geschrieben:Gibt es eigentlich Belege für die Aussage das 1989 in Leipzig die Scharfschützen auf den Dächern gelegen haben?

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Welchen Sinn machen eigentlich Scharfschützen wenn 100 000 demonstrieren? Und nun wird man mir wieder vorwerfen, ich ziehe mich an Kleinigkeiten hoch. Aber mir geht es nicht um die Kleinigkeiten an sich sondern eher um das, warum man solche Kleinigkeiten benennt, die völlig unlogisch in den Zusammenhang sind und die man fast nie belegen kann, für die es keinerlei Beweise gibt, wo man sich fragen muss, wer konnte das eigentlich neben den Scharfschützen selbst wissen, dass die auf den Dächern lagen. Ich kenne natürlich die Gründe warum man solche Geschichten einfach in die Welt bringt und als zweifelsfrei Tatsachen verkauft und NUR DAS stört mich.
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Re: Wie die Menschen in der DDR die Mauern der Angst zu Fall brachten

Beitragvon Interessierter » 14. Oktober 2014, 12:47

karnak hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:Gibt es eigentlich Belege für die Aussage das 1989 in Leipzig die Scharfschützen auf den Dächern gelegen haben?

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Welchen Sinn machen eigentlich Scharfschützen wenn 100 000 demonstrieren? Und nun wird man mir wieder vorwerfen, ich ziehe mich an Kleinigkeiten hoch. Aber mir geht es nicht um die Kleinigkeiten an sich sondern eher um das, warum man solche Kleinigkeiten benennt, die völlig unlogisch in den Zusammenhang sind und die man fast nie belegen kann, für die es keinerlei Beweise gibt, wo man sich fragen muss, wer konnte das eigentlich neben den Scharfschützen selbst wissen, dass die auf den Dächern lagen. Ich kenne natürlich die Gründe warum man solche Geschichten einfach in die Welt bringt und als zweifelsfrei Tatsachen verkauft und NUR DAS stört mich.


Hallo Kristian,
Du ziehst Dich in diesem Falle nicht an Kleinigkeiten hoch, denn Scharfschützen und Panzer sind eher Ungeheuerlichkeiten. Zum Anderen zielt Deine Frage nach dem Sinn von Scharfschützen bei 100.000 Demonstranten daneben, weil man ja gar nicht wußte und annehmen konnte, dass es so viele Menschen werden würden. Diese grosse Masse hat doch das Regime so handlungsunfähig gemacht, wie selbst der Genosse Müller eingeräumt hat.

Was nun wahr oder nicht wahr ist, kann ich nicht beweisen, denn ich war nicht dabei. Genauso wenig waren aber auch bislang alle die User nicht dabei, die es hier bestreiten!

Das es aber nicht nur ein einsamer Rufer ist, der das gesehen haben will belegt ein Artikel aus der " taz " aus dem Oktober 2004 aus dem ich auszugsweise nachstehend zitiere:

Der Weg ist frei für neue Zeiten

Dieser Tag bringt die Wende. 48 Stunden später gewinnen die Kronprinzen im Politbüro die Oberhand über die Betonköpfe. Weitere zwei Tage später, wird Egon Krenz erklären, ab sofort gibt es Dialog mit statt Gewalt für die Demonstranten. Und in der Woche darauf ist die Uhr für Erich Honecker abgelaufen. Der Weg ist frei für neue Zeiten. Was also ist geschehen, am jenem 9. Oktober 1989?

Berlin, Anfang September, Lagebesprechung bei Stasi-Chef Erich Mielke. "Genosse Minister, ich würde sagen, natürlich ist die Gesamtlage stabil", urteilt Oberst Dieter Dangrieß. "Ist es so, dass morgen der 17. Juni ausbricht?", fragt Mielke aufgebracht zurück. Obwohl er sich einen der umfassendsten Machtapparate der Welt gezimmert hat, fürchtet der Stasi-Chef immer noch einen neuen Arbeiteraufstand wie den von 1953. Oberst Dangrieß sucht zu beruhigen: "Der ist morgen nicht, der wird nicht stattfinden, dafür sind wir ja auch da."


In der letzten Woche waren 20.000 auf den Straßen Leipzigs. Wie viele werden es diesmal - am 9. Oktober - sein? Mehr jedenfalls. Den Strategen in der SED-Etage war klar: Wenn wir die Sache jetzt nicht in Griff bekommen, wird sie zu einer Lawine.

Der Einsatzbefehl des Tages, von Erich Honecker unterzeichnet: "Die konterrevolutionären Demonstrationen mit aller Gewalt niederwerfen." Umzusetzen hat diesen Befehl Egon Krenz, im Zentralkomitee der SED für Sicherheitsfragen zuständig. Im Juni hatte der Stellvertreter Honeckers in China die Gewalt gegen Demonstranten auf dem Platz des Himmlischen Friedens so erklärt: Es sei "etwas getan worden, um die Ordnung wiederherzustellen".


Darauf scheint es nun auch in Leipzig hinauszulaufen. Kinder müssen an diesem Tag bis 15 Uhr aus Hort oder Kindergarten abgeholt sein. Die Bürger sind aufgefordert, "den Bereich der Innenstadt zu meiden". Westlichen Journalisten ist der Zugang zur Stadt verboten. Im Krankenhaus werden Betten freigeräumt. Tausende Blutkonserven werden gelagert. Ärzte erhalten Anweisung, sich "in Bereitschaft" zu halten. Im Süden der Stadt wird ein Speziallager errichtet. Die Bereitschaftspolizei - nichts anderes als Armeeverbände "gegen den Feind im Innern" - legt Helme, Knüppel, Gasmasken an. Hinter dem Hauptbahnhof wird scharfe Munition ausgeteilt. Nahe dem Gewandhaus werden Maschinengewehre entladen. Im Norden der Stadt halten sich Panzer bereit.

All das bleibt nicht so unbemerkt, wie es von der Einsatzleitung gewünscht wird. Entsprechend wächst die Sorge bei den Leipzigern. Etwa bei Kurt Masur, Gewandhauskapellmeister und in jenen Tagen eine unabhängige moralische Instanz, die auf beiden Seiten akzeptiert wird.


Tatsächlich wird dann gegen 18 Uhr die Bereitschaftspolizei von der Demonstrationsstrecke abgezogen. Tatsächlich kreisen die Demonstranten Provokateure in ihren Reihen selbst ein und isolieren sie. Tatsächlich sind überall auf den Dächern Scharfschützen postiert, die aber nicht schießen. 70.000 ziehen durch die Stadt. Danach gehen 70.000 nach Hause. Nicht einmal Verhaftungen gibt es.


http://www.taz.de/1/archiv/archiv-start ... 931dd6e559

Diese dargelegten Fakten sprechen meiner Meinung nach eindeutig dafür, dass es so gewesen ist wie die " taz " schreibt. Die Äusserungen von Oberst Dangrieß und die Frage von Mielke, sind jedenfalls nicht fehlzudeuten. Erst recht nicht der Tagesbefehl von Honecker.
Was die zur Verfügung stellen von Krankenhausbetten und das Lagern von 1000 Blutkonserven ebenfalls bestätigen. Aufgrund der Kenntnis von dieser Sachlage schreiten dann Masuhr und andere ein.

Der Einsatz dieser Mittel war sehr wohl geplant, nur die riesige Anzahl der Demonstranten und das Wissen, dass sie keine Unterstützung von der SU zu erwarten hatten, hat das Regime kapitulieren lassen.

Das man dieses heute noch bestreitet, wundert mich nun aber überhaupt nicht. Die ehemaligen Diener oder Befürworter dieses Regimes bestreiten doch heute selbst Dinge, die durch Akten oder mehrere Zeitzeugen belegt sind ! Gleichwohl sie genauso wenig dabei waren wie Du und ich.

" Der Interessierte "
Interessierter
 

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