Warum die Revolution 1989 eine Jugendrevolte war

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Warum die Revolution 1989 eine Jugendrevolte war

Beitragvon augenzeuge » 3. Oktober 2011, 21:34

Die Jugend der Achtzigerjahre war anders als ihre Eltern: frech, unbeeindruckt vom SED-Gedöns, irgendwie frei im Kopf, obwohl das sozialistische Bollwerk noch unumstößlich fest zu stehen schien. Ihre Eltern dagegen wirkten viel gebeugter, besonders die Väter. Sie hatte der Sozialismus mürbe gemacht und oft genug gebrochen. Aber nicht die Kinder.

Nur wenige Jahre später sollte diese verblüffende Angstfreiheit ihre große Stunde haben, im Herbst 1989. Ohne sie hätte es keinen Mauerfall und keine Wende gegeben. Diese letzte junge DDR-Generation der 80er-Jahre war der eigentliche Motor von 1989, dafür sprechen viele Belege, auch exakte Zahlen. Diese Jugend war es, die die Älteren mobilisierte, im Oktober und November mit auf die Straßen zu gehen und „Wir sind das Volk“ zu rufen.

Weil die Eltern, die Lehrer und Professoren, Lehrmeister und FDJ-Leiter miterleben mussten, wie ihnen die Jugend in Massen weglief. Wie sie sich zu Tausenden in Gefahr brachten bei den allerersten Demonstrationen, die noch unberechenbar gefährlich waren. Weil diese Jungen keine faulen Kompromisse machen wollten wie ihre Eltern lebenslang. Weil sie keine Lust mehr hatten auf die Gängelung von der Wiege bis zur Bahre.

Die deutsche Revolution von 1989, sie war eine Jugendrevolte – durchaus vergleichbar den heutigen Revolutionen im arabischen Raum. Sie brachte alles ins Rollen. Zuerst die massenhafte Fluchtbewegung aus der DDR im Sommer 1989. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge dieses Sommers war unter 25 Jahre alt, 70 Prozent von ihnen waren unter 30.
Verteidigungsminister Heinz Keßler Anfang September : „Das Gros derer, die zum Feind gehen, sind junge Leute zwischen 17 und 27 Jahren.“

Und bei den Verhafteten vom 7. und 8. Oktober 1989 in Berlin, dem letzten Republikgeburtstag der DDR, an dem die Gegendemonstranten auf der Schönhauser Allee zusammengedroschen wurden, waren die Zahlen ebenso eindeutig. Die rund 1000 Festgenommenen repräsentierten zwar, was ihre Berufe angeht, den Durchschnitt der DDR. Altersmäßig taten sie es nicht, sie waren signifikant jung: zwischen 18 und 35.
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... salat.html
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Re: Warum die Revolution 1989 eine Jugendrevolte war

Beitragvon Edelknabe » 4. Oktober 2011, 05:37

"Ihre Eltern dagegen wirkten viel gebeugter, besonders die Väter",also den schönen Satz musst ich mal rausziehen Jörg aus dem Link.Ich ändere das aber mal auf Mütter, du erlaubst doch ...Danke.
Das stimmt tatsächlich, denn meine Mutter und auch die Schwiegermutter hatten es damals vor 1989 mit der Bandscheibe und gingen dadurch etwas leicht nach vorn gebeugt vor Schmerzen.
Weißt du auch von was das kam Jörg, denn du Jungspund musstest ja nicht mehr in der DDR schwer körperlich arbeiten damals, also es kam wie schon geschrieben von der jahrzehntelangen Arbeit natürlich im Sozialismus.
Die Tabletten waren zwar auch nicht schlecht damals und sind heute wirklich besser.
Aber mal im Ernst, wenn ich sowas lese mit "mürbe und gebrochen durch den Sozialismus" kommt mir der gerade getrunkene Kaffee wieder hoch oder besser das Lachen an.
Wie man nur solchen Quatsch texten kann, ich fasse es nicht?
Aber finde mal mehr solche Links zum lachen, denn Humor ist sehr gesund, vielleicht auch für meine Bandscheibe?

Rainer...aua verdammt jetzt wollte ich gerade...aufstehen mensch Maria wo sind meine Tabletten?
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Re: Warum die Revolution 1989 eine Jugendrevolte war

Beitragvon Nostalgiker » 4. Oktober 2011, 08:41

Angela Davis war ja alles mögliche, aber Sängerin wie im Artikel behauptet war sie nun wirklich nicht.

Leidlich Interessant die Weimarer Geschichte.

Gruß
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Re: Warum die Revolution 1989 eine Jugendrevolte war

Beitragvon augenzeuge » 4. Oktober 2011, 08:56

Stimmt, Nostalgiker, ich kann mich nur schwach an einen Song über Angela Davis erinnern.....

Aber manches an dem Artikel ist wirklich von der Wahrheit etwas entfernt.
Zitat: "Der ganze Ostblock war nun in Bewegung – Polen hat die Solidarnosc, Ungarn öffnete sich zum Westen, und sogar der große Bruder, die SU, dachte laut über Reformen nach – nur in der DDR stand die Zeit still. Allein schon den Alltag zu leben war anstrengend."

Eine völlig falsche Begründung. [flash]


Andererseits: "Ist die Jugend abgehauen? Krenz nickt.

„Ja, ja, schon“, sagt Egon Krenz. Sie hätten damals tatsächlich die Jugend verloren. Und dann holt er aus, um zu erzählen, warum die DDR am Ende gescheitert sei. Das Politbüro sei völlig überaltert gewesen, Honecker, Stoph, Mielke.

Und dann sei plötzlich Michail Gorbatschow auf den Plan getreten. „Jung, dynamisch. Der reiste mit seiner Frau in der Welt umher.“ Vor allem sprach Gorbatschow frei. So etwas hatte es noch nie gegeben. Die früheren sowjetischen Generalsekretäre hatten wie lebende Mumien gewirkt, aber nicht er. Frei sprechen – ein befreiendes Erlebnis!

Jetzt redet sich Krenz in Rage. „Wir lasen alle vom Blatt ab. Wir mussten. Dabei kann ich frei sprechen!“ Aber die SED-Strukturen seien so verknöchert gewesen, so ängstlich, alles sollte kontrolliert sein. Für die Jugend sei das nicht mehr attraktiv gewesen. Im Grunde genommen, sagt Krenz etwas später, sei er zu spät an die Macht gekommen.

„Neue Männer braucht das Land“, haben die Weimarer sechs damals auch auf eine Wand der Klassikerstadt gesprüht. Eins ist aber ziemlich sicher – Egon Krenz haben sie nicht gemeint."

Eig. Anmerk.: Wieso musste man vom Blatt ablesen? Was wäre gewesen, wenn Krenz bereits 5 Jahre früher an die Macht gekommen wäre? Der Mann der noch 1989 die gewaltsame Niederschlagung in Peking befürwortete?
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Re: Warum die Revolution 1989 eine Jugendrevolte war

Beitragvon Affi976 » 4. Oktober 2011, 09:01

Zitat:..Dieser Bruder war ein charismatischer Typ damals in Weimar, ein stadtbekannter Punk, der sich so gar nicht anzupassen schien – kein anderer als er lieferte jahrelang als IM Informationen.

@all,
außer hier in Weimar, hat es damals und heute keine Sau interessiert.
Die, die zu dieser Lesung ins E-Werk kamen, waren die, die auch damals schon mit ihnen zusammen "gekämpft" hatten, b.z.w. deren Eltern. Diese Veranstaltung wurde auch dazu benutzt, das aus dieser Geschichte entstandene Buch zu verkaufen. Böse Zungen hier in Weimar sagten: Sonst kauft den Scheiss doch auch keiner. Naja, meine Meinung zu solchen Meinungen kennt ihr ja. Ich kann nicht fair beurteilen, wenn ich über die Geschichte oder die Beteiligten nicht Bescheid weiß!
Es gab schon in Weimar eine kleine Szene des Widerstands. Wie aber alles in Weimar, war das nur der Sturm im Wasserglas.

@R.-M., ich mußte auch so über die gebrochenen Väter schmunzeln. Aber wiederum, wenn`s denn so ist, ist es ja kein Wunder, wenn die Ostdeutschen"kränker" sind! [wink]
Naja, die Schreiberlinge sind schon eine Zunft.....
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Re: Warum die Revolution 1989 eine Jugendrevolte war

Beitragvon SkinnyTrucky » 4. Oktober 2011, 09:18

Nostalgiker hat geschrieben:Leidlich Interessant die Weimarer Geschichte.


Leidlich interessant Nostalgiker....???? Ich lese das die Jugend in der untergehenden DDR in Scharen weglief, sich nicht mehr beugte, in Subkulturen flüchtete usw....leidlich interessant....????

Dir bedeutet die Jugend wohl nichts....

Mara
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Re: Warum die Revolution 1989 eine Jugendrevolte war

Beitragvon nightfire64 » 4. Oktober 2011, 11:32

Angela Davis..., ganz tief in meinem Inneren war dann eine kleine Erleuchtung was sie betrifft.

Von den Sprühern von Weimar, habe ich auch nichts gehört und das Buch kenne ich auch nicht.
Aber Weimar kenne ich, Achim und kann sagen..., ein niedliches Städtchen!

Mara..., wo liest du nun wieder raus, dass Nostalgiker nichts für die Jugend übrig hat, oder sie ihm nichts bedeutet???
Das sind immer Schlussfolgerungen, aber erstmal provozieren und dann... [frown] !! [denken]

LG Kerstin
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