wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebnisse

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebnisse

Beitragvon Stabsfähnrich » 29. April 2010, 18:55

nach der Schilderung meiner Erlebnisse in der weltbewegenden Nacht vom 09. zum 10. November 1989, müßen auch mal einige Gedanken geäußert werden zum Thema: Wie ging es weiter?
Am 11. November wurde ich überraschender Weise ins Grenzregiment befohlen. Der mir gestellte Befehl lautete, dass ich mit dem Bestand meiner Batterie und den Mitteln der pioniertechnischen Ausrüstung (Pionierspaten, Kreuz- oder Spitzhacke, Schaufeln und Brechstangen) zum Gassentor Schlesischer Busch (verlängerte Elsenstraße in Berlin Treptow) zu begeben habe. Dort angekommen, waren bereits anwesend der Oberoffizier rückwärtige Dienste (OOffz. RD), der stellvertreter des Regimentskommandeurs und Leiter Polit sowie der Kompaniechef der Pionierkompanie. Dazu noch jede Menga schwere Technik. Angafangen vom Bagger T 174 über Tieflader, Tatra 813 4x4 bis zum Kraz. Der gestellte Befehl lautete, dass bis 1300 Uhr der Grenzübergang Schlesischer Busch zu erstellen ist. Mein Einwand, dass die von mir geführten Soldaten nicht Grenzdienst bestätigt sind, wurde vom Polit einem Oberleutnant abgetan mit den Worten: "Mensch Genosse Stabsfähnrich, dann müssen Sie besser aufpassen auf ihre Leute, schließlich haben Sie eine Waffe. Und nun Ausführung des Befehls". In der Zwischenzeit hatten die Pionierkräfte bereits das Gassentor in der Hinterlandsmauer entfernt. Die Aufgabe meiner Einheit lautete, in gerader Flucht zur Grenzmauer einen ca. 1, 20 Meter tiefen Kabelgraben zu schaffen. Dank der Unterstützung durch einen T 174 konnte die Aufgabe in der befohlenen Zeit erfüllt werden. In der Zwischenzeit wurden bereits die ersten Segmente der Grenzmauer entfernt. Neugierig wie ich war, sah ich mir die restliche Aktion des Entfernen der Segmente aus nächster Nähe an. Nachdem das letzte Segment der ca. 7 Meter breiten Gasse entfernt war, fuhren Zugmaschinen mit Teeranhänger in den Grenzabschnitt und es wurde eine ca. 500 Meter lange und ca. 5 Meter breite Fahrbahn gegossen. Zur gleichen Zeit wurden Postenhäuser sowie "Bastei" Campingwagen aufgestellt. Diese sollten der Paßabfertigung dienen. Noch wärend der Arbeiten (es wurden noch Lichtmasten aufgestellt) erfolgte auf der Ostberliner Seite bereits die feierliche Einweihung der GÜST. Ich stand immer noch mit einzelnen Kräften der Pioniere am vorderen Sperrelement. Den Befehl über meine Einheit hatte ich in der Zwischenzeit an zwei Unteroffiziere meiner Einheit übertragen. Wie ich also noch etwas ungläubig da stand, wurde die GÜST eröffnet und ich befand mich in mitten vieler Ostberliner, welche gegen Westberlin eilten. Die Kontrollkräfte zahlenmäßig unterlegen, führten keine Kontrolle durch. Wie bereits geschildert, ich in Mitten der vielleicht 1.000 - 1.500 Menschen eingekeilt, in voller Felddienst, mit Pistole usw. war plötzlich in Westberlin. Die Grenzmauer war so ca. 70 - 80 Meter von mir entfernt. Oh man, was hatte ich für Gedanken: Wenn das jemand sieht - Fahnenflucht - Schwedt. Plötzlich standen zwei westberliner Polizisten neben mir: Na kamerad - haste Dir verlaufen? Oh man dachte ich auch eine direkte Kontaktaufnahme. Mir wurde siedendheiß in meiner Felddienst. Trotzdem nahm ich das Angebot an, die beiden mich mit ihrem Bully bis an die Grenze brachten. Das ganze mit Blaulicht und Sondersignal. Da mein Auftritt nun nicht mehr verborgen blieb, konnte ich mir auch gleich die ersten Anranzer anhören. Sonderbarer Weise sprach aber keiner Bestrafung. Mußte mir nur die Frage gefallen lassen, warum ich keine Feldmütze trage - diese mußte irgendwo im Eifer des Gefechts verloren gegangen sein.
Das war also mein erster unfreiwilliger Besuch Westberlins. War übrigens nicht der Einzigste.
Bei Interesse werde ich noch weiter berichten, wie die Tage nach der Wende aus persönlichem Erleben weiter gingen.
Stabsfähnrich
 

Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebni

Beitragvon Berliner » 3. Mai 2010, 19:01

Stabsfähnrich hat geschrieben:Wie ich also noch etwas ungläubig da stand, wurde die GÜST eröffnet und ich befand mich in mitten vieler Ostberliner, welche gegen Westberlin eilten. Die Kontrollkräfte zahlenmäßig unterlegen, führten keine Kontrolle durch. Wie bereits geschildert, ich in Mitten der vielleicht 1.000 - 1.500 Menschen eingekeilt, in voller Felddienst, mit Pistole usw. war plötzlich in Westberlin. Die Grenzmauer war so ca. 70 - 80 Meter von mir entfernt. Oh man, was hatte ich für Gedanken: Wenn das jemand sieht - Fahnenflucht - Schwedt. Plötzlich standen zwei westberliner Polizisten neben mir: Na kamerad - haste Dir verlaufen? Oh man dachte ich auch eine direkte Kontaktaufnahme. Mir wurde siedendheiß in meiner Felddienst. Trotzdem nahm ich das Angebot an, die beiden mich mit ihrem Bully bis an die Grenze brachten. Das ganze mit Blaulicht und Sondersignal. Da mein Auftritt nun nicht mehr verborgen blieb, konnte ich mir auch gleich die ersten Anranzer anhören. Sonderbarer Weise sprach aber keiner Bestrafung. Mußte mir nur die Frage gefallen lassen, warum ich keine Feldmütze trage - diese mußte irgendwo im Eifer des Gefechts verloren gegangen sein.
Das war also mein erster unfreiwilliger Besuch Westberlins. War übrigens nicht der Einzigste.


Hallo Chris, [knuddel]

diese Geschichte kann ich wirklich allen empfehlen, einfach super! Du hast eine Gabe, die Zeit von damals wieder lebendig zu machen. [rose]

Nur eine Frage: haben die Westberliner-Polizisten mit Absicht das Blaulicht und das Sondersignal angeschaltet, damit die Situation einen theatralischen Charakter hatte ? [laugh] [peinlich]

Jedenfalls schoen, dass Dir nichts weiter passiert ist. [smile]

Danke! [hallo]
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Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebni

Beitragvon Berliner » 3. Mai 2010, 19:09

ich weiss nicht, ob es so in diesem Thread erwuenscht ist, auch die Zeit nach dem 9. November aus der amerikanischen Perspektive zu erzaehlen.

momentan nur soviel: wir als Amerikaner haben uns natuerlich sehr gefreut, dass die Spaltung Europas ueberwunden wurde. Da wir auch keine Fans dieser Diktaturen waren, freuten wir uns auch, dass die Menschen jetzt fuer sich frei bestimmen konnten.

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Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebni

Beitragvon augenzeuge » 3. Mai 2010, 19:11

Ja, Chris, kann dem Berliner nur zustimmen. Diese echten, erlebten Stories sind das, was viele lesen wollen.

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Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebni

Beitragvon Stabsfähnrich » 3. Mai 2010, 19:45

Berliner hat geschrieben:
Stabsfähnrich hat geschrieben:Wie ich also noch etwas ungläubig da stand, wurde die GÜST eröffnet und ich befand mich in mitten vieler Ostberliner, welche gegen Westberlin eilten. Die Kontrollkräfte zahlenmäßig unterlegen, führten keine Kontrolle durch. Wie bereits geschildert, ich in Mitten der vielleicht 1.000 - 1.500 Menschen eingekeilt, in voller Felddienst, mit Pistole usw. war plötzlich in Westberlin. Die Grenzmauer war so ca. 70 - 80 Meter von mir entfernt. Oh man, was hatte ich für Gedanken: Wenn das jemand sieht - Fahnenflucht - Schwedt. Plötzlich standen zwei westberliner Polizisten neben mir: Na kamerad - haste Dir verlaufen? Oh man dachte ich auch eine direkte Kontaktaufnahme. Mir wurde siedendheiß in meiner Felddienst. Trotzdem nahm ich das Angebot an, die beiden mich mit ihrem Bully bis an die Grenze brachten. Das ganze mit Blaulicht und Sondersignal. Da mein Auftritt nun nicht mehr verborgen blieb, konnte ich mir auch gleich die ersten Anranzer anhören. Sonderbarer Weise sprach aber keiner Bestrafung. Mußte mir nur die Frage gefallen lassen, warum ich keine Feldmütze trage - diese mußte irgendwo im Eifer des Gefechts verloren gegangen sein.
Das war also mein erster unfreiwilliger Besuch Westberlins. War übrigens nicht der Einzigste.


Hallo Chris, [knuddel]

diese Geschichte kann ich wirklich allen empfehlen, einfach super! Du hast eine Gabe, die Zeit von damals wieder lebendig zu machen. [rose]

Nur eine Frage: haben die Westberliner-Polizisten mit Absicht das Blaulicht und das Sondersignal angeschaltet, damit die Situation einen theatralischen Charakter hatte ? [laugh] [peinlich]

Jedenfalls schoen, dass Dir nichts weiter passiert ist. [smile]

Danke! [hallo]
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Hallo Duane,
ch kann es nicht Bestimmtheit sagen, nehme aber mal an dass durch den Einsatz der Sondersignale der Weg freigemacht wurde. Nur das Blaulicht alleine hätte es offensichtlich nicht gebracht in dieser Situation, gegen den Strom der Massen zu fahren. Also mußte auch das Einsatzhorn eingeschaltet werden. Ausserdem drängte ich ja darauf so schnell wie möglich hinter die eigene HKL zu kommen.
Stabsfähnrich
 

Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebni

Beitragvon Stabsfähnrich » 3. Mai 2010, 22:51

in der folgenden Woche, erfolgten schwerwiegende Einschneidungen in die Dienstbetrieb der Granatwerferbatterie. Entlassungen aus dem Dienst, waren an der Tagesordnung. Entlassen wurden teilweise Soldaten, welche im Zivilleben die Berufe Berufskraftfahrer und Betriebseisenbahner ausgeübt haben. Die Einheit schrumpfte auf einen Personalbestand von ca. 17 Mann zusammen. Die erforderliche Wachstärke konnte nicht mehr gehalten werden, so dass teilweise bestimmte Postenpunkte nicht oder nur in Minimalstärke bezogen wurden. Gleichzeitig erfolgte eine Lockerung der Ausgang- und Urlaubsregelung für Soldaten und Unteroffiziere auf Zeit. Diese neue Regelung besagte, dass Ausgang zu gewähren ist. Dies war zwar auch vorher der Fall, jedoch erfolgte die Genehmigung des Ausgang nur unter Beachtung der Gefechtsstärke. Diese betrug im Durchschnitt 80% des Personalbestandes. Heißt 20% der Soldaten und Unteroffiziere hatten eine reele Chance auf Ausgang. Nach den Novemberereignissen jedoch wurde die Regelung der Gefechtsstärke als Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes bezeichnet. Bis auf den UvD/GUvD sowie einiger weniger anderer Dienste, konnte nun jeder Soldat und Unteroffizier auf Zeit, nach Dienst bis zum Dienst Ausgang beantragen. Es wurden Soldatenräte gebildet, welche u.a. ein zugesichertes Mitspracherecht bei der Urlaubs- und Ausgangsgenehmigung hatten. Die sonst so festen Gefüge der Truppe gerieten mehr und mehr ins wanken.
An einem Donnerstag der darauffolgenden Woche, wurde der Batteriechef sowie meine Person zum Regimentkommandeur befohlen. Weitere Offiziere und Fähnriche waren anwesend. Keiner wußte worum es ging.............übrigens eine Erscheinung, welche sich ab da durch die gesamte Truppe zog. Plötzlich erschien der Regimentskommandeur in Begeleitung des Stabschef. Stillgestanden.........auf Befehl des Regimentskommandeurs werden befödert: u.a. mein Batteriechef zum Major. Ausgezeichnet werden, wegen der Vorbildlichen Erfüllung der gestellten Aufgaben am 11. November: ich............Medaille für vorbildlichen Grenzdienst. Diese Auszeichnung sollte mir fast ein Jahr später noch fast zum Verhängnis werden. Stand doch diese Auszeichnung als Sinnbild für erfolgreiche Festnahmen von Grenzverletztern.
In der weiteren Folgezeit, erfolgten weitere Änderungen des Dienstbetriebes. Bis zum 20. November, war bei der Ausgangsbelehrung der Satz einzufügen, dass es nicht gestattet ist, das Teritorium Westberlins zu betreten. Da aber die meisten der noch verbliebenen Soldaten und Unteroffiziere bereis im Besitz eines Personalausweis waren, scherte sich keiner um diese Bestimmung. Ab dem 20. erfolgte nur eine Belehrung über die Wachsamkeit und Geheimhaltung.
Eines Tages Ende November wurde ich zum Oberoffizier Bewaffnung befohlen. Anwesend war ein Oberstleutnant vom Artillerieregiment 40 in Berlin Johannistal. Mir wurde befohlen bis 10:00 Uhr alle sechs Granatwerfer zur Übergabe vorzubereiten. Da standen diese nun. Wie neu - da kurz zuvor im Rahmen des park- und Wartungstages alle Granatwerfer eine Generalüberholung erhalten hatten. Der besagt OSL schritt zusammen mit einem Hauptmann um die Werfer und äußerte mir gegenüber: " Naja, die Bereifung können wir noch gebrauchen - der Rest ist Schrott". Kurz darauf wurden die Werfer nach Johannistal transportiert, demontiert und nach Henningsdorf (Bei Berlin) zur Stahlschmelze verbracht. Mir standen zum Zeitpunkt des Abtransportes der Werfer die Tränen in den Augen. War mir doch jetzt erst so richtig bewußt geworden, dass mein bis dahin sicher geglaubter Job nunmehr beendet war.
Am Tag darauf, sitze ich in meinem Dienstzimmer. Da klingelte das Telefon, diesmal mit einem merkwürdigen Klingelzeichen. Nichts ahnend nahm ich den Hörer ab und hörte wie jemand sagte: Die ist ein Rundruf, bestätigen Sie mit Quittung. Anschließend erfolgte die Mitteilung, dass ab sofort den Mitarbeitern der Verwaltung 2000 der Zutritt zu den Einrichtungen der Grenztruppen untersagt ist. Ich war ersteinmal sprachlos und konnte den Rundruf gerade noch bestätigen in Form einer Quittung. Kurze Zeit darauf wurde ich zum Stabschef befohlen. Obwohl seit der Zeit meines unerlaubten Verlassen des Hoheitsgebietes der DDR einige Zeit vergangen war, beschlich mich ein eigenartiges Gefühl. Dies war jedoch unbegründet. Nachdem ich zum Stabsfähnrich befördert war, erfolgte die Weisung (nicht Befehl) die vorhandenen waffen der Verwaltung 2000 entgegen zu nehmen und in meiner Waffenkammer ein zu lagern. Bei der Entgegennahme der Waffen - hier überwiegend Waffen vom Typ AK 47 (keine KMS oder AK 72) war ein großes Problem. Einige der Waffen hatten bis auf das Herstellungsjahr weder eine Waffennummer, noch eine Waffenbestandskarte. Der Oberoffizier Bewaffnung gab mir den Ratschlag die Waffen im Bestandsbuch auf einem extra Blatt auf zu führen. Bei der Auflösung der Waffenkammer meiner Batterie am 4. Dezember 1989 hatte ich eine Waffe zu viel................der Schreck hielt sich jedoch in Grenzen, da die Angelegenheit intern geregelt wurde.
So dass wars ersteinmal im zweiten Teil meiner persönlichen Erlebnisse. Wer Rechtschreibfehler findet, darf diese behalten. Teil -3- meiner Erlebnisse wird auf Wunsch nachgereicht.
Stabsfähnrich
 

Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebni

Beitragvon Berliner » 6. Mai 2010, 01:40

Stabsfähnrich hat geschrieben:So dass wars ersteinmal im zweiten Teil meiner persönlichen Erlebnisse. Wer Rechtschreibfehler findet, darf diese behalten. Teil -3- meiner Erlebnisse wird auf Wunsch nachgereicht.

[freu]

Hallo Chris, [knuddel]

hiermit die klare Bestaetigung meinerseits, dass wenn Du noch Zeit und Lust hast, hier noch der Wunsch besteht, mehr zu erfahren. [rose]

Hueben wie drueben, habe ich von der Wende noch keine solchen, echten Geschichten gelesen. Klasse! [heart]

Duane [hallo]
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Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebni

Beitragvon Berliner » 6. Mai 2010, 01:53

Hallo Chris, [knuddel]

nur ein paar Fragen zu Deiner Geschichte.

Stabsfähnrich hat geschrieben:in der folgenden Woche, erfolgten schwerwiegende Einschneidungen in die Dienstbetrieb der Granatwerferbatterie. Entlassungen aus dem Dienst, waren an der Tagesordnung. Entlassen wurden teilweise Soldaten, welche im Zivilleben die Berufe Berufskraftfahrer und Betriebseisenbahner ausgeübt haben. Die Einheit schrumpfte auf einen Personalbestand von ca. 17 Mann zusammen.


Stabsfähnrich hat geschrieben:Eines Tages Ende November wurde ich zum Oberoffizier Bewaffnung befohlen. Anwesend war ein Oberstleutnant vom Artillerieregiment 40 in Berlin Johannistal. Mir wurde befohlen bis 10:00 Uhr alle sechs Granatwerfer zur Übergabe vorzubereiten. Da standen diese nun. Wie neu - da kurz zuvor im Rahmen des park- und Wartungstages alle Granatwerfer eine Generalüberholung erhalten hatten. Der besagt OSL schritt zusammen mit einem Hauptmann um die Werfer und äußerte mir gegenüber: " Naja, die Bereifung können wir noch gebrauchen - der Rest ist Schrott". Kurz darauf wurden die Werfer nach Johannistal transportiert, demontiert und nach Henningsdorf (Bei Berlin) zur Stahlschmelze verbracht. Mir standen zum Zeitpunkt des Abtransportes der Werfer die Tränen in den Augen. War mir doch jetzt erst so richtig bewußt geworden, dass mein bis dahin sicher geglaubter Job nunmehr beendet war.


Wie war es moeglich, dass so kurz nach der Wende solche Entschluesse gefasst wurden ? Die Wirtschaft und die Militaerstrategie der DDR unterlagen doch immer noch einem Plan, oder ?

Stabsfähnrich hat geschrieben:Anschließend erfolgte die Mitteilung, dass ab sofort den Mitarbeitern der Verwaltung 2000 der Zutritt zu den Einrichtungen der Grenztruppen untersagt ist.


Auch dieser Schritt kommt mir komisch vor. Ist dies der Verrat wovon viele ex-MfS Mitarbeiter sprechen ? Wer sass dann am Hebel ?

Nochmals vielen Dank! [hallo]
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Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebni

Beitragvon Stabsfähnrich » 6. Mai 2010, 06:31

Berliner hat geschrieben:Hallo Chris, [knuddel]

nur ein paar Fragen zu Deiner Geschichte.

Stabsfähnrich hat geschrieben:in der folgenden Woche, erfolgten schwerwiegende Einschneidungen in die Dienstbetrieb der Granatwerferbatterie. Entlassungen aus dem Dienst, waren an der Tagesordnung. Entlassen wurden teilweise Soldaten, welche im Zivilleben die Berufe Berufskraftfahrer und Betriebseisenbahner ausgeübt haben. Die Einheit schrumpfte auf einen Personalbestand von ca. 17 Mann zusammen.


Stabsfähnrich hat geschrieben:Eines Tages Ende November wurde ich zum Oberoffizier Bewaffnung befohlen. Anwesend war ein Oberstleutnant vom Artillerieregiment 40 in Berlin Johannistal. Mir wurde befohlen bis 10:00 Uhr alle sechs Granatwerfer zur Übergabe vorzubereiten. Da standen diese nun. Wie neu - da kurz zuvor im Rahmen des park- und Wartungstages alle Granatwerfer eine Generalüberholung erhalten hatten. Der besagt OSL schritt zusammen mit einem Hauptmann um die Werfer und äußerte mir gegenüber: " Naja, die Bereifung können wir noch gebrauchen - der Rest ist Schrott". Kurz darauf wurden die Werfer nach Johannistal transportiert, demontiert und nach Henningsdorf (Bei Berlin) zur Stahlschmelze verbracht. Mir standen zum Zeitpunkt des Abtransportes der Werfer die Tränen in den Augen. War mir doch jetzt erst so richtig bewußt geworden, dass mein bis dahin sicher geglaubter Job nunmehr beendet war.


Wie war es moeglich, dass so kurz nach der Wende solche Entschluesse gefasst wurden ? Die Wirtschaft und die Militaerstrategie der DDR unterlagen doch immer noch einem Plan, oder ?
Stabsfähnrich hat geschrieben:Anschließend erfolgte die Mitteilung, dass ab sofort den Mitarbeitern der Verwaltung 2000 der Zutritt zu den Einrichtungen der Grenztruppen untersagt ist.


Auch dieser Schritt kommt mir komisch vor. Ist dies der Verrat wovon viele ex-MfS Mitarbeiter sprechen ? Wer sass dann am Hebel ?
Nochmals vielen Dank! [hallo]
Duane


............ich habe Deine Fragen einfach mal rot markiert. Ich hoffe Du entschuldigst die Farbgebung. Ich werde mal versuchen, Deine Fragen zu beantworten. Der Entschluss der Entlassung der zur Rede stehenden Soldaten und Unteroffiziere aus dem Ehrendienst, war nicht geplant - sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Bedingt durch die massenweise Flucht von DDR Bürgern über Polen, Ungarn und der CSSR, waren bestimmte Berufe echte "Mangelware". Dazu gehörten insbesondere die Berufe im Bereich Transportwesen. Ich habe vergessen, dass es auch bereits vor dem 09. November dazu gekommen ist, dass Transportleistungen durch Angehörige der NVA und dies teilweise mit Militärfahrzeugen im Rahmen der Volkswirtschaft durch geführt wurden. Zu diesem kann ich jedoch in meinem persönlichen Erlebnisbericht keine Aussage treffen, da dies meine Einheit nicht betraf.
Zu Deiner zweiten Frage. Als Verrat würde ich das nicht bezeichnen............Gewiß fühlten sich die Mitarbeiter der V2000 verraten. Die Kommandeure der GT hingegen sahen es als "Befreiung". Konnten diese ab dem Zeitpunkt das Prinzip der militärischen Einzelleitung durchsetzen. Die Frage war nur: was sollte noch durchgesetzt werden???? Befehle, Weisungen wurden von einem Tag - manchmal von Stunde auf Stunde geändert oder aufgehoben. Eine vernünftige Entschlussfassung war teilweise nicht möglich.
Auch wenn es nicht direkt aus Deiner Frage hervorgeht. Bestimmt hast Du Dich gefragt, warum der "Genosse" OSL die Granatwerfer als Schrott bezeichnete - obwohl tadellos gewartet. Ganz einfach mein ältester Werfer war Baujahr 1942 und mein jüngster Baujahr 1944. Nur das Fahrgestell, die Optik und die auf dem Rohr aufgeschraubte Vorrichtung, welche verhindern sollte das neu geladen wurde, obwohl die erste Granate das Rohr noch nicht verlassen hatte, waren neu. Alles andere Schrott. Die moderne Militärtechnik, hatte meine sorgsam gepflegten Werfer überholt. Übrigens die meisten 120 mm Splitter-Spreng-Wurf Granaten in meiner Gefechtsreserve waren Herstellungsjahr 1955.
So mein Freund, ich hoffe dass ich ein wenig Deine Fragen beantworten konnte. Vielleicht hat der eine oder andere User hier im Forum andere Gedanken und Erlebnisse zum Thema. Würde mich freuen davon hier zu lesen.
Stabsfähnrich
 

Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebni

Beitragvon Berliner » 8. Mai 2010, 04:18

Hallo Chris, nochmals vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast. [knuddel]

Stabsfähnrich hat geschrieben:Der Entschluss der Entlassung der zur Rede stehenden Soldaten und Unteroffiziere aus dem Ehrendienst, war nicht geplant - sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Bedingt durch die massenweise Flucht von DDR Bürgern über Polen, Ungarn und der CSSR, waren bestimmte Berufe echte "Mangelware". Dazu gehörten insbesondere die Berufe im Bereich Transportwesen.


Vielleicht eine dumme Frage... Gab es einen bestimmten Grund wieso besonders das Transportwesen betroffen wurde?

Stabsfähnrich hat geschrieben:Zu Deiner zweiten Frage. Als Verrat würde ich das nicht bezeichnen............Gewiß fühlten sich die Mitarbeiter der V2000 verraten. Die Kommandeure der GT hingegen sahen es als "Befreiung". Konnten diese ab dem Zeitpunkt das Prinzip der militärischen Einzelleitung durchsetzen.


Wieso hat die Aufloesung des MfS als "Befreiung" empfunden ? Waren die MA des MfS so aufdringlich oder kam das einfach aus einem selbstverstaendlichen Selbstbestimmungsrecht ?

Stabsfähnrich hat geschrieben:Bestimmt hast Du Dich gefragt, warum der "Genosse" OSL die Granatwerfer als Schrott bezeichnete - obwohl tadellos gewartet. Ganz einfach mein ältester Werfer war Baujahr 1942 und mein jüngster Baujahr 1944. Nur das Fahrgestell, die Optik und die auf dem Rohr aufgeschraubte Vorrichtung, welche verhindern sollte das neu geladen wurde, obwohl die erste Granate das Rohr noch nicht verlassen hatte, waren neu. Alles andere Schrott.


Chris, diese Frage hatte ich mir tatsaechlich *nicht* gestellt aber bin trotzdem sehr froh wegen der Aufklaerung. War das normal, dass solche alten Waffen zu den Bestaenden der GT gehoerten ? Gab es auch einen Grund dafuer ? Was es D.W. in der Bundeswehr teilweise auch so ?

Stabsfähnrich hat geschrieben:So mein Freund, ich hoffe dass ich ein wenig Deine Fragen beantworten konnte.


Ich hoffe meine Fragen nerven nicht allzusehr. Vielleicht kommt doch noch jemand, um Dich abzuloesen. [heart]

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Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebni

Beitragvon Stabsfähnrich » 8. Mai 2010, 20:51

Berliner hat geschrieben:Hallo Chris, nochmals vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast. [knuddel]

Stabsfähnrich hat geschrieben:Der Entschluss der Entlassung der zur Rede stehenden Soldaten und Unteroffiziere aus dem Ehrendienst, war nicht geplant - sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Bedingt durch die massenweise Flucht von DDR Bürgern über Polen, Ungarn und der CSSR, waren bestimmte Berufe echte "Mangelware". Dazu gehörten insbesondere die Berufe im Bereich Transportwesen.


Vielleicht eine dumme Frage... Gab es einen bestimmten Grund wieso besonders das Transportwesen betroffen wurde?

Stabsfähnrich hat geschrieben:Zu Deiner zweiten Frage. Als Verrat würde ich das nicht bezeichnen............Gewiß fühlten sich die Mitarbeiter der V2000 verraten. Die Kommandeure der GT hingegen sahen es als "Befreiung". Konnten diese ab dem Zeitpunkt das Prinzip der militärischen Einzelleitung durchsetzen.


Wieso hat die Aufloesung des MfS als "Befreiung" empfunden ? Waren die MA des MfS so aufdringlich oder kam das einfach aus einem selbstverstaendlichen Selbstbestimmungsrecht ?

Stabsfähnrich hat geschrieben:Bestimmt hast Du Dich gefragt, warum der "Genosse" OSL die Granatwerfer als Schrott bezeichnete - obwohl tadellos gewartet. Ganz einfach mein ältester Werfer war Baujahr 1942 und mein jüngster Baujahr 1944. Nur das Fahrgestell, die Optik und die auf dem Rohr aufgeschraubte Vorrichtung, welche verhindern sollte das neu geladen wurde, obwohl die erste Granate das Rohr noch nicht verlassen hatte, waren neu. Alles andere Schrott.


Chris, diese Frage hatte ich mir tatsaechlich *nicht* gestellt aber bin trotzdem sehr froh wegen der Aufklaerung. War das normal, dass solche alten Waffen zu den Bestaenden der GT gehoerten ? Gab es auch einen Grund dafuer ? Was es D.W. in der Bundeswehr teilweise auch so ?

Stabsfähnrich hat geschrieben:So mein Freund, ich hoffe dass ich ein wenig Deine Fragen beantworten konnte.


Ich hoffe meine Fragen nerven nicht allzusehr. Vielleicht kommt doch noch jemand, um Dich abzuloesen. [heart]

Duane [hallo]


Hallo Duane,
ich fange mal mit Deinem Fragekomplex von hinten an. Ich freue mich über Deine sachliche Art Fragen zu stellen. Diese Fragen zeigen mir auch, dass Du Dich ernsthaft mit den Antworten beschäftigst. Und ich ich stelle explizt fest: DU NERVST NICHT.

Zu der Frage Technik und Bewaffung und deren Alter. Ehrlich gesagt, genau kann ich die Frage nicht genau erklären, warum einerseits veraltete Geschütztechnik verwendet wurde auf der anderen Seite hingegen die moderne Mikroelektronik fortwährend bei den Grenztruppen in Form von Computer, Funk- und Überwachungstechnik einzug hielt. Vom Prinzip her ist es egal ob ich mit einem Granatwerfer Baujahr 1944 oder mit einem AGS-17 Baujahr 1981 auf jemanden ziele und schieße. Todt dürfte der "Bekämpfte" in jedem Fall sein, wenn getroffen wurde. Es ist ja nun auch nicht so, dass die NVA nur die neusten Waffensystem besaß. In der dem Minister für Verteidigung direkt unterstellten Gefechtsreserve waren 1984 sogar noch T34/85 vorhanden. Ein Panzer aus dem WK II (Großer Vaterländischer Krieg). Vom Kampfwert her gesehen - wertlos. Aber für die Täuschung des Gegners, um diesem evtl. in dessen Entschlussfassung für einen Angriff in eine bestimmte Richtung ab zu lenken................dazu waren die Teile noch alle male Gut genug.

Zu der Frage "Befreiung". Ich habe diesen Begriff gewählt, da ich im Jahr 1991 Gelegenheit hatte meinen ehemaligen Regimentskommandeur zu treffen. In dem zwanglosen Gespräch kamen Wir auf dieses Thema zu sprechen. Einzelheiten wurden von Seite aus zwar nicht genannt, jedoch ließ Er durchblicken.............dass Er in seinen Entschlussfassungen von zwei Seiten abhängig war. Dies waren die Befehle und Weisungen des Grenzkommandos sowie der Hinweise und Anregungen der V2000. Letztere waren bis in die Ebene einer Grenzkompanie/ A-Batterie teilweise federführend - ohne dass jemand auf die Idee kam. Dass die gefassten Entschlüsse der Kommandeure eigentlich auf die Kameraden der V2000 zurück zu führen waren. Gewiß waren die Kommandeure militärische Einzelleiter.........aber selbst bei Beförderungen, Versetzungen, Postezusammensetzung und Prüfung der Grenztauglichkeit waren die Kameraden der Feldpostummer V2000 maßgebend beteiligt. So u.a. auch am Befehl 44.

Zur Frage Transportwesen: Das Transportwesen ist das Herzstück eines jeden Staates und auch jeder Gesellschaftform. Dies betrifft auch die Telekommunikation. Ich versuche es mal mit meiner etwas proletarischen Form zu beschreiben. Wenn es in der DDR 100 Bäcker gab, welche am Tag 100.000 Brötchen gebacken haben und von diesen 100 Bäckern 20 die Flucht angetreten haben, wurden trotzem noch Brötchen gebacken. Was nützt es aber wenn Brötchen vorhanden, aber keiner da um diese von A nach B zu transportieren. Abgesehen vom Transport der Brötchen. Der Bäcker braucht Mehl, Eier und weiteres. Wenn jetzt im Verhältnis zu den 100 Bäckern 50 Kraftfahrer die Lieferung durchführen und von diesen 50 Kraftfahrer 3 abgängig sind, heißt dass das selbst beim besten Wollen die noch verbliebenen 80 Bäcker entweder kein Mehl oder ..........nee Eier schreibe ich jetzt nicht, sondern -Salz- haben. Bereits Lenin hat in einem seiner Werke die große Bedeutung des Transportwesen festgestellt und als eine der ersten Maßnahmen 1917/18 eine qualitive und quantitative Aufwertung des Transportwesen durchgesetzt - oder zumindest versucht. Ohne dass man sich jetzt mit dem Klassiker Lenin beschäftigen zu müssen - es gab da eine relativ schöne Lektüre "Wie der Stahl gehärtet wurde".

So ich mach ersteinmal für heute Schluss. Bin gerade von einem Ostfahrzeugtreffen zurück. Wunderschöne Erlebnisse..........auch unser ABV aus diesem Forum war da. Super Stimmung.........beim Treffen in Alt-Tucheband. Und nun bin ich knülle und FIX und FOXI.
Stabsfähnrich
 

Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebni

Beitragvon SkinnyTrucky » 16. Mai 2010, 00:06

Uwe....bei mir war es so, das ich ein Tag, nachdem ich stiften ging, in Lüneburg ordendlich zum BRD-Bürger gemacht wurde, ich abreiste ins Sauerland, zwei Tage später auf'm Arbeitsamt mich registrieren ließ, Jobangebote mitnahm und mich beworben hab und zu Vorstellungsgesprächen fuhr und innerhalb 10-12 Tagen voll integriert war im Leben....die DDR war auf einmal weit weg....jetz so 20 Jahre danach kuckt man erst wieder richtig zurück und merkt, das man da kaum noch was von weiß....ich hab in der Zwischenzeit soviel erlebt....ich könnt's mir beim besten Willen nich mehr so richtig vorstellen, wie es mal war....ich mein jetzt so richtig echt, klar weiß ich was war...aber eben nur noch irgendwie so dünn.... [denken]

groetjes uit Schwegenheim

Mara
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Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebnisse

Beitragvon SkinnyTrucky » 16. Mai 2010, 10:19

ABV hat geschrieben:Aber eines weiß ich jetzt, dass man nämlich statt auf irgendwelche Politikerphrasen, lieber auf den eigenen Verstand hören sollte.


Tja Uwe, viele haben auf ihren Verstand gehört und genau das ist ihnen dann zum Verhängnis geworden....das wollte man ja garnich in der DDR....oder ich sag mal besser, man sollte ja so denken, wie es vorgegeben war....da wurd ja alles für getan mit der Rotlichtbestrahlung ab dem frühesten Schulalter oder in westlichen Termen zu sprechen, ab der Unterstufen....weil, man lernte ja nicht nur wie der Pionierhalstuchknoten zu binden war....

....selbst Kinder mit dem blauen Halstuch(Jungpioniere) kam es spanisch vor, das die liebe Tante aus'm Westen eigendlich zu den Feinden gehören soll.....

....ich sag mal ganz deutlich, es war möglich ein sozial links denkender Mensch zu sein ohne gleich eine sozialistische Persönlichkeit zu sein....vielleicht ist das ein neuen Fred wert....*was ist oder war eine sozialistische Persönlichkeit...??*

Und Uwe, so wie ich dich hier heute höre, glaub ich nicht, das du dich zu schämen hast.....du warst bestimmt 'nen super Dorfscheriff so wie unser Werni in dem Dorf in dem ich aufgewachsen bin....und naja, was soll ich sagen....was blieb dir den über, als das du dich in den Staat zu integrieren hattest...man stand doch sowieso mit dem Rücken an der Wand...oder Mauer...so wie du eben willst....und meine Sicht ist, solang du dich nach dem Völkerrecht nicht schuldig gemacht hast, solltest du dich nicht schämen, dat bringt doch nichts.... [muede]

liebe Grüsse aus Schwegenheim

Mara
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Re: wie ging es weiter nach dem 9. Nov.? persönliche Erlebnisse

Beitragvon turtle » 23. Mai 2010, 10:24

Hallo Stabdfähnrich,
Ein großes Dankeschön für Deine Beiträge über diese Zeit. Solche Geschichten schreibt das Leben,Du warst dabei in dieser für Deutschland so Geschichteträchtigen Zeit. Zeitzeugen wenn sie noch darüber schreiben sind so wichtig. Du schreibst das alles sehr verständlich,das man es sich das genauso wie in einem Film vorstellen kann.
Danke Gruß Peter(turtle)
turtle
 


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