der 9. November 1989 in Berlin
Verfasst: 28. April 2010, 12:10
unabhängig vom historischen Datum, hat dieses Datum für mich persönlich Zeitgeschichte.
Vom 09. zum 10. November war ich Diensthabener Speisesaal im GR 33. An sich eine undankbare 24 Stunden Schicht. Morgens um 08:00 Uhr übernahm ich den Dienst. Bis Abends 18:00 Uhr war der Dienst wie immer. Kontrolle der Speisenzubereitung sowie der Essensausgabe. Daneben Beaufsichtigung der Reinigungskräfte usw.. Nachdem der Nachtaufzug die Verpflegung empfangen hatte und einem abschließenden Kontrollgang durch den Küchenbereich, legte ich mich zur Nachtruhe( vier Stunden beim 24 Stundendienst). Gegen 22:30 Uhr klingelt das Telefon, was an sich recht ungewöhnlich war. In der Leitung der Stabschef des GR mit dem Befehl: Lösen Sie für ihre Einheit die erhöhte Gefechtsbereitschaft aus. Gesagt und getan. 1. Hauptproblem waren die neu eingezogenen Soldaten ( 1. Dhj.), welche bisher weder vereidigt noch mit der Mpi geschossen hatten. Diese durften die Magazine nur in der Magazintasche mitführen. Von an sich acht Kraftfahrern waren nur noch sechs anwesend. Also wurde das Marschband nur mit sechs LKW inkl. angehangenen Granatwerfer (120 mm) formiert. Da kein höherer Dienstgrad bei der A-Batt. vorhanden war, konnte ich mich auch noch um vier Ural inkl. 85 mm Kannonen kümmern. Ab diesem Zeitpunkt überschlugen sich Ereignisse. Es erschienen in unregelmäßigen Abständen, Melder mit den sich teilweise wiedersprechenden Befehlen. Diese reichten von aktuellen Lagemeldungen bis hin zu, dass die normale Gefechtsbereitschaft herzustellen ist. Gegen 00:30 Uhr dann der Befehl: Sie verlegen mit Teilen der GwB in Richtung GÜST Sonnenallee. Weitere Befehle folgen.
Also setzte sich meine Truppe, bestehend aus sechs W50 mit Grantwerfer von der Elsenstraße über Puschkinallee in Bewegung. In der Puschkinallee - sonst zu der Zeit kaum Verkehr - war wie die Karl-Marx-Allee am Tage. Trabis, Wartburgs, Ladas.............alles fuhr in Richtung Schöneweide. Es wurde gewunken und gelacht, aber auch Drohrufe wie z.B. "Ihr Grenzerschweine, Mauerschützen usw.". Bis zum S-Bahnhof Baumschulenweg kamen wir als Kolonne relativ gut durch, ab Baumschulenstraße ging nichts mehr. Die Straße war komplett Dicht. Die Kameraden der Volkspolizei gaben die Mühe auf den Verkehr zu regeln und hatten sich geschlossen in den S-Bahneingang des Bahnhofs zurück gezogen. Von dort erhielt ich den Tipp, über Nebenstraßen zur Süd-Ost-Allee zu fahren und dann weiter zur GÜST. Mit einiger Mühe erreichten wir die GÜST auf einer Entfernung von ca. 2000 Meter. Ab da ging garnichts mehr. Eingekeilt zwischen Trabis und anderen Fahrzeugen - es ging nicht vorwärts und nicht rückwärts. Dummerweise kamen die um uns versammelten Menschen mit uns ins Gespräch und fragten u.a., was wir da als "Anhänger" mit uns führten. Ich glaube es hätte Panik gegeben wenn Wir erklärt hätten, dass es sich um 120 mm Granatwerfer handelt. Also erklärten wir einfach, dass es sich um Entfernungsmess- und Funkaufklärungsgeräte handelt. Irgendwie haben uns die Menschen dass auch geglaubt................kann aber auch sein, dass in dieser Nacht dies keinen interessierte. Egal............... Gegen 03:00 Uhr halfen wir den Kollegen der PKE, einen defekten Schlagbaum zu öffnen bis dann der Befehl kam, Zurückverlegung zum Fuchsbau, Herstellen der Gefechtsbereitschaft und Vollzugsmeldung bei der 750. Ehrlich gesagt wußte weder ich noch die anderen Kameraden was überhaupt geschehen ist. Keiner sagte etwas, Fragen an die Vorgesetzten wurden ignoriert oder mit solchen Sachen gehändelt wie " Mensch Genosse - wir haben einen zweiten 17. Juni".
Nach Dienstsschluss setzte ich mich in die S-Bahn, in voller Uniform. Mutterseelen alleine - ein derartiger Zustand war ungewöhnlich zu dieser Zeit. Im Bahnhof Ostkreuz stürmte eine Gruppe von ca. 8-10 Punks in meinen Wagen, kamen auf mich zu - und ich sah mich schon recht arg verprügelt. Aber nein, die klopften mir auf die Schulter, Mensch dass habt ihr toll gemacht, los trink mal einen. Also ich war heilfroh Leninallee (heute Landsberger Allee) aus zu steigen.
Das war mein 9. November 89.
Vom 09. zum 10. November war ich Diensthabener Speisesaal im GR 33. An sich eine undankbare 24 Stunden Schicht. Morgens um 08:00 Uhr übernahm ich den Dienst. Bis Abends 18:00 Uhr war der Dienst wie immer. Kontrolle der Speisenzubereitung sowie der Essensausgabe. Daneben Beaufsichtigung der Reinigungskräfte usw.. Nachdem der Nachtaufzug die Verpflegung empfangen hatte und einem abschließenden Kontrollgang durch den Küchenbereich, legte ich mich zur Nachtruhe( vier Stunden beim 24 Stundendienst). Gegen 22:30 Uhr klingelt das Telefon, was an sich recht ungewöhnlich war. In der Leitung der Stabschef des GR mit dem Befehl: Lösen Sie für ihre Einheit die erhöhte Gefechtsbereitschaft aus. Gesagt und getan. 1. Hauptproblem waren die neu eingezogenen Soldaten ( 1. Dhj.), welche bisher weder vereidigt noch mit der Mpi geschossen hatten. Diese durften die Magazine nur in der Magazintasche mitführen. Von an sich acht Kraftfahrern waren nur noch sechs anwesend. Also wurde das Marschband nur mit sechs LKW inkl. angehangenen Granatwerfer (120 mm) formiert. Da kein höherer Dienstgrad bei der A-Batt. vorhanden war, konnte ich mich auch noch um vier Ural inkl. 85 mm Kannonen kümmern. Ab diesem Zeitpunkt überschlugen sich Ereignisse. Es erschienen in unregelmäßigen Abständen, Melder mit den sich teilweise wiedersprechenden Befehlen. Diese reichten von aktuellen Lagemeldungen bis hin zu, dass die normale Gefechtsbereitschaft herzustellen ist. Gegen 00:30 Uhr dann der Befehl: Sie verlegen mit Teilen der GwB in Richtung GÜST Sonnenallee. Weitere Befehle folgen.
Also setzte sich meine Truppe, bestehend aus sechs W50 mit Grantwerfer von der Elsenstraße über Puschkinallee in Bewegung. In der Puschkinallee - sonst zu der Zeit kaum Verkehr - war wie die Karl-Marx-Allee am Tage. Trabis, Wartburgs, Ladas.............alles fuhr in Richtung Schöneweide. Es wurde gewunken und gelacht, aber auch Drohrufe wie z.B. "Ihr Grenzerschweine, Mauerschützen usw.". Bis zum S-Bahnhof Baumschulenweg kamen wir als Kolonne relativ gut durch, ab Baumschulenstraße ging nichts mehr. Die Straße war komplett Dicht. Die Kameraden der Volkspolizei gaben die Mühe auf den Verkehr zu regeln und hatten sich geschlossen in den S-Bahneingang des Bahnhofs zurück gezogen. Von dort erhielt ich den Tipp, über Nebenstraßen zur Süd-Ost-Allee zu fahren und dann weiter zur GÜST. Mit einiger Mühe erreichten wir die GÜST auf einer Entfernung von ca. 2000 Meter. Ab da ging garnichts mehr. Eingekeilt zwischen Trabis und anderen Fahrzeugen - es ging nicht vorwärts und nicht rückwärts. Dummerweise kamen die um uns versammelten Menschen mit uns ins Gespräch und fragten u.a., was wir da als "Anhänger" mit uns führten. Ich glaube es hätte Panik gegeben wenn Wir erklärt hätten, dass es sich um 120 mm Granatwerfer handelt. Also erklärten wir einfach, dass es sich um Entfernungsmess- und Funkaufklärungsgeräte handelt. Irgendwie haben uns die Menschen dass auch geglaubt................kann aber auch sein, dass in dieser Nacht dies keinen interessierte. Egal............... Gegen 03:00 Uhr halfen wir den Kollegen der PKE, einen defekten Schlagbaum zu öffnen bis dann der Befehl kam, Zurückverlegung zum Fuchsbau, Herstellen der Gefechtsbereitschaft und Vollzugsmeldung bei der 750. Ehrlich gesagt wußte weder ich noch die anderen Kameraden was überhaupt geschehen ist. Keiner sagte etwas, Fragen an die Vorgesetzten wurden ignoriert oder mit solchen Sachen gehändelt wie " Mensch Genosse - wir haben einen zweiten 17. Juni".
Nach Dienstsschluss setzte ich mich in die S-Bahn, in voller Uniform. Mutterseelen alleine - ein derartiger Zustand war ungewöhnlich zu dieser Zeit. Im Bahnhof Ostkreuz stürmte eine Gruppe von ca. 8-10 Punks in meinen Wagen, kamen auf mich zu - und ich sah mich schon recht arg verprügelt. Aber nein, die klopften mir auf die Schulter, Mensch dass habt ihr toll gemacht, los trink mal einen. Also ich war heilfroh Leninallee (heute Landsberger Allee) aus zu steigen.
Das war mein 9. November 89.