Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon augenzeuge » 19. Juni 2011, 09:09

Wahnsinn. Woher weißt du das nur alles noch so genau.....?
AZ
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon augenzeuge » 19. Juni 2011, 21:12

Was weißt du noch von dem Tag, als die Mauer fiel? Wie wurde in Seelow diskutiert? Die mögliche Ausreise über die CSSR muss ja doch zur Ruhe bei euch geführt haben...oder?
AZ

P.S. Hast du wieder gut geschrieben.... [rose]
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon SkinnyTrucky » 19. Juni 2011, 21:24

Uwe, denk bitte daran, das wir im Kapitalismus wohnen....wenn du hier st"andig dein Manuskript ver"offendlichst, kauft nachher keiner mehr dein sp"ateres Buch..... [flash]

groetjes

Mara
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon augenzeuge » 26. Juni 2011, 16:42

Danke ABV (Uwe) dass du mir diesen Teil der Geschichte gewidmet hast. [rose]
. [grins]
Was kann auch für einen "AZ" besser passen, als ein echter Augenzeugenbericht. [grins]

Ich kann mir sehr gut vorstellen, was du damals gedacht hast. Es ist schlimm, wenn alles was grundsätzlich für einen Beruf ist, über den Haufen geworfen wird, nur um die Macht zu sichern. Aber ich glaube, es wäre für dich noch schlimmer gewesen, wenn du in Berlin damals dabei gewesen wärst.....dir wäre der Knüppel nachher vielleicht noch gegen einen "Kollegen" ausgerutscht".....oder du hättest ihn weggeworfen.

Gute Story! [super]

Gruß aus Siegen von AZ, der 5 mal am Tag den Rettungshubschrauber hier bei der Landung sieht....es passiert zu viel... [angst]
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. Juni 2011, 22:02

Uwe, in meiner Zeit in der DDR hab ich oft sehr menschliche Dorfscheriffs kennengelernt....aber ich hab auch andere kennengelernt.....in soeiner grossen Institution wie der gesamte Polizeiapparat, muß es zwangsläufig so sein, das das ganze Spektrum an Verhaltensmustern vorhanden ist....speziale Einsatzkommandos gab es ganz sicher um die Macht der Partei zu sichern und vorbereitet klar zu stehen und auch wenn es nötig scheint auch eingesetzt zu werden....

....Zeitzeugenberichte bestätigen das....schliesslich wollte die Partei um kein Geld der Welt ihre Macht verlieren....das Volk wußte das, eingeschüchtert hat es sich erst langsam Luft gemacht....und ja, das Volk wußte ganz genau, was passiert, wenn man öffendlich die heilige Partei kritisiert.....

....mit der Anweisung von oben, die *Konterrevolution* zu zerschlagen hat sich die SED selber sehr tief ins Fleisch geschnitten und es zum Glück nich wieder so krass wiederholt.....

.....wieder einmal danke für die interessante Geschichte..... [knuddel]

groetjes uit Orte

Mara
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon augenzeuge » 2. Juli 2011, 21:39

Oh, Uwe, wie hatte ich schon auf die Fortsetzung gewartet. Und ich habe sie genossen, immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Während ich deine Zeilen lies, dachte ich zurück....wie ich zur gleichen Zeit über die weiße Linie ging....und keiner hielt mich auf.....in Berlin. Was für eine irre Zeit, und wir waren dabei.
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon CASI » 10. Juli 2011, 23:11

Hallo Uwe,

immer wenn es in diesen Thread eine Aktualisierung gibt, bin ich schon gespannt wie ein Flitzebogen von Deinen persönlichen Wendeerlebnissen zu lesen!
Das ist wirklich wunderbar zu lesen und bringt diese irre Zeit auch einmal aus Sicht eines Volkspolizisten wieder.
Das ist Lesestoff der Extraklasse!

Viele Grüße aus Wiedenbrück,
Carsten
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon augenzeuge » 11. Juli 2011, 15:56

Genau Carsten, sag ich doch schon lange..... [grins]

Ich suche noch einen vom MfS, der so detailliert hier berichten könnte...... das wäre was.... [super]

Mindestens 2 fallen mir schon mal ein..... [blush]
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon augenzeuge » 22. Juli 2011, 18:15

Uwe, wieder mal ein authentischer Artikel aus dem Leben. Ich habe es genossen. [super]

Allerdings möchte ich dich darauf hinweisen, dass sich der Hermannplatz in Neukölln, kurz vor Kreuzberg befindet, nicht in Charlottenburg.
Hier ein Bild:http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Hermannplatz1_Berlin_Neukoelln.JPG&filetimestamp=20051209170108
Ich wohnte in Rudow damals und kenne mich in der Ecke gut aus.
Gruß, Jörg
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Dille » 22. Juli 2011, 21:07

Hallo ABV -- ich genieße auch jede Fortsetzung !
Kann als Alt- Berliner nur bestätigen, Hermannplatz ist auch eine U- Bahnstation in Neukölln, auf der von Dir beschriebenen Strecke von Friedrichstraße (über Zoo) wäre als ein "Platz" die nächste Station (ohne umzusteigen) "Savignyplatz" !

Gruß, Dille
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Affi976 » 22. Juli 2011, 21:26

na dann sag ich auch noch was:
Auf dem Herrmannplatz, besser unter dem Herrmannplatz, gibt es Klo`s. Da mußte ich mal dringend rauf. Ich wunderte mich schon, warum ein Mann am Eingang stand. Ich betrat das Klo und da standen die Jungs und warteten auf Nachschub. Ich mußte aber dringend und konnte nicht wieder umdrehen. Ich also ran, wollte den Reißverschluß öffnen, die Hälse der Jungs wurden immer länger, aber der Reißverschluß klemmte. Mein Hydrant war kurz vor`m platzen. Ich würgte und würgte, nach etlichen Versuchen und immer länger werdenden Hälsen klappte es endlich. Ich dachte, ich bin im falschen Film.
Ich also fertig, Beine in die Hand und raus. Draußen angekommen, muß ich wohl derart blass gewesen sein......... [shocked] .
Das war Herrmannplatz [laugh]
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon LEGO » 22. Juli 2011, 23:24

....schreib weiter, Uwe....
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Berliner » 23. Juli 2011, 02:06

Uwe, die Geschichten sind einfach Klasse, vielen Dank ! [knuddel]

Gruss uebern Teich in den Oderbruch, [hallo]
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon augenzeuge » 12. August 2011, 12:15

Toll geschrieben, Uwe. Nun weiß ich auch, dass du keine Pellkartoffeln mit Quark magst. [grins]
Nein, auch die ernsten Dinge kommen in der Erzählung einfach sehr authentisch rüber. Dieser Thread ist für mich ganz wichtig!!
Und wenn wirklich hieraus mal ein Buch entstehen sollte, ich helfe dir dabei gern.
Gruß, AZ [hallo]
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Ela62 » 13. August 2011, 14:15

Hi, Willkommen im Club. [hallo]
Ich bin schon seit ein paar Jahren dabei, meine persönlichen Erlebnisse auf der "anderen Mauerseite" aufzuschreiben. Leider werden es immer mehr Leute, die meinen, ein Buch darüber schreiben zu müssen und den zukünftigen Lesern wird es nicht leicht gemacht, das richtige Buch auszuwählen oder zumindest ein Buch, das reale Erlebnisse beschreibt.
Nun, Du warst bei der VP und schreibst aus Deiner Sicht.
Ich hingegen stand auf der "schwarzen Liste", trotz Lehrausbildung als Landvermesser beim Magistrat von Berlin, durfte ich 1988/89 keine Visum für eine Auslandsreise stellen, weil ich im Polizei-Computer als "fluchtgefährdet" geführt wurde. [wut]
Das kam erst 1990 raus, als ich in Berlin-Tempelhof bei der Meldestelle einen neuen Ausweis und Pass beantragen wollte, weil mir die DDR-Grenzer meinen Ausweis wegen "zu häufigem Grenzverkehr" nach Westberlin abgenommen hatten.
Und, weil ich Freunde in Westberlin und Bayern hatte, mit denen ich mich regelmäßig getroffen habe.
Und, weil ich Ende der 1980-er Jahre in einem Club in Berlin-Baumschulenweg, einen netten gutaussehenden Typen kennengelernt habe, der, wie sich später rausstellte, auf mich angesetzt war; ich war sozusagen sein "Auftrag"... Und dann hörte ich noch von meiner damaligen Nachbarin, dass "Herren in Schwarz" bei ihr nach meinem Wohnungsschlüssel gefragt haben und in meine Wohnung wollten, während ich fleißig auf der Arbeit war....
Die Frage, die sich mir immer wieder stellt, will denn heute überhaupt noch jemand etwas über uns und unsere Geschichten hören ? Ist der Markt nicht voll mit diesen Geschichten ?
Manchmal frage ich mich auch, ob es der Mühe überhaupt wert ist, seine persönliche Geschichte in der damaligen DDR aufzuschreiben. 20 Jahre nach Mauerfall ist doch jeder mit sich und seinen Problemen so beschäftigt, dass niemanden die Probleme anderer interssieren.
Ich hatte das Glück oder Pech, die Zeit voll mitzuerleben; geboren in den 60-ern, als Jugendliche die DDR-Schule und Ausbildung mitzmachen, mit Mitte 20 das letzte Maueropfer noch gekannt zu haben und dann als Erwachsene beide Seiten kennengelernt zu haben, mit Höhen und Tiefen, auf der DDR-Seite immer mit einem Bein im Knast oder Schlimmeres.
Aber ich kann Dich gut verstehen, auch mich treibt es immer wieder an den PC, um meine Geschichte weiter zu schreiben, denn mit der Zeit verblassen Erinnerungen oder Daten und Ereignisse verschwimmen.
Was mich nur so wütend macht, dass einige Berichte im TV grade zu dem Thema "Mauer" stellenweise schlecht oder mangelhaft recherchiert sind. [peinlich] Und so manches Mal treibt es mir Tränen in die Augen, wenn ich Bilder von den Demos auf dem Alexanderplatz sehe, in denen wir Plakate getragen haben (zum Beispiel ein Bild von Krenz mit der Unterschrift "Wolf im Schaftspelz"), oder als wir abends vor dem Palazzo Protzo - Palast der Republik - demonstrierte haben und die Herren in den "unauffälligen Klamotten" versuchten, uns auseinander zu treiben oder am Reden zu hindern. [angst] ....
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Glück und vielleicht ist es ja auch eine Art Vergangenheitsbewältigung, seine eigene Geschichte aufzuschreiben und damit abzuschließen. Und vielleicht hat man ja doch den Mut und die Zeit, den seit fast 20 Jahren geplanten Blick in seine eigene "Stasi-Akte" zu werfen und herauszufinden, wer im Freundes,-/Bekannten-,/Familienkreis dafür gesorgt hat, dass man auf der "schwarzen Liste" stand und einem immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden.
Viel Glück wünscht Ela62 [crazy]
Ela62
 

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Berliner » 13. August 2011, 14:47

Hallo Ela62, Danke, dass Du Deine Erlebnisse geschildert hast. [rose]

Du liegst mMn richtig, wenn Du meinst, ueber die Vergangenheit zu schreiben richtig sei.

Erstens ist es wichtig fuer die, die diese Zeiten nicht erlebt haben und zweitens, fuer Dich, weil es ein Stueck Aufarbeitung darstellt.

Ich freue mich auf weitere Schilderungen, sollst Du dazugeneigt sein. Dann bekaemst Du auch Deinen eigenen Thread. [grins]

Berliner [hallo]
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Berliner Göre » 13. August 2011, 15:45

tolle Geschichten Genosse ABV [grins] ich habe es jetzt endlich mal geschafft mir alles durchzulesen... ist schon Schiet, daß meine Zeit immer so knapp bemessen ist. Mach weiter so, gefällt mir!

Viele Grüße Lutz
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Ela62 » 13. August 2011, 19:19

Hallo Berliner und ABV, erstmal Danke für Eure Kommentare. Das macht Mut, weiter zu machen und vielleicht doch an meinem seit Jahren auf Eis liegenden Buch zu schreiben.
Klar könnte ich tagelang über meine Erlebnisse erzählen und schreiben. Aber es macht mich wütend, dass die Leute, die für und mit dem System zusammengearbeitet haben, auch in den Genuß von Redefreiheit kommen und sich als "Opfer des Systems" darstellen dürfen. Man denke nur an solche Deppen wie Egon Krenz oder Kati Witt - dem Honecker-Vorzeigesportler - oder Stasi-Offiziere, Grenzer; all die dürfen im TV auftreten und ihre Geschichten erzählen und sich als Opfer darstellen. Das kommt mir sehr bekannt vor...1945 - wir haben von all dem nichts gewußt und haben nur Befehle ausgeführt... Da krieg ich das K..... [bloed] .
Grade derzeit werden im TV auf fast allen Sendern Geschichten erzählt und leider auch Leute interviewt, die lieber in der Versenkung verschwinden sollten und sich dessen, was sie getan haben, schämen sollten, von wegen Opfer des Systems und Befehlsträger....
Ich war damals mit dabei auf dem Alex, als wir Plakate getragen haben (z.B. Egon Krenz - Wolf im Schafspelz) oder als uns die Stasi am Palast der Republik auseinander treiben und den Mund verbieten wollte. Diese Leute sollten lieber schweigen und nicht auf Mitgefühl hoffen.
Und dann noch Leute, die sich erdreisten, Meinungen zu äußern zu Dingen, von denen sie keine Ahnung haben. Da hat in einem der Foren jemand geschrieben...die Mutter von Chris Gueffroy wäre selbst Schuld an dem Ganzen, denn sie hätte ihren Sohn nicht mehr im Griff gehabt, er wäre ihr entglitten...Ja hat der Typ denn einen an der Klatsche ? Ich kannte Chris, wenn auch nur als Gast in dem Jugendclub in Baumschulenweg, in dem ich Teammitglied war und an der Bar gearbeitet habe. Chris war damals ein unauffälliger, netter Junge, ein wenig schüchtern, nie auffällig. Leider war er irgendwann nicht mehr da, die Zeit unseres Clubs war vorbei und Geschichte.
Ok, eine weitere kleine Episode; Stell Dir vor, Du bist eine Blondine, Mitte 20, nicht häßlich, intelligent, fleißig und kein Kind von Traurigkeit. Ich war jedes Wochenende, nach meinem Dienst im Club, mit Freunden in den angesagtesten Clubs in Ostberlin unterwegs. Meist sind wir mit "Schwarztaxis" gefahren, denn zum einen gabs kaum richtige Taxen und man wollte seine schwer verdiente Kohle ja nicht einem Taxifahrer in den Rachen werfen. Also haben wir uns zu mehreren Personen zusammen getan und uns ein "Schwarztaxi" geteilt, das waren meist Leute mit ihren privaten Autos, die sich nachts ein wenig Geld dazu verdient haben. In einem Club in Treptow, ich glaube, das war auch Baumschulenweg, habe ich ein paar nette junge Leute aus Westberlin kennengelernt. In Berlin hatten wir ja das Privileg, ein wenig offener leben zu können als außerhalb von Berlin, sozusagen in der "Provinz". Aus der Bekanntschaft wurde ganz schnell eine enge Freundschaft und die Jungs und Mädels kamen mindestens 1 x im Monat zu uns nach Ostberlin. Leider ging es nicht öfter, denn sie waren alle noch in der Ausbildung und konnten sich nicht jedes Wochenende das "Eintrittsgeld" leisten. Eines Freitags entschieden wir uns, zum 25. Geburtstag meiner Schwester zu fahren und meine ganze Familie zu überraschen. Die wohnte aber nicht in Berlin sondern in der Nähe von Cottbus. Das Problem war, dass das Besuchsvisum nur für Ostberlin galt und nicht für weiter. Egal, wir haben uns zu Viert in einem Jetta gequetscht und sind auf die Autobahn. Der Überraschungsbesuch schlug ein wie ein Hammer, denn meine Familie wußte von meinen Freunden, hatte sie aber nie kennengelernt. Was wir zu dem Zeitpunkt nicht wußten, über meinen Eltern in dem Mietshaus wohnte ein Stasi-Spitzel. Als wir das erfuhren, hatten wir alle ganz schön Bammel, dass er das mitbekommt und uns verpetzt. Trotz der Angst im Nacken wurde es ein gelungenes Wochenende. Auf der Rückfahrt nach Ostberlin fuhren wir dann aber sicherheitshalber immer nur auf der äußersten linken Spur, denn dort konnte uns ja keiner anhalten, waren ja nur noch die Leitplanken da. Trotzdem hielt uns in Berlin, ich glaube es war bei Schönefeld, ein VoPo an und kassierte die Jungs ab, natürlich ohne Quittung. Aber lieber bezahlen als lebenslanges Einreiseverbot oder noch Schlimmeres. Zu dem Zeitpunkt wußte ich aber nocht nicht, dass wir alle im Radar der Stasi waren, wahrscheinlich, weil einer der Jungs Azubi bei IBM war.
Die Kontrollen an der Grenze wurden ab da immer heftiger. Einem der Mädels haben die Grenzer bei der Einreise sogar mal die Pille (Antibaby) abgenommen, weil sie sie nicht kannten und als verbotenes Medikament eingestuft hatten. Sie bekam sie bei der Ausreise aber wieder zurück.... Das Witzige an der Sache war, dass die Jungs und Mädels 1 oder 2 Wochen vor Grenzöffnung noch bei mir waren und meinten, ich solle mich im Kofferraum verstecken und mit rüber kommen, die Grenzer hätten eh nichts mehr gepeilt und wüßten icht mehr, was los ist... Heute denke ich, es war wohl gut, so ein Feigling gewesen zu sein und nicht mitgefahren zu sein, Hätten uns die Grenzer erwischt, hätten sie den Leuten eine weitere Einreise verboten und ich wäre wahrscheinlich im Knast gelandet. Auch wenn es später eine Amnestie für politische Gefangene gegeben hat, in den Knast wollte ich nicht.
Tja, und Wochen später fiel ich in dem Club, in dem ich auch die Westberliner kennengelernt hatte, in das Radar eines sehr gut aussehenden 1,90 großen schwarzhaarigen jungen Mannes mit dem Gesicht eines Männermodels. Naja, ich war etwas überrascht, dass grade ich die Auserwählte war, denn zu dem Zeitpunkt war meine jüngere Schwester immer diejenige, die mir meine Männerbekanntschaften ausspannte. Egal, ich war geschmeichet und irgendwann zog der Typ mehr oder weniger bei mir ein. Ich war nur verwundert, dass er nie mit mir zusammen morgens aufstand und zur Arbeit ging. Er meinte nur, dass er Computerfachmann sei und Fußball spiele und deshalb viel unterwegs sei und nie morgens aufstehen müsse. Ok, ich habs geglaubt. Dann lernte ich sogar seinen kleinen Bruder kennen, mit dem ich mich prächtig verstand. Dann verschwand Mike, ich weiß sogar noch seinen Namen und hab auch ein Foto von ihm, abends immer öfter, um in der Kneipe Zigaretten zu holen und ein Bierchen zu trinken. War auch ok, denn ich war ja kein "Klammeraffe". Dann kam nach 6 Monaten der Abend, an dem wir mal richtig schick ausgehen wollten. Wir waren in der Discothek im Palast der Republik, so richtig schick und cool. Bei "In The Air tonight" von Phil Collins eröffnete er mir, er mache Schluß, weil er sich ein Modell verknallt hätte, das an dem Abend noch aufgetreten war. Hab nicht schlecht gestaunt, war sauer, mußte es aber so hinnehmen. Ich wußte ja, dass er in einem Wohnheim in Baumschulenweg wohnte und hab mehrfach versucht, Kontakt aufzunehmen, leider erfolglos.
Einige Monate später war dann die Grenzöffnung und eines abends klingelte es an meiner Tür in Friedrichshain. Zu dem Zeitpunkt bereitete ich meinen Umzug nach Tempelhof zu meinen Freunden vor. Tja, und da stand der Cousin von Mike, meinem Ex, vor der Tür. Er wollte wissen, ob ich was über den Verbleib von Mike wisse und wie es mir so geht. Da hab ich ihm dann eröffnet, dass wir nicht mehr zusammen sind und er sich ein Modell gekrallt hätte, Und da platzte die Bombe; er erzählte mir, dass Mike Unteroffizier der Stasi war und er den Auftrag hatte, mit mir ein Verhältnis anzufangen. Er sollte Infos aus mir herausholen über meine Westberliner Freunde, über meine Familie und über eventuelle Fluchtpläne. He, und das kurz vor der Maueröffnung, welch ein Schwachsinn.
Die abendliche Kneipengänge waren einfach nur Treffen mit seinen Vorgesetzten, die auch noch in dem Haus gegenüber wohnten. Er sollte Bericht erstatten und als es nichts mehr zu berichten gab, hatte er halt das Model als nächsten Auftrag, denn die fuhr öfter ins Ausland und hätte ja auch Fluchtpläne haben können. Ich hab gedacht, mich trifft der Schlag. Ich wußte ja, dass ich in meiner Abwesenheit Besuch von den Herren in Schwarz hatte und dass die in meiner Wohnung waren. Aber dass die soweit gehen würden, war mir bis zu dem Zeitpunkt nicht bewußt.
Also, wenn ich die Möglickeit hätte, den Typen wieder zu sehen, ich würde ihm ins Gesicht spucken und ihn fragen, ob es das wert war....
Ich merke grade, wie sehr mein Adrenalin steigt und ich mich wieder in Rage rede. Aber es tut gut, diese kleine Episode zu erzählen.
Menschen, die so etwas nicht erlebt haben, können es auch nicht glauben oder staunen mit großen Augen.
Es wußte damals ja auch keiner, dass im Hotel Mercure in Leipzig eine ganze Etage von der Stasi besetzt war. Da stand all das Abhör-Equipment, um Hotelgäste zu bespitzeln. Als ich das erfuhr, war ich sprachlos. Meine Schwester und ich hatten uns dort damals mit Freunden aus Düsseldorf und Bayern einquartiert. Wir haben Pläne geschmiedet, wie wir abhauen können. Und da fiel es uns wie Schuppen von den Augen; das Mercure-Hotel war wohl der Anfang von allem...
So ich hoffe, ich habe Dich und andere Leser nicht zu sehr gelangweilt [sick] . Auf jeden Fall könnte ich noch lange so weiter schreiben, denn beim Schreiben fallen mir immer mehr Details ein.
Viele Grüße
Ela62
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Edelknabe » 13. August 2011, 21:03

Ela willkommen im Forum der qualifizierten Schreibkultur. Bist auch so ne "Schreibelsa" was? Ich nicht minder. Mir klappte gerade beim lesen deines letzten Textes das Visier vor Schreck herunter, denn ich war wahrscheinlich der Typ mit der Klatsche. Aber keine Bange, damit komme ich ganz gut klar, bin jetzt erwachsen.
Und bleib mal hier, hier ist es schön und wird jeden Tag schöner.Das Hotel Merkur kenne ich auch gut, weil ein geborener Leipziger Jung.

Rainer-Maria und schau mal in den Veranstaltungsfred, da ist was geplant mit Weimar Ende November, also du und ich am Tisch mitsamt anderen Forenfreunden sowie geselligen Beisammensein und Kunst, Geschichte und Kultur, das wird bestimmt interessant werden.
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon ex-maja64 » 14. August 2011, 00:42

Ela62, auch ein Willkommen von mir, gebe dir erstmal Recht, schon interessant wer alles heutzutage die Absicht hat ein Buch zu schreiben [shocked] . Sollte ich es etwa auch?? War ja schliesslich ein Zeitzeuge, aber ich denke ich lasse es lieber. [wink]
Irgendwie habe ich das Gefühl, bei dir handelt es sich um eine grenzgaengerin.

Mario


P.S. @ Edelknabe, ich dachte immer wir wären das Forum der kultivierten Schreibkultur? [denken]
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon manudave » 14. August 2011, 07:11

Erstmal herzlich Willkommen bei uns im Forum, Ela. [hallo]

Du hast zweifellos recht, dass viele Zeitzeugen heute einfach untergehen und speziell Opfer gar nicht gehört werden.
Die Landesregierung meines Bundeslandes hat nun - als einziges überhaupt - einen Pool für solche Menschen eingerichtet.
Unter http://www.hlz.tu-darmstadt.de/index.php?id=th_sed_cpq kann man sich ein wenig einlesen und auch Kontakt mit Jutta Fleck aufnehmen. Sie leitet dieses besondere Projekt, denn auch bei den Opfern gibt es regelrecht "aussterbende Rassen" - z.B. Häftlinge des "U-Bootes" Hohenschönhausen (die es auch real erlebt haben). Und diese Berichte gilt es zu sammeln - denn nichts kann das Regime mehr anklagen, als Aussagen von Opfern.
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Edelknabe » 14. August 2011, 07:59

Mario ich verdrehe das immer, seit ich so gut wie keinen Alkohol mehr trinke, das mit der Schreibkultur.(hatte mir mein Hausarzt ans Herz gelegt, damit ich wenigstens 90 Jahre werde, sonst wird das nichts) Na das kann lustig werden in Weimar, der Rainer-Maria nur noch mit Limonade,das ist auch so eine Art Wende ...im persönlichen Leben.

Rainer-Maria und allen im Forum einen guten Sonntag.
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Ela62 » 14. August 2011, 18:00

Hallo Uwe (ABV), ich bin ein wenig sprachlos und betroffen wegen Deiner Worte. Sicherlich wird es eine sehr sehr lange Zeit dauern, bis sich "Täter" und "Opfer" gegenüber stehen können, völlig unbefangen.
Ich für meinen Teil möchte mit all dem abschließen, es aber nicht vergessen. Ich glaube, ich hätte nicht die Kraft und den Mut, den Leuten gegen über zu treten, obwohl mein Innerstes sagt, TU ES, FINDE DIE LEUTE UND HAU IHNEN EINE REIN. Aber was bringt das ? Es gibt viel zu viele Täter, die bis heute keinerlei Reue zeigen, die sich immer noch im Recht wähnen und dem DDR-Regime nachweinen. Ich denke da nur an einige Sendungen im TV, in denen Zeitzeugen wie Egon Krenz oder ehemalige hochrangige Staatsbedienstete Aussagen treffen und dabei kein einziges Wort der Reue über ihre Lippen kommt. Diese Menschen spucken regelrecht auf uns mit dem, was sie da von sich geben. Ich muß immer an meine Mutter denken; die wurde als kleines Mädchen aus Ostpreußen oder Schlesien vertrieben. Sie redet auch heute noch nicht darüber und wenn derartige Berichte im TV laufen, verläßt sie den Raum und bricht in Tränen aus. Ich sag ihr auch immer, sie solle darüber reden, schon alleine, um das alles endlich zu verarbeiten und Frieden mit sich zu schließen. Aber sie möchte es nicht. Ich hingegen teile mich anderen mit, so wie Euch hier im Forum. Trotzdem bekomme ich immer wieder Pippi in die Augen, wenn ganz bestimmte Berichte gezeigt werden. Also ich für meinen Teil werde nicht versuchen, den betreffenden Unteroffizier zu finden, auch wenn ich weiß, wie er heißt (was ich nicht mal glaube, denn die haben doch sicher nicht ihre richtigen Namen genannt, oder?). Das Thema sollte eigentlich längst vergessen sein, aber es hat sich in mein Hirn eingebrannt. Ich sollte endlich mal den seit fast 20 Jahren geplanten Blick in meine Stasi-Akte werfen, sollte diese noch vorhanden sein. Aber ich wohne fast 700 km weg von Berlin und bin max. 1 x im Jahr im Berliner Raum unterwegs, wenn ich meine Eltern und meinen Bruder nebst Familie besuche. Da ist keine Zeit für einen Besuch bei dem betreffenden Amt. Schade, dass man seine Akte nicht online einsehen kann. Aber wer weiß, was ich da erfahren würde. Ich wäre wohl nicht die 1., die anhand schockierender Daten erfahren würde, wer genau Schuld an meinem ganzen Destaster war...
Nun zu Dir, edelknabe: Sorry, wenn ich Dich wegen meiner Bemerkung verletzt haben sollte. Aber ich bin sehr impulsiv und haue manchmal einfach so, ohne nachzudenken, meine persönliche Meinung und Gedanken raus. Das war schon immer mein Fehler; erst reden oder schreiben, dann nachdenken. Und genau das hat mir damals in Ostberlin bis zu meinem Weggang aus meinem geliebten Job auf der Berliner Museumsinsel und meinem Umzug nach Tempelhof mehr als 1 x das Genick gebrochen. Und ja, ich finde es echt Klasse, dass dieses Forum eine gepflegte Schreibkultur pflegt. Gott sei Dank tummeln sich hier nicht solche Deppen wie in einigen anderen niveaulosen Foren, also keine BoEy`s oder Krrrrass-Typen oder schlimmeres, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und sich trotzdem öffentlich äußern müssen, egal wie peinlich das ist.

Und ex-maja64: Wenn es Dir genauso hilft wie mir, schreib Deine Erlebnisse doch auch auf.
Du musst sie ja nicht veröffentlichen. Aber wer weiß, die Enkel Deiner Enkel wollen vielleicht mal wissen, wie das damals so war, auf der anderen Seite.
Und wenn wir alle alt und klapprig sind und vielleicht noch Alzheimer haben, dann ist so ein Zeitzeugnis nicht die schlechteste Idee. Ich bewundere immer wieder Leute, die ihre Erlebnisse aus dem 2. WK schildern, die noch jedes einzelne Detail wissen. Ich hab ja jetzt schon Probleme, Daten und Erlebnisse nicht durcheinander zu bringen und die wissen nach über 60 Jahren noch, was wann wie war.
Und ja, ich war Grenzgängerin. Ich habe in Ostberlin nur gearbeitet und meine Wohnung gehabt (Friedrichshain, 5. Etage mit Außenklo auf der Treppe, 1 Zimmer mit Ofen und Küche ohne Heizung). Wir haben damals sofort nach Grenzöffnung meinen Umzug nach Tempelhof geplant und ihn dann 1990 auch gleich umgesetzt. Ich wurde von meinem neuen Chef auf der Museumsinsel „rausgemobbt“, weil ich eine „Kollegenverhetzerin“ und stur war. Meinen alten Chef, einem Parteilosen, haben die Obersten rausgeschmissen und der neue, ein 100%-iger Genossen brachte sein eigene Crew mit. Also war für mich kein Platz mehr. Und da ich nicht freiwillig gehen wollte, suchte er nach den kleinsten Fehlern und Vorkommnissen, um ich rauszuschmeißen. Und als er sich vor versammelter Mannschaft bei mir entschuldigen und meinen Arbeitsplatz wieder frei machen musste, hab ich ihm den Finger gezeigt und bin gegangen.

Und manundave: Danke für den Tipp. Ich hab vorhin mal Kontakt zu Jutta Fleck aufgenommen.

So, ich glaube, ich hab mein Schreibpensum heute erfüllt. Mir raucht schon der Kopf und meine Tasten glühen. Ich finde das Forum und vor allem das Niveau, auf dem wir uns miteinander verständigen, echt Klasse. Vielleicht sollte ich ja noch die eine oder andere Episode zum Besten geben ?
Viele Grüße an alle und Danke für Eure Willkommensgrüße [hallo]
Manuela
Ela62
 

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Edelknabe » 14. August 2011, 18:25

Manuela du hast mich nicht verletzt, du hast ganz einfach deine Meinung mit einer dazugehörigen emontionalen Portion Schreibfrische abgelassen. Mache ich einen Fehler, dann gebe ich ihn auch zu. Das habe ich damals glaube schon nach dem Satz über deines Diskofreundes Mutter, diesem Chris G.
Wenn nicht, hole ich das hier nach. Gerade im anderen Fred lästerte ich über die Berliner, auch das ist nicht so toternst gemeint, es ist eher eine Sache der Sicht, auch der damaligen in der DDR.
Übrigens im Merkur waren wir öfters mit Freunden unten in dem Foyer da einen Trinken. War immer schön diese gediegene Atmosphäre der weiten Welt.
Na dann weiter auf gute Texte und gepflegte Schreibkultur.

Rainer-Maria
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Ela62 » 14. August 2011, 18:53

Hi Rainer-Maria, ist ja witzig, dass Du das Mercure kennst. Wußtest Du von der besonderen Etage in dem Hotel ? Also wir haben es erst kurz nach der Grenzöffnung im TV erfahren. Kannst Dir bestimmt vorstellen, wie geschockt meine Schwester und ich waren. Da trifft man sich mal mit Freunden in einem uns völlig fremden Hotel, schmiedet Pläne über das Verlassen der DDR und siehe da, alles wurde abgehört und gefilmt. Wie peinlich, zumal das ja kein Kindergeburtstag war und wir alle 4 erwachsene Leute waren. [peinlich]
Ja, die Bar war Klasse. Wir haben dort jeden Abend gesessen und leckere Drinks geschlürft. Und dann sind die beiden Jungs mit uns mal zu so einer Nobeldisco rausgefahren. War ein ganzes Stück zu fahren, war aber ein cooler Laden. So weit ich noch weiß, verkehrten dort sehr viele "Wessis" und wohlhabende Ossis, und im Nachhinein nachgedacht wohl auch viele Stasis oder IMs.
Da bin ich aber froh, dass mein 1. Text im Forum verloren gegangen ist. Ich habe eine ganz persönliche Beziehung zu den Menschen aus Sachsen und habe das in sehr blumigen und nicht immer feinen Worten beschrieben. Da hätte ich zumindest ein Forumsmitglied heftig vor den Kopf gestoßen und mir keine Freunde gemacht. Aber so bin ich nun mal - immer direkt und offen raus. [zunge]
Ja, der Berliner Dialekt ist schon ein ganz besonderer. Komisch, in Ostberlin habe ich berlinert, das war schon nicht mehr schön. Und als ich nach Tempelhof gezogen bin, war der Dialekt kaum noch zu hören. Ging ja auch nicht wegen meines Jobs. Ich hatte viel mit dem Berliner Senat zu tun und da erwartet man einwandfreies Hochdeutsch. Und später als Büroleiterin konnte ich ja auch nicht mit dem Proll-Slang brillieren, da mußte schon gepflegtes Hochdeutsch her. Aber egal, wo ich gewohnt habe (7 Umzüge in 20 Jahren), Profis haben immer an meiner Stimme gehört, wo ich geboren bin.
So, ich bin froh, Dich nicht beleidigt zu haben. Naja, und ein Disco-Freund war Chris ja nicht so richtig. Er war ein Gast wie jeder andere und ich hab die Kids halt bedient in meiner unnachahmlichen Art, was wohl auch daran Schuld war, dass mir jeder sein Herz ausschütten wollte...
Aber das ist alles lange her, obwohl ab und an doch noch so ein kleiner Erinnerungsblitz mein Hirn erhellt.
Viele Grüße
Manuela
Ela62
 

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon vs1400 » 14. August 2011, 22:04

ex-maja64 hat geschrieben:Ela62, auch ein Willkommen von mir, gebe dir erstmal Recht, schon interessant wer alles heutzutage die Absicht hat ein Buch zu schreiben [shocked] . Sollte ich es etwa auch?? War ja schliesslich ein Zeitzeuge, aber ich denke ich lasse es lieber. [wink]
Irgendwie habe ich das Gefühl, bei dir handelt es sich um eine grenzgaengerin.

Mario


P.S. @ Edelknabe, ich dachte immer wir wären das Forum der kultivierten Schreibkultur? [denken]


jajaaaaa Mario,

schau dir doch nur mal intensiv den avatar an ... und die worte ...

gruß vs ... auf der suche ... [wink]
vs1400
 

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon ex-maja64 » 14. August 2011, 22:33

Ela62 hat geschrieben:Und ex-maja64: Wenn es Dir genauso hilft wie mir, schreib Deine Erlebnisse doch auch auf.
Du musst sie ja nicht veröffentlichen.



Nee Ela, lass mal gut sein, dass wollen doch hier schon viele andere. Überhaupt ist es für mich schon interessant, wie viele in solchen Foren, auf vermeintliche Bücher oder auf diverse Bunker oder Unterwelten hinweisen. [wink]
Also ich bin kein Diplomat oder Friedensrichter vor dem Herren, wie das einige von sich denken.
Aber ein gesunder Menschenverstand wurde mir schon vererbt.


Mario [grins]

P.S. @vs, Fels war richtig [crazy] , habe mir das vorgestern bei meiner Vorbeifahrt noch mal angeschaut.
ex-maja64
 

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon vs1400 » 14. August 2011, 22:51

ex-maja64 hat geschrieben:
Ela62 hat geschrieben:Und ex-maja64: Wenn es Dir genauso hilft wie mir, schreib Deine Erlebnisse doch auch auf.
Du musst sie ja nicht veröffentlichen.



Nee Ela, lass mal gut sein, dass wollen doch hier schon viele andere. Überhaupt ist es für mich schon interessant, wie viele in solchen Foren, auf vermeintliche Bücher oder auf diverse Bunker oder Unterwelten hinweisen. [wink]
Also ich bin kein Diplomat oder Friedensrichter vor dem Herren, wie das einige von sich denken.
Aber ein gesunder Menschenverstand wurde mir schon vererbt.


Mario [grins]

P.S. @vs, Fels war richtig [crazy] , habe mir das vorgestern bei meiner Vorbeifahrt noch mal angeschaut.




... obwohl voll ot,

war heute wieder dort und schau mal was es gab.

gruß vs ... der den laden einfach mag!Bild

ps.: herzlichkeit wird dort gelebt und ja, damit bin ich wieder beim thema.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Zuletzt geändert von vs1400 am 14. August 2011, 22:56, insgesamt 1-mal geändert.
vs1400
 

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon ex-maja64 » 14. August 2011, 22:56

Hatte aber auch Recht mit meiner Vermutung, ...es stand noch etwas davor, nämlich "Gasthaus" [grins] .
Hoffe es hat geschmeckt [super] .

LG Mario [hallo]
ex-maja64
 

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon manudave » 15. August 2011, 07:33

ABV hat geschrieben:Ich verstehe ja das dass meine "Memoiren" nicht jeden interessieren. Aber verdammt noch mal müsst ihr den Thread so vertrollen? [mad] [mad]

Gruß Uwe

[bravo]
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