Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Forenmitglieder schildern ihre Erlebnisse zur Wende

Beitragvon Volker Zottmann » 23. Mai 2012, 19:39

Zweieinhalb Jahre nach meiner ersten Reise, nach nunmehr 4 Westreisen während zwei weiteren Jahren in Selbständigkeit, öffneten sich in den Herbstwirren am 09.11.1989 dank SED-Schussel Schabowski alle Schlagbäume völlig überraschend und dann noch einen Tag früher als gewollt.

Die verhasste Mauer ist in Folge dessen bald eingerissen worden!
Am 11.11.1989 kletterten erste mutige Bürger aus Ost und West in Stapelburg ohne jede Erlaubnis auf die Beton-Grenzmauern. Ich hätte das nie getan, denn bis dahin wurde das mit tödlichen Schüssen geahndet. Und einseitig belichteten Militärs habe ich noch nie getraut.

Doch wurde die Grenzöffnung am 11.11.1989, 17:00 Uhr, zum Glück auch hier friedlich erzwungen.

Kurz drauf schlürfte der niedersächsische Ministerpräsident Albrecht schon sein erstes Bier in Eckertal.

Über die Nachrichtensendungen erfuhren wir davon. Über Nacht noch wurden von westlicher Seite zwei Holzstege und eine Ponton-Überquerung über die “Ecker” gebaut.

Gut, dass der kleine Harzfluss zur Hälfte im Westen lag. Wäre der Osten allein zuständig gewesen, hätte niemals so schnell eine Querung errichtet werden können. Denn bei uns fehlte es doch an Allem, auch am Nötigsten.

So fuhren wir 4 Zottmänner frühmorgens am 12.11.1989 nach Stapelburg. Abertausende taten das Selbe. Darum war schon 2 km vorher, auf einem zum Parkplatz degradierten Acker, im Sperrgebiet Schluss. Nie wieder sahen wir so viele geparkte PKW auf den Äckern im weiten Harzvorland. Egal wohin man nord/nordöstlich auch sah, überall standen Autos. Tausende und abertausende.

Die paar fehlenden Kilometer liefen wir gerne. Menschenmassen bewegten sich jetzt erstmals seit mindestens 28 Jahren wieder im Sperrgebiet bis an den Todesstreifen und erlebten dort voller Ungeduld die Öffnung eines neuen Grenzüberganges im Harz.

Ein unbeschreiblicher historischer Moment!
Wir waren dabei!
Ein ganzes Volk war in kollektiver Trance …

Mein ganzes bisheriges Leben lang habe ich mir diesen Augenblick ausgemalt …

Witze kursierten diesbezüglich bereits seit Jahren in der DDR. Was solle man wohl tun, wenn die Grenze unvermittelt geöffnet wird? Antwort: Auf einen Baum klettern, um nicht totgetreten zu werden.
So war es dann auch fast. Nur die Bäume fehlten … zumindest die letzten 100 Meter bis zum Metallgitterzaun.

So viele Tränen, wie zu all den einzelnen Grenzöffnungen innerhalb weniger Tage vergossen wurden hatte Deutschland seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gesehen. Doch diesmal waren es überwiegend Freudentränen. Tränen angestauter Wut und der grenzenlosen Erlösung.

Allein dieser Anblick hätte Leuten wie Honecker und Krenz die Schamesröte aufsteigen lassen müssen. Spätestens jetzt, wo sie “ihres” Volkes wirklichen Willen sahen, hätten sie einsehen müssen, wie verbrecherisch und falsch ihr Tun über Jahrzehnte war.

Für den uneinsichtigen Krenz sind wir aber heute noch konterrevolutionäres Pack!

Er hätte wohl lieber sein Volk gemeuchelt, als die DDR aufzugeben, so wie er die rund 3.000 Toten in China auf dem Tian’anmen-Platz, dem “Platz des himmlischen Friedens” 5 Monate zuvor noch gut geheißen hatte. Das ist die durch Fernsehberichte belegte Einstellung von Krenz gewesen, die wird das denkende Volk auch nie vergessen!

Unsere beiden Kinder sollten hier, an diesem historischen Ereignis unbedingt teilhaben!

Obwohl bereits provisorisch seit dem Abend des Vortages Autos und Menschen durchgelassen wurden, wurde just als wir an der Grenze ankamen ein breiterer neuer Durchlass geschaffen.
Endlich wurde in unserem Beisein das letzte Stück Streckmetallzaun zerschnitten und bei Seite gezogen. Schon schoben sich etwa 7.000 wartende, sich stauende Ostdeutsche im Glückstaumel Richtung Eckertal.

Das waren für mich Glücksmomente wie nie zuvor erlebt.

Für mich hatte diese Grenzquerung aber auch groteske Züge. Unbestritten gut gemeint, verschenkten unmittelbar an der Ecker, wie anderen Ortes auch, Bundesbürger an jeden der wollte Kaffee und Bananen. Und fast jeder Ostdeutsche griff danach, reckte seine Arme, gerade so wie ausgehungert. Für mich das typische Zoobild. Das Gitter geht auf und alle Affen ließen sich füttern … Da hatte manch Ostdeutscher seine Würde am heimischen Frühstückstisch zurückgelassen.
Unsere Kinder durften nun gemeinsam mit uns in einen der vielen kostenlos bereit gestellten Busse steigen. Eine logistische Meisterleistung. Wir alle wurden ins 6 km entfernte Bad Harzburg gefahren. Bad Harzburg hat in seiner Geschichte wohl noch nie solch einen Ansturm von Menschenmassen erlebt. Ob das wohl 200.000 oder gar noch mehr waren, ich weiß es nicht. Offizielle Zahlen sprechen von 300.000 Besuchern an den ersten beiden Tagen.

Die folgende Woche habe ich nicht arbeiten können. Das war “meine” Woche!

Ich bin einige Male entlang der Grenze zwischen Tanne und Elend rumgekurft. Habe auch noch scharfe Hunde an der Laufleine entlang der Grenze in deren Laufkorridoren rennen sehen. Das war hochgradige Tierquälerei. Die Schäferhunde waren bedauernswerte gestörte Tiere. Am 13. und 14.11.89 liefen die noch.
Danach hatte auch dort der Grenzzaun sein Grauen verloren.
An der Einmündung zur heutigen B 27 ließ ich jeweils meinen “B1000” stehen. Nahm dann mein Fahrrad und radelte auf der jetzigen B 27, die damals noch die stillgelegte, schottrige und gesperrte F 27 war, die etwa 5 km bis Braunlage. Hier war der Zaun auch am Sonntag zerschnitten worden.

Nun “tummelten” sich hier einige verstörte höhere Grenzoffiziere. Der DDR-Zoll war bereits dabei, Schotterfundamente für 2 Holzbaracken zu planieren. Die glaubten damals wirklich, dass wohl ein reger Grenzverkehr entsteht, sonst aber alles beim Alten bleibt. Das waren, wie sich schnell zeigte, unsinnige, unnötige Arbeiten.

Auf westdeutscher Seite ging es intelligenter zu.
Hier lag sicher für diesen “Tag X” schon lange ein Arbeitspapier im Schreibtisch bereit. Es waren bereits zukunftsweisende, geplante und vorausschauende Arbeiten im Gange.
Ich sah Horden von Jugendlichen, die von der Grenze bis zum Ortseingang Braunlages beiderseits der Asphaltstraße in “Schützenkette” den Wald bis in etwa 50 m Tiefe säuberten. Hier wurde alles Totholz raus geräumt. War ja ab sofort kein Zonenrand mehr. Sollte also auch touristisch einladend und schön wirken, vom ersten Tag an. Ebenso begannen 2 Tage nach Öffnung ordentliche Brückenbauarbeiten über den Grenzbach, die Bremke, die etwas weiter talwärts in die Warme Bode fließt.

Ich aber habe mir in aller Ruhe und größter Freude jeden Winkel Braunlages angesehen. Jetzt wurde meine über Jahrzehnte gestaute Neugier gestillt! Hier traf ich auch den glückstaumelnden Hauptbuchhalter aus meinem ehemaligen Betrieb.

Überhaupt hat der Harz nie wieder gleichzeitig so viele glücklich strahlende Menschen gesehen, denn:

Ab sofort brauchte keiner mehr Bittstellen und oft genug erfolglos hoffen, nie wieder!

Das größte Straflager der Menschheitsgeschichte hatte plötzlich offene Türen …

Unsere Claudia und unser Carlo würden nun schon in ihrer frühen Jugend weltweit reisen können.

Für mich fast unbegreiflich in diesem Moment.

(Carlo hatte bald seine Mittlere Reife, den 10.-Klasse-Abschluss, in der Tasche und durfte aufgrund bester Noten einige Wochen eher die Schule verlassen, denn er besuchte dann schon kurz vor und während der kommenden Sommerferien 1990 in Begleitung meiner Eltern Karlo in Calgary/Kanada. Die gesamten Reisekosten für alle drei spendierte mein Cousin Karlo.)
Die DDR hauchte aus, nur eben noch schneller als wir alle denken konnten.
Die Zeit der DDR-Demütigungen war vorbei, ist Geschichte. Die Meisten hatten nun recht bald was sie wollten:
Das Volk seine wiedererlangte Freiheit samt aufrechtem Gang und
einige SED- und Stasi-Gangster einen Großteil des gesamten bis heute verschwundenen DDR-Barvermögens …

Und Honecker war der letzte DDR-Flüchtling.

Besser kann Geschichte nicht geschrieben werden!
Volker Zottmann
 

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Ganzunten » 23. Mai 2012, 20:23

Das hast du sehr schön beschrieben Volker, ich habe ähnliche Erinnerungen wie du.
Nur war der Albrecht nicht im Eckertal zum Bier sondern im Stapelburger Schützenhaus.
Ich traf ihn übrigens bei meiner ersten Überfahrt mit meinen Trabbi zwischen Matierzoll und Hessen an.
Das war am 12.Nov gegen Mittag. Es war der erste geöffnete Grenzübergang für Kfz im Harzbereich. Den habe ich benutzt um endlich mal meine Mutter in Braunschweig zu besuchen, was mir ja voher immer wieder verwehrt wurde. Die nächsten offenen Übergänge für Kfz warem Helmstedt im Norden und Ellrich im Süden. Für die Rückfahrt nach Wernigerode benutzte ich dann den inzwischen geöffneten Übergang im Eckettal. Überall erlebte ich unglaubliche Szenen.
Ganzunten
 

Forenmitglieder schildern ihre Erlebnisse zur Wende

Beitragvon Volker Zottmann » 23. Mai 2012, 20:30

Hallo bergmensch,

Ich habe den Beitrag aus mein-ddr-leben entnommen. Da steht es genauso drinnen, wie Du es beschreibst. Mir hat aber vor ein paar Tagen ein BGS-Beamter geschrieben, dass Albrecht eben nicht in Stapelburg war, sondern in Eckertal. Darum habe ich das eben geändert. Du kannst ja meine Originalschrift nachlesen. Da steht, das Albercht "widerrechtlich" ohne Einreisepapiere sein Bier schlürfte... Man soll eben die Urschrift so belassen wie sie ist.
Volker Zottmann
 

Forenmitglieder schildern ihre Erlebnisse zur Wende

Beitragvon Ganzunten » 23. Mai 2012, 20:36

Ich wollte ja auch nicht was besser wissen sondern nur Ergänzen. Im Ecketal hätte er es sowieso gedurft, da Niedersachsen.

Aber nun habe ich gerade gesehen das wir uns hier ohne Visum in Uwes Oderattelier befinden. Ob der das gut findet. [sick]

Vielleicht kann ja ein Admin einen eigenen Thred draus machen, um hier keine Grenzverletzung zu begehen. [blush]
Ganzunten
 

Re: Forenmitglieder schildern ihre Erlebnisse zur Wende

Beitragvon Ganzunten » 23. Mai 2012, 21:03

Danke Az ohne Z mit nur kleinen a. [blush]
Ganzunten
 

Re: Forenmitglieder schildern ihre Erlebnisse zur Wende

Beitragvon Luchs » 24. Mai 2012, 10:07

Volker Zottmann hat geschrieben:...
Für mich hatte diese Grenzquerung aber auch groteske Züge. Unbestritten gut gemeint, verschenkten unmittelbar an der Ecker, wie anderen Ortes auch, Bundesbürger an jeden der wollte Kaffee und Bananen. Und fast jeder Ostdeutsche griff danach, reckte seine Arme, gerade so wie ausgehungert. Für mich das typische Zoobild. Das Gitter geht auf und alle Affen ließen sich füttern … Da hatte manch Ostdeutscher seine Würde am heimischen Frühstückstisch zurückgelassen.
...


Den Vergleich mit dem Zoo würde ich so nicht sehen. Auch wir als Bundesbürger bekamen Geschenke.

Als ich mit 3 Freunden exakt um Mitternacht des 23. zum 24. Dezember 1989 (ab da galt die Visumfreiheit für Bundesbürger) die B1 nach Morsleben und weiter nach Beendorf fuhr, bekamen wir haufenweise Geschenke ins Auto gestopft. Überwiegend Bier, Kuchen und ganz leckere Schmalzbrote. Als wir in Beendorf aus dem Auto steigen wollten, mussten mein Beifahrer und ich von den beiden hinten Sitzenden zuerst einige Flaschen aus dem Fenster gereicht bekommen, damit sie beim öffnen der Türen nicht aus dem Auto purzelten.
Viele Grüße [hallo]
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Re: Forenmitglieder schildern ihre Erlebnisse zur Wende

Beitragvon Volker Zottmann » 24. Mai 2012, 11:19

ja Luchs, diese Gesten und gaben waren schön und herzlich gemeint. das empfand ich auch so. Was ich nur unnormal fand , war das Verhalten einiger Ostdeutscher.
Ich meinte nicht die geschenkte banane, ich sah die Gier Einiger danach.
Volker Zottmann
 

Re: Forenmitglieder schildern ihre Erlebnisse zur Wende

Beitragvon Luchs » 24. Mai 2012, 13:03

Ja Volker, jetzt wo du das sagst, manchmal hatte man das Gefühl, dass einige Wenige so taten, als stehe es ihnen zu, etwas geschenkt zu bekommen. Allerdings ist das sicher kein Privileg der damaligen DDR-Bürger. Schmarotzer gab es hüben und drüben.
Viele Grüße [hallo]
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Sirius » 25. Mai 2012, 13:47

Bergmensch hat geschrieben:Nur war der Albrecht nicht im Eckertal zum Bier sondern im Stapelburger Schützenhaus.

Musste der auch 25 DM Zwangsumtausch bezahlen? Im Ernst, wie lange wurde der Zwangsumtausch für Westbürger nach dem 9.11.1989 noch erhoben?
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon augenzeuge » 25. Mai 2012, 17:13

Sirius hat geschrieben:
Bergmensch hat geschrieben:Nur war der Albrecht nicht im Eckertal zum Bier sondern im Stapelburger Schützenhaus.

Musste der auch 25 DM Zwangsumtausch bezahlen? Im Ernst, wie lange wurde der Zwangsumtausch für Westbürger nach dem 9.11.1989 noch erhoben?


Am 24. Dezember 1989 wurde der Zwangsumtausch abgeschafft.
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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Luchs » 25. Mai 2012, 17:48

augenzeuge hat geschrieben:
Sirius hat geschrieben:
Bergmensch hat geschrieben:Nur war der Albrecht nicht im Eckertal zum Bier sondern im Stapelburger Schützenhaus.

Musste der auch 25 DM Zwangsumtausch bezahlen? Im Ernst, wie lange wurde der Zwangsumtausch für Westbürger nach dem 9.11.1989 noch erhoben?


Am 24. Dezember 1989 wurde der Zwangsumtausch abgeschafft.
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Bei der Teilnahme an Grenzöffnungsfeiern wurde ebenfalls kein Zwangsumtausch erhoben.
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Re: Forenmitglieder schildern ihre Erlebnisse zur Wende

Beitragvon Edelknabe » 11. Juli 2012, 20:12

Ich schrieb darüber irgendwo hier schonmal. Oder war es im AF, keine Ahnung mehr? Als die Leipziger Montagsdemos anfingen war in der Strasse und dem Stadtteil wo ich wohnte eine Art Völkerwanderung angesagt. Ich kann mir ganz gut Gesichter/Personen merken und so war darunter immer eine hochschwangerne junge Frau und ich, gerade im Begriff zum nächsten Feierabendkunden zu fahren, beim packen meines Autos dachte immer...wie kann man in dieser Phase der Schwangerschaft zu ner hochexplosiven Demo gehen, wo kein Schwein weiß, was in der nächsten Minute, in den nächsten Stunden passiert?

Unbegreiflich so mein innerer ...ich nenn es mal Zorn denn meine Frau war zu dem Zeitpunkt in ähnlicher Umstandslage und bei ihr wäre ich sinngemäß ausgerastet, wenn sie sich gar der Frau noch angeschlossen hätte.

Jahre später, viele Jahre später saß ich der jungen Frau dann gegenüber. Sie war Ärztin und ich hatte berufsbedingte gesundheitliche Probleme mit meiner Halswirbelsäule. Ich habe sie komischerweise auf diese Montage am Leipziger Ring nicht angesprochen, hatte irgendwie wohl ganz andere Probleme die mit meiner Firma zusammen hingen. Obwohl ich mich so gerne mit meinem Gegenüber unterhalte.Heute finde ich das schade aber was nicht ist kann ja noch werden, zumindest existiert ihre Praxis noch und meine HWS hält gerade mal Frieden...oder wars Waffenstillstand?

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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Interessierter » 20. Mai 2013, 09:35

Erinnerungen einer damals Jugendlichen an die Wendezeit:

Anmerkung: Auf den Gedanken, diesen Text zu schreiben, hat mich die Ausstellung “Alltag in der DDR” im Stiftsmuseum Wissel gebracht.

Ich bin in Freiberg/ Sachsen 1976 geboren und in einer wohlbehüteten, christlichen Familie aufgewachsen, die versuchte, sich mit dem DDR-Regime zu arrangieren. Um eine Chance auf Erweiterte Oberschule (EOS) und Studium nicht zu verspielen, wurde ich in der ersten Klasse Jungpionier. Später trat ich auch den Thälmannpionieren bei. Bis zur FDJ musste ich, Gott sei Dank, nicht mehr durchhalten, die Wende kam dem zuvor. Auch die Parteilosigkeit meiner Eltern und unser christlicher Glaube konnte so manchen Stein in der schulischen wie beruflichen Laufbahn bedeuten.

Die Wendezeit war dann eher etwas, woran ich mich noch lebhaft erinnere. Bei Berichten, die heutzutage zu lesen oder zu sehen sind, bekomme ich eine Gänsehut und manchmal feuchte Augen. Es ist damals einfach sehr viel in unwahrscheinlich kurzer Zeit passiert, was mein ganzes ruhiges Leben durcheinander brachte. Im Sommer 1989 war ich 12 Jahre alt. Es war gerade Ferienzeit, als Berichte, meist nur über’s Westfernsehen, zeigten, dass Menschen in der Budapester Botschaft auf ihre Ausreise bzw. Flucht warteten.

Bis dahin war für mich alles weit weg und nicht greifbar, eben nur ein Bericht im Fernsehen. Bis im Oktober ‘89 meine Tante (Schwester von meinem Vater), Onkel, Cousine und Cousin eine Urlaubsreise nach Polen unternahmen, die aber eine geplante Ausreise in die BRD war. Davon habe ich erst später erfahren, auch, dass sie meine Eltern gefragt hatten, ob wir nicht mitkommen würden. Wir blieben, und sie waren in Warschau, keiner von uns allen wusste, ob und wann wir uns einmal wiedersehen würden.

Den ganzen Beitrag findet man hier:
http://www.ddr-zeitzeugen.de/html/erinn ... liche.html
Interessierter
 

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Spartacus » 24. Mai 2013, 18:51

Den Tag der Wende habe ich verschlafen, denn ich war da gerade in Afrika [grins]

Aber Gott sei Dank hat mich jemand geweckt und sagte:

Komm schnell mit und guck mal im Fernsehen. Bei Dir zu Hause haun sie gerade die
Mauer weg. Ich lief schlaftrunken mit und wurde dann hellwach, als ich die Bilder sah.

Dann war es vorbei mit der Nachtruhe, denn wir feierten sofort spontan ein Vereinigungsfest [super]

LG

Sparta


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



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Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon tom-jericho » 24. Mai 2013, 21:37

Zu diesem Thema hier werde ich mich nicht auszern.
Darueber habe ich bereits schon vor Jahren weltweit berichtet.

[heart]
tom-jericho
 

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon tom-jericho » 24. Mai 2013, 22:46

tom-jericho hat geschrieben:Zu diesem Thema hier werde ich mich nicht auszern.
Darueber habe ich bereits schon vor Jahren weltweit berichtet.

[heart]


Schreiben wollte ich eigentlich äußern, aber gedacht habe ich an outen.
tom-jericho
 

Re: Meine persönlichen Wendeerlebnisse

Beitragvon Interessierter » 5. November 2013, 15:46

Durch Zufall fand ich die nachstehenden 12 Berichte von Menschen, wie sie ganz persönlich die Wende erlebten:

Wiedervereinigungsgeschichten der Leser Erschöpfung, Staunen - Wiener Würstchen

Stippvisite im Sexshop statt Fahnenschwenken am Brandenburger Tor: Die Fotos aus Berlin prägen unser Bild von der Wiedervereinigung - aber wie wurde der 3. Oktober 1990 in anderen Teilen Deutschlands erlebt? Auf einestages erzählen SPIEGEL-ONLINE-Leser, wie sie wiedervereinigt wurden.

http://einestages.spiegel.de/static/aut ... tchen.html

Ich kann eine Begebenheit aus der Wendezeit beisteuern, daß eines Abends plötzlich der Wirt unserer Vereinskneipe anrief, daß bei ihm 2 Herren von " Lokomotive Stendal " am Thresen säßen und ihn gefragt hatten ob er die Namen oder Telefonnummer von Sportsfreunden unseres Vereines hätte.
Diese Nachricht der Anwesenheit zweier Mitglieder des seit Ewigkeiten mit uns freundschaftlich verbundenen Vereines aus Stendal verbreitete sich telefonisch wie ein Lauffeuer. So dauert es nicht lange bis wir uns mit den Menschen, die man viele Jahre nicht mehr gesehen hatte in den Armen lagen und niemand schämte sich seiner Freudentränen.

Selbstverständlich fanden danach dann auch in Stendal und Hannover Freundschaftsspiele statt, denen natürlich anschließend ein geselliges Beisammensein folgte.

" Der Interessierte "
Interessierter
 

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