Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Grenzgänger » 13. Februar 2022, 09:03

Rache oder Gerechtigkeit

Am 05. März 1992 berichtete die " Berliner Zeitung" unter dem Titel "Die können wir unseren Fahrgästen nicht zumuten", über eine geplante Kündigungswelle bei den "Berliner Verkehrsbetrieben". Die beabsichtigten Kündigungen betrafen fast ausschließlich ehemalige, während der Wende-Zeit zur "BVG" gewechselte, ehemalige MfS-Mitarbeiter. Intern, unter den Mitarbeitern der BVG, vor allem bei den Straßenbahnfahrern, konnte niemand die "Säuberungsaktion" nachvollziehen. Zumal die BVG unter akuten Personalmangel litt. Offen wollte niemand für die Kollegen mit "Stasi-Hintergrund" Partei ergreifen. Im vertraulichen espräch, mit dem Reporter, wurden die ehemaligen MfS-Mitarbeiter jedoch gelobt. Sie machten ihren Job nicht schlechter als andere. Ganz im Gegenteil! Vielen merkte man die Bereitschaft an, sich mit fleißiger Arbeit in die Gesellschaft zu integrieren.
Diese Bereitschaft interessierte offenbar die Personalleitung der BVG wenig. Die titelgebende Begründung des Personalchefs, dass man den Fahrgästen in den Straßenbahnen keine Stasi-Mitarbeiter als Fahrer zumuten kann, erregte sowohl bei der Belegschaft als auch den recherchierenden Journalisten absolutes Unverständnis. Der Job eines Straßenbahnfahrers, abgeschirmt in der Fahrerkabine, gilt als einer der "einsamsten Jobs in ganz Berlin". Dennoch hielt die BVG an ihrem "Säuberungskonzept" fest.
Genau wie die Post. Dort wurden frühere MfS-Mitarbeiter, die als Postzusteller tätig waren, ebenfalls in konzentrierten Aktionen entlassen. Ebenfalls zum Unmut der verbliebenen Belegschaft, die nun die Arbeit der gekündigten Kollegen mit erledigen mussten. Auch bei der Post zeigte man sich mit der Arbeitsmoral der früheren MfS-Arbeiter sehr zufrieden.
Gerade in Berlin, gibt es noch eine Reihe weiterer Beispiele für einen regiden Umgang mit ehemaligen MfS-Mitarbeitern.

Ich stelle mal folgende Fragen zur Diskussion, die hoffentlich sachlich verläuft:

1. Haben nicht alle Menschen eine zweite Chance verdient?
2. Darf man Menschen pauschal wegen ihrer Vergangenheit, ohne Nachweis der persönlichen Schuld, derart ausgrenzen?

Gruß an alle
Uwe
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2022, 09:06

Nur zu 1.

Nicht alle.

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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Merkur » 13. Februar 2022, 09:30

GG, ich kann mich da nur vor den Kopf fassen, wenn ich so etwas lese.
Einerseits beschützten ehemalige Mitarbeiter des MfS zu dieser Zeit das Leben hoher Repräsentanten der Bundesrepublik und der Länder, was eine absolute Vertrauensstellung darstellt, andererseits durften sie keine Straßenbahn mehr fahren….
Zuletzt geändert von Merkur am 13. Februar 2022, 09:59, insgesamt 1-mal geändert.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Olaf Sch. » 13. Februar 2022, 09:38

Die Entlassungen waren natürlich Unsinn
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Grenzgänger » 13. Februar 2022, 10:04

Eine wichtige Rolle bei den Entlassungen von ehemaligen MfS-Mitarbeitern, spielte der Bürgerrechtler Werner Fischer. Fischer, der tatsächlich jahrelang bespitzelt wurde und sich daher auch zurecht als Opfer der Staatssicherheit bezeichnen darf, beriet die Berliner Bezirksbürgermeister bei den Personalentscheidung. Dabei trat Fischer offen für eine harten Umgang mit den ehemaligen MfS-Mitarbeitern ein. Dabei spielte es für ihn offenbar keine Rolle, in welcher Funktion diese Menschen im MfS tätig waren. Es fällt schwer, dabei nicht an persönliche Rache zu glauben!
So verlor selbst eine alleinerziehende Krankenschwester, die zuvor in gleicher Tätigkeit in einem Krankenhaus des MfS gearbeitet hat, ihre Arbeit. Obwohl auch an medizinischem Personal großer Mangel herrschte.
Gegenüber der Presse klagten die Entlassenen nicht selten über "Fangfragen", die ihnen von der Personalkommission gestellt und später zum Verhängnis wurden. Beispielsweise, ob der oder diejenige das frühere MfS als verbrecherische Organisation ansieht. Bejahte der oder die Befragte die Frage, hatte er sich quasi selbst zum Verbrecher gestempelt. Während eine Verneinung ein deutlicher Hinweis auf eine mangelnde Distanzierung zum früheren Arbeitgeber bedeutete.
Einer von den Eltern geschätzten Kindergärtnerin, die in dieser Funktion jahrelang die Kinder von MfS-Mitarbeitern betreut hatte, wurde die Bekenntnis sich in der neuen Gesellschaftsordnung engagieren zu wollen, zum Verhängnis. Begründung: Wer sich in allen Systemen engagiert, kann nicht loyal sein.
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon steffen52 » 13. Februar 2022, 10:15

Meiner Meinung nach spielt es schon eine Rolle welche Funktion ehemalige MfS- Mitarbeiter ausübten. Ich kenne zum Beispiel einen ehemaligen Mitarbeiter des MfS der als Kfz-Schlosser tätig war.
Mehr als die Autos, welche zum Fuhrpark des MfS gehörten, zu reparieren hat er nicht gemacht. Ihn deshalb zu diskriminieren entspricht jeglicher Logik.
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon andr.k » 13. Februar 2022, 10:26

Grenzgänger hat geschrieben:1. Haben nicht alle Menschen eine zweite Chance verdient?
2. Darf man Menschen pauschal wegen ihrer Vergangenheit, ohne Nachweis der persönlichen Schuld, derart ausgrenzen?


Zu 1. JA

Zu 2. NEIN
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2022, 10:26

Merkur hat geschrieben:Einerseits beschützten ehemalige Mitarbeiter des MfS zu dieser Zeit das Leben hoher Repräsentanten der Bundesrepublik und der Länder, was eine absolute Vertrauensstellung darstellt, andererseits durften sie keine Straßenbahn mehr fahren….


Ich denke, wer Repräsentanten beschützte, wollte gar nicht Straßenbahn fahren. Finanziell verdiente der das Mehrfache.
Und ich zweifle auch daran, ob er es nicht auch gedurft hätte. Hier zählte nämlich das Arbeitszeugnis als Personenschützer des Bundes.

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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Merkur » 13. Februar 2022, 10:29

augenzeuge hat geschrieben:
Merkur hat geschrieben:Einerseits beschützten ehemalige Mitarbeiter des MfS zu dieser Zeit das Leben hoher Repräsentanten der Bundesrepublik und der Länder, was eine absolute Vertrauensstellung darstellt, andererseits durften sie keine Straßenbahn mehr fahren….


Ich denke, wer Repräsentanten beschützte, wollte gar nicht Straßenbahn fahren.

AZ


Das ist nicht das Thema.
Es geht um dem Umgang mit den ehemaligen Mitarbeitern des MfS aufgrund der Zugehörigkeit zu diesem Ministerium.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Kumpel » 13. Februar 2022, 10:34

Damals gab es doch diese Fragebögen, oder nicht?
Unser Merkürchen und sein Co. können sich bestimmt noch erinnern?
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2022, 10:38

andr.k hat geschrieben:
Grenzgänger hat geschrieben:1. Haben nicht alle Menschen eine zweite Chance verdient?



Zu 1. JA


Dich möcht ich sehen, ob du nach dem Knast deinen Psycho-Folterer verziehen hättest.
Oder dem Richter, der das Todesurteil deiner Verwandten zu verantworten hatte.
Nein, Leute, die ihre Macht entsprechend ausgenutzt haben, haben ihre 2. Chance verwirkt.
Wobei es ne Frage ist, wie lange sie das getan haben.

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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2022, 10:40

Kumpel hat geschrieben:Damals gab es doch diese Fragebögen, oder nicht?


Jeder, ob aus West oder Ost, der im ö.D. anfing, natürlich auch schon vor 1990, musste diesen Bogen unterschreiben.

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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2022, 10:44

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Merkur hat geschrieben:Einerseits beschützten ehemalige Mitarbeiter des MfS zu dieser Zeit das Leben hoher Repräsentanten der Bundesrepublik und der Länder, was eine absolute Vertrauensstellung darstellt, andererseits durften sie keine Straßenbahn mehr fahren….


Ich denke, wer Repräsentanten beschützte, wollte gar nicht Straßenbahn fahren.

AZ


Das ist nicht das Thema.
Es geht um dem Umgang mit den ehemaligen Mitarbeitern des MfS aufgrund der Zugehörigkeit zu diesem Ministerium.


Na doch, das gehört dazu. Es geht ja um den Punkt, dass diese Leute als Personenschützer arbeiten durften. Dies widerspricht ja dem Vorwurf in seiner Pauschalität.

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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Nostalgiker » 13. Februar 2022, 10:55

In der Zeit meiner Weiterbildung 1990/91 bei einer großen Firma aus den Altbundesländern saßen im Kurs etliche ehemalige Mitarbeiter vom MfS.
Es waren vorrangig Leute die als technisches Personal im Bereich EDV gearbeitet haben. entweder als Programmierer, Systembetreuer und ähnliches.
Die meisten sind nach Abschluß des Kurses in Firmen in den Altbundesländern untergekommen. In den Neuen Ländern, einschließlich Berlin, wollte man sie nicht so richtig.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Nostalgiker » 13. Februar 2022, 11:00

Ja die Psycho-Folterer vom MfS ......
Waren das nicht die die ständig das Licht in den Verwahrräumen an und ausknipsten?

Wer am "richtigen" Schalter knipste kann sich Heute als Widerstäbdler feiern lassen.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Grenzgänger » 13. Februar 2022, 11:05

Kumpel hat geschrieben:Damals gab es doch diese Fragebögen, oder nicht?
Unser Merkürchen und sein Co. können sich bestimmt noch erinnern?


Das ist richtig. Bei den Fragebögen war ein wichtiger Knackpunkt, ob eine eventuelle MfS-Tätigkeit angegeben wurde oder eben nicht.
In den von mir genannten Beispielen geht es aber um frühere Hauptamtliche MfS-Mitarbeiter, die bereits mit der Kenntnis über ihre frühere Tätigkeit, eingestellt wurden. Natürlich mussten auch diese Leute überprüft werden! Ihnen konnte aber keine persönliche Schuld nachgewiesen werden. In allen Fällen erfolgte die Kündigung pauschal, lediglich wegen der früheren Zugehörigkeit zum MfS. Bei den von den ehemaligen MfS-Mitarbeitern nach der Wende ausgeübten Jobs, handelte es sich eben nicht, um lukrative, hoch dotierte Tätigkeiten. Sondern um untergeordnete, zumeist wenig attraktive Arbeiten. Wie zum Beispiel Straßenfeger.

Gruß Uwe
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Kumpel » 13. Februar 2022, 11:34

Nostalgiker hat geschrieben:In der Zeit meiner Weiterbildung 1990/91 bei einer großen Firma aus den Altbundesländern saßen im Kurs etliche ehemalige Mitarbeiter vom MfS.
Es waren vorrangig Leute die als technisches Personal im Bereich EDV gearbeitet haben. entweder als Programmierer, Systembetreuer und ähnliches.


Na die waren ja ungewöhnlich gesprächig , dass die dir auf die Nase gebunden haben aus welchem Stall die kommen. [grin]
Kumpel
 

Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2022, 11:40

Kumpel hat geschrieben:
Nostalgiker hat geschrieben:In der Zeit meiner Weiterbildung 1990/91 bei einer großen Firma aus den Altbundesländern saßen im Kurs etliche ehemalige Mitarbeiter vom MfS.
Es waren vorrangig Leute die als technisches Personal im Bereich EDV gearbeitet haben. entweder als Programmierer, Systembetreuer und ähnliches.


Na die waren ja ungewöhnlich gesprächig , dass die dir auf die Nase gebunden haben aus welchem Stall die kommen. [grin]


Mir stellt sich die Frage, wie weit war denn die EDV im MfS?

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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon karnak » 13. Februar 2022, 11:59

Kumpel hat geschrieben:Damals gab es doch diese Fragebögen, oder nicht?
Unser Merkürchen und sein Co. können sich bestimmt noch erinnern?

[grin] Weißt natürlich, dass man die Leute hat in eine Falle laufen lassen. Man wurde ja im Fall der Fälle nicht wegen der Tätigkeit beim MfS entlassen, man wurde entlassen weil man gegenüber dem Arbeitgeber die Unwahrheit gesagt hatte. Und bei der Stimmung die zu dem Thema MfS in der Gesellschaft mittlerweile produziert war konnte man den Betreffenden schon leicht dazu " verleiten" das Kreuzchen an der falschen Stelle zu machen. [flash]
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Olaf Sch. » 13. Februar 2022, 12:33

augenzeuge hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:
Nostalgiker hat geschrieben:In der Zeit meiner Weiterbildung 1990/91 bei einer großen Firma aus den Altbundesländern saßen im Kurs etliche ehemalige Mitarbeiter vom MfS.
Es waren vorrangig Leute die als technisches Personal im Bereich EDV gearbeitet haben. entweder als Programmierer, Systembetreuer und ähnliches.


Na die waren ja ungewöhnlich gesprächig , dass die dir auf die Nase gebunden haben aus welchem Stall die kommen. [grin]


Mir stellt sich die Frage, wie weit war denn die EDV im MfS?

AZ


auf einem ziemlich hohen Niveau im Vergleich zur restlichen DDR.
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Nostalgiker » 13. Februar 2022, 12:53

Kumpel hat geschrieben:
Nostalgiker hat geschrieben:In der Zeit meiner Weiterbildung 1990/91 bei einer großen Firma aus den Altbundesländern saßen im Kurs etliche ehemalige Mitarbeiter vom MfS.
Es waren vorrangig Leute die als technisches Personal im Bereich EDV gearbeitet haben. entweder als Programmierer, Systembetreuer und ähnliches.


Na die waren ja ungewöhnlich gesprächig , dass die dir auf die Nase gebunden haben aus welchem Stall die kommen. [grin]


Schon mal davon gehört das es allgemein Üblich ist das bei Kursen oder Weiterbildungen; wenn sie Überbetrieblich laufen; es in den ersten Stunden sogenannte Vorstellungen der einzelnen Kursteilnehmer gibt? Nach dem Motto, wie heiße ich, wo arbeite ich oder habe gearbeitet uws.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Dille » 13. Februar 2022, 15:47

"Mir stellt sich die Frage, wie weit war denn die EDV im MfS? "

Die Frage kann man naturgemäß nicht beantworten, wenn man keine "Innenansicht" hatte --
aber aus meiner Tätigkeit 1970/ 1971 im "Rechenzentrum Statistik" kann ich beitragen, daß
wir eine IBM 360/40 dort hatten, beschafft unter Umgehung des Embargos über Österreich.

Beschaffung also offenbar kein Problem, aus meiner BStU- Akte konnte ich entnehmen, daß
das Problem war, regelmäßig IBM- Techniker im Haus zu haben und unter diesen möglicher-
weise auch mal einen "Neugierigen" aus Pullach oder anderswo....

Deshalb würde ich meinen -- man konnte den neuesten Stand haben im MfS, hätte sich da-
mit aber möglicherweise auch "Läuse in den Pelz gesetzt"....

Gruß, Dille
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Icke46 » 13. Februar 2022, 16:35

augenzeuge hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:Damals gab es doch diese Fragebögen, oder nicht?


Jeder, ob aus West oder Ost, der im ö.D. anfing, natürlich auch schon vor 1990, musste diesen Bogen unterschreiben.

AZ


Da muss mir irgendwas entgangen sein. Ich bin nun seit 1986 im öffentlichen Dienst und musste keinen derartigen Bogen unterschreiben, allerdings gab es eine halb feierliche Vereidigung, die mittlerweile, so mein Eindruck, einer einfachen Unterschrift gewichen ist.
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Grenzgänger » 13. Februar 2022, 16:59

Fragebögen musste man in ganz Deutschland nur nach 1945 ausfüllen und natürlich auch unterschreiben. Nach 1990 traf das nur auf die neuen Bundesländer zu.
In der Nachkriegszeit stand auf wissentliche Falschbeantwortung im Fragebogen, eine Gefängnisstrafe. Nach 1990 drohte "nur" der Verlust der beruflichen Tätigkeit.
Wegen einer Fragebogenlüge wurde ein ehemaliger Lehrer aus meinem Wohnort, in den Fünfziger Jahren vom MfS zur Mitarbeit "überredet." Der Mann war als siebzehnjähriger, zum Ende des Zweiten Weltkriegs, zu einer Panzereinheit der "Waffen-SS" eingezogen worden. Zu diesem Zeitpunkt gab es nicht mehr ausreichend "Freiwillige", so dass die Reihen mit anderen Wehrpflichtigen aufgefüllt wurden. Nach dem Krieg ist er zunächst zum Zoll gegangen. Bis er dann die Laufbahn eines Lehrers einschlug. Sowohl bei der Einstellung in den Zolldienst als auch später als Lehrer, musste er einen Fragebogen ausfüllen. Seine Mitgliedschaft bei der Waffen-SS hatte er jedes Mal "unterschlagen". Auch wenn er dort nicht als Freiwilliger eintrat, wäre ihm die Einstellung in den Zoll -und Schuldienst verweigert worden. Anfang der Fünfziger Jahre ist das MfS hinter sein Geheimnis gekommen. Man hat ihn zunächst unter dem Vorwand der Spionage festgenommen und drei Wochen "weichgekocht". Dann hatte man den Spionagevorwurf fallen lassen, den Mann aber mit seiner verschwiegenen SS-Vergangenheit konfrontiert. Er stand dann vor der Wahl, entweder wegen der Fragebogenlüge angeklagt und aus dem Schuldienst geworfen zu werden oder als "Geheimer Informant" beim MfS mitzuwirken. Erschwerend kam noch hinzu, dass er 1946 aus der Kriegsgefangenschaft im damaligen " Britischen Sektor" entlassen worden war. Von dort aus hätte er aber nicht ohne weiteres in die "Ostzone" einreisen dürfen. Er hat es aber doch getan, über die "Grüne Grenze". Auch das wusste die Stasi. Neben der bereits erwähnten Drohung, meinten die MfS-Mitarbeiter zu ihm, " dass sich die Freunde bestimmt auch für seinen Fall interessieren könnten..."
Die Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht.

Gruß an alle
Uwe
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2022, 17:10

icke46 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:Damals gab es doch diese Fragebögen, oder nicht?


Jeder, ob aus West oder Ost, der im ö.D. anfing, natürlich auch schon vor 1990, musste diesen Bogen unterschreiben.

AZ


Da muss mir irgendwas entgangen sein. Ich bin nun seit 1986 im öffentlichen Dienst und musste keinen derartigen Bogen unterschreiben, allerdings gab es eine halb feierliche Vereidigung, die mittlerweile, so mein Eindruck, einer einfachen Unterschrift gewichen ist.


Die Fragen änderten sich nach 1990. Vorher war es allgemein gehalten, ein Satz unter vielen. Später war es eine separate Seite. So kenne ich es zumindest.
Ich muss mal gucken, ich denke, ich sollte an so einen Bogen rankommen.

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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2022, 17:13

Grenzgänger hat geschrieben:Nach 1990 traf das nur auf die neuen Bundesländer zu.

Gruß an alle
Uwe


Das stimmt nicht. Ich weiß, dass dies in NRW sogar noch nach 2000 erfolgte.
Zumindest bei den Angestellten des Bundes, Länder weiß ich nicht genau.

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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2022, 17:43

Gutachten über die Beschäftigung ehemaliger MfS-Angehöriger bei der BStU

Die Zahl der ehemaligen hauptamtlichen Mitarbeiter des MfS, die (zunächst) befristete Arbeitsverträge erhielten, belief sich nach gegenwärtigem Kenntnisstand 1991 auf mindestens 72 Personen. Hinzu kamen fünf ehemalige Inoffizielle Mitarbeiter (IM) des MfS


Nr. 62 trat I965 in den Dienst des MfS in der MfS-Bezirksverwaltung Cottbus im Bereich Spionageabwehr. Von 1968 bis 1971 absolvierte er ein „Studium" an der Stasi-Hochschule und firmierte fortan als „Diplom-Jurist". Seine Abschlussarbeit wurde uns nicht vorgelegt. In der Zeit von 1971 bis zum 31. März 1990 arbeitete Nr. 62 als ,,Kontroll-Offizier" in der Zentralen Auswertungs- und lnformationsgruppe (ZAIG), dem „braintrust" des MfS, zuletzt als deren stellvertretender Leiter im Dienstrang eines Obersten. Am Zentralen Runden Tisch der DDR trat er als Vertreter des MfS auf. Vom 1. April bis 2. Oktober 1990 wirkte Nr. 62 bei dem Staatlichen Komitee zur Auflösung des MfSIAfNS.


Von besonderer Brisanz war von Anfang an die Tätigkeit zweier ehemaliger Kontrolloffiziere der ZAlG des MfS (Nr. 2 und 62), die bereits in Kapitel II erwähnt wurden. Diese hatten Sonderrecherchen zu erledigen (u.a. zu den Fällen Lothar de Maiziere, Manfred Stolpe und Gregor Gysi), mit denen sie entweder von ihrem zuständigen Referatsleiter, einem ehemaligen IM der HVA (Nr. 13), oder von der Behördenleitung direkt betraut wurden. Letztere brachte den beiden hohen ehemaligen MfS-Offizieren (Oberst und Oberstleutnant) offenbar uneingeschränktes Vertrauen entgegen, schließlich konnten beide - ausgestattet mit einem Sonderausweis - unbeaufsichtigt in unerschlossenen Archivbeständen recherchieren und hätten hierbei ohne weiteres die Möglichkeit gehabt, Akten zu manipulieren, zu verstellen oder gar verschwinden zu lassen. Einige BStU-Mitarbeiter, die nicht namentlich genannt werden wollten, äußerten uns gegenüber auch einen Verdacht, dass dies tatsächlich geschehen sei, ohne allerdings einen Beweis liefern zu können. Die ehemaligen MfS-Angehörigen hätten es schließlich gelernt, „keine Spuren zu hinterlassen". S51.


Bereits im Juni 1992 wurde ein damaliger BStU-Mitarbeiter, der für Karteirecherchen zuständig war, bei dem Versuch festgenommen, BStU-Materialien an das Landesamt für Verfassungsschutz zu verkaufen. Dabei handelte es sich um Nr. 65, einen ehemaligen Major der MfS-Abteilung X11 (Archiv), dessen Einstellung durch David Gill, einen engen Mitarbeiter des Sonderbeauftragten Gauck, am 9. Januar 1991 nachdrücklich befürwortet worden war.'" Nr. 65 wurde nach seiner Festnahme am 29. Juni 1992 fristlos gekündigt und am 24. November
d.J. vom Schöffengericht Tiergarten wegen . Verwahrungsbruchs zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Dieser Vorgang zeigt eindeutig, dass es diesem Personenkreis zumindest zeitweise möglich war, Akten zu verstellen oder gar zu entwenden und sie aus der Behörde herauszubringen. Gleichzeitig wird sichtbar, dass das Vertrauen, das die Behördenleitung in diese Mitarbeiter setzte, nicht in jedem Fall gerechffertigt war.


Ganz aufschlussreich, welche MfS Qualifikationen so in der BSTU arbeiteten. [denken]

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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon Nostalgiker » 13. Februar 2022, 18:40

Augenzeuge, was verstehst du unter ' MfS Qualifikationen'?

Wie bereits beschrieben begann mein Kurs Ende Mai 1990 und Endete im Juli 1991. Organisiert war er als deutsch-deutsches Pilotprojekt mit der damaligen Modrow Regierung und einer Weiterbildungseinrichtung eines BRD Konzerns. Sie stellten die Dozenten für die einzelnen Unterrichtsblöcke.
Insgesamt war der Kurs für 25 Personen ausgelegt und diese Anzahl von Teilnehmern wurde von der Bildungseinrichtung in einem Auswahlverfahren aus mehreren 100 Interessenten über zwei Tage ausgewählt.
Voraussetzung für die Teilnahme am Kurs war ein Abgeschlossenes Hochschulstudium, entweder Universität oder Technischer Hochschule und aktuelle Arbeitslosigkeit da die Teilnehmer über das für sie zuständige AA die ihnen zustehende Ausbildungspauschale bekamen.
Zur Informationsveranstaltung bekam alle Interessenten eine Einladung vom AA.
Der Mehrstündige Test erfolgte unmittelbar nach der Informationsveranstaltung und war nicht angekündigt.

Die dann im Kurs gelandeten MFS Mitarbeiter waren cirka 40 bis 50 Prozent der Kursteilnehmer.
Von einigen wenigen mit denen ich näheren Kontakt hatte erfuhr ich im Laufe der Zeit das sie meist um 1975 kurz nach Beendigung ihres Studium vom MfS angeworben wurden.
Der "Rest" der Truppe setzte sich aus Naturwissenschaftlern; Physik, Mathematik, Biologie und Wirtschaftswissenschaftlern zusammen. Letztere hatten entweder in den entsprechenden Bereichen der AdW oder in Kombinatsleitungen in Berlin gearbeitet.

Was die Frage bzw. Überlegung von Dille bezüglich der Rechentechnik beim MfS betrifft kann ich nach über 30 Jahren keine Auskunft mehr geben. Ob die Kursanten die beim MfS in dem Bereich DV arbeiteten darüber erzählt haben; ich denke bestimmt; weiß ich nicht mehr genau und wenn hatte es mich damals nicht so brennend interessiert.
Jedenfalls waren sie, was den Umgang mit Hardware betraf, ziemlich fit, ebenso in der Programmierung.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon augenzeuge » 13. Februar 2022, 18:53

Nostalgiker, ich meinte nur den relativ hohen Rang. (Oberst und Oberstleutnant)

Und wenn sich diese allein mit Akten von Leuten wie Gysi oder Stolpe beschäftigten, alles mit diesen tun konnten, dann empfinde ich das zur damaligen Zeit schon etwas seltsam. Du nicht?

Immerhin hatten diese einen krisensicheren Job bekommen...

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Re: Der Umgang mit früheren MfS-Mitarbeitern in Berlin nach 1990

Beitragvon andr.k » 13. Februar 2022, 18:57

augenzeuge hat geschrieben:
Grenzgänger hat geschrieben:Nach 1990 traf das nur auf die neuen Bundesländer zu.

Gruß an alle
Uwe


Ich weiß, dass dies in NRW sogar noch nach 2000 erfolgte.
Zumindest bei den Angestellten des Bundes, Länder weiß ich nicht genau.

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