Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon OaZ » 15. Juli 2020, 10:09

Als frisch gebackener Absolvent der Karl-Marx-Universität Leipzig hatte ich das Glück, eine Reise mit "Jugendtourist" im Sommer 1989 nach Ungarn unternehmen zu können. Zwei Wochen waren es und zunächst ging es an den Balaton und später noch 3 Tage nach Budapest, ehe es danach heim ging.
Ich war mit meiner damaligen Freundin unterwegs, auch sie studierte am gleichen Ort, war 2 Studienjahre unter mir.

Am Balaton freundeten wir uns schnell mir 2 Pärchen aus unserer Reisegruppe an, einer war Arzt, Freundin Krankenschwester, der andere gerade erfolgreich Bauingenieur geworden, Beruf der Freundin ist mir entfallen.
Wir machten im Ungarn-Urlaub das, was man eben so macht: am Balaton rumhängen, um den Balaton mit dem Zug fahren, Weinberge besuchen, ungarischen Wein trinken und abends feiern. Keiner aus unserer Gruppe hegte Fluchtgedanken.
Am Balaton hatten wir mehr oder weniger indirekte Kontakte mit jungen Österreichern, die teilweise arbeitslos waren. Ein Urlaub in Ungarn war immer drin für sie, alles war viel billiger als daheim. Manche verbrachten mehr als einen Monat Zeit am Stück dort. Kontakte waren von offizieller Reisegruppenseite aus nicht erwünscht. Sie hielten sich auch in Grenzen.
Am interessantesten für fast alle waren die Nachrichten aus der BILD. Die Österreicher lasen sie und warfen sie danach in den Papierkorb. Dort fischten wir sie heraus und lasen wohl jeden Quadratzentimeter. Vordergründig ging es uns natürlich um politische Nachrichten die DDR betreffend.

Was ich hier las, veränderte meinen Glauben an den Wahrheitsgehalt der DDR-Medien. Sehr wohl war mir bewusst, dass man in der AKTUELLEN KAMERA nicht alles verbreitete. Dennoch glaubte ich, dass man uns zumindest nicht anlügt (mir ist heute durchaus bewusst, dass mein Denken wohl naiv war, aber darum soll es jetzt nicht gehen).
Aber das, was ich dort las und auch teilweise in Radio hörte, unterschied sich erheblich von dem, was DDR-Medien berichteten.

Unsere Zeit am Balaton war schön und unbeschwert ... Urlaub eben.
In Budapest wollten wir unbedingt sehen, wie es an der bundesdeutschen Botschaft zuging. Wir fieberten unserem Budapest-Aufenthalt entgegen ...
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Kumpel » 15. Juli 2020, 10:27

Die Reiseleitung war sicherlich sehr nervös bei dieser Reise.
Bin gespannt wie es weiter geht.
Kumpel
 

Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Volker Zottmann » 15. Juli 2020, 10:36

Allem Anschein nach, OaZ, hast Du das hier ehrlich und offen beschrieben. Ist sehr aufschlussreich, interessant.
Ich lese da auch unseren Altersunterschied raus. Mein Sohn war damals gerade mit der Schule fertig und ist im Sommer 1990 erstmal 3 Monate nach Canada. (Welt anschauen, Weltanschauung)
Begreifen kann ich nicht, dass Du zumindest damals noch so eingeschworen verblendet nicht früher geschnallt hast, wie die DDR-Oberen wirklich ticken, wie sie uns ins kollektive Verderben stürzten.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Kumpel » 15. Juli 2020, 10:41

Volker Zottmann hat geschrieben:Begreifen kann ich nicht, dass Du zumindest damals noch so eingeschworen verblendet nicht früher geschnallt hast, wie die DDR-Oberen wirklich ticken, wie sie uns ins kollektive Verderben stürzten.

Gruß Volker


Na ja , das ist etwas einfach alles auf die DDR Oberen abzuwälzen. Irgendwie hat jedes Volk die Regierung die es verdient. Damals und heute auch.
Kumpel
 

Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Volker Zottmann » 15. Juli 2020, 10:44

Ich beziehe das aufs Weichenstellen. Die rangierten die "10. Wirtschaftsmacht" aufs Abstellgleis.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon augenzeuge » 15. Juli 2020, 16:13

In Budapest wollten wir unbedingt sehen, wie es an der bundesdeutschen Botschaft zuging.


Ganz klar ist mir dieser Wunsch bei euch nicht. Eigentlich müsst ihr doch die Flüchtigen damals verurteilt haben. An der Grenze hättest du sie noch verfolgt. Und jetzt?
Ihr wolltet offiziell nicht flüchten, dir glaub ich das, aber hattet ihr euch mit den Gründen der Fluchtbewegung auseinandergesetzt? Ein wenig habe ich die Vermutung, dass zumindest einer von euch im Hinterkopf Fluchtvorstellungen hatte....

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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon OaZ » 15. Juli 2020, 17:00

Wenn man neugierig ist, muss man doch noch lange keine Fluchtgedanken hegen.
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon augenzeuge » 15. Juli 2020, 17:05

Genau das durfte ich Jahre zuvor hören...

Vom Vater meines damaligen Freundes, der von solchen Einrichtungen immer einen Abstand verlangt hatte. Er war Parteisekretär. Ein ganz Überzeugter.

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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Edelknabe » 15. Juli 2020, 17:09

OaZ mit dem hier:

"Unsere Zeit am Balaton war schön und unbeschwert ... Urlaub eben."Textauszug ende

Wo habt ihr eigentlich genächtigt, mit eurer "Jugendtouristgruppe", etwa in einem Hotel am Strand, auf nem Zeltplatz in Bungalows, in Zelten ....und eben weil du nur "weitläufig" den Balaton erwähnst, am Balaton(Plattensee) wo, in welchem Ort genau?

Der Rainer war, wars..... Ende der 60er, anfangs der 70 Jahre zweimal in Siofok auf einem Zeltplatz, erst mit Freunden, dann mit meiner älteren Schwester. Die schöne Geschichte werd ich mal suchen, event. hier herüberholen.Und sie dann vielleicht betiteln mit "Wie wir vom älteren und sehr gereiften Klassenfeindehepaar mit viel DM verführt wurden."

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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon OaZ » 15. Juli 2020, 17:18

Edelknabe hat geschrieben:OaZ mit dem hier:

"Unsere Zeit am Balaton war schön und unbeschwert ... Urlaub eben."Textauszug ende

Wo habt ihr eigentlich genächtigt, mit eurer "Jugendtouristgruppe", etwa in einem Hotel am Strand, auf nem Zeltplatz in Bungalows, in Zelten ....und eben weil du nur "weitläufig" den Balaton erwähnst, am Balaton(Plattensee) wo, in welchem Ort genau?

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Ich muss zugeben, dass mir der Ort entfallen ist. Die ungarische Sprache hat mir einfach zu viele ü und y und was weiß ich noch. Wir haben in Bungalows genächtigt.
Einfach aber in Ordnung. Wenn man jung ist, braucht man keinen Luxus.
Hinter uns ging es über die Bahngleise leicht bergan auf einen Weinberg mit einer urigen Kneipe ... aber das wird dir sicher nichts nützen.
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Edelknabe » 15. Juli 2020, 17:25

Naja, Zeltplätze zum Bsp. hatten auch Bungalows die natürlich teurer wie Normalzelt waren.Die wurden in unserem Fall von Westdeutschen genutzt. Erinnerst du dich ob es ein Zeltplatz war?

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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon augenzeuge » 15. Juli 2020, 18:09

OaZ hat geschrieben:Ich muss zugeben, dass mir der Ort entfallen ist.


Schau mal.

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Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon OaZ » 15. Juli 2020, 18:41

Leider keine Erinnerung mehr.
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon augenzeuge » 15. Juli 2020, 21:02

Egal. [grins]

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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon OaZ » 18. Juli 2020, 08:51

Unser Ungarn-Urlaub nähert sich dem Ende und die letzten Tage sind in Budapest geplant. Schon in den 1970er Jahren, als ich mit meinen Eltern im Urlaub in Ungarn war, wirkte dieses Land so völlig anders auf mich. Hier gab es Pepsi-Cola und Coca-Cola, im Garten unseres Urlaubshäuschens wuchsen Pfirsiche, Gurken, Tomaten und Paprika aller Art, das Essen war scharf und in den Kaufhallen gab es so viel anderes als daheim ...für uns Kinder war allein das paradiesisch. Klamotten wirkten deutlich moderner als viele daheim ... auf dem Pullovermarkt in Siofok (?) gab es immer tolle Klamotten.

Nun, im Sommer 1989, bin ich erneut hier. Wir sind am zweiten Budapest-Tag (am ersten gabs die Stadtrundfahrt und bisschen was zur Orientierung) los, um die bundesdeutsche Botschaft zu suchen. Es war nicht übermäßig schwierig allerdings auch nicht babyeinfach.
Uns fielen die vielen am Straßenrand geparkten Autos mit DDR-Kennzeichen auf. Ein deutliches Zeichen, dass wir nicht mehr allzu weit von der Botschaft entfernt waren.
Was uns wunderte: Das Straßenbild der DDR war geprägt von Trabant, Trabant, Trabant ... nur wenige Skoda, Wartburg, Shiguli, Moskwitsch. Hier jedoch ein anderes Bild. Genau diese Autos dominierten hier, die Zahl der Trabant war zwar nicht wenig aber proportional gesehen unterdurchschnittlich zu den vielen anderen Nicht-Trabis.

Ich fing an, mir Gedanken zu machen.
Wer sich solch ein Auto leisten konnte, der musste schon wichtig für die DDR sein. Entweder Handwerker, Gewerbetreibender oder leitende Position in einem Betrieb oder clever genug, um in der DDR etwas zu sein/werden.
Konnten wir uns das wirklich leisten, auf diese Leute zu verzichten? In den Medien dominierte der Tenor, dass man denen, die unserem Land den Rücken kehren wollten, keine Träne nachweinen sollte. Als sog. "Antragsteller" wurden sie bezeichnet, Verräter an der Sache, man versuchte, sie auszugrenzen.
Auch eine meiner Klassenkameradinnen war unter den sog. "Antragstellern" und kurioserweise war der zuständige Bearbeiter beim Rat des Kreises der Freund ihrer Freundin.

Zurück zu Budapest: Ich erwartete im Garten der Botschaft besoffene Asoziale mit freiem Oberkörper, die zwischen ausgetrunkenen Bierdosen am hellerlichten Tag ihren Rausch ausschlafen und darauf warten, ins Land des parasitären, faulenden und absterbenden Kapitalismus zu können (so ungefähr las sich das in den DDR-Medien).

Doch was war das jetzt? Im Garten saßen ganz normale Familien, die mit ihren Kindern spielten, die sich ganz normal miteinander unterhielten, die sozusagen im Garten der Botschaft auf engstem Raum geduldig warteten, was passiert. Die Zahl der ausgetrunkenen und im Garten herumkullernden Bierdosen war sehr überschaubar. Keine Kotze, in denen sich die Asis halb bewusstlos wälzten und rumrülpsten.

Wir hielten uns nicht lange dort auf. Wir wurden auch nicht angesprochen und wir sprachen keinen an.
Auf dem Rückweg unterhielten wir uns und verglichen das mit eigenen Augen gesehene mit dem, was die DDR-Medien verbreiteten. Da stimmte so gut wie gar nichts überein. Das gab nicht nur mir zu denken ...
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon augenzeuge » 18. Juli 2020, 09:28

OaZ hat geschrieben:Auch eine meiner Klassenkameradinnen war unter den sog. "Antragstellern" und kurioserweise war der zuständige Bearbeiter beim Rat des Kreises der Freund ihrer Freundin.


Oh, das gab sicherlich Diskussionen. Wobei ich denke, dass derjenige seinen Kunden abgeben durfte.

OaZ hat geschrieben:Keine Kotze, in denen sich die Asis halb bewusstlos wälzten und rumrülpsten.

Das Bild konnten nicht mal die eingeschleusten Stasis generieren. Aber für mich erstaunlich, was du erwartet hattest. Solche Leute gab es doch offiziell in der DDR gar nicht, wo sollten die jetzt massenhaft herkommen?

Bis 1989 waren doch schon einige ausgereist. Das hatte bei dir nicht schon zum Nachdenken geführt?

Ich war im Sommer 1988 in Ungarn. Als relativ armer Bundesdeutscher, der zuhause noch studierte, Bafög bekam, einen Nebenjob hatte und sich nun mit Verwandten traf. Und der dennoch alle für kleines Geld zum Essen einladen konnte. Wir hatten eine Hütte am Balaton vom Westen gebucht und bezahlt. So hatten die DDR Bürger Geld für den Markt in Siofok. [grins] Als wir nach Hause fuhren und die DDR Bürger noch bleiben wollten, gab es ein Problem. Niemand wollte ihnen eine Unterkunft geben. So wandten wir einen Trick an. Fuhren als Bundesbürger vor, und als man sagte, es ist frei, sagten wir, das da sind die Mieter. Klappte. [grin]

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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Werner Thal » 18. Juli 2020, 09:40

Der feine deutsche Unterschied:

- Assi (West) = Assistent ; - As(s)i (Ost) = Asozialer

W. T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Kumpel » 18. Juli 2020, 10:02

augenzeuge hat geschrieben:
Bis 1989 waren doch schon einige ausgereist. Das hatte bei dir nicht schon zum Nachdenken geführt?



Das stand ja nun nicht im Neuen Deutschland und war sicherlich auch kein Thema auf der Grenzkompanie.
Andere Ehemalige beteuern hier ja immer mal wieder ihren wunderbar offenen Kontakt zur einfachen DDR Bevölkerung.
Bei OaZ offenbart sich allerdings , dass es eben nicht so war, sondern dass das Gleichnis mit der Blase in der sie lebten schon eine gewisse Berechtigung hat.
Jedenfalls kam ein nicht unerheblicher Teil der Antragsteller aus der Mittelschicht mit einem für DDR Verhältnisse respektablen Lebensstandard.
Mit dem stießen sie in der DDR allerdings an ihre Grenzen. Hedonistisch genussorientiert würde man heute sagen.
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Edelknabe » 18. Juli 2020, 10:37

Kumpel mit dem hier:

"Jedenfalls kam ein nicht unerheblicher Teil der Antragsteller aus der Mittelschicht mit einem für DDR Verhältnisse respektablen Lebensstandard.
Mit dem stießen sie in der DDR allerdings an ihre Grenzen. Hedonistisch genussorientiert würde man heute sagen."Textauszug ende

Es gab aber auch die, die nie an Anträge für Ausreisen dachten. Aus den Feierabendarbeitszeiten her habe ich Leute unterschiedlicher Coleur kennen gelernt, die lebten vom Standart her genauso wie heute. Bsp: Haus mit Räumen für Bar,Vorrats und Weinkeller, geflieste Doppel-Garage plus feinstem Pool und großzügigem Grundstück. Also ehrlich, kein Neid denn mir ging es selber nicht schlecht, es sollte nur aussagen Mancher(und das waren nicht Wenige nur im Leipziger Raum) hat diese 89er Wende einfach nicht gebraucht.

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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon augenzeuge » 18. Juli 2020, 10:48

Edelknabe hat geschrieben:geflieste Doppel-Garage plus feinstem Pool
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Du Glückspilz, da lernst du solche Leute kennen, von denen es vielleicht mal einen oder zwei unter 10.000 gab.
Ich habe von denen keinen kennen lernen dürfen. Die fuhren sicher auch keinen Trabbi. Klar, wenn es denen so gut ging...

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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Kumpel » 18. Juli 2020, 11:02

Echt mal Edelknabe , solche Leute gehörten zur Upper Class der DDR und ich hatte in meiner Zeit beim VTK Leipzig auch das Vergnügen ein paar von denen zu begegnen.
Der Eine war Prof an der KMU , dem haben wir einen Brunnen für seinen Pool auf seinem Wochenendgrundstück gebohrt , der kam jeden Mittag zu uns rausgefahren und hat uns Broiler gebracht und jeden Freitag gab es für jeden einen Fuffi auf die Hand. Ich dachte mein Schwein pfeift.
Ein anderer war selbständiger Fleischer oder sowas. Den sein Grundstück sah aus wie Westen , alles gepflastert mit einer ganzen Garagenzeile und in jeder stand eine Westkarre , von VW Bus bis Zitrone.
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon OaZ » 18. Juli 2020, 11:46

Es gab in der DDR nicht wenige, die sich eingerichtet hatten und keineswegs unzufrieden waren. Versorgungsprobleme wurden durch florierenden Tauschhandel gelöst. Blöd für die, die nichts zu tauschen hatten (ich z.B.)

Ich war nie Widerstandskämpfer, ich war insgesamt gesehen auch nicht unzufrieden, obwohl es mich natürlich mächtig angekotzt hat, als ich bspw. im Januar 1989 einen Motorschaden an meinem Trabi hatte und mir die Werkstatt erklärte, dass der Reparaturtermin im Juni (!) sei.
Und ebenso unverständlich war es für mich, dass ich nicht nach Griechenland reisen konnte, um mir die Akropolis anzusehen.
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon karnak » 18. Juli 2020, 11:54

Edelknabe hat geschrieben: Also ehrlich, kein Neid denn mir ging es selber nicht schlecht, es sollte nur aussagen Mancher(und das waren nicht Wenige nur im Leipziger Raum) hat diese 89er Wende einfach nicht gebraucht.

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Das soll schon stimmen, Dir ist aber klar, dass das Ganze auf einem immer morscher werdenden Fundament basierte. Irgendwann wäre uns das Ganze um die Ohren geflogen, dann hätte sich der Zorn und Neid derer die sich nicht zu den " nicht Wenigen " zählen konnten über die mit den gefliesten Garagen ergossen. Zu was braucht man eigentlich eine geflieste Garage? [flash]
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Kumpel » 18. Juli 2020, 12:43

OaZ hat geschrieben:Und ebenso unverständlich war es für mich, dass ich nicht nach Griechenland reisen konnte, um mir die Akropolis anzusehen.


Das erstaunt mich jetzt aber. Ein politisches System wie das der DDR konnte doch nur mit weitestgehender Abgrenzung funktionieren.
Jeder Bundesbürger wurde als Vertreter des Klassenfeind angesehen und einem Offizier der NVA war jeder Kontakt zu Bürgern des NSW ohnehin untersagt.
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Edelknabe » 18. Juli 2020, 19:06

OaZ mit dem hier:

".......als ich bspw. im Januar 1989 einen Motorschaden an meinem Trabi hatte und mir die Werkstatt erklärte, dass der Reparaturtermin im Juni (!) sei."Textauszug ende

Was, nur ein Trabant als gutverdienender junger Zugführer? Jetzt bin ich aber enttäuscht.Da muss doch mindestens ein Wartburg 353 dringewesen sein? Denn unter 1000 bis 15000 Mark der DDR Netto monatlich wird doch da am Kanten nichts gelaufen sein?

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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Edelknabe » 18. Juli 2020, 19:09

Oh oh...15000 Märker, nee das wäre zuviel gewesen entschuldigt, es muss 1500 Mark lauten.

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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Zicke » 18. Juli 2020, 19:14

1989 war Oaz nicht mehr am Kanten, OaZ ist ein Offi auf Zeit, schätze mal so ca 5 Jahre. Er schrieb ja frischgebacken von der KMU in den Urlaub.
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon OaZ » 18. Juli 2020, 19:56

Zicke hat geschrieben:1989 war Oaz nicht mehr am Kanten, OaZ ist ein Offi auf Zeit, schätze mal so ca 5 Jahre. Er schrieb ja frischgebacken von der KMU in den Urlaub.


Danke, Zicke! Wenigstens einer, der aufmerksam liest. [hallo]
3 Jahre waren es übrigens. 1 Jahr Ausbildung, 2 Jahre an der echten Grenze.
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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon OaZ » 18. Juli 2020, 19:57

Edelknabe hat geschrieben:Danke Zicke. Also nur ein "Bettelstudent", dann geht es in Ordnung.

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Re: Mein Urlaub in Ungarn Sommer 1989

Beitragvon Volker Zottmann » 18. Juli 2020, 21:42

OaZ,
Zicke hat es richtig gelesen, andere auch!
Hast alles sehr detailliert geschrieben, man kann sich gut reinversetzen.
So Klugquasseler tummeln sich hier einige, können aber ihre eigenen bemerkten Fehler (15000) nicht mal binnen der ersten halben Stunde so ausbügeln, dass es gar keiner merken würde.
Unser Edeltrüffel kann das immer noch nicht, kann auch die Zitierfunktion seit 2010 nicht benutzen (oder begreifen, was ich eher annehme.)
Mich stören dauernde unnütze Nachfragen, wo man doch nur zurücklesen brauchte.

Gruß Volker
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