DER SPIEGEL - 45/1990 - Der alte dicke Filz
Einige Spitzenfunktionäre in Haft, Parteichef Gysi als verfolgte Unschuld - die PDS kämpft,
vergebens, um ihre Glaubwürdigkeit.
Zum Stichtag, am Vorabend der Währungsunion, schien die Partei noch im Minus. Eine Einnahmen-
und Ausgabenrechnung der SED-Nachfolgepartei PDS für das erste Halbjahr 1990 ergab einen
Fehlbetrag von 1,4 Milliarden Mark.
Über Vermögenswerte sprach der sonst so beredte Parteichef Gregor Gysi nur ungern; etwa eine
Milliarde Mark plus Immobilien, teilte er im Sommer mit - diesmal als Haben, selbstverständlich.
Wenig später schätzte Schatzmeister Wolfgang Pohl seine PDS stolz als "reichste Partei Europas" ein.
Weitere zwei Monate später explodierten die Zahlen. Gysi-Vize André Brie redete, realistisch, von
4 Milliarden, ein früherer Stasi-Offizier von 50 bis 60, der DSU-Bundesminister Hansjoachim Walter
schwadronierte von "200, 300" Milliarden Mark Vermögen.
Alles eine Frage der Bewertung. Unstrittig war die SED Verwalter und Verfügungsberechtigter über
eines der größten Grundvermögen in der einst realen DDR, und unstrittig jagt der Wert der ziemlich
properen Partei-Immobilien derzeit steil nach oben. Manchmal aber ist unklar, ob die PDS Eigen-
tümerin oder nur Rechtsträgerin der Latifundien ist, lassen selbst die Grundbücher die Eigentums-
Verhältnisse offen.
....und hier liest es sich weiter:
https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery ... f/13500714
W. T.