18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Alle Themen die eine Bezug zur Wende und Grenzöffnung haben. Persönliche Erlebnisse, Gedanken aus dieser Zeit, Dokumente und ähnliches.

Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 18. März 2020, 20:22

Augenzeuge, bezüglich Traumwelt kennst du dich bestens aus da du seit über 30 Jahren in selbiger lebst.
Solch einen kritiklosen Menschen der aber auch alles für gut und richtig befindet was die Regierenden in diesem Lande verzapfen ist mir damals noch nicht einmal in der DDR begegnet.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 18. März 2020, 20:27

Nostalgiker hat geschrieben:Wer von den DDR Wahlexperten hat den je zu DDR Zeiten mal in einem der Wahllokale gesessen und einen Wahltag hautnah mit erlebt.
Wohl kaum einer, deswegen empfinde ich alles hier geäußerte als reine Vermutungen und Gerüchte.

Übrigens hatte ich einmal das Vergnügen eine der "zivil gekleideten" Personen zu sein die am Wahltag unverhofft und dreist nach 12 Uhr bei bekannten "Problembürgern" an der tür klingelten ......
Das war Anfang der 70er Jahre .......

17:12 schrieb ich schon, dass meine Frau.... Nun kommt es drauf an. Sie musste das, weil ihr Arbeitgeber, der Bürgermeister es anwies.
Du warst sicher freiwillg so ein Seelenfänger. Das Schlimmste waren bei den Überzeugten ja deren blöde Sprüche, womit man dem Wahlverweigerer eine verbale Entgleisung rauslocken wollte. Da sind ja auch welche für abgeholt worden.
Schön, freiwilliger Nostalgiker. Dein "Lebenslauf" wird klarer.

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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 18. März 2020, 20:45

Nostalgiker hat geschrieben:Augenzeuge, bezüglich Traumwelt kennst du dich bestens aus da du seit über 30 Jahren in selbiger lebst.
Solch einen kritiklosen Menschen der aber auch alles für gut und richtig befindet was die Regierenden in diesem Lande verzapfen ist mir damals noch nicht einmal in der DDR begegnet.


Ich bin keineswegs kritiklos. Aber bei dumpfen Kritikern fällt es mir schwer, mich hinter sie zu stellen.

Das Du deine Traumwelt verloren hast, finde ich auch traurig.
Ich hätte dich gerne in jener gelassen.

AZ
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon andr.k » 18. März 2020, 21:05

Kumpel hat geschrieben:Als ich bei der letzten Wahl in der DDR aus der Wahlkabine kam und den Zettel einwarf haben die ne schöne Fresse gezogen.


Warum genau "die" damals bei Dir eine schöne Fresse gezogen haben, bleibt natürlich deine Spekulation? An Deinem Avatarbildchen lag es wohl nicht? Oder konnten die Wahlhelfer deine Striche und Kreuze auf deinem Zettel sehen?

augenzeuge hat geschrieben:Richtig, so wars. Wer das angeblich nie mitbekommen hat, muss in einer Traumwelt gelebt haben. Schon den Kindern hat man erklärt, dass der loyale Bürger diese nicht benutzt.

Die Benutzung der Wahlkabine war ein offenkundig geäußerter Zweifel am System. [blush]

AZ


AZ, ich bin immer wieder erstaunt, was man Dir und auch anderen Kindern erklärt hat. Wie viele Wahlen hast Du damals eigentlich mitgemacht?
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 18. März 2020, 21:51

Volker Zottmann hat geschrieben:
Nostalgiker hat geschrieben:Wer von den DDR Wahlexperten hat den je zu DDR Zeiten mal in einem der Wahllokale gesessen und einen Wahltag hautnah mit erlebt.
Wohl kaum einer, deswegen empfinde ich alles hier geäußerte als reine Vermutungen und Gerüchte.

Übrigens hatte ich einmal das Vergnügen eine der "zivil gekleideten" Personen zu sein die am Wahltag unverhofft und dreist nach 12 Uhr bei bekannten "Problembürgern" an der tür klingelten ......
Das war Anfang der 70er Jahre .......

17:12 schrieb ich schon, dass meine Frau.... Nun kommt es drauf an. Sie musste das, weil ihr Arbeitgeber, der Bürgermeister es anwies.
Du warst sicher freiwillg so ein Seelenfänger. Das Schlimmste waren bei den Überzeugten ja deren blöde Sprüche, womit man dem Wahlverweigerer eine verbale Entgleisung rauslocken wollte. Da sind ja auch welche für abgeholt worden.
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Dein niederträchtiger Charakter lässt dir keine Bandbreite bei deinen haltlosen und äußerst dummen Vermutungen welche in regelrechten Verleumdungen münden.
Du Komiker bist nicht der Mensch dem ich mich erklären muß oder vor dem ich mich gar zu rechtfertigen habe.
Trink weiter dein billiges Zuckerwasser und phantasiere weiter.

Übrigens habe ich zu diesem Thema "Wahlhelfer" bereits vor Jahren im Thema "Wahlen in der DDR" geäußert. Übrigens auch so ein Thread der Hauptsächlich von Vermutungen strotzt und weniger von wirklichem Wissen.

PS.: auch noch im Thread; "18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR" gibt einen Beitrag zum Thema von mir.
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon andr.k » 18. März 2020, 22:22

Volker Zottmann hat geschrieben:Meine Frau musste als Stadtangestellte mit los, um Leute aufzuspüren, die irgendwo in waldigen Ortsteilen abwarteten. Die Namen waren zuvor ausgegeben. Problembürger nannte man die.
Die Wahl"fänger" die mit meiner Frau unterwegs sein mussten, haben derweil bei uns im Garten Kaffee getrunken, schlicht die Zeit abgesessen.

Gruß Volker


Und dabei war Egon Krenz so stolz auf seine treuen Wahlhelfer/SED-Mitglieder. Und dann passiert im Harz, was eigentlich nicht passieren durfte. Ein konspiratives Kaffeekränzchen samt Wahlurne in der bildschönen Botanik bei Familie Zottmann. Da kann man doch wirklich froh sein, dass das MfS an diesem Tag dienstfrei hatte.

[super]
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 18. März 2020, 22:36

andr.k hat geschrieben:AZ, ich bin immer wieder erstaunt, was man Dir und auch anderen Kindern erklärt hat. Wie viele Wahlen hast Du damals eigentlich mitgemacht?


Man musste mir das als Kind nicht erklären. Jeder, der offenen Auges durch die Welt ging, erkannte das. Spätestens bei der ersten Wahl.
Jetzt sag nicht, bei dir war das anders....

Aber eine Frage hab ich an dich. War die Art und Weise der fliegenden Urne eigentlich mit dem Wahlrecht der DDR vereinbar?

AZ

P.S.
Fortbildung
Der Betreuer und die Wahlverweigerin äußern sich 1992. (10:36)
Schau die mal den Film DDR - Achtung Klassenfeind 3 an, bis Mitte Seite scrollen. Andere Filme sind auch nicht schlecht. [hallo]
DDR Bürger erzählen zur DDR Zeit
https://www.planet-schule.de/wissenspoo ... r-ddr.html
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 18. März 2020, 22:50

Andr.K spinnt sich wieder was zusammen?
Meine Frau hatte Leute die nicht wählen wollten, mit aufzuspüren als Arbeitsauftrag erhalten. Die hatten keine fliegende Wahlurne, die hatten einen PKW und sollten Betreffende ins Wahllokal bringen. Statt dessen haben sie auch bei uns Kaffee getrunken.
Zur 18. März 1990-Wahl war das aber nicht, denn da war meine Frau schon einige Zeit die Chefarztsekretärin im großen Kinderkrankenhaus, der Lungenheilstätte Harzgerode.

Zur einer der letzten Wahlen waren wir beide aber abends zur Auszählung dabei. Und die paar Nichtwähler, die absolut nicht anzutreffen waren, hatte nun einen Vermerk auf der Wahlliste. Gestempelt: "Zur Zeit im Ausland". Dafür verbürge ich mich!
Soviel mal zu einer Wahl, die von Wahlfälscher Krenz geleitet wurde.

Ich habe zwar mein Lebtag noch nie Brunnen in Berlin erklärt, doch zu Wahlen war ich oft genug mit hellem Verstand anwesend, nie aber als Helfer. Nie!
Da können heute gern rosarote Armleuchter dagegen wettern und verleumden.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon andr.k » 18. März 2020, 23:26

Volker Zottmann hat geschrieben:Andr.K spinnt sich wieder was zusammen?
Meine Frau hatte Leute die nicht wählen wollten, mit aufzuspüren als Arbeitsauftrag erhalten. Die hatten keine fliegende Wahlurne, die hatten einen PKW und sollten Betreffende ins Wahllokal bringen. Statt dessen haben sie auch bei uns Kaffee getrunken.
Zur 18. März 1990-Wahl war das aber nicht, denn da war meine Frau schon einige Zeit die Chefarztsekretärin im großen Kinderkrankenhaus, der Lungenheilstätte Harzgerode.

Zur einer der letzten Wahlen waren wir beide aber abends zur Auszählung dabei. Und die paar Nichtwähler, die absolut nicht anzutreffen waren, hatte nun einen Vermerk auf der Wahlliste. Gestempelt: "Zur Zeit im Ausland". Dafür verbürge ich mich!
Soviel mal zu einer Wahl, die von Wahlfälscher Krenz geleitet wurde.

Ich habe zwar mein Lebtag noch nie Brunnen in Berlin erklärt, doch zu Wahlen war ich oft genug mit hellem Verstand anwesend, nie aber als Helfer. Nie!
Da können heute gern rosarote Armleuchter dagegen wettern und verleumden.

Gruß Volker


[flash] Im Wein liegt nicht immer die Wahrheit! Also, lass deine Spinnerei.

Jetzt wird es spannend. Frau Zottmann ist jetzt quasi per Arbeitsauftrag vom Bürgermeister eine spezielle Ermittlerin. Sie ist jetzt mit ihren Helfern befugt, die Nichtwähler aufzuspüren und gegen ihren Willen in das Wahllokal zu verbringen. Aber sie brechen den Auftrag. Wildwest im Harz. Gab es bei diesem Einsatz zufällig Ärmelstreifen?

[flash]
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 19. März 2020, 08:21

Volker Zottmann hat geschrieben:
...... doch zu Wahlen war ich oft genug mit hellem Verstand anwesend, .....

Gruß Volker


Eine interessante Selbstauskunft welche natürlich fragen aufwirft.
Wie definiert der Schreiber inhaltlich den Begriff 'oft'? Einmal, zweimal im Laufe der Zeit?
Da die DDR Bürger mit 18 Jahren wahlberechtigt waren könnte der Schreiber überschlagsweise erstmalig 1972 bei der Volkskammerwahl einen hellen Verstand gehabt haben, dann war es mehrere Jahre verstandesmäßig nicht so gut um ihn bestellt. (Kommunalwahlen lasse ich mal außen vor).
Maximal also 5 Tage bei Verstand in 18 DDR Jahren ........, beachtlich.

Ansonsten entspricht der restliche Beitrag mal wieder dem den Schreiberling innewohnende Hass auf die Menschen die ihn als schwatzenden Scharlatan mit marginalem Wissen entlarvt haben.
Seine Tiraden sind mal Lustig und mal weniger, meißten allerdings nur peinlich und zeitlich bedingt vom Odem des billigen Zuckerwassers beflügelt ......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Kumpel » 19. März 2020, 08:41

andr.k hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:Als ich bei der letzten Wahl in der DDR aus der Wahlkabine kam und den Zettel einwarf haben die ne schöne Fresse gezogen.


Warum genau "die" damals bei Dir eine schöne Fresse gezogen haben, bleibt natürlich deine Spekulation?


Das würde ich nicht sagen , das war damals ein Sonderwahllokal für Leute die am Wahltag nicht im Wohnort weilten unter der Woche und der Andrang war sehr überschaubar, sprich da waren außer mir nur noch eins zwei Männeken
in dem Raum.
Offensichtlich hatte der Dame , die damals in der Mitte direkt hinter der Wahlurne saß , der Haken den ich nach Empfang des Wahlzettels in Richtung Kabine schlug nicht gefallen.
Die allgemeine Stimmung war ja seinerzeit schon nicht die Beste, ich wohnte damals in Leipzig Connewitz und da sah es mit den Errungenschaften des Sozialismus auch eher bescheiden aus und die ideologische Abkehr der SED von der Sowjetunion hatte auch kaum einer richtig verstanden.
Kumpel
 

Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Beethoven » 19. März 2020, 08:47

Volker Zottmann hat geschrieben:Einfach erschreckend Beethoven, was Du vorgibst, nicht zu wissen.
Meine Frau musste als Stadtangestellte mit los, um Leute aufzuspüren, die irgendwo in waldigen Ortsteilen abwarteten. Die Namen waren zuvor ausgegeben. Problembürger nannte man die.
Die Wahl"fänger" die mit meiner Frau unterwegs sein mussten, haben derweil bei uns im Garten Kaffee getrunken, schlicht die Zeit abgesessen.
Mit den Kabinengängern wurden im nachhinen Gespräche geführt. Das blieb in keinem Dorf verborgen. Das schrieb AZ schon. Karnak sagt auch deutlich was dann geschah: Meist eine Notiz und weiter nichts. Du konntest aber nicht sicher sein. Die Verunsicherung ließ so die Wahlbürger dann freihändig falten und den Zettel im Schlitz versenken.
Das habe doch nicht nur ich erlebt, das war doch jedem Wählenden bewusst. Außer Nostalgiker, der die Wahlen als frei und demokratisch wahrnahm.
Sein Leiden ist also schön älteren Datums. [laugh]

Gruß Volker


Nun schreibe ich schon mal, dass ich davon keine Ahnung habe und Du bist wieder nicht zufrieden, werter Volker. Was daran "erschreckend" ist, weist vermutlich nur Du.

Tja, ich bin ja schon erfreut, dass Du dieses mal Deine Ehefrau als Beweis, der nicht überprüfbar ist, anführst. Üblicher Weise sind es ja die Freunde des Onkels eines Arbeitskollegen oder so in der Richtung.
Konntest Du, als Mitglied der SED nicht etwas positiv auf Deine Frau und die anderen Kaffeeschlürfer einwirken, damit diese ihre Aufgabe erfüllen, anstatt den guten Kosta- oder Rondokaffee der Familie Zottmann, in ihre Körper zu kippen. Da bin ich echt ein bisschen von Dir, als Genosse und somit Vorbild, enttäuscht. [frown]

Und es gab Listen mit den Namen und Adressen der Problembürger für die Kaffeeschlürfer? Hm, da bin ich aber echt erstaunt. Ich war immer der Meinung, dass selbst in der DDR ein kleines bisschen Datenschutz vorhanden war. Nun muss ich mit Entsetzen lesen, dass Herr x und y und natürlich Frau Z., da solche Angaben in die Hand bekamen und die Problembürger im Wahllokal vorzuführen hatten. Na ja, eben ein Polizeistaat wenn auch im vorliegenden Fall, die exekutive Gewalt von einer Sekretärin des Chefarztes ausgeübt wurde.
Abgründe tun sich für mich auf, die ich wirklich vorher nicht sah. [hallo] Bitte nicht erschrecken, ob meiner Unkenntnis.

Und die Gespräche mit den Problembürgern wurden dann ja wohl auf dem Marktplatz abgehalten, so es solche Gespräche gab. Wie sonst hätte dies keinem Bürger des Dorfes entgehen sollen also alle davon Kenntnis erhalten sollen, wie Du schreibst? Na ja, ich habe von solchem Tun nie etwas erfahren und mir ist, außer Volker natürlich, kein Mensch bekannt, der davon wusste. Aber Du, werter Volker, warst ja sowieso immer auf dem neuesten Stand der verborgenen Ereignisse. Deine Quellen gereichen Dir zur Ehre oder man kommt zur Vermutung, dass Du in irgend einer, heute verteufelten Institution, wenn auch nur als kleiner Zuträger, tätig warst.

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Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 19. März 2020, 09:07

Seine Frau war ebenfalls stramme Parteisoldatin ........
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 19. März 2020, 10:10

Beethoven hat geschrieben:

Und es gab Listen mit den Namen und Adressen der Problembürger für die Kaffeeschlürfer? Hm, da bin ich aber echt erstaunt. Ich war immer der Meinung, dass selbst in der DDR ein kleines bisschen Datenschutz vorhanden war. Nun muss ich mit Entsetzen lesen, dass Herr x und y und natürlich Frau Z., da solche Angaben in die Hand bekamen und die Problembürger im Wahllokal vorzuführen hatten. Na ja, eben ein Polizeistaat wenn auch im vorliegenden Fall, die exekutive Gewalt von einer Sekretärin des Chefarztes ausgeübt wurde.
Abgründe tun sich für mich auf, die ich wirklich vorher nicht sah. [hallo] Bitte nicht erschrecken, ob meiner Unkenntnis.



Freundlichst


Ich schreibe mal etwas langsamer, damit auch Du das begreifst:
Ein Ort wie Harzgerode ist kein anonymes Wahlgebiet wie die Betonwüsten Rostocks.
Wer hier bis 12:00 oder 15:00 noch nicht gewählt hat, war auf dem Wahllisten anhand fehlender Haken zu sehen. Von den Leuten waren natürlich alle die "Problembürger" namentlich geläufig, die schon ankündigten die Wahl zu boykottieren oder die nur gleichgültig dazu waren. Wäre ich 16: 00 noch nicht im Wahllokal gewesen, hätte mich auch keiner gesucht, weil die wussten, dass unsereis hinging. Wird bei Dir auch so gewesen sein.
Natürlich wurden diese "Wahldrückeberger" dort gesucht, wo sie täglich rumhingen. Entweder zu Hause oder in Alexisbad nahe des Schmalspurbahnhofs. Manche sind bewusst auch clever richtig abgetaucht.

Beethoven, begreif einfach mal, dass in gefühlter DDR-Idylle auf den Mokchen wie unserem jeder jeden kannte. Da bedurfte es keiner Listen. So wussten die Suchenden auch, wen sie erst nie vor 18:00 finde würden. Da war Kaffeeetrinken sinnvoller. Rondo oder Kosta gab es allenfalls mehrmals am Tag im Betrieb. Ich hatte immer mehrere Pfund besseren Kaffeee daheim, dessen Vorrat vor dem Versiegen wieder von West neu aufgefüllt wurde.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Kumpel » 19. März 2020, 10:40

Beethoven hat geschrieben: Hm, da bin ich aber echt erstaunt. Ich war immer der Meinung, dass selbst in der DDR ein kleines bisschen Datenschutz vorhanden war.


Scherzkeks , Datenschutz in der DDR und dann auch noch für den gemeinen Bürger der sich nicht so recht mit dem System arrangieren wollte?
Kumpel
 

Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Beethoven » 19. März 2020, 16:22

Volker Zottmann hat geschrieben:
Ich schreibe mal etwas langsamer, damit auch Du das begreifst:
Ein Ort wie Harzgerode ist kein anonymes Wahlgebiet wie die Betonwüsten Rostocks.

Rondo oder Kosta gab es allenfalls mehrmals am Tag im Betrieb. Ich hatte immer mehrere Pfund besseren Kaffeee daheim, dessen Vorrat vor dem Versiegen wieder von West neu aufgefüllt wurde.

Gruß Volker


Fein, dass Du langsam geschrieben hast. Nun begreife ich auch, dass Du zur damaligen Zeit, wo Harzgerode vielleicht um die 7.500 Einwohner hatte (heute sind es über 8.000), na sagen wir mal die Hälfte davon kanntest und um deren Wahlverhalten wusstest. Merkst Du, was Du da so schreibst?

Mokkafix, Rondo, Kosta ist mir Bockwurst. Da ich keine Westpakete bekam und auch nicht darauf angewiesen war, ist das schon in Ordnung, dass Die Wahlhelfer durch Dich bewirtet wurden.

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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 19. März 2020, 16:46

Beethoven, in Spitzenzeiten hatte Harzgerode 6500 Bewohner. Heute noch etwa 3500 bis 4000.
Die Zahlen die Du anführst beziehen sich auf 12 Ortschaften, sind also irrrelevant.
Ein Dorf ist unser Ort, der sich Stadt nennt!
Was Du heranziehst verwischt, weil inzwischen 11 Ortsteile und Dörfer eingemeindet wurden.

Und in Dörfern kannte man schon die Leute, die immer tönten, nicht zur Wahl zu wollen (DDR meine ich). Andere sagten dass offen kurz zuvor, um Vorteile herauszuschinden. Etwa eine Beschleunigung bei der Wohnungsvergabe zu erwirken.
Und wenn dann in solchem Nest 4 oder 5 Personen dieses Verhalten offen zeigten, wusste der Bürgermeister auch, wem er am Wahltag Besuch schicken musste. Stell Dich nur nicht zu bergriffsstutzig Beethoven, das nehm ich Dir nicht ab.

Gruß Volker
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon karnak » 19. März 2020, 17:02

Es gab diese Wahlhelfer mit ihren fliegenden Wahlurnen in dem Sinne, dass sie losgeschickt wurden mit dem offiziellen Auftrag denjenigen die aus irgendeinem Grund nicht die Gelegenheit oder Zeit haben an der Wahl teilzunehmen. Natürlich wusste man aus vorherigen Wahlen oder Äußerungen bis hin zu Drohungen von Vielen, dass sie nicht an der Wahl teilnehmen wollen. Speziell diese sollten politisch - ideologisch Bearbeitet und überzeugt werden es sich nochmal zu überlegen und doch hinzugehen. Natürlich ein ziemlich undankbarer und meist hoffnungsloser Job, wer sich in der DDR entschlossen hatte als Nichtwähler in Erscheinung zu treten war auch nicht durch ein Agitationskommando zu überzeugen, der hatte in der Regel mit dem System gebrochen. Nichtstestotrotz ließ man nichts unversucht, wollte keinen zurücklassen [flash] und der jeweilige Ort, Kreis und so weiter in der Hierarchie hatte den Ehrgeiz möglichst positive Zahlen nach oben zu melden. Es war eine Form von Selbstdiziplinierung wie sie nur in einer Diktatur seinen Weg findet, man brauchte das noch nicht mal anzuordnen, es ging einfach seinen sozialistischen Gang.
Es bleibt aber festzuhalten, die mit den fliegenden Wahlurnen waren keine Einfänger wie hier dargestellt , es waren Fischer wie bei den Bibelforschern [flash] , sie wollten überzeugen, überreden, immer so wie man es auslegen will. Das Ganze ging in in vielen Fällen soweit, dass man eine Wohnung, Baugenehmigung, Lada wollte und damit drohte wenn nicht dann als Nichtwähler in Erscheinung zu treten. Es war nicht ausgeschlossen, dass der Systemvertreter in dem Bereich / Region eingeknickt ist und dem stattgab.
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 19. März 2020, 17:20

Wahlhelfer und fliegende oder mobile Wahlurnen sind zwei unterschiedliche Dinge.
Die fliegende Wahlurne wurde zu Menschen geschickt von denen bekannt war das sie es aus eigener Kraft nicht ins Wahllokal geschafft hätten; Krank oder Bettlägrig waren. Zu diesen Menschen fuhr ein "mobile" Wahlkommission, bestehend aus mehreren Leuten und den Wahlunterlagen für die betreffende Person.
Ein normaler Vorgang in Zeiten in der es keine Briefwahl gab.

Die sogenannten Wahlhelfer hatten einzig und allein die Aufgabe die Bürger welche bis zu einem bestimmten Zeitpunkt noch nicht wählen waren unter ihrer Meldeadresse aufzusuchen um sie daran zu erinnern das sie doch bitte wählen gehen sollen. Sie wurden also ein wenig überzeugt.
Das die Wahlhelfer faktisch polizeiliche Befugnisse gehabt hätten um die Bürger die aus welchen Gründen auch immer nicht wählen wollten mittels bestimmter Maßnahmen dem Wahllokalen zuführen konnten ist schlicht Quatsch.
Es gab keine gesetzliche Wahlpflicht in der DDR, auf welcher Grundlage hätte denn solche Zwangsmaßnahme erfolgen sollen?
Weil es ein wild gewordener Kreissekretär so wollte?
Häkelt mal schön weiter an euren Mythen und Märchen, ihr objektiven Zeitzeugen mit klarem Verstand.
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 19. März 2020, 17:27

Auch wenn es einigen die Röte in den Kopf steigt, es ist entlarvend..... [grin]
https://www.bpb.de/politik/hintergrund- ... in-der-ddr

Fakt:
Die Wahlen waren weder geheim, noch ermöglichten sie eine demokratische "Auswahl" von Parteien, Kandidatinnen und Kandidaten zur Neubestimmung des politischen Kurses. Wählenden wurde ein Wahlzettel mit vorab nominierten Abgeordneten ausgehändigt. Diese Einheitslisten der so genannten "Nationalen Front", in der die SED und die faktisch gleichgeschalteten "Blockparteien" zusammengefasst waren, wurden gefaltet und wieder abgegeben, in der Regel ohne etwas darauf zu markieren.


Wahlbetrug 1989 – als die DDR-Regierung ihre Glaubwürdigkeit verlor
Am 7. Mai 1989 fanden in der DDR Kommunalwahlen statt. Erstmals überwachten unabhängige Bürger die Stimmenauszählung und konnten nachweisen, dass Wahlergebnisse manipuliert wurden – ein Aufbruchsignal für die Bürgerrechtsbewegung in der DDR.


Ja wer glaubt das denn noch heute?
Wer seine Stimme nicht zeitig abgab, wurde mitunter zuhause aufgesucht und zum Wahlgang aufgefordert, andernfalls musste er mit Repressalien rechnen. Auch wer im Wahllokal eine Wahlkabine aufsuchte, machte sich einer oppositionellen ("staatsfeindlichen") Gesinnung verdächtig. Mit "Nein" konnte man nur stimmen, indem man alle Namen auf der Vorschlagsliste durchstrich, was selten geschah. Bei diesen nicht mit demokratischen Prinzipien zu vereinbarenden "Wahlen" lag die Zustimmung zum Vorschlag der Nationalen Front bis 1986 offiziell stets bei über 99 Prozent.


Wie blöd muss man seine Untergebenen einschätzen, wenn man glaubt, dass man das faule Spiel bei Überwachung fortführen kann?

Ein Zwiespalt öffnete sich, entweder bei der Wahrheit bleiben, oder akzeptieren, dass die SED mal keine 98% bekommt. Man entschied sich für die weitere Lüge.....und dachte nicht, dass dies der Anfang vom Ende war.

Über den geheimen Codenamen "Symbol 89" oder den Befehl "6/89" kann sicher der AndrK berichten.

AZ
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon karnak » 19. März 2020, 17:28

Nostalgiker hat geschrieben:Das die Wahlhelfer faktisch polizeiliche Befugnisse gehabt hätten um die Bürger die aus welchen Gründen auch immer nicht wählen wollten mittels bestimmter Maßnahmen dem Wahllokalen zuführen konnten ist schlicht Quatsch.
.

Das ist das was ich zum Ausdruck bringen wollte. Und die mit der fliegenden Wahlurne kamen dann schon am späten Nachmittag bei denen denen man Böses zutraute vorbei um ihnen die Mühe abzunehmen zum Wahllokal zu latschen wenn man sie doch noch überzeugt bekam, so kenne ich das zumindest.
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 19. März 2020, 17:31

Nostalgiker hat geschrieben:Es gab keine gesetzliche Wahlpflicht in der DDR.


Es gab viele sogenannte, als gesetzlich verbreitete Dinge in der DDR, die keine reale Grundlage im Gesetz hatten, und dennoch wurden sie umgesetzt und man war letztlich gezwungen, sich den Forderungen der Mächtigen zu beugen. Also lasst diese Märchengeschichten ala demokratische Wahlen in der DDR. Da lacht ja jeder Historiker drüber.

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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 19. März 2020, 19:51

Nun geilt Euch mal nicht an meinen Wahl"fängern" auf.
Natürlich waren die wie mit fliegender Urne unterwegs. Immer nur um zu "überzeugen". Keiner konnte physischen Druck ausüben. Psychischen schon, je nach Gemüt dessen, den man überzeugen wollte.
Und wenns gelang, wurde Derjenige auch bis auf den Markt vors Wahllokal gekarrt. Grund war einzig, möglichst die 100 oder 99,9% zu stemmen. Wer so etwas heute bestreitet, hat ne Macke!
Auch meine Frau, die einfach nur während ihres Dienstes geschickt wurde hatte weder weitere Befugnisse, Knebelkette noch Schlagstock.
Die Wahlen haben gerade auch deswegen, dass jeder Einzelne nochmal behelligt wurde, nichts mit Demokratie zu tun gehabt.

Gruß Volker
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon andr.k » 19. März 2020, 22:07

augenzeuge hat geschrieben:Über den geheimen Codenamen "Symbol 89" oder den Befehl "6/89" kann sicher der andr.k berichten.

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Na sicher kann ich das. Nur hat der Befehl 6/89 nix mit der Volkskammerwahl am 18. März 1990 zu tun. Der Befehl 6/89 bezog sich auf die politisch-operative Sicherung der Vorbereitung und Durchführung der Wahlen zu den Kreistagen, Stadtverordnetenversammlungen, Stadtbezirksversammlungen und Gemeindevertretungen sowie von Veranstaltungen anlässlich des 1.und 8. Mai 1989.

Auf Beschluss des Staatsrates der DDR vom 19. September 1988 finden am 7. Mai 1989 die Wahlen zu den Kreistagen, Stadtverordnetenversammlungen, Stadtbezirksversammlungen und Gemeindevertretungen (im folgenden Kommunalwahlen genannt) statt.

Zur Gewährleistung einer hohen staatlichen Sicherheit sowie öffentlichen Ordnung und Sicherheit in Vorbereitung und Durchführung der Kommunalwahlen sowie während der anlässlich des 1. Und 8. Mai 1989 stattfindenden Veranstaltungen

Befehle ich:

In die operative Aktion sind die zeitlich angrenzenden operativen Einsätze zur Sicherung der Veranstaltungen anlässlich des 1. Mai 1989 -"Nelke 89"- und des 8. Mai 1989 einzubeziehen.


Weitere Ausführungen und Quelle findest du: https://www.stasi-mediathek.de/medien/b ... 9/blatt/1/
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 19. März 2020, 22:34

Und nun noch Symbol 89. [grins]

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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon pentium » 19. März 2020, 22:51

augenzeuge hat geschrieben:Und nun noch Symbol 89. [grins]

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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon andr.k » 20. März 2020, 00:39

augenzeuge hat geschrieben:Und nun noch Symbol 89.

AZ


Unter dem Datum des 6. März 1989 erließ der Minister für Staatssicherheit den Befehl 6/89. Er erhielt die umständlich formulierte Überschrift: "Politisch-operative Sicherung der Vorbereitung und Durchführung der Wahlen zu den Kreistagen, Stadtverordnetenversammlungen, Stadtbezirksversammlungen und Gemeindevertretungen sowie von Veranstaltungen anlässlich des 1.und 8. Mai 1989" und erteilte im Detail konkrete Weisungen an die zuständigen Diensteinheiten des MfS "zur Gewährleistung einer hohen staatlichen Sicherheit sowie öffentlichen Ordnung und Sicherheit" im Vorfeld der Kommunalwahlen.

Sie waren zu einer "operativen Aktion" zusammenzufassen, der er das CODEWORT "Symbol 89" gab.

Ich hoffe, du verstehst das jetzt mit dem Befehl und dem Codewort?! Vielleicht liest du die von mir eingestellten 9 Dokumente in meinem Link noch einmal.

Und wie gesagt, das hat jetzt nix mit der Volkskammerwahl 1990, am Hut.

[grins]
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 20. März 2020, 08:15

augenzeuge hat geschrieben:
Nostalgiker hat geschrieben:Es gab keine gesetzliche Wahlpflicht in der DDR.


Es gab viele sogenannte, als gesetzlich verbreitete Dinge in der DDR, die keine reale Grundlage im Gesetz hatten, und dennoch wurden sie umgesetzt und man war letztlich gezwungen, sich den Forderungen der Mächtigen zu beugen. Also lasst diese Märchengeschichten ala demokratische Wahlen in der DDR. Da lacht ja jeder Historiker drüber.

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Augenzeuge, unterlasse doch einfach deine bösartige Unterstellung das ich das Wahlverfahren in der DDR als Demokratisch gepriesen hätte.

Zum Verfahren an sich habe ich mich nämlich überhaupt nicht geäußert sondern ich habe lediglich den Ablauf der Tätigkeit eines sogenannten Wahlhelfers aus eigenem erleben; so etwas nennt man Zeitzeugenbericht; geschildert und versucht den Unterschied zu den als fliegendes Wahllokal oder mobile Wahlurne oder wie das genau hieß darzustellen.
Letztere waren nicht dazu da wie hier dargestellt auffällige Bürger zu verfolgen um sie vor Ort zu nötigen den Wahlzettel in die Wahlurne zu stecken, nötigenfalls auch unter fantastischen Versprechungen wie ihr bekommt sofort eine Neubauwohnung oder einen Lada usw. Das letztere sind einfach urbane Mythen oder anders gesagt, Gerüchte die inzwischen zur "Zeitzeugenwahrheit" wurden.

Du, Augenzeuge, bist nicht gewillt zu erkennen und zu begreifen das der allgemein gültige bürgerliche Demokratiebegriff inhaltlich nicht auf die Verhältnisse des politischen Systems DDR übertragbar sind.
Da der Demokratiebegriff alter Prägung von den damaligen Bolschewiki als Klassengebundenes Herrschaftsinstrument verstanden wurde plädierte der radikale Flügel um Lenin für die konsequente Abschaffung/Vernichtung der Strukturen der bürgerlichen "Klassen"Demokratie um an ihre Stelle eine neue, sozialistische Demokratie zu setzen.
Was dann 1917 in Russland als neue Demokratie eingeführt wurde rief sofort R. Luxenburg auf den Plan welche dieses Vorgehen vernichtend kritisierte und eine Volksdemokratie ähnlich der der Pariser Kommunarden von 19871 forderte.
In den folgenden Jahren schuf sich die machthabende Partei unter dem Kampfbegriff "Diktatur des Proletariats" und "demokratischer Zentralismus" selbst ihre Legitimation zur Machtausübung und der Deutung des Demokratiebegriffs in ihrem Sinn.
Wie bereits geschrieben Augenzeuge solltest du dies erkennen und begreifen und nicht solche Begriffe wie Demokratie zu einem inhaltslosen, populistischen Kampfbegriff verkommen lassen.

PS.: Hättest du die Freundlichkeit diese Wortgirlande von den gesetzlich verbreitenden Dingen welche keine gesetzliche Grundlage haben mal aufzudröseln damit man versteht was du damit meinst.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon Kumpel » 20. März 2020, 09:08

Ja Nosti , das DDR Staatsvolk war nur zu doof diese wunderbare Art von Demokratie zu erkennen.
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Re: 18. März 1990 - Volkskammerwahlen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 20. März 2020, 09:20

Hättest du die Freundlichkeit diese Wortgirlande von den gesetzlich verbreitenden Dingen welche keine gesetzliche Grundlage haben mal aufzudröseln damit man versteht was du damit meinst.


Muss ich das einem Ex DDR Bürger tatsächlich erklären? Ich denke nicht.

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